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Rolex Grand Slam magazine - Number 2

looking back / E in Blick zurück / U ne rétrospective Rolex grand slam magazine Die Brüder d’Inzeo – für immer verbunden mit Genf S ie haben uns erst vor kurzem verlassen, fast gleichzeitig, nachdem sie auch gemeinsam die Geschichte des Springsports entscheidend geprägt hatten. In der Historie der Olympischen Spiele, bei denen beide während ihrer langen Karrieren jeweils sechs Medaillen gewinnen konnten und dabei sechs Mal nebeneinander auf dem Treppchen standen, haben sie genauso ihre Spuren hinterlassen wie bei Weltmeisterschaften und den Turnieren in Aachen und Genf. In Genf haben beide Brüder mehrere hochkarätige Erfolge gefeiert. Piero, der Ältere, konnte in Aachen vier Mal den Großen Preis gewinnen und hat in Genf, im ehemaligen Palais des Expositions im Zentrum der Stadt, 1951 den Prix des Vainqueurs (Preis der Sieger) und 1947, 1955 sowie 1959 den Nationenpreis für sich entschieden. Raimondo war ebenfalls Mitglied in diesen drei siegreichen Mannschaften und hat zusätzlich den Grand Prix de Suisse 1961, 1969 und 1971 gewonnen, ebenso wie die Trophée de la Ville de Genève in den Jahren 1959 und 1963. Diese Erfolge machen ihn zum drittbesten Reiter in der langen Geschichte von Genf (seit 1926), direkt hinter Rodrigo Pessoa und Steve Guerdat, und gleichauf mit Ludger Beerbaum. Die Anekdote, die wir hier gerne erzählen möchten, ist die ihres ersten gemeinsamen Nationenpreises 1947 in Genf: Eine Premiere… und ja, sie siegten, aber nicht, ohne zu zittern! Pieros Pferd „Furore“ verweigerte im zweiten Umlauf und stieg, so dass Raimondo auf die Reitfläche laufen wollte, um seinem Bruder zu helfen. Im letzten Moment wurde er glücklicherweise in seinem Übermut von Chef d’Equipe Sandro Perrone zurückgehalten: Raimondos Eingreifen hätte die Disqualifikation der Mannschaft zur Folge gehabt! Doch es kam anders, und wie so oft führten die beiden Brüder die Ehrenrunde Seite an Seite an. Wie bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1956, wo beide direkt hinter dem großen Hans Günter Winkler platziert wurden. Oder aber wie 1960 an der Piazza di Siena in ihrer geliebten Stadt Rom, wo sie sich selbst zu den Königen des Sports krönten und zu Gold und Silber bei Olympischen Spielen galoppierten. Ihr ultimativer Traum. Sehr viel später, im Alter von 74 Jahren, absolvierte Piero d’Inzeo seinen allerletzten Parcours in Genf, 51 Jahre nach seiner ersten Teilnahme. Er trug dabei seine Oberst-Uniform, auch wenn er im Laufe der Jahre zum General geworden war. Der Magier im Sattel war sehr glücklich, nach einer längeren Pause wieder in seine Stiefel zu schlüpfen und ritt einen Springparcours (mit einem geliehenen Pferd, aber im perfekten Stil), einige Dressurlektionen und bewies bei einer Kutschenpräsentation seine Fertigkeiten an den Fahrleinen. Seither sind beide Brüder noch einige Male als Besucher in Genf gewesen. Piero war 2011 noch in Aachen, und den CSIO Rom besuchten sie bis vor kurzem noch regelmäßig gemeinsam. Fast gleichzeitig sind sie von uns gegangen. Raimondo im letzten November mit 89 Jahren und Piero im Februar, mit 91. Die Geschichte wird sie für immer vereinen. Für ihre Klasse, ihre Eleganz und ihre Erfolge. Genf ist stolz, ein kleiner Teil dieser wunderbaren Geschichte zu sein. (Alban Poudret) 50


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