Rolex Grand Slam of Show Jumping

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(Photo: Spruce Meadows Media / Dave Chidley) (Photo: Spruce Meadows Media / Dave Chidley)

Daniel Deusser and Killer Queen VDM win the CP 'International', presented by Rolex at Spruce Meadows

The German rider is the new Rolex Grand Slam Live Contender

 

Ein wie immer gewaltiger und anspruchsvoller von Leopoldo Palacios entworfener Parcours erwartete 40 der weltbesten Reiter-Pferd-Kombinationen, die im Rahmen der Rolex Grand Slam-Serie im legendären International Ring von Spruce Meadows die Königsklasse der Masters-Woche, das CP ‚International‘, presented by Rolex bestritten.

Im ersten Umlauf gab es nach den ersten 20 Startern noch keine Nullrunde und eine Reihe von DNFs zeugte von der Schwere der Prüfung, die Reiter und Pferd zu bewältigen hatten, wobei die Dreifachkombination nach dem Wassergraben nur eines der Hindernisse war, an denen viele der Reiter scheiterten. Der 24-jährige Gilles Thomas aus Belgien und sein 14-jähriger Wallach Aretino 13 stellten jedoch schon bald unter Beweis, dass der Parcours des Venezolaners Palacios reitbar war, indem die beiden die 14 Hindernisse in einer Zeit von 84,72 fehlerfrei bewältigten. Trotz vier Fehlern blieben auch der Live Contender des Rolex Grand Slam of Show Jumping Gerrit Nieberg (GER) und sein Erfolgspferd vom Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen im Juli, Ben 431, im Rennen. Kurz darauf demonstrierte McLain Ward (USA) mit seiner Superstar-Stute HH Azur Klasse und Harmonie, indem er in 83,73 Sekunden die zweite Nullrunde ablieferte.

Der Schweizer Steve Guerdat und sein 13-jähriger Wallach Venard De Cerisy ließen sich davon inspirieren und erzielten in 85,53 Sekunden die dritte Nullrunde des Tages. Nach dem Überschreiten des 86-Sekunden-Limits trübte ein Zeitfehler des Niederländers Harrie Smolders und seines Siegerpferdes beim CP ‚International‘ presented by Rolex 2019, Darry Lou, den ansonsten fehlerfreien Umlauf. Dem deutschen Springreiter Daniel Deußer und seiner Stute Killer Queen VDM, dem Major-Siegerpaar des CHIO Aachen 2021, gelang die vierte Nullrunde des Tages und die letzte des ersten Umlaufs. Sechs weitere Kombinationen zogen in den zweiten Umlauf ein, darunter die Mexikaner Eugenio Garza Perez und Manuel Gonzalez Dufrane, der Schwede Peder Fredricson, Rolex-Testimonial Martin Fuchs aus der Schweiz, der Ire Paul O'Shea und der Brasilianer Francisco Jose Mesquita Musa.

Die 12 bestplatzierten Pferde und Reiter des ersten Umlaufs mussten sich einem zweiten Umlauf mit noch höheren Hindernissen in einem leicht verkürzten Parcours stellen, wobei das Zeitlimit bei 72 Sekunden lag. Als Fünfter an der Reihe zeigten Martin Fuchs und sein 10-jähriger Schimmelwallach Leone Jei ihre unverwechselbare Klasse, indem sie den Parcours in 69,80 Sekunden fehlerfrei absolvierten. Nach dem Brasilianer Eugenio Garza Perez und seinem 11-jährigen Hengst Contago sowie Gerrit Nieberg und Ben 431 war dies die dritte fehlerfreie Runde eines Paare in Folge, das im ersten Umlauf 4 Fehlerpunkte verbucht hatte. Ihre Hoffnungen waren jedoch nur von kurzer Dauer, denn das Siegerduo des CP ‚International‘ von 2021, Steve Guerdat und Venard De Cerisy, war das erste Paar, dem eine doppelte Nullrunde gelang. Die aktuelle Nummer 39 der Weltrangliste, Gilles Thomas, war der nächste Reiter, der zur Freude des kalifornischen Publikums ebenfalls fehlerfrei bleiben konnte, so dass ein Stechen erforderlich wurde. Rolex-Testimonial Daniel „Double D“ Deusser und seine 12-jährige Stute Killer Queen VDM sicherten sich kurz darauf ebenfalls einen Platz im Stechen. Der Sieger des Tourmaline Oil Cups vom Freitag, McLain Ward, schaffte es nach einem Abwurf nicht in die Entscheidung.

Der Ausgang des Stechens des dritten Umlaufs war offen und das fachkundige Publikum wartete gespannt darauf. Als Erster absolvierte Steve Guerdat den Stechparcours und überquerte die Ziellinie mit vier Fehlerpunkten in 41,70 Sekunden. Gilles Thomas, der als nächster an der Reihe war, kam nach Abwürfen am CP-Oxer sowie am finalen Hindernis mit acht Fehlerpunkten in 42,31 Sekunden ins Ziel. Daniel Deußer ritt in aller Ruhe in den International Ring ein, navigierte akribisch durch das Stechen mit acht Hindernissen und überquerte die Ziellinie fehlerfrei innerhalb des Zeitlimits. Damit gewann er den CP ‚International‘ 2022, presented by Rolex und wurde zum Live Contender des Rolex Grand Slam of Show Jumping.

Zum Sieg beim CP ‚International‘, presented by Rolex äußerte sich Deußer wie folgt: „Das hier ist ein historischer Grand Prix, es ist eine Klasse, die ich verfolge, seit ich sehr, sehr jung bin. Ich habe die Prüfung im Fernsehen gesehen, und ich habe noch VHS-Kassetten zu Hause, auf denen das Springen zu sehen ist. Ich habe es mir immer wieder angesehen und konnte mir nie vorstellen, selbst hier zu sein. Den CP ‚International‘, presented by Rolex hier in Spruce Meadows zu gewinnen, ist ein fantastisches Gefühl.“

Voller Begeisterung für seine Stute Killer Queen VDM merkte Deußer an: „Sie hatte eine fantastische Woche, um ehrlich zu sein. Ich habe den ersten Tag mit einer kleinen Prüfung begonnen und hatte Zweifel, sie in einer großen Prüfung einzusetzen, aber schließlich bin ich mit ihr am Freitag in der großen Prüfung gestartet, weil sie noch nie hier im International Ring war. Ich denke, dass es heute eine gute Entscheidung war, sie ist drei fantastische, fehlerfreie Runden gesprungen, und sie wird heute Abend auf jeden Fall ein großes, großes Abendessen und einige Karotten und Leckerlies bekommen!“

 

 

(Photo: Spruce Meadows Media / Jack Cusano) (Photo: Spruce Meadows Media / Jack Cusano)

Meet the Next Gen:

Dylan Munro

 

Was haben Sie bis zum Jahresende noch vor?

Die erfahreneren Pferde, die ich hier in Spruce Meadows dabei habe, machen eine kleine Pause, und zum Oktoberfest sind wir dann mit einigen der jüngeren Pferde zurück. Danach werden wir uns eine Auszeit gönnen, bevor wir in den ersten vier Monaten des nächsten Jahres das Winterprogramm in Thermal absolvieren.

Was macht Spruce Meadows zu einem so besonderen Ort für Wettkämpfe?

Ich bin in der Gegend aufgewachsen und schon als Kind hierhergekommen. Ich habe immer davon, im International Ring gegen die Besten der Welt anzutreten. Die ganze Geschichte, dieser Ort ist einfach legendär und es ist wirklich ein wahr gewordener Traum, hier antreten zu können.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Der stolzeste Moment meiner bisherigen Karriere ist wohl, es geschafft zu haben, einmal während der Sommerserie im International Ring zu starten. Ich hatte mich während der Sommerserie gerade auf 1,40 m gesteigert. Mich für diesen Wettkampf zu qualifizieren, war also toll.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere bis jetzt am meisten inspiriert?

In letzter Zeit meine beiden Trainer, Kelly Koss-Brix und Ben Asselin. Ich finde es toll, dass sie mich unter ihre Fittiche genommen haben und mir das Springreiten richtig beigebracht haben. Das hat es mir ermöglicht, einige unglaubliche Pferde zu reiten.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Mich motiviert, dass es immer mehr gibt, was man erreichen kann. Man will im Sport einfach immer besser werden, das Ziel ist, am Sonntag hier zu springen und an den größten Grands Prix teilzunehmen. All das motiviert mich, weiterzumachen und alles zu geben.

Erzählen Sie uns ein wenig über die Pferde, die Sie diese Woche dabeihaben...

Ich habe Face to Face dabei, oder „Frankie“, wie wir ihn im Stall nennen. Dieses Pferd liebe ich einfach. Er hat während meiner Karriere so viel für mich getan. Wir haben wirklich eine erstaunliche Partnerschaft aufgebaut und ich bin einfach begeistert davon, was er und ich im Sommer erreicht haben. Er ist ein großartiges Pferd für mich und ich kann nur Gutes über ihn sagen.

Das andere Pferd ist eine Stute namens Castelle [Van Het Beeckhof Z], sie gehört der Telsec Farm. Es ist für mich ein großes Glück, dass sie mir die Chance gegeben haben, sie zu reiten. Sie ist eine typische Stute, ein bisschen eigenwillig und will, dass alles immer nach ihren Vorstellungen läuft. Aber sie springt unglaublich und ich bin der Meinung, dass ihre Zukunft noch Großes bereithält.

Haben Sie junge Pferde, die Ihrer Meinung nach das Zeug zum Superstar haben?

Ich persönlich habe keine eigenen jungen Pferde, aber das Pferd, das Ben und Kelly mich zu Hause reiten lassen, heißt Macgyver und ist ein Vollbruder von Bens tollem Pferd Makavoy, das jetzt im Ruhestand ist und das Leben auf der Weide genießt. Er kommt langsam in Fahrt, und ich glaube wirklich, dass er über ein riesiges Potenzial verfügt.

Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?

Erst letzte Woche hat Ben zu mir gesagt, dass ich außerhalb der Turniere so hart gearbeitet habe, damit ich am Ende nur noch in den Parcours gehen und loslegen muss. Er hat gesagt, ich müsse auf die Arbeit und die Prozesse vertrauen und auf die unzähligen Stunden, die ich trainiert habe. Das wird sich im Parcours auszahlen. Ich muss einfach hineinreiten und daran glauben, dass ich jede Prüfung gewinnen kann.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist einfach toll und hat das Interesse der Menschen am Springsport neu entfacht. Ich hab die großen Veranstaltungen in Europa noch nicht selbst miterlebt. Hier zu sein und zu sehen, wie groß das Interesse der Öffentlichkeit ist und wie sehr sie sich für den Sport begeistert, ist großartig und wirklich gut für den Sport.

Was machen Sie abseits des Springreitens gerne?

Ich versuche, so viel wie möglich auf dem Bauernhof meiner Familie zu helfen. Ich liebe Eishockey und gehe im Winter so oft wie möglich zu den Spielen der Calgary Flames. Allgemein liebe ich einfach Sport.

(Photo: Spruce Meadows Media / Mike Sturk) (Photo: Spruce Meadows Media / Mike Sturk)

Interview mit:

Linda Southern-Heathcott

 

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows Masters wieder mit voller Zuschauerkapazität stattfindet.

Auf jeden Fall, es ist wunderbar, wieder hier zu sein. Irgendjemand dort oben scheint uns wohlgesonnen zu sein, denn wir haben herrlichen Sonnenschein, wir haben fantastischen Sport, und es ist einfach traumhaft, dass all diese Elemente zusammenkommen.

Gibt es in diesem Jahr etwas Neues beim CSIO Spruce Meadows Masters?

Das Wichtigste, was wir in diesem Jahr eingeführt haben, waren die Reitvorführungen, ganz besonders wollten wir das Dressurreiten in den Vordergrund stellen. Ich bin der Meinung, dass man das Dressurreiten in Kanada wirklich fördern muss. Es ist ein sehr schnell wachsender Sport, er ist ausgesprochen elegant und ich habe den Eindruck, dass die Vorführungen den Zuschauern wirklich gefallen haben. Wir hatten zwei wunderbare Dressurreiter, die aus Kanada stammen und CDI-Sieger sind. Der eine ist gerade erst von den Weltmeisterschaften zurückgekehrt, der andere ein aufstrebender Reitsportler. Es war eher zum Vergnügen gedacht, doch die Pferde waren gut aufeinander abgestimmt und sie haben am Freitagabend eine wunderbare Leistung gezeigt. Außerdem sind sie als Auftakt für den CP ‚International‘, presented by Rolex geplant.

Welche Eigenschaften sind Ihnen bei Ihren Teammitgliedern wichtig? Was macht ein erfolgreiches Team aus?

Die entscheidendste Qualität ist, dass das Team zusammenarbeitet, in guten wie in schlechten Zeiten. Alle Mitglieder müssen sich hinsetzen und wirklich versuchen, Lösungen für die Probleme zu finden, die sich ihnen stellen und sie sollten diese Herausforderungen in Chancen verwandeln. Für mich ist das das Wesentliche.

Was raten Sie jemandem, der in die Sportveranstaltungsbranche einsteigen möchte?

Mein wichtigster Rat ist etwas, das nicht gerade meine Stärke ist: Geduld zu haben. Ich möchte die Menschen auch dazu ermutigen, sich Ziele zu setzen, sie klar vor Augen zu haben und immer auf sie hinzuarbeiten. Ich glaube, einer der wichtigsten Grundsätze für alle vier Grand Slam-Turniere ist, dass wir uns alle darauf eingestellt haben, auf lange Sicht am Ball zu bleiben. Es geht nicht um eine schnelle Lösung oder unmittelbare Ergebnisse, sondern darum, den Sport aufzubauen und sich für ihn zu engagieren, indem wir alle Beteiligten dafür gewinnen, seien es die Athleten, unsere Fans, unsere Sponsoren oder die Medien. Es geht darum, alle diese Elemente zusammenzuhalten und den Sport voranzubringen.

Was macht für Sie eine erfolgreiche Sportgroßveranstaltung aus?

Sie muss spannungsgeladen sein. Jedes der Rolex Grand Slam-Turniere ist einzigartig, jedes besticht durch eine andere Atmosphäre. Ich glaube, dass der Sport aktuell etwas monoton und gleichförmig wirkt. Das Masters im Golf unterscheidet sich von den US Open Championships und in der Formel 1 ist der Grand Prix von Monaco etwas anderes als der Grand Prix der Niederlande. Einzigartig zu sein und der eigenen Kultur und dem eigenen Charakter treu zu bleiben, ist ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs. Ein weiterer Bestandteil sind die Spitzensportler, die man zu bieten hat. Und dann lässt man den Sport und den Wettbewerb ihre Wirkung entfalten, so dass man als Zuschauer die Intensität genießen und sich unterhalten und begeistern lassen kann. Wenn man alle diese Bestandteile zur Verfügung hat, ist einem der Erfolg der Veranstaltung sicher.

(Photo: Spruce Meadows Media/Jack Cusano) (Photo: Spruce Meadows Media/Jack Cusano)

McLain Ward gewinnt die Tourmaline Oil Cup

 

Ganze 49 Reiter-Pferd-Kombinationen, darunter vier der aktuellen Top 10 der Weltrangliste, traten zum Höhepunkt des zweiten Tages des CSIO5* Spruce Meadows „Masters“ an, dem 1,60 m Tourmaline Oil Cup. Der venezolanische Parcours-Designer Leopoldo Palacios schien eine schwierige Aufgabe gestellt zu haben, denn viele der Weltklasse-Reiter waren nicht in der Lage, den Parcours mit 12 Hindernissen fehlerfrei zu bewältigen und ins Stechen zu kommen. Zur Freude des Publikums im International Ring gab es jedoch gegen Ende eine Reihe von Paaren, die sich diesem Trend widersetzten. So kam es zu einem spannenden Stechen mit sechs Pferden, das später auf vier Pferde reduziert wurde, nachdem Daniel Bluman aus Israel mit Ladriano Z sowie der Drittplatzierte im Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen, Nicola Philippaerts mit Katanga v/h Dingeshof beschlossen hatten, nicht teilzunehmen.

Zu den vier Paaren, die zum finalen Showdown antraten, gehörten Rolex Testimonee McLain Ward mit HH Azur aus Amerika, Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion Scott Brash mit Hello Jefferson, der weitere Rolex Testimonee Daniel Deußer aus Deutschland und sein 11-jähriger Hengst Bingo Ste Hermelle sowie Harrie Smolders und sein Superstar-Hengst Darry Lou, der diese Arena wie kaum ein anderer kennt, da er hier 2019 mit seiner früheren Partnerin Beezie Madden beim CP International, presented by Rolex, triumphiert hat.

Auf die vier Paare wartete ein Stechen über acht Hindernisse, bei dem Scott Brash als erster an der Reihe war und in 45,92 Sekunden eine Null-Fehler-Runde schaffte. Ihm folgte McLain Ward, der ebenfall fehlerfrei durch den Parcours stürmte und Brashs Zeit um über fünf Sekunden unterbot. Damit blieben nur noch Deußer und Smolders übrig, die beide fehlerfrei waren, aber die uneinholbare Führung des Amerikaners nicht toppen konnten, sodass der Deutsche auf Platz zwei und der Niederländer auf Platz drei landete.

Ward freute sich über seinen Sieg und seine 16-jährige Stute und kommentierte: „Pferde verstehen Wichtigkeit und Energie anders als wir. Ich bin überzeugt, diese großartigen Pferde spüren die Atmosphäre und wollen gut abschneiden, sie wollen gefallen und sich der Situation stellen. Meine Stute ging heute zum Tor und hob den Kopf, ihre Augen waren direkt auf die Arena gerichtet, die Ohren gespitzt, dieses Pferd zog mich quasi in Richtung Parcours, also versteht sie in gewisser Weise ganz bestimmt, worum es geht.“

Mit Blick auf das CP International, presented by Rolex, am Sonntag, erklärte Ward: „Jetzt habe ich genug Erfahrung. Ich versuche einfach, mich auf meinen Job zu konzentrieren und an unseren Plan und an das Pferd zu glauben. Dann fehlt nur noch ein bisschen Glück.“

(Photo: Spruce Meadows Media/Mike Sturk) (Photo: Spruce Meadows Media/Mike Sturk)

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Interview mit:

Leopoldo Palacios

 

Wie sieht ein typischer Tag beim Spruce Meadows Masters‘ für Sie aus?

Ich stehe in der Regel um 6 Uhr auf und komme um 7 Uhr auf der Anlage an. Heute Abend werde ich erst recht spät fertig sein, so gegen Mitternacht, da ich das Ende der ATCO Six Bar abwarten und danach den Parcours für morgen früh aufbauen muss. Morgen bin ich dann wieder früh hier, um dem Parcours den letzten Schliff zu geben, was zu meiner Aufgabe gehört.

Was sind Ihre Leidenschaften abseits der Parcours-Gestaltung?

Meine größte Passion sind Pferde. Ich liebe Pferde. Außerdem mag ich Hochseeangeln, am liebsten nach Marlin und Thunfisch, was auch mein Vater liebte. Aber nur nach ihnen angeln, nicht mit ihnen schwimmen! Meine Familie hatte früher ein spezielles Fischerboot, mit dem mein Vater an Wettbewerben in Venezuela teilnahm. Nachdem er mit der Landwirtschaft abgeschlossen hatte, ging er Angeln und ich begleitete ihn, so begann meine Liebe dazu. Mein Heimatland Venezuela ist ein absolutes Paradies zum Angeln, die Karibik ebenso. Dieses Leben verläuft weitgehend parallel zu meiner Karriere als Parcours-Designer.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die professionelle Parcours-Designer werden möchten?

Zuerst würde ich betonen, dass man Pferde lieben muss. Ich würde der Person auch sagen, dass man Leidenschaft haben muss und nicht des Geldes wegen motiviert sein darf, denn es ist kein Job, mit dem man reich wird. Man kann zwar gut davon leben, aber bei diesem Job geht es vor allem um die Liebe zu den Pferden und die Leidenschaft für den Sport. Was die Technik angeht, würde ich einem jungen Parcours-Designer empfehlen, Geometrie und Zeichnen zu lernen, um ein Gefühl für Größenverhältnisse zu entwickeln. Es ist auch wichtig, Pferde zu verstehen und vor allem ihre Mimik lesen zu können, um zu erkennen, ob sie glücklich oder traurig sind. Wer also Parcours-Designer werden will, sollte ein gutes Gleichgewicht zwischen technischem Können und Gefühl haben. Denn schließlich muss man die bestmöglichen Parcours bauen. Die Reiter sollen dabei gegeneinander antreten und nicht gegen den Designer oder den Parcours.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Karriere als Parcours-Designer?

Das ist eine sehr schwierige Frage, aber ich war besonders glücklich, als Scott Brash hier den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. An diesem Tag war das Stadion voll, und im International Ring herrschte absolute Stille – man hörte nur Hello Sanctos. Ich finde es einfach toll, was Rolex für den Sport tut. Ein weiterer sehr emotionaler Moment war für mich bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000. Noch nie in der Geschichte der Olympischen Spiele gab es im Einzelspringen nur drei Pferde, die um die drei Medaillen gesprungen sind. Das ist immer mein Traum und mein Wunsch gewesen. Und dort ist er wahr geworden. In diesem Moment bin ich total durchgedreht und durch die Gegend gesprungen. Und das ist nicht mit doppelten Nullrunden, sondern mit Fehlern in beiden Runden geschehen.

Wo und wann haben Sie als leitender Parcours-Designer Ihren ersten Parcours entworfen?

Meinen ersten Parcours habe ich 1976 als leitender Designer in Venezuela entworfen. 1977 habe ich dann meinen ersten internationalen Parcours in der Nord- und Südamerikanischen Liga gebaut.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Meine Hauptinspirationen waren zwei meiner Mentoren: Arno Gego und Pamela Carruthers. Mit beiden habe ich viele, viele Jahre zusammengearbeitet. Drei Jahre lang war ich der Assistent von Arno Gego, von dem ich unheimlich viel gelernt habe und der danach wie ein Vater für mich gewesen ist.

Erzählen Sie uns zum Abschluss noch etwas über den Parcours, den Sie für das CP International, presented by Rolex, am Sonntag entworfen haben, und wer Ihrer Meinung nach gewinnen wird ...

Ich mag es nicht, Parcours zu bauen, die nicht ausgewogen sind, also werde ich am Sonntag darauf achten, dass ich, wenn ich eine lange Linie einbaue, auch eine kurze Linie und eine normale Linie einbaue. Auf diese Weise wird der Parcours allen Pferden und Reitern gerecht.

Ich denke, dass wir in diesem Jahr eine tolle Liste von Pferden haben und die Qualität sehr hoch ist – die Besten der Besten. Wenn ich mir die Startliste für das CP International, presented by Rolex, ansehe und mir überlege, wie die Pferde im Laufe der Woche gesprungen sind, kann ich normalerweise zwischen 15 und 20 Pferde nennen, die eine Chance auf den Sieg haben könnten. Aber dieses Jahr gibt es bis zu 30 Kombinationen, auf die das zutrifft. Ich glaube, die Reiter haben die Bedeutung des Rolex Grand Slam begriffen und schonen ihre Pferde für diese unglaubliche Chance

Reiter Interview:

Matthew Sampson

 

Hier in Spruce Meadows konnten Sie einige erstaunliche Erfolge feiern – was macht diesen Ort so besonders für Wettkämpfe?

Letztes Jahr war ich zum ersten Mal hier, dieses Jahr habe ich an der Sommerserie teilgenommen, was fantastisch gewesen ist. Ich hatte das Glück, zwei 5*-Grands Prix mit zwei verschiedenen Pferden zu gewinnen. Die Pferde wachsen hier einfach über sich hinaus, die Anlagen sind die besten der Welt, deshalb bin ich sehr dankbar, hier reiten zu dürfen.

Mit welchen Pferden werden Sie diese Woche beim Spruce Meadows ‘Masters‘ antreten?

Für die 5*-Tour habe ich zwei Pferde: Ebolensky, der hier letzte Woche den 5*-Grand Prix gewonnen hat, und Fabrice DN, der den Grand Prix [CP International, presented by Rolex] bestreiten wird, das ist mein Plan. Die beiden sind tolle, aber auch sehr unterschiedliche Pferde. Eines davon gehört Luis Alejandro Plascencia aus Mexico, das andere gehört mir und der Evison-Familie aus England. Beide Pferde sind hervorragend und ich freue mich auf eine tolle Woche.

Sie und Fabrice DN haben im Juni den RBC Grand Prix of Canada CSI 5* gewonnen und Sie haben Ihrem Team viel Anerkennung gezollt. Sagen Sie uns, wie wichtig Ihr Team für Ihren Erfolg ist ...

Ohne sie – Kate, Brad, meine Freundin Kara und all die Leute zu Hause – wäre das alles nicht möglich. Darüber hinaus darf ich auch meine Besitzer und meine Eltern nicht vergessen, die mir dass alles erst ermöglichen. Es wird oft nicht genug darüber gesprochen, aber hinter mir steht ein großes Team, das dafür sorgt, dass es den Pferden so gut wie möglich geht.

Haben Sie junge Pferde, von denen Sie glauben, dass sie das Potenzial zum 5*-Grand-Prix-Sieger haben?

Ich habe ein Pferd namens King Lepatino, das hier gesprungen ist und dem amerikanischen Stall Cumberland Acres gehört. Er ist sieben Jahre alt und hat hier im International Ring sein internationales Debüt gefeiert – und dabei eine schöne fehlerfreie Runde hingelegt.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Am allermeisten meine Eltern, die mich immer mit viel Vertrauen antreiben. Als Reiter John und Michael Whitaker –  diese Jungs habe ich während meiner gesamten Kindheit bewundert. Und mein guter Freund Scott Brash, der sich hier fantastisch geschlagen hat. Wir haben viel zusammen gemacht, als wir jünger waren, er steht mir immer mit Ratschlägen zur Seite. Es gibt aber auch noch viele andere, z. B. Duncan Ingles, für den ich in jüngeren Jahren gearbeitet habe, auch er hat mir sehr geholfen.

Was machen Sie abseits des Springreitens gerne?

Alles, was mit Wettkampf zu tun hat. Aber meistens haben wir nicht viele Gelegenheiten für andere Aktivitäten, also ist es das Wichtigste, meine Familie zu sehen, wenn ich nicht bei einem Turnier bin.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Meinen ersten 5*-Grand Prix hier in Spruce Meadows zu gewinnen, war ein Lebensziel, das jeder Reiter anstrebt, das ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist einfach unglaublich und für mich das spannendste, das unser Sport zu bieten hat. Es gibt so viele Grands Prix, aber die vier Majors des Rolex Grand Slam sind absolut die besten, die Qualität der Anlagen ist jeweils einfach fantastisch. Das ist super für den Sport und ich danke Rolex dafür.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Conor Swail gewinnt die CANA Cup

 

Am ersten Tag des CSIO5* Spruce Meadows Masters 2022 traten 37 Kombinationen aus 17 Ländern bei kühlem, aber sonnigem Wetter im legendären International Ring beim CANA Cup für 1,60 m in Calgary gegeneinander an – alle mit dem festen Ziel vor Augen, sich für das CP International, presented by Rolex, am Sonntag zu qualifizieren. Zu den Spitzenreitern gehörten der derzeitige Weltranglistenerste Henrik von Eckermann aus Schweden, der britische Rolex Grand Slam of Show Jumping-Champion Scott Brash, der Amerikaner McLain Ward und der ehemalige Major-Sieger Max Kühner aus Österreich.

Der von Leopoldo Palacios aus Venezuela entworfene Parcours mit 12 Hindernissen wurde in der ersten Runde von sechs Paaren fehlerfrei absolviert. Von diesen sechs Reitern verzichteten jedoch der Franzose Kevin Staut und Daniel Bluman aus Israel auf die weitere Teilnahme, sodass nur vier Reiter im Stechen antraten. Zu diesen Reitern gehörten der Belgier Olivier Philippaerts, der Franzose Marc Dilasser, der Ire Conor Swail und die aktuelle Nummer 18 der Weltrangliste aus Deutschland und Rolex-Testimonee Daniel Deußer.

Olivier Philippaerts und sein 11-jähriger Hengst Le Blue Diamond V't Ruytershof waren die ersten im Ring und kamen mit vier Fehlern ins Ziel. Ebenso erging es dem Zweiten Daniel Deußer mit seinem 11-jähriger Hengst Bingo Ste Hermelle. Conor Swail – derzeit Weltranglistenvierter – und sein 15-jähriger Wallach Count Me In bewältigten den verkürzten Parcours in 43,46 Sekunden fehlerfrei. Der Franzose Marc Dilasser, der als Letzter an den Start ging, machte zu Beginn einen starken Eindruck, doch er und sein 10-jähriger Wallach Chamann Has brachten den vorletzten Sprung zu Fall und belegten am Ende den dritten Platz.

Swail freute sich über seinen Sieg und lobte die Unterstützung durch sein Team: „Ich steige jeden Tag in den Sattel und reite ein oder zwei Stunden, aber die Menschen um mich herum sind diejenigen, die die ganze harte Arbeit machen, die sicherstellen, dass er [Count Me In] gesund ist und sicher von A nach B reist. Wir sind natürlich sehr gut in dem, was wir tun, aber es ist das Team, das hinter einem steht, das alles zum Laufen bringt und den Erfolg ermöglicht.“

Und die Qualifikation zum Rolex-Major am Sonntag kommentierte Swail: „Ich bin sehr aufgeregt, denn mein Hengst ist gut in Form. Er ist hier bereits im Sommer gesprungen und war Zweiter im Großen Preis. Er liefert mir immer gute Leistungen ab, mit etwas Glück reiten wir am Sonntag ganz vorne mit.“

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Reiter Interview:

Amy Millar

 

Mit welchen Pferden werden Sie diese Woche antreten?

Ich habe zwei Pferde mit hierher gebracht, Christiano und Truman. Es sind zwei Wallache und ich reite sie schon eine Weile. Es sind fantastische Pferde – sie sind solide, mutig, aufmerksam und wendig, daher bin ich optimistisch, was unsere Chancen in dieser Woche angeht!

Warum ist Spruce Meadows ein so unglaublicher Ort, um hierher zu kommen und an Wettkämpfen teilzunehmen?

Es ist ein so schöner Platz hier. Wenn man unter dem Uhrenturm durchläuft und die formelle Art der Begrüßung des Sponsors miterlebt, gepaart mit den Sprüngen, die immer sehr anspruchsvoll sind, dann wird es hier nie langweilig. Etwas Besonderes an dem Turnier ist auch das Publikum und die Qualität der Pferde hier. Es ist so gut für Kanada, diese Qualität von Pferden und Reitern in unserem Land zu haben. Seit der Pandemie war es in Kanada wirklich schwer, jetzt all diese großartigen Europäer und die Besten der Welt wieder hier zu haben, ist wirklich aufregend.

Wie sehen Ihre Pläne für diese Woche aus, insbesondere mit Blick auf das CP ‘International’, presented by Rolex?

Die Qualifikation ist natürlich wichtig. Mein bestes Pferd ist Truman, der am Samstag den Nationenpreis springen wird und dann am Sonntag noch einmal antritt. Er ist ein solides Pferd und definitiv fit genug, um alles zu schaffen. Es wird nur darauf ankommen, dass er sich gut erholt, vor allem wenn wir am Samstag zwei schwere Umläufe springen. Es ist sehr wichtig, dass er sich gut fühlt und viel Energie für Sonntag hat – und dann werden wir sehen, was passiert.

Erzählen Sie uns von den Weltmeisterschaften und dem rein weiblichen kanadischen Springreiterteam ...

Die Weltmeisterschaften waren eine großartige Erfahrung. Es war unglaublich, von dieser Qualität an Pferden, Reitern und Professionalität umgeben zu sein. Die Kurse waren schwierig, aber fantastisch, es gab keinen Spielraum für Fehler. Wenn man sich in einem solchen Umfeld befindet, will man einfach alles besser machen. Ja, man kann sich immer noch verbessern, aber wenn man sich in einem solchen Umfeld bewegt, spornt mich das immer noch mehr an, noch besser zu werden.

Was das reine Frauenteam angeht, so hatte ich eine fantastische Zeit. Mit meinen Teamkolleginnen –

Tiffany, Beth und Erryn – hatte ich eine tolle Zeit zusammen, wir kommen alle sehr gut miteinander aus. Wir sind alle wirklich starke Frauen, zwar sind wir sehr unterschiedlich, aber letztendlich sind wir alle Kämpferinnen. Ich habe es wirklich genossen, Zeit mit ihnen zu verbringen und diese Schlacht zu schlagen.

Haben Sie irgendwelche jungen Pferde, in die Sie große Hoffnungen setzen?

Ich reite im Moment zwei sehr schöne achtjährige Pferde. Einer von ihnen heißt Jagger Hx und ich setze große Hoffnungen in ihn. Er ist schlau und sehr vorsichtig, ich hoffe, dass er mit etwas mehr Training den ganzen Weg schafft. Die andere ist eine kleine irische Stute namens Athena. Sie ist schnell, vorsichtig und eine echte Kämpferin. Wenn sich die beiden so entwickeln, wie ich es mir wünsche, dann habe ich hinter Christiano und Truman ein weiteres Doppelpack. Das ist das Ziel, wenn es um Langlebigkeit und Nachhaltigkeit geht.

Was hat der Rolex Grand Slam für den Springsport gebracht?

Der Rolex Grand Slam ist für den Springsport etwas ganz Besonderes. Ich hatte ein kleines Gespräch mit dem Rolex-Team, als ich in Europa war, sie erklärten mir ihre Marke und wie sie versuchen, sich mit Spitzenleistungen zu assoziieren. Dann schaue ich mir die Reitturniere und Reiter an, die sie sponsern. Ich sehe mir die Qualität ihrer Uhren an und mir wird klar, dass es bei Rolex nur um Spitzenleistungen geht. Jedes Mal, wenn man zu einem dieser Rolex Majors geht, weiß man, dass alles auf höchstem Niveau stattfinden wird. Wie ich schon sagte, es ist wirklich inspirierend.

Was machen Sie abseits des Springreitens am liebsten?

Nun, ich habe zwei Kinder – eines ist vier und eines ist zwölf Jahre alt. Außerdem habe ich einen wunderbaren Ehemann, der nicht reitet. Wenn ich nicht reite, verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit ihnen, dann möchte ich einfach nur mit meiner Familie zusammen sein.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Word from the Organizers:

Ian Allison

 

Sicher freuen Sie sich, beim CSIO Spruce Meadows Masters wieder Fans dabei zu haben, die die Atmosphäre im International Ring und auch für die Fernsehzuschauer zu Hause auf der ganzen Welt bereichern?

Die letzten beiden Jahre waren sehr ungewöhnlich und manchmal auch schwierig. Da wir 2020 keine Turniere in Kanada veranstalten konnten und im letzten Jahr eine sehr Ausnahmeregelung mit großen Einschränkungen gab, konnten wir 2021 zumindest versuchen, wieder reinzukommen. Die jetzige Rückkehr fühlt sich an, als würde man ein Boot aus dem Trockendock ziehen. Wir hatten einige personelle Herausforderungen, der Sport hat sich verändert, es sind neue Akteure hinzugekommen. Das ist sehr aufregend sowohl für die Anlage als auch für alle Beteiligten, einschließlich der Reiter, der Medien, der Fans und auch der Sponsoren. Insbesondere natürlich die Sponsoren haben uns sehr geholfen, dazu haben wir eine fantastische Medienunterstützung und die beste Teilnehmerliste, die es jemals beim Spruce Meadows Masters gegeben hat. Das ist einfach fantastisch!

Können Sie uns etwas über die neue Zusammenarbeit mit Sportsnet erzählen?

Wir haben schon mehrmals mit Sportsnet zusammengearbeitet. Während der Pandemie sind wir auf die Idee gekommen, bestimmte Funktionen intern auszuführen, da die Anzahl der Anwesenden beschränkt war. Streaming setzte sich dadurch viel stärker durch. Wir haben Gespräche gehabt, die mit Begeisterung aufgenommen wurden, und es ist uns gelungen, die Übertragung zu erweitern, sodass wir 13 Wochen in Folge zur besten Sendezeit sowohl live als auch zeitversetzt auf Sportsnet zu sehen waren.

Das Interessante an diesem Sport ist, dass er nicht nur ein Stammpublikum hat, sondern auch ein Publikum von leidenschaftlichen Pferdenarren, die an Wochenenden in der Regel selbst reiten. Unserer Meinung nach besteht Nachfrage nach einer Live-Übertragung jeder Veranstaltung bei der man keine Runde aus dem International Ring verpasst, aber auch nach einem Dienst, mit dem Fans die Highlights ansehen können. Wir haben einen Business Plan erstellt und mit Sportsnet gesprochen – ehrlich gesagt waren die Gespräche kurz, denn sie kennen die Materie und unsere Arbeitsweise und wussten, dass wir in Kanada ein Publikum von Küste zu Küste haben, weil wir im Laufe der Jahre großes Interesse wecken.

Die Zusammenarbeit hat in diesem Jahr begonnen und sie lief von Anfang an fantastisch. An diesem Sonntag werden wir drei Stunden lang von Küste zu Küste auf Sportsnet übertragen, aufgrund der Flexibilität des Sendeplans und der Anzahl der Plattformen können die Menschen die ganze Woche über zuschauen, auch wenn sie vielleicht am Wochenende mehr am Start der NFL-Saison oder am Finale der US Open interessiert sind. Im Moment wird viel geboten.

Sie sind nun seit 47 Jahren bei Spruce Meadows – was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Aufgrund der aktuellen Situation fällt es schwer, nicht an den Besuch Ihrer Majestät, der Königin, in Spruce Meadows zurückzudenken. Dieser Tag im Juni 1990 war ohne eine einzige Wolke angebrochen und die Fans strömten bei ungewöhnlich viel Sonne in die Anlage. Ich kann mich noch gut an eine Frau erinnern, die um 6.00 Uhr mit ihrer walisischen Flagge auf der Südtribüne saß und einige hundert Kilometer gefahren war, um hier zu sein. Es war ein sehr magischer Tag, es wurde uns eine große Verantwortung übertragen, dieses Projekt für Mrs. Southern durchzuführen. Sie reiste mit Ihrer Majestät und uns war klar, dass sie sie mit der Eröffnung der Anlage beeindrucken wollte.

Es gab aber sogar noch weitere unvergessliche Tage für uns, zum Beispiel als Ian Millar mit Big Ben und Eric Lamaze mit Hickstead ihre legendären Siege errungen haben. Und natürlich der Rolex Grand Slam-Sieg von Scott Brash, den uns keiner mehr nehmen kann.

Nächstes Jahr jährt sich der erste Rolex Grand Slam of Show Jumping zum 10. Mal. Wie erfolgreich ist dieses Turnier und wie hat es den Sport positiv verändert?

Der Erfolg steht völlig außer Frage. Es hat sich auf die Welt außerhalb des Pferdesports ausgeweitet, denn die Menschen haben erkannt, was für ein erstaunliches Konzept und welche Herausforderung es ist. Ich denke, dass es gelungen ist, vier der größten Springreitplätze der Welt – jeder davon ist einzigartig – unter dem Dach einer unverwechselbaren Marke mit einem gemeinsamen Ziel zu vereinen. Dabei geht es aber nicht nur um eine Marketingstrategie. Alle vier Veranstaltungen können ihre Individualität bewahren, sei es Genf, die Dutch Masters oder Aachen.

Die Glaubwürdigkeit des Rolex Grand Slam of Show Jumping unterscheidet ihn von anderen Konzepten, die ausprobiert wurden. Er füllt den Kalender nicht zusätzlich und wurde auf der Grundlage etablierter Organisationen aufgebaut, die einen gewissen Ruf für Spitzenleistung haben. Die Sportler kannten die Plätze und wussten, was es braucht, um dort zu gewinnen. Die Liste der Siegerinnen und Sieger in den Einzelwettbewerben ist mehr als erstaunlich. Erstaunlich waren auch die Reiter, die aus dem Nichts aufgetaucht sind, wie Sameh El Dahan und Gerrit Nieberg – es hat ihr Leben verändert. Man kann meiner Meinung nach also durchaus von Erfolg sprechen.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping kehrt vom 7. bis 11. September 2022 zum CSIO Spruce Meadows 'Masters' zurück, wobei das CP ‘International’, presented by Rolex, am Sonntag einen spannenden Abschluss der funf Tage mit herausragendem Sport bietet. In den Ausläufern der Rocky Mountains in Calgary, Alberta, begrüßt das Turnier die weltbesten Pferd- und Reiterpaare an einem Ort, der oft als die führende Veranstaltungsstätte für Pferdesport in Nordamerika angesehen wird.

Rolex Grand Slam of Show Jumping – Ein Blick auf die Reiter

Nach seinem spektakulären Sieg beim CHIO Aachen mit Ben 431 wird Gerrit Nieberg als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' mit dabei sein. Das Duo wird die Reise über den Atlantik zu diesem berühmten Austragungsort zum ersten Mal antreten und möchte den Schwung des Sieges vom CHIO Aachen mitnehmen, um seinem Traum vom Sieg im Rolex Grand Slam of Show Jumping einen weiteren Schritt näher zu kommen. 

Zu Nieberg gesellen sich eine Reihe weiterer Pferd-Reiter-Paare von Weltklasse-Format. Drei der schwedischen Goldmedaillengewinner der FEI-Weltmeisterschaften kommen mit ihren Medaillenpferden nach Calgary. Jens Fredricson, Peder Fredricson und Henrik von Eckermann werden allesamt versuchen, ihren ersten Sieg beim CP ‘International’, presented by Rolex zu erringen. Von Eckermann und King Edward gehen als heiße Favoriten in das dritte Rolex Grand Slam Major des Jahres, nachdem sie in Herning auch die Goldmedaille im Einzel gewonnen haben. Auch Peder Fredricson, der in den letzten zwei Monaten den Rolex Grands Prix in Knokke sowie den Rolex Grand Prix beim Brüsseler Stephex Masters gewonnen hat, zählt ebenso zum Kreis der Favoriten. Die beiden Schweden werden sehr zuversichtlich an den Start gehen und versuchen, ihre Topform auch in Calgary unter Beweis zu stellen.

Von den sechs Rolex Testimonees, die beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' antreten, wird der aktuelle Weltranglistenzweite Martin Fuchs die Richtung vorgeben. Der Schweizer, der mit dem Gewinn des Rolex Grands Prix beim CHI Genf in den Jahren 2019 und 2021 Geschichte geschrieben hat, hofft, sich den Rolex Grand Slam of Show Jumping-Bonus für den Sieg bei zwei der vier Majors zu sichern. Fuchs hatte bisher eine phänomenale Saison 2022, in der er das FEI World Cup™ Finale und den Rolex Grand Prix beim Jumping International de Dinard für sich entscheiden konnte.

Sein Landsmann Steve Guerdat, kehrt als Vorjahressieger des CP ‘International’, presented by Rolex, zum CSIO Spruce Meadows 'Masters' in den beeindruckenden Internationalen Ring zurück und wir alles daran setzen, seinen Titel zu verteidigen. Der stets ehrgeizige Guerdat ist der ultimative Horseman und kann in den großen Momenten immer das Beste aus seinen Pferden herausholen. Da er weiß, was es für den Sieg braucht, bringt er zum dritten Rolex Grand Slam of Show Jumping Major des Jahres zwei seiner Spitzenpferde (Venard de Cerisy und Taina M&M) mit. Zu Fuchs und Guerdat gesellt sich mit ihrem FEI-WM-Teamkollegen Edouard Schmitz das nächste Schweizer Nachwuchstalent. Der junge Reiter ist dabei, sich als einer der spannendsten Nachwuchs-Reiter im Sport zu etablieren, nachdem er kürzlich den Internationalen Großen Preis von Irland bei der Dublin Horse Show gewonnen hat.

Kent Farrington, der regelmäßig in Calgary antritt, und sein Team haben den Vorteil, dass sie die Plätze kennen, und vor allem weiß der US-Amerikaner, wie man dort gewinnen kann. Im Juli fügte er zu seiner Liste von Siegen mit Orafina im Jayman BUILT Cup beim nordamerikanischen CSI 5*-Turnier, das an diesem Veranstaltungsort stattgefunden hat, einen weiteren Erfolg hinzu. Letztes Jahr wurde Farrington Zweiter beim CP ‘International’, presented by Rolex, und hofft, dieses Jahr noch besser abzuschneiden.

Der britische Reiter Scott Brash hat mit Sicherheit die besten Erinnerungen an diesen Ort, da er 2015 hier zum Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping gekürt wurde. Brash ist immer noch der einzige Reiter, der diesen schwer zu holenden Titel gewonnen hat, und er ist zweifacher Sieger des CP ‘International’, presented by Rolex. Nach seiner starken Leistung beim Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen, wo er Zweiter wurde, und dem Gewinn von Mannschaftsbronze in Herning wird er die Reise nach Calgary voller Zuversicht antreten.

Das heimische Publikum wird sich freuen, eine Reihe kanadischer Reiter begrüßen zu können. Tiffany Foster, die bestplatzierte kanadische Reiterin bei den FEI-Weltmeisterschaften, wird von Erynn Ballard und Amy Millar begleitet. Der letzte kanadische Sieger in dieser Prüfung war Ian Millar auf Dixson im Jahr 2014. Diese talentierten Reiter werden also alles daran setzen, den begehrten Titel wieder in ihr Heimatland zu holen. Auch die Kanadier haben einen Trumpf im Ärmel, denn ihr neuer Chef d'Equipe Eric Lamaze, der die Prüfung 2007 gewonnen hat, ist vor Ort und stellt als Coach sein Fachwissen zur Verfügung.

Die Niederlande werden von Harrie Smolders vertreten, der Darry Lou als Partner mitbringen wird. Der 14-jährige Fuchshengst ist das ehemalige Pferd der amerikanischen Reiterin Beezie Madden, die 2019 die prestigeträchtige Prüfung gewonnen hat. Die begeisterten Zuschauer werden sich zweifellos fragen, ob der Niederländer den Erfolg auf diesem talentierten Pferd wiederholen kann. Ebenfalls zur starken europäischen Präsenz auf dem Turnier trägt Max Kühner bei, der seinen bewährten Partner Elektric Blue P sowie den talentierten Eic Coriolis Des Isles mitbringt. Auch der Franzose Kevin Staut wird die Reise zum CSIO Spruce Meadows 'Masters' antreten. Staut, der in den letzten Jahren zahlreiche 5*-Grands Prix für sich entscheiden konnte, ist in dieser Prüfung noch nicht siegreich gewesen. Mit dabei ist auch sein Rolex Testimonee-Kollege Daniel Deusser, der bereits den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen 2021 sowie den Rolex Grand Prix bei den The Dutch Masters 2022 gewonnen hat.

Jérôme Guery wird die starke belgische Truppe in Kanada anführen. Neben Guery, der bei den FEI-Weltmeisterschaften die Silbermedaille im Einzel gewonnen hat, werden nicht weniger als vier Mitglieder der Familie Philippaerts erwartet. Ludo Philippaerts wird von drei seiner Söhne begleitet, darunter Olivier, der vor zehn Jahren den CP ‘International’, presented by Rolex gewonnen hat, Nicola, der die talentierte Stute Katanga V/H Dingeshof mitbringt, mit der er in der vergangenen Saison Dritter beim Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen wurde, und Thibault, der kürzlich Einzel-Silber und Mannschafts-Gold bei den FEI-Meisterschaften der Jungen Reiter holte.

Der Parcoursdesigner Leopoldo Palacios wird versuchen, den am CP 'International', presented by Rolex teilnehmenden Pferden und Reitern eine faire und dennoch anspruchsvolle Aufgabe zu bieten. Die Suche nach dem nächsten Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping geht an diesem historischen Ort weiter. Das Teilnehmerfeld ist so hochkarätig wie nie und jeder Reiter wird alles geben, um am Tag des Finales die berühmte Trophäe in die Höhe stemmen zu können.

(Photo: Jacques Toffi) (Photo: Jacques Toffi)

Interview mit Anwärter

Gerrit Nieberg

 

Wie fühlt es sich an, Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein?

Es ist ein echtes Privileg, Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war schon immer ein Traum von mir und ich habe immer zu den anderen Reitern aufgeschaut, die das geschafft haben. Nach meinem Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen hat es etwa eine Woche gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich tatsächlich der Anwärter bin!

Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

Ich würde gerne mit den Rolex Grand Slam Turnieren in Spruce Meadows und dann in Genf weitermachen. Das hatte ich ursprünglich nicht geplant, weil ich aufgrund meines früheren Weltranglistenplatzes nicht an diesen Turnieren hätte teilnehmen können. Aber jetzt, wo ich die Chance habe, bei diesen Turnieren zu starten, will ich mein Bestes geben und alles tun, um diese Entwicklung beizubehalten.

Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?

Ich habe erst mit 13 Jahren angefangen zu reiten. Davor habe ich mich mehr für andere Sportarten wie Fußball interessiert. Allerdings bin ich durch meine Eltern mit Pferden aufgewachsen, so dass ich immer mit Pferden zu tun hatte. Und eines Tages habe ich beschlossen, es einfach mal auszuprobieren.

Meine Liebe zum Springreiten hat sich dann schnell eingestellt, eine Woche nachdem ich mit dem Reiten begonnen hatte, war es für mich beschlossene Sache, dass ich ein professioneller Springreiter werden wollte. Von diesem Moment an habe ich jeden Tag hart gearbeitet und trainiert, um diesen Traum zu verwirklichen.

Als ich jung war, war mein Vater die Person, die mich am meisten inspiriert hat, weil er so viel Erfahrung und Erfolg hatte. Ich habe immer davon geträumt, so gut zu sein wie er – und vielleicht eines Tages sogar noch ein bisschen besser! Ich schaue immer noch sehr zu ihm auf, wenn es darum geht, wer er ist und wie viel er jeden Tag arbeitet. Obwohl er nicht mehr an Turnieren teilnimmt, sitzt er immer noch jeden Tag zu Hause auf dem Pferd. Seine Motivation und Unterstützung bei allem, was ich tue, ist einfach toll und sehr inspirierend.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ben 431. Wie ist sein Charakter? Wie ging es ihm nach dem CHIO Aachen?

Ich muss zugeben, dass Ben 431 wirklich übermotiviert ist. Es kann manchmal ziemlich schwierig sein, ihn zu handeln und ruhig zu halten, aber das ist auch etwas sehr Positives, denn es bedeutet, dass er immer für einen kämpft und versucht, immer sein Bestes zu geben. Er ist unermüdlich. Zum Beispiel war er nach drei Umläufen beim CHIO Aachen nicht müde und hätte noch ein oder zwei mehr gehen können. Nach dem Sieg in Aachen hat er auch verstanden, dass er etwas Besonderes geleistet hat. Es gab viele Pressetermine, so dass er viel Aufmerksamkeit bekommen hat – sogar mehr als vorher. Jetzt schaut er ständig aus seinem Fenster, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, und ich glaube, er fühlt sich ein bisschen wie ein Superstar!

Welche Leckerlis mag Ben 431, wenn er erfolgreich ist?

Äpfel von den Bäumen am Stall!

Mit welchen Pferden werden Sie beim Spruce Meadows ‘Masters’ antreten, und wen haben Sie für das CP ‘International’, presented by Rolex ausgewählt?

Ich werde mit Ben 431 und Blues d'Aveline antreten, der auch beim CHIO Aachen am Start war und in Hamburg platziert war. Ben wird auf jeden Fall mein Partner beim CP 'International', presented by Rolex sein.

Ist Ben 431 ein guter Reisender auf langen Strecken?

Bisher ist er einmal im Jahr nach Doha geflogen und hatte damit eigentlich keine Probleme. Alles verlief reibungslos und unkompliziert, so dass es auf dem Weg nach Calgary keine Probleme geben dürfte.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Es gibt viele aufregende junge Pferde, aber es ist immer schwer zu sagen, wer den Übergang in den anspruchsvolleren Teil des Sports am besten meistern wird. Ich würde sagen, dass ich besonders von Amigo 1841 begeistert bin, er jetzt neun Jahre alt ist. Ich hoffe wirklich, dass er den Schritt auf das nächste Niveau schafft.

Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, die Besitzer?

Mein Team ist ungemein wichtig. Es geht ja nicht nur um Ben und mich. Wir sind zwar 80 Sekunden lang gemeinsam im Parcours unterwegs, aber es gibt so viel Arbeit, die hinter den Kulissen abläuft. Das gesamte Team spielt eine Schlüsselrolle dabei, dass wir in diesen 80 Sekunden im Parcours Erfolg haben. Oft wird nur über den Reiter und das Pferd gesprochen, aber drum herum gibt es noch so viele mehr. Alle anderen sind genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Sie sind die wahren stillen Helden.

Gut Berl scheint ein echter Familienbetrieb zu sein. Erzählen Sie uns ein wenig darüber?

Gut Berl wird von Hendrik Snoek, dem ehemaligen deutschen Springreiter, geleitet, und wir arbeiten dort alle für ihn. Auch wenn das Gut Hendrik gehört, so ist es doch auch ein Familienbetrieb. Wir haben eine wirklich gute Partnerschaft und Beziehung, worüber ich sehr froh bin. Außerdem ist es toll, die Chance zu haben, diese Art von Pferden zu haben und an großen Turnieren teilnehmen zu können.

Hendrik ist der Stallbesitzer und der Eigentümer der meisten meiner Pferde. Pferde wie Ben gehören jedoch zu halben Teilen Hendrik und meinem Vater. Im Stall stehen noch einige andere Pferde, die mehrere Besitzer haben.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Ganz einfach: es ist der Erfolg, der mich motiviert! Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Ich liebe das Reiten, aber ich weiß nicht, ob ich es ohne den Wettkampf-Aspekt, die Turniere und etwas, auf das ich hinarbeiten kann, tun könnte. Veranstaltungen wie Aachen sind das, worauf ich jeden Tag hinarbeite, und die Möglichkeit, dort anzutreten, motiviert mich ungemein. Ich arbeite so hart wie eh und je daran, weitere Momente wie diesen genießen zu können.

Werden Sie durch Initiativen wie den Rolex Grand Slam noch mehr motiviert, zu gewinnen?

Natürlich. Der Rolex Grand Slam ist so traditionell und einzigartig. In unserem Sport gibt es jedes Jahr so viele Turniere, der Rolex Grand Slam ist definitiv ein Highlight, da er aus vier der besten Events überhaupt besteht. Jeder würde gerne einmal bei einem der Turniere des Rolex Grand Slam gewinnen. Er gilt unter uns Reitern und innerhalb des Sports als eine wirklich wichtige Initiative.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Sportveranstaltungen sehen Sie sich gerne an? Welche gefällt Ihnen am besten und warum?

Leider habe ich nicht die Zeit, allzu viele andere Sportarten anzuschauen, aber wenn, dann schaue ich sehr gerne Tennis. Mein Lieblingsspieler ist Roger Federer.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Dass man immer an sich selbst glauben soll. Dieser Ratschlag ist so wichtig für die eigene mentale Einstellung – insbesondere für das Selbstvertrauen und wie man generell über alles denkt. Ebenso sollte man auch immer an seine Pferde glauben. Außerdem ist es wichtig, so viele verschiedene Pferde wie möglich zu reiten. Das ist der beste Weg, um reiten zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und ein Verständnis für die Pferde zu entwickeln.

 

(Photo: Spruce Meadows Media) (Photo: Spruce Meadows Media)

Vet-check mit

Dr Dan French

 

Was ist Ihre Aufgabe beim CSIO Spruce Meadows 'Masters'?

Ich bin 1988 nach meinem Studium an Bord gekommen und seither der ansässige Tierarzt. Ich bin auf den vielen Turnieren, die hier veranstaltet werden, tätig, darunter auch bei dem 'Masters', und während der Sommersaison kümmere ich mich um die 900 Pferde, die wir in diesen sechs Wochen auf dem Gelände haben. Was meine derzeitige Arbeit betrifft, so definiert die FEI meine Rolle beim Spruce Meadows  'Masters' als Leiter des Veterinärdienstes. Das ist eine Aufsichtsfunktion in Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee, die dabei hilft, die anreisenden Delegierten und die Veterinärkommission zu koordinieren, um sicherzustellen, dass Anlage, chirurgische Versorgung und Behandlungsbereiche für die Turniere bereit sind. Im Grunde genommen bin ich als verantwortlicher Tierarzt für die Behandlungen zuständig und nicht für die Kommission.

Haben Sie bereits bei anderen internationalen Pferdesportveranstaltungen gearbeitet?

Zu Beginn meiner Laufbahn wurde ich als Teil des Behandlungsteams zum Weltcup-Springfinale in Las Vegas eingeladen. Das war zum Höhepunkt des Weltcups, als dieser alle zwei Jahre stattfand, und ich war bei zwei oder drei dieser Sessions dabei. Abgesehen davon war ich bei keinem anderen internationalen Turnier tätig – mein Fokus liegt hauptsächlich auf Spruce Meadows.

Wie wichtig ist die Ernährung für das Wohlergehen eines Pferdes?

Die Ernährung ist nur ein Glied in der Kette. Pferde können erstaunlich viel verstoffwechseln. Solange wir also für eine gute, gleichbleibende Ernährung sorgen, sollte es ihnen gut gehen. Ich glaube, das Schwierigste für international aktive Pferde ist nicht die komplizierte Ernährung, sondern die Umstellung der Ernährung auf den Reisen von Turnier zu Turnier. Wenn sie von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort reisen, kann es schwierig sein, eine gleichbleibende Ernährung oder Futterbezugsquelle beizubehalten. Wenn man sich unsere international aktiven Pferde ansieht, die mit dem Flugzeug ankommen und lange Transportzeiten hinter sich haben, stellt man fest, dass es eine Eingewöhnungsphase gibt, und einige unserer schwierigsten Fälle waren auf eine mangelnde Anpassung an das neue Futter zurückzuführen. Alberta zum Beispiel ist bekannt für hochwertiges Getreide und Raufutter, im Gegensatz zu Europa, wo es wirklich gutes Grünfutter gibt, so dass die europäischen Pferde manchmal Schwierigkeiten haben, sich daran zu gewöhnen. Die derzeitigen staatlichen Auflagen bedeuten, dass wir das gesamte Getreide der europäischen Pferde wegwerfen und sie auf ein völlig neues Futter umstellen müssen, sobald sie in unsere Obhut kommen. Das alles findet in einer sehr konzentrierten Zeitspanne statt, vielleicht höchstens innerhalb von 10 Tagen, so dass es für die Tiere eine große Umstellung sein kann, mit der wir vorsichtig umgehen müssen. Unser Hauptziel ist immer, sie einzugewöhnen, ohne dass es zu abdominellen Problemen kommt. In den ersten Tagen drücken wir immer die Daumen, denn wenn es zu Beschwerden kommt, haben wir nur sehr begrenzte Möglichkeiten, diese zu behandeln. Die FEI stellt sehr hohe Anforderungen an uns, wir müssen sicherstellen, dass wir die Leistungsfähigkeit während des Wettkampfs nicht beeinträchtigen.

Warum haben Sie sich für den Beruf des Pferdetierarztes entschieden? Hat Sie jemand dazu inspiriert?

Ich habe als Teilnehmer bei den Junioren in Spruce Meadows angefangen, als die Veranstaltung ins Leben gerufen wurde, und das war einer der Hauptgründe, warum ich Tierarzt geworden bin. Mitverfolgen zu können, wie sich die Anlage und die Qualität der Pferde weiterentwickelten, hat mir wirklich bei der Ausrichtung meiner beruflichen Laufbahn geholfen. Ich wollte mich um die Qualität der Pferde kümmern, die langsam in wachsender Zahl nach Spruce Meadows kamen, und zusehen, wie sich die Anlage von einem „Viehfutterlager“, wie Ron [Southern] sie zu nennen pflegte, zu ihrem heutigen Weltklassestatus entwickelte. Diese Entwicklung war ein wichtiger Teil meiner Karriere.  Was die Mentoren angeht, so hatte ich einige großartige Lehrer, darunter einige wunderbare Reiter und Gründungstrainer hier in Spruce Meadows. Ich konnte auch mit einigen örtlichen Tierärzten zusammenarbeiten, die sich anfangs um die Pferde in Spruce Meadows gekümmert und mich sehr inspiriert haben. Außerdem habe ich während meines Studiums in Colorado und Fort Collins viele wunderbare Mentoren und Kommilitonen kennengelernt.

Auf welche berufliche(n) Leistung(en) sind Sie besonders stolz?

Ich würde sagen, dass meine beiden Facharztabschlüsse in Chirurgie und Sportmedizin die akademischen Höhepunkte meiner Karriere sind. Mir hat die Vorbereitung auf beide Prüfungen Spaß gemacht. Das moderne Sportpferd ist so hochgezüchtet und wird wie ein fein getunter Ferrari behandelt. Es war toll, an der sehr anspruchsvollen Spitze des Sports mit ihnen arbeiten zu können, das verdanke ich diesen beiden Spezialisierungen.

Was macht Ihnen an der Arbeit als Pferdetierarzt am meisten Spaß?

Andere sagen vielleicht, dass es ihnen am besten gefällt, wenn sie sehen können, wie die Pferde  auf höchstem Niveau gegeneinander antreten, aber mir macht es am meisten Spaß, die Beziehung zwischen meinen Kunden und ihren Pferden zu pflegen. Am meisten Freude bereitet es mir, Krankheiten, Lahmheiten usw. zu beheben und es dem Kunden zu ermöglichen, seine Beziehung zu seinem Pferd wieder aufnehmen zu können.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der Pferdetierarzt werden möchte?

Mentoring. Ich denke, das Wichtigste ist, Zeit mit etablierten Ärzten zu verbringen, um ein Verständnis für die Branche zu entwickeln. Natürlich ist die Liebe zum Pferd die Grundlage für den Beruf des Pferdetierarztes, aber ich denke, man muss Zeit mit Menschen verbringen, die diesen Beruf mit Leidenschaft ausüben, um ihn wirklich zu verstehen. Es ist außerdem sehr wichtig, ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Anforderungen dieser Job mit sich bringt. Pferde sind Gefährten, und wenn es im Parcours oder auf dem Viereck zu katastrophalen Verletzungen kommt, ist das eine enorme emotionale Belastung, die man nur schwer nachvollziehen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Schließlich handelt es sich nicht um Autos, die man in die Werkstatt bringen kann, sondern um wertvolle Tiere, die in unserer Obhut sind und die einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Besitzer haben – und ich denke, das lässt sich nur durch gutes Mentoring wirklich verstehen.

Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus?

Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn sah mein Zeitplan ganz anders aus: viele regelmäßige Patientenbesuche und Operationen sowie Turniere. Jetzt ist alles etwas strukturierter und konzentriert sich hauptsächlich auf die Betreuung und Leitung der Praxis. Ich bin ein Frühaufsteher, normalerweise fange ich um 4:30 Uhr an und ich erledige die meisten meiner administrativen Aufgaben früh am Tag, ebenso wie meinen Sport. Wenn ich um 7:30 oder 8:00 Uhr aus der Tür gehe, bin ich normalerweise mit meinem Training und der Verwaltungsarbeit schon fertig. Als Inhaber meiner Praxis ist es meine erste Aufgabe, mich mit den Teams in Verbindung zu setzen, auf Patientenvisite zu gehen und zu sehen, wie der Tag so anfängt. Im Moment haben wir für die Sommersaison alle Hände voll zu tun: Koordination der Teams, Behandlungen, unsere Aufgaben im Parcours und die Arbeit mit den Veterinärdelegierten der jeweiligen Turniere. Jedes Jahr, wenn die Hochsaison anfängt, müssen wir auf Autopilot gehen, weil die Tage für alle so voll sind. Ich muss also in der Lage sein, alles unter einen Hut zu bringen und der Arbeit immer meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

Was machen Sie abseits der Arbeit gerne?

Mein Rücken macht mir gerade ein bisschen zu schaffen, aber ich spiele immer noch Golf, Tennis, Hockey, Badminton und fahre im Winter Ski. Ich mag es, ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten zu haben, weil ich glaube, dass das wichtig für meine Fitness und Gesundheit ist. Ein vierstündiges Golfspiel zum Beispiel ist eine echte mentale Pause – falls ich mein Handy ausschalten kann! Wenn ich während eines Turniers Zeit finde, ein paar Löcher zu spielen, fühlt es sich an, als hätte ich ein ganzes Wochenende frei gehabt, und es gibt mir die Möglichkeit, ein wenig abzuschalten. Diese Abwechslung ist für mich sehr wichtig, und ich habe das Glück, einem breiten Spektrum an Aktivitäten nachgehen zu können.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ihr Team …

Das ‘Masters’ hat sich etwas verkleinert, was die Anzahl der Pferde angeht, sich hinsichtlich der Qualität aber gesteigert – wir haben also jedes Jahr sowohl festangestellte als auch Zeitarbeiter im Einsatz. Jedes Jahr benötigen wir mindestens drei Hilfskräfte und drei Tierärzte, die den Parcours betreuen, sowie ein weiteres Team, das die Praxis führt. Normalerweise haben wir während der ‘Masters’ nur wenige medizinische Fälle, aber die, die passieren, sind von größerer Bedeutung. Daher ist es wichtig, eine Auswahl an qualifizierten Personen zu haben, die schwierige Entscheidungen treffen können.

Welches Vermächtnis möchten Sie im Reitsport hinterlassen, wenn Sie in den Ruhestand gehen?

Ich glaube, mein Vermächtnis stimmt wahrscheinlich mit dem von Spruce Meadows überein, da die Gründung von Spruce Meadows darauf abgezielt hat, Training anzubieten und unsere Veranstaltung auf internationalen Standard zu bringen. Wenn man sich den Erfolg bei den Olympischen Spielen in Peking ansieht, ist es klar, dass wir das ursprüngliche Ziel erreicht haben, und es ist ein besonderes Gefühl, Teil dieser Entwicklung gewesen zu sein. Ron Southern würde sagen: „Es ist ein sehr ungewöhnlicher Sport in einem ungewöhnlichen Teil der Welt", und es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, eine kleine Rolle beim Erfolg von Spruce Meadows gespielt zu haben.

Das Wohl des Pferdes untermauert das, wofür der Rolex Grand Slam of Show Jumping steht. Wie stellen Sie sicher, dass dies aufrechterhalten wird und die veterinärmedizinischen Standards ständig verbessert werden?

Grundsätzlich müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, dass es sich um wertvolle Tiere handelt, die in unserer Obhut sind. Wir können sie zwar bis zu einem gewissen Grad fordern, aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass sie keine Maschinen sind. Wir können sie nicht fragen: „Wie geht es dir heute? Hättest du gerne einen Tag frei?", also müssen wir einfühlsam sein. Keinem Athleten kann zugemutet werden, das ganze Jahr über zu arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht einfach immer mehr Turniere organisieren und die Pferde ununterbrochen antreten lassen. Sie brauchen eine Pause. Wir haben die Fürsorgepflicht für diese Pferde, das dürfen wir nicht vergessen.

Was kann und sollte Ihrer Meinung nach noch getan werden, um das Wohl der Pferde zu verbessern?

Wie in meiner letzten Antwort erwähnt, müssen wir einfach darauf achten, welche Anforderungen wir an sie stellen und sicherstellen, dass sie nicht als Wegwerfware behandelt werden. Ein Pferd kann nur begrenzt viele Sprünge und Druck aushalten, aber das lässt sich nicht gesetzlich vorschreiben. Solange wir gute Leute haben, die die Pferde verstehen, und Besitzer, die respektieren, was die Trainer sagen, sollte das Wohl der Tiere in guten Händen liegen. Der Schlüssel ist eine gute Kommunikation auf allen Ebenen, wobei sich Reiter, Trainer und Pferdepfleger nicht scheuen sollten, ihre Bedenken zu äußern.

(Photo : private collection) (Photo : private collection)

ZÜCHTER IM GESPRÄCH – LARS NIEBERG

 

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Meine Eltern haben einen Ferienreiterhof in Hannover besessen, so bin ich mit Pferden groß geworden. Ich habe dann überall mal reingeschnuppert, ein bisschen Vielseitigkeit, ein bisschen Springreiten und Dressur. Pferde haben schon immer mein Leben und das meiner Familie bestimmt. 

 

Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen? Waren Sie schon immer daran interessiert?

Ich war vierzehn, als ich mit dem Züchten angefangen habe. Ich hatte eine talentierte Stute namens Pistazie mit einem sehr guten Stammbaum. Nachdem sie sich auf der Weide verletzt hatte, habe ich beschlossen, mit ihr zu züchten. Viele Pferde, mit denen ich heute züchte, stammen aus ihrer Linie ab.

 

Was ist Ihr wichtigstes Ziel als Züchter?

Ich finde, beim Züchten sollte sich die Qualität der Pferde verbessern und damit der Sport weiterentwickeln. Aber ich finde es ebenso wichtig, ein gesundes Pferd zu züchten. Für mich sind das die wichtigsten Elemente der Zucht. Wenn man ein Pferd mit viel Potenzial hat, das aber nicht gesund ist, ist das sehr schade. Ein gesundes Pferd mit nicht ganz so viel Potenzial zu haben, ist andererseits absolut in Ordnung, denn es gibt immer Menschen, die Wettkämpfe auf niedrigerem Niveau reiten möchten. Das Züchten ist heutzutage so auf den Sport fokussiert, dass wir nur selten ein Pferd dabeihaben, das nicht für die 1,30–1,45-m-Springen geeignet ist. Ich versuche immer, die bestmögliche Kombination aus Stute und Hengst zu finden. Heutzutage sind so viele Hengste in der Zucht, da fällt die Wahl schwer. Aber das ist einer der wichtigsten Aspekte, wenn man ein gutes Pferd züchten möchte.

 

Worauf sind Sie als Züchter in Ihrer Karriere besonders stolz?

Ich habe schon so viele Pferde gezüchtet, dass es mir schwerfällt, nur eins davon zu nennen. Es ist immer toll, einen Hengst zu züchten, der später gekört wird, aber wir hatten auch schon viele Pferde, die sehr erfolgreich auf internationalem Niveau waren und in der ganzen Welt angetreten sind. Mein größter Traum wäre es, ein Championatsspferd zu züchten und – um den Traum noch weiter zu spinnen – dass Gerrit es reiten würde.

 

Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht? 

Ich glaube, dass die Mutterstute unglaublich wichtig ist, und wenn ich ehrlich bin, will ich nicht mit einer Stute züchten, die ich nicht für gut genug halte. Ich züchte schon seit über 40 Jahren und hatte das große Glück, viele der Stuten und Hengste, die ich in der Zucht einsetze, auch selbst zu reiten, deshalb weiß ich, welche Pferde gut zueinander passen würden. So bin ich von den Ergebnissen auch noch nie wirklich überrascht worden.

 

Wie lange behalten Sie ein Fohlen, bevor es an den neuen Besitzer geht oder Sie mit der Ausbildung anfangen?

Tatsächlich verkaufen wir keins der Fohlen. Wir verkaufen sie frühestens gegen Ende ihres zweiten Lebensjahres oder wenn sie drei Jahre alt sind. In diesem Alter machen wir ein bisschen Freispringen mit Ihnen, um ihr Talent einschätzen zu können, und lassen Sie außerdem komplett tierärztlich durchchecken, inklusive Röntgenbildern. Dann entscheiden wir, welche Stuten in die Zucht gehen, damit sie ein Fohlen bekommen, bevor wir richtig mit ihrer Ausbildung anfangen. Wir arbeiten allerdings schon ein bisschen mit diesen Stuten, bevor sie ihre Fohlen bekommen, damit sie wenigstens eine Grundausbildung haben. Sobald diese Stuten ihre Fohlen hatten, gehen Sie etwa im Alter von vier Jahren zurück in den Sportstall.

 

Wie viele Pferde züchten Sie pro Jahr?

In den letzten fünf Jahren haben wir zwischen 20 und 30 Fohlen pro Jahr gezüchtet.

 

Erzählen Sie uns etwas über Gut Berl. Es sieht nach einem echten Familienbetrieb aus.

Gut Berl ist ein großes Anwesen. Es gibt zwei Ställe auf dem Gelände – einen für die Sportpferde, der andere ist unser Zuchtstall. Der Stall, in dem die Pferde untergebracht sind, mit denen wir arbeiten, hat 60 Boxen, und der Zuchtstall hat zwei große Trakte, in denen wir die Jährlinge, die Zuchtstuten und die Fohlen halten. Wir haben ungefähr 80 Hektar Land, also jede Menge Platz, damit die Pferde auf die Weide können und viel Auslauf haben. 

 

Wir haben einen hervorragenden Tierarzt, der unsere Zuchtpferde betreut. Er arbeitet schon seit über 20 Jahren mit Gut Berl zusammen und stammt aus der Gegend. Ich glaube, er kennt wahrscheinlich die Mutter, Großmutter und sogar die Urgroßmutter der Fohlen, die wir im Augenblick haben. Wir vertrauen ihm blind und er ist ein enger Freund der Familie. Wir arbeiten in allen Aspekten des Zuchtprogramms sehr eng mit ihm zusammen.

 

Dann haben wir zwei Mitarbeiter, die sich um die Stuten und Fohlen im Zuchtstall kümmern. Und im Sportstall, wo 60 Pferde stehen, haben wir mehrere Mitarbeiter. Ich glaube, wir haben vier oder fünf Bereiter, einige Turnierreiter, Pfleger und einen Stallmanager. Und die Familie ist auch sehr involviert. Es ist ein großes Team und wir sind wie eine Familie.

 

Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Wir haben eine ganze Reihe sehr junger Pferde, von denen ich mir im Alter zwischen fünf und acht Jahren sehr viel verspreche. Aber jetzt müssen sie erst einmal ihr Talent unter Beweis stellen und wir müssen sehen, wie gut sie tatsächlich sein können. Wir haben einen sehr guten Neunjährigen namens Amigo 1841. Gerrit reitet ihn derzeit und hat ihn auch beim CHIO Aachen geritten. Wir setzen viel Vertrauen und Hoffnung in dieses Pferd. Es ist im Augenblick schwer, sich für nur ein Pferd zu entscheiden – aber es ist immer so aufregend zuzusehen, wie sie heranwachsen und sich entwickeln. Leider müssen wir auch einige Pferde verkaufen und es ist nicht leicht, die guten Pferde zu verkaufen, die wir gern behalten würden!

 

Sie müssen sehr stolz auf Gerrit und Ben 431 sein, nachdem sie beim diesjährigen CHIO Aachen den Rolex Grand Prix gewonnen haben.

Ich bin unglaublich stolz auf sie. Damit ist wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Saison war schon sehr erfolgreich, aber einen Rolex Grand Prix bei einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen, ist immer etwas ganz Besonderes und etwas, das nicht vielen Reitern gelingt. Ich glaube, wir werden immer wieder Gänsehaut bekommen, wenn wir an diesen Tag zurückdenken.

 

Am Anfang war das größte Problem mit Ben 431, ihn unter Kontrolle zu bringen und sicherzustellen, dass er sich auf seinen Reiter konzentriert. Wir wollten seinen Eifer und seine Liebe zu seiner Aufgabe fördern, aber wir mussten auch dafür sorgen, dass er mit Gerrit zusammenarbeitet. Dadurch haben sich Gerrit und Ben 431 eine starke Grundlage erarbeitet, auf die sich ihre Erfolge stützen.

 

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist etwas so Einzigartiges, weil er vier Turniere mit so großer Tradition vereint. Ein Sieg bei diesen vier Veranstaltungen war schon vor der Entstehung des Rolex Grand Slam of Show Jumping immer eine große Sache. Das Preisgeld ist phänomenal und die Turniere sind so bedeutsam für das Springreiten. Jeder erinnert sich daran, wer in jedem Jahr beim CHIO Aachen gewonnen hat – meiner Meinung nach haben die Majors inzwischen beinahe Meisterschaftsstatus erreicht.

 

Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping gefällt Ihnen am besten und warum?

Ich bin Deutscher, also muss ich hier sagen, der CHIO Aachen. Für mich ist es das größte und beste der vier Majors und jetzt natürlich noch viel besonderer, nachdem Gerrit dort gewonnen hat. Aber wenn Sie einen Kanadier fragen, wird er natürlich sagen, das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’.

 

Das nächste Ziel für Gerrit und Ben 431 ist das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’. Die beiden hatten bisher eine ganz großartige Saison und es wäre fantastisch, wenn sie sich auch in Calgary in Topform präsentieren können. Ben 431 hat ein paar entspannte Wochen seit dem CHIO Aachen genossen. Er ist viel im Wald geritten worden und auf den Koppeln gewesen – Pferde sind keine Roboter und es ist enorm wichtig, dafür zu sorgen, dass sie zufrieden sind und Spaß an ihrer Arbeit haben. Letzte Woche ist er ein paar kleinere Prüfungen gesprungen und jetzt bereiten wir ihn für das nächste Major vor.

 

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Herbert Meyer, der von 1985 bis zu den Olympischen Spielen 2000 in Sidney der deutsche Chef d'Equipe war. Mein erster Job als Reiter war in seinem Stall, da war ich glaube ich 16 oder 17. Dort habe ich alle Grundlagen gelernt und noch so viel mehr! Er war der Mensch, den ich immer um Rat fragen konnte, und jemand, zu dem ich stets aufgesehen habe. Auch andere großartige Reiter haben mich inspiriert. Ich achte immer darauf, die Augen offen zu halten und den Besten genau zuzusehen. Man kann immer noch dazulernen und besser werden.

 

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Der beste Ratschlag, den ich je erhalten habe, ist der: Wenn man an etwas glaubt, besonders an ein Pferd, muss man an diesem Glauben festhalten und mit dem Pferd zusammenarbeiten, auch wenn es mal schwierig wird. Denn wenn man wirklich an ein Pferd glaubt, wird man irgendwann mit ihm erfolgreich sein und die gewünschten Ergebnisse erzielen.

(Photo :  Mackenzie Clark) (Photo : Mackenzie Clark)

Interview mit Eric Krawitt

 

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Wir haben mehrere Turniere in Kentucky, werden mit den Pferden ein wenig zu Hause trainieren und uns auf die Wintersaison in Wellington vorbereiten. Für das Ende des Jahres haben wir also nicht allzu viel geplant. Wir werden einfach weitermachen und weiterhin üben und trainieren.

 

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Ich würde sagen, mein stolzester Moment war wahrscheinlich mein erster Grand Prix letzten Sommer. Es war ein 2-Sterne Grand Prix, es war es gut für mich, in die internationale Szene einzutauchen. Diese Erfahrung hat mir viel Neues gezeigt und mir geholfen, zu erkennen, dass ich auf diesem Niveau jetzt angekommen bin und in Zukunft noch besser springen werde. 

 

Sie haben kürzlich die Gillian Wilson Trophäe erhalten, nachdem Sie zum Nachwuchsreiter des Jahres ernannt wurden - wie fühlt sich das an?

Das hat sich toll angefühlt, das ist ein großartiger Erfolg. Es ist immer erfreulich, anerkannt zu werden, aber das Wichtigste ist, weiterzumachen und einfach weiter zu tun, was wir tun, damit wir auch in Zukunft positive Ergebnisse erzielen können.

 

Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?

Meine Familie war schon immer sehr pferdebegeistert, also wuchs ich praktisch mit Pferden auf. Aber so richtig angefangen habe ich damit, als ich etwa 11 oder 12 Jahre alt war. Ich habe angefangen, die Pferde und alle Aspekte dieses Sports wirklich zu genießen. Das Springen wollte ich schon lange ausprobieren, also tat ich es und habe seitdem nicht mehr damit aufgehört!

 

Was die Menschen angeht, die mich inspiriert haben, so ist als erstes meine Mutter zu nennen. Sie war von Anfang an mit dabei und hat meine Karriere immer sehr unterstützt. Auch an schlechten Tagen oder wenn mal ein Parcours nicht so gut gelaufen ist, ist sie immer positiv und gibt mir wertvolles Feedback. Ich würde also sagen, dass meine Mutter meine größte Inspiration für meine Karriere ist.

 

Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?

Ich denke, ein erfolgreicher Springreiter muss starke Ambitionen haben und eine solide Leidenschaft für diesen Sport mitbringen. Es ist nicht immer ein sehr einfacher Sport. man braucht also wirklich viel Antrieb, um weiterzumachen und durchzuhalten. Es gibt mehr schlechte als gute Tage in diesem Sport, also muss man die guten Tage nutzen, wann immer man kann. Einfach in Bewegung bleiben und weiterarbeiten, auch wenn nicht alles klappt, denn am Ende wird dann meistens doch noch ein guter Tag daraus. Darauf muss man sich konzentrieren.

 

Erzählen Sie uns ein bisschen über die Pferde in Ihrem Stall. Welche mögen sie am meisten?

Wir haben gerade ein wirklich tolles Pferd, das Chicago heißt. Er ist jetzt etwa ein halbes Jahr bei uns und noch ein bisschen unerfahren, zeigt aber wirklich viel Potenzial. Er hat sehr viel Sprungvermögen, daher denke ich, dass er ein Pferd für die Zukunft sein könnte. Die Zeit wird es zeigen.

 

Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, der Eigentümer?

Das Team ist sehr wichtig, das wichtigste überhaupt. Ohne ein gutes Team kommt man nicht weit in diesem Sport. Bei den täglichen Aktivitäten mit den Pferden ist unsere Pferdepflegerin Jo Watson unglaublich. Sie managt alle Pferde und kümmert sich um sie. Aber genauso wichtig ist es, einen guten Tierarzt, Hufschmied, Trainer, all diese wichtigen Leute zu haben. Wenn man kein richtiges Team hat, ist es schwer, weit zu kommen, aber wenn man einmal Menschen hat, die diese Positionen wirklich ausfüllen und zusammenarbeiten, ist es erstaunlich, was man erreichen kann.

 

Was gefällt Ihnen am Springreiten am besten? Der Wettkampf, die Kameradschaft mit den anderen Reitern, das Reisen um die ganze Welt …

Ich bin ein Wettbewerbsmensch, deshalb gefällt mir diese Seite des Sports immer sehr gut. Aber die Verbindung zu den Pferden und die Möglichkeit, mit ihnen zu arbeiten - das findet man so in keiner anderen Sportart. Es gibt keine andere Sportart, bei der man mit einem anderen Tier, mit einem anderen Charakter arbeiten muss, daher finde ich diesen Teil dieses Sports auch sehr interessant. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, an diesen Sport heranzugehen, dass man nie aufhört zu lernen. Es gibt jeden Tag etwas Neues.

 

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Ich würde sagen, der beste Ratschlag ist, in diesem Sport langfristig zu denken. Ich glaube, viele Menschen bleiben einfach in ihrem Alltag hängen und vergessen, was sie schaffen könnten, wenn sie nur dranbleiben würden. Man muss einen Plan machen und jeden Tag daran arbeiten - und in ein paar Monaten kommen dann die Ergebnisse wie von selbst.

 

Haben Sie als Nachwuchsreiter das Gefühl, dass es in diesem Sport genug Gelegenheiten für junge, neue Talente gibt?

Ich denke, es gibt viele gute Turniere und es kommen ständig neue hinzu. Das U25-Turnier in Wellington ist zum Beispiel großartig. Es gibt sogar noch mehr Nationenpreise für Junioren und junge Reiter in ganz Nordamerika, was ich toll finde. So erhalten wir gute Gelegenheiten, als Team zu reiten und diese Erfahrung zu machen. Das einzige Problem, das ich für junge Reiter in diesem Sport sehe, ist, dass alles so teuer ist. Es ist schwer, diesen Aufwand treiben zu können.

 

Sie müssen mit Ihrem Auftritt mit Cactus de Cosniere in Spruce Meadows im Juni sehr zufrieden gewesen sein. Ich war überglücklich mit diesem Pferd, das war eine unglaubliche Erfahrung. Es war schon unglaublich, mit ihm in diesem Parcours einfach nur zu dabei zu sein, geschweige denn ein solches Ergebnis zu erzielen. Das ist ein sehr gutes Pferd, das sich in den letzten zwei Jahren langsam entwickelt hat und jetzt beginnt, ein echter Star im Springsport zu werden.

 

Warum ist das Masters in Spruce Meadows Ihrer Ansicht nach so besonders?

Das Gelände ist fantastisch, das ist ein unglaubliches Anwesen. Die in die Pflege des Geländes gesteckte Sorgfalt ist erstaunlich. Und auch der Parcours und die Sprünge sind erstklassig. Und erst das Ambiente! Wenn Sie diesen Internationalen Platz betreten, ist das ein wirklich unglaubliches Gefühl.

 

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Ich denke, er hat wirklich großen Einfluss auf den Springsport, er bringt unserem Sport eine Menge Zuschauer. Er gibt den Spitzenreitern etwas, auf das sie hinarbeiten können, etwas das ihren Ehrgeiz weckt.

 

Und was machen Sie einmal abgesehen von diesem Sport am liebsten?

Ich bin gerne draußen und treibe ein wenig Sport.

 

Wie sieht ein typischer Turniertag für Sie aus?

Ich versuche, morgens so früh wie möglich aufzustehen, aber sonst sieht jeder Tag ein bisschen anders aus und ist nicht unbedingt durchorganisiert. Am Nachmittag verbringe ich viel Zeit mit Schularbeiten. Reiten steht für mich von dienstags bis sonntags auf dem Programm.

 

(Photo: Rolex / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex / Ashley Neuhof)

Highlight - Das Spruce Meadows ‘Masters’ – Turnier

 

Die weltbesten Pferd- und Reiterpaare werden wieder einmal zu dem Ort reisen, der als führender Schauplatz des Reitsports in Nordamerika gilt. Das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’, das vom 7.–11. September 2022 am Fuß der Rocky Mountains in Alberta stattfindet, bietet den Zuschauern nicht nur eine spektakuläre Kulisse, sondern auch erstklassige Reitsportprüfungen, Einkaufsmöglichkeiten und Unterhaltung. Highlight und größter Anreiz für viele leidenschaftliche Reitsportfans wird das CP ‘International’, presented by Rolex, sein, das am Sonntag, dem 11. September ausgetragen wird.

 

Neben Springreitsport von Weltklasse bietet das Spruce Meadows ‘Masters’ den Zuschauern eine Vielzahl von Aktivitäten für die ganze Familie. Im Rahmen des Turniers hält der MARKT jede Menge Gelegenheiten für Shopping-Fans bereit, sich in den 70 Verkaufsständen mit allem Möglichen einzudecken, von Originalkunstwerken bis hin zu Produkten aus der Region. Zudem finden auch täglich vom Reitsport inspirierte Vorführungen sowie Live-Entertainment statt. Im Laufe der Woche werden die Besucher auch Mitglieder der Lord Strathcona’s Horse (Royal Canadians) Mounted Troop besuchen können, nämlich das Household Cavalry Mounted Regiment und die King’s Troop Royal Horse Artillery, die auf der Ost- bzw. Westwiese angesiedelt sind.

Am Donnerstag beginnen mit dem ATCO Cup und dem CANA Cup die 5-Sterne-Springprüfungen im spektakulären International Ring. Die beiden Prüfungen sind die erste Chance für die Reiter, sich für das am Sonntag stattfindende CP ‘International’, presented by Rolex, zu qualifizieren.

Am Freitag ist der Westjet Evening of the Horse. Besucher können sich auf ein unterhaltsames Programm mit Weltklasse-Springreiten, Musik und Feuerwerk freuen. Der Abend beginnt mit dem Tourmaline Oil Cup über 1,60 m, bei dem die besten Pferd- und Reiterpaare um den Titel kämpfen werden. Im Anschluss folgt das ATCO Electric Six Bar. In dieser Prüfung müssen die Reiter in gerade Linie sechs Hindernisse mit zunehmender Höhe überwinden. Die Fans dürfen auch gespannt sein, welche Namen es in die 2022-Edition von Name the Foal, presented by TELUS, geschafft haben. Zum Abschluss des Abends gibt es Livemusik, eine Darbietung der Musikkapelle der Household Cavalry sowie Reitvorführungen.

Am Samstag ist Spruce Meadows erneut Schauplatz für den ‘British Day’ mit Gastauftritten von Mitgliedern des Household Cavalry Mounted Regiment und der King's Troop Royal Horse Artillery, die zur Feier des Tages in kompletter Militärtracht auftreten werden. Die Suncor Winning Round ist die erste der 5-Sterne-Prüfungen im International Ring, gefolgt von der Parade der Nationen und der offiziellen Eröffnung des ‘British Day’. Teams aus je vier Pferden und Reitern repräsentieren eine Vielzahl verschiedener Länder im BMO Nations' Cup, der letzten Prüfung des Abends.

Am Sonntag werden aller Augen nur auf eines gerichtet sein: das CP ‘International’, presented by Rolex. Die Weltelite der Pferd- und Reiterpaare wird alles daransetzen, sich diesen prestigeträchtigen Titel zu holen und sich in den Geschichtsbüchern des Spruce Meadows ‘Masters’ zu verewigen. In der Hoffnung, seine Jagd auf den Titel des Rolex Grand Slam of Show Jumping fortsetzen zu können, reist der Deutsche Gerrit Nieberg nach Kanada.

(Photo: Rolex Grand Slam) (Photo: Rolex Grand Slam)

Die Gewinner Des Rolex Grands Prix Dieser Sommersaison

 

Der Sommer in Europa neigt sich dem Ende entgegen und damit auch die Rolex Grand Prix-Saison, die im Mai beginnt und am letzten Wochenende im August endet. Während dieser vier Monate ist Rolex Titelpartner von sechs Grand Prix auf renommierten Turnieren, die jeweils außerhalb des ehrwürdigen Rolex Grand Slam of Show Jumping stattfinden.

Das CSIO Jumping International de la Baule war Schauplatz des ersten Rolex Grand Prix der Sommersaison und gleichzeitig das erste Mal, dass Rolex das bei den Reitern sehr beliebte Turnier gesponsert hat. Das begeisterte Publikum wurde Zeuge, wie die 59-jährige Kanadierin Beth Underhill mit Dieu Merci Van T&L die Trophäe in die Höhe stemmte. Die Stute wurde zuvor von dem legendären Rolex-Testimonee Eric Lamaze geritten, der sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Sport zurückgezogen hat. Lamaze stellt dem kanadischen Team nun in seiner neuen Funktion als Chef d'Equipe sein Fachwissen zur Verfügung und hat Underhill auf dem Turnier unterstützt. Der zweite Platz ging an den Brasilianer Yuri Mansur mit seinem Wallach Vitiki, den dritten Platz belegte der Franzose Pierre Marie Friant mit Urdy d'Astrée.

Nur eine Woche später reisten die weltbesten Pferd-Reiter-Paare über den Ärmelkanal zur spektakulären CHI Royal Windsor Horse Show auf dem Gelände von Schloss Windsor, wo in diesem Jahr anlässlich der 70-jährigen Regentschaft der Queen ein spektakuläres Reit- und Musikprogramm geboten wurde. Reitsportbegeisterte Mitglieder des Königshauses kamen zusammen, um beim Rolex Grand Prix mitzueifern, der im typisch englischen Stil unter grauen Wolken bei regnerischem Wetter stattgefunden hat. Der Parcours von Bernardo Costa Cabral bereitete vielen Reitern Probleme, so dass es nur drei Paare in das Stechen schafften. Der erste war der Belgier Gregory Wathelet mit seinem zuverlässigen Partner Nevados S, der eine Leistung hinlegte, der weder Max Kühner aus Österreich noch Daniel Bluman aus Israel gewachsen waren. Wathelet und sein Hengst nehmen nun die FEI-Weltmeisterschaften ins Visier und hoffen, dass sie ihre Siegesserie dort fortsetzen können.

Als nächstes stand das CSIO Roma Piazza di Siena auf dem Programm, das oft als das malerischste Springturnier der Welt bezeichnet wird. Auf dem makellosen Ovalplatz, wo 49 der weltbesten Paare angetreten sind, kamen 13 ins Stechen. Sehr zu seiner Freude gewann der Ire Denis Lynch in Rom seinen zweiten Rolex Grand Prix, den ersten hatte er 2008 mit dem großartigen Lantinus gewonnen. Lynch hatte erst vor kurzem die Zügel seines Pferdes Brooklyn Heights übernommen, aber das Duo harmonierte hervorragend und lieferte im Stechen die schnellste Runde ab. Die Deutsche Jana Wargers und ihr brauner Hengst Limbridge folgten auf dem zweiten Platz, der Favorit Piergiorgio Bucci wurde Dritter.

Der Knokke Hippique wurde von der Nummer 3 der Weltrangliste, Peder Fredricson aus Schweden, auf seinem langjährigen Partner H&M All In gewonnen, der jetzt 16 Jahre alt ist. Mit sechs Paaren war es ein heiß umkämpftes Stechen. Fredricson, der nun mit H&M All In zu den FEI-Weltmeisterschaften im dänischen Herning unterwegs ist, kommentierte: „H&M All In mag 16 Jahre alt sein, aber er ist immer noch ein Gewinner. Er hat jetzt ein paar Wochen Pause gemacht und letzte Woche an einem kleinen Turnier teilgenommen, um wieder warm zu werden. Heute war unser Tag. Ich bin unheimlich glücklich."

Beim Rolex Grand Prix, der am vergangenen Wochenende in Dinard stattgefunden hat, konnte der aktuelle Weltranglistenerste Martin Fuchs nach seinem Sieg mit Conner Jei 2021 zum zweiten Mal in Folge diese prestigeträchtige Prüfung gewinnen. In diesem Jahr wurde der Schweizer von seinem auffälligen Schimmelwallach Leone Jei begleitet, mit dem er 2021 den Großen Preis von Rolex beim CHI Genf gewinnen konnte. Das Duo wurde ausgewählt, um die Schweiz bei den Weltmeisterschaften in Herning zu vertreten und wird dort nun voller Selbstvertrauen in die Wettbewerbe gehen. Publikumsliebling Julien Epaillard blieb mit Gracieux du Pachis ebenfalls strafpunktfrei, das Paar war allerdings  0,52 Sekunden langsamer als die siegreiche Kombination. Bertram Allen, wie Martin Fuchs Rolex-Testimonial, belegte mit Pacino Amiro mit vier Fehlern den dritten Platz in der begehrten Prüfung.

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das Brussels Stephex Masters, das in diesem Jahr zum ersten Mal auf einem Rasenplatz ausgetragen wird und den letzten Rolex Grand Prix der Sommersaison darstellt. Danach folgt das dritte Major des Jahres beim Spruce Meadows ‘Masters‘, wo Gerrit Nieberg nach seinem spektakulären Sieg beim Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen versuchen wird, seinen Weg als Live Contender fortzusetzen.

(Photo: Dirk Caremans / Hippofoto) (Photo: Dirk Caremans / Hippofoto)

The Owners' Lounge mit

Frans Lens

 

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Vor über 30 Jahren wurde in unserer Gegend in der Nähe von Lüttich ein Reitstall eröffnet, der damals das größte Reitsportzentrum in Belgien war. Ich habe meine Tochter Elke dorthin mitgenommen und sie war begeistert. Nach diesem Tag habe ich erkannt, wie sehr sie Pferde liebte, und so kaufte ich ihr eine kleine Stute namens So Brave. Die beiden haben zusammen zahlreiche Prüfungen gewonnen und dann haben wir Kontakt zu Eric Wauters aufgenommen. Damit fing alles an. Damals wurde Springreiten nicht wirklich im Fernsehen übertragen - und wenn, dann nur gelegentlich für fünf oder zehn Minuten. Aber ich erinnere mich, dass 1992 das Springen bei den Olympischen Spielen in Barcelona in voller Länge gezeigt wurde, das war für den Sport in Belgien wirklich aufregend.

Wie sind Sie zu einem Besitzer von Spitzenpferden in diesem Sport geworden?

Es gab zwei Hauptgründe, warum ich Besitzer von Spitzenpferden geworden bin: Der erste war die Begegnung mit Eric Wauters und der zweite war, dass ich immer auf der Suche nach geeigneten Pferden für meine Tochter war. Damals war es noch einfacher, gute Pferde zu finden, da es davon nicht so viele gab. Heutzutage stehen in den Ställen mehr als hundert Pferde im Alter von sechs bis acht Jahren, die alle wirklich gut sein könnten. Man braucht also ein bisschen Glück, um ein Spitzenpferd ausfindig zu machen. Zunächst habe ich Pferde in Besitz gehabt, die auf nationaler Ebene an Turnieren teilgenommen haben, die dann aber auf die internationale Ebene aufgestiegen sind. Mein Bestreben, bessere Pferde zu kaufen, war nie, um sie wieder zu verkaufen, sondern sie zu behalten und auszubilden, damit sie besser werden – das macht mir sehr viel Spaß und das war letztlich immer mein Plan.

Worauf sind Sie als Besitzer in Ihrer Karriere besonders stolz?

Es gibt zwei Dinge, die ich besonders hervorheben möchte. Als erstes sind das die Erfolge von Olivier Philippaerts mit Carlito C. Ich habe dieses Pferd selbst gezogen, was es zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. Er hat die Derby-Prüfungen beim Spruce Meadows 'Masters' und beim CHIO Aachen gewonnen. Beides waren unglaubliche Erlebnisse für mich.

Als zweiten sind es die vielen Erfolge von Nicola, der 5*-Grands-Prix und die belgische Meisterschaft gewonnen hat. Jetzt hat er mit Katanga v/h Dingeshof so viel Erfolg – sie war sowohl im Rolex Grand Prix beim diesjährigen CHIO Aachen als auch bei den FEI-Europameisterschaften einfach unglaublich. Jetzt geht es für das Paar zu den FEI-Weltmeisterschaften nach Herning und ich denke, dass sie nicht nur im Einzel, sondern auch im Team eine Chance haben. Ich bin da sehr zuversichtlich, obwohl die Konkurrenz natürlich sehr stark sein wird.

Auf welche Eigenschaften achten Sie beim Kauf eines 5*(oder potenziellen 5*)-Springpferdes?

Heutzutage müssen die Pferde das Gesamtpaket mitbringen – sie müssen alles haben: Schnelligkeit, Cleverness, Sprungkraft, Präzision, Blut und so weiter. Als ich vor 30 Jahren angefangen habe, waren die Reiter wichtiger, denn in einer Prüfung mit 40 Reitern konnten vielleicht nur fünf von ihnen gewinnen. Jetzt können 38 von 40 Reitern in einer Prüfung gewinnen, also muss das Pferd alles mitbringen, um als Paar erfolgreich zu sein.

In Belgien haben wir viele gute Pferde, das macht es schwierig, die besten auszuwählen. Ludo Philippaerts hat jetzt etwa 12 bis 15 sehr talentierte Achtjährige. Ludo ist großartig darin, das Potenzial eines Pferdes zu erkennen, wenn er mir sagt, dass ein Pferd gut ist, entpuppt es sich meist als sehr gut.

Wie wichtig ist es für Sie, die richtige Paarung von Pferd und Reiter zusammenzustellen? Woher wissen Sie, dass ein Pferd gut zum Reiter passt und umgekehrt?

Zunächst einmal muss der Reiter das Talent und das Potenzial des Pferdes erkennen. Dann muss der Reiter das Pferd auch mögen. Wenn nicht, kaufe ich es nicht. Wenn er oder sie kein gutes Gefühl hat, ist die Sache für mich gelaufen. Es ist mir sehr wichtig, dass das Pferd mindestens ein- oder zweimal geritten wird. Aber Ludo saß kein einziges Mal auf Katanga v/h Dingeshof, bevor er sie gekauft hat! Ich glaube nicht, dass man wirklich vorhersagen kann, welcher Achtjährige ein 5*-Grand-Prix-Sieger wird. Man kann vielleicht ein gutes Gefühl haben, aber es liegt noch ein langer Weg vor den Pferden, bis sie zu einem Spitzenpferd werden.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ihre Beziehung zur Familie Philippaerts? Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Partnerschaft zwischen Besitzer und Reiter geben?

Mit der Familie Philippaerts verbindet mich seit etwa 10 oder 12 Jahren eine Partnerschaft, unsere Beziehung ist wirklich toll. Ich habe Ludo zum ersten Mal vor der Geburt seiner Kinder kennengelernt, vor etwa 30 Jahren. Ludo hat jetzt eine ganze Menge sehr guter Achtjähriger, die bereit sind, die nächste Stufe nach oben zu nehmen. Wir arbeiten sehr gut zusammen, und das war schon immer so. Ich vertraue ihm. Er ist unglaublich gut darin, die besten Pferde für mich zu finden. Und jetzt, da er vier Söhne im Geschäft hat, muss er auch für sie Spitzenpferde finden, was er auch immer tut. Er hat Talent und ein gutes Auge für Pferde!

Wie viele Pferde sind derzeit in Ihrem Besitz? Welches Ihrer Jungpferde hat Ihrer Meinung nach das Potenzial, am erfolgreichsten zu sein?

Ich besitze derzeit sechs Pferde – ich habe schon immer zwischen sechs und acht Pferde gleichzeitig in meinem Besitz gehabt. Ich mag es, lieber weniger Pferde zu haben, weil man dann die Möglichkeit hat, jedes einzelne besser und mit seinen unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Macken kennenzulernen. Da ich nicht mehr züchte, sind die jüngsten Pferde, die ich derzeit besitze, sieben und acht Jahre alt. Heutzutage ist es sehr schwierig zu wissen, ob ein achtjähriges Pferd eines Tages ein Top-5*-Pferd sein wird. Man muss geduldig sein und darauf hoffen, dass die Kombination aus Pferd und Reiter perfekt ist.

Was ist Ihr wichtigstes Ziel als Besitzer von Spitzenpferden?

Den Sport zu genießen, aber auch zu versuchen, zu gewinnen und erfolgreich zu sein. Zusammen mit meinem Team haben wir zahlreiche 5*-Grands-Prix und belgische Meisterschaften gewonnen. Das Ziel ist nun, einen Rolex Grand Prix oder bei den Olympischen Spiele zu gewinnen. Schon zweimal konnten wir aufgrund von Verletzungen nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Das sind große Träume, aber man muss einfach große Träume haben und manchmal werden sie auch wahr.

Das Gefühl, das man als Besitzer hat, wenn das eigene Pferd erfolgreich ist, ist unglaublich. Das Gefühl, als Olivier die Derby-Prüfungen beim CHIO Aachen und bei den Spruce Meadows 'Masters' gewonnen hat, war unbeschreiblich. Ich war so nervös vor dem CHIO Aachen in diesem Jahr. Dass Nicola Dritter geworden ist, ist einfach fantastisch. Der CHIO Aachen und die Spruce Meadows 'Masters' sind wie die Tour de France im Radsport – jeder will dabei sein und gut abschneiden.

Auf welche(s) Pferd(e) (heute oder in der Vergangenheit) sind Sie besonders stolz, und warum?

Das ist wirklich schwierig, weil ich das Glück hatte, so viele tolle Pferde zu besitzen. Ich habe bislang acht Pferde in Nationenpreis-Teams am Start gehabt. In Belgien gibt es so viele gute Pferde. Dass so viele meiner Pferde für unser Land antreten, ist einfach toll und eine große Ehre für mich.

H&M Chilli Willi war ein phänomenales Pferd, jetzt bringt Katanga v/h Dingeshof wirklich viel Talent mit. Sie hat in ihrer Karriere schon so viel erreicht, darunter Mannschaftsbronze und Einzel-Fünfter bei den FEI-Europameisterschaften im vergangenen Jahr, Platz vier im Rolex Grand Prix beim CSIO Roma Piazza di Siena und Platz drei im Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen. Das sind nur einige ihrer Highlights aus dem vergangenen Jahr. Sie ist ein wirklich einzigartiges Pferd, aber Ludo sagt mir immer, dass er solche Pferde immer wieder für mich finden kann.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist fantastisch. Der Rolex Grand Slam ist das Größte, was dem Springsport je passiert ist. Jeder Reiter möchte bei den Majors antreten. Mir wurde Hello Sanctos als junges Pferd angeboten, das Pferd, mit dem Scott Brash den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Es war wunderbar zu sehen, dass er so erfolgreich geworden ist. Es gibt in diesem Sport nichts Vergleichbares zum Rolex Grand Slam.

Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping gefällt Ihnen am besten und warum?

Das müssten der CHIO Aachen und die Spruce Meadows ‘Masters’ sein. Wir haben auf diesen beiden Turnieren schon sehr viel Erfolg gehabt, was sie für uns noch besonderer macht. Die Freude, die ich bei diesen Turnieren empfinde, ist unbeschreiblich, das Publikum ist phänomenal. Nicola möchte dieses Jahr zu den Spruce Meadows 'Masters', aber wir müssen mit Katanga v/h Dingeshof sehr vorsichtig sein. Sie hatte mit dem CHIO Aachen und anderen Turnieren in dieser Saison viel zu tun und jetzt wurde sie für die belgische WM-Equipe ausgewählt – ich glaube, dass es vielleicht zu viel für sie sein könnte. Aber es ist sein Traum, also werden wir unsere Entscheidung von ihrer Leistung bei den Weltmeisterschaften abhängig machen. Olivier wird vielleicht bei den Spruce Meadows ‘Masters’ antreten, aber das ist noch nicht bestätigt.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich habe so viele großartige Reiter und Menschen getroffen, dass es mir schwer fällt, nur einen zu nennen. Aber Eric Wauters hat mich wirklich sehr inspiriert. Er war ein großartiger Freund und hat mir so viel beigebracht. Heute ist Ludo eine große Inspiration. Aber ich muss sagen, dass sie beide Meister sind und sehr viel über Pferde und die Branche wissen.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Eric Wauters hat immer zu mir gesagt: „Such nicht zu lange nach einem Pferd. Eines Tages wird das richtige einfach in deinem Stall auftauchen.“ Ich finde, dass in dieser Aussage viel Wahrheit steckt.

Ludo sagt immer zu mir: „Ich finde noch ein weiteres Spitzenpferd für dich", und das tut er auch immer. Er hat ein unglaubliches Talent dafür. Es ist so schwer, ein Top-5*-Pferd zu finden und er findet sie einfach immer wieder.

(Photo: Rolex Grand Slam) (Photo: Rolex Grand Slam)

Immer Vorn Dabei Mit Dem Rolex Grand Slam „Second Screen“

 

Mit dem Rolex Grand Slam „Second Screen“ - exklusiv entwickelt für den Rolex Grand Slam of Show Jumping - können Fans ihre favorisierten Pferd-und-Reiter-Paare mit einer speziell entwickelten Technologie verfolgen. Eingeführt im Vorfeld der Dutch Masters 2021, dem ersten Reitsport-Major des Jahres, versorgt die Rolex Grand Slam „Second Screen“-Technologie Pferdesportbegeisterte seit mehr als einem Jahr mit den aktuellsten Statistiken. Zuschauer aus über 50 Ländern sind davon begeistert und nutzen die Technologie mittlerweile vor, während und nach den Majors, um die Leistung ihrer favorisierten Sportler besser verstehen und beurteilen zu können.

Die Rolex Grand Slam „Second Screen“-Technologie wurde von einem Expertenteam des Schweizer Unternehmens Alogo entwickelt. Alogo hat sich mit der Entwicklung von wegweisenden Analysetools, wie beispielsweise einem innovativen Produktsortiment zur Quantifizierung der Leistung von Sportlern, in der Welt des Reitsports einen Namen gemacht.

Über die Web-App können Pferdesportfans aus der ganzen Welt eine Vielzahl von Daten in Echtzeit einsehen, darunter die Zeit des aktuellen Rittes, die Anzahl der Fehler oder die Startreihenfolge. Dieser Dienst ist nahtlos in die Rolex Grand Slam Online-Streaming-Plattform integriert. Zusätzlich werden im Rolex Grand Slam „Second Screen“ die Statistiken aller Majors gespeichert, sodass Pferdesportfans jedes Detail dieser legendären Veranstaltungen Revue passieren lassen können.

Darüber hinaus haben Fans über den Rolex Grand Slam „Second Screen“ Zugriff auf zusätzliche Statistiken wie beispielsweise: welche Hindernisse am häufigsten gerissen wurden, die Anzahl der Reiter, die nicht im Zeitlimit geblieben sind, oder Live-Zwischenzeiten während des Stechens. Außerdem finden sie hier Informationen zu den Rolex Grand Slam-Live-Anwärtern. Der Rolex Grand Slam „Second Screen“ ist die perfekte Ergänzung zum Live-Stream für Pferdesportfans, die mehr über die vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping wissen wollen: Die Dutch Masters, den CHIO Aachen, die CSIO Spruce Meadows ´Masters` und den CHI Geneva.

Der Rolex Grand Slam „Second Screen“ ist kostenlos. Klicken Sie einfach auf den folgenden Link: https://rolexgrandslam.alogo.io/

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Gerrit Nieberg gewinnt die Rolex Grand Prix!

 

Bei strahlender Julisonne erstrahlte das 40.000 Zuschauer fassende Hauptstadion des CHIO Aachen in festlichem Glanz, denn es war auch 2022 wieder Austragungsort des Rolex Grand Prix, der zum unnachahmlichen Rolex Grand Slam of Show Jumping gehört. Mit 40 Startern aus 14 Nationen, darunter 20 der 30 weltbesten Reiterinnen und Reiter, war das fachkundige Publikum beim Weltfest des Pferdesports voller Vorfreude auf die unvergleichliche Geschicklichkeit und Präzision der Pferd-Reiter-Kombinationen, die sich für diese Königsklasse qualifiziert hatten.

Da nur die besten 18 in die zweite Runde einzogen, gab es kaum Spielraum für Fehler, denn der von Frank Rothenberger entworfene Parcours – bestehend aus 14 Hindernissen und 17 Sprüngen – verlangte von jeder Paarung Höchstleistungen. 13 Reiter blieben schließlich fehlerfrei, darunter auch der in Top-Form befindliche McLain Ward, der einen Hattrick anstrebte, nachdem er sowohl die Mittwochs- als auch die Freitagsprüfung gewonnen hatte. Das britische Trio Harry Charles, Scott Brash und Ben Maher schloss sich dem Amerikaner in der zweiten Runde an, ebenso wie die fünf Deutschen Gerrit Nieberg, Christian Ahlmann, Daniel Deußer, Mario Stevens und Philipp Weishaupt – sehr zur Freude des begeisterten heimischen Publikums. Fünf der Reiterkombinationen, die weitergekommen waren, hatten in der ersten Runde einen Abwurf kassiert und mussten alles geben, darunter der dreimalige Major-Sieger Steve Guerdat und Harrie Smolders aus den Niederlanden.

Nach einer kurzen Pause, in der der Parcours für den zweiten Umlauf mit 12 Hindernissen aufgebaut wurde, eröffnete der Deutsche Philipp Weishaupt den Wettbewerb, aber eine frühe Verweigerung seines Pferdes Asathir ließ den den Traum vom dritten Major-Triumph platzen. Als Achter war der Amerikaner McLain Ward mit seinem Pferd HH Azur die erste Kombination, die eine doppelte Nullrunde ritt, sehr zur Freude seines Teams, das vom Aachener „Kiss and Cry“-Bereich aus zusah. Als Nächstes stellten der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping Daniel Deußer und seine Stute Killer Queen VDM ihr einmaliges Talent und Können unter Beweis, indem sie die zweite doppelte Nullrunde des Wettbewerbs erzielten und damit ein Stechen auslösten. Scott Brash, der einzige Reiter, der jemals den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat, schaffte es mit seinem Hello Jefferson als Dritter insStechen. Für das irische Duo Conor Swail und Darragh Kenny, den Ägypter Nayal Nasser, den Rolex-Markenbotschafter Kevin Staut und den Briten Ben Maher reichte es nicht, nachdem sie alle Abwürfe kassierten. Der vorletzte Reiter, Nicola Philippaerts, zog als Vierter ins Stechen ein, und auch der letzte Reiter, der Deutsche Gerrit Nieberg, sicherte sich ebenfalls seinen Platz im finalen Showdown.

McLain Ward eröffnete das Stechen, hatte aber das Pech, beim letzten Hindernis einen Abwurf hinnehmen zu müssen. Der nächste Reiter, Daniel Deußer, blieb fehlerfrei und überquerte die Ziellinie in 41,60 Sekunden, womit er die letzten drei Reitern vor eine große Aufgabe stellte. Wenn jemand Deußers Zeit unterbieten konnte, dann Scott Brash – der 36 Jahre alte Brite war über zwei Sekunden schneller als sein Rolex-Markenbotschafterkollege. Nicola Philippaerts blieb zwar fehlerfrei, doch seine etwas langsamere Zeit brachte ihn auf den dritten Platz. Der letzte Starter, die aktuelle Nummer 106 der Welt, Gerrit Nieberg, zeigte auf seinem 11Jahre alten braunen Wallach Ben 431 den Ritt seines Lebens. Er überquerte die Ziellinie über eine halbe Sekunde schneller als Brash und gewann damit die Ausgabe 2022 des Grand Prix beim CHIO Aachen und wurde damit zum neuen Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping.

Der siegreiche Reiter, Gerrit Nieberg, kommentierte seinen Sieg: „Alles ist noch unwirklich – das habe ich wirklich nicht erwartet. Heute wurden definitiv Träume wahr – es war ein unglaubliches Gefühl.“

Zum Sieger sagte der Zweitplatzierte Scott Brash: „Gerrit hatte eine fantastische Runde. Ich wusste, dass es eine Innenwendung zur zweifachen Kombinationgab. Ich habe sie mir kurz angeschaut, aber sie sagte mir nicht zu, und niemand sonst hatte sie geschafft. Er [Gerrit] musste es jedoch versuchen, um zu gewinnen, und er hat es sehr gut gemacht, also alle Anerkennung für ihn. Er ist sehr, sehr gut geritten und sein Pferd ist heute großartig gesprungen.“

Scott Brash sagte zu seinem Pferd Hello Jefferson: „Ich bin sehr stolz auf Jefferson, er hat heute eine tolle Leistung gezeigt. Ich hätte nicht mehr von ihm verlangen können. Wir wurden von Gerrit geschlagen, der eine unglaubliche Runde gezeigt hat.“

Über seine Stute Katanga V/H Dingeshof äußerte sich der Drittplatzierte Nicola Philippaerts: „Ich bin so stolz, das können Sie sich gar nicht vorstellen – sie ist eine ganz besondere Stute. Sie hat alles gegeben und ist unfassbar gut gesprungen.“

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Interview mit:

Meredith Michaels-Beerbaum

 

Sie haben hier beim CHIO Aachen unglaubliche Momente erlebt – sind Sie immer noch aufgeregt, wenn Sie hierherkommen?

Ja, ich muss sagen, als ich gestern auf dem Turnier angekommen bin, hatte ich ein paar Tränen in den Augen, weil ich so viele schöne Erinnerungen an Aachen habe und der Ort mit so vielen Emotionen verbunden ist. Ich habe hier den Höhepunkt meiner Reiterkarriere erlebt. Zwischendurch gab es auch einige Tiefpunkte, im Verlauf derer ich mich nach Enttäuschungen und Niederlagen wieder motivieren musste – es waren also viele Emotionen im Spiel. Es ist ein wunderbarer Ort, der mein Herz immer noch zum Klopfen bringt.

Sie haben einige überragende Erfolge im Reitsport erzielt. Fühlen Sie sich nun verpflichtet, etwas zurückzugeben und die nächste Generation von Springreiter-Talenten zu fördern?

Ja. Ich bin jetzt an einem anderen Punkt in meinem Leben, trete weniger bei Turnieren an und trainiere mehr, und ich bin sehr glücklich darüber, weil ich das Gefühl habe, dass ich dem Sport etwas zurückgeben kann, vor allem jungen Reitern und besonders Frauen. Ich denke, ich habe den Frauen in diesem Sport den Weg geebnet und ihnen gezeigt, dass alles möglich ist – eben auch als Frau die Nummer eins der Welt zu sein. Und auch als Frau in die deutsche Mannschaft zu kommen, die vor meiner Zeit von Männern dominiert wurde. -.

Wir hören oft, dass das Aachener Publikum die Reiterinnen und Reiter unterstützt, ob sie nun gewinnen oder nicht. Was macht die Zuschauer hier so besonders?

Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man in die Arena kommt und 40.000 Menschen für dich klatschen, dir die Daumen drücken und dir das Beste wünschen. Das motiviert jeden Reiter. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, hier anzutreten, aber  in dieser Atmosphäre vor diesem Publikum zu gewinnen, ist unbeschreiblich, da bekommt man wirklich Gänsehaut.

Abgesehen vom Springreiten, für welche anderen Sportarten begeistern Sie sich? Waren Sie schon bei anderen großen Meisterschaften mit dabei?

Ich liebe es, Tennis zu schauen, bin aber selbst keine guter Tennisspielerin. Auch im Golf bin ich nicht besonders gut, aber besser als beim Tennis! Ich genieße es, diese beiden Sportarten auf höchstem Niveau zu sehen. Ich hatte sogar das Vergnügen, als Rolex Markenbotschafterin nach Wimbledon zu reisen und andere Rolex Markenbotschafter zu treffen. Nebenbei versuche ich aber, mein Golfspiel zu verbessern.

Glauben Sie, dass eines Ihrer Nachwuchspferde das Zeug hat, ein zukünftiger Grand-Prix-Star zu werden?

Wir haben im Moment ein paar wirklich tolle Nachwuchspferde. Ich reite derzeit ein Pferd, das I'm Blue heißt, und ich denke, dass er es definitiv bis auf Grand Prix-Niveau schaffen wird

Wie sieht es mit Ihren Schülern aus – haben einige von ihnen das Potenzial, zukünftige Superstars zu werden?

Oh ja – ich habe im Moment einige echte Nachwuchstalente. Ich habe ein paar  Schüler aus den USA, die sehr motiviert sind, genau wie ich es war. Und auch ein paar Schüler aus China sind mit dabei. Aber meine beste Schülerin ist natürlich meine Tochter, die motiviert ist und große Träume hat, obwohl sie erst zwölf ist. Es macht mir Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie große Dinge im Sport erreichen will.

Wie Sie gerade gesagt haben, ist Ihre Tochter Brianne eine sehr talentierte Springreiterin. Glauben Sie, dass der Rolex Grand Slam of Show Jumping andere junge Talente dazu inspiriert, eine Karriere im Sport zu verfolgen?

Ich denke, der Rolex Grand Slam of Show Jumping war ein wichtiger Wendepunkt für die Reitsportwelt. Plötzlich kam Rolex ins Spiel, was dem Sport einen neuen Anspruch, ja sogar einen neuen Höhepunkt verliehen hat, den andere Sportarten wie Tennis und Golf auch haben. Wir sind endlich an einem Punkt angelangt, an dem wir auf vergleichbarem Niveau mit einigen anderen großartigen Sportarten sind. Das war ein großer Erfolg, der viele dazu inspiriert hat, den Rolex-Traum zu verwirklichen.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Interview mit:

Dr. Wilfried Handbrücke

 

Was ist Ihre Aufgabe beim CHIO Aachen?

Ich bin Vorsitzender der Veterinärkommission und damit für alle Veterinärangelegenheiten zuständig. Dies erfordert, dass wir die Pferde bei ihrer Ankunft untersuchen, um festzustellen, ob sie die Reise gut überstanden haben, und um sicherzugehen, dass sie keine ansteckenden Krankheiten oder Fieber haben. Bei jedem Pferd müssen wir dann eine tierärztliche Untersuchung durchführen, die aus einem Vortraben besteht, um zu prüfen, ob die Pferde lahmen, und wir schauen, ob die Sehnen gut aussehen und die allgemeine Haltung des Pferdes in Ordnung ist. Bei einigen Disziplinen, wie z. B. der Vielseitigkeit, müssen wir das manchmal zweimal machen, zum Beispiel vor und nach dem Geländeparcours. Wir prüfen auch die Medikamente der Pferde.

Ich bin dafür verantwortlich, eine gute tierärztliche Versorgung zu gewährleisten – das bedeutet ein Tierarzt in jedem Parcours und ein Tierarzt im Stallbereich. Hier in Aachen gibt es ein ganzes Team von Tierärzten, darunter Spezialisten für Diagnostik und Fachärzte für Innere Medizin. Wir sind sehr gut ausgestattet – wir haben Ultraschall, Endoskopie, wir haben ein komplettes Labor hier auf dem Turniergelände, so dass wir die Pferde umfassend versorgen können, vor allem, wenn ein Pferd verletzt oder krank ist. So können wir Probleme gleich vor Ort angehen und eine frühe Diagnose stellen. Nur in den schwersten Fällen, in denen ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, wird das Pferd in eine Kliniküberwiesen.

Haben Sie bereits bei anderen internationalen Pferdesportveranstaltungen gearbeitet?

Ich war als ausländischer Veterinärdelegierte bei Europa- und Weltmeisterschaften und auch bei den Olympischen Spielen mit dabei. Besonders hervor sticht dabei die Mitarbeit in der Veterinärkommission bei den Olympischen Spielen 2012 in London, die einfach fantastisch waren. Das war gute Werbung für den gesamten Pferdesport. Auch La Baule ist eine tolle Veranstaltung, bei der ich gute Erfahrungen gemacht habe. Am besten gefällt mir jedoch der CHIO Aachen. Ich bin in Aachen geboren und aufgewachsen. Ich arbeite seit 40 Jahren auf diesem Turnier – ich habe damals als Student begonnen, der die Tierärzte unterstützte. Danach habe ich als Tierarzt gearbeitet und dann bin ichMitglied der Veterinärkommission geworden, die ich seit 1998 leite.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich der CHIO Aachen deutlich weiterentwickelt. Ich glaube, es waren die Weltreiterspiele 2006, die uns wirklich einen Schub gegeben haben. Für mich war die Veranstaltung ein großer Erfolg, und was mich betrifft, gab es noch nie eine Pferdesportveranstaltung, die in der Öffentlichkeit so positiv wahrgenommen wurde. Seit den Weltreiterspielen ist dieses Turnier immer weiter gewachsen – wir haben jetzt zusätzliche Disziplinen hier. Zuvor gab es nur Springen, Dressur und Fahren – jetzt gibt es zusätzlich Vielseitigkeit und Voltigieren.

Wie wichtig ist die Ernährung für das Wohlergehen eines Pferdes?

Ein Pferd benötigt eine pferdegerechte Ernährung. Es benötigt eine große Menge an Raufutter und Ballaststoffen, die für seine Darmgesundheit sehr wichtig sind. Wenn Pferde mit zu viel Getreide und zu wenig Ballaststoffen gefüttert werden, ist das Risiko von Koliken viel höher. Man muss einem Pferd ein gutes Grundfutter geben – es gibt kein Superfood. Von Zeit zu Zeit müssen Blutproben entnommen werden, um festzustellen, woran es dem Pferd möglicherweise mangelt. Meiner Meinung nach werden Nahrungsergänzungsmittel sowohl überbewertet als auch übermäßig eingesetzt.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der Pferdetierarzt werden möchte?

Man muss eine Verbindung zum Pferd haben, Einfühlungsvermögen für das Pferd besitzen und lernwillig sein. Wenn es einem nur ums Geld geht, gibt es weitaus bessere Möglichkeiten als den Beruf des Pferdetierarztes, für die man sich entscheiden sollte. Unser Berufsstand tut sich schwer damit, junge Tierärztinnen und Tierärzte zu motivieren. Viele angehende Tierärzte haben ihren Weg in diesen Beruf durch ihre Liebe zum Pferd gefunden, aber während des Studiums erkennen sie auch, dass es harte Arbeit mit langen Arbeitszeiten ist, einschließlich Nacht- und Wochenenddiensten. Einige entscheiden sich dann für ein komfortableres Leben mit normaleren Arbeitszeiten,  was für unsere Branche in ganz Europa ein Problem darstellt. Vielleicht ist es auch einfach ein Generationenproblem.

Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus?

Ich stehe um 7 Uhr auf und bin um 8.30 Uhr auf dem Turniergelände, wo ich den ganzen Tag verbringe. Normalerweise bin ich nicht vor 21 Uhr zu Hause und manchmal erst um 23 Uhr oder Mitternacht. Und das gilt nicht nur für mich, sondern für den Großteil des Veterinärteams. Ich kann diesen Job nicht allein machen. Heute arbeiten hier zum Beispiel etwa 20 Tierärzte. Wir beginnen mit vier Tierärzten und im Laufe des CHIO steigt die Zahl der Tierärzte, da die letzten drei Tage der Veranstaltung die intensivsten sind.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ihr Team …

Bei den Weltreiterspielen 2006 wurde uns klar, dass wir ein größeres Veterinärteam brauchen. Damals hatten wir zusätzlich noch Distanzreiten und Reining. Als wir 2002 den Zuschlag für die Weltreiterspiele erhielten, kam Frank Kemperman aus Jerez zurück und sagte, wir müssten uns zusammensetzen und Pläne machen. Der erste Plan bestand in der Erweiterung der Stallungen und des Tierarztzentrums,der zweite sah die Erweiterung des Tierarztteams vor. Wir hatten dann drei Jahre Zeit, um das Team aufzubauen, also fragte ich einige Tierärzte, die ich kannte, ob sie Interesse hätten, und einige andere kamen spontan dazu. Das Team von 2006 hat sehr gut zusammengearbeitet, der Kern dieses Teams besteht auch heute noch, worüber ich sehr froh bin. Das Team unterstützt sich gegenseitig und die Mitglieder schließen ihre eigenen Praxen und kommen aus ganz Europa, nicht nur aus der Region, sondern auch aus Belgien, den Niederlanden, Österreich und ganz Deutschland. Ich freue mich jeden Tag auf das Turnier und darauf, hier zu sein, aber es ist immer auch harte Arbeit.

Welches Vermächtnis möchten Sie im Reitsport hinterlassen, wenn Sie in den Ruhestand gehen?

Was ich erreichen wollte und womit ich auch teilweise erfolgreich war, ist eine Verbesserung der Beziehung zwischen den offiziellen Turniertierärzten der FEI und den Tierärzten, die die Pferde das Jahr über betreuen. Die FEI-Tierärzte verstehen sich nicht mehr nur als „Polizisten“, sondern auch als Berater, und die Heimtierärzte sind offen für diese Ratschläge. Die Zusammenarbeit der beiden Gruppen hat nicht nur zu einer besseren Beziehung untereinander, sondern auch zu einem besseren Verständnis des Sports und letztlich zu einer besseren Situation für das Pferd geführt.

Was kann und sollte Ihrer Meinung nach noch getan werden, um das Wohl der Pferde zu verbessern?

Es gibt viele Dinge, die noch getan werden können. Aber für mich ist es das Wichtigste, dass die Hauptentscheidungsträger dafür sorgen, dass ihre Pferde angemessene Ruhephasen haben, in diesen Phasen weniger trainieren und dass sie für bestimmte Veranstaltungen speziell eingesetzt werden. Ein Pferd kann nicht das ganze Jahr über auf demselben Leistungsniveau bleiben – kein Pferd kann das durchhalten. Die meisten guten Reiterinnen und Reiter, die wir hier beim CHIO Aachen sehen, haben das verstanden. Es muss bessere Kontrollen geben, sei es durch verbesserte Tierarzt- und Dopingkontrollen oder durch eine konsequentere Bewertung. Ich glaube immer noch, dass es möglich ist, den Sport auf ein noch höheres Niveau zu bringen: durch gutes reiterliches Können und indem wir sicherstellen, dass alles zum Wohle des Pferdes getan wird.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

McLain Ward gewinnt das RWE Preis von Nordrhein-Westfalen

 

Vor einem begeisterten Publikum traten am Freitag 50 der weltbesten Springreiter und ihre Pferde zum RWE Preis von Nordrhein-Westfalen an. Für die Reiter war dies die letzte Möglichkeit, sich für den Rolex Grand Prix am Sonntag zu qualifizieren, eines der vier Majors, die den Rolex Grand Slam of Show Jumping ausmachen.

Der von Frank Rothenberger entworfene Parcours stellte mit 14 bis zu 1,60m hohen Hindernissen eine große Herausforderung für die Teilnehmer dar, zu denen auch der deutsche Einzel-Olympiasieger von 1992, Ludger Beerbaum, sein Landsmann und aktueller Titeanwärter auf den Rolex Grand Slam, Daniel Deusser, sowie der Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat aus der Schweiz gehörten.

16 Paare kamen fehlerfrei durch die erste Runde und zogen ins Stechen ein, das auf einem kürzeren, aber nicht weniger anspruchsvollen Parcours mit acht Hindernissen ausgetragen wurde. Die ersten fünf Reiter, darunter der Ire Conor Swail und die Deutsche Jana Wargers, leisteten sich jeweils einen Fehler, doch der sechste Reiter, der Franzose Nicolas Delmotte, brach diesen Trend, indem ihm in 42,95 Sekunden eine Nullrunde gelang. Delmottes Zeit wurde kurz darauf von Christian Kukuk aus Deutschland und Jur Vrieling aus den Niederlanden unterboten, wobei letzterer die Ziellinie in 42,79 Sekunden überquerte und damit vorübergehend den ersten Platz belegte. Vrielings Spitzenposition war jedoch nur von kurzer Dauer, denn der aktuelle Weltranglisten-29. Steve Guerdat nahm ihm über vier Zehntel ab.

Noch standen zwei weitere Reiter aus:  der Niederländer Harrie Smolders und McLain Ward aus den USA. Guerdat wartete also gespannt und hoffte, dass seine Zeit ungeschlagen bleiben würde. Der Gewinner des Turkish Airlines-Prize von Europa vom Mittwoch, McLain Ward, und sein beständiges Pferd Contagious stellten jedoch schon bald Harmonie und Klasse unter Beweis und verdrängten Guerdat von der Spitze, indem sie die Ziellinie in 41,70 Sekunden überquerten.

Mit großer Freude über den zweiten Sieg innerhalb weniger Tage auf seinem 13-jährigen Fuchswallach erklärte Ward: „Für mich ist er [Contagious] wirklich gut in Form und für die Weltmeisterschaft bereit. Das ist einer der Gründe, warum wir ihn diese Woche eingeplant haben. Wir werden uns also an unseren Plan halten und hoffentlich dabei sein.“

Zu seinem Pferd für den Rolex Grand Prix am Sonntag sagte Ward: „Eine so gute Woche liefert natürlich Zuversicht. Das bringt mich dazu, durchzuatmen und mich zu konzentrieren. Azur [HH Azur] ist erfahren und ich kenne sie sehr gut. Sie ist meine langjährige Freundin. Wir schauen einfach, wie es läuft. Ich glaube nicht, dass der heutige Tag oder der Mittwoch viel mit dem zu tun hat, was am Sonntag passieren wird. Wir werden uns einfach konzentrieren und unser Bestes geben, wenn der Tag gekommen ist.“

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Interview mit:

Frank Rothenberger

 

Was machen Sie abseits des Springreitens gerne?

Ich segle viel, manchmal drei oder vier Mal im Jahr. Vor sechs Wochen war ich in Kroatien, später im Jahr reise ich wieder nach Kroatien, aber gerne auch mal nach Mallorca, ans Mittelmeer, nach Thailand oder in die Karibik. Ich fahre mit einigen meiner Freunde, die Reiter sind, Ski, darunter Lars Nieberg und Otto Becker. Als wir 16, 17, 18 Jahre alt waren sind wir als Junioren zusammen zu den Deutschen Meisterschaften gefahren. Jetzt planen wir, zum Skifahren nach Amerika zu fahren, aber zwei aus dem Team sind schon etwas älter und etwas skeptisch. Ich habe aber zu ihnen gesagt: „Wenn wir jetzt nicht fahren, fahren wir nie mehr.“

Wie sieht ein typischer Turniertag bei Ihnen aus?

Ich stehe jeden Morgen gegen 5:30 Uhr oder 6 Uhr auf. Gegen 7 Uhr komme ich auf dem Turniergelände an, je nachdem, wann die erste Prüfung beginnt. Wir bereiten uns generell immer auf den nächsten Tag vor. Wenn ich also am Mittwochmorgen komme, bereiten wir uns auf den Donnerstag vor. Alle Arbeiten für heute sind erledigt – alle Pläne sind organisiert und bereitgestellt. Abmessungen, Entfernungen und Sponsorenhindernisse – das sind die ganzen Kleinigkeiten, die wir organisieren müssen. Wir stellen die Parcourspläne am Vorabend zur Verfügung, damit tagsüber jeder weiß, was er zu tun hat. Wir haben fast 50 Personen in fünf Gruppen in der Arena, die meisten davon sind Parcoursdesigner. Es herrscht eine gute Atmosphäre, alle arbeiten sehr hart. Wir haben vier Abende, in denen wir bis in die Nacht bauen müssen – gestern Abend war die Prüfung um 22 Uhr zu Ende, wir haben dann noch bis 1:30 Uhr gearbeitet. Und morgen Abend machen wir das wieder so.

Welchen Rat würden Sie einem angehenden Parcoursdesigner geben?

Jemand, der Parcoursdesigner werden will, sollte zuerst Reiter sein, um zu wissen, wie man einen Parcours bestreitet. Dann braucht man jede Menge Leidenschaft – man muss es wirklich lieben. Wenn man nur des Geldes wegen Parcoursdesigner werden will, wird das nicht funktionieren. Meine Tochter ist gerade dabei, Parcoursdesignerin zu werden – sie macht dieses Jahr das FEI-Level-2-Seminar und geht mit mir zu ein paar kleinen internationalen Turnieren. Sie reist auch zu einigen großen Turnieren – unter anderem hilft sie bei den Europameisterschaften. Sie war letztes Jahr in Aachen und wird nächste Woche ein eigenes Turnier betreuen. Mein Rat ist, dass man Parcoursdesign das ganz Jahr über machen sollte, nicht nur ein- oder zweimal im Jahr.

Wie sehen Sie die Zukunft des Parcoursdesigns?

Parcoursdesign entwickelt sich ständig weiter, es verläuft parallel zu unserer Ausbildung rund ums Pferd. Je besser das Reiten wird, desto kleiner werden die Galoppsprünge, so dass wir die Distanzkombinationen zwischen den Sprüngen anpassen müssen. Ich mache diesen Job seit 40 Jahren, als ich anfing, hatten wir große, sperrige Hindernisse. Aber die gibt es jetzt fast nicht mehr. Jetzt haben wir kleinere, offenere Hindernisse mit leichten Stangen. Die Länge der Stangen hat sich hier in Aachen auf 3,5 m reduziert, vorher waren es immer vier Meter. Wir haben das vor etwa sechs oder sieben Jahren geändert, so dass die Hindernisse jetzt viel leichter sind. Heutzutage ist es sehr schwierig, die richtige Anzahl von Nullrunden zu erhalten. Früher konnten von 40 Reitern 10 die Prüfung gewinnen, aber heute sind es manchmal 30.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an das Parcoursdesign?

Ich erinnere mich, dass wir hier in Aachen einmal 25 Pferde in einer Prüfung hatten, und jedes der Hindernisse in dem von uns gestalteten Parcours wurde einmal gerissen – außer einem und das bei nur 25 Pferden! Das war ein wirklich schöner Parcours und ich erinnere mich noch immer daran. Eine andere Erinnerung ist, als ich in Calgary war und man mich gebeten hat, die Parcourspläne vor dem Turnier abzuliefern. Ich habe gesagt: „Nein, ich war hier noch nie, also muss ich erst den Platz, die Halle und die Position der Kameras sehen.“ Und dann haben sie mich überredet, den Parcoursplan zu erstellen. Am Ende mussten wir alles ändern, weil es über Nacht viel geregnet hat und die Pläne nicht mehr funktioniert haben, so dass wir alles neu vorbereiten mussten.

Welcher war der erste Parcours, den Sie als leitender Parcoursdesigner entworfen haben, und wann war das?

Ich glaube, das war für ein nationales Turnier, ich habe einen Parcours mit 20 Sprüngen gebaut. Aber das ist vielleicht 40 Jahre her. Ich weiß noch, wie ich 1992 in Polen meinen ersten Nationenpreis-Parcours gebaut habe. Ich durfte ihn eigentlich nicht bauen, weil mein Name nicht auf der Liste stand. Ein polnischer Parcoursdesigner hat seinen Namen auf die Liste gesetzt, aber ich habe ihn gebaut. Das war wirklich witzig. Ich habe bisher 97 Nationenpreise gemacht, und hoffe wirklich, die 100 noch zu schaffen.

Welcher Parcoursdesigner hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich habe 10 Jahre lang mit Olaf Petersen zusammengearbeitet, zu dieser Zeit war er der herausragendste Parcoursdesigner der Welt. Heutzutage gibt es viele gute Parcoursdesigner, was bedeutet, dass wir überall auf der Welt sehr gute Parcours haben. Ich würde sagen, wir haben derzeit neun oder zehn Top-Parcoursdesigner auf der Welt, daher ist es schwierig, nur einen auszuwählen.

Erzählen Sie uns etwas über den Parcours am Sonntag und wer wird Ihrer Meinung nach den Rolex Grand Prix gewinnen?

Die Reiter sind alle sehr gut vorbereitet, ich erwarte, dass wir am Sonntag einige Pferde sehen werden, die in dieser Woche noch nicht am Start waren. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu viele Überraschungen erleben, wie z. B. zu viele oder zu wenig Nullrunden! Der Grand Prix-Parcours ist technisch sehr anspruchsvoll undwird wie immer über zwei Umläufe ausgetragen, wobei 18 Paare in den zweiten Durchgang kommen. Für mich wäre es ein gutes Ergebnis, wenn ich im ersten Durchgang zwischen 10 bis 13 Nullrunden hätte und dann drei oder vier Doppel-Nullrunden. Das wäre mein Wunsch. All das macht unseren Sport so interessant – man kennt das Ergebnis vorher einfach nicht.. Manchmal gibt es kein Stechen, aber die Prüfung kann auch ohne Stechen absolut spannend sein!

(Photo: Rolex Grand Slam / Kit Houghton) (Photo: Rolex Grand Slam / Kit Houghton)

Interview mit:

Michael Mronz

 

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen wieder mit voller Zuschauerkapazität stattfindet.

Ja – wir freuen uns sehr. Es ist der erste CHIO Aachen mit voller Kapazität seit 2019. Es ist großartig zu sehen, dass die besten Reiterinnen und Reiter aus der ganzen Welt hier antreten, das Turnier bestreiten und vor allem am Sonntag am Rolex Grand Prix teilnehmen.

Gibt es in diesem Jahr etwas Neues beim CHIO Aachen?

Eine der wichtigsten Entwicklungen und Schwerpunkte war die Digitalisierung zur Verbesserung der Kommunikation, so dass jetzt einige Prüfungen, die nicht im Fernsehen übertragen werden, online mitverfolgt werden können. Wir haben hier 109 Stunden Pferdesport in fünf Disziplinen, nur etwa 30 Stunden davon werden im Fernsehen gezeigt. Es gibt also eine Menge Inhalte, die es einfach nicht ins Fernsehen schaffen. Deshalb wollten wir herausfinden, welche Zielgruppen wir über neue Social Media-Kanäle erreichen können. Ein Beispiel ist TikTok, mit dem wir ein jüngeres Publikum gezielt ansprechen können. Auf TikTok können die Zuschauer Prüfungen, die nicht im Fernsehen gezeigt werden, jetzt live auf der App verfolgen. Wir haben uns also wirklich darauf konzentriert, was wir mit den tollen Inhalten, die wir haben, machen können und wie wir sie besser in Szene setzen können.

Wir haben uns auch weiterentwickelt und uns in das Metaverse und den NFT-Bereich vorgewagt. Im CHIO Aachen Metaverse ist das NFT ein „CHIO-Horse“ und es stehen 1.000 Pferde zur Auswahl. Besitzer eines solchen NFT werden automatisch Mitglied einer exklusiven Gemeinschaft – dem „CHIO Horse Club“. Der erste NFT wurde gestern Abend [Mittwoch, 29. Juni] an McLain Ward überreicht. Wie bei allen neuen Innovationen braucht es Zeit, um das Metaverse-Angebot zu entwickeln. Aber es ist eine wirklich großartige Gelegenheit, die den CHIO um ein weiteres Element der Unterhaltung bereichert.

Lassen Sie sich von anderen großen Veranstaltungen oder Sportarten inspirieren?

Absolut. Ich bin mir jedoch bewusst, dass man nicht nur von den großen, sondern auch von den kleinen Shows etwas lernen und sich inspirieren lassen kann. Das finde ich sehr wichtig, denn zahlreiche kleine Veranstaltungen haben großartige Ideen, und oft sind diese Veranstaltungen die innovativsten, da sie aufgrund ihrer Größe und ihres Zugangs, wie z. B. in Bezug auf den Zugang zu den Medien, eine Reihe von Herausforderungen bewältigen müssen. Es ist sehr interessant, diese ständige Innovation zu sehen, das gilt nicht nur für den Reitsport. Wir schauen immer über den Tellerrand in die weite Welt des Sports.

Ein wichtiger Punkt für uns in Zukunft wird sein, uns noch stärker auf die Einbindung junger Reiterinnen und Reiter in das Aachener Turnier zu konzentrieren. Das beginnt bereits in diesem Jahr damit, das die Olympischen Jugendspiele hier in Aachen ausgetragen werden. Wir wollen bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine enge Beziehung zu den jungen Reiterinnen und Reitern aufbauen und nicht erst, wenn sie älter und erfahrener sind. Dazu wollen wir den Nachwuchs auf die eine oder andere Art an den Hauptveranstaltungen teilhaben lassen. Wenn zum Beispiel hier in Aachen die Verabschiedung am Abend stattfindet, werden wir versuchen, die jüngeren Reiterinnen und Reiter in die Zeremonie einzubinden, damit sie nach dem Rolex Grand Prix in eine ausverkaufte Arena mit 40.000 Zuschauern einreiten können. Sie sollen mit dieser Erfahrung auf den Geschmack kommen und verstehen, was an Aachen so besonders ist. Ziel ist es, den Reiternachwuchs zu inspirieren und ihn vom Reiten in Aachen träumen zu lassen. Wir wollen auch ein zweites Stadion bauen, eine Reithalle. Wir sind gerade in Gesprächen mit der Politik, um den Prozess zu beschleunigen.

Welche Eigenschaften sind Ihnen bei Ihren Teammitgliedern wichtig? Was macht ein erfolgreiches Team aus?

Für ein erfolgreiches Team müssen Sie selbst zunächst die Einstellung haben, dass Sie als Team genauso erfolgreich sein können. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass jedes Mitglied eine wichtige Rolle beim Erreichen des gemeinsamen Erfolgs zu spielen hat. Außerdem ist es wichtig, sich ständig zu verbessern und die Stärken und Schwächen des Teams zu analysieren. Diese Art der Reflexion ermöglicht es Ihnen, das Team in zentralen Bereichen zu stärken. Wenn Sie starke Teammitglieder haben, die zusammenarbeiten, kommt dies dem gesamten Team zugute. Man darf sich nicht davor scheuen, die bestmöglichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sein Team zu holen.

Sie engagieren sich sehr für die Entwicklung der Region Nordrhein-Westfalen in den Bereichen Sport und Unterhaltung. Können Sie uns ein wenig über Ihre Hoffnungen und Ziele erzählen?

Was unsere Ambitionen betrifft, so würden wir uns gerne für die nächsten Olympischen und Paralympischen Spiele bewerben. Das IOC hat eine neue Verordnung erlassen, die das Niveau der Infrastruktur einer bestimmten Stadt oder Region berücksichtigt. Auch Regionen können sich jetzt für die Olympischen und Paralympischen Spiele bewerben. Das Rhein-Ruhr-Gebiet beispielsweise verfügt bereits über 90 Prozent der Infrastruktur und kann Sportdisziplinen wie Springen, Reiten, Dressur, Vielseitigkeit, Schwimmen, Hockey, Basketball, Handball und Volleyball mit großen Zuschauerzahlen – in manchen Fällen 40-50.000 – präsentieren. Da auf den Bau völlig neuer Stadien verzichtet werden kann, weil die Infrastruktur bereits vorhanden ist, muss nichts speziell für die Olympischen und Paralympischen Spiele gebaut werden, das ist ein großer Vorteil.

Gleichzeitig können wir in einem Radius von 600 Kilometern – und 6 Stunden mit dem Zug – mehr als 220 Millionen Menschen erreichen. Wir haben Veranstaltungsorte mit großen Kapazitätenund vom Standpunkt der Nachhaltigkeit lässt sich Deutschland gut mit dem Zug erreichen. Es wirft eine interessante Frage auf: Sollten wir die Spiele zu den Menschen bringen oder die Menschen zu den Spielen? Ich unterstütze die Idee, die Spiele in der Region auszurichten. Das wäre wirklich toll.

Worauf freuen Sie sich diese Woche am meisten?

Ich freue mich sehr auf den Rolex Grand Prix am Sonntag, der Teil des Rolex Grand Slam ist. Jeder im Springsport blickt mit Spannung auf dieses prestigeträchtige Ereignis und ich freue mich natürlich auch auf die Dressur. Es spielt keine Rolle, ob jemand gewinnt oder verliert – die Aachener Zuschauer unterstützen jeden Reiter und feiern ihn. Das ist toll zu sehen.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

McLain Ward gewinnt das Turkish Airlines-Preis von Europa

 

56 Pferd-Reiter-Paare – alle mit dem Ziel, sich vorzeitig für den Rolex Grand Prix am Sonntag zu qualifizieren – traten bei der Ausgabe 2022 des Turkish Airlines-Preis von Europa des CHIO Aachen an. Die 1,60 m-Prüfung über zwei Runden begann bei schönster rheinländischer Abendsonne und fand unter dem gleißenden Flutlicht des Hauptstadions ihren Höhepunkt.

Der von Frank Rothenberger entworfene Parcours mit 14 Hindernissen in der ersten und acht Hindernissen in der zweiten Runde zog 12 der 20 besten Reiterinnen und Reiter der Welt an, darunter die aktuelle Nummer eins, der Schweizer Martin Fuchs, und der Brite Harry Charles, der die U25-Rangliste anführt.

Nur die besten 14 Reiterpaare durften nach dem ersten Umlauf in die zweite Runde einziehen, sodass eine fehlerfreie Leistung und eine schnelle Zeit entscheidend waren. Als Rolex-Markenbotschafter, Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen 2021 und Anwärter auf den Rolex Grand Slam zeigte sich der Deutsche Daniel Deußer mit seinem 11-jährigen Hengst Bingo Ste Hermelle in blendender Form und stand am Ende des ersten Umlaufs an der Spitze. Auch der talentierte 26-jährige Amerikaner Spencer Smith, die vielversprechende französische U25-Reiterin Megane Moissonnier und der in Topform angetretende Ire Conor Swail konnten sich ihren Platz in der zweiten Runde sichern.

Obwohl Conor Swail wie auch sein Landsmann Darragh Kenny, Megane Moissonnier, der frühere Major-Sieger Max Kühner aus Österreich und der Mexikaner Nicolas Pizarro beide Runden fehlerfrei absolvierten, schienen der Schweizer Martin Fuchs und sein Superstar, Wallach Conner Jei, auf einem anderen Niveau zu sein und ritten mit einer Zeit von nur 41,48 Sekunden ins Ziel. McLain Ward und sein 13-jähriger Wallach Contagious waren jedoch fest entschlossen, Team Fuchs einen Strich durch die Rechnung zu machen: Mit nur sieben Hundertstelsekunden Vorsprung setzte sich der US-Amerikaner an die Spitze – und sollte dortbleiben, nachdem der als Letzter startende Daniel Deußer einen Abwurf verzeichnen musste.

Sichtlich begeistert von seinem Pferd sagte Ward: „Er [Contagious] hat viele Eigenarten und ist ein bisschen ängstlich vor allem. Er ist ziemlich ungehalten im Umgang mit den anderen Pferden, das müssen wir ein bisschen im Griff halten. Aber wenn er in die Arena kommt, gewinnt er an Selbstbewusstsein. Ich denke, er glaubt an mich und er beweist wirklich Mut. Er hat einige bemerkenswerte Leistungen gezeigt, die ich anfangs nicht erwartet hätte. Er ist ein kluges Pferd und glaubt an das, was wir tun.“

Im Vorfeld des Rolex Grand Prix am Sonntag sagte Ward: „Ich sage immer, Aachen ist wie das Mädchen, das ich nie bekommen kann! Ich habe das Glück gehabt, einige der ganz großen Grands Prix in der ganzen Welt zu gewinnen, aber hier will mir das einfach nicht gelingen. Letztes Mal war ich nah dran und alles entschied sich am letzten Sprung im Stechen. Dabei ist es das Turnier, von dem ich schon als kleines Kind geträumt habe. Aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Wir geben einfach jeden Tag unser Bestes und ich werde versuchen, bei der Jagd mit dabei zu sein.“

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

DIE NÄCHSTE GENERATION:

CHLOE REID

 

Welche Erfolge hoffen Sie bis zum Jahresende zu erzielen?

Ich hoffe auf eine tolle Woche hier beim CHIO Aachen. Dann werde ich den Rest der Sommermonate in Europa verbringen, bevor es im Winter zurück nach Florida geht.

Welche Pferde haben Sie zum CHIO Aachen mitgebracht?

Ich habe meine wunderbare Stute Super Shuttle mitgebracht, die im Mercedes-Benz-Nationenpreis springen wird, und mein jüngeres Pferd Charlotta, mit dem ich beim Youngsters-Cup antreten werde. Shuttle ist definitiv mein Lieblingspferd – sie hat viel Charakter, viel Blut. Die Leute machen sich immer darüber lustig, dass ich mit ihr im Parcours oft den einen oder anderen Galoppsprung mehr mache. Aber das ist ein Stil, den ich mag, und sie gibt wirklich alles. Manche glauben vielleicht nicht, dass sie es kann, aber sie gibt jeden Tag ihr Bestes für mich– Charlotta hat schier endloses Potenzial und ich habe das Gefühl, ich könnte mit ihr über Häuser springen! Es hat wirklich Spaß gemacht, sie besser kennen zu lernen und mit ihr dazuzulernen.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Darf ich sagen, hier zu sein?! Das ist eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich habe mein ganzes Leben lang davon geträumt. Jetzt tatsächlichhier zu sein, von der US-Mannschaft ausgewählt zu werden und mein Land zu vertreten, ist ein absoluter Traum.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich würde sagen, meine Familie ist eine große Inspiration für mich. Meine Eltern reiten beide nicht, aber sie haben mich von Anfang an unterstützt, ohne sie wäre all das sicher nicht möglich.

Mein Onkel, Chester Edward, ist auch hier und nimmt an den Fahrprüfungen teil. Er hat einen großen Einfluss auf meine Reiterkarriere gehabt, ebenso wie meine Großmutter. Sie hat die Liebe zu Pferden im Blut und ich habe sie von ihr geerbt. Ohne meine Familie wäre ich nicht hier.

Was motiviert Sie?

Ich denke, die Pferde sind eine große Motivation. Ich liebe die Pferde und ich liebe diese Verbindung zu ihnen zu haben. Das ist  wunderbar.

Ich glaube auch, dass mich der Wettbewerb im Sport motiviert. Ich bin ein sehr wettbewerbsorientierter Mensch. Jeden Tag aufzuwachen und zu versuchen, dazuzulernen und mich zu verbessern, ist etwas, das mich wirklich motiviert.

Wer unter den erfahreneren Springreiter*innen erfreut sich Ihrer größten Bewunderung?

Das ist gar nicht so einfach. Aber da ich hier in Deutschland bin, muss ich sagen, dass Marcus Ehning eine große Inspiration für mich ist – sein Stil ist einfach unglaublich.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Der Rolex Grand Slam ist eine tolle Sache für unseren Sport. Er wird im Fernsehen gezeigt, man kann ihn im Internet verfolgen – das ist schon toll. Er ist wirklich überall präsent. Die Leute kennen diese Majors und wissen um das Prestige und die Tradition dahinter. Hier zu sein ist einfach genial und ich denke, der Rolex Grand Slam ist fantastisch für unseren Sport.

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

AUF DER STALLGASSE MIT DANIEL BLUMANS PFERDEPFLEGERIN

PHOEBE LEGER

 

Wie lange haben Sie gebraucht, um zum CHIO Aachen zu kommen, und wie halten Sie sich auf langen LKW-Fahrten bei Laune?

Von unserem Stall in der Nähe von Brüssel bis zum CHIO Aachen waren es etwa zwei Stunden Fahrt. Ich selbst bin in unserem kleinen Truck gefahren, die Pferde sind nachgekomen. Wenn ich nicht fahre, schaue ich mir zur Unterhaltung Instagram-Videos, TikTok und ähnliche Dinge an. Ich schaue mir auch oft den Instagram-Kanal von Rolex Grand Slam an!

Spüren Sie mehr Druck, wenn Sie bei einem der Majors sind, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht?

Auf jeden Fall. Der CHIO Aachen ist eines von Daniels [Bluman] Top-Events. Wir nehmen an allen Majors teil und der Druck, gut abzuschneiden, ist jedes Mal groß. Von den vier Majors muss ich sagen, dass der CHIO Aachen mein Favorit ist. Ich liebe die Atmosphäre hier, das Turniergelände ist fantastisch. Es ist wie eine kleine Stadt, in der es so viel zu entdecken gibt, und das alles an einem Ort. Ich habe hier viele Freunde, ich bin mit fast jedem Pfleger in meiner Stallgasse befreundet. Diese Kameradschaft ist wirklich großartig.

Welche Pferde haben Sie diese Woche mitgebracht?

Diese Woche habe ich Ladriano [Ladriano Z], Gemma [Gemma W] und Cachemire De Braize dabei. Ladriano ist 14 Jahre alt und macht das alles schon sehr lange. Hoffentlich haben wir diese Woche im Grand Prix gute Ergebnisse mit ihm. Gemma ist 11 Jahre alt und erst seit letztem Jahr in den großen Klassen mit dabei, und das sehr vielversprechend. Cachemire ist etwas jünger, er ist 10 Jahre alt. Wie Gemma ist auch Cachemire gerade dabei, in die großen Klassen aufzusteigen. Erist ein großartiges Nachwuchspferd für uns auf den großen Turnieren.

Wie haben Sie sie auf den CHIO Aachen vorbereitet?

Zu Hause habe ich die letzte Woche damit verbracht, alle Pferde zu scheren, sie zu waschen, dafür zu sorgen, dass das Sattelzeug einsatzbereit ist und dass alle Pferde in Form sind. Während Daniel auf den anderen Turnieren war, habe ich geholfen, sie zu reiten und fit zu halten. Kurz gesagt, es ist jede Menge Vorbereitung notwendig!

Glauben Sie, die Pferde wissen, wie wichtig ein Event wie der CHIO Aachen ist?

Ladriano auf jeden Fall! Die anderen beiden, Gemma und Cachemire, sind ganz entspannt und können überall hin mitgenommen werden. Aber Ladriano weiß, wenn etwas Großes ansteht. Er ist dann in seiner Box ganz aufgeregt. Er fängt an zu buckeln und zu steigen. Er ist immer sehr aufgeregt, wenn wir irgendwo hinfahren. Ihm geht es nur um den Sport und um das Wettkampf. Er hat so eine starke Persönlichkeit!

Wie oft reiten Sie?

Ich reite fast jeden Tag auf einem oder zwei Pferden.. Wenn Daniels nicht da ist, gehe ich viel Schritt und wärme auch seine Pferde auf.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?

Am besten gefällt mir an meiner Arbeit, dass ich jeden Tag mit Pferden zusammen bin. Ich bin jetzt schon so lange bei ihnen – fast drei Jahre. Vor allem bei diesen drei Pferden, die ich seit dem ersten Tag begleite und betreue, ist es wunderbar zu sehen, wie sie sich entwickeln und jedes Jahr etwas Neues erreichen.

Und was mögen Sie an ihrer Arbeit am wenigsten?

Die langen Tage, an denen man um 5 oder 6 Uhr morgens anfängt und erst um 19 oder 20 Uhr abends aufhört. Aber selbst dann – es lohnt es sich. Aber die langen Tage sind manchmal hart!

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Pferdepfleger im Sringsport in Erwägung zieht?

Folgen Sie Ihrem Herzen dorthin, wohin es Sie führen möchte und wo Sie sich als Teil der Familie fühlen. Viele Leute machen ihre Arbeit des Geldes wegen und denken, dass mir das Geld nicht reicht und ich deswegen einen neuen Job finden möchte, der mir mehr einbringt. Aber wenn man damit glücklich ist, was man macht, spielt es oft keine Rolle, wie viel man verdient. Man muss etwas finden, das man liebt und dabei bleiben. Und deshalb bin ich jetzt seit drei Jahren bei Daniel. Ich liebe jeden einzelnen Tag und bin sehr zufrieden mit meinem Leben.

 

(Photo: Rolex / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex / Ashley Neuhof)

CHIO Aachen

Ein Blick auf die Reiter

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping wird vom 24. Juni bis zum 3. Juli 2022 erneut beim CHIO Aachen ausgetragen und der Rolex Grand Prix am letzten Sonntag bildet den krönenden Abschluss der zehn Tage mit außergewöhnlichem Sports. Die Veranstaltung, die wieder wie üblich zwischen den The Dutch Masters und den Spruce Meadows ‘Masters’ stattfindet und oft mit dem Tennisturnier in Wimbledon verglichen wird, begrüßt erneut ein Publikum aus 40.000 leidenschaftlichen Reitsportfans auf dem einzigartigen Turniergelände in der Aachen Soers.

Rolex Grand Slam of Show Jumping – Ein Blick auf die Reiter

Daniel Deußer kehrt nach seinem Sieg bei den The Dutch Masters im März sowohl als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping als auch als Titelverteidiger des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen auf den heiligen Rasen zurück. Der Deutsche, der zurzeit Platz 9 der Weltrangliste belegt, bringt sein Spitzenpferd Killer Queen VDM mit, um den gemeinsamen Titel zu verteidigen und seinem Ziel näherzukommen, als zweiter Reiter überhaupt den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen. Neben Deußer sind noch sechs weitere Rolex-Markenbotschafter sowie zahlreiche deutsche Top-Reiter wie Christian Ahlmann, André Thieme und Marcus Ehning mit dabei.

Der Weltranglistenerste und Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2021, Martin Fuchs, wird versuchen, sich den Bonus für den nicht fortlaufenden Gewinn zweier Rolex Grand Prix innerhalb seines Grand Slam-Zyklus zu holen. Der Schweizer blickt auf eine unglaubliche erste Jahreshälfte zurück, in der er sich im April den Ttitel beim Weltcup-Finale holte und jüngst den mit 5-Sternen dotierten Grand Prix der Schweiz. Er besitzt starke und talentierte Pferde und wird versuchen, seinen Siegeszug im Hauptstadion des Turniergeländers in der Aachener Soers fortzusetzen. Sein Landsmann und ebenfalls Rolex-Markenbotschafter, Steve Guerdat, wird gleichfalls versuchen, seine enorme Erfahrung aus seinen vielen Siegen zu nutzen, um seinen ersten Titel bei diesem angesehenen Turnier zu holen.

Der Olympiasieger von Tokio 2020, Ben Maher, wird darauf aus sein, seiner beeindruckenden Erfolgsliste einen Sieg beim Rolex Grand Prix hinzuzufügen. Der Engländer landete letztes Jahr mit seinem eindrucksvollen Fuchswallach Explosion W auf dem vierten Platz. Sein langjähriger Teamkollege Scott Brash, der als bislang einziger Reiter den Rolex Grand Prix of Show Jumping gewonnen hat, weiß, was nötig ist, um in der wunderschönen Grasarena zu gewinnen, und wird sich versuchen, sich einen zweiten Rolex Grand Slam zu erkämpfen. Zum starken britischen Kader stößt die Nummer eins der U25-Weltrangliste und Nummer 17 der Weltrangliste, Harry Charles, hinzu. Charles hat im vergangenen Jahr einen kometenhaften Aufstieg in der Rangliste hingelegt. Der junge britische Reiter kehrt nach seinem Debüt 2018 erneut an den legendären Veranstaltungsort zurück und wird alles daran setzen, seinen Platz unter den besten Reitern der Welt zu festigen.

Die Gewinner des Rolex Grand Prix 2022, Ashlee Bond (World Equestrian Festival) und Gregory Wathelet (CHI Royal Windsor Horse Show), wissen, was man braucht, um einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, und werden sich auf ihre Erfahrung verlassen, um sich einen der prestigeträchtigsten Preise des Springreitsports zu sichern.

Springreiterlegende Rodrigo Pessoa  kehrt exakt 50 Jahre nach dem zweiten Grand-Prix-Sieg seines Vaters Nelson Pessoa beim CHIO Aachen wieder hierher zurück. Marlon Modolo Zanotelli wird ebenfalls darum kämpfen, dass die brasilianische Flagge auf dem Podium vertreten sein wird. Nach seinen jüngsten Siegen in Paris und beim Nations Cup beim CSIO Roma Piazza di Siena wird der Franzose Kevin Staut voller Selbstvertrauen in seine talentierten Pferde zum CHIO Aachen kommen.

Ebenfalls mit auf der Liste der Weltklasse-Pferd-und-Reiter-Paare ist der Weltranglistendritte und stets ernstzunehmende Konkurrent Peder Fredricson, den irischen Kader verstärkt die Nummer fünf der Weltrangliste, Conor Swail, der mit zwei seiner Spitzenpferde anreist: Count on Me und Nadal Hero & DB. 

Frank Kemperman (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) Frank Kemperman (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

worte des Veranstalters

Frank Kemperman

 

Der Vorstandsvorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins und Turnierleiter des CHIO Aachen, Frank Kemperman, geht nach 29 Jahren in den Ruhestand. Das Rolex Grand Slam Team hat ihn interviewt, um herauszufinden, wie sich das Turnier entwickelt hat und was er am meisten vermissen wird.

Sie haben 29 unglaubliche Jahre beim CHIO Aachen erlebt. Was waren für Sie die drei größten Highlights?

Mein Highlight waren die FEI World Equestrian Games im Jahr 2006. Ich war zwar schon bei anderen Meisterschaften dabei, aber nichts ist mit dem CHIO Aachen vergleichbar. Es war eine Menge harter Arbeit für unser Team, und ich glaube, ich habe dabei auch meine ersten grauen Haare bekommen, aber es war ein großer Erfolg. Noch heute sprechen die Leute über diese Weltmeisterschaften, und ich denke, wir haben mit ihnen einen wichtigen Teil der Geschichte geschrieben. Es fällt mir schwer, zwei weitere Highlights auszuwählen, weil wir so viele unglaublich tolle Turniere und Prüfungen hatten!

Wie hat sich Ihre Karriere im Laufe der Jahre entwickelt?

Der CHIO Aachen ist eine wirklich geschichtsträchtige Veranstaltung. Im Jahr 2024 steht sein 100-jähriges Bestehen an, und der ALRV wird dann fast 125 Jahre alt sein. Ich habe das Turnier als Kind besucht und es hatte immer etwas Magisches an sich – meiner Meinung nach ist er das beste Turnier der Welt. Es ist sehr wichtig, die Traditionen, die wir auf diesem Turnier haben, zu bewahren. Genauso wichtig ist es aber auch, dass wir dabei innovativ sind und uns mit der Welt verändern. Qualität ist ebenfalls entscheidend. Als Turnier streben wir nach dem Besten von allem, und das kombiniert mit Tradition und Innovation macht den CHIO Aachen zum besten Turnier der Welt!

Als ich anfing, habe ich überall auf der Welt Turniere organisiert, und dann kam der CHIO Aachen. Zuerst fand ich es etwas seltsam, dass die Deutschen einen Niederländer gefragt haben, aber ich war bereits stark in das Medienzentrum des Turniers eingebunden. Ich glaube, sie wollten einfach professioneller und moderner werden. Gemeinsam mit dem Team habe ich dazu beigetragen, die Bedingungen immer weiter zu verbessern, viele Dinge wurden verändert und modernisiert, wobei die Traditionen und die Geschichte des Turniers erhalten geblieben sind.

Nun blickt das Turnier in die Zukunft, indem es versucht, innovativ zu sein, und ich finde, das ist etwas, das jedes Turnier oder jede Veranstaltung versuchen sollte. Ich weiß noch, als ich beim CHIO Aachen anfing, waren fünf oder sechs Leute im Büro, und heute sind es rund 35. Damals hatten wir keinen einzigen Medienprofi im Haus, sondern nur eine Dame von der Lokalzeitung, die einmal im Monat vorbeikam, um zu sehen, ob wir etwas Neues zu berichten hatten. Jetzt haben wir eine eigene Medienabteilung mit 10 Mitarbeitern.

Bei den FEI World Equestrian Games 2006 konnten wir das Internet nutzen, aber soziale Medien gab es noch nicht. Die Welt hat sich so sehr verändert, und wir haben immer versucht, diesen Veränderungen zu folgen und uns ihnen anzupassen – die sozialen Medien sind heute zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil des Turniers. Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal ins Büro kam, hatten wir eine elektrische Schreibmaschine, Computer gab es nicht. Heutzutage kämen die Menschen ohne Computer nicht mehr zurecht. Ich finde, das zeigt, wie sehr sich die Dinge in der Zeit, in der ich Vorsitzender bin, verändert haben. Aber das Tolle am CHIO Aachen ist, dass wir den Blick immer in die Zukunft gerichtet haben und innovativ sind.

Was wird Ihnen am meisten fehlen?

Natürlich wird mir der CHIO Aachen fehlen. Aber ich werde dem Aufsichtsrat angehören, also bleibe ich weiterhin involviert. Ich glaube, die Umstellung auf eine andere Routine wird schwierig sein – in den letzten 29 Jahren bin ich jeden Morgen aufgestanden und ins Büro gegangen, aber Corona hat diesen Übergang denke ich schon ein wenig erleichtert. Ich finde, es ist an der Zeit, dass die nächste Generation die Führung übernimmt. Ich werde älter, und deshalb ist es normal, jüngere Leute die Rolle übernehmen zu lassen. Am Sonntag [12. Juni] war Vatertag in Holland, und ich habe ein sehr lustiges Buch über den Ruhestand bekommen. Den CHIO Aachen gab es schon, bevor ich Vorsitzender war, und es wird ihn auch danach noch geben. Mein Name ist dabei unbedeutend. Das Wichtigste ist das Turnier und sein Erfolg in der Zukunft.

Was haben Sie mit Ihrer Freizeit vor?

Ich bin immer noch an den The Dutch Masters und dem Turnier in Maastricht in den Niederlanden beteiligt und gehöre dem Niederländischen Olympiade-Komitee für Reiterei an, wo ich auch Vorsitzender der Pferdepfleger bin. Die Pferdepfleger sind die wichtigsten Personen in diesem Sport.

Meine Frau versucht, mich zum Gärtner zu machen – aber ich kann wirklich nicht zwischen Unkraut und Blumen unterscheiden. Meine wichtigste Aufgabe ist es jetzt aber, Großvater zu sein. Ich habe eine zweijährige Enkelin, die im selben Dorf lebt wie ich, und ich verbringe gerne Zeit mit ihr.

Wer war die einflussreichste Person, mit der Sie im Laufe der Jahre zusammengearbeitet haben?

Ich glaube es waren die Pferde, die mich am meisten beeinflusst haben. Wir arbeiten in einem so einzigartigen Sport. Wir müssen den Pferden zuhören und verstehen, was das Beste für sie ist. Die Außenwelt steht unserem Sport heute kritischer gegenüber, so dass wir sicherstellen müssen, dass das Wohlergehen der Pferde für uns die oberste Priorität hat. Wir müssen dafür sorgen, dass wir den Sport, den wir alle so lieben, weiterhin ausüben können.

Nur eine Person zu nennen ist wirklich schwer. Aber um ehrlich zu sein, die einflussreichste Person muss wohl meine Frau sein, denn ohne die Unterstützung von zu Hause kann man diese Arbeit nicht machen.

Was braucht es, damit eine Veranstaltung zu einem Major wird?

Es gibt so viele tolle Reitturniere auf der ganzen Welt, natürlich möchte man immer das beste Turnier in diesem Sport sein. Es ist schwierig, Menschen, die keine Pferdeliebhaber sind, für den Sport zu begeistern. Das Besondere am CHIO Aachen sind die Zuschauer und die große Anzahl, in der sie kommen – sie sorgen für eine tolle Atmosphäre. Bei vielen anderen Turnieren, auch wenn dort die Top-Reiter springen, ist die Atmosphäre nicht dieselbe – das macht den CHIO Aachen so einzigartig. Wir haben zwei verschiedene Arten von Menschen, die zum Turnier kommen. Erstens die Pferdeliebhaber, die jede Woche zu Turnieren gehen, und zweitens die Fans, die keine Pferde haben, aber jedes Jahr kommen, weil sie die Atmosphäre lieben und gerne Sport anschauen.

Man muss kein Pferdeliebhaber sein, um beim CHIO Aachen einen tollen Tag zu erleben. Tausende von Menschen lieben diese Veranstaltung, kaufen ein, essen und trinken. Es ist die Atmosphäre insgesamt, die den CHIO Aachen ausmacht, und das ist es, was wir zu bieten haben. Wir hören nicht nur darauf, was die Pferdeleute wollen und brauchen. Man muss auch gute Beziehungen zu den Reitern haben und verstehen, was sie brauchen.

Ich habe viele Turniere besucht – ich glaube, ich habe fast alle gesehen – aber um ehrlich zu sein, sind die Veranstaltungen, von denen ich am meisten gelernt habe, keine Pferdesportveranstaltungen gewesen. Wir waren ei den großen Tennisturnieren in Roland-Garros oder, Wimbledon und anderen Großveranstaltungen, um zu herauszufinden, was dort gemacht wird und wie diese Veranstaltungen für die Zuschauer unvergesslich werden. In unserem Sport müssen wir viele verschiedene Altersgruppen ansprechen, denn im Gegensatz zum Fußball, bei dem 80 Prozent der Zuschauer männlich sind, sind bei uns die Familien in der Überzahl. Also müssen wir dafür sorgen, dass sich alle wohl fühlen.

Alles rund um den Sport sollte spektakulär sein, damit es ein unvergesslicher Tag wird, und ich glaube, das ist es, was dazu beiträgt, dass ein Turnier zu einem ‘Major’ wird. Der CHIO Aachen ist eines der besten Pferdesportevents der Welt. Aber unser Ziel ist es, auf der Titelseite aller Zeitungen der Welt zu stehen und zu zeigen, dass wir nicht bloß ein Reitturnier sind.

Welchen Pferd-Reiter-Paaren haben Sie beim CHIO Aachen am liebsten zugeschaut?

Da gab es so viele! Natürlich gibt es einige Reiter, die man auch privat besser kennt, und es ist immer schön zu sehen, wenn sie erfolgreich sind. Letztes Jahr war es einfach toll zu sehen, wie das junge amerikanische Team den Mercedes-Benz Nationenpreis gewonnen hat – sie haben sich unglaublich gefreut, ein so großes Event zu gewinnen. Es war ein fantastischer Moment in diesem Sport, und es ist großartig zu sehen, wie begeistert die nächste Generation an Springreitern von diesem Sport ist. Es ist auch erstaunlich zu sehen, dass Isabell Werth in der Dressur so dominierend ist. Und natürlich war es ein großartiger Moment, als das Vater-Sohn-Gespann Rodrigo und Nelson Pessoa 1994 im Rolex Grand Prix den ersten und dritten Platz belegt hat. Momente wie diese sind einfach unglaublich toll, und ich hoffe, dass ich in Zukunft mehr Zeit haben werde, ihnen zuzuschauen!

Wie kann sich das Turnier Ihrer Meinung nach in den nächsten 10 Jahren weiterentwickeln?

Der CHIO Aachen ist etwas ganz Besonderes – er bietet den besten Sport der Welt und hat diesen fantastischen Rasenplatz. Er hat ein paar Traditionen, die sich meiner Meinung nach nicht ändern sollten, aber man sollte auch versuchen, weiterhin innovativ zu sein und immer zu schauen, was man besser machen kann. Bei dem Turnier geht es vor allem darum, eine hohe Qualität zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass das Wohlergehen der Pferde, das Erlebnis für die Zuschauer und die Medienresonanz so gut wie möglich sind. Es ist wie beim Backen eines Kuchens: damit er lecker wird, braucht man die richtigen Zutaten, und im Falle des CHIO Aachen sind das Sponsoren, Reiter, Medien, Pferde und so weiter. Das Turnier muss sicherstellen, dass alle wichtigen Interessengruppen gerne das bestmögliche Turnier haben möchten. Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren verändert, aber die Qualität ist geblieben, zum Beispiel mit dem Rolex Grand Prix am abschließenden Sonntag. Insgesamt denke ich, dass der CHIO Aachen, wenn er die Traditionen des Sports beibehält, gleichzeitig aber auch nach Innovationen sucht, auch weiterhin das beste Turnier der Welt sein wird.

(Photo: Rolex / Peggy Schröder) (Photo: Rolex / Peggy Schröder)

Interview mit Anwärter

Daniel Deusser

 

Sie sind erneut Anwärter auf den Rolex Grand Slam. Wie fühlen Sie sich kurz vor dem CHIO Aachen?

Ich bin sehr aufgeregt! Den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen, ist immer sehr schwer, darum wäre es wirklich phänomenal, ihn zwei Jahre hintereinander zu gewinnen. Ich glaube, dass ich jetzt Anwärter auf den Rolex Grand Slam bin, macht das Ganze definitiv noch interessanter. Aber der Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen ist auch so schon jedes Jahr eins meiner größten Ziele, ob ich nun Anwärter bin oder nicht.

Der CHIO Aachen ist eines der größten Turniere im Reitsport und findet noch dazu in Ihrem Heimatland statt. Lassen Sie sich von der Energie und der Unterstützung des Publikums anspornen?

Der CHIO Aachen ist eine so unglaubliche Veranstaltung. Er ist eins der größten Turniere der Welt und beim Rolex Grand Prix am Sonntag sitzen 40.000 Zuschauer im Stadion – eine fantastische Atmosphäre. Ich bin fest davon überzeugt, dass mein Pferd und ich uns von der Energie des Heimpublikums anspornen lassen – Zuschauer bereichern eine Veranstaltung so enorm. Der CHIO Aachen ist einzigartig und etwas ganz Besonderes – die besten Reiter der Welt sind alle da und alle wollen dort gewinnen.

Wie haben Sie sich vorbereitet und mit welchem Pferd wollen Sie beim Rolex Grand Prix antreten?

Ich habe vor, mit Killer Queen VDM beim Rolex Grand Prix zu starten. Sie ist schon seit einigen Jahren wiederholt beim CHIO Aachen im Hauptstadionangetreten und fühlt sich dort wirklich wohl und ist sehr entspannt. Sie hat dort auch schon viele Preise gewonnen: 2018 den Sparkassen-Youngsters-Cup, 2019 den RWE Preis von Nordrhein-Westfalen und natürlich letztes Jahr den Rolex Grand Prix. Ich glaube, die Arena passt zu ihr – sie hat ein enormes Sprungvermögenund eine riesige Galoppade, darum ist es ideal für sie, wenn sie viel Platz hat.

Sie hat sehr früh in der Saison einige Außenturniere absolviert. Als wir aus Florida zurückkamen, ist sie bei ein oder zwei Turnieren gestartet, aber jetzt habe ich sie etwa vier Wochen lang geschont. Der CHIO Aachen wird das erste Turnier nach ihrer Pause sein, aber ich reite und trainiere sie zu Hause natürlich trotzdem weiter. Beim CHIO Aachen habe ich vor, Anfang der Woche zum Aufwärmen eine kleinere Prüfung zu reiten und danach eine große, um in den richtigen Rhythmus zu kommen und sie auf den Rolex Grand Prix am Sonntag vorzubereiten.

Denken Sie auch schon weiter, genauer gesagt an das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’?

Ich würde unheimlich gern mit Killer Queen VDM zum Spruce Meadows ‘Masters’ fahren. Aber es findet nur eine Woche nach unserem Heimatturnier, dem Stephex Masters in Brüssel, statt. Sofern ich zu der Zeit genug Pferde mit dem entsprechenden Leistungsstand habe, werde ich versuchen, zum CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ zu fahren, aber das kann ich erst später im Jahr entscheiden.

Sie reisen aufgrund der Turniere sehr viel. In welches Land reisen Sie am liebsten und wieso?

Ich mag Spanien sehr. Ich finde, es ist ein sehr gastfreundliches Land mit tollem Wetter und köstlichem Essen. Ich genieße meine Zeit dort immer sehr. Ich war dort schon ein paar Mal in Urlaub und natürlich auch auf Turnieren – ich mag Spanien wirklich.

Der Reitsportkalender ist sehr voll! Wie entscheiden Sie, an welchen Veranstaltungen Sie teilnehmen und mit welchen Pferden Sie dort starten?

Das hängt von der Erfahrung und den Vorlieben der Pferde ab. Killer Queen VDM zum Beispiel mag große Grasplätze und liefert dort ihre beste Leistung ab. Das ist eine Methode, nach der ich meine Entscheidungen treffe. Ich sehe mir an, welches Pferd am besten zu einem Turnier passen würde, und dann machen wir uns an die Planung. Es gibt auch einige Turniere, die immer in meinem Kalender stehen und zu denen ich jedes Jahr fahre – der CHIO Aachen ist eines davon –, und ich versuche immer dafür zu sorgen, dass meine Pferde für diese Veranstaltungen bereit sind. Oft sehe ich mir an, welche Leistungen ein Pferd im vergangenen Jahr bei den Turnieren erbracht hat und ob es lieber kleinere Hallen oder größere Außenplätze mag, und plane dann entsprechend.

Sehen Sie sich auch andere Sportarten an oder folgen Sie anderen Athleten? Wenn ja, welchen Einfluss haben diese Athleten auf Sie als Profisportler?

Vor zwei Wochen hat Rolex mich zum Tennisturnier in Roland Garros eingeladen. Ich habe dort das Viertelfinale zwischen Nadal und Djokovic gesehen. Und ich muss sagen, es war sehr inspirierend zu beobachten, wie die beiden mit der Atmosphäre umgegangen sind und wie fit sie sind. Wenn man als Athlet eine solche Stimmung miterlebt, motiviert es einen, sich zu verbessern und noch härter zu trainieren. Unser Sport ist etwas Einzigartiges, weil auch das Pferd ein Athlet ist und man dafür sorgen muss, dass sowohl man selbst als auch das Pferd fit genug ist und beide mit der Atmosphäre umgehen können.

 

This Esme This Esme

Interview mit

This Esme

 

Esme Higgs ist eine der größten Influencerinnen in der Reitsportwelt - mit 730k Followern und unglaublichen 100+ Millionen Views auf ihrem YouTube-Kanal, sowie über 260k Followern auf Instagram und atemberaubenden 412k Followern auf TikTok.

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Ich habe das große Glück, dass ich auf einem kleinen Hof mit Eseln aufgewachsen bin. Und auch die Ausritte der örtlichen Reitschule kamen immer an unserem Haus vorbei. Seit ich denken kann, wollte ich Reitstunden nehmen. Meine Eltern haben immer nein gesagt, aus verschiedenen Gründen, z. B. weil ich zu jung oder zu klein zum Reiten war. Mein erstes Mal auf einem Pferd war dann auf der Party zum fünften Geburtstag eines Freundes. Danach hatten sie keine Ausreden mehr und ich habe mit dem Reitunterricht angefangen.

Mein erstes Pony hieß Mickey. Ich habe ihn heute noch – er ist oft auf meinem Kanal zu sehen. Wir haben ihn zunächst für einen Monat ausgeliehen und ich hatte nicht wirklich erwartet, dass er mein erstes Pony werden würde – aber wir haben uns in ihn verliebt! Ich hatte großes Glück, dass ich ihn im Alter von acht Jahren bekommen habe – ich hatte sehr viel Glück mit den Pferden, die ich hatte.

Wie hat Ihre Karriere als Influencer begonnen?

Das war wirklich eher aus Zufall. Mein zweites Pferd, Casper, war sehr unerfahren, als wir ihn bekommen haben, also habe ich YouTube für mich genutzt, um seine Fortschritte zu beobachten. Meine Freunde und Familie haben mich beim Reiten und bei seinen Springrunden gefilmt und anschließend habe ich die Videos bearbeitet und auf YouTube eingestellt. Die Tatsache, dass ich unsere Fortschritte mitverfolgen konnte, hat mir viel Vertrauen in unsere Partnerschaft gegeben. Ursprünglich habe ich die Videos auf YouTube hochgeladen, weil ich nicht das tollste Handy hatte und der Speicherplatz knapp wurde, also war YouTube ein sicherer Ort, wo ich sie speichern konnte.

Eines Sommers habe ich beschlossen, ein Video zu drehen, in dem ich zeige, wie man sein Pferd aufsattelt. Ich komme nicht aus dem Reitsport, daher ich weiß, dass Reitschulen einem manchmal nur das Reiten beibringen und sich nicht so sehr darauf konzentrieren, wie man sich um ein Pferd kümmert. Deshalb dachte ich, dieses Video könnte für einige Leute hilfreich sein. Das war das erste Video von mir, das nicht nur von meinen Freunden und meiner Familie angesehen wurde – ich glaube, es wurde rund 1.000 Mal geklickt, das fand ich einfach genial! Mit der Veröffentlichung dieses Videos habe ich meine Leidenschaft entdeckt und begonnen, Vlogs zu erstellen. Nicht weil ich dachte, dass viele Leute sie sich ansehen würden, sondern weil es mir Spaß gemacht hat, ein Videotagebuch für mich selbst zusammenzustellen.

Ich habe eine ganze Reihe von Videos gemacht, die ich nicht veröffentlicht habe, weil ich zu schüchtern war oder Angst vor den Reaktionen der Leute hatte. Es war eigentlich im Sommer nach meinem Abitur, als YouTube zu etwas wurde, mit dem ich meine gesamte Zeit verbracht habe. Ich war im heiklen Alter von 16 Jahren, wenn man noch kein Auto fahren darf, und habe mitten im Nirgendwo gelebt – also habe ich zum Spaß viele Videos von meinen Ponys gemacht. Allein mit Videos, die ich auf meinem Handy gemacht habe, bin zu 10.000 Abonnenten gekommen. Aber ich hätte nie gedacht, dass das Ganze so einschlagen und zu meinem Vollzeitjob werden würde. Damals wusste ich, dass es ein paar YouTuber gab, die das hauptberuflich gemacht haben, aber die waren mit ihren Lifestyle- und Beauty-Inhalten sehr mainstream. Ich hätte nie gedacht, dass das für eine Nischensportart wie Reiten überhaupt möglich wäre.

Welche Schritte sind nötig, um ein erfolgreiches Social-Media-Netzwerk für den Pferdesport aufzubauen?

Ich glaube, einer der wichtigsten Punkte ist Konsequenz. Ich habe drei Jahre lang einmal pro Woche etwas auf YouTube hochgeladen, ohne einen Cent zu verdienen oder zu denken, dass das mein Job sei. Ich habe das gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat und ich mich immer so darauf gefreut habe, an den Wochenenden nach Hause zu kommen und ein Video zu drehen. Viele Leute versuchen es mit YouTube, aber nach ein paar Monaten merken sie, dass es tatsächlich viel Arbeit ist und geben dann auf. Ich denke, die wichtigsten Kriterien, um erfolgreich zu sein, sind Konsequenz, qualitativ hochwertige Inhalte, sich selbst treu zu bleiben und Originalität.

Welchen Reitern folgen Sie und wer hat Ihrer Meinung nach mit seinem Kanal den größten Einfluss?

Ich schaue mir die Storys von Caroline Breen sehr gerne an. Sie zeigen einen Blick hinter die Kulissen ihres Lebens. Viele Top-Reiter teilen nur Inhalte von Turnieren, aber sie zeigt ihre Hunde, ihren Gemüsegarten und andere Dinge, die man normalerweise von Reitern nicht zu sehen bekommt.

Welcher der vier Majors des Rolex Grand Slam gefällt Ihnen am besten

Der CHIO Aachen – ich fahre dieses Jahr zum ersten Mal hin und bin schon ganz aufgeregt! Ich bin mir sicher, dass ich dort richtig viel Spaß haben werde!

Wie wichtig sind Social-Media- und Influencer-Strategien bei der Vermarktung eines großen Reitsport-Events?

Ich glaube, dass es für die Zukunft des Pferdesports entscheidend ist, in den Social Media-Kanälen präsent zu sein. In den letzten Jahren ist der Pferdesport im 21. Jahrhundert angekommen und hat begonnen, den Wert von Social Media zu erkennen. Social Media sorgt dafür, den Sport bekannter zu  machen als je zuvor. Das ist wichtig, damit neue Generation von Reitern aufrücken können. Außerdem wird der Sport dadurch zugänglicher. Das ist etwas, was mir am Herzen liegt und woran ich mit meinem Kanal gearbeitet habe. Ich habe mit ein paar großartigen Reitschulen und Wohltätigkeitsorganisationen zusammengearbeitet, die sich dafür einsetzen, dass der Sport leichter zugänglich wird. Viele Leute haben meinen Kanal gefunden, weil sie Tiere lieben. Und jetzt interessieren sie sich für den Pferdesport oder haben sogar selbst mit dem Reiten angefangen!

Wie sieht ein typischer Tag im Leben von This Esme aus?

Das kommt wirklich auf den Tag an. Wahrscheinlich ist es aber einfacher, eine typische Woche als einen Tag zu beschreiben. Aber ein typischer Tag, wenn ich zu Hause bin, besteht normalerweise aus dem Filmen und Bearbeiten von Videos, außerdem reite ich noch und kümmere mich um meine Pferde. Ich versuche, einen Zeitpunkt am Abend festzulegen, an dem ich aufhöre zu arbeiten, aber ich arbeite von zu Hause aus und bin sehr motiviert, so dass es mir schwer fällt, „abzuschalten". Pro Woche arbeite ich wahrscheinlich etwa 80 Stunden am Kanal, einschließlich Filmen und Schneiden der Videos, Interviews und Zoom-Anrufe. Es gibt immer noch mehr zu tun, aber ich liebe es einfach!

Wie bringt der Rolex Grand Slam of Show Jumping das Springreiten weiter?

Ich finde, Springreiten ist die beste Disziplin für Leute, die nicht so viel über Pferde wissen, weil es leicht zu verstehen ist. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ermöglicht es einem breiten Publikum, den weltbesten Pferd-Reiter-Paaren bei Wettkämpfen auf höchstem Niveau zuzusehen. Der Sport hat auch viel mit Strategie zu tun und es ist schön, dass nicht immer dieselbe Person jedes Turnier gewinnt. Ich finde Springreiten wirklich aufregend anzuschauen. Ich konnte zum Glück ein paar der größten Turniere der Welt zu besuchen und es ist einfach unglaublich, wie nah man dabei den Hindernissen, den Pferden und Reitern kommen kann.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?

Ich glaube, hier muss ich sagen, die ganzen tollen Menschen, die ich getroffen habe und die tollen Geschichten, die ich gehört habe. Ich arbeite mit ein paar tollen Wohltätigkeitsorganisationen wie Brookes und World Horse Welfare zusammen, was mir unglaublich gut gefällt. Mit meinen Pferden zusammen zu sein und mit ihnen zu arbeiten, ist für mich ein Traum, der wahr geworden ist.

Welches Ziel verfolgen Sie letztendlich mit Ihrer Marke, Ihrem Kanal und Ihrer Plattform?

Mein absoluter Traum wäre es, eine Serie auf einer Plattform wie Netflix oder Amazon Prime zu haben. Das wäre wirklich irre, wenn das klappen würde.

Wer ist Ihr Lieblingsreiter oder -reiterin?

Das ist echt schwierig – ich habe so viele. Einer ist definitiv Trevor Breen. Er unterrichtet mich und hat mir mit meinem Pferd Joey geholfen – ich finde ihn wirklich toll. Ich bewundere auch Holly Smith sehr und hatte das Glück, sie einige Male in Hickstead interviewen zu können.

Welches ist Ihr Lieblings-Springpferd?

Da müsste ich Explosion W von Ben Maher nennen. Er ist unglaublich und ich hatte das Glück, ihn bei verschiedenen Turnieren springen zu sehen.

 

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

 

Seit Ihrem sensationellen zweiten Platz beim CHIO Aachen Rolex Grand Prix ist nun fast ein Jahr vergangen. Was haben Sie seitdem gemacht?

So viel! Das war ein wahnsinniges Turnier für mich und ein wundervolles Erlebnis. Danach habe ich ein paar Pferden eine Auszeit gegönnt und den Winter auf Turnieren in Wellington, Florida, verbracht. Jetzt bin ich diesen Sommer wieder in Europa und gehe für das Team USA auf viele Turniere, was immer eine große Ehre ist. Ich habe dieses Jahr ein paar Pferde mehr als letztes Jahr, also nehme ich an mehr Turnieren teil. Ich versuche immer noch, weiter an mir zu arbeiten und erfolgreicher zu werden.

Wie geht es Balou du Reventon, haben Sie vor, ihn dieses Jahr beim CHIO Aachen zu reiten?

Balou du Reventon ist fantastisch. Wir haben dieses Jahr einige Ziele für ihn ins Auge gefasst, auf die wir hinarbeiten. Ich bin letzte Woche mit ihm im Nationenpreis beim CSIO Roma Piazza di Siena gestartet und er ist dort hervorragend gesprungen. In der zweiten Runde des Nationenpreises ist er fehlerfrei geblieben, im Grand Prix aber hat er leider das letzte Hindernis abgeworfen. Er fühlt sich topfit an – er ist wirklich ein toller Hengst. Er wird dieses Jahr sechzehn Jahre alt, also setzen wir ihn nur sparsam ein. Aber wir holen ihn auf jeden Fall raus, wenn wir ihn brauchen. Und das Tolle daran ist, dass er immer seine Arbeit macht.

Wie hält man ein Pferd in seinem Alter in so guter Verfassung?

Ich glaube, es ist einfach wichtig, das Pferd zu verstehen und ihm zuzuhören. Er hat so viel Persönlichkeit. Er lässt einen tatsächlich wissen, wenn es ihm zu viel wird oder wenn er nicht genug tut. Ich habe ein tolles Team in meinem Stall, besonders Lesley Leeman, der sein Hauptpfleger ist. Wir schauen immer Tag für Tag, wie es ihm geht, und sorgen dafür, dass er so fit und gesund wie möglich ist, damit er jederzeit leistungsbereit ist, wenn es sein muss.

Wer sind derzeit Ihre Top-Pferde? Und haben Sie auch spannende jüngere Pferde, von denen Sie meinen, sie könnten die Stars der Zukunft sein?

Absolut. Ich habe noch ein anderes Pferd im Moment auf 5-Sterne-Niveau, das in meinem Besitz ist. Ich habe ihn jetzt schon sieben Jahre, sein Name ist „MTM Vivre Le Reve“. Er war letztes Jahr in Amerika und hatte eine krankheitsbedingte Pause, aber jetzt ist er wieder ganz oben im Sport mit dabei. Er ist 13 Jahre alt, aber er hat noch ein paar gute Jährchen vor sich. Ich habe auch einen sehr vielversprechenden Neunjährigen im Besitz von Anne Thompson [auch Besitzerin von Balou du Reventon]. Dann habe ich noch ein paar Jungpferde, die vielversprechend aussehen, darunter einen Siebenjährigen, der mir gehört, und der im Moment die Ranglisten emporsteigt. Es ist einfach wichtig, Pferde zu haben, die nach den Spitzenpferden nachrücken können, besonders wenn diese älter werden.

Im Springsportkalender stehen so viele Events. Wie entscheiden Sie, auf welche Sie sich konzentrieren und mit welchen Pferden Sie antreten möchten?

Es ist wichtig, am Jahresanfang einen Plan zu erstellen für die Pferde, die man hat und die Dinge, die man erreichen will. Zum Beispiel ist das Reiten für das Team USA für mich so wichtig, dass ich Balou du Reventon hauptsächlich auf diese Events vorbereite. Ich halte ihn fit für diese Events, damit er in diesen Momenten voll aufblühen kann.

Finden Sie, dass sich europäische Turniere von denen in den USA unterscheiden?

Ja, das finde ich. Letztes Jahr wusste ich nicht, was ich erwarten sollte, als ich nach Europa kam. Natürlich wusste ich, dass die besten Reiter der Welt ebenso wie die Legenden, die ich mein ganzes Leben lang bewundert habe, hauptsächlich in Europa Turniere reiten. Aber erst bei diesem ersten 5*-Turnier, das in meiner ersten Woche letztes Jahr hier drüben stattfand, habe ich mir gedacht „oh mein Gott“. Ich finde es einfach unglaublich, zu diesen Turnieren zu gehen und dort gegen sieben der zehn besten Reiter der Welt in einer einzigen Klasse anzutreten. Für mich ist das ein echter Ansporn, es ihnen gleichzutun und mit diesen Spitzenreitern auf höchstem Niveau des Sports konkurrieren zu können. Das ist sehr motivierend und lässt mich sehr ehrgeizig werden – es macht Spaß, mit Leuten zusammen zu sein, zu denen man einst aufgeschaut hat und die man nun als „Konkurrenten“ ansieht.

Welcher der vier Majors, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht, gefällt Ihnen am besten?

Definitiv der CHIO Aachen. Ich liebe das CSIO Spruce Meadows 'Masters'-Turnier. Aber der CHIO Aachen wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Die Majors sind aber allesamt fantastische Turniere, auf die ich mich sehr freue, aber der CHIO Aachen hat einen besonderen Stellenwert.

Mit welcher anderen Sportart lässt sich das Springreiten am ehesten vergleichen?

Ich stelle eine Menge Ähnlichkeiten zur Formel 1 fest, und ich denke, da würden mir viele Reiter zustimmen. Letztendlich ist Springreiten für mich aber ein so einzigartiger Sport, dass es fast unmöglich ist, ihn mit etwas anderem zu vergleichen. Aber ich würde sagen, das ist das Ähnlichste, was es gibt.

Alles, was noch fehlt, ist also ein „Ride to Survive“ auf Netflix?

Genau! „Ride to Survive“, das hat was – das ist richtig gut!

Was sind die wichtigsten Grundlagen für eine erfolgreiche Karriere im Springreiten?

Die Verbindung zu seinen Pferden ist das Wichtigste. Ich habe meine Laufbahn aus Liebe zu den Pferden begonnen. Was man in sie hineinsteckt, das holen sie auch für einen selbst aus sich heraus. Ich glaube, es ist wirklich wichtig, das nicht aus den Augen zu verlieren. Egal, ob man ein Pferd oder 15 Pferde hat, sie sind alle Sportler, genau wie man selbst, und sie haben Emotionen, sie fühlen und sind klasse Wettkämpfer. Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Pferde wertgeschätzt fühlen, dass sie die beste Pflege bekommen und dass man ihnen wirklich zuhört. Man muss sein Pferd verstehen und sich in Erinnerung rufen, warum man das alles macht. Bei mir war es so, dass ich schon als Baby einfach verrückt nach Pferden war, und das hat sich nie geändert.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade auf Turnieren sind oder trainieren?

In meiner Freizeit? Gute Frage! Ich nutze die Zeit, um zu entspannen und mich neu zu sammeln, sei es körperlich oder geistig. Ich koche sehr gerne, also koche ich viel, wenn ich zu Hause bin. Das macht mir sehr viel Spaß – aber wirklich gut bin ich darin nicht! Ich treffe viele Leute auf den Turnieren. Viele meiner Freunde und meine Familie kommen zu allen Turnieren, sodass ich dort mit ihnen Zeit verbringen kann. Wenn ich zu Hause bin, nehme ich mir gerne Zeit für mich selbst und um mich auf die nächsten paar Wochen vorzubereiten, die nach der Pause wieder anstehen.

Was ist ein für Sie typisches Gericht?

Da gibt es viele – aber meine Garnelen-Tacos sind ziemlich gut!

Wenn Sie ein beliebiges Pferd reiten könnten, egal ob aus der Vergangenheit oder Gegenwart, welches würden Sie wählen?

Ich wäre gerne auf Hickstead geritten, er war so ein Kraftpaket, obwohl er klein war. Er war schnell und er war clever. Ich hatte schon immer ein Faible für kleine Pferde und ich glaube, dieses Pferd zu reiten, wäre fantastisch gewesen, denn er war ein echter Athlet. Obwohl ich das Pferd nicht persönlich gekannt habe, schien er ein wenig verrückt gewesen zu sein, aber mit viel Charakter. Ich glaube, ich wäre auf jeden Fall gerne dieses Pferd geritten.

CHIO Aachen CHIO Aachen

DIE HIGHLIGHTS DES CHIO AACHEN 2022

 

Vom 24. Juni bis 3. Juli kommen die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt auf das spektakuläre Turniergelände der Aachener Soers. Das Weltfest des Pferdesports bietet eine unvergleichliche Atmosphäre und Turnierprüfungen, die fünf Pferdesportdisziplinen umfassen, und wird zum ersten Mal seit 2019 seine volle Zuschauerkapazität von 40.000 Zuschauern wieder ausschöpfen.

Offiziell eröffnet wird das Turnier am 28. Juni mit einer spektakulären Eröffnungsfeier mit 200 Pferden, 500 Statisten sowie außergewöhnlichen Künstlern und Artisten, darunter Superstar-Sänger Wincent Weiss. Ein Höhepunkt für viele wird der Auftritt der „Höhner" sein, die exklusiv für den CHIO Aachen einen neuen Song aufgenommen haben.

Die diesjährige Veranstaltung, die unter dem Motto „Welcome to the festival“ steht, stellt mehr denn je die Jugend in den Fokus. Dem tragen die Organisatoren auf vielfältige Weise Rechnung – auch mit Street Art auf dem traditionsreichen Turniergelände in der Aachener Soers. Und auch sportlich gibt es am ersten Wochenende eine Premiere, dann stehen für die Nachwuchsspringreiter bereits erste Prüfungen im Fahrstadion an.  Erstmals ist der CHIO Aachen auch Gastgeber der FEI Youth Equestrian Games. An den Wettbewerben nehmen 30 junge Springreiterinnen und Springreiter zwischen 14 und 18 Jahren aus 30 verschiedenen Nationen teil, von Ägypten und Guatemala bis Neuseeland und Usbekistan. Die Talente reiten im Hauptstadion um Mediallen in einer Einzel- sowie einer kontinentalen Mannschaftswertung.

Oft auch als Wimbledon des Reitsports bezeichnet, zieht der CHIO Aachen traditionell die besten Springreiter der Welt an. Am Mittwochabend, dem 29. Juni, findet mit dem Turkish Airlines-Preis von Europa eine der renommiertesten Prüfungen der Welt statt. Als erste Qualifikationsrunde für den prestigeträchtigen Rolex Grand Prix am Sonntag ist ein spannender Kampf um den Sieg zu erwarten. Am Abend darauf findet der Mercedes-Benz Nationenpreis statt, an dem die acht besten Teams der Welt teilnehmen. Mit Blick auf die Weltmeisterschaften im August werden die Teilnehmer hier versuchen, ihren Equipechef zu beeindrucken, um sich einen begehrten Platz im Team zu sichern. Den Höhepunkt des CHIO Aachen bildet traditionell der Rolex Grand Prix am Sonntag. Vorjahressieger Daniel Deußer kehrt nach seinem Sieg bei den The Dutch Masters im März als Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping in die Aachener Soers zurück und wird versuchen, seinen Rolex Grand Prix-Titel zu verteidigen. 

Auch die 5*-Dressur steht beim CHIO Aachen auf dem Programm. Höhepunkt ist am Sonntag, den 3. Juli, der Deutsche Bank Preis. Publikumsliebling und Vorjahressiegerin Isabell Werth wird mit DSP Quantaz versuchen, ihrer Erfolgserie einen weiteren Titel hinzuzufügen. Darüber hinaus veranstalten die Organisatoren des Turniers am Freitagabend, dem 1. Juli, eine ganz besondere Abschieds-Gala für Isabell Werths Bella Rose im Deutsche Bank Stadion, jenem Ort, an dem das Duo 2019 den Deutsche Bank Preis gewonnen hat.

Mit dem SAP-Cup am 1. bis 2. Juli steht Vielseitigkeit auf höchstem Niveau auf dem Programm. Höhepunkt ist der Samstagmorgen, an dem die Pferd-Reiter-Kombinationen die anspruchsvolle Geländestrecke absolvieren, die Ausdauer, Schnelligkeit und Genauigkeit auf die Probe stellt. Anschließend kämpfen hier die Vierspänner um den prestigeträchtigen Preis der schwartz Gruppe.

Eric Lamaze and Fine Lady V at the CSIO Spruce Meadows 'Masters' 2018 (Photo: Rolex / Ashley Neuhof) Eric Lamaze and Fine Lady V at the CSIO Spruce Meadows 'Masters' 2018 (Photo: Rolex / Ashley Neuhof)

Eric Lamaze

EINE LEGENDE TRITT IN DEN RUHESTAND

 

Rolex-Markenbotschafter Eric Lamaze gehört zu den angesehensten Springreitern der Welt und hat in seiner herausragenden Karriere unglaublich viel erreicht. Nach der Bekanntgabe, dass er sich aus dem Sport zurückziehen wird, hat das Rolex Grand Slam Team einige von Erics größten Fans und engsten Freunden befragt, was ihn zu einer solchen Legende gemacht hat. 

 

Steve Guerdat

Was ist Ihre schönste Erinnerung an ein gemeinsames Rolex Grand Slam Major mit Eric Lamaze?

Mir ist mehr als nur ein Augenblick in Erinnerung geblieben, vielmehr die gesamte Geschichte von Eric und dem Rolex Grand Slam Major in Calgary. Im Laufe der Jahre hat er dort ein wahres Vermächtnis erschaffen und sowohl Eric als auch Spruce Meadows haben von all den dortigen Erfolgen profitiert. Es ist einfach unvorstellbar, was er in dieser Arena erreicht hat.

Welches von Erics Pferden sticht am stärksten heraus und wieso?

Hickstead. Er ist eins von diesen Jahrhunderttalenten und Eric sowieso. Ich kann mich an diesem Paar einfach nicht sattsehen ...

Was ist das Hilfreichste, das Sie von Eric gelernt haben?

Niemals an sich zweifeln, immer positiv bleiben und sich weiterentwickeln.

Wenn Sie Eric mit einem Wort beschreiben müssten, welches wäre das?

Selbstsicher und positiv.

 

Tiffany Foster

Was ist Ihre schönste Erinnerung an ein gemeinsames Rolex Grand Slam Major mit Eric Lamaze?

Meine schönste Erinnerung an ein gemeinsames Rolex Grand Slam Major mit Eric ist sein erster Sieg beim Grand Prix in Calgary 2007 auf Hickstead. Es war ein unglaublich inspirierender Augenblick, den ich live miterleben durfte. Ich werde nie vergessen, wie ich Gänsehaut bekommen habe und mir Freudentränen übers Gesicht liefen, als er das letzte Hindernis überwunden hatte. Das hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt!

Welches von Erics Pferden sticht am stärksten heraus und wieso?

Ich glaube, das ist ziemlich offensichtlich ... der einmalige Hickstead. Ich begann, für Eric zu arbeiten, als Hickstead neun Jahre alt war, und durfte seine ganze Entwicklung miterleben. Meiner Meinung nach ist er das beste Springpferd aller Zeiten. Er hatte einen ebenso starken Siegeswillen wie Eric und sie waren ein perfektes Team. Beide wollten immer unbedingt jedes Turnier gewinnen, an dem sie teilgenommen haben. Die meisten Pferde brauchen zwischen den einzelnen Klassen immer ein oder zwei Turniere zur Eingewöhnung – Hickstead hat das nie gebraucht. Es war so schön, ihm zuzusehen, weil man spüren konnte, dass er mit ganzem Herzen bei der Sache war. Wirklich spektakulär!

Was ist das Hilfreichste, das Sie von Eric gelernt haben?

Das Hilfreichste, was ich von Eric gelernt habe, ist belastbar zu sein. Es ist einfach unmöglich, nicht jedes Mal sein Bestes zu versuchen, wenn Eric mit dabei ist. Er treibt einen dazu an, alles zu geben, und akzeptiert keinerlei Feigheit, egal welcher Art. Er hat mich stärker gemacht, als ich es ohne ihn je geworden wäre.

Wenn Sie Eric mit einem Wort beschreiben müssten, welches wäre das?

Wettkämpfer. 

 

Spencer Smith

Was ist Ihre schönste Erinnerung an ein gemeinsames Rolex Grand Slam Major mit Eric Lamaze? 

Es muss mein erstes Jahr beim CHI Genf gewesen sein, ich war sehr unerfahren und jung. Er hat mich wirklich davon überzeugt, dass ich den Rolex Grand Prix gewinnen kann. Dank ihm bin ich so zuversichtlich in den Parcours gegangen, er hat einfach diese Wirkung auf andere Menschen.  

Welches von Erics Pferden sticht am stärksten heraus und wieso? 

Fine Lady, sie hatte das größte Herz und sie hat alles für Eric getan. Ihre Partnerschaft war unglaublich.  

Was ist das Hilfreichste, das Sie von Eric gelernt haben? 

An sich selbst zu glauben. 

Wenn Sie Eric mit einem Wort beschreiben müssten, welches wäre das? 

Entschlossenheit. 

Rolex Grand Prix

Die Sommersaison 2022

 

Neben den vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist Rolex Partner von zahlreichen Weltklasse-Turnieren. Diesen Sommer werden die besten Pferd-Reiter-Paare wieder auf den schönsten Turnieren der Welt um den Sieg in einem der prestigeträchtigen Rolex Grand Prix kämpfen.  

Vom 5. bis 8. Mai findet beim CSIO Jumping de La Baule der erste Rolex Grand Prix der Sommersaison statt. An dem Turnier, das seit über 60 Jahren in der Küstenstadt La Baule-Escoublac stattfindet, werden einige der weltweit besten und aufregendsten Pferd- und Reiterkombinationen teilnehmen. In diesem Jahr ist Rolex zum ersten Mal offizieller Uhren- und Titelpartner des CSIO 5* Rolex Grand Prix of La Baule, der mit 500.000 € dotiert ist. Außerdem wird ein unabhängiger Nationenpreis mit einem Preisgeld von 250.000 € ausgetragen.

Die Royal Windsor Horse Show (12.-15. Mai) findet auf dem Privatgelände von Schloss Windsor statt, dem ältesten und größten bewohnten Schloss der Welt, und bietet den Rahmen für den zweiten Rolex Grand Prix des Monats. Letztes Jahr holten Ben Maher und der spektakuläre Fuchswallach Explosion W vor heimischem Publikum den Sieg und anschließend die Einzel-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Das Turnier war schon immer sehr beliebt bei Queen Elizabeth II., die bisher bei jeder Auflage des Turniers anwesend war. In diesem Jahr werden im Rahmen des Turniers auch die Feierlichkeiten des Platinjubiläums von Queen Elizabeth II. ausgerichtet. Hierzu gehören über 500 Pferde, 1.200 Teilnehmer und ein 80-köpfiges Orchester. In einem etwa 90 Minuten langen Showprogramm mit zahlreichen Highlights werden Pferde, Streitkräfte, Schauspieler und Künstler zu Ehren der Regentschaft der Queen „durch die Geschichte galoppieren".

Für fünf Tage kehrt der CSIO Roma Piazza di Siena (26.-29. Mai) in die wunderschönen Gärten der Villa Borghese im Herzen von Rom zurück. Seit 2018 ist Rolex offizieller Zeitnehmer des Turniers, das oft als eines der schönsten Springturniere der Welt angesehen wird. Der Deutsche David Will gewann die prestigeträchtige Prüfung im vergangenen Jahr und wird sicher versuchen, seinen Erfolg auf der malerischen Piazza di Siena zu wiederholen.

Das Knokke Hippique läuft über drei Wochen vom 22. Juni bis 10. Juli. Am Sonntag, dem 10. Juli, findet während dieses Turniers der nächste Rolex Grand Prix statt, nur eine Woche nach der zweiten Runde des Rolex Grand Slam of Show Jumping beim CHIO Aachen (24. Juni bis 3. Juli). Das von Stephex Events organisierte Knokke Hippique in der exklusiven belgischen Küstenstadt Knokke-Heist ist nicht nur als hochkarätiges Turnier bekannt, sondern auch für seine hervorragende Gastfreundschaft, das tolle Unterhaltungsangebot und die hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten.

Das Jumping International de Dinard (28.-31. Juli), das auf eine über 100 Jahre lange Tradition zurückblicken kann, ist ein passender Rahmen für die Rolex-Sommersaison. Der Sieger des Rolex Grand Prix Ville de Dinard im letzten Jahr war Rolex Testimonee Martin Fuchs auf Conner Jei, der im Besitz von Adolfo Juri steht. Das Duo präsentierte die gesamte Präzision und Kompetenz, um diesen angesehenen Rolex Grand Prix zu gewinnen.

Den Abschluss der Sommersaison bilden die Brüsseler Stephex Masters. Vom 24. bis 28. August bietet das Turnier einen spektakulären Abschluss für eine unglaubliche Saison. Die diesjährige Ausgabe des Turniers wird an einem brandneuen Ort, der ausschließlich Rasenplätzen bereithält, und sicherlich die weltbesten Pferde und Reiter anziehen, die um den hochrangigen Brussels Stephex Rolex Grand Prix kämpfen.

Henrik von Eckermann riding Toveks Mary Lou (Photo: Ashley Neuhof / Rolex Grand Slam) Henrik von Eckermann Toveks Mary Lou (Photo: Ashley Neuhof / Rolex Grand Slam)

Interview mit:

Susanne Tovek

 

Können Sie uns etwas über den Hintergrund Ihrer Familie erzählen – wie sind Sie zum Pferdesport gekommen?

Ich war schon immer an Pferden interessiert. Als ich jung war, bin ich jeden Tag nach der Schule in den Stall gegangen. Mein Mann Gregor ist ebenfalls mit Pferden aufgewachsen. Wir bewegen uns also schon lange in der Welt des Pferdesports. Unsere beiden Töchter haben schon als Kleinkinder mit dem Reiten angefangen – Isabella wollte ursprünglich eher Dressur reiten und Evelina war mehr am Springen interessiert.

Mary Lou ist ein ganz besonderes Pferd, das in seiner Karriere viel erreicht hat. Können Sie uns erzählen, wann Sie sie zum ersten Mal gesehen haben und warum Sie sie kaufen wollten?

Evelina war gerade mit Henrik am Trainieren, als wir erfahren haben, dass Toveks Mary Lou verkauft werden sollte. Wir haben die Partnerschaft erkannt, die Henrik mit ihr hatte, also beschlossen wir, sie zu kaufen, damit Henrik sie weiter reiten und mit ihr für die schwedischen Teams bei Prüfungen starten kann. Wir haben sie aber auch gekauft, um sie als Botschafterin für unser Familienunternehmen Toveks Bil sowie unseren Sponsoren einzusetzen.

Waren Sie bei den The Dutch Masters dabei, als sie dort den Rolex Grand Prix gewonnen hat? Wie hat sich das angefühlt?

Evelina und ich waren bei den The Dutch Masters dabei, als Henrik und Toveks Mary Lou gewonnen haben. Es war einfach ein tolles Gefühl. Ich war unglaublich stolz auf die beiden, und es ist wirklich eine schöne Erinnerung für mich.

Haben Sie gemeinsam eine Strategie entwickelt, wie Sie die Pferde über das Jahr hinweg am besten einsetzen?

Wir vertrauen Henrik voll und ganz mit unseren Pferden – er macht also alle Pläne für die Pferde.

Wie entscheiden Sie, welche Pferde Sie Henrik und welche Sie Ihrer Tochter Evelina geben?

Heutzutage halten wir die meisten Pferde für Evelina, aber Henrik reitet auch noch ein paar. Zum Beispiel hat er Hollywood V bei den The Dutch Masters geritten.

Was genau ist es, das Sie am Springsport reizt und Ihnen Lust macht, mit dabei zu sein?

Wir lieben das Springen – es ist ein so spannender und interessanter Sport. Zu sehen, wie diese tollen Pferde und Reiter zusammenarbeiten und unglaubliche Partnerschaften bilden, um in den höchsten Prüfungen der Welt zu gewinnen, ist einfach großartig.

Haben Sie einen Plan, wie und wann Sie Pferde kaufen? Auf welche Eigenschaften achten Sie beim Kauf eines Pferdes?

Pferde sind so unberechenbar, alles kann sich so schnell ändern. Deshalb sind wir eigentlich ständig auf der Suche nach talentierten Pferden, und wenn sich die Gelegenheit bietet, ein solches Pferd zu kaufen, dann ergreifen wir sie normalerweise. Wir haben sowohl Dressur- als auch Springpferde, und die, die im Moment bei uns sind, lieben wir wirklich.

Wie hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping das Springreiten weiterentwickelt?

Er ist fantastisch für den Sport. Jeder Reiter will ihn gewinnen, also gehen alle an ihre Grenzen und streben nach ständiger Verbesserung, sowohl bei sich selbst als auch bei ihren Pferden, damit sie ihr Ziel erreichen können. Die Qualität von Pferden und Reitern heutzutage ist phänomenal.

Haben Sie auch noch andere Sportarten ausgeübt?

Nachdem wir mehrere Jahre die schwedische und europäische Meisterschaft im Rallycross gewonnen hatten, haben wir gemeinsam mit unserem Partner beschlossen, das Auto zu verkaufen und mit dem Rallycross aufzuhören, um uns ganz auf den Reitsport und unsere Töchter zu konzentrieren.

 

(Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink) (Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink)

 

Der Traum vom Rolex Grand Slam wurde für Daniel Deußer am letzten Tag der The Dutch Masters lebendig: Der Deutsche gewann nach dem CHIO Aachen 2021 den prestigeträchtigen Rolex Grand Prix in den Niederlanden und sicherte sich damit den Bonus für den Sieg einer zweiten Etappe innerhalb seines Grand Slam-Zyklus.

Auf dem von Louis Konickx designten Parcours konnte ein hochkarätiges Feld von zwölf Pferd-Reiter-Paaren im ersten Umlauf fehlerfrei bleiben und sich einen Platz im Stechen über neun Hindernisse sichern. Sehr zur Freude der Zuschauer in den ausverkauften Brabanthallen trat auch ein starkes Aufgebot von vier niederländischen Reitern in der zweiten Runde an, um sich den möglichen Heimsieg zu sichern.

Jubel schallte durch die Halle, als Harrie Smolders auf Monaco als Erster den Stechparcours fehlerfrei und in einer beeindruckenden Zeit von 38,03 Sekunden absolvierte. Damit sicherte sich der Niederländer früh die Pole-Position und erhöhte gleich zu Beginn den Druck auf seine Konkurrenten. Jack Ansems folgte seinem Beispiel, reichte aber nicht an die Spitzenzeit heran und landete nach der ersten Hälfte auf dem zweiten Platz. Smolders musste sich bis zum Schluss gedulden, denn ihm folgten weitere zehn talentierte Reiterpaare – darunter auch Daniel Deußer auf Scuderia 1918 Tobago Z, der sich zuletzt in Topform präsentiert hatte. Scheinbar mühelos schaffte es dieses beeindruckende Duo, die Zeit von Smolders um 0,13 Sekunden zu unterbieten und sich an die Spitze zu setzen. Die Zeit erwies sich bis zuletzt als unschlagbar, trotz der Bemühungen des Deutschen Marcus Ehning und des Briten Scott Brash, die zwar schneller waren, aber beide vier Fehlerpunkte am letzten Hindernis hinnehmen mussten.

Daniel Deußer, herzlichen Glückwunsch! Sie sahen beim Abreiten sehr zuversichtlich aus. Hat der Parcours Ihnen und Scuderia 1918 Tobago Z gelegen?

Ja, ich war zuversichtlich, denn Scuderia 1918 Tobago Z war in den vergangenen Wochen in einer sehr guter Form. Aber natürlich kommt es auf den Tag selbst an. Er ist im ersten Umlauf sehr gut gesprungen und fühlte sich wirklich gut an. Aber wir hatten viele Konkurrenten im Stechen, was es immer schwieriger macht und für ein bisschen mehr Druck sorgt. Ich habe also überlegt, für welche Taktik ich mich entscheiden sollte. Ich wusste, auch wenn ich das Stechen perfekt reite, kommen nach mir noch viele gute Reiter, die mich vielleicht noch schlagen könnten. Ich hatte das große Glück, dass die, die schneller waren, beim letzten Hindernis nicht fehlerfrei geblieben sind und ich bin überglücklich über dieses Ergebnis.

Haben Sie Ihre Taktik geändert, als Sie die hervorragende Zeit von Harrie Smolders gesehen haben?

Nein, daran habe ich beim Einreiten gar nicht gedacht. Ich war vorher den Parcours für das Stechen abgegangen und hatte mir meine Linie genau überlegt. Es lief alles nach Plan und genau so, wie ich es wollte und es ist ein gutes Gefühl, wenn alles klappt!

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Crossed-interivew mit:

Angelica Augustsson Zanotelli & Marlon Modolo Zanotelli

 

Wie fühlt es sich an, hier beim ersten Rolex Grand Slam Major des Jahres mit dabei zu sein?

Angelica: Es ist fantastisch, hier zu sein, es ist sehr aufregend. Für mich ist es das erste Mal, dass ich hier bin und die Tatsache, dass wir zusammen hier sein können, ist etwas ganz Besonderes. Es wird bestimmt ein tolles Wochenende – hoffe ich!

Marlon: Ich freue mich schon sehr darauf, letztes Jahr hatte ich hier ein tolles Turnier. Mein Pferd ist sehr gut drauf. Ich hoffe also, dass ich gut abschneiden werde. Es ist sehr schön, zusammen hier zu sein, aber was es noch spezieller und aufregender macht, sind die zwei Gewinnchancen, die wir haben!

Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2022 aus?

Angelica: Ich habe ein sehr aufregendes Jahr vor mir. Ich habe ein paar Chancen, die ich vorher nicht hatte, wie zum Beispiel dieses Wochenende. Hier bei einem Major des Rolex Grand Slam anzutreten, ist etwas komplett Neues für mich. Außerdem habe ich mich zum ersten Mal für das World Cup™-Finale qualifiziert, worauf ich mich schon sehr freue.

Marlon: Ich freue mich immer sehr auf die Rolex Grand Slam-Turniere. Natürlich möchte ich unbedingt eines der Majors gewinnen, das ist ein ganz großes Ziel für mich. Letztes Jahr war ich sehr nah dran und es ist definitiv einer meiner Träume als Reiter, mindestens einen, aber hoffentlich mehrere, hoffentlich drei hintereinander zu gewinnen! Dieses Jahr haben wir die World Equestrian Games™, worauf wir uns freuen können. Eine große Meisterschaft zu gewinnen, war schon immer ein reiterliches Ziel von mir. Also ja, auf jeden Fall liegt ein aufregendes Jahr vor uns – so hoffen wir!

Marlon – Sie haben in letzter Zeit einige fantastische Ergebnisse erzielt. Was hat zu Ihren jüngsten Erfolgen beigetragen?

Marlon: Meinen Erfolg verdanke ich definitiv meinem ganzen Team. Die Besitzer, mit denen ich zusammenarbeite, sind sehr hilfsbereit, unser ganzes Team zu Hause ist großartig. Ich war zwei Wochen lang auf Turnieren unterwegs, aber wir haben einige super Reiter und Pfleger zu Hause, die sich um die Pferde gekümmert haben. Angelica hat Grand Slam VDL für mich geritten, um ihn auf dieses Turnier vorzubereiten. Das ist also der Hauptgrund für meinen Erfolg – es sind die Menschen, die ich um mich habe und ich bin sehr dankbar, dass ein so starkes Team hinter mir steht.

Welche Pferde haben Sie dieses Wochenende dabei?

Marlon: Ich habe Grand Slam VDL dabei, der tatsächlich den perfekten Namen für dieses Turnier hat! Er ist jetzt 11 Jahre alt und hat sich im letzten Jahr sehr gut entwickelt. Letztes Jahr sprang er in der Samstagabend-Prüfung hier sehr gut, blieb zweimal fehlerfrei und belegte den 4. Platz. Ich habe sehr hohe Erwartungen an ihn in diesem Jahr. Er hat viel Erfahrung und ist im Moment wirklich gut drauf – wir hoffen also, dass es am Sonntag beim Rolex Grand Prix gut für uns laufen wird.

Angelica: Ich habe zwei Pferde mitgebracht, ein 12-jähriges namens Kalinka van de Nachtegaele, eine wunderbare Stute, die schon viel Erfahrung gesammelt und gute Ergebnisse erzielt hat. Sie ist mein Hauptpferd für dieses Jahr. Mein zweites Pferd ist eine 9-jährige Stute namens Danna RJ. Sie ist für diese Klasse vielleicht noch etwas unerfahren, was hauptsächlich an der Corona-Pandemie liegt. Sie konnte nicht so viel Erfahrung sammeln, wie wir gehofft haben. Aber sie hat viel Potential und ich bin schon sehr gespannt, wie sie sich hier schlagen wird.

Werden Sie manchmal gegenseitig zu Rivalen?

Marlon: Ich bin sehr ehrgeizig, nicht nur wenn es um Pferde geht, sondern auch wenn wir Karten oder andere Spiele spielen – ich will immer gewinnen! Ich versuche immer, Angelica so stark zu pushen wie es geht ...

Angelica: Ich lasse ihn immer gewinnen!

Marlon: Angelica ist auch im Parcours sehr ehrgeizig und wenn es drauf ankommt, erfüllt sie immer die Erwartungen und macht es irgendwie möglich. Ich glaube, wir sind beide sehr ehrgeizig, aber wir unterstützen uns immer gegenseitig und versuchen, den anderen besser zu machen.

Wie entscheiden Sie, wer welches Pferd reitet?

Marlon: Ich würde sagen, die Pferde suchen sich uns aus und nicht wir uns die Pferde, die uns gefallen würden. Wir versuchen herauszufinden, wer am besten zu den Pferden passt und schauen, wie es läuft. Manchmal wechseln wir auch im Laufe der Saison die Pferde, je nachdem, wo wir auf Turniere gehen.

Streiten Sie sich denn manchmal wegen der Pferde?

Angelica: Nein …

Marlon: Ja, natürlich … [lacht]. Als Angelica schwanger war, musste ich ihre Pferde reiten und sie war die schwierigste Besitzerin, mit der ich jemals zu tun hatte …

Teilen Sie Ihre Trainingspläne miteinander?

Marlon: Ja, das tun wir und das ist auch definitiv einer der Gründe, warum ich mich reiterlich so sehr verbessert habe. In den letzten fünf Jahren war Angelica für mich da und hat mir auf meinem Weg sehr geholfen. Wir haben im Leben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sie [Angelica] war zum Beispiel viele Jahre in Deutschland. Ich glaube, wir helfen uns wirklich und verbessern uns dadurch gegenseitig. Ich glaube, das ist es, was uns so stark macht.

Angelica: Wir haben wirklich Glück, dass wir das alles gemeinsam machen können. Wir trainieren jeden Tag zusammen, springen zusammen, tauschen Ideen aus – wir sind ein richtig gutes Team. Das ist eine Situation, die sich viele Reiter wünschen und wir können uns glücklich schätzen, in dieser Lage zu sein.

Was würden Sie sagen, sind die größten Stärken des jeweils anderen?

Angelica: Ich könnte bei Marlon viele Stärken nennen. Er ist extrem talentiert und hat ein unglaubliches Gefühl und Verständnis für ein Pferd, wenn er reitet. Er hat eine erstaunliche Fähigkeit, das Pferd dazu zu bringen, mit ihm zusammenzuarbeiten und schafft es, eine ganz besondere Harmonie mit den Pferden herzustellen. Er ist auch sehr ehrgeizig. Es ist ganz egal, auf welches Pferd er steigt, er will immer gewinnen und schafft das auch meistens. Es ist so wichtig, die Pferde zu verstehen und zu wissen, wie man mit ihnen arbeitet und Marlon hat eine ganz besondere Gabe, das so gut zu können.

Marlon: Angelica hat auch eine große Begabung, Pferde zu verstehen. Sie ist sehr geduldig und hört dem Pferd zu, was manchmal wirklich sehr schwierig ist. Man kann sehen, wie sehr sich ihre Pferde verbessern, wenn sie mit ihnen zu arbeiten beginnt. Sie nimmt sich sehr viel Zeit für die Pferde und ist sowohl in der Dressurarbeit als auch im Springen sehr gut und weiß, wie man die Pferde zu Hause ausbildet. Sie ist eine begnadete Reiterin und da ich so viel mit ihr zusammen bin, lerne ich wirklich viel von ihr.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Meet the Next Gen mit:

Jack Ryan

 

Sie haben dieses Jahr einen großartigen Start hingelegt. Wie sehen Ihre Hoffnungen und Ziele für 2022 aus?

Ich würde das Jahr gerne genauso fortsetzen, wie es angefangen hat! Hoffentlich kann ich noch an ein paar weiteren Nations Cup™-Turnieren und Majors des Rolex Grand Slam teilnehmen.

Welche Pferde haben Sie dieses Wochenende dabei?

Ich habe nur BBS McGregor dabei. Er ist tatsächlich im Moment mein einziges Pferd, also hoffe ich, dass er dieses Wochenende gute Leistungen bringen wird.

Wie ist er so? Können Sie uns etwas über seine Persönlichkeit erzählen?

Er hat eine tolle Persönlichkeit. Manchmal kann er ein bisschen aufdringlich sein, weil er einem ständig gegen den Arm stupst, aber er ist ein sehr freundliches Pferd und es ist schön, ihn auf dem Hof zu haben.

Was ist es für ein Gefühl, hier beim The Dutch Masters zu sein?

Ein ganz fantastisches Gefühl! Ich möchte gerne der Rolex Young Riders Academy und jedem danken, der mir dabei geholfen hat, hier teilnehmen zu können. Alle in der Rolex Young Riders Academy haben mir so sehr geholfen. Frank Kemperman, Eleonora Ottaviani, Emile Hendrix und das gesamte Team – sie alle waren einfach unglaublich!

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Marcus Ehning – er ist einer der besten Reiter der Welt und es ist so faszinierend, ihm zuzusehen. Bei seinem Grand-Prix-Sieg in Doha letzte Woche ließ er seinen Ritt so aussehen wie eine Trainingsrunde – er ist einfach unglaublich.

Wie sieht ein typischer Tag zu Hause für Sie aus?

Ich bin kürzlich in den Stall von Jos Lansink umgezogen, um dort zu trainieren. Die Gelegenheit kam durch die Rolex Young Riders Academy zustande. Normalerweise beginne ich morgens um 7:30 Uhr und trainiere mit BBS McGregor. Den restlichen Tag über reite ich dann Jos‘ Pferde. Ich bin erst seit einer Woche dort, aber ich reite so viele verschiedene Pferde und es ist toll und wirklich schön, das ganze Team kennenzulernen.

Von welchen Reitern haben Sie am meisten gelernt?

Ich war zwei Jahre lang bei Shane Breen und habe sehr viel von ihm gelernt. Ich durfte ein paar ganz großartige Pferde reiten und an einigen fantastischen Turnieren teilnehmen. Tatsächlich bin ich durch seine Hilfe in die Rolex Young Riders Academy gelangt – ich habe ihm wirklich viel zu verdanken. Und jetzt bin ich erst seit einer Woche auf dem Hof von Jos und habe schon in dieser kurzen Zeit so viel gelernt. Es ist eine sehr aufregende Gelegenheit.

Wie stark konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Follower in den sozialen Medien auszubauen?

Ich bin nicht besonders gut mit den sozialen Medien – ich muss da noch ein bisschen besser werden, weil das in unserem Sport wichtig ist!

Wie bringen Sie Ihre Arbeit und ihr Privatleben miteinander in Einklang?

Die Pferde haben für mich oberste Priorität – sie kommen an erster Stelle. Aber ich gehe ab und zu auch sehr gerne auswärts essen.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Pieter Devos gewinnt die Audi Preis

 

38 Teilnehmer aus 14 Nationen bildeten die beeindruckende Starterliste für den Audi Preis (1,50 m) – die Hauptprüfung am zweiten Tag des The Dutch Masters 2022.

Springreiterlegende Marcus Ehning (GER) lieferte als erster Reiter eine fehlerfreie Runde ab und demonstrierte damit beeindruckend, welche harmonische Partnerschaft zwischen ihm und seiner fantastischen Stute Calanda 42 besteht. Insgesamt neun Pferd- und Reiterpaare, darunter vier unter niederländischer Flagge, zogen nach und es versprach ein spannendes Stechen vor begeistertem Publikum zu werden.

Der Belgier Pieter Devos legte die Messlatte hoch, indem er als Erster und Einziger im Stechen eine fehlerfreie Runde in einer Zeit von 37,20 Sekunden absolvierte und damit eine wahre Lehrstunde der Reitkunst bot. In Erwartung des noch immer sehr starken restlichen Starterfelds für das Stechen stieg die Spannung des Heimpublikums, das darauf hoffte, den zweiten niederländischen Sieg des Tages mitzuerleben. Der vorletzte Reiter, der sich dem anspruchsvollen Parcours stellte, Willem Greve, legte eine blitzschnelle Runde hin, musste sich jedoch aufgrund von vier Fehlerpunkten am letzten Hindernis mit dem zweiten Platz zufriedengeben.

Pieter Devos Kommentar:

Wie war der Parcours im Stechen heute Abend? Er sah sehr schwierig aus.

Ehrlich gesagt war es ein ungewöhnlicher Parcours für ein Stechen. Er war nicht wirklich flüssig und ich hatte mir keine großen Chancen ausgerechnet, weil ich mit meinem Pferd zwar die Galoppsprünge verkürzen kann, aber enge Wendungen mit ihm nicht so leicht zu reiten sind. Und es gab viele Wendungen in diesem Parcours, deshalb war ich im Vorfeld nicht besonders zuversichtlich. Ich muss aber sagen, dass er sich unglaublich bemüht hat, kein Hindernis abzuwerfen. Er war wirklich gut drauf und ich bin sehr zufrieden mit ihm.

Wie ist Ihr Pferd Kannabis van de Bucxtale denn so?

Er ist ein ganz besonderes Pferd. Er ist unglaublich vorsichtig. Beim Abreiten ist er immer sehr nervös zwischen all den anderen Pferden um ihn herum, aber im Parcours bemüht er sich immer sehr. Er möchte wirklich fehlerfrei durchkommen und gibt immer sein Bestes. Wenn man es schafft, dass er sich entspannt, gibt er alles für seinen Reiter, aber es ist nicht immer einfach, ihn dazu zu bringen, dass er das auch wirklich tut.

Was ist es für ein Gefühl, dass dieses Jahr wieder Zuschauer beim The Dutch Masters sind?

Es ist super, dass die Zuschauer zurück sind. Dieses Gefühl, wieder vom Publikum unterstützt zu werden, ist einfach großartig. Wir haben uns so daran gewöhnt, ganz alleine zu reiten und nicht diese Atmosphäre zu spüren, wenn man den Parcours betritt. Jetzt sieht man all die Menschen, wenn man einreitet, dadurch wird einem auch wieder einer der Gründe bewusst, weshalb wir das tun, was wir tun.

Wie fühlen Sie sich vor dem morgigen Rolex Grand Prix?

Der Rolex Grand Prix ist ein ganz anderes Niveau, aber ich hoffe, dass mein Pferd morgen gut in Form ist. Ich werde ein anderes Pferd reiten, nämlich Claire Z, also werden wir sehen, was passiert. Wir werden unser Bestes geben und abwarten, wo wir landen, aber nach dem heutigen Abend sind wir sehr zuversichtlich.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Interview mit:

Maikel van der Vleuten

 

Dieses Wochenende ist ein ganz besonderes Wochenende für Sie aufgrund der Verabschiedungszeremonie für Verdi TN. Wie fühlen Sie sich?

Ehrlich gesagt freue ich mich richtig auf die Abschiedsfeier für mein ehemaliges Spitzenpferd Verdi TN. Eigentlich hätte die Zeremonie schon vor zwei Jahren stattfinden sollen, doch wegen der Pandemie mussten wir leider bis jetzt damit warten. Es ist einfach wunderschön, dass sie jetzt vor den Fans beim The Dutch Masters doch noch stattfinden kann.

Können Sie uns etwas über ihn erzählen? Was hat ihn so besonders gemacht?

Er hat einfach einen fantastischen Charakter. Ich habe mit ihm die ganze Welt bereist, er war immer sehr unkompliziert und hat mich nie enttäuscht. Er bedeutet mir sehr viel und all die unglaublichen Ergebnisse und Medaillen, die wir gemeinsam errungen haben, sind Momente, die ich nie vergessen werde.

Genießt er seinen Ruhestand?

Ja, in vollen Zügen. Er darf täglich auf die Weide, geht auf Ausritte und hält sich als Zuchthengst auf Trab. Er ist hervorragend in Form und sieht so gut aus. Ich hoffe, dass das auch noch viele Jahre lang so bleiben wird.

Was fehlt Ihnen am meisten daran, mit ihm anzutreten?

Er konnte die größten Parcours der Welt mit Leichtigkeit springen. Ich glaube, dass ich jetzt, wo ich erfahrener bin und viele andere Pferde geritten habe, erst wirklich zu schätzen weiß, wie besonders er war und wie leicht ihm alles gefallen ist. Es war völlig egal, was für ein Parcours oder was für eine Arena uns erwartet hat – er war so talentiert und ich glaube, es wird schwer werden, irgendwann noch einmal ein Pferd wie ihn zu finden.

Haben Sie aktuell Pferde in Ihrem Stall, die Ihrer Einschätzung nach in seine Fußstapfen treten könnten?

Beauville Z ist mein aktuelles Spitzenpferd. Er ist extrem talentiert. Mit ihm kann ich die schwierigsten Prüfungen der Welt springen und gegen die besten Pferd- und Reiterpaare antreten. Ich habe eine Bronzemedaille in der Teamwertung bei den Olympischen Spielen letzten Sommer mit ihm gewonnen und halte wirklich sehr viel von ihm. Neben ihm habe ich aber noch ein paar andere gute Pferde, die auf diesem Niveau antreten. Im Moment habe ich wirklich ein tolles Kontingent an Pferden.

Warum haben Sie sich entschlossen, die Verabschiedungszeremonie hier beim The Dutch Masters abzuhalten?

Die Entscheidung ist mir sehr leichtgefallen. Verdi TN wurde in dieser Stadt geboren – seine Züchter stammen aus Brabant. Und sowohl seine Besitzer als auch ich sind Niederländer, also kann es wirklich keinen besseren Ort für diese Zeremonie geben.

Die Veranstaltung hat sich sehr weiterentwickelt seit sie Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping geworden ist. Haben sich die Änderungen für Sie bemerkbar gemacht?

Ja, absolut. Ich finde, man kann richtig spüren, wie erfahren die Veranstalter sind und dass sie immer dafür sorgen, für die Pferde und die Reiter alles perfekt zu gestalten. Als Reiter freuen wir uns wirklich immer sehr auf diese Veranstaltung, weil die Bedingungen so gut sind und das Wettkampfniveau so hoch ist. 

Dieses Jahr sind wieder Zuschauer dabei. Spornt es Sie an, vor Ihrem Heimpublikum anzutreten?

Natürlich – wenn du fühlst, wie das Publikum dir zujubelt und dich unterstützt, motiviert dich das enorm, deine beste Leistung zu zeigen und alles zu geben.

Was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2022?

Mein Hauptziel sind die FEI World Equestrian Games™. Sie sind eine Qualifikationsprüfung für die nächsten Olympischen Spiele, deshalb ist es sehr wichtig, dass wir als Team dort eine gute Leistung bringen, damit uns die Qualifikation sicher ist.

Welchem Beruf würden Sie nachgehen, wenn Sie kein Profireiter wären?

Dann wäre ich Fußballspieler geworden. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend unheimlich gern Fußball gespielt, doch irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden musste, welche Sportart ich weiterverfolgen wollte. Da ich es schon immer geliebt habe, mit Pferden zusammen zu sein, habe ich mich fürs Springreiten entschieden.

Haben Sie noch andere Hobbys, denen sie nachgehen, wenn Sie mal nicht reiten?

Ich verbringe den größten Teil meiner Zeit mit den Pferden, aber wenn ich tatsächlich mal etwas Freizeit habe, verbringe ich diese am liebsten mit meiner Familie. Ich habe zwei kleine Töchter und bin ihnen sehr gerne ein guter Vater. Die Ältere ist vier Jahre alt und dieses Jahr eingeschult worden, die Jüngere ist gerade neun Monate alt. Sie sind beide auch sehr gerne mit mir in den Ställen bei den Pferden.

Wer ist Ihrer Meinung nach Ihr größter Konkurrent für den Rolex Grand Prix am Sonntag?

Wenn man sich die Starterliste ansieht, sind da ganz viele gute Reiter aufgeführt und alle haben ihre besten Pferde dabei. Ich habe keine Ahnung, wer am Sonntag am besten abschneiden wird, aber es wird definitiv ein sehr spannender Wettkampf für alle.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Interview mit:

Louis Konickx

 

Wie sind Sie an die Aufgabe des Rolex Grand Prix-Parcoursdesigners bei den The Dutch Masters gekommen?

Ich glaube, alles muss erstmal mit einer großen Portion Leidenschaft anfangen. Ich war immer schon pferdebegeistert und fand den Sport toll. Aber als Amateurreiter konnte mir das Reiten und eine entsprechende Ausbildung nicht leisten. Als Parcoursdesigner jedoch war es mir möglich, ein Teil des Sports bleiben, den ich so sehr mag. Und so habe ich als ich etwa 14 Jahre alt war einem Parcoursdesigner bei einem kleinen nationalen Turnier geholfen. Das war sozusagen der Beginn meines Weges zum Parcoursdesigner.

Ich hatte das Glück, in Holland einige großartige Lehrer zu haben und ich hatte die Gelegenheit, einigen der besten Parcoursdesigner der Welt zu assistieren, wie etwa Linda Allen, Bob Ellis, Arno Gego und vielen anderen hervorragenden Designern.

Haben Sie Assistenten oder Mitarbeiter, die Sie derzeit betreuen und ausbilden?

Ja. Außerdem bin ich gerade dabei, meinen Ruhestand vorzubereiten. Daher ist es schön, mein Wissen an die nächste Generation von Parcoursdesignern weitergeben zu können. In den Niederlanden habe ich zwei unglaublich talentierte Leute, die ich betreue: Henk Linders und Quintin Maertens. Henk hat gerade seine Arbeit als leitender Parcoursdesigner aufgenommen und arbeitet nun an 3*-Parcours in Europa. Quintin ist mir sehr ähnlich und sucht immer nach einer Lösung. Für den Nations Cup™ in Rotterdam wird er der leitende Parcoursdesigner sein. Er hat manchmal wirklich geniale Ideen, und ich arbeite richtig gerne mit ihm zusammen. Wir sind auch als Team sehr gut: Ich stelle einen Parcoursplan auf und er macht ihn besser.

Im Moment übergebe ich ihm quasi die Zügel. So ist es, denke ich, der beste Weg zum Aufhören, weil man weiß, dass man jemanden hat, der bereit ist, weiterzumachen. Ich habe seine Laufbahn über die Jahre hinweg unterstützt und jetzt haben wir eine Beziehung voller Vertrauen und Respekt, so dass ich sehr beruhigt sein kann, wenn er in Zukunft die Zügel in der Hand hat. Es gibt auf der ganzen Welt eine Menge toller Assistenten für Parcoursdesigner, aber um den nächsten Schritt zu machen, muss man wirklich das Bedürfnis spüren, selbst einen Parcours zu entwerfen. Das ist der letzte Schritt und ich glaube, hier kann ich mein Wissen einbringen.

Können Sie ein paar Hinweise geben, wie der Parcours am Sonntag aussehen wird?

Letztes Jahr war ich wirklich enttäuscht, weil wir einen so schönen Parcours hatten, der ein tolles Stechen hervorbrachte. Aber es waren keine Zuschauer da, die es live mit ansehen konnten. Deshalb wollte ich fast schon den gleichen Parcours noch einmal aufbauen, damit die Fans ihn auch einmal sehen können!

Mit der Planung des diesjährigen Parcours haben wir im Januar begonnen und es hat lange gedauert, bis ich den perfekten Parcours gefunden habe. Erst diese Woche habe ich endlich einen Kurs zusammengestellt, mit dem ich zufrieden bin. Also habe ich ihn Quintin gezeigt und wir haben gemeinsam daran gearbeitet, diesen Parcours noch zu verbessern. Die Halle bei den The Dutch Masters ist recht klein, daher muss man die Linienführung des Parcours sorgfältig planen und darauf achten, dass der Verlauf ausgewogen ist. Darüber hinaus muss der Parcours auch ein gutes und spannendes Stechen ermöglichen. Im Idealfall möchte man als Parcoursdesigner etwa acht Pferd-Reiter-Paare im Stechen haben – Dramatik und Spannung lassen sich aber nicht kontrollieren, sie folgen einer eigenen Dynamik.

Werden Sie nervös, wenn die Reiter einen von Ihnen entworfenen Parcours absolvieren?

Ja, das werde ich. Die meisten Leute sagen zwar, dass man mir das nicht ansieht, aber ich werde doch sehr nervös. Die Gestaltung eines Parcours erfordert viel Zeit und Mühe und wir setzen alles daran, den besten und fairsten Kurs für die Pferde und Reiter zu schaffen. Das kann zwar sehr stressig sein, aber es ist meine Leidenschaft. Ich glaube, man muss schon starke Nerven haben, um sich immer weiter verbessern zu können.

Wie entscheiden Sie über die Zeitlimits der von Ihnen gestalteten Parcours?

Die Einstellung der richtigen Zeit ist sehr wichtig, vor allem seit der Regeländerung im Januar. Eine Sekunde über der Zeit gibt einen Strafpunkt. Man muss also eine Zeit festlegen, die knapp, aber auch zu schaffen ist, denn die Reiter können jetzt richtig viele Zeitstrafpunkte kassieren. Wir vermessen die Strecke zwei- oder dreimal mit einem Messrad und wir versuchen, bis Freitagabend eine Vorstellung von der Zeit zu bekommen.

Welche Art von Pferd und Reiter können in den von Ihnen entworfenen Parcours erfolgreich sein?

In einer Reithalle braucht man schnelle und wendige Pferde, da im Gegensatz zu den großen Rasenplätzen wie beim CHIO Aachen der Platz sehr begrenzt ist. Die Pferde und die Reiter müssen sich gut unter Kontrolle haben und problemlos miteinander kommunizieren können. Marcus Ehning zum Beispiel reitet immer so geschmeidig und harmonisch – da gibt es einfach ein totales Verständnis zwischen Reiter und Pferd. Und ich glaube, dass dieser Parcours gut zu so einer Reitweise passen wird.

Welchen Vergleich können Sie ziehen, um ihre Aufgabe zu beschreiben?

Als Parcoursdesigner kreiert man quasi seine eigene Sprache und die Reiter müssen versuchen, diese Sprache zu verstehen, um den Parcours so zu überwinden, wie man es sich vorgestellt hat. Einigen Reitern fällt das leichter als anderen und es ist immer sehr interessant, das zu beobachten. Das alles kann schon mal eine große Herausforderung sein, aber wir machen es, weil wir es lieben und weil es so viel Spaß macht, immer wieder Neues zu erfinden und so etwas wie ein Rätsel zu erstellen, das die Reiter lösen müssen.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Martin Fuchs gewinnt VDL Groep Preis

 

Die Organisatoren des The Dutch Masters haben am Eröffnungstag des ersten Rolex Grand Slam Major in diesem Jahr echten Weltklassesport geboten. Der VDL Groep Preis war am Freitagabend das Highlight des Tages, bei dem der Rolex Grand Slam-Anwärter Martin Fuchs (SUI) erneut Topform beweisen und sich auf The Sinner den Titel holen konnte. Sein Rolex-Botschafterkollege Daniel Deußer gab zunächst das Tempo vor und zog als Erster ins Stechen ein, das er mit seinem Rolex Grand Prix-Pferd, Scuderia 1918 Tobago Z, schließlich auf dem zweiten Platz beenden konnte.

Der von Louis Konickx entworfene Parcours stellte die Teilnehmer vor eine große Herausforderung, nur neun Pferd- und Reiterpaare aus fünf Nationen erreichten das Stechen unter dem hellen Scheinwerferlicht in der Haupthalle der Brabanthallen. Über die Zuschauer, die zum ersten Mal seit 2019 wieder dabei sein durften, freute sich vor allem das starke Aufgebot der niederländischen Reiter, die jeweils bei ihrem Einritt in den Parcours von einem tosenden Echo des Jubels empfangen wurden. Letztendlich jedoch beherrschte der Schweizer Martin Fuchs das Feld und lieferte einen spektakulären Auftakt zu seiner Reise durch das The Dutch Masters.

Herzlichen Glückwunsch! Wie war der Parcours zu reiten?  

Es war ein guter Parcours, es gab überall viele Fehlerpunkte, aber der Parcoursdesigner hat hervorragende Arbeit geleistet. Es war toll, wieder vor Publikum zu reiten und ich bin mehr als zufrieden mit meiner Runde.

Erzählen Sie uns ein bisschen über The Sinner …

The Sinner ist ein sehr ehrgeiziges Pferd. Das war schon so, als ich noch nicht so an ihn gewöhnt gewesen bin. Inzwischen haben wir ein paar sehr schöne Stechen zusammen gemeistert und das gibt mir sehr viel Zuversicht, wenn ich ein großes Stechen angehe. Denn ich weiß, dass mein Pferd es schaffen kann, und ich weiß, was wir gemeinsam erreichen können. So kann ich einen Plan ausarbeiten und dieser Plan ist heute perfekt aufgegangen.

Sie sind der Anwärter auf den Rolex Grand Slam und haben Ihre nächste Etappe auf dem Weg zu diesem Ziel heute ganz großartig eingeläutet. Macht Sie das noch zuversichtlicher im Hinblick auf den Rolex Grand Prix am Sonntag?

Es ist sehr schön, das The Dutch Masters mit einem Sieg in dieser großen Prüfung zu beginnen. Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich Conner Jei reiten, der noch ziemlich grün hinter den Ohren und neu in dieser Klasse ist, aber ich bin sehr gespannt und freue mich darauf. Er war noch nicht bei vielen Hallenturnieren, aber er ist ein wundervolles Pferd und ich hoffe, unsere Rolex-Grand-Slam-Reise mit einem Sieg am Sonntag fortsetzen zu können.

Mariella Offner (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) Mariella Offner (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

AUF EIN WORT MIT DEM VERANSTALTER

MARCEL HUNZE

 

Zunächst einmal, wie fühlt es sich an, zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Zuschauer beim The Dutch Masters zu haben?

Wir sind begeistert, dass die Fans wieder dabei sind. Ich glaube, auch die Reiter und Sponsoren werden sich sehr darüber freuen, wieder Zuschauer hier beim The Dutch Masters dabeizuhaben, und die Fans werden natürlich begeistert sein, wieder herkommen zu können, da bin ich sicher. Vergangenes Jahr mussten wir die Veranstaltung ohne Publikum abhalten, und das war eine völlig andere Atmosphäre. Ich glaube, die Fans beeinflussen die Reiter. Vor allem, wenn sie vor ihrem Heimpublikum antreten. Wenn zum Beispiel beim CHI Genf die Schweizer Reiter im Parcours sind, entsteht eine unglaubliche Atmosphäre, die die Reiter zu Höchstleistungen antreiben kann, wie es bei Martin Fuchs der Fall war. Hoffen wir, dass auch die niederländischen Reiter dieses Wochenende hier davon profitieren werden!

Welches sind die größten Lehren, die sie aus den zwei Jahren, in denen die Veranstaltung nicht wie gewohnt ablaufen konnte, gezogen haben? 

Als Veranstaltung müssen wir immer flexibel sein – aber besonders in den letzten Jahren wurde unsere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen sehr gefordert. 2021 gab es viele Veränderungen. Anfangs hatten wir vor, die Veranstaltung hinter geschlossenen Türen stattfinden zu lassen, doch zwei Wochen vor der Show mussten wir aufgrund des Ausbruchs des Equinen Herpesvirus (EHV-1) plötzlich alles absagen und anschließend neue Termine finden, um die Veranstaltung später im Jahr nachzuholen.

Selbst in diesem Jahr konnten wir erst im Januar entscheiden, ob wir The Dutch Masters abhalten können. Zu dieser Zeit galten noch Beschränkungen, denen zufolge wir nur 1250 Menschen hätten hereinlassen dürfen und alle Zuschauer hätten feste Sitzplätze haben müssen. Wir haben damals beschlossen, selbst unter diesen Beschränkungen weiterzumachen, doch zum Glück wurden sie inzwischen etwas gelockert. Jetzt dürfen wir bis zu 500 Personen ohne Sitzplatz zulassen, aber nicht auch nur eine Person mehr, sonst müssten alle Zuschauer alle 24 Stunden getestet werden. Wir dürfen ein kleines Shopping-Village einrichten und der Abreiteplatz ist dem Publikum zugänglich. Wir mussten in den letzten paar Jahren ziemlich viel improvisieren, aber das ist unser Job. Es ist eine große Herausforderung, aber auch sehr befriedigend, wenn ein Plan letzten Endes funktioniert.

Inwiefern hat sich die Vorbereitungsarbeit für eine Veranstaltung dieses Maßstabs verändert, seit die COVID-19-Pandemie 2019 losging? 

Ein paar Dinge haben sich geändert. Unsere Lieferanten und Sponsoren sind vorsichtiger geworden. Zum Glück waren wir in diesen vergangenen Jahren in der Lage, immer alle zu bezahlen, und gelten deswegen als zuverlässiger Partner. Viele Lieferanten und Unternehmen haben schlechte Erfahrungen mit anderen Veranstaltungen gemacht, die nicht bezahlen konnten oder Konkurs anmelden mussten. Wir haben gelernt, dass Kommunikation deutlich wichtiger geworden ist. Vorher hat man einfach einen Vertrag unterschrieben und danach beschränkte sich der weitere Kontakt auf ein Minimum. Jetzt muss man deutlich mehr kommunizieren, um zu gewährleisten, dass jeder zufrieden ist und weiß, was los ist.

Wie groß ist Ihr Team und sind neue Posten eingeführt worden? 

Es gibt ein festes Team von etwa zehn Personen und im Vorfeld des The Dutch Masters wächst diese Zahl kontinuierlich. Zu „normalen Zeiten“ hatten wir üblicherweise 1500 Mitarbeiter bei dieser Veranstaltung, aber dieses Jahr besteht das Team aus etwa 800. Es ist dieses Jahr kleiner, weil es weniger Gastronomie und nur ein kleineres Shopping-Village gibt. Aber unser Team ist sehr erfahren und wir arbeiten sehr gut zusammen.

Wir arbeiten auch schon sehr lange mit unseren Lieferanten zusammen, was wir sehr zu schätzen wissen, denn sie wissen genau, was wir von ihnen erwarten. Wir erwarten hohe Qualität und Flexibilität – unsere Lieferanten wissen, wenn sie unsere Erwartungen erfüllen, werden wir sehr lange mit ihnen zusammenarbeiten. Wir arbeiten gerne auf lange Sicht mit anderen zusammen, denn Loyalität und Vertrauen aufzubauen, ist sehr wichtig, um eine erfolgreiche Veranstaltung gewährleisten zu können.

Was motiviert Sie und spornt Sie an? 

Meine Motivation ist es, die Show jedes Jahr noch besser zu machen. Jetzt, da wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, ist die Motivation sogar noch größer, uns ständig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. Alle Turnierleiter des Rolex Grand Slam treffen sich und besprechen, wie wir nicht nur die einzelnen Turniere, sondern den ganzen Rolex Grand Slam verbessern können. Zu dieser besonderen Gruppe dazuzugehören, ist eine große Motivation, und wir fordern uns gegenseitig heraus, immer besser zu werden.

Inwiefern erhöht der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Status des The Dutch Masters? 

Wir sind so stolz, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war unser größtes Ziel, nachdem wir als Veranstalter des FEI World Cup™ zurückgetreten waren. Wir haben erlebt, wie viel besser die Veranstaltung geworden ist. Dazu zählt auch das Niveau der Teilnehmer und folglich auch das Niveau der Prüfungen. The Dutch Masters findet jetzt viel mehr internationales Interesse und ist bekannter geworden. Und es kommen mehr internationale Besucher und Medien. Es hat so viele Verbesserungen gegeben und wir sind begeistert, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein.

Werfen wir einen Blick auf das kommende Wochenende – was erwartet die Zuschauer beim The Dutch Masters? 

Sport auf Weltklasse-Niveau – die Pferd- und Reiterpaare, die hier antreten, sind die besten der Welt, also dürfen die Zuschauer spannende Prüfungen erwarten. The Dutch Masters ist für seine unglaubliche Atmosphäre und seine tollen Partys bekannt, aber natürlich werden die dieses Jahr aufgrund der Beschränkungen etwas kleiner ausfallen. Wir werden aber sicherstellen, dass jeder Spaß hat!

Welche Pferd- und Reiterpaare könnten den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?

Für das Konzept des Rolex Grand Slam of Show Jumping wäre es fantastisch, wenn Martin Fuchs gewinnen würde, weil er der aktuelle Anwärter ist. Das wäre wirklich aufregend. Das Heimpublikum würde natürlich am liebsten einen niederländischen Reiter oder eine niederländische Reiterin gewinnen sehen. Ich glaube, Harrie Smolders könnte gewinnen oder zumindest als einer der besten Reiter aus dieser Veranstaltung hervorgehen.

Marcel Hunze (Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink) Marcel Hunze (Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink)

AUF EIN WORT MIT DEM VERANSTALTER

MARCEL HUNZE

 

Zunächst einmal, wie fühlt es sich an, zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Zuschauer beim The Dutch Masters zu haben?

Wir sind begeistert, dass die Fans wieder dabei sind. Ich glaube, auch die Reiter und Sponsoren werden sich sehr darüber freuen, wieder Zuschauer hier beim The Dutch Masters dabeizuhaben, und die Fans werden natürlich begeistert sein, wieder herkommen zu können, da bin ich sicher. Vergangenes Jahr mussten wir die Veranstaltung ohne Publikum abhalten, und das war eine völlig andere Atmosphäre. Ich glaube, die Fans beeinflussen die Reiter. Vor allem, wenn sie vor ihrem Heimpublikum antreten. Wenn zum Beispiel beim CHI Genf die Schweizer Reiter im Parcours sind, entsteht eine unglaubliche Atmosphäre, die die Reiter zu Höchstleistungen antreiben kann, wie es bei Martin Fuchs der Fall war. Hoffen wir, dass auch die niederländischen Reiter dieses Wochenende hier davon profitieren werden!

Welches sind die größten Lehren, die sie aus den zwei Jahren, in denen die Veranstaltung nicht wie gewohnt ablaufen konnte, gezogen haben? 

Als Veranstaltung müssen wir immer flexibel sein – aber besonders in den letzten Jahren wurde unsere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen sehr gefordert. 2021 gab es viele Veränderungen. Anfangs hatten wir vor, die Veranstaltung hinter geschlossenen Türen stattfinden zu lassen, doch zwei Wochen vor der Show mussten wir aufgrund des Ausbruchs des Equinen Herpesvirus (EHV-1) plötzlich alles absagen und anschließend neue Termine finden, um die Veranstaltung später im Jahr nachzuholen.

Selbst in diesem Jahr konnten wir erst im Januar entscheiden, ob wir The Dutch Masters abhalten können. Zu dieser Zeit galten noch Beschränkungen, denen zufolge wir nur 1250 Menschen hätten hereinlassen dürfen und alle Zuschauer hätten feste Sitzplätze haben müssen. Wir haben damals beschlossen, selbst unter diesen Beschränkungen weiterzumachen, doch zum Glück wurden sie inzwischen etwas gelockert. Jetzt dürfen wir bis zu 500 Personen ohne Sitzplatz zulassen, aber nicht auch nur eine Person mehr, sonst müssten alle Zuschauer alle 24 Stunden getestet werden. Wir dürfen ein kleines Shopping-Village einrichten und der Abreiteplatz ist dem Publikum zugänglich. Wir mussten in den letzten paar Jahren ziemlich viel improvisieren, aber das ist unser Job. Es ist eine große Herausforderung, aber auch sehr befriedigend, wenn ein Plan letzten Endes funktioniert.

Inwiefern hat sich die Vorbereitungsarbeit für eine Veranstaltung dieses Maßstabs verändert, seit die COVID-19-Pandemie 2019 losging? 

Ein paar Dinge haben sich geändert. Unsere Lieferanten und Sponsoren sind vorsichtiger geworden. Zum Glück waren wir in diesen vergangenen Jahren in der Lage, immer alle zu bezahlen, und gelten deswegen als zuverlässiger Partner. Viele Lieferanten und Unternehmen haben schlechte Erfahrungen mit anderen Veranstaltungen gemacht, die nicht bezahlen konnten oder Konkurs anmelden mussten. Wir haben gelernt, dass Kommunikation deutlich wichtiger geworden ist. Vorher hat man einfach einen Vertrag unterschrieben und danach beschränkte sich der weitere Kontakt auf ein Minimum. Jetzt muss man deutlich mehr kommunizieren, um zu gewährleisten, dass jeder zufrieden ist und weiß, was los ist.

Wie groß ist Ihr Team und sind neue Posten eingeführt worden? 

Es gibt ein festes Team von etwa zehn Personen und im Vorfeld des The Dutch Masters wächst diese Zahl kontinuierlich. Zu „normalen Zeiten“ hatten wir üblicherweise 1500 Mitarbeiter bei dieser Veranstaltung, aber dieses Jahr besteht das Team aus etwa 800. Es ist dieses Jahr kleiner, weil es weniger Gastronomie und nur ein kleineres Shopping-Village gibt. Aber unser Team ist sehr erfahren und wir arbeiten sehr gut zusammen.

Wir arbeiten auch schon sehr lange mit unseren Lieferanten zusammen, was wir sehr zu schätzen wissen, denn sie wissen genau, was wir von ihnen erwarten. Wir erwarten hohe Qualität und Flexibilität – unsere Lieferanten wissen, wenn sie unsere Erwartungen erfüllen, werden wir sehr lange mit ihnen zusammenarbeiten. Wir arbeiten gerne auf lange Sicht mit anderen zusammen, denn Loyalität und Vertrauen aufzubauen, ist sehr wichtig, um eine erfolgreiche Veranstaltung gewährleisten zu können.

Was motiviert Sie und spornt Sie an? 

Meine Motivation ist es, die Show jedes Jahr noch besser zu machen. Jetzt, da wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, ist die Motivation sogar noch größer, uns ständig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. Alle Turnierleiter des Rolex Grand Slam treffen sich und besprechen, wie wir nicht nur die einzelnen Turniere, sondern den ganzen Rolex Grand Slam verbessern können. Zu dieser besonderen Gruppe dazuzugehören, ist eine große Motivation, und wir fordern uns gegenseitig heraus, immer besser zu werden.

Inwiefern erhöht der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Status des The Dutch Masters? 

Wir sind so stolz, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war unser größtes Ziel, nachdem wir als Veranstalter des FEI World Cup™ zurückgetreten waren. Wir haben erlebt, wie viel besser die Veranstaltung geworden ist. Dazu zählt auch das Niveau der Teilnehmer und folglich auch das Niveau der Prüfungen. The Dutch Masters findet jetzt viel mehr internationales Interesse und ist bekannter geworden. Und es kommen mehr internationale Besucher und Medien. Es hat so viele Verbesserungen gegeben und wir sind begeistert, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein.

Werfen wir einen Blick auf das kommende Wochenende – was erwartet die Zuschauer beim The Dutch Masters? 

Sport auf Weltklasse-Niveau – die Pferd- und Reiterpaare, die hier antreten, sind die besten der Welt, also dürfen die Zuschauer spannende Prüfungen erwarten. The Dutch Masters ist für seine unglaubliche Atmosphäre und seine tollen Partys bekannt, aber natürlich werden die dieses Jahr aufgrund der Beschränkungen etwas kleiner ausfallen. Wir werden aber sicherstellen, dass jeder Spaß hat!

Welche Pferd- und Reiterpaare könnten den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?

Für das Konzept des Rolex Grand Slam of Show Jumping wäre es fantastisch, wenn Martin Fuchs gewinnen würde, weil er der aktuelle Anwärter ist. Das wäre wirklich aufregend. Das Heimpublikum würde natürlich am liebsten einen niederländischen Reiter oder eine niederländische Reiterin gewinnen sehen. Ich glaube, Harrie Smolders könnte gewinnen oder zumindest als einer der besten Reiter aus dieser Veranstaltung hervorgehen.

Harrie Smolders and Nixon van 't Meulenhof (Photo:The Dutch Masters / DigiShots) Harrie Smolders and Nixon van 't Meulenhof (Photo:The Dutch Masters / DigiShots)

ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING

EIN BLICK AUF DIE REITER

 

The Dutch Masters findet vom 11. bis zum 13. März erneut statt und mit ihm das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres. Höhepunkt der Veranstaltung wird der Rolex Grand Prix am Sonntag sein, auf dem die besten Springreiter und -pferde der Welt, darunter sieben aus den aktuellen Top 10, um die renommierte Trophäe sowie um den Titel des neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping wetteifern werden. Die Brabanthallen werden erneut hell erstrahlen, wenn die berühmte Arena endlich wieder großes Publikum zu einer Reitsportveranstaltung von Weltklasse willkommen heißt.

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter

Der aktuelle Anwärter Martin Fuchs wird alles daran setzen, sich den Sieg des Rolex Grand Prix zu holen und damit seine Ambitionen fortzusetzen, der zweite Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu werden. Nach seinem historischen Sieg beim CHI Genf 2021, mit dem er als Erster überhaupt zwei Rolex Grands Prix hintereinander gewinnen konnte, wird der Schweizer, der zurzeit in Höchstform ist, diesmal mit Chaplin antreten. Der braune Hengst ist ein Hallenspezialist, der bereits auf viele Grands-Prix-Siege zurückblicken kann und über die nötige Wendigkeit und Erfahrung verfügt, um in der engen Brabanthallen-Arena erfolgreich zu sein. Zusammen mit Fuchs werden fünf weitere Rolex-Markenbotschafter antreten.

Der neueste Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer wird nach seinem Sieg beim CHIO Aachen 2021 versuchen, sich den Bonus für den Sieg in zwei der vier Rolex Grands Prix zu sichern. Der Deutsche, der den größten Teil des Frühjahres in Florida verbracht hat und dort beim Winter Equestrian Festival angetreten ist, wird mit Scuderia 1918 Tobago Z antreten, einem exzellenten Hallenpferd. Gelingt es Deußer, zu triumphieren, wäre ihm ein Bonus von 250.000-Euro sicher. Aber auch der Schweizer Steve Guerdat wird nach seinem Sieg beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ alles daran setzen, sich eben diesen Bonus zu sichern.

Der letztjährige Gewinner Max Kühner tritt ebenfalls wieder an – nun mit dem Wissen gewappnet, wie man sich in 's-Hertogenbosch gegen ein Starterfeld aus Spitzenreitern durchsetzt. Der Österreicher reist mit einem starken Pferdeteam zum The Dutch Masters an und wird entweder mit seinem Siegerpferd aus dem letzten Jahr, Elektric Blue P, oder mit Eic Coriolis Des Isles beim Rolex Grand Prix am Sonntag antreten.

Der derzeit amtierende Olympiasieger im Einzel und die Nummer 5 der Weltrangliste, Ben Maher, schloss das vergangene Jahr mit einem herausragenden Sieg auf seinem berüchtigten Explosion W im Rolex IJRC Top 10 Finale beim CHI Genf ab. Der britische Star, der ebenfalls die Wintersaison in Florida verbracht hat, kehrt für den Rolex Grand Prix nach Europa zurück und tritt in s’Hertogenbosch zum ersten Mal mit dem eindrucksvollen Fuchswallach an, der nur knapp 10 Kilometer von den weltberühmten Brabanthallen entfernt geboren wurde. Sein Landsmann Scott Brash, der als einziger Reiter je den Rolex Grand Prix of Show Jumping gewonnen hat, wird sich erneut daranmachen, sich den so schwer erreichbaren Titel zu erkämpfen. The Dutch Masters ist das einzige der vier Majors, in dem Brash ein Sieg bisher verwehrt geblieben ist, und so wird er auf jeden Fall sein Spitzenpferd für dieses prestigeträchtige Turnier mitbringen. Vervollständigt wird das starke britische Kontingent durch Nachwuchstalent Harry Charles. Nach seinem herausragenden Abschluss des Jahres 2021 ist der 22-Jährige aktuell die Nummer eins der U25-Weltrangliste und wird alles daran setzen, sich seinen ersten Rolex-Grand-Prix-Titel zu holen. Wird es einem dieser Reiter gelingen, als erster Brite seit dem Sieg von Robert Smith 2003 erneut den Titel zu holen?

Das Heimpublikum wird darauf hoffen, dass Harrie Smolders hier besser abschneiden wird als 2021 mit seinem zweiten Platz beim Rolex Grand Prix auf dem Chi Genf. Die niederländischen Fans werden garantiert in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn Smolders die Arena betritt. Neben Smolders treten zwölf weitere Niederländer und Niederländerinnen an, darunter Maikel van der Vleuten und Jur Vrieling.

Der Goldmedaillensieger in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2020, Henrik von Eckermann, wird ebenfalls beim Rolex Grand Prix dabei sein. Der Schwede gewann hier bereits 2019 und wird versuchen, seinen Erfolg zu wiederholen. Er ist einer von nur zwei schwedischen Reitern beim The Dutch Masters, nachdem der Weltranglistenerste, Peder Fredricson, von der Teilnahme zurückgetreten ist.

Die Spannung vor dem ersten Major des Jahres steigt. Wird es Martin Fuchs gelingen, seine Jagd nach dem begehrtesten Preis im Springreiten fortzusetzen oder wird sich ein neuer Anwärter durchsetzen?

Max Kuhner and Elektric Blue P (Photo: The Dutch Masters / DigiShots) Max Kuhner and Elektric Blue P (Photo: The Dutch Masters / DigiShots)

INTERVIEW MIT

MAX KÜHNER

 

Sie kehren als amtierender Rolex Grand Prix-Champion nach ’s-Hertogenbosch zurück. Haben Sie das Gefühl, deswegen mehr unter Druck zu stehen?

Nein, nicht wirklich. Natürlich ist mir ist jetzt bewusst, dass ein Sieg möglich ist, aber da ich wahrscheinlich mit einem anderen Pferd starten werde, stehe ich weniger unter Druck, als wenn ich Elektric Blue P. reiten würde. In unserem Sport ist es jedes Mal wieder etwas völlig anderes, wenn man in den Parcours einreitet, deshalb empfinde ich auch weniger Druck.

Welche Pferde werden Sie mitbringen und auf welchem werden Sie beim Rolex Grand Prix antreten?

Beim Rolex Grand Prix werde ich entweder Eic Coriolis des Isles oder Elektric Blue P reiten. Mit Eic Coriolis des Isles war ich in Vejer de la Frontera und er ist im Augenblick hervorragend in Form. Außerdem bringe ich noch zwei jüngere Pferde mit zum The Dutch Masters. Ich nehme immer gerne die weniger erfahrenen Pferde mit, damit sie mal ein Turnier in einer solchen Atmosphäre kennenlernen können – das ist ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung.

Bereiten Sie sich auf ein Hallenturnier anders vor als auf ein Außenturnier? Und worin besteht der größte Unterschied?

Ich finde, das kommt immer ganz auf das Pferd an. Manche Pferde brauchen etwas mehr Training, bevor sie in einem Hallenturnier antreten können. Das Wichtigste bei einem Hallenturnier ist, dass die Pferde souverän sind, vor allem, weil sie ganz nah an den Fans über die Hindernisse springen müssen und die Hindernisse auch viel dichter aufeinanderfolgen als bei einem Freilandturnier. Außerdem müssen sie damit vertraut sein, große Oxer in den Ecken zu springen. Deshalb lege ich zu Hause gern ganz gezielte Trainingseinheiten in den Ecken ein. Wir haben eine kleine Reithalle, in der wir die Pferde auf Hallenturniere vorbereiten.

Beim The Dutch Masters sitzen die Zuschauer sehr nah am Parcours. Hat das Einfluss auf die Pferde oder macht es Sie selbst nervöser?

Ich glaube, auch hier kommt es auf das Pferd an. Allerdings sind die Pferde, die wir normalerweise auf den großen Turnieren und im Rolex Grand Prix reiten, an die Nähe zu den Fans gewöhnt. Meiner Meinung nach ist die Atmosphäre, die durch das Publikum entsteht, etwas ganz Besonderes und ich glaube, das spüren die Pferde. Ich sage immer, wenn ein großes Publikum hinter einem steht, verleiht das dem Pferd Flügel.

Wie wichtig ist Ihr Team zu Hause für Ihren Erfolg?

Mein Team ist unglaublich wichtig. Es ist ein entscheidender Faktor für mich, dass ich für jedes meiner Pferde einen ausgeklügelten Plan habe. Ich plane die Entwicklung eines Pferdes über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren, nicht nur jeweils von einem Turnier zum nächsten. Ohne ein großartiges Team wäre das unmöglich. Jeder ist in diese Planung mit einbezogen, von den Bereitern über den Hufschmied bis hin zu den Pflegern. Wir überlegen uns, was wir bei jedem Pferd verbessern möchten und wie wir als Team am besten vorgehen, um das zu erreichen.

Ich sage immer, dass unser Sport mehr von einem Teamsport als von einem Einzelsport hat, denn ohne das Team wäre ich nicht in der Lage, überhaupt irgendetwas zu erreichen. Die Bereiter übernehmen den Großteil des Trainings der Pferde, weil ich so viel auf Turnieren unterwegs bin. Vor dem The Dutch Masters zum Beispiel reite ich die Pferde, die ich mitnehme, erst an dem Sonntag vor unserer Abreise. Ich kann dann keine großen Änderungen mehr vornehmen, deshalb müssen die Pferde perfekt trainiert und auf ’s-Hertogenbosch vorbereitet sein.

Welche Eigenschaften sind Ihnen bei einem Bereiter wichtig?

Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten. Sie müssen eine gute Grundeinstellung haben, für diesen Job leben und ihr erster Gedanke beim Aufwachen und der letzte vor dem Einschlafen muss den Pferden gelten. Ich habe gelernt, dass es nicht wichtig ist, wie viel Erfahrung jemand besitzt, wenn er oder sie anfängt, denn solange man aufrichtiges Interesse an dieser Arbeit hat, lernt man schnell und wächst an seinen Aufgaben. Das liegt daran, dass es für diese Menschen nicht einfach nur ein Job, sondern ihre Leidenschaft ist.

Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist Ihr Favorit und wieso?

Ich mag jedes einzelne – sie sind alle auf ihre eigene Art etwas ganz Besonderes. Man kann sie nicht wirklich miteinander vergleichen, nicht einmal den CHIO Aachen mit dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’. Natürlich finden beide auf großen Rasenplätzen statt, aber der Parcoursaufbau und die Hindernisgestaltung unterscheiden sich völlig.

Eine Sache haben aber alle Majors gemeinsam: Es sind die schwierigsten Parcours der Welt. Sie sind die anspruchsvollsten Prüfungen und deswegen gibt es dort auch die höchsten Preisgelder in diesem Sport – es sind die Turniere, die jeder Reiter unbedingt gewinnen will. Bei jedem einzelnen Major sind mehr Spitzenreiter vertreten als bei den Olympischen Spielen – es ist schon etwas ganz Besonderes, daran teilzuhaben.

Motiviert Sie die Herausforderung, gegen die besten Reiter der Welt anzutreten?

Absolut. Man lernt so viel, wenn man gegen die besten Reiter der Welt antritt. Ihnen einfach nur beim Warm-up zuzusehen, ist schon sehr inspirierend und motivierend.

Welche Pferd- und Reiterpaare betrachten Sie als Ihre größten Konkurrenten beim The Dutch Masters?

Das ist eine schwierige Frage, weil so viele fantastische Teams dabei sind, aber ich glaube, Martin Fuchs und Chaplin werden in Bestform sein. Sie haben gemeinsam den World Cup™ in Lyon gewonnen und ich glaube, Martin hat Chaplin für diesen Wettkampf geschont, deswegen werden die beiden bestimmt nur sehr schwer zu schlagen sein.  Er hat ein großartiges Team und weiß, wie man bei diesen wichtigen Veranstaltungen Bestleistungen bringt.

Der Sport hat sich in den letzten 15 Jahren so stark verändert. Früher fielen einem nur ungefähr drei Pferd- und Reiterpaare ein, denen man den Sieg zugetraut hat – jetzt gibt es ungefähr zwanzig, die den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewinnen könnten.

Haben Sie eigentlich auch mal Freizeit? Und wenn ja, wie verbringen Sie sie am liebsten?

Wenn möglich, mit meiner Familie. Ich habe drei Kinder und verbringe unheimlich gerne Zeit mit ihnen. Wenn ich mal etwas länger frei habe, treibe ich gerne Sport. Das finde ich sehr befriedigend.

Grooms arriving at the Dutch Masters (Photo: The Dutch Masters Media) Grooms arriving at the Dutch Masters (Photo: The Dutch Masters Media)

DIE HIGHLIGHTS DES THE DUTCH MASTERS

 

Dieses Jahr begrüßt das The Dutch Masters zum ersten Mal seit 2019 wieder Zuschauer in den weltberühmten Brabanthallen. Das Event findet vom 11. bis zum 13. März mit einem leicht abgeänderten Programm statt, um die aufgrund der COVID-19-Pandemie in Kraft getretenen Auflagen zu erfüllen. Bei der Veranstaltung in ‘s-Hertogenbosch, die als eines der prestigeträchtigsten Hallenturniere im Reitsportkalender gilt, werden nicht nur die besten Springreiter der Welt vertreten sein, sondern auch die Elite des Dressursports, die sich am Freitag und Samstag im FEI Dressage World Cup™, dem Dressurweltcup, miteinander messen wird.

Die Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Tokio 2021 und Weltranglistenerste, die Deutsche Jessica von Bredow-Werndl, wird versuchen, mit ihrer fünfzehnjährigen braunen Stute TSF Dalera BB, mit der sie 2021 zweifache Olympiasiegerin und dreifache Europameisterin wurde, an ihren Erfolg des Vorjahres anzuknüpfen. Das Erfolgsgespann wird dem Publikum ganz sicher herausragende Ritte bieten, wenn es am Freitagnachmittag beim FEI Dressage World Cup™ Grand Prix und am Samstag in der FEI Dressage World Cup™ Kür an den Start geht.

Im Vorfeld des Rolex Grand Prix, der am Sonntagnachmittag stattfinden wird, erwartet die Zuschauer ein Aufgebot der weltbesten Springreiter, die in einem vollgepackten Programm aus internationalen Prüfungen gegeneinander antreten werden. Zu den Highlights zählt der VDL Groep Preis am Freitagabend – den 2021 der neueste Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer (GER) gewann – sowie der Audi Preis am Samstagabend.

Neben den sportlichen Höhepunkten wird es als weiteres Highlight eine ganz besondere Verabschiedungszeremonie für Maikel van der Vleutens Verdi TN geben, die vor dem Rolex Grand Prix am Sonntagnachmittag stattfinden wird.  Diese Abschiedsfeier war ursprünglich für 2020 geplant gewesen, doch man hatte sich damals dazu entschieden zu warten, bis wieder Zuschauer in der Halle zugelassen sein würden, um Verdi TN den würdigen Abschied zu ermöglichen, den er verdient hat.  Verdi TN war während seiner gesamten Karriere eine ernstzunehmende Größe und kann auf große Erfolge wie eine Goldmedaille in der Teamwertung bei den FEI Weltreiterspielen 2014 sowie eine weitere Team-Goldmedaille bei der FEI Europameisterschaft 2015 zurückblicken.

Es sind noch Tickets erhältlich. Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.thedutchmasters.com

The Rolex Grand Prix Podium at CHI Geneva  From left to right: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) and Max Kühner (AUT).  Photo: www.scoopdyga.com The Rolex Grand Prix Podium at CHI Geneva From left to right: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) and Max Kühner (AUT). Photo: www.scoopdyga.com

REITER-INTERVIEW MIT MARTIN FUCHS

 

Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

Mein wichtigstes Ziel in diesem Jahr ist es, bei allen Rolex-Majors und den anderen Rolex Grands Prix gut abzuschneiden. Darauf liegt mein Hauptfokus. Außerdem will ich bei den FEI World Equestrian ChampionshipsTM und beim FEI World Cup™ im Finale dabei sein. Ich habe ein paar unglaublich gute Pferde, die ich bei den größeren Turnieren und Meisterschaften einsetzen werde. Darüber hinaus habe ich noch ein paar fantastische Jungpferde und freue mich schon darauf, sie weiter aufzubauen.

Was ist es für ein Gefühl, zu wissen, dass Sie mit Ihren aufeinanderfolgenden Rolex Grand Prix-Siegen beim CHI Genf vor Ihrem Heimatpublikum Geschichte geschrieben haben?

Es ist immer unglaublich toll, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, aber zweimal gleich nacheinander und noch dazu vor meinem Heimatpublikum, das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Außerdem ist Leone Jei ein so junges Pferd – das war ganz klar ein sehr großer Sieg für mich!

Glauben Sie, dass Leone Jei der nächste Clooney 51 werden könnte?

Ich vergleiche die beiden nicht miteinander. Clooney 51 war das erfolgreichste Pferd in der Geschichte des Schweizer Springsports. Ich kann also nicht erwarten, gleich im Anschluss schon den nächsten Clooney 51 in den Startlöchern stehen zu haben. Allerdings glaube ich, dass Leone Jei gezeigt hat, dass er alle erforderlichen Qualitäten besitzt, und ich glaube auch, dass er aktuell eins der besten Pferde der Welt ist.

Werfen wir einen Blick auf das bevorstehende The Dutch Masters. Mit welchen Pferden werden Sie antreten und welches haben Sie für den Rolex Grand Prix ausgewählt?

Ich werde Chaplin beim Rolex Grand Prix reiten. Er ist sehr gut in Form und ich glaube, das The Dutch Masters wird ihm liegen. Ich habe vor, Leone Jei auf den größeren Außenplätzen wie beim CHIO Aachen zu reiten, weil ich glaube, dass solche Plätze besser zu ihm passen.

Welche Pferd- und Reiterpaare haben Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zu gewinnen?

Ich glaube nicht, dass es da nur ein bestimmtes Paar gibt. Bei jedem Rolex Grand Slam Major sind die besten Pferd- und Reiterpaare vertreten und jedes davon hat Chancen auf den Sieg. Meiner Meinung nach macht genau das den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu etwas so Besonderem und Einzigartigem. Ich finde, unser Sport unterscheidet sich von den meisten anderen Sportarten. Es ist viel schwerer, regelmäßig oder mehrmals hintereinander zu gewinnen, weil wir mit Tieren arbeiten. Das macht diesen Sport so unvorhersehbar. Deswegen ist auch der Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping, wie er Scott Brash und Hello Sanctos gelungen ist, eine so unglaubliche Leistung.

Wie ist es zu Ihrer Partnerschaft mit dem Eigentümer einiger Ihrer Pferde, Adolfo Juri, gekommen?

Adolfo hat schon meinem Onkel Markus [Fuchs] über zwanzig Jahre lang Pferde zur Verfügung gestellt. Als Markus mit dem Reiten aufgehört hat, hat Adolfo mit seinen Pferden einige Jahre lang zu einem anderen Reiter gewechselt. Danach kam er mit seinen Pferden zu mir – eine sehr nette Geste – und wir arbeiten gut zusammen. Er hat mich in meiner Karriere bislang enorm unterstützt und ich habe großes Glück, dass er Teil meines Teams ist. Er und der andere Eigentümer meiner Pferde [Luigi Baleri] verstehen sich ausgezeichnet und unterstützen einander sehr.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Leone Jei ist natürlich ein spektakuläres Pferd. Er besitzt eine unglaubliche Mentalität und ist sehr ehrgeizig – er will immer sein Bestes geben. Manchmal macht ihn das ein bisschen schwieriger zu reiten, weil er so engagiert und so eifrig ist. Ich muss immer versuchen, ihn so ruhig und entspannt wie nur möglich zu halten. Chaplin hat schon so viele Grands Prix gewonnen und besitzt einen unglaublich tollen Charakter. Er ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Conner Jei ist sehr talentiert, aber manchmal etwas schwieriger als die anderen Pferde. Er hat letztes Jahr den Rolex Grand Prix in Dinard gewonnen und ich habe vor, es dieses Jahr mit ihm ins Finale des FEI World Cup™ zu schaffen. Diese drei Pferde haben schon viele 5-Sterne-Grands-Prix gewonnen und ich kann mich glücklich schätzen, sie reiten zu dürfen.

Dann habe ich noch vier tolle Nachwuchspferde. Commissar Pezi ist neun Jahre alt und aktuell reite ich ihn zum ersten Mal bei der Sunshine Tour. Er ist sehr vielversprechend, hat sehr viel Sprungkraft und eine tolle Mentalität – allerdings ist er noch sehr unerfahren für sein Alter, aber ich bin trotzdem sehr begeistert von ihm. Viper Z und Diva Van Het Cauterhof Z sind beide acht Jahre alt und ebenfalls mit mir bei der Sunshine Tour am Start. Beide haben bisher wirklich gute Leistung gezeigt; Diva [Van Het Cauterhof Z] hat in 15 Runden keinen einzigen Hindernisfehler gemacht. Pina Van De Moerhoeve, eine Siebenjährige, ist schon in vielen Nachwuchsklassen gesprungen. Ich habe viel Spaß auf der Tour. Ich nehme aktuell nicht an den größten Turnieren teil, sondern genieße es, die jungen Pferde langsam aufzubauen. Bei allen Nachwuchspferden habe ich ein sehr gutes Gefühl, aber es ist immer schwierig vorherzusagen, ob eines von ihnen mein nächstes Spitzenpferd für die 5-Sterne-Turniere wird. Nichtsdestotrotz besitzen sie alle großes Potenzial und haben schon viele fehlerfreie Runden absolviert – ich glaube also, die Zukunft sieht vielversprechend aus.

Wie planen Sie, in welchen Turnieren Sie mit welchen Pferden antreten?

Ich plane meine Turniere rund um die Majors, diese Turniere haben oberste Priorität. Mit welchem Pferd ich bei welchem Turnier starte, entscheide ich anhand ihrer Form und ihrer Stärken. Und wenn gerade keine großen Wettkämpfe anstehen, trete ich gern mit meinen Nachwuchspferden an, um sie auf kleineren Turnieren Erfahrungen sammeln zu lassen.

Wie geht es Clooney 51?

Ihm geht es sehr gut. Er wird täglich geritten, weil es gut für seine Schulter ist, wenn er aktiv bleibt. Er darf Ausritte machen und auf die Weide – ich glaube, ihm gefällt der Ruhestand! Wir sind sehr froh, dass er zu Hause und so gut in Form ist.

Beim CHI Genf hatten Sie jemanden dabei, der vor ihren Ställen Crêpes zubereitet hat. Können Sie uns mehr darüber verraten?

Das war ein Freund aus Frankreich. Er kommt immer gern zu den Turnieren und kümmert sich um mich und meine Pfleger. Sämtliche Reiter schauen dann zwischen den Wettkämpfen immer gerne auf einen Snack vorbei!

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Für mich ist die besondere Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter sehr spannend und motivierend. Jedes Pferd ist jeden Tag anders und es macht mir unheimlichen Spaß, das Beste aus jedem einzelnen herauszukitzeln. Wenn man täglich mit einem Pferd arbeitet, um besser zu werden, und sich all die Arbeit dann bei einem großen Turnier auszahlt, ist das einfach das Größte.

Spencer Smith riding at the Palexpo for the CHI Geneva 2019 (Photo: Jenny Abrahamsson / WoSJ) Spencer Smith riding at the Palexpo for the CHI Geneva 2019 (Photo: Jenny Abrahamsson / WoSJ)

DIE NÄCHSTE GENERATION:

INTERVIEW MIT SPENCER SMITH

 

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Ich hoffe, dass 2022 mein bisher bestes Jahr werden wird. Mein Ziel ist es, zusammen mit dem amerikanischen Team an ein paar FEI Nations Cup™-Turnieren und diesen Sommer hoffentlich an der FEI-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Außerdem wäre ich unheimlich gern bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping dabei. Das ist eins meiner großen Ziele und definitiv etwas, das ich dieses Jahr unbedingt schaffen möchte.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Einer meiner stolzesten Augenblicke war meine Teilnahme am Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2018. Ich bin auch 2019 dort angetreten und das war ein Riesenschritt für meine Karriere. Vergangenes Jahr habe ich meinen ersten 5-Sterne-Grand-Prix gewonnen – ein unglaublicher Moment in meiner Karriere.

Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?

Jeder in meiner Familie hat mit Pferden zu tun, meine Eltern haben ein großes Trainingscenter in Amerika und verkaufen auch Pferde. Sie sind eine große Inspiration für mich und Pferde gehören schon von klein auf zu meinem Leben. Als ich fünfzehn war, habe ich angefangen, bei Eric Lamaze zu trainieren und zu arbeiten. Ich blieb fünf Jahre bei Eric und er wurde wirklich zu meinem Mentor in diesem Sport. Wir haben gemeinsam die Welt bereist und er war derjenige, der mich das erste Mal in Europa antreten ließ. Ich habe so viel von ihm gelernt und bin unendlich dankbar für die Chancen, die er mir eröffnet hat. Ich hege auch große Bewunderung für Daniel Deußer und liebe seine Art zu reiten –ich versuche beim Reiten, seinen Stil nachzuahmen.

Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?

Ich glaube, man muss ehrgeizig sein, aber auch mit Niederlagen umgehen können. Im Springreiten verliert man öfter, als man gewinnt, und muss die Höhen und Tiefen des Sports verkraften können. Wenn es mal nicht gut läuft, ist man immer schnell versucht, alles komplett zu ändern, aber man muss einfach wieder einen Schritt zurück machen und dafür sorgen, dass man die Grundlagen beherrscht und richtig umsetzt. Ich glaube, um der Beste zu sein und die größten Turniere zu gewinnen, braucht man ein gutes Gleichgewicht zwischen Geduld und Ehrgeiz.

Erzählen Sie uns ein bisschen über die Pferde in Ihrem Stall auf welche freuen Sie sich am meisten?

Ich habe großes Glück – ich habe ein paar hervorragende Pferde und genieße unglaubliche Unterstützung von Georgina Bloomberg. Mein Hauptpferd ist Theodore Manciais, den ich jetzt schon sehr lange habe. Er ist schon zweimal beim Rolex Grand Prix beim CHI Genf angetreten und hat letztes Jahr ein 5-Sterne-Turnier gewonnen. Ein anderes meiner Spitzenpferde ist Quibelle, die Georgina Bloomberg gehört. Sie hat beim CSIO5* FEI Nations Cup™-Finale in Barcelona einen fehlerfreien Durchlauf für das US-amerikanische Team geholt. Wir haben schon ein paar tolle Ergebnisse erzielt und ich glaube, sie wird mein Spitzenpferd für die großen Teamwettkämpfe. Sie begeistert mich wirklich sehr. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, so von Georgina und ihrem Team unterstützt zu werden. Jimmy Doyle, ihr Trainer, hilft auch mir jetzt. Es ist eine tolle Beziehung, wir starten meistens auf denselben Turnieren und ich bekomme viele Ratschläge und Tipps von Georgina und Jimmy.

Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, der Eigentümer?

Sie alle sind unverzichtbar – sie sorgen dafür, dass alles rundläuft. Ich habe ein großartiges Team aus Pflegern und Managern und dazu einen hervorragenden Tierarzt und Hufschmied. Wenn auch nur einer von ihnen nicht wäre, würde das Ganze nicht funktionieren. Wenn ich ein großes Turnier oder einen Grand Prix gewinne, ist das toll, aber es ist das Team hinter mir, das so etwas überhaupt erst ermöglicht. Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Das Team ist entscheidend für den Erfolg des Reiters. Wenn es nicht gut läuft, ist das echt schlimm, weil man das Gefühl hat, das Team zu enttäuschen, das so hart für deinen Erfolg arbeitet.

Was gefällt Ihnen am Springreiten am besten? Der Wettkampf, die Kameradschaft mit den anderen Reitern, das Reisen um die ganze Welt …

Ich liebe es, mit den Pferden zu arbeiten. Eine Partnerschaft mit deinem Pferd aufbauen und der Beziehung alles abverlangen zu können, um Dinge zu erreichen, die du nie für möglich gehalten hast, ist einfach das Größte. Die Kameradschaft mit all den anderen Reitern auf den Turnieren ist toll, denn wir sind alle aus demselben Grund dort. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, gegen so viele talentierte Reiter anzutreten. Wir versuchen alle, einander zu helfen, und auch wenn man nicht gewinnt, freut man sich trotzdem für die anderen.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Ich habe dieses Jahr einen tollen Tipp von Denis Lynch bekommen: sich immer weiter anzutreiben und zu versuchen, nicht gleich alles zu ändern, wenn es mal nicht gut läuft. Man sollte an seinem Plan festhalten. Das hat schon in der Vergangenheit funktioniert und wird es auch in der Zukunft tun.

Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer hat gesagt, dass er Sie für einen zukünftigen Star hält. Wie stark hat er Ihre Karriere bisher beeinflusst und welche anderen Reiter sind Ihre Vorbilder?

Ich habe Daniel kennengelernt, als ich fünfzehn war, und bewundere ihn sehr, sowohl als Mensch als auch als Reiter. Ich war schon immer fasziniert von seiner Reitweise und seiner Art, die Dinge anzugehen. Wir haben einen ähnlichen Körperbau, darum habe ich ihn immer genau beobachtet. Im Laufe der Jahre sind wir uns immer nähergekommen und inzwischen ist er einer meiner besten Freunde in diesem Sport. Ich trainiere den Sommer über im Stephex-Stall und werde dort behandelt, als würde ich zur Familie gehören. Ich versuche, so oft wie möglich in Daniels Nähe zu reiten, damit ich beobachten kann, was er macht. Ich will so viel wie nur möglich von ihm lernen.

Es gibt so viele Reiter, die ich bewundere, und wir haben ein paar wirklich tolle Reiter in den USA, wie McLain [Ward], Jessica Springsteen, Beezie [Madden], Kent [Farrington] und Laura [Kraut], die einfach unglaublich sind. Sie sind so talentiert und immer hilfsbereit, wenn ich mal Rat brauche.

Haben Sie als Nachwuchsreiter das Gefühl, dass es in diesem Sport genug Gelegenheiten für junge, neue Talente gibt?

Ich finde, es gibt viele Möglichkeiten, es an die Spitze zu schaffen, und viele verschiedene Wege in diesem Sport. Sich mit guten Menschen zu umgeben und jede Gelegenheit bestmöglich zu nutzen, ist entscheidend.

Ich habe großes Glück, weil meine Eltern sehr bekannt in diesem Sport sind und mir dadurch sehr bei meiner Karriere helfen konnten. Ich konnte mit einigen der Spitzenreiter unseres Sports trainieren und das war eine großartige Chance für mich.  Ich habe das große Glück, die richtigen Menschen hinter mir zu haben, denn das hat mir ermöglicht, einige meiner vielen Ziele zu erreichen.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist wirklich der Höhepunkt in diesem Sport. Wenn man den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnt, geht das über den reinen Sport an sich hinaus und man hat etwas erreicht, von dem die Menschen noch viele Generationen lang erzählen werden. Ich finde, er verändert die Geschichte und der nächste Reiter oder die nächste Reiterin, der bzw. die ihn gewinnt, wird für immer in Erinnerung bleiben. Mit diesem Ziel vor Augen wache ich jeden Morgen auf. Im Moment glaube ich wirklich, dass Daniel Deußer kurz davorsteht, und habe das Gefühl, dass er der Nächste sein wird, dem es gelingt. Er hat ein großartiges Team aus Pferden und Menschen um sich herum und bewahrt in entscheidenden Augenblicken immer einen kühlen Kopf.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?

Ich sehe mir unheimlich gern Tennis und Golf an. Golf spiele ich nicht so oft, aber dafür Tennis, wenn auch nicht besonders erfolgreich! Ich weiß, welche Anstrengungen und Opfer in jedem Sport nötig sind, um es an die Spitze zu schaffen.

Stephan Conter (right) at the retirement ceremony for Cornet D'Amour (Photo: Stephex Masters / Jeroen Willems) Stephan Conter (right) at the retirement ceremony for Cornet D'Amour (Photo: Stephex Masters / Jeroen Willems)

IN DER EIGENTÜMER-LOUNGE MIT

STEPHAN CONTER

 

Wie sind Sie dazu gekommen, sich als Eigentümer in diesem Sport zu betätigen?

Ich habe mich vor zehn Jahren dazu entschlossen, Pferde für Daniel Deußer zu kaufen. Davor hatte ich mehr als zwanzig Jahre lang Pferde für andere Reiter gekauft, aber ich wollte unbedingt in die Weltspitze dieses Sports. Also habe ich beschlossen, mir einen Spitzenreiter zu suchen, und meine Entscheidung fiel auf Daniel. Dieser Entscheidung habe ich mich ganz und gar verschrieben und mich richtig reingekniet. Wenn man einmal damit anfängt, Grands Prix zu gewinnen und eine ernstzunehmende Größe wird, bekommt das Ganze einen richtigen Suchtfaktor und man will diesen Erfolg aufrechterhalten, indem man sich die besten Pferde und Reiter sichert.

Ich habe inzwischen mehrere Reiter, darunter auch meine beiden Töchter [Emilie und Zoé], und ihre Erfolge auf meinen Pferden mitzuerleben, ist eine große Motivation für mich. Ich bin auch immer sehr stolz, wenn ich Pferde, die ich gezüchtet oder verkauft habe, gute Leistungen erbringen sehe. Wir haben kürzlich ein Pferd an Cian O'Connor verkauft und die beiden entwickeln sich zu einem großartigen Team – es bereitet mir wirklich Freude, das zu sehen. Wir verkaufen viele Pferde. Beim Rolex Grand Prix in Wellington letzte Woche hatten wir zwei meiner Pferde im Stechen sowie ein paar andere, die mal mir gehört haben, und ihren Erfolg mitanzusehen, gibt mir einen richtigen Kick.

Wie entscheiden Sie, welche Pferde Sie für Ihr Zuchtprogramm behalten und welche Sie verkaufen?

Ich sage normalerweise immer, jedes Pferd steht zum Verkauf. Wenn ein Pferd sehr gute Ergebnisse gebracht hat, steigt natürlich sein Preis. Ich behalte nicht alle meine besten Pferde, denn wenn man sich all die Pferde ansieht, die wir verkauft haben, sind darunter wirklich viele, die unglaubliche Ergebnisse erreicht haben. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die Olympischen Spiele. Wir hatten dort sieben Pferde im Springreiten, von denen nur eins aktuell noch mir gehört. Das beweist die Qualität der Pferde, die wir verkaufen.

Wenn ein Pferd wirklich gut zu einem meiner Reiter passt, warte ich eine Saison, bevor wir darüber nachdenken, es zu verkaufen. Davidoff De Lassus passt hervorragend zu Zoé, deswegen werden wir ihn noch ein Jahr behalten, es sei denn, wir bekommen ein unwiderstehliches Angebot.

Wenn eine Ihrer Töchter eine besondere Bindung mit einem Pferd eingeht, ändert das Ihre Meinung über den Verkauf dieses Pferdes?

Ja, absolut! Emilie fällt das Verkaufen leichter als ihrer Schwester. Wenn ein gutes Angebot eingeht, ist sie immer bereit, das Pferd abzugeben. Zoé würde am liebsten jedes Pferd behalten, aber ich glaube, sie fängt langsam an zu begreifen, dass auch wir nur gewöhnliche Menschen sind und unseren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen müssen, um unsere wunderschöne Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können.

Sie haben eine faszinierende Gruppe von Reitern im Team von Stephex Stables, darunter Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer und Ihre beiden Töchter Zoé und Emilie. Wie wählen Sie die Pferde für die jeweiligen Reiter aus?

Ich bin in erster Linie Geschäftsmann und wickle die Dinge immer gerne zügig ab. Darum kaufe ich hauptsächlich sechs- bis achtjährige Pferde, betreibe aber auch noch ein Zuchtprogramm. Diese Pferde sind in etwa 24 Monaten verkaufsfertig und so arbeite ich am liebsten. Ich bin bereit, jedes Pferd zu verkaufen, ansonsten hätte ich Tausende von Pferden. Ich habe kein Problem damit, so viele Pferde zu besitzen – das Problem ist, dass es zu kompliziert ist, so viele Pferde zu trainieren. Um ein Pferd auf das Niveau zu bringen, auf dem es ein Grand-Prix-Gewinner werden könnte, muss man die höchster Sorgfalt und Qualität in seine Ausbildung stecken. Deswegen verkaufen wir viele Pferde aus unserer eigenen Zucht ungeritten.

Das Zuchtniveau in Belgien ist extrem hoch – ich glaube, es ist das weltweit beste. Das bedeutet, dass die Pferde nicht billig sind, aber es bedeutet auch, dass man die Chance hat, das beste Pferd für seinen Reiter zu finden. Ich treffe meine Entscheidungen, welches Pferd ich für welchen Reiter kaufe, aus dem Bauch heraus. Ich kann nicht erklären, wieso ich mich manchmal für ein bestimmtes Pferd entscheide, aber ich vertraue auf mein Gefühl. Bisher lag ich mit meinem Bauchgefühl auch immer goldrichtig. 

Wie wichtig ist es, ein ausgewogenes Verhältnis von erfahrenen Reitern und Nachwuchstalenten in Ihrem Team zu haben?

Das ist sehr wichtig. Vor ein paar Monaten hatten wir zwei Reiter in den Top 10. Man braucht also viele Pferde, um sicherzustellen, dass sie sich auch so weit oben in den Ranglisten halten können. Es ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren, als sich die Reiter in der Wintersaison freinehmen konnten. Heutzutage finden an jedem Wochenende Turniere statt. Ich glaube, das Ranglistensystem ist eine Art Sucht für die Reiter - und das ist ein Problem. Um in diesem Sport an der Spitze zu bleiben, müssen die Reiter fast jedes Wochenende antreten, um Ranking-Punkte zu sammeln. Deswegen brauchen wir viele jüngere Reiter, um die Pferde zu Hause zu trainieren, wenn unsere Spitzenreiter auf Wettkämpfen unterwegs sind.

Wir haben zurzeit jede Menge junge, talentierte Reiter in unserem Sport. Ich glaube, dass man nicht einfach morgen losziehen und den nächsten Spitzenreiter entdecken kann. Man muss einige Jahre lang mit ihnen arbeiten und dafür sorgen, dass sie richtig trainiert werden. Einige der aktuell besten Reiter der Welt gehörten im Alter von 18 Jahren noch nicht zu den Besten, aber sie besaßen eine ausgezeichnete Arbeitsmoral und haben sich dem Sport mit Haut und Haaren verschrieben. Es ist schön zu sehen, dass man mit harter Arbeit die Ergebnisse erzielen kann, die man verdient.

Wie viele Pferde besitzen Sie aktuell und von welchem glauben Sie, dass es dieses Jahr die besten Ergebnisse erzielen wird?

Mit Daniel sind wir in einer sehr komfortablen Position – wir haben ein wirklich starkes Team aus Pferden. So ist es nicht immer und deswegen können wir uns im Augenblick so glücklich schätzen. Zum Beispiel ist Scuderia 1918 Tobago Z im 5-Sterne-Grand-Prix auf dem Winter Equestrian Festival letztes Wochenende unglaublich gut gesprungen. Er sah aus wie ein Achtjähriger in einem 1,30-m-Springen. Killer Queen VDM springt auch sehr gut und so glaube ich, dass uns ein sehr spannendes Jahr bevorsteht.

Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Beziehung zwischen Eigentümer und Reiter geben?

Ich rede mit meinen Reitern über alles. Wir suchen gemeinsam die Turniere für die einzelnen Pferde aus, aber ich habe eine starke Meinung dazu, welchen Wettkämpfen wir Vorrang geben sollten – nämlich den Rolex Grand Prix Majors und den anderen Rolex-Turnieren. Alle Reiter sind da mit mir einer Meinung, denn diese Turniere sind einfach die besten der Welt. Hoffentlich wird man eines Tages dasselbe über die Stephex Masters in Brüssel sagen. Es ist sehr aufregend, dass der CSIO Rom und jetzt auch La Baule ebenfalls von Rolex gesponsert werden. Meiner Meinung nach haben die von Rolex gesponserten Wettkämpfe ein ganz anderes Niveau als all‘ die anderen Turniere, und alle meine Reiter lieben es, dort anzutreten.

Auf welche Pferde aus den Stephex Stables – ehemalige und aktuelle – sind Sie besonders stolz?

Ich bin auf so viele stolz. Wir haben schon so viele großartige Pferde verkauft, dass es den vielen Besitzern bestimmt nicht gefallen würde, wenn ich jetzt nur einige davon aufzählen würde. Aber ich kann sagen, dass bei jedem Grand Prix mindestens fünf Pferde dabei sind, die wir verkauft haben, und das macht mich sehr stolz.

Rolex Grand Slam Majors Rolex Grand Slam Majors

 

Der Kalender des Springreitsports hielt 2021 jede Menge außergewöhnliches Entertainment bereit. Dazu trugen nicht nur die renommiertesten Reiter dieses Sports bei, sondern auch eine neue Generation zukünftiger Stars konnte bei den vier Rolex-Majors des Jahres glänzen. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist nach wie vor das höchste Ziel eines jeden Reiters, allen voran des Schweizers Martin Fuchs, der das Jahr nach seinem atemberaubenden Sieg beim CHI Genf im Dezember als Anwärter auf den Rolex Grand Slam beginnt.

Den Auftakt der diesjährigen Saison der Rolex-Majors bildet The Dutch Masters, das vom 11. bis zum 13. März im niederländischen ‘s-Hertogenbosch stattfindet. Es ist das jüngste Turnier im Rolex Grand Slam of Show Jumping und eins von zwei Hallenturnieren in dieser Wettkampfserie. Die besten Springreiter kommen hier zusammen, um in den Brabanthallen drei Tage lang in Weltklasseprüfungen gegeneinander anzutreten, die am letzten Tag der Veranstaltung im Rolex Grand Prix gipfeln. In der engsten Arena der vier Majors ist das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter entscheidender denn je, denn die Parcours sind mit engen Kurven gespickt und lassen so gut wie keinen Raum für Fehler. Der Vorjahresgewinner, Max Kühner aus Österreich, zeigte sich zusammen mit seinem talentierten 11-jährigen Wallach, Elektric Blue P, der kniffligen Situation gewachsen und holte sich so 2021 seinen ersten Sieg in einem Major.

Schauplatz des zweiten Majors des Jahres, des CHIO Aachen – oft als „Wimbledon“ des Reitsports bezeichnet – wird auch dieses Jahr wieder die nordrhein-westfälische Stadt im Westen Deutschlands sein. Der schon seit 1924 bestehende CHIO Aachen ist eine sehr geschichtsträchtige Veranstaltung und lockt immer mehr als 350.000 fachkundige Fans an, die sich dieses Jahr vom 24. Juni bis zum 3. Juli auf zehn spannende Reitsporttage freuen können. Als einer der prestigeträchtigsten Wettkämpfe im Springreitsportkalender und höchste Prüfung beim CHIO Aachen findet der Rolex Grand Prix am letzten Tag der Veranstaltung statt. Er ist die Prüfung, das jeder Reiter unbedingt gewinnen will, um seinen Namen auf der legendären Siegerwand zu verewigen und in die Geschichte des Reitsports einzugehen. 2021 holte sich der neue Rolex-Markenbotschafter, der Deutsche Daniel Deusser auf seiner phänomenalen Stute Killer Queen VDM den Sieg, mit dem er sich einen Lebenstraum erfüllen konnte. Deusser dicht auf den Fersen war der junge amerikanische Nachwuchsreiter Brian Moggre, der mit seinen 20 Jahren unglaubliches Können und enorme Entschlossenheit bewies, indem er das Starterfeld voller ehemaliger Weltranglistenerster, Olympiasieger, Welt- und Europameister abhängte und sich den zweiten Platz sicherte.

Vom 7. bis zum 11. September werden alle Blicke auf das kanadische Calgary gerichtet sein, wenn hier das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ stattfindet. Das Turnier hat den Ruf, zu den anspruchsvollsten Parcours der Welt zu gehören. Es ist ein besonderes enges Verhältnis zwischen Pferd und Reiter nötig, um das CP ‘International’, presented by Rolex, zu gewinnen. Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat und sein 13-jähriger Wallach Venard de Cerisy stellten dies in zwei präzisen und fehlerfreien Runden sehr anschaulich unter Beweis. Sie waren das einzige Paar, dem zwei Null-Fehler-Umläufe gelangen, womit sie die begehrte Trophäe holten. Mit diesem Rolex Grand Slam-Major sind sehr schöne Erinnerungen verbunden, denn 2015 wurde der Brite Scott Brash nach einer fehlerlosen Runde auf seinem legendären Wallach Hello Sanctos genau hier zum allerersten Gewinner des ehrwürdigen Rolex Grand Slam of Show Jumping gekrönt – eine Leistung, die seitdem keinem anderen Reiter gelungen ist.

Die Major-Saison erreicht ihren Höhepunkt in der Schweiz, wenn sich die Reiter zum CHI Genf erneut in einer Hallenarena einfinden. Der CHI Genf findet vom 8. bis zum 11. Dezember im Palexpo-Komplex statt und ist nicht nur eine der geschichts- und prestigeträchtigsten internationalen Veranstaltungen, sondern wurde bisher rekordverdächtige neun Mal zum besten Springreitturnier der Welt gekürt. Der Rolex Grand Prix, in dem die versiertesten Reiter der Welt antreten, bildet das Highlight der viertägigen Veranstaltung voller Spitzenprüfungen. Der Lokalmatador und Schweizer Landsmann Martin Fuchs holte sich 2021 hier mit seinem 10-jährigen Wallach Leone Jei den Sieg und schrieb damit Geschichte. Er ist der erste Reiter, dem zwei Siegen in aufeinanderfolgenden Ausgaben dieser Prüfung gelingen konnte. Er hatte den Rolex Grand Prix bereits 2019 gewonnen.

Als derzeitiger Anwärter auf den Rolex Grand Slam wird Fuchs im Brennpunkt des Interesses stehen, während er sich darauf vorbereitet, seine Reise durch den Rolex Grand Slam of Show Jumping beim The Dutch Masters fortzusetzen. Wird 2022 vielleicht ein neuer Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion gekrönt werden?

Daniel Deusser (Photo: Rolex / Ashley Neuhof) Daniel Deusser (Photo: Rolex / Ashley Neuhof)

Interview mit

Daniel Deusser

 

2021 war ein herausragendes Jahr für Sie. Was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2022?

Nachdem ich den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen habe, ist mein größtes Ziel im Moment der Sieg beim Rolex Grand Prix im Rahmen des The Dutch Masters im März. Denn wenn ich dort gewinne, habe ich die Chance auf einen Bonus. Meine gesamte Planung und Vorbereitung konzentriert sich jetzt darauf, nach 's-Hertogenbosch zu fahren und zu versuchen, dort den Rolex Grand Prix zu gewinnen.

Angesichts der Pandemie ist es schwierig zu planen, da viele Turniere abgesagt werden. Aber es gibt ein paar Turniere, auf die ich mich wirklich freue, darunter La Baule, bei dem Rolex jetzt Partner ist. Ich war noch nicht oft dort, weil andere Nations Cup-Turniere anstanden oder der deutsche Chef d'Equipe andere Pläne hatte. Deshalb freue ich mich dieses Jahr sehr darauf, dort zu an den Start zu gehen. Natürlich finde ich es toll, beim CHIO Aachen zu springen, und ich würde dort sehr gerne noch einmal den Rolex Grand Prix gewinnen.

Wie bereiten Sie sich auf das The Dutch Masters vor und welche Pferde werden Sie mitnehmen?

Im Moment plane ich, Scuderia 1918 Tobago Z mitzunehmen. Ich habe ihn nicht nach Florida [zum Winter Equestrian Festival] mitgenommen, er ist also noch frisch für den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters. Er ist ein sehr gutes Pferd für die Hallensaison und hat das letzte Jahr in Topform beendet. Das The Dutch Masters ist in vielerlei Hinsicht ein fantastisches Turnier. Ich gehe immer wieder gerne dorthin und die Aussicht auf den potenziellen Rolex Grand Slam-Bonus macht es für mich umso aufregender, wieder nach 's-Hertogenbosch zu kommen.

Was hebt Ihrer Meinung nach die Majors in diesem Jahr von anderen Turnieren ab?

Die Organisation der Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist phänomenal, das Niveau ist immer sehr hoch und die Bedingungen sind für Pferde und Reiter optimal. Natürlich heben sich diese Turniere auch durch die Preisgelder von den anderen ab, was sie für alle Beteiligten sehr spannend macht: die Reiter, die Besitzer und die Fans des Sports. Zu den Majors kommen mehr Zuschauer als zu anderen Turnieren, das schafft einfach eine unglaubliche Atmosphäre. Bei nicht vielen anderen Turnieren können so viele Zuschauer dabei sein – die Stadien des CHIO Aachen und des CSIO Spruce Meadows 'Masters' zum Beispiel sind unerreicht, das hebt die Majors definitiv von anderen Turnieren ab. Die Majors haben zudem eine so reiche Geschichte und Tradition. Die besten Reiter der Welt haben an ihnen teilgenommen und jetzt ist meine Generation von Reitern ebenfalls ein Teil ihrer Geschichte – das macht eine Teilnahme zu etwas ganz Besonderem.

Ich finde, der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist durchaus mit den Grand Slams im Tennis oder Golf vergleichbar – der CHIO Aachen ist zum Beispiel so etwas wie das Wimbledon des Pferdesports. Die Majors finden an tollen Orten statt und haben eine unglaubliche Fangemeinde. Ich denke also schon, dass man als Reiter auf jeden Fall eine Motivation hat, bei diesen vier Turnieren sein Bestes zu geben.

Killer Queen VDM und Scuderia 1918 Tobago Z  sind wirklich talentierte Pferde. Haben Sie neue/junge Pferde, die dieses Jahr ihr 5-Sterne-Debüt geben werden?

Ich habe zwei sehr talentierte junge Pferde hier in Wellington, die mit mir beim Winter Equestrian Festival antreten: Scuderia 1918 Mr Jones und In Time. Ich habe Scuderia 1918 Mr Jones jetzt seit etwa zwei oder drei Jahren, aber wegen der Pandemie bin ich nicht so viele Turniere mit ihm gegangen. Er ist hier in Amerika, um hoffentlich noch mehr Erfahrung zu sammeln, damit er in die höheren Klassen aufsteigen kann. Neulich ging er hier in einem 1,50m-Springen, ich denke, er ist bereit, bald den nächsten Schritt nach oben zu machen. Er hat sehr viel Potenzial, einen sehr starken Charakter und ist extrem sprunggewaltig, daher freue ich mich wirklich zu sehen, wie er sich in Zukunft entwickelt.

In Time ist eine neunjährige Stute. Ich bin nur ein Turnier mit ihr gegangen, das war beim CHI Genf. Aber ich halte sehr viel von ihr. Sie hat sehr viel Vermögen, ist unkompliziert und will immer vorsichtig sein. Ich habe sie erst seit zwei Monaten, aber ich hoffe wirklich, dass sie in die Fußstapfen von Killer Queen VDM und Scuderia 1918 Tobago Z treten und in der Lage sein wird, ihre Stelle einzunehmen, wenn die beiden sich in ein paar Jahren aus dem Sport zurückziehen.

Beide Pferde brauchen aber noch mehr Erfahrung und Zeit, um sich zu entwickeln, bevor sie die nächste „Killer Queen VDM“ werden. Aber ich denke, wir sind mit diesen talentierten jungen Pferden gut aufgestellt. Mit mehr Erfahrung könnten sie beide meine nächsten Superstars werden.

Wenn Sie nicht auf Turnieren unterwegs sind, wie viel Zeit verbringen Sie mit dem Training der Pferde und der Förderung der jüngeren Pferde?

Wenn ich zu Hause bin, verbringe ich gerne so viel Zeit wie möglich mit den jüngeren Pferden, aber ich bin auch oft auf Turnieren unterwegs. Deshalb haben wir in den Stephex Stables mehrere sehr talentierte Reiter, die die jungen Pferde ausbilden und sie zu Jungpferde- und 2-Sterne-Turnieren mitnehmen, um sie zu fördern. Wenn sie gutes Potenzial zeigen, wie es bei In Time der Fall war, fange ich an sie zu reiten und auf Turnieren vorzustellen, wenn sie acht Jahre alt sind, um zu sehen, ob sie in der Lage sind, in höhere Klassen aufzusteigen.

Wie unterscheiden sich die Winter- und Sommersaison hinsichtlich Ihrer Vorbereitungen?

Die Wintersaison in Europa findet überwiegend in Hallen statt, weshalb wir dann auch überwiegend in Hallen trainieren. Hier in Florida, wo das Wetter wärmer ist, findet alles draußen statt. Für die Pferde ist es eine ziemliche Umstellung, von der Kälte und dem Springen in der Halle ins Warme zu kommen und dann im Freien zu springen. Alle Turniere finden auf Außenplätzen statt, die viel größer sind und auf denen die Pferde viel mehr zu gucken haben. Es ist also schwieriger, sie dazu zu bringen, sich auf die Hindernisse zu konzentrieren.

Es gibt zahlreiche verschiedene Klassen, ich denke, für Pferde wie Scuderia 1918 Mr Jones und In Time ist es sehr gut, sie hierher zu bringen und sie auf die Sommersaison in Europa vorzubereiten. Durch Turniere auf zwei verschiedenen Kontinenten haben wir jetzt tatsächlich unsere Sommersaison ausgedehnt. Letztendlich ist das Ziel, dass unsere Pferde besser auf die Sommersaison in Europa vorbereitet sind. Aufgrund der Pandemie sind uns einige Turniere verloren gegangen, so dass es sehr wichtig ist, dass die Pferde immer noch die Erfahrung sammeln können, die sie brauchen.

Es gibt einige wirklich talentierte junge Reiter, die in der Rangliste nach oben klettern – wer ist Ihrer Meinung nach der Star der Zukunft, auf den man besonders achten sollte?

Da gibt es so viele, dass es schwierig wäre, sie alle aufzuzählen. Ich stehe aber dem amerikanischen Reiter Spencer Smith sehr nahe. Letztes Jahr war er bei Stephex Stables, jetzt ist er hier bei uns in Florida. Ich halte ihn für sehr talentiert und für jemanden, den man in Zukunft unbedingt im Auge behalten sollte. Ein weiterer Reiter, den ich für einen zukünftigen Star halte, ist Jack Whitaker, der Sohn von Michael Whitaker. Er ist noch sehr jung, aber er hat ein fantastisches Gespür, ich glaube, dass er in Zukunft große Erfolge erzielen wird.

 

Was ist Ihr bester Ratschlag für einen jungen Reiter, der den Sport in Zukunft professionell betreiben möchte?

Man muss Geduld haben. Man sollte meiner Meinung nach auch andere Reiter beobachten – man kann nur vom Zuschauen so viel lernen. Außerdem ist jedes Pferd anders, so dass man lernen muss, sich anzupassen und geduldig zu sein, um das Beste aus seinem Pferd herauszuholen.

Als ich jung war, war ich sehr ehrgeizig. Wenn ich jetzt zurückdenke, finde ich wirklich, dass ich am Anfang mehr Geduld hätte haben sollen. Ich habe immer vielen anderen Reitern zugeschaut und mir angesehen, wie sie mit ihren Pferden gearbeitet und sie aufgewärmt haben. Das ist, glaube ich, mein bester Ratschlag: Man kann den besten Trainer der Welt haben, der einem immer und immer wieder das Gleiche sagt, aber man muss andere Leute beobachten, um zu verstehen, warum sie genau das tun, was sie tun, und wie man es dann selbst auch tun kann. Auf keinen Fall sollte man irgendjemanden kopieren, sondern man sollte alles auf die eigene Art und Weise machen. Aber man sollte auch so viel wie möglich von anderen Reitern lernen.

Sophie Mottu Morel (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) Sophie Mottu Morel (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Interview mit:

Sophie Mottu Morel, Präsidentin des Rolex Grand Slam of Show Jumping

 

Worauf freuen Sie sich in Ihrer Rolle als Präsidentin des Rolex Grand Slam of Show Jumping dieses Jahr besonders?

Nach diesen zwei sehr ungewöhnlichen Jahren freue ich mich wirklich sehr darauf, das ganze Team endlich wieder vereint zu sehen. Ob man nun Präsidentin ist oder nicht, es geht darum, zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach vorne zu blicken, um unserem Sport die besten Möglichkeiten bieten zu können.

Wie wichtig ist es für die vier Majors, aus denen der Rolex Grand Slam besteht, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam innovativ zu sein?

Nur gemeinsam ist man stark. Jeder Wettbewerb verfolgt eine andere Vision und kann Inspirationen aus den jeweils anderen ziehen. Jedes Major hat seine eigene Spezialität, Geschichte und seine eigenen Qualitäten und kann sich immer noch verbessern. Nur durch die Kommunikation untereinander können wir vorankommen und den Rolex Grand Slam of Show Jumping weiterentwickeln. Wir sind eine gemeinschaftliche Gruppe mit derselben Vision für den Sport und so ist dieses Konzept letztendlich entstanden. Wir möchten, dass sich die Gruppe genau das bewahrt, um dem Springreitsport zu dienen und ihn noch größer zu machen, indem wir den Sport und das Wohlergehen der Pferde in den Mittelpunkt stellen.

Wie knüpfen die Majors an die Ereignisse des vergangenen Jahres an, wenn die Rolex Grand Slam-Saison dieses Jahr erneut durchstartet?

Eine Sache wird uns aus diesen beiden Jahren in Erinnerung bleiben: Dass die Situation uns aufgrund der vielen Beschränkungen, die uns auferlegt wurden, dazu gezwungen hat, stets kreativ und sehr reaktionsfähig zu sein. Trotzdem hoffen wir vor allem, dass 2022 wieder etwas mehr Normalität einkehrt und die Majors wie üblich stattfinden können. Wir hatten letztes Jahr sehr großes Glück, dass sogar trotz der Beschränkungen alle Majors stattfinden konnten. Außerdem ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping keine Jahresveranstaltung, sondern ein niemals endender Kreislauf, deswegen ändert die Tatsache, dass ein neues Jahr beginnt, nicht viel für uns. Wir haben immer das Ziel, noch besser zu werden und das Beste des Springsports bieten zu können. Das Wohlergehen der Pferde ist immer das Hauptaugenmerk all unserer Bemühungen, dieses Jahr noch mehr denn je.

Welche Pferd-Reiter-Kombinationen könnten Ihrer Meinung nach ein Major und möglicherweise sogar den diesjährigen Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen?

Bei den Majors sind immer die besten Pferde und Reiter der Welt vertreten, darum ist es schwer, sich da auf jemanden festzulegen. Aber Martin Fuchs – nach seinen beiden Siegen beim CHI Genf [2019 mit Clooney 51 und 2021 mit Leone Jei] – ist definitiv einer meiner Favoriten. Dasselbe gilt für Steve Guerdat, der beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ 2021 auf Venard de Cerisy sein viertes Major gewonnen hat und seit 2013 einer der Reiter mit der beständigsten Leistung ist. Nach der Saison 2021 würde es außerdem niemanden überraschen, wenn ein Schwede aus dem Feld heraussticht, wie Henrik von Eckermann und King Edward, eines der erfolgreichsten Duos der letzten Monate. Aber es gibt noch so viele andere, darunter auch Ben Maher, Daniel Deußer und so weiter.

Glauben Sie, dass sich der Rolex Grand Slam of Show Jumping von anderen Sportarten, bei denen es ebenfalls Grand Slams gibt, wie Tennis und Golf, inspirieren lassen könnte? 

Natürlich kann man immer etwas von anderen Sportarten lernen, ganz gleich, ob das Golf, Tennis oder sonst ein Sport ist. Wir ziehen schon Inspirationen aus anderen Sportarten, seit der Rolex Grand Slam of Show Jumping ins Leben gerufen wurde. Es gibt vieles, das wir lernen können, zum Beispiel hinsichtlich der Technologie oder des Zuschauererlebnisses. 

Es hat einige unglaubliche und denkwürdige Augenblicke gegeben, seit der Rolex Grand Slam of Show Jumping 2013 ins Leben gerufen wurde – was war Ihr persönliches Highlight?  

Da gab es so viele fantastische Augenblicke. Zuerst einmal der Start des Projekts in Göteborg im April 2013, dann der Sieg von Steve Guerdat und Nino [Nino des Buissonnets] beim ersten Rolex Grand Prix des CHI Genf im Rahmen des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Dezember 2013. Und natürlich ist der Rolex Grand Slam-Sieg von Scott Brash und Hello Sanctos 2014/2015 etwas, das ich nie vergessen werde. 

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Martin Fuchs gewinnt den Rolex Grand Prix

 

Die Welt hat erwartungsvoll zugesehen, als das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2021 – der Rolex Grand Prix – beim CHI Genf seinen Lauf nahm und 16 der aktuell 20 besten Reiter der Welt darum kämpften, sich in der Geschichte des Reitsports zu verewigen. Der Höhepunkt der viertägigen Spitzenreitsportveranstaltung, der Rolex Grand Prix, sollte über eine Runde plus Stechen ausgetragen werden, sofern mehr als ein Reiter fehlerfrei ins Ziel käme.

In dem internationalen Starterfeld aus 40 Pferd-Reiter-Kombinationen aus 15 Nationen waren auch die renommierten Sieger der vorangegangenen drei Majors des Jahres 2021 vertreten: Max Kühner aus Österreich (Gewinner des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters), der Schweizer Steve Guerdat (Gewinner des CP ‘International’, presented by Rolex beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’) sowie der Deutsche Daniel Deusser (Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen). Als amtierender Anwärter kam für Deusser nichts Geringeres als ein Sieg infrage, um seine Reise durch den Rolex Grand Slam fortzusetzen, während Kühner und Guerdat auf den „Zwei aus vier“-Bonus aus waren, auf den beide gute Chancen hatten.

Neben Deusser und Guerdat wurde Rolex in der Titelklasse beim CHI Genf durch weitere sechs der weltbesten Reiter vertreten, darunter Harry Charles (GBR), Bertram Allen (IRL), Martin Fuchs (SUI), Kent Farrington (USA), Kevin Staut (FRA), Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion Scott Brash (GBR) sowie der am längsten amtierende Markenbotschafter des Schweizer Unternehmens, Rodrigo Pessoa (BRA).

Nach etwas über einer Stunde war es noch keinem der ersten 23 Paare gelungen, die 14 Hindernisse und 18 Sprünge fehlerfrei zu absolvieren, da die meisten Starter mit den kniffligen Kombinationen, vor allem mit dem Oxer bei 13a, zu kämpfen hatten. Doch das sollte sich kurz darauf ändern, als der Ire Darragh Kenny zur großen Freude des sachkundigen Publikums eine fehlerfreie Runde schaffte. Kennys Null-Fehler-Ritt wurde gleich darauf von dem Heimfavoriten und Schweizer Helden, Martin Fuchs, übertrumpft, der den letzten Steilsprung unter tosendem Applaus übersprang. Im Anschluss erwies sich der gemeinschaftlich von dem Schweizer Gérard Lachat und dem Niederländer Louis Konickx entworfene Parcours für gleich drei Spitzenreiter als zu tückisch, darunter der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam, Daniel Deusser, der amtierende Olympiasieger im Einzel, Ben Maher, sowie der dreimalige Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf, Steve Guerdat. Der Sieger der Trophée de Genève am Eröffnungstag, der Amerikaner Kent Farrington, zeigte sich erneut in Topform und bewältigte den Parcours mit seiner 15-jährigen Stute Gazelle fehlerfrei, was ihm einen Platz im Stechen sicherte. Nachdem einer weiteren Hand voll Paare Fehler unterlaufen waren, gelang dem Major-Sieger des diesjährigen The Dutch Masters, Max Kühner, und seinem fantastischen 10-jährigen Wallach Elektric Blue P die nächste fehlerfreie Runde, womit er weiterhin im Rennen für den „Zwei aus vier“-Bonus blieb. Nur wenig später verdoppelte sich die Anzahl amerikanischer Teilnehmer am Stechen, als Laura Kraut auf Baloutine die Ziellinie ohne Fehlerpunkte erreichte. Kurz darauf beschloss Harrie Smolders die Runde als letzter fehlerfreier Reiter und somit bestand das schillernde Starterfeld für das Stechen nun aus sechs Teilnehmern.

Das Stechen wurde vom Iren Darragh Kenny eröffnet, dem als erstem Reiter zwei Null-Fehler-Runden gelangen. Der nächste Starter, Martin Fuchs mit seinem 9-Jährigen Leone Jei, zog nach und verwies Kenny mit knapp zwei Sekunden Vorsprung und einer Zeit von 41,54 Sekunden auf Platz zwei. Kent Farrington schien zunächst das Trio vollmachen zu wollen, doch nach einer für ihn typischen rasanten Runde blieb ihm kurz vor Ende der Triumpf verwehrt, als das letzte Rolex-Hindernis fiel. Trotz zweier fehlerfreier Runden gelang es Max Kühner nicht, Martin Fuchs von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Der Österreicher beendete den Parcours mit einem Rückstand von 0,68 Sekunden. Nachdem Laura Kraut zwei Abwürfe hinnehmen musste, lag Fuchs‘ Schicksal nun in den Händen des letzten Starters, des 41-jährigen Harrie Smolders. Der Niederländer verfehlte jedoch die Bestzeit des Rolex Grand Prix Champions 2021 und neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Martin Fuchs, haarscharf um 0,23 Sekunden.

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Interview mit:

Martin Fuchs

 

Abgesehen davon, dass es Ihr Heimatturnier ist, was macht den CHI Genf so besonders für Sie?

Der CHI Genf ist nicht nur für mich etwas Besonderes, alle Reiter fühlen sich hier wirklich willkommen, aber als Landsmann genieße ich natürlich die enorme Unterstützung von meinem Heimatpublikum und den Fans.

Was macht für Sie ein großartiges Team aus?

Beim Springreiten und beim Reiten ganz allgemein muss man wirklich ein riesiges Team um sich haben, das einem mit allem hilft. Die Pflege der Pferde verlangt so viel Arbeit, Zeit und Leidenschaft. Ich habe großes Glück mit meiner Familie, weil sie mich so sehr unterstützt. Ich habe viele gute Leute um mich herum und ein gutes Team, das sich großartig um die Pferde zu Hause kümmert und dafür sorgt, dass es ihnen hervorragend geht. Das ermöglicht es mir, mich ganz und gar auf den Sport zu konzentrieren. Und wenn ich auf Turnieren bin muss ich mir keine Sorgen um Zuhause machen.

Was haben Sie für den Winter geplant?

Diesen Winter werde ich an ein paar Weltcup-Turnieren teilnehmen. Es stehen ein paar sehr schöne Weltcup-Veranstaltungen bevor, sehr aufregende und traditionelle Shows, zu denen ich gerne hin möchte. Mein Ziel ist es, ein paar meiner jüngeren Pferde aufzubauen und sie für die höheren Klassen vorzubereiten, sodass ich ein paar neue Pferde an das Grand-Prix-Niveau heranführen kann.

Haben Sie ein Nachwuchspferd, das Ihrer Meinung nach das Zeug dazu hat, ein Pferd für den Rolex Grand Prix zu werden?

Das ist immer schwer zu sagen, aber ich habe tatsächlich ein paar wirklich sehr gute Fünf-, Sechs- und Siebenjährige. Ich setze große Hoffnungen in sie alle und hoffentlich werden sich ein oder zwei von ihnen als Grand-Prix-Pferde entpuppen und zukünftig hier beim CHI Genf antreten.

Ebenso wie Tennis und Golf hat jetzt auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche anderen Sport-Majors sehen Sie sich gern an?

Ich sehe mir unheimlich gern Tennis an. Als Schweizer ist der Rolex-Markenbotschafter Roger Federer ein großes Sportvorbild für mich, deswegen verfolge ich diesen Sport sehr gerne. Alle vier Grand Slams im Tennis sind sehr spannend und für mich ist Wimbledon einfach das Größte.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?

Für die Reiter ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping die außergewöhnlichste und einzigartigste Serie überhaupt, weil sie die vier besten Wettkämpfe der Welt vereint sind. Alle Reiter arbeiten enorm hart darauf hin, eines Tages ein Major des Rolex Grand Slam zu gewinnen.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Ein Buch, Wasser und mein Handy.

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Interview mit dem Pferdebesitzer:

Luigi Baleri

 

Woher stammt Ihre Leidenschaft für Pferde und das Springreiten?

Das ist eine lange Geschichte … Ich habe schon von klein an Pferde gemocht und in der Nähe unserer Wohnung gab es ein Trainingscenter. Ich habe meinen Eltern ständig in den Ohren gelegen, ob wir nicht mal da hingehen könnten, aber das konnten wir uns nicht leisten. Irgendwann habe ich Pferde völlig vergessen. Ich habe angefangen zu arbeiten und mit 20 Jahren war ich einmal eine Woche im Tessin in Urlaub. Es hat dort nur geregnet und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es gab dort ein Reitzentrum und da kamen meine alten Erinnerungen wieder hoch und ich habe mich zu einem einwöchigen Kurs angemeldet. Ich wollte alles darüber lernen, aber der Trainer meinte, eine Woche würde nicht reichen, um alles zu lernen. Von da an habe ich angefangen, richtig hart zu trainieren. Leider war ich zu alt für eine vollständige Reitausbildung, aber ich wollte an Turnieren teilnehmen, und letztendlich habe ich dann an ein paar regionalen Wettkämpfen teilgenommen.

Dann habe ich Thomas Fuchs kennengelernt. Er war nämlich mein Bankier. Als Autohändler hatte ich oft mit meiner Bank zu tun und während unserer vielen Gespräche wurden wir schließlich Freunde. Wir haben uns ein bisschen aus den Augen verloren, als ich nach Freiburg gegangen bin, um bei Beat Grandjean zu trainieren. Dort bin ich 15 Jahre geblieben. Nach meiner Rückkehr nach Zürich habe ich dann ein Pferd von Thomas Fuchs gekauft. Ich habe auch weiterhin nebenher geritten, hatte aber auch noch meine Arbeit. Bei Thomas ist das so: Wenn man ein Pferd von ihm kauft, trainiert man auch bei ihm.

So haben Sie dann Martin Fuchs kennengelernt?

Genau! Eines Tages trainierte ich gerade mit Thomas und er wollte, dass ich fünf Galoppsprünge zwischen zwei Hindernissen reite. Ich bekam es nicht hin und er meinte, sogar ein Kind würde das schaffen. Ich habe ihm nicht geglaubt, also holte er ein Kind, um es mir zu beweisen. Natürlich ist es dem Jungen gelungen und ich habe sagte: „Das war vielleicht nur Glück.“ Also hat er es noch mal probiert und hat es fantastisch gemeistert. Dann meinte er zu mir: „Ich kann das auch 10-mal machen, wenn du willst.“ Und dieser Junge war Martin Fuchs. In genau diesem Augenblick wusste ich, dass ich kein Pferd für mich kaufen musste, sondern für ihn.

Ein paar Tage später brach Martin mit einem meiner Pferde zu den Olympischen Jugendspielen in Griechenland auf. Bei seiner Rückkehr hat er zu mir gesagt: „Es war fantastisch, aber du musst ein leistungsfähigeres Pferd kaufen, wenn wir eine Chance haben wollen.“ Ab da haben wir angefangen, viele Wettkämpfe zusammen zu besuchen. Ein Turnier folgte dem anderen, und ein Pferdekauf folgte dem anderen. Ich habe noch eins gekauft, dann noch eins und so weiter. Das war der Beginn meiner Zusammenarbeit mit Martin.

Wie läuft dieser Prozess zwischen Ihnen und der Familie Fuchs ab?

Die Familie Fuchs trifft alle Entscheidungen rund um das Pferd. Manchmal kommt Martin zu mir und sagt: „Da ist dieses Turnier, findest du, wir sollten hinfahren?“ Aber er muss die Entscheidung selbst treffen, denn ich vertraue ihm mit den Pferden mehr als jedem anderen. Ich mag diesen Ablauf sehr, denn ich kann mich auf die Familie Fuchs verlassen, weil sie die besten in ihrem Metier sind.

Was ist Ihr stolzester Augenblick als Besitzer?

Da gibt es keinen speziellen. Ich habe das große Glück, in beinahe allen Meisterschaften und Majors eine Medaille gewonnen zu haben. Da kann ich mich unmöglich auf einen Moment festlegen. Ich sage immer gern, dass der letzte Sieg immer der beste ist, weil er einen dazu anspornt, es noch mal zu versuchen. Ich bin immer stolz, Martin gewinnen zu sehen. Von Regionalmeisterschaften bis hin zu den Spitzenturnieren unseres Sports. Wenn ich mich unbedingt entscheiden müsste, würde ich sagen, dass der Sieg 2019 im Rolex Grand Prix beim CHI Genf ein ganz besonderer Augenblick gewesen ist, und zwar wegen der Art und Weise, wie es dazu kam: vor den besten Reitern der Welt und dann natürlich, weil es ein Heimsieg war.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?

Für mich repräsentiert der Rolex Grand Slam of Show Jumping die ultimative Herausforderung für ein Pferd. Besser als das geht es nicht. Ich muss dabei an die Formel Eins denken, bei der eine ganz besondere Art von Spannung herrscht. Der Rolex Grand Slam verlangt Vorbereitung und Fokus und man muss detailorientiert sein ­– all das spiegelt auch die Werte von Rolex als Unternehmen wider.

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Ben Maher gewinnt das Rolex IJRC Top 10 Finals

 

Zehn der weltbesten Springreiter sind am zweiten Tag des CHI Genf 2021 gegeneinander angetreten, um im Finale der Rolex IJRC Top 10 den Sieg davonzutragen und als Champion aus der 20. Ausgabe dieses epischen Wettkampfs hervorzugehen. Die zwei Runden durch den von Gérard Lachat und Louis Konickx entworfenen Parcours war als ultimative Herausforderung an die Reitkunst konzipiert und erforderte die perfekte Balance aus Geschwindigkeit, Präzision sowie Harmonie zwischen Pferd und Reiter.

Gleich der erste Starter, der Franzose Kevin Staut mit seiner 14-jährigen Stute Tolede de Mescam Harcour, musste einen Abwurf hinnehmen. Als nächstes war die aktuelle Nummer acht der Weltrangliste, Jérôme Guery mit seinem Hengst Quel Homme de Hus, an der Reihe und erreichte das Ziel zur großen Freude des Belgiers fehlerfrei. Der Brite Ben Maher folgte mit seinem Superstar, dem Wallach Explosion W, Guerys Beispiel und absolvierte die 12 Hindernisse des Parcours ebenfalls fehlerfrei. Den folgenden fünf Reitern, Henrik von Eckermann und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat, Scott Brash, Kent Farrington und Martin Fuchs gelang es nicht, die Runde ohne Fehler zu überstehen. Die letzten beiden Reiter der 10 Starter – der Deutsche Daniel Deusser und der Schwede Peder Fredricson – demonstrierten ihr Talent und kamen fehlerfrei durch den Parcours.

Eine leicht verkürzte zweite Runde aus neun Hindernissen erwartete die Teilnehmer am Abend. In der Halbzeitpause hatten nicht nur die ehrenamtlichen Helfer die Gelegenheit, den Parcours zu modifizieren, sondern das Publikum in der Genfer Arena bekam bewegende, doch zugleich feierliche Worte des legendären kanadischen Reiters Eric Lamaze zu hören, der seine geliebte 18-jährige Stute Fine Lady 5 in den Ruhestand verabschiedete. Lamaze und Fine Lady hatten 2016 das Finale der Rolex IJRC Top 10 gewonnen und so war dieser Abend der perfekte Anlass für diesen Abschied.

Runde zwei wurde von Heimfavorit Martin Fuchs eröffnet, der einen weiteren Fehler hinnehmen musste, und auch sein Landsmann Steve Guerdat auf Victorio Des Frotards kam nicht fehlerfrei durch den Parcours. Der Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping, Scott Brash, machte seine Strafpunkte und Zeitfehler aus der ersten Runde durch einen fehlerfreien Ritt wieder wett, kassierte aber insgesamt fünf Strafpunkte. Kevin Staut, Gewinner des Rolex IJRC Top 10 Finales 2017, und seine wunderschöne Schimmelstute wurden nach einem fehlerfreien Ritt vom Publikum bejubelt. Der aktuelle Weltranglistenerste, Peder Fredricson, hatte nicht so viel Glück und leistete sich einen zweiten Fehler, sodass er den Parcours mit acht Strafpunkten verließ. Mit einer atemberaubenden und souveränen Runde gelang es Henrik von Eckermann auf King Edward, Staut von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Deussers Stute Killer Queen VDM leistete sich am zweiten Hindernis eine für sie untypische Verweigerung, die den Deutsche aus dem Rennen um den Sieg brachte. Das vorletzte Starterpaar, der amtierende Olympiasieger im Einzel,  Ben Maher mit Explosion W, lieferte einen hervorragenden fehlerfreien Ritt ab und verbannte von Eckermann mit fast zwei Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz Danach waren alle Augen erwartungsvoll auf Jérôme Guery gerichtet, der die Platzierungen noch einmal hätte durchmischen können. Leider bescherten ihm ein gerissenes Hindernis und eine langsamere Zeit nur den dritten Platz, sodass Maher zum Sieger des Rolex IJRC Top 10 Finales 2021 gekrönt wurde – für ihn ein gebührender Abschluss eines wirklich denkwürdigen Jahres.

Zur Rolle seines Teams bei diesem Sieg kommentierte Maher: „Mein Team spielt eine enorm große Rolle. Die Besitzer sind heute Abend als Zuschauer hier und ohne sie hätte ich Explosion W in den letzten Jahren nicht reiten können. Mein Pfleger Cormac ist schon bei mir, seit er 16 bin und ist sozusagen zusammen mit mir aufgewachsen. Es ist etwas ganz Besonderes für mich, zu sehen, dass er so bedeutende Augenblicke miterlebt. Ohne ihn wäre das gar nicht möglich.“

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Interview mit

Peder Fredricson

 

Trotz COVID-19 hatten Sie ein spektakuläres Jahr. Was sind Ihre Pläne für 2022?

Ich bin ja noch nicht mit 2021 fertig. Ich genieße noch immer die Erfolge dieses Jahres und habe mir noch keine neuen Ziele für das kommende Jahr gesetzt.

Wenn Sie einen Moment aus Ihrer gesamten Karriere noch einmal erleben könnten, welcher wäre das?

Das wäre die Mannschafts-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Es war toll, dort mit meinem Team zu gewinnen und es ist eine Erinnerung, die ich immer im Herzen bewahren werde.

Was macht für Sie ein großartiges Team aus?

Meiner Meinung nach kann man niemals alleine erfolgreich sein. Man muss ein gutes Team um sich scharen, das die gleichen Ziele verfolgt wie man selbst und diese mit ebenso großem Einsatz erreichen möchte.

Welche anderen Sportarten sehen Sie sich gern an?

Ich hab einen 14-jährigen Sohn, der Fußball spielt. Früher war ich kein großer Fan dieses Sports, aber inzwischen finde ich immer mehr Interesse daran.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Alle Spitzenreiter inspirieren mich. Man kann so viel lernen, wenn man ihnen zusieht.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Ich habe sehr viel Spaß daran, Dinge zu entwickeln. Wenn es für irgendetwas eine neue und bessere Methode gibt, finde ich es immer sehr inspirierend, sie zu erlernen.

Erzählen Sie uns von den Pferden, die Sie diese Woche zum CHI Genf mitgebracht haben?

Ich habe H&M Christian K und Catch Me Not S dabei. Die beiden sind fantastische Pferde und einander sehr ähnlich, zumindest was ihre positive Einstellung und ihre Sprungtechnik angeht.

Haben Sie ein Nachwuchspferd, das Ihrer Meinung nach das Zeug dazu hat, zukünftiger Anwärter auf den Rolex Grand Prix zu werden?

Ich habe zu Hause ein neues Pferd namens Extra, auf das ich große Stücke halte. Ich liebe die Reise, auf die man sich mit einem jungen Pferd begibt. Es gibt nichts Schöneres, als ein talentiertes Nachwuchspferd im Stall zu haben.

Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?

Sich hohe Ziele zu stecken.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?

Ich finde es fantastisch, dass wir im Springreiten einen Grand Slam haben. Es ist immer sehr spannend, diese vier Turniere zu verfolgen und es bedeutet der Springreitergemeinschaft viel, dass es sie gibt.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Ein Pferd, einen Sattel und ein Zaumzeug.

Photo: Rolex Grand Slam / Kit Houghton Photo: Rolex Grand Slam / Kit Houghton

Parcoursbegehung mit Gérard Lachat

Parcoursdesigner des CHI Genf

 

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen Corona abgesagt wurde.

Ja, in der Tat, das letzte Jahr war wirklich außergewöhnlich. Wir haben die Pferde nicht so oft und so regelmäßig wie sonst an Turnieren teilnehmen sehen, also haben wir dies bei der Gestaltung des Parcours berücksichtigt, und wir freuen uns sehr darauf, sie hier wieder einmal antreten zu sehen.

Was macht den CHI Genf zu einem so besonderen Event?

Für mich ist er etwas Besonderes, weil er in einer der größten Hallen der Welt stattfindet. Und dass die Veranstaltung in der Schweiz stattfindet, freut uns unglaublich und macht uns auch stolz. Das Event ist unglaublich gut organisiert, die Pferde können mit dem Flugzeug anreisen, die Leute können zu Fuß kommen – es ist ein außergewöhnlich gut organisiertes Event, was sehr selten ist. Das Event hat viele Mitarbeiter, die Experten auf ihrem Gebiet sind und mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Es ist wirklich eines der ganz besonderen Ereignisse im Reitsportkalender.

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, was Sie für den Rolex Grand Prix – das vierte Rolex Grand Slam Major des Jahres – am Sonntag vorbereitet haben?

Natürlich, wir bereiten etwas vor, das ein bisschen schwieriger sein wird, denn die Teilnehmer sind die Besten der Welt. Der CHI Genf und The Dutch Masters haben das gleiche Format, während Spruce Meadows und Aachen ein anderes System haben. In Spruce Meadows und Aachen müssen die Pferde und Reiter zwei Runden auf einem Außenplatz mit weitaus mehr Hindernissen absolvieren. Da hier nur eine Runde geritten wird, versuchen wir, die Strecke etwas länger als normal zu gestalten, mit 14 Hindernissen und 17 oder 18 Sprüngen. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die wir berücksichtigen müssen. Wir tun unser Bestes, um einen Parcours zu gestalten, der sowohl für das Pferd als auch für den Reiter angenehm ist. Der Parcours muss schwierig und lang genug sein und die Sprünge müssen eine ordentliche Höhe von knapp über 1,60 m haben. Die Oxer werden wir dieses Jahr nicht erhöhen. Der Plan ist, dass der diesjährige Parcours dem doch recht klassischen Parcours von 2019 relativ ähnlich sein wird. Die Pferde müssen sich aber in diesem Jahr etwas mehr anstrengen, die Hindernisse folgen schneller aufeinander und es ist eine noch positivere Einstellung gefragt. Im Großen und Ganzen ist der Stil aber ähnlich zu dem in den Vorjahren. Jetzt ist nicht die Zeit, um einen speziellen Parcours zu gestalten – es ist besser, den klassischen Stil beizubehalten.

Wie viele fehlerfreie Runden erwarten Sie?

Das ist immer eine heikle Frage. Meiner Meinung nach ist das ideale Szenario für das Publikum, das Turnier und die Sponsoren, wenn es acht Reiter gibt, die fehlerfrei bleiben. Bei diesem Parcours und dem Kaliber der Teilnehmer haben jedoch alle Pferde und Reiter eine Chance, also warten wir ab.

Haben Sie einen Favoriten für den Rolex Grand Prix?

Es ist sehr schwierig, sich unter den 40 Reitern auf einen Favoriten festzulegen, denn sie sind nun mal die Besten der Welt und haben alle eine Chance auf den Sieg. Natürlich gibt es Faktoren, die wir berücksichtigen müssen, wie z. B. die Bindung zwischen Pferd und Reiter, und dann gibt es auch immer ein gewisses Maß an Glück. Wir können uns nur wünschen, dass der Reiter, der an diesem Tag am besten in Form ist, den Rolex Grand Prix gewinnt.

Im Vorfeld zum Sonntag kann hinsichtlich der Ergebnisse viel passieren – aber es ist wirklich schwer zu entscheiden, da wir so viele der besten Reiter und ein paar der besten Pferde der Welt am Start haben. Es ist jedes Jahr das gleiche Szenario – es ist einfach so gut wie unmöglich, einen Gewinner festzulegen.

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie Parcoursdesigner geworden sind?

Meine Karriere habe ich als Reiter begonnen, aber mein Chef hat mir schon früh gesagt, dass ich Parcoursdesigner werden sollte, weil mir das in meiner Karriere weiterhelfen würde. Also habe ich einen Parcours zusammengestellt und das war es dann eigentlich auch schon, ich war fasziniert. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich meinen ersten Parcours für die nationalen Meisterschaften gestaltet. Dann hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Chef Hermann von Siebenthal, der leitender Parcoursdesigner war, hierher nach Genf zu kommen und er hat mir geholfen, hier in dieser Halle meinen ersten Parcours zusammenzustellen. Danach hatte ich das Glück, mit einigen der besten Parcoursdesigner zusammenzuarbeiten, wie Leopoldo Palacios und Rolf Lüdi, der auch mein Mentor gewesen ist und dem ich bei den Weltmeisterschaften assistiert habe. Er hat in meiner Karriere eine große Rolle gespielt, und es ist ihm zu verdanken, dass ich heute da bin, wo ich bin. Ich darf auch die Organisatoren des Turniers nicht vergessen, denn sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt, wofür ich sehr dankbar bin. In meinem vierten Jahr hier habe ich mit Louis Konickx zusammengearbeitet, der nicht nur ein großartiger Freund, sondern auch ein hervorragender Designer ist, der sehr viel Erfahrung hat, viel mehr als ich! Er ist in diesem Jahr auch hier und gibt mir immer Ratschläge und beruhigt mich, was immer sehr hilfreich ist, besonders wenn ich unter Druck stehe. Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es einfach toll ist, so etwas bei dieser Art von Turnieren zu haben.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?

Die Möglichkeit, kreativ zu sein, ist wunderbar, und mitzuerleben, wie meine Entwürfe zum Leben erweckt werden, ist fantastisch. Es macht mir auch Spaß, den Schwierigkeitsgrad der Parcours zu bestimmen und dabei ein Gleichgewicht zu finden. Natürlich schaue ich auch gerne den Pferden beim Springen zu. Die Teamarbeit ist ein toller, aber entscheidender Teil der Arbeit, denn ohne das Team können wir keine Designer sein. Ohne all die Assistenten, die Gruppenleiter, die Platzwarte und -wärterinnen sowie viele andere wären wir nichts. Es ist der zwischenmenschliche Kontakt mit diesen Menschen, mit den Reitern, der so toll ist. Wir haben viel Kontakt mit den Reitern, die uns immer wieder ihr Feedback geben. Manchmal können sie nicht beschreiben, warum etwas auf der Strecke nicht funktioniert hat, aber es hilft uns auf jeden Fall, denselben Fehler nicht zweimal zu machen. Diese Art von Beziehungen, die in dieser Branche gepflegt werden, mit Menschen, die sich ebenfalls für Pferde begeistern, ist ein echter Vorteil der Arbeit.

Wenn Sie kein Parcoursdesigner wären, was wäre dann Ihr Beruf?

Ich würde auf jeden Fall auf irgendeine Art und Weise mit Pferden arbeiten, denn das ist wirklich meine Leidenschaft. Ich würde wahrscheinlich mehr reiten, vielleicht an ein paar nationalen Turnieren teilnehmen. Ich würde außerdem mehr mit jungen Pferden arbeiten und mich auf ihre Ausbildung konzentrieren – das ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Meine Frau und ich betreiben zuhause einen Stall und haben etwa 100 Pferde. Es ist ihr zu verdanken, dass ich tun kann, was ich tue, weil ich zwei oder drei Monate im Jahr unterwegs bin, währenddessen sie sich um alles kümmert. Ich habe Pferde schon immer geliebt. Wenn ich also kein Parcoursdesigner sein könnte, würde ich mehr Zeit mit den Jungpferden zuhause verbringen.

Was denken Sie über den Rolex Grand Slam und das Konzept dahinter?

Das Konzept ist brillant, es ist ein riesiger Motivator für die Reiter und die Herausforderung, sich zu bemühen, einen Grand Slam nach dem anderen gewinnen, ist einfach toll. Der Rolex Grand Slam bringt die besten Reiter der Welt zusammen, denn er vereint die besten Anlagen mit den besten Turnieren der Welt.

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Kent Farrington gewinnt die Trophée de Genève

 

49 Reiter aus 16 Nationen – darunter neun der aktuellen Top Ten der Weltrangliste – sind am Eröffnungstag der 60. Ausgabe des CHI Genf im Hauptspringen, der Trophée de Genève, angetreten. In der legendären Palexpo Arena in Genf brannten die aufgeregten und erwartungsvollen Fans förmlich darauf, internationales Springreiten der Spitzenklasse zu erleben, während sich die weltbesten Springreiter und ihre treuen Pferde für den mit 13 Hindernissen und 16 Sprüngen gespickten und 1,60 m hohen Parcours von Designer Gérard Lachat wappneten.

Als Achter ging der 56 Jahre alte französische Veteran Roger-Yves Bost an den Start und stellte seine Erfahrung unter Beweis, indem er auf seinem Hengst Cassius Clay VDV Z die erste fehlerfreie Runde der Prüfung absolvierte. Bost, dem Goldmedaillengewinner in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2016 in Rio, schloss sich kurz darauf sein Landsmann Edward Levy mit einem ebenfalls fehlerfreien Durchgang mit seiner Stute Rebeca LS an. Nach der Hälfte der Starter hatte sich um die beiden Franzosen eine exklusive Gruppe für das Stechen geschart, nämlich Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington und sein langjähriger Sportpartner Creedance sowie zwei Reiter der nächsten Generation: der 22 Jahre junge Schweizer Edouard Schmitz mit seinem 12-jährigen Wallach Quno sowie die 24-jährige Griechin Ioli Mytilineou mit ihrem talentierten 10-jährigen Wallach L’Artiste de Toxandra, den sie liebevoll ihren „sanften Riesen“ nennt.

Nach der Pause gelang dem Rolex Grand Slam-Anwärter und Weltranglistenzweiten, Daniel Deußer, auf Scuderia 1918 Tobago Z ein müheloser Null-Fehler-Ritt. Nachfolgend schlossen sich weitere herausragende Reiter dem neu gekrönten Rolex-Markenbotschafter zu einem Stechen aus 14 Teilnehmern an, das ausgesprochen spannend zu werden versprach. Darunter die aktuelle Nummer drei der Weltrangliste Peder Fredricson (H&M Christian K), der österreichische Rolex Grand Slam Major-Sieger Max Kühner (Elektric Blue P), der Rolex-Markenbotschafter und Lokalmatador Martin Fuchs (Conner Jei), der Deutsche Christian Kukuk (Checker 47), Jérôme Guery aus Belgien (Quel Homme de Hus), Heimfavorit Bryan Balsiger (Dubai du Bois Pinchet) sowie der Franzose Nicolas Delmotte (Ilex v.).

Im Stechen erwies sich der Amerikaner Kent Farrington als zu stark für die anderen 13 Reiter und stellte beeindruckend zur Schau, wie sehr er das Springen beim CHI Genf liebt. Obwohl die Hälfte der Starter zwei fehlerfreie Runden absolvierte, konnten sich Farrington und sein Wallach, Creedance – der über eine außergewöhnliche Mischung aus Tempo und Präzision verfügt – behaupten und den Mannschafts-Olympiasieger von Tokio, den Schweden Peder Fredricson, mit einem Vorsprung von 0,47 Sekunden auf den zweiten Platz verbannen. Der Deutsche Daniel Deußer sicherte sich Platz drei.

Begeistert über seinen Sieg und seine erneute Teilnahme am CHI Genf kommentierte Farrington so: „Es ist toll, wieder beim CHI Genf zu sein. Die ganze Welt macht gerade eine sehr schwierige Zeit durch und darum freue ich mich sehr, dass die Organisatoren diese großartige Veranstaltung auf die Beine stellen konnten. Es ist ein fantastisches Gefühl, gegen diese Paare anzutreten – das sind die besten Reiter und Pferde der Welt. Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich wir mit Gazelle starten. Sie ist gut in Form und wir haben vor, sie morgen in einer kleinen Prüfung zu starten zu lassen und dann sehen wir weiter.“

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Meet the Next Gen mit:

Ioli Mytilineou

 

Was macht den CHI Genf zu einer so besonderen Veranstaltung?

Ich glaube, er ist für jeden Reiter etwas ganz Besonderes. Als ich zum ersten Mal hierherkam, war ich netterweise von Steve Guerdat eingeladen worden, weil wir zu der Zeit die Besitzer eines seiner Pferde – Bianca [Albführen‘s Bianca] – waren. Seitdem war der CHI Genf etwas ganz Besonderes für mich, weil ich zum allerersten Mal zusammen mit den ganz Großen starten durfte. Ich dachte mir: „Ich muss hierherkommen und abliefern, sonst enttäusche ich Steve!“ Jetzt, nachdem mir die Qualifikation durch meine eigenen Erfolge bei den diesjährigen Europameisterschaften gelungen ist, wird einfach ein Traum für mich wahr. Es ist ein unglaublicher Veranstaltungsort mit einer riesigen Arena und einer fantastischen Atmosphäre – ich fühle mich hier wie zu Hause und ich liebe es.

Wenn mir die Qualifikation dafür gelingt, wäre am Sonntag mein erster Rolex Grand Prix überhaupt. Ich reite in der Qualifikationsprüfung heute Abend übrigens nicht mein Hauptpferd, sondern gebe meinem zweiten Pferd, in das ich großes Vertrauen setze, eine Chance. Hoffentlich sind wir dann im Grand Prix am Sonntag dabei, der garantiert schwer und knifflig sein wird. Ich freue mich, es zu wagen, und werde einfach sehen, was passiert.

Mit welchen Pferden treten Sie diese Woche an? Und können Sie uns etwas über ihre Charaktere erzählen?

Ich habe diese Woche zwei Pferde dabei. Einen Wallach namens L‘artiste De Toxandra. Er ist ein großes, langes, starkes Pferd, aber gleichzeitig ein sanfter Riese. So würde ich ihn beschreiben. Die vielen Geräusche machen ihn ein bisschen nervös, er ist etwas schreckhaft und wenn er losrennen will, dann ist er weg! Dann habe ich noch einen Hengst namens Levis De Muze, der charakterlich einfach alles verkörpert, was man sich von einem Pferd nur wünschen kann. Er ist intelligent, unheimlich frech, aber gleichzeitig sehr sanft. Es macht einfach rundum Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Und so geht es nicht nur mir. Er ist auch meinem Pfleger und meinem Bereiter gegenüber so – wir empfinden alle dasselbe für ihn, genauso wie die Zuschauer. Die beiden sind relativ unerfahren für ihre zehn Jahre und ziemlich neu auf diesem Niveau. Deshalb ist es für uns drei ein Erlebnis, hier dabei zu sein.

Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Im Augenblick habe ich nur ein Nachwuchspferd, einen Siebenjährigen namens Sevenoaks. Mit „nur eins“ meine ich, dass er tatsächlich ein sehr gutes Nachwuchspferd ist und ich ehrlich daran glaube, dass er später mal hier antreten kann. Er hat die richtigen Grundlagen, er ist zum Beispiel athletisch und clever, aber er ist erst sieben und vor ihm liegt noch jede Menge Arbeit. Ich glaube aber wirklich, dass er alles hat, was man braucht.

Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2022 aus?

Eins meiner großen Ziele für das kommende Jahr sind die Weltreiterspiele, von denen bestimmt viele der Reiter hier träumen, da bin ich sicher. Es gibt so viele Springturniere in diesem Sport und ich möchte mir auch ein bisschen Abstand lassen und mit klarem Blick entscheiden, an welchen ich wirklich gern teilnehmen möchte. Denn ich glaube, manchmal lässt man sich mitreißen und nimmt einfach alles mit, was nur geht.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Die Europameisterschaften in Riesenbeck in diesem Jahr, ganz eindeutig. Ich war stolz darauf, wie mein Pferd mit der gesamten Veranstaltung umgegangen ist. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie an so etwas teilgenommen und ich hatte ihn noch so gut wie nie an drei Tagen bei einer Veranstaltung starten lassen. Dort anzutreten und so viele Runden unter solchem Druck zu springen – er hat das gemeistert wie ein echter Veteran. Ich war so stolz, dort zu sein und die Liebe zu spüren, die ihm und uns beiden als Team von allen Seiten entgegengebracht wurde. Ich hatte das Gefühl, als wollte jeder dort sehen, dass ich mich gut schlage und als würden alle uns anfeuern. Es hat mich stolz gemacht, dass ich so viele Herzen berühren konnte.

Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?

Für mich sind Geduld und der Glaube daran, dass man das Richtige tut, sehr wichtige Eigenschaften. Und dass man den besten Plan für sich selbst entwirft. Es ist sehr einfach, zu beobachten, was andere tun, und ständig Dinge zu verändern, aber an sich selbst und sein Pferd zu glauben, ist eine große Sache. Einen starken Willen zu haben, spielt auch eine große Rolle. Man kann die nötigen Fähigkeiten besitzen, aber ohne die mentale Stärke, mit all dem umzugehen, hat man es sehr viel schwerer.

Wie wichtig ist das Team, das hinter Ihnen steht?

Sehr wichtig. Ich halte sehr viel davon, wenn jeder seine Rolle kennt – ich bin der Reiter, der Pfleger ist der Pfleger, der Tierarzt ist der Tierarzt, der Hufschmied ist der Hufschmied und so weiter. Ich hege wirklich große Bewunderung für jeden Menschen, mit dem ich arbeite, weil alle so gut in ihrem jeweiligen Metier sind und wir gleichzeitig als Team funktionieren.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?

Er bedeutet mir einfach alles. Einfach nur hier bei einem der Majors zu sein, ist unbeschreiblich. Die vier Majors zusammen ergeben die prestigeträchtigste Serie, die man überhaupt gewinnen kann. Auch schon an einem davon teilnehmen zu dürfen, ist einfach fantastisch. Ich hoffe, diese Chance erneut zu bekommen – ich wäre liebend gern bei allen Rolex Grand Prix dabei, wenn ich könnte. Es ist einfach eine sehr schlau durchdachte Idee und ich würde sagen, dass mir die meisten da zustimmen würden.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie, welches ist Ihr Favorit und warum?

Ich würde sagen, Tennis, weil mein Vater ein riesiger Tennisfan ist. Er spielt schon ewig und so haben auch meine Schwester und ich in unserer Kindheit und Jugend viel Tennis gespielt. Für mich ist das eine der interessantesten Sportarten für Zuschauer. Ich war vor ein paar Jahren mal bei den French Open und es war eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe einen jungen griechischen Tennisspieler [Stefanos Tsitsipas] gesehen, der momentan sehr weit oben in der Weltrangliste steht. Wir sind also zu seinem Spiel gegangen und da waren so viele Menschen, die seinen Namen gerufen haben. Ich glaube, er war erst so um die 20, und ich dachte mir: „Wow, ich wäre auch gern jung und würde gern erleben, wie die Leute meinen Namen singen.“ Golf sehe ich mir nicht so oft an, aber mein Trainer Sean Crooks spielt viel Golf und redet ständig davon. Und so ist sein Training immer mit vielen Golf-Analogien gespickt.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Ich würde mein Pferd Porky mitnehmen, weil ich gern mit ihm zusammen bin. Und mein Handy. Und einen Sattel, damit ich auf Porky reiten könnte!

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Interview mit:

Sophie Mottu Morel, Turnierleiterin

 

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde.

Ja, wir sind sehr froh, hier sein zu können. Letztes Jahr war es sehr schwierig für uns, weil wir das Turnier einen Monat vor dem geplanten Beginn absagen mussten. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass das Turnier in diesem Jahr stattfinden kann, auch wenn die Organisation eine Herausforderung gewesen ist. Aber es ist so toll, die Reiter und Fans wieder begrüßen und Freunde treffen zu können, die wir lange nicht gesehen haben – wir sind also wirklich sehr glücklich.

Letztes Jahr gab es beim CHI Genf eine tägliche Fernsehsendung, die ein großer Erfolg gewesen ist. Sie müssen begeistert sein, dass Fans, Ehrenamtliche und die Medien dieses Jahr wieder live auf dem Turnier dabei sein können …

Ja, auf jeden Fall. Letztes Jahr haben wir ein Fernsehprogramm gemacht, weil wir den Kontakt mit der Öffentlichkeit aufrechterhalten und während der ursprünglichen Programmpunkte des Turniers auch einfach etwas machen wollten. Das war ein großer Erfolg. Aber dieses Jahr freuen wir uns so sehr, alle wieder dabei zu haben. Die Fans sind so wichtig für uns, sie geben uns so viel positive Energie, die uns anspornt, weiterzumachen. Die Ehrenamtlichen sind der Geist und die Seele des Turniers, sie stecken so voller Leidenschaft und sind Teil unserer CHI-Genf-Familie. Ohne sie wäre das Turnier nicht so ein Erfolg. Deswegen haben wir es in diesem Jahr den Ehrenamtlichen gewidmet – es ist uns sehr wichtig, ihre harte Arbeit und ihr Engagement zu würdigen. Einige der Ehrenamtlichen arbeiten hinter den Kulissen und man sieht sie so gut wie nie. Deshalb wird am Samstagabend eine Feier für sie stattfinden. Es ist uns sehr wichtig, ihnen ihren ganz eigenen großen Augenblick zu bereiten.

Auch die Medien sind für den Erfolg des Turniers unverzichtbar, denn sie vermitteln die Spannung und den Spitzensport, die beim CHI Genf gezeigt werden. Wir sind so froh, dass unser Pressezentrum wieder voll ist und wir sind sehr dankbar, dass Menschen aus der ganzen Welt hierher gekommen sind, obwohl es sehr schwierig ist, in die Schweiz einzureisen. Auch die Publikumsränge werden wieder voll besetzt sein. Die Vorschrift, Masken tragen und die Corona-Nachweise beim Einlass kontrollieren zu müssen, sind für uns nur ein kleiner Preis, den wir gerne bezahlen, um unsere Fans zurückzubekommen. Alles ändert sich in dieser Zeit so schnell, also drücken wir die Daumen, dass alles so bleibt, wie es ist.

Können Sie uns etwas über die Herausforderungen erzählen, die Sie überwinden mussten, um sicherzustellen, dass die diesjährige Ausgabe des CHI Genf tatsächlich stattfinden kann?

Die größte Herausforderung war, dass sich alles ständig geändert hat. Wir mussten uns ständig an neue Veränderungen anpassen und uns neue Ideen einfallen lassen, wie wir darauf reagieren können. Anfangs mussten wir sehr reaktiv sein und jeden Tag neue Ideen umsetzen. Wir waren alle ziemlich angespannt, weil wir nicht wussten, was der nächste Tag bringen würde. Das war für mich persönlich die größte Herausforderung. Natürlich hat diese Zeit für viele Menschen, auch für unsere Fans und unsere Sponsoren, finanzielle Probleme mit sich gebracht. Wir mussten unsere Partner immer wieder beruhigen und ihnen das Vertrauen geben, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten ein schönes Turnier zustande bringen werden. Es war sehr anstrengend, aber auch bereichernd, denn wir mussten so kreativ und anpassungsfähig sein, dass es meiner Meinung nach für das Turnier von Vorteil gewesen ist.

Wie viel harte Arbeit mussten Sie und Ihr Team leisten, um die diesjährige Ausgabe des CHI Genf erfolgreich auf die Beine zu stellen?

Dieses Jahr haben wir ein neues Team, was alles ein bisschen schwieriger gestaltet hat, denn viele hatten noch nie zuvor ein Turnier organisiert. Aufgrund der Unsicherheiten rund um das Turnier war zudem schwierig, das Team und das Organisationskomitee zu motivieren. Die Mehrheit des Organisationskomitees besteht aus Ehrenamtlichen, es war also wirklich nicht einfach, sie zu motivieren und ihnen zu versichern, dass das Turnier 2021 wieder stattfinden würde – und das sogar noch besser als zuvor. Für manche war es nicht leicht, aber wir alle lieben dieses Turnier und wollten unbedingt, dass es wieder stattfindet. Mein Team macht diese Arbeit entgeltlich, also war es etwas einfacher zu motivieren – aber wir alle lieben unsere Arbeit, auch wenn es harte Arbeit ist.

Welche positiven Erfahrungen ziehen Sie aus den vergangenen 18 Monaten?

Die Kreativität, die wir aufbringen mussten, war für mich und das Turnier auf jeden Fall positiv. Sie hat uns die Möglichkeit gegeben, über Änderungen nachzudenken, die wir am Turnier vornehmen wollen. Für mich ist einer der größten positiven Aspekte, dass die Menschen und Beziehungen enger und stärker geworden sind – in diesen schwierigen Zeiten mussten wir zusammenkommen und als Team arbeiten. Mein Team ist eine große Familie und möchte all seine positive Energie in das Turnier einfließen lassen.

Photo: CHI de Genève / scoopdyga.com Photo: CHI de Genève / scoopdyga.com

CHI Genf 2021: Achten Sie auf diese Reiter...

 

Nach fast zwei Jahren Wartezeit kehrt der mit Spannung erwartete CHI Genf vom 9. bis 12. Dezember zurück und repräsentiert damit das vierte und letzte Major des diesjährigen Rolex Grand Slam of Show Jumping. In der Arena des Palexpo wird erneut eine beeindruckende Anzahl von erstklassigen Pferd-Reiter-Paaren aufeinandertreffen, darunter die gesamte aktuelle Top 10 der Weltrangliste, 17 der aktuellen Top 20 sowie sieben Rolex-Markenbotschafter. Es ist nicht nur die 60. Ausgabe des Turniers, in Genf findet auch zum 20. Mal das Finale der Rolex IJRC Top 10 statt. Wie immer präsentiert sich der CHI Genf zudem äußerst international: Reiterinnen und Reiter aus 16 Nationen sind in diesem Jahr mit dabei, während die Schweiz mit beeindruckenden 19 Teilnehmern vor dem heimischen Publikum vertreten ist.

Nach seinem eindrucksvollen ersten Rolex Grand Prix-Sieg beim CHIO Aachen im September wird auch der neue Anwärter und aktuelle Weltranglistenzweite Daniel Deußer wieder mit dabei sein und in der Schweizer Hauptstadt erneut auf seiner talentierten Stute Killer Queen VDM seinen Ambitionen auf den Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping nachgehen. Der CHI Genf stellt seit jeher den absoluten Höhepunkt im Kalender der internationalen Hallenspringreitturniere dar und wird die Top-Reiter erneut vor eine der härtesten Prüfungen des Sports stellen, denn ein Gewinn des Rolex Grand Prix am Sonntag erfordert ein echtes Höchstmaß an Talent und Reitkunst.

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter

Der Schwede Peder Fredricson, die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste, ist derzeit in Topform und dürfte sich gute Chancen beim letzten Major des Jahres ausrechnen. Der Mannschafts-Olympiasieger von Tokio 2020 und Einzel-Silbermedaillengewinner kann auf eine starke Auswahl talentierter Pferde zurückgreifen und wird derjenige sein, den es in Genf vor den reitsportkundigen Fans in der Arena des Palexpo zu schlagen gilt.

Sein Landsmann Henrik von Eckermann war diesen Sommer maßgeblich am Erfolg der schwedischen Olympiamannschaft in Japan beteiligt. Der aktuelle Weltranglistenzweite gewann kürzlich das Finale des Nations Cup in Barcelona auf seinem bewährten Sportpartner King Edward und wird seinem hervorragenden Jahr sicher noch mit einem Major-Sieg beim CHI Genf den passenden Abschluss verleihen wollen.

Der Olympiasieger Ben Maher wird seinen unglaublich talentierten Wallach Explosion W mit zum CHI Genf bringen. Der Brite, der im Mai dieses Jahres den Rolex Grand Prix auf der Royal Windsor Horse Show gewann, kann ebenfalls auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr zurückblicken, und dürfte erpicht darauf sein, dieses mit einem Sieg beim letzten Rolex Grand Slam-Major der Saison gebührend abzuschließen.

Als erster und einziger Reiter, der den Rolex Grand Slam of Show Jumping bisher gewinnen konnte, wird auch der Brite Scott Brash erneut beim CHI Genf antreten, um die Rolex Grand Prix-Krone zurückzuerobern. Brash ist mit den für einen Major-Sieg erforderlichen Feinheiten und Nuancen bestens vertraut und wird in Genf sicherlich auf seine besten Pferde setzen, um sich erneut eine Chance auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sichern.

Als einer der Favoriten der heimischen Zuschauer und Gewinner der letzten Ausgabe des Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Jahr 2019 wird Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs versuchen, sich seinen Titel zu bewahren. Er tritt auf Leone Jei an, auf dem er bereits Team-Gold und Einzel-Silber bei den Europameisterschaften in Riesenbeck 2021 gewann. Der eindrucksvolle Schimmelwallach scheint das nötige Talent und Springvermögen mitzubringen, um diese Härteprüfung zu bestehen.

Die Fans werden sich auch freuen, seinen Schweizer Teamkollegen und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat wieder in Genf begrüßen zu dürfen. Nach seinem spektakulären Sieg im diesjährigen CP ‚International‘ presented by Rolex beim Spruce Meadows ‚Masters‘, bei dem er im September auf Venard de Cerisy antrat, wird Guerdat auf seinen zweiten Major-Gewinn der Saison 2021 hoffen.

Kent Farrington, der bereits das Finale der Rolex IJRC Top 10 gewann ebenso wie den Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Jahr 2017, weiß, was es für einen Sieg in dieser prestigeträchtigen Hallenarena braucht. Der US-Amerikaner wird ebenfalls alles daransetzen, seine Erfolgserie an diesem traditionsreichen Veranstaltungsort fortzusetzen. Zu dem Rolex-Markenbotschafter gesellen sich seine Landsleute Laura Kraut und Jessica Springsteen, die beide in diesem Jahr zahlreiche Erfolge erzielt haben, darunter einen Sieg im Nationenpreis beim CHIO Aachen.

Daniel Deusser and Killer Queen VDM (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) Daniel Deusser and Killer Queen VDM (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Interview du prétendant au Rolex Grand Slam

Daniel Deusser

 

Wie ist es Ihnen ergangen, seit Sie im September den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen haben?

Die ersten Wochen nach dem Sieg beim Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen war ganz schön viel los. Ein Gewinn in dieser Prüfung ist etwas ganz Besonderes und ganz anders als bei anderen Großen Preisen. Viele Leute wollten mit mir Interviews und Fotoshootings machen; ich habe die ganzen Erfahrungen wirklich genossen. Aber leider wissen die Pferde nicht, dass ich einen der wichtigsten Großen Preise der Welt gewonnen habe, also sind wir recht schnell wieder zur Realität zurückgekehrt.

Als Deutscher beim CHIO Aachen zu gewinnen, war natürlich ein tolles Erlebnis. Aachen ist für mich etwas ganz Besonderes und die Fans stehen dort voll und ganz hinter einem. Wenn man in die Arena einreitet, ist es sehr laut, aber sobald die Glocke ertönt, ist es im Stadion mucksmäuschenstill – das ist ein ganz besonderes Gefühl. 

Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping – welche Strategie verfolgen Sie für den CHI Genf?

Ich werde auf jeden Fall Killer Queen VDM für den Rolex Grand Prix beim CHI Genf mitnehmen. Sie ist momentan mein bestes Pferd, allerdings würde ich nicht sagen, dass sie ein typisches Pferd für Hallenturniere ist. Aber sie ist schon vor zwei Jahren beim Rolex Grand Prix in Genf gesprungen und kennt daher die Arena. Ich habe sie vergangene Woche bei einem Turnier geritten, aber ich werde ihr jetzt zwei Wochen frei geben, denn bei ihr gibt es nicht viel zu trainieren und ich möchte, dass sie für den Rolex Grand Prix frisch ist. Ich denke, ich werde sie zu Beginn der Woche in einer Prüfung springen lassen und dann schauen, wie sie sich anfühlt. Dann werde ich entscheiden, ob sie vor dem Rolex Grand Prix noch in einer größeren Prüfung springen muss.

Welche anderen Pferde werden Sie zum CHI Genf mitnehmen und auf welche Ihrer Nachwuchstalente sind Sie besonders gespannt?

Ich habe mich noch nicht ganz entschieden. Ich bin mit Scuderia 1918 Tobago Z in Madrid gestartet. Im Sommer hatte er eine kurze Pause, da er sich verletzt hatte, aber er konnte bereits wieder bei einigen Turnieren starten. Ob er mit nach Genf geht, werde ich spontan entscheiden.

Ich habe zwei hervorragende Jungpferde, auf deren Zukunft ich sehr gespannt bin. Eines ist der neunjährige Mr. Jones [Scuderia 1918 Mr. Jones], den wir vor zwei Jahren gekauft haben. Wir setzen für die nächsten Jahre große Hoffnungen in ihn. Aufgrund von Corona hat er allerdings ein Jahr an Erfahrung eingebüßt, da er nicht bei sehr vielen Turnieren gesprungen ist – er ist also ein sehr junger Neunjähriger. Das zweite Pferd heißt In Time und ich habe es tatsächlich bisher noch nicht selbst auf einem Turnier vorgestellt. Einer unserer Stephex-Reiter hat ihn in den Jungpferde-Prüfungen geritten. Er ist erst acht, aber vielleicht nehme ich ihn trotzdem mit nach Genf. Ich möchte etwas Erfahrung mit ihm sammeln und mehr über ihn lernen. Ich denke, er hat jede Menge Potenzial.

Die Arena im CHI Genf ist ganz anders als die beim CHIO Aachen. Wie bereitet man sich darauf vor?

Ich habe nichts konkret geändert, aber natürlich trainieren wir in der Hallensaison andere Distanzen und Linien als für die Outdoor-Saison. So hat man in der Hallensaison viele kürzere Distanzen, die man im Freien auf einem großen Turnierplatz wie in Aachen zum Beispiel kaum sieht. Das ist etwas, das man trainieren muss, aber im Allgemeinen sind die meisten unserer Pferde gut ausgebildet und erfahren genug, dass es reicht, wenn man das ein oder zwei Mal vor der Hallensaison übt. Es ist eher ein Fitnessprogramm, denn die Pferde sehen während des Turniers nur die großen Hindernisse.

Sie haben ein großartiges Team hinter sich. Wie wichtig ist das für den Erfolg?

Ohne ein gutes Team kann man nicht erfolgreich sein. Man braucht ein zuverlässiges Team, das mitreist, das sich zuhause um die Pferde kümmert und auch im Büro alles erledigt. Ich bin fast jedes Wochenende unterwegs. Um erfolgreich zu sein, muss man ein großes Team aus Menschen und Pferden um sich haben und sie alle müssen zusammenpassen und zusammenarbeiten. Der Sport ist heute so komplex und eng getaktet,ich reise so viel, dass mein Team zu Hause genauso wichtig ist wie meine Leistung im Sattel.

Sean Lynch ist mein Hauptpferdepfleger und arbeitet seit rund sieben Jahren für mich. Ich vertraue ihm hundertprozentig, was sehr wichtig ist, wenn er mit unseren Spitzenpferden unterwegs ist. Er macht alles mit den Pferden und er spielt eine sehr wichtige Rolle in meiner Karriere. Ohne ihn wäre mein Erfolg nicht möglich. Er liebt die Pferde. Man muss in diesem Job auch schon mal rund um die Uhr arbeiten, denn wenn etwas mit den Pferde nicht in Ordnung ist, ist er für sie da und tut alles für sie.

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Als Anwärter hoffe ich natürlich, den Rolex Grand Prix beim CHI Genf zu gewinnen, um mich dann auf den Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping konzentrieren zu können. Auch wenn ich in Genf nicht erfolgreich bin, werde ich im nächsten Jahr trotzdem versuchen, einen weiteren Rolex Grand Prix zu gewinnen. Abgesehen von Scott [Brash] konnte niemand zwei oder drei dieser Spitzenprüfungen in Folge gewinnen, also ist es definitiv ein wichtiges Ziel für die nächste Saison.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Von einem Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen habe ich bereits sehr lange geträumt, eigentlich schon als Kind. Diesem Erfolg sehr nahe kommt der Gewinn des Weltcupfinales auf meinem ehemaligen Pferd Cornet d'Amour. Er war eines der Pferde, mit dem ich mir erstmals im Ausland einen Namen machen konnte, und ich habe meine ersten Erfahrungen bei Meisterschaften auf ihm gesammelt und die ersten Erfolge gefeiert. Das ist ein Moment, auf den ich genauso stolz bin, wie auf den Gewinn des Rolex Grand Prix.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?

Ich bin ein sehr sportlicher Mensch, deshalb schaue ich mir gerne jede Sportart an. Meine drei Favoriten neben dem Springreiten sind Tennis, Fußball und Formel 1. Ich finde es sehr schwierig, nur eine Sportart zu wählen, die ich am liebsten sehe. Ich habe eigentlich keine Lieblings-Fußballmannschaft, aber vor ein paar Jahren hat mich ein Freund dazu gebracht, mich für Borussia Dortmund zu begeistern. Ich war bei einigen Champions League-Spielen mit dabei und die Stimmung im Stadion ist schon unglaublich. Es ist ein toller Sport.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie irgendwelche Idole unter den Reitern?

Als ich als Kind bei den großen Turnieren war, um die weltbesten Springreiter zu sehen, gab es nur zwei Pferd-Reiter-Paare, denen ich wirklich gerne zugesehen habe. Das eine war John Whitaker auf Milton und das andere war Franke Sloothaak auf Walzerkönig. Ich hatte ein paar Jahre später das große Glück, für Franke Sloothaak arbeiten zu dürfen, was ich viereinhalb Jahre getan habe. Ich habe immer noch Kontakt zu ihm. Auch wenn er nicht gerade um die Ecke wohnt, ist er immer noch eine große Stütze für mich und gibt mir Ratschläge am Telefon. Er verfolgt alle meine Turniere und ich muss sagen, dass er ein wichtiger Teil meines Erfolgs ist.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Ich bin einfach von Natur so, dass ich immer gerne einen Schritt weiter gehe und gerne gewinne. Als Springreiter nehmen wir an vielen Turnieren teil und es gibt in der Regel viel Konkurrenz in den Prüfungen, bei denen jeweils nur einer siegen kann. Man kann also nicht immer gewinnen und ein zweiter oder dritter Platz ist sicher auch nicht tragisch. Aber wenn man nicht gewinnt, geht man die Runde im Kopf immer wieder durch und fragt sich, was man hätte besser machen können. Aber auch wenn ich nicht gewinne, bin ich am Montagmorgen wieder voll motiviert. Ich lerne aus dem, was besser hätte laufen können, und ich sehe jedes Turnier als Möglichkeit, mehr Erfahrung zu sammeln, damit ich es bei der nächsten Prüfung besser machen kann.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Zunächst einmal braucht man Erfahrung. Wenn man jung ist, kann man einfach nicht immer in Bestform sein. Dafür muss man reifer werden und aus seinen Erfahrungen lernen. Ich denke, das Wichtigste ist Geduld. Das habe ich von Franke [Sloothaak] gelernt. Er war stets sehr ruhig und gelassen im Sattel, auch wenn das Pferd während der Woche sehr schwierig gewesen ist. Und für seine Geduld und wurde er immer mit guten Leistungen beim Turnier belohnt. Wenn man zu jung und übereifrig ist, ist das manchmal schwierig. Für mich ist es sehr wichtig, einfach geduldig zu sein und aus vergangenen Fehlern zu lernen. Man muss die Grundlagen richtig hinbekommen, sowohl für sich als Reiter als auch für sein Pferd, wenn man erfolgreich sein will.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Wenn ich mein Haus ohne Handy, Uhr und Portemonnaie verlasse, fehlt mir definitiv etwas – also müsste ich wohl diese drei Dinge mitnehmen.

Lily Attwood (photo: Ahmed Al Maawali) Lily Attwood (photo: Ahmed Al Maawali)

Meet the Next Gen mit:

Lily Attwood

 

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Ich konnte mich kürzlich in der Rangliste nach oben arbeiten, werde aber aufgrund meiner Verletzung wohl wieder einige Plätze nach unten rutschen. 2022 möchte ich vor allem an ein paar Weltcupspringen teilnehmen und auf 5*-Niveau aufsteigen. Das war dieses Jahr aufgrund der Coronapandemie und angesichts der großen Konkurrenz auf diesem Niveau nicht einfach. Ich möchte auch meine Auswahl an Pferden weiter aufbauen, denn ich habe ein paar wirklich vielversprechende Nachwuchspferde. Mit meinen drei älteren Pferden war ich in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich, also würde ich gerne mit ihnen in die nächste Stufe aufsteigen.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall...

Meine zwei Top-Pferde reite ich seit zweieinhalb Jahren. Ich habe sie direkt gekauft, als ich von den Ponys auf Großpferde umgestiegen bin – sie sollten eigentlich nur bis zu 1,35 Meter springen, damit ich ein wenig Erfahrung beim Reiten von Pferden sammeln und auch ein paar längere Parcours absolvieren konnte. Aber ich hatte Glück und beide haben sich als wirklich talentiert erwiesen. Ich konnte mit ihnen sogar auf 4* Grand Prix-Niveau gewinnen. Beide haben mir geholfen, mir einen Namen zu machen und mir wertvolle Erfahrung in den größeren Prüfungen anzueignen.

Gerade habe ich mit Lee May eine neue Sechsjährige bekommen, die wir von Richard Howley gekauft haben. Ich habe sie mit nach Vilamoura genommen und sie sprang in acht von neun Umläufen fehlerfrei. Ich bin also sehr zufrieden mit ihr gewesen, besonders da sie immer noch sehr unerfahren ist. Sie hat bei dem Turnier viel gelernt; sie ist sehr vorsichtig und hat einen fantastischen Charakter. Ich möchte es mit ihr aber langsam angehen lassen, damit sie sich weiterentwickeln und hoffentlich dann als Siebenjährige durchstarten kann.

Welche drei Prüfungen oder Turniere möchten Sie in Ihrer Karriere besonders gewinnen?

Auf jeden Fall den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen – der steht sicher bei allen Reitern ganz oben auf der Liste. Allein dort teilzunehmen, wäre schon eine unglaubliche Erfahrung. Ich trete auch gerne für mein Land an und reite im Team, also wären eine Medaille bei den Europameisterschaften der Senioren und eine olympische Medaille meine nächsten beiden Ziele.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Dieses Jahr habe ich eine Bronzemedaille bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter gewonnen. Das war natürlich ein unglaublicher Erfolg. Aber am meisten stolz bin ich wohl auf den Moment, als ich gerade auf Pferde umgestiegen war und in Amsterdam an einem Turnier für Nachwuchsreiter teilgenommen habe. Ich habe eigentlich gar keine großen Erwartungen gehabt, schließlich habe ich das Pferd erst seit einem Monat geritten. Dennoch ist es mir gelungen, den Großen Preis zu gewinnen. Es war der Beginn meiner Karriere. In diesem Moment war ich mir sicher, dass ich das für den Rest meines Lebens machen will: Die großen Springen vor einem großen Publikum zu gewinnen, das ist einfach ein fantastisches Gefühl. Ein weiterer unbeschreiblicher Moment war für mich, als ich mit 18 Jahren für das Nationenpreis-Team der Senioren ausgewählt zu werden. Somit habe ich seit dem Umstieg auf Großpferde schon einige tolle Erfolge feiern dürfen. Das wäre sicher nicht ohne die Hilfe meines Trainers, Guy Williams, möglich gewesen.

Wie wichtig ist es für Ihre Karriere, einen Mentor wie Guy Williams zu haben?

Ich halte das für sehr wichtig. Als junger Reiter fehlt einem einfach das Wissen und man kann auch nicht alles alleine schaffen – man braucht ein sehr gutes Team um sich herum. Ich habe mehr erreicht, als ich es in diesem Alter erwartet hätte, und das habe ich Guy zu verdanken. Es geht nicht nur darum, auf dem Pferderücken zu brillieren – es ist genauso wichtig, ein guter Pferdekenner zu sein, wenn man nicht auf dem Pferd sitzt. Er hat mir beigebracht, wie ich mit meinen Pferden umgehen muss – sozusagen von den Hufen bis zum Hafer. Was ich von ihm und seiner Pferdepflegerin Nat gelernt habe, ist von unschätzbarem Wert. Es geht um mehr als nur das Reiten. Man muss sich richtig um die Pferde kümmern, wenn man erfolgreich sein will.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es in 99,9 Prozent der Fälle nicht die Schuld des Pferdes ist, wenn etwas schief geht. Daher darf man nicht wütend auf sie sein. Man darf sich von einem schlechten Durchgang nicht frustrieren lassen. Stattdessen muss man nur tief durchatmen, vom Platz reiten, das Pferd abtraben und dann beim nächsten Mal sehen, was man besser machen kann. Pferde sind keine Maschinen und können nur das tun, was du ihnen sagst. Auf dem Pony war ich ziemlich hitzköpfig, bis Guy mir beigebracht hat, ruhiger zu werden, und das bin ich heute auch. Man darf seinen Ärger nach einem schlechten Durchgang nicht am Pferd auslassen, auch wenn man frustriert ist.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich habe vor kurzem Michael und John [Whitaker] besser kennengelernt und beide sind definitiv eine Inspiration. Sie sind echte Pferdekenner und Reittalente und ich schaue mir ihre Runden immer an. Ich habe John vergangene Woche bei einem Turnier gesehen und es war wie ein Gedicht: Er lässt es so mühelos aussehen – als würde er gar nichts tun müssen!

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

In diesem Jahr habe ich es fast in das 5*-Springen bei der Royal Windsor Horse Show und das Weltcupspringen bei der London International Horse Show geschafft. Ich habe beide Prüfungen nur ganz knapp um einen Platz verpasst, was mich sehr geärgert hat. Aber andererseits motiviert es mich dazu, die Rangliste zu erklimmen und im nächsten Jahr besser abzuschneiden. Es sind so tolle Turniere und gerade die Veranstaltungen vor meinen heimischen Fans treiben mich dazu an, mich in der Rangliste nach oben zu kämpfen, damit ich nächstes Jahr dort antreten kann.

Wie viel Auftrieb gibt es Ihnen, dass wieder Fans bei den Veranstaltungen dabei sind?

Das ist natürlich ein echter Motivationsschub bei einem Turnier. Mein erstes Springen vor einem richtigen Publikum war in Valence und das war etwas ganz Besonderes. Vor kurzem war ich zudem auf der Horse of the Year Show, die sich als Hallenturnier mit vollen Rängen durch eine fantastische Stimmung auszeichnet. Als Reiter lieben wir es, die Fans wiederzuhaben, denn du bekommst dadurch nochmal einen zusätzlichen Adrenalinschub und es treibt dich wirklich zur Höchstleistung an. Ohne sie war es schon schwierig.

Natürlich lassen sich einige Pferde von den Zuschauermassen auch beeinflussen. Mein Spitzenpferd ist sehr schreckhaft und empfindlich. Er hat Angst vor allem, sodass ich ihn manchmal noch nicht einmal über die Hindernisse zu Hause bekomme. Bei der Horse of the Year Show ist er nicht sehr gut gesprungen, denn wegen Corona gab es zwischenzeitlich keine größeren Hallenturniere. Er war die Lichter und Menschenmenge also einfach nicht mehr gewöhnt. Es gibt aber sicher auch Pferde, die vor Publikum besser zu reiten sind, die bei wichtigen Turnieren mit großen Zuschauerzahlen über sich hinauswachsen. Da ist jedes Pferd anders.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist wirklich toll. Natürlich träumt jeder Reiter davon, ihn einmal zu gewinnen. Für mich hat er das Springreiten auf ein höheres Niveau gehoben. Ich denke auch, dass der Rolex Grand Slam den Sport für die breite Öffentlichkeit zugänglicher gemacht und seine internationale Bekanntheit gesteigert hat. Schließlich verfolgen die meisten gerne einen Sport auf höchstem Niveau, bei dem es um viel geht. Der Rolex Grand Slam vereint die besten Grand Prix der Welt und hat eine neue Ära für den Reitsport eingeläutet. Ich denke, dass Daniel Deußer und Killer Queen VDM gute Chancen haben, als nächster Gewinner des Rolex Grand Slam Geschichte zu schreiben – sie sind in diesem Jahr in fantastischer Form.

Edouard Schmitz and Balenciana K (photo: Om'Photographe / Jump Mag) Edouard Schmitz and Balenciana K (photo: Om'Photographe / Jump Mag)

Meet the Next Gen mit:

Edouard Schmitz

 

Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres und wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

In diesem Jahr darf ich erstmals bei einer Reihe von Weltcupturnieren starten, was natürlich sehr spannend ist. Ich werde in Madrid, London und Mechelen antreten. Ein gutes Ergebnis bei einem dieser Turniere wäre toll, um das Jahr 2021 perfekt ausklingen zu lassen. Ich bin auch beim CHI Genf mit dabei und möchte vor den heimischen Zuschauern natürlich besonders gut abschneiden.

In der zweiten Jahreshälfte konnte ich mich kontinuierlich steigern. Mein Ziel ist es, diese Entwicklung fortzusetzen. Ich möchte mich in der Rangliste weiter nach oben arbeiten und hoffentlich unter die Top 50 kommen. Das wäre für mich ein großer Erfolg und ich könnte damit auch in einigen größeren Prüfungen starten. Mein Traum ist zudem, einmal im Nations Cup anzutreten. Es ist für mich immer etwas Besonderes, das rote Jackett zu tragen. Es wäre also großartig, wenn sich diese Chance nächstes Jahr bieten würde.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Mein stolzester Moment ist schon einige Jahre her. Ich war sechzehn und für andere mag es vielleicht nach nichts Besonderem klingen, aber für mich war es der beste Moment in meiner Karriere. Ich war auf einem internationalen U25-Turnier in Chevenez und mein Trainer wollte, dass ich im Großen Preis der Junioren starte. Ich wollte dagegen lieber beim U25 Grand Prix antreten, da ich eine Wildcard dafür hatte. Außerdem hatte ich damit die Chance, mir die Teilnahme am CHI Genf zu sichern. Die ganze Woche habe ich dafür gekämpft, in der höheren Prüfung starten zu dürfen, doch mein Trainer hat immer wieder gesagt, er halte es für eine schlechte Idee und ich sollte nicht daran teilnehmen. Aber ich ließ einfach nicht locker, sodass er mich schließlich beim Grand Prix antreten ließ – und dann habe ich prompt gewonnen und mir damit die Wildcard für den CHI Genf gesichert! Ich habe damals Cortino 46 geritten und es war sicher einer der stolzesten Momente meiner Karriere, denn ich konnte mit diesem Sieg allen bewiesen, dass ich Recht hatte.

Sie waren (sind!) auch ein talentierter Nachwuchsskifahrer– warum haben Sie sich entschieden, sich auf das Springreiten zu konzentrieren?

Ich weiß nicht wirklich, warum ich mich für den einen anstatt den anderen Sport entschieden habe, da ich für beide eine echte Leidenschaft habe. Aber ich denke, letztendlich gefiel mir das Springreiten doch besser, und ich habe es nie bereut, es dem Skifahren vorzuziehen.

Gibt es etwas, das Sie im Rahmen Ihres Studiums gelernt haben, das Sie auf das Springreiten anwenden, und umgekehrt?

Ich denke, dass Sport im Allgemeinen eine gute Lebensschule ist. Beim Ingenieur- oder Mathematikstudium zum Beispiel lernt man systematisches Denken, was auch in verschiedenen Situationen im Springreiten nützlich sein kann. Beim Sport tendiert man manchmal dazu, sich von seinem Gefühl leiten zu lassen, anstatt von seinem Verstand – was nicht unbedingt schlecht ist. Aber das ist auch das Schöne am Sport: Ein bisschen systematisches Denken kann sicher nicht schaden.

In der Technik geht man ein Problem mit den Werkzeugen an, die einem zur Verfügung stehen, um es zu lösen. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach auch beim Springreiten von Vorteil. Sport und systematisches Denken lassen sich perfekt kombinieren, das hat mir mein Studium wirklich klar gemacht.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?

Als Schweizer verfolgt man natürlich die Grand-Slam-Turniere im Tennis, besonders wenn man einen so großartigen Spieler wie Roger Federer hat. Er ist abseits des Platzes genau so eindrucksvoll wie auf dem Platz, denn er ist wirklich sympathisch und zeigt bei seinen Interviews einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Auch persönlich ist er weit gekommen. Anfangs war er noch der Bad Boy des Tennis, heute gilt er als Inbegriff von Fairness und Höflichkeit. Ich meine, dass jeder etwas aus seinem Weg lernen kann, und diesen Weg auf so hohem Niveau zu gehen, ist natürlich etwas ganz Außergewöhnliches.

Mein Lieblingsturnier ist entweder Wimbledon oder Roland-Garros. Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich wohl eher Roland-Garros wählen. Für mich ist es das interessantere Turnier, weil Federer nicht so gut auf Sand spielt und der Druck daher höher ist.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie irgendwelche Idole unter den Reitern?

Ich mag das Wort Idol nicht – für mich bedeutet das, dass es an einer kritischen Betrachtung fehlt. Meiner Meinung nach kann es sehr schadhaft sein, wenn man zu jemandem aufschaut oder jemanden vergöttert, ohne sein Handeln in Frage zu stellen. Daher schaue ich mir lieber alle Reiterinnen und Reiter an und überlege, welchen Aspekt ich nachahmen möchte.

Als kleines Kind war ich jedes Jahr beim CHI Genf und habe die Reiter auf dem Trainingsplatz und beim Aufwärmen beobachtet. Ich habe mir das gemerkt, war mir am besten gefallen hat. Montags ging ich dann in den Stall und probierte es selbst aus. Mein Reitlehrer sagte immer: „Edouard, was machst du?“. Denn ich habe damals Pius Schwizer bewundert und der ritt immer mit ausgeklappten Ellbogen. Am Montag saß ich also auf meinem Pony, die Ellbogen nach außen, und jeder hat mich gefragt, was das sollte. Ich sehe mir also alle an und picke das heraus, was mir am besten gefällt, anstatt einen einzelnen Reiter zu vergöttern, denn für mich bedeutet das, dass man sich nicht mehr weiterentwickelt.

Meine Eltern haben mich schon immer sehr unterstützt und sind für mich eine große Inspiration. Sie haben sich von der Springreitwelt nicht mitreißen lassen, denn das ist manchmal ein Problem für mich – ich bin teilweise wie besessen, sodass es schwierig sein kann, aus einer Situation wieder herauszufinden. Meine Eltern haben das wirklich gut gemacht: Sie wissen immer, wann es zu viel ist, lassen mir aber gleichzeitig so viel Freiraum, dass ich mir meine Leidenschaft für den Sport bewahren kann.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Alles, was mit Pferden und Wettkampf zu tun hat! Schon als kleines Kind hat es mir Spaß gemacht, mich mit anderen zu messen – ich musste beim Laufen zum Auto der Erste sein, der es berührt, und auch in der Schule die besten Noten haben. Manche mögen das für negativ halten, aber ich bin einfach nur sehr leistungsorientiert und will immer noch mehr erreichen.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und ihren Charakter… Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Ich habe dieses Jahr die beste Auswahl an Pferden, die ich je hatte. Hier war in letzter Zeit viel in Bewegung. Eigentlich habe ich derzeit nicht wirklich viele junge Pferde – wir haben einige Siebenjährige aufgebaut, aber sie sind alle jetzt acht oder neun.

In den letzten Monaten habe ich Quno geritten. Er hat mit seinem Vorgänger bereits etwas Erfahrung beim Springen in größeren Prüfungen gesammelt und ich hoffe, dass ich seine Erfahrung optimal nutzen kann, um meine Erfahrung in den größeren Prüfungen aufzubauen.  Ich habe ein paar Pferde, die sich im Besitz von Herrn Arturo Fasana befinden. Eines davon ist Gamin Van't Naastveldhof und ich glaube, dass er echtes Talent hat. Leider lässt sich das an diesem Punkt immer schwer sagen, aber so wie es gerade läuft, sieht es sehr gut aus und wir sind alle wirklich gespannt auf dieses Pferd.

Dann habe ich Cortino 46, den ich reite, seitdem ich 15 bin. Mit ihm habe ich an fünf Jugend-Europameisterschaften teilgenommen. Er hat wirklich eine unglaubliche Leistung gezeigt. Ich habe mit ihm meine erste 5*-Prüfung gewonnen und einen Großteil meiner Erfahrung bei 1,45-m- bis 1,60-m-Prüfungen mit ihm gesammelt. Balenciana K ist ein weiteres sehr gutes Pferd, aber sie sehr sensibel und daher nicht immer einfach. Wenn man richtig mit ihr umgeht, tut sie aber alles für einen.

Dann ist da noch Babylone Des Erables, die ich ebenfalls für Herrn Arturo Fasana reite. Sie hat dieses Jahr auf 3*-Niveau teilgenommen und ist ein sehr gutes Pferd über 1,50 m. Und schließlich habe ich noch Illusion, der mit acht Jahren mein jüngstes Pferd ist. Auch er gehört Herrn Arturo Fasana und hat meiner Meinung nach ebenfalls echtes Potenzial.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Mein früherer Trainer hatte einen Lieblingssatz, den ich wirklich mag: „Man sollte nie glauben, dass man schlauer als die anderen ist.“ Wir waren oft gemeinsam unterwegs, um neue Pferde auszuprobieren, und manchmal hörte man andere Reiter sagen: „Ich glaube, ich könnte mit diesem Pferd mehr erreichen.“ Das kann manchmal etwas verletzend sein. Ich halte das also für ein gutes Lebensmotto.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als jungen Reiter? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Für mich ist der Rolex Grand Slam die prestigeträchtigste Turnierserie, die man in unserem Sport gewinnen kann. Er vereint einige der legendärsten Turniere im Reitsport. Natürlich liebe ich Genf am meisten – aber alle vier Turniere verkörpern das Beste, was unser Sport zu bieten hat, und sie alle haben eine so lange Tradition. Bisher hat mit Scott Brash nur ein Reiter den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen, das macht ihn zum exklusivsten Preis in diesem Sport.

Historisch betrachtet wurde jeder andere Titel bereits von mehreren Reitern gewonnen und im Laufe der Zeit werden noch mehrere hinzukommen. Wer also der exklusivsten Gruppe in unserem Sport angehören möchte, muss den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen. Ich möchte in diesem Sport in Erinnerung bleiben und der einfachste Weg, in die Geschichtsbücher einzugehen, ist ganz gewiss ein Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Schwierige Frage! Wahrscheinlich ein Buch – obwohl ich nicht weiß, welches, dann meinen Laptop – aber es gäbe kein WLAN, und ein paar Bilder von meiner Familie und geliebten Menschen. 

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Züchter im Gespräch:

Peter Charles

 

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Das war mit 10 Jahren: Ich erinnere mich, wie ich den Top-Reitern auf der London International Horse Show [ehemals Olympia] beim Kamelrennen zugesehen habe!

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Einer meiner stolzesten Momente war, als ich 1994 für Irland Einzelgold bei den Europameisterschaften gewonnen habe. Ich hatte damals wirklich etwas zu beweisen, denn ich hatte zwei Jahre zuvor das britische Team im Alter von 32 Jahren verlassen, weil ich an Meisterschaften teilnehmen wollte. Zwar hatte ich vorher schon zahlreiche tolle Turniere und Grands Prix gewonnen, aber dieser Sieg war ein wichtiger Moment in meiner Karriere, da ich dadurch viele meiner vorherigen Entscheidungen bestätigt gesehen habe. Er war der Beweis dafür, dass ich mit meiner Planung, meiner Einstellung und meiner Strategie richtig gelegen habe.

2008 habe ich dann erneut die Staatsbürgerschaft gewechselt, was vorher noch nie vorgekommen ist. Aber die damaligen Besitzer wollten unbedingt mit einem Pferd im britischen Team bei den Olympischen Spielen in London vertreten sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir gerade an drei Stellen die Wirbelsäule gebrochen und war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt jemals wieder im Sattel sitzen könnte. Es in den letzten Durchgang zu schaffen und schließlich die Goldmedaille für Großbritannien zu gewinnen, war dann einfach nur ein Traum.

Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?

Ein sehr guter Freund von mir, Kevin Cooper, der in der gleichen Straße wohnt, hat mich darauf gebracht. Er hat ständig vom Pferdezüchten gesprochen und hatte eine schöne irische Stute, die bei 1,40-m-Prüfungen echtes Talent gezeigt hat. Wir waren zusammen auf einem Turnier und er hat mich gefragt, was ich von dem Hengst Carnaval Drum halte. Ich habe gesagt: „Der ist gut, lass uns ihn nehmen.“ Ich habe den Nachkommen dann geritten, er hieß Carnavelly, und habe mit ihm die Weltmeisterschaft der Sechsjährigen, die German Masters, den Grand Prix von Berlin und das Weltcupspringen bei der London International Horse Show gewonnen. Es war toll, an der Zucht dieses Pferdes mitgewirkt zu haben, und das hat mich inspiriert, selbst zu züchten. Kevin hat seitdem ebenfalls viele gute Pferde hervorgebracht.

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei der Zucht eines Springpferdes besonders an?

Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn manchmal schaffen es Pferde an die Spitze dieses Sports, die keinen eindrucksvollen Stammbaum vorweisen können. Aber ich bin zu 110 % davon überzeugt, dass man mit einer wirklich guten Zuchtstute und zwei oder drei Generationen erstklassiger Zuchtlinien seine Chancen verbessert, ein Spitzenpferd zu züchten.

Ein Hengst kann immer nur das Potenzial der Stute verbessern. Man muss also mit einer sehr guten Stute anfangen – mit einer bewährten Abstammung, die mindestens zwei oder drei Generationen zurückreicht. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, verbessert man seine Chancen auf einen Erfolg – er ist nicht garantiert, aber man hat eine echte Chance.

Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht?

Auf jeden Fall! Das perfekte Beispiel ist Liscalgot, die von Dermott Lennon geritten wurde. Gemeinsam haben sie 2002 die Einzel-Weltmeisterschaft in Jerez de la Frontera gewonnen. Liscalgots Mutter wurde von einem Züchter lediglich als „Rasenmäher“ für seinen Garten gekauft. Eines Tages beschloss er, sie decken zu lassen. Aber sie weigerte sich, den Transporter zu besteigen, also jagten sie sie eine Straße in Irland herunter zum nächsten Hengst, der zufällig Touchdown war. Diese Kombination brachte eines der besten Pferde aller Zeiten hervor.

Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?

Ja, das ist für mich sehr wichtig. Als ich Spirit T vor ein paar Jahren an Jessica Mendoza verkauft habe, konnte ich sofort sehen, dass die Partnerschaft erfolgreich sein wird. Ihr Vater, Paul Mendoza, ließ sich nicht ganz so leicht überzeugen, aber ich konnte sehen, wie gut Pferd und Reiter zueinander passten, beide haben eine außergewöhnliche Partnerschaft entwickelt.

Manchmal funktionieren Partnerschaften nicht, aber ich denke, mit genügend Zeit und einem geschickten Reiter, der nicht versucht, Zwang auszuüben, kann sich eine gute Partnerschaft entwickeln. Heute ist es aber häufig so, dass Käufer dem Pferd keine Zeit lassen oder keine Chance geben. Sie zahlen so viel Geld, dass sie sofortige Ergebnisse erwarten. So hat das aber noch nie funktioniert – schließlich weiß das Pferd ja nicht, wie viel es gekostet hat.

Wie ist Ihr Zuchtbetrieb aufgebaut?

Wir haben neun Stuten, die alle recht jung sind. Ich habe aus dem Rennsport gelernt, dass jüngere Stuten bessere Nachkommen hervorbringen, also richte ich mich danach. Ich versuche immer, mit Pferden zu züchten, die einen guten Stammbaum vorweisen können. Auch die Zuchtstuten selbst müssen gut springen können und ein gutes Gebäude haben. Wir haben keine Stuten, die älter sind als 16 Jahre. Embryonen werden von ihnen erstmals im Alter von etwa 8 bis 10 Jahren entnommen.

Wie lange behalten Sie ein Fohlen normalerweise, bevor es an den neuen Besitzer geht oder mit der Ausbildung begonnen wird?

Ich bin nicht sehr gewinnorientiert. Ich behalte die Fohlen lieber und bilde sie selbst aus. Jedes Jahr züchten wir sechs bis neun Fohlen. Ich warte gerne, bis sie im Frühjahr ihres vierten Lebensjahres sind. Dann sind sie stark genug, um mir ihren Charakter und ihr Potenzial zu zeigen. So vermeide ich, dass ich einen falschen Eindruck erhalte und das Pferd eventuell noch nicht bereit oder stark genug ist, um ausgebildet zu werden. Wir lassen unsere Pferde nie freispringen. Sie absolvieren ein paar kleinere Sprünge mit einem Reiter, wenn sie mit der Ausbildung beginnen, das gibt uns einen guten Überblick über ihr Talent. Freispringen kann häufig einen falschen Eindruck vermitteln. Man sollte ein Pferd beim Kauf nicht nach dem Freispringen beurteilen, da das einfach unzuverlässig ist.

Warum tun Sie, was Sie tun? Welches Ziel verfolgen Sie?

Ich liebe einfach das, was ich tue. Ich liebe es, bei der Geburt der Fohlen zuzusehen und sie aufzuziehen. Zu Beginn meiner Karriere als Züchter habe ich ein Pferd zu früh verkauft und habe daraus gelernt. Damals habe ich Clear Round and Party im Alter von zwei Jahren für 1500 GBP verkauft, weil ich das Pferd zu früh nach seinem Verhalten im Freispringen beurteilt hatte. Er wurde am Ende Zweiter im Grand Prix bei der London International Horse Show. Das hat mich gelehrt, nie ungeduldig zu sein. Wenn man ein Pferd nach jedem Sprung und jeder Leistung beurteilt, wird man nur enttäuscht.

Auf welches selbst gezogene Pferd sind Sie besonders stolz?

Clear Round and Party – er war das erste Pferd, das hier geboren wurde.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Für mich hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Sport auf ein neues Niveau gebracht – Springreiten ist jetzt auf Augenhöhe mit allen anderen sportlichen Majors, wie etwa im Tennis oder Golf. Rolex hat die vier besten Veranstaltungsorte der Welt ausgewählt. Sie alle sind sehr traditionsreich und ihre Geschichte benötigt keine Erläuterung. Das Spitzenniveau in diesen Arenen, der Wettbewerb und die Geschichte haben die Aufmerksamkeit sicherlich verdient.

Der CHIO Aachen ist wunderschön, sehr gepflegt und die Liebe zum Detail ist unübertroffen. Auch der CHI Genf hat ein völlig neues Niveau erreicht und überragt damit weltweit jedes andere Hallenturnier. Spruce Meadows ist natürlich kein Katzensprung, aber wenn man nach dem langen Flug dort ankommt, ist es jede Sekunde wert. Das Publikum ist phänomenal und die Veranstalter haben dort die beste Springreitarena in Nordamerika geschaffen. The Dutch Masters sind großartig und blicken ebenfalls auf eine lange Tradition zurück.

Als nächstes Major findet der CHI Genf statt. Mit Prüfungen wie dem Finale der Rolex IJRC Top 10 und dem Grand Prix und seinem Preisgeld bringt er die gesamte Reitsportwelt an einem Ort zusammen. Er ist ohne Zweifel der Höhepunkt der gesamten Hallensaison.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich liebte es, Hugo Simon zu beobachten, der einfach einen unglaublichen Glauben an sich selbst hatte. Ich sah ihm zu, beobachtete ihn beim Aufwärmen und dabei, wie er zu Beginn eines Turniers einritt. Er war der Einzige, der an allen Prüfungen eines Turniers teilnahm, und er versuchte stets, jede Prüfung mit seinen besten Pferden zu gewinnen. Seine Pferde mussten gewinnen und der Glaube an den Sieg, den er seinen Pferden gab, war einfach etwas Einzigartiges. Ich hatte diese Intensität so noch nie erlebt. Einige Reiter wollen zwar die besten Prüfungen bei einem Turnier gewinnen, aber sie konzentrieren sich normalerweise hauptsächlich auf den Grand Prix. Doch Hugo wollte immer gewinnen, vom ersten Tag bis zum letzten Grand Prix. Seine mentale Vorbereitung war erstaunlich und er bereitete seine Pferde optimal auf den Sieg vor. Sie wussten, was sie von ihm als Reiter erwarten konnten, sie waren bereit und sein Glaube an sich und seine Pferde war außergewöhnlich.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Paul Schockemöhle gab mir 1994 diesen Rat, als ich mit einem Siebenjährigen mein erstes Weltcupspringen in Brüssel gewann. Nach meinem Durchgang bot er an, das Pferd zu kaufen. Aber ich war in diesem Alter ziemlich naiv und sagte, es täte mir leid, aber es stehe nicht zum Verkauf. Er sagte, das könne er verstehen, aber ich sollte mich um ihn kümmern, denn er sei ein großartiges Pferd, aber das würde nicht immer so bleiben. Er sagte, es kommt nicht sehr oft vor, dass man ein so gutes Pferd hat und dass sie es nicht für immer bleiben. Das ist der beste Rat, den ich je erhalten habe: Wenn man ein gutes Pferd hat, muss man sich darum kümmern, denn es wird nicht ewig so gut sein.

Wenn Sie einem Neuling im Pferdesport einen Rat geben könnten, wie würde er lauten?

Man sollte sich ausschließlich auf seine Reitkarriere konzentrieren und nicht versuchen, zu viele Dinge auf einmal zu machen. Es ist sehr schwierig, sich in der Branche zu etablieren. Als Reiter muss man vor allem hart arbeiten, gut ausgebildet sein und Einsatz zeigen. Ich würde mir nicht allzu viele Gedanken um die Zucht machen, bis man etwas Erfahrung gesammelt hat. Es braucht viel Zeit und viel Know-how – ich würde mich als junger Reiter nicht an allem versuchen, weil es einfach zu viel ist. Heutzutage braucht man eine ganze Menge, um als Reiter an der Spitze mitzumischen: ein wirklich gutes Team um sich herum, tolle Besitzer, gutes Personal, einen guten Standort und so weiter. Wenn man noch die Zucht hinzunimmt, wird es zu kompliziert – man sollte in seiner Karriere definitiv einen Schritt nach dem anderen angehen.

Kent Farrington (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) Kent Farrington (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Ausblick auf den CHI Genf

 

Der CHI Genf ist nach einjähriger Pause zurück und Reitsportfans können sich jetzt Tickets für das beliebte Turnier sichern. Nach der Absage im vergangenen Jahr sollte man sich dieses Event nicht entgehen lassen! Nicht nur feiert der CHI Genf in diesem Jahr seine 60. Ausgabe, zugleich findet dort auch zum 20. Mal das Finale der Rolex IJRC Top 10 statt.

Die Zuschauer können sich erneut auf einige der weltweit besten Reiter-Pferd-Paare freuen, die in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten: ob bei der Vielseitigkeitsprüfung in der Halle, beim Fahren oder beim Springreiten. Ihren Höhepunkt findet die traditionsreiche Veranstaltung dann im Rolex Grand Prix am Sonntag.

Der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, der Deutsche Daniel Deußer, dürfte den nächsten Sieg fest im Blick haben. Auch Martin Fuchs und Steve Guerdat sind vor ihrem Schweizer Heimpublikum mit dabei und möchten in diesem erstklassigen Wettkampf ihr Können unter Beweis stellen.

Tickets sind hier erhältlich

Keeley Durham Keeley Durham

Züchter im Gespräch

Keeley Durham

 

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Die stammt aus der Zeit, als ich zehn Jahre alt war – mein erster Turnierstart im Parklands Equestrian Centre. Ich nahm an einer Clear-Round-Prüfung teil, und jede Runde kostete meinen Vater 50 Pence – ich glaube, er hat am Ende 20 Pfund ausgegeben, damit ich endlich eine Rosette für eine fehlerfreie Runde bekam. Mein Pony blieb immer wieder stehen und ich bin immer wieder heruntergefallen.

Was ist der stolzeste Moment Ihrer bisherigen Karriere – entweder beim Reiten, im Pferdesport oder in der Zucht?

Ich hatte das Glück, in meiner bisherigen Laufbahn schon einige fantastische Momente erleben zu dürfen. Was meine Karriere als Reiter betrifft, gibt es einige Momente, auf die ich besonders stolz bin. Dazu gehören der Sieg in der Klasse der Jungen Reiter bei der Horse of the Year Show 1991 und mit Welham zum Team der Jungen Reiter zu gehören, das 1992 bei den Europameisterschaften in San Remo Gold gewann.

Als Besitzer war Welham ein unglaubliches Pferd. Nach meiner Karriere mit ihm ging er mit John Whitaker an den Start und gewann wirklich viele Prüfungen. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Großen Preis von Aachen. Vom Züchterischen her muss es dann auf jeden Fall die Zucht von Argento sein.

Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?

Als John [Whitaker] Welham geritten ist, waren wir einmal auf dem Hof von Nick Skelton und er hat vorgeschlagen, dass ich mir eine Zuchtstute zulegen und mehr junge Pferde produzieren sollte. Ich hielt das für eine tolle Idee, aber ich habe sie erst zwei Monate später in die Tat umgesetzt, als John mich gebeten hatte, etwas für seine Rinder bei einem örtlichen Bauern abzuholen. Am Ende kam ich mit einer zweijährigen Stute namens Flora May zurück. Als sie drei Jahre alt war, haben wir sie, bevor wir sie eingeritten haben, zur Zucht eingesetzt, und das war eigentlich der Anfang von allem. Nach ihrem ersten Fohlen sind wir eine Zeit lang mit ihr auf Turnieren gestartet, bevor sie ihr zweites Fohlen bekam – Argento.

Hat Ihnen jemand beigebracht, wie man erfolgreich züchtet?

Ich hatte nie wirklich einen Mentor – ich folge hauptsächlich meinem Instinkt und meinem Bauchgefühl. Aber jetzt verbringe ich mehr Zeit damit, mir den Stammbaum der Pferde anzuschauen, als das am Anfang der Fall war.

Gibt es etwas, worauf Sie bei Ihren Stuten und Zuchthengsten besonders achten, um sicherzustellen, dass Sie die bestmöglichen Nachkommen ziehen?

Ja, absolut! Eigentlich habe ich mit den Nachkommen der ersten Zuchtstute, die ich hatte, weiter gezüchtet, da sie ein tolles Pferd war. Für mich hatte sie alles, nach dem ich suche, und alle Pferde, die aus ihr stammten, waren sehr korrekt, und das ist für mich sehr wichtig. Für eine Stute ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass sie gut und korrekt im Typ steht und diesen weitergibt, ein gutes Temperament besitzt und eine „nette Person“ ist. Natürlich soll sie sich auch gut bewegen und gut springen können. Bei den Hengsten versuche ich, sie auf die Stute abzustimmen. Wenn zum Beispiel das Sprungvermögen verbessert werden soll, dann würde ich einen Hengst mit viel Sprungvermögen wählen. Außerdem braucht er einen guten Körperbau und ein gutes Temperament.

Was sind die drei wesentlichen Punkte für die Zucht eines Spitzenspringpferdes?

Zuallererst müssen Stute und Hengst korrekt gebaut sein. Dann denke ich, dass der Hengst eine gute Springtechnik und viel Sprungvermögen haben muss, und schließlich eine gute Einstellung – von beiden Seiten. Ich würde nicht mit einem Pferd züchten wollen, das schwierig ist oder ein schlechtes Temperament hat, aber ich habe nichts dagegen, wenn sie ein bisschen heiß sind. 

Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie ein Paar zusammengestellt haben, von dem Sie nicht dachten, dass etwas Besonderes dabei herauskommen wird, das am Ende aber zu unerwarteten Ergebnissen geführt hat?

Als ich Flora May von Arko habe decken lassen, haben wir definitiv nicht damit gerechnet, dass Argento dabei herauskommt. Arko war damals ein junger Hengst und Argento war eines seiner in England gezüchteten Fohlen. Ich habe mich für Arko entschieden, weil ich ihn mit Nick [Skelton] springen gesehen habe, als ich mit John und Welham zu den Turnieren gefahren bin, und er hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn er frech war, war er doch ein „netter Typ" und hatte ein riesiges Sprungvermögen.

Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?

Ja, absolut! Malcom Pyrah würde sagen: Ich nehme den Käufer meines Pferdes fast genauso unter die Lupe, wie er das Pferd unter die Lupe nehmen möchte. Ich verkaufe nicht viele meiner Pferde, aber als ich Argento an John verkauft habe, hatte ich bereits eine sehr gute und vertrauensvolle Beziehung zu ihm. Vor kurzem habe ich ein Pferd namens Arakan in die USA verkauft, und wenn ich die Menschen dort nicht gemocht hätte, hätte ich das wahrscheinlich nicht getan. 

Können Sie dem Leser ein paar Einblicke in einen Tag in Ihrem Leben oder in Ihre Einrichtungen geben?

Es ist sehr wichtig, dass man Zugang zu genügend Land hat, damit sie [die Pferde] draußen sein und einfach Pferd sein können. Die Fohlen sollten bis zum Einreiten so lange wie möglich in einer natürlichen Umgebung aufwachsen. Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, von Geburt an mit den Fohlen richtig umzugehen. Wir fangen gleich ab Tag 1 an, unsere Fohlen zu führen. Sie tragen ein Halfter und werden vom ersten Tag an der Hand geführt.

Ich züchte nicht viele Fohlen. Ich kann also Zeit mit ihnen verbringen und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken als in einem großen Zuchtstall, und das macht mir Spaß. Ich liebe die Fohlen und kümmere mich gerne um sie. Ich finde, dass wenn das Abfohlen zu Hause stattfindet, man auch da sein und die Stute die ganze Nacht lang beobachten sollte. Innerhalb von nur 10 Minuten kann etwas schief gehen. In einem Moment kann noch alles in Ordnung sein und im nächsten müssen Sie für die Stute und das Fohlen da sein.

Wenn Sie vorhaben, Fohlen zu verkaufen, wie lange behalten Sie sie in der Regel?

Ich habe noch nie Fohlen verkauft. Ich ziehe sie immer bis auf Wettkampfniveau heran. Wenn man ein Fohlen verkaufen will, geht das, solange es noch mit der Stute läuft, und dann etwa zum Zeitpunkt des Absetzens geht es dann mit dem Fohlen weiter. Neben Springpferden habe ich noch ein Pferd gezüchtet, das bis zur fortgeschrittenen Vielseitigkeitsprüfung aufgestiegen ist, und andere, die zwar keine Superstars waren, aber dennoch schöne Pferde.

Wie viele Pferde züchten Sie in einem normalen Jahr?

Wir hatten früher einmal zwei Zuchtstuten, aber jetzt haben wir nur noch eine, also werden wir dieses Jahr nur ein Fohlen züchten. Allerdings denke ich darüber nach, nächstes Jahr einen Embryotransfer durchführen zu lassen. Ich habe vor, einen Embryo zu behalten und einen Embryo als tragende Stute mit dem Embryo von Betty May [Tochter von Flora May] zu verkaufen. Betty May ist die Vollschwester von Argento, und ihr erstes Fohlen stammt von Big Star. Dieses Fohlen wird nächstes Jahr drei Jahre alt und wir sind sehr begeistert von ihr. Sie heißt Stellar. Wir haben sie noch nicht frei springen lassen, aber von dem, was ich auf der Koppel von ihr gesehen habe, glaube ich, dass sie eine ist, die man im Auge behalten sollte.   

Was ist Ihr Ziel für die Pferdezucht?

Nun, ich würde sagen, einen Superstar zu züchten – aber ich habe ja das große Glück, dass das bereits geschehen ist. Es wäre aber schön, noch ein Pferd wie Argento züchten zu können. Es heißt ja, dass man im Leben nur ein gutes Pferd hat, aber ich hatte das große Glück, Welham und Argento zu haben. Mit der Zucht von Argento habe ich mir den Traum aller Ponyhof-Mädchen erfüllt. Ich würde aber gerne ein buntes Pferd aus Betty May züchten, falls ich den richtigen bunten Hengst finde.

Gibt es auch außerhalb der Zucht Ziele, die Sie anstreben?

Seit kurzem habe ich einige Kunden auf meinem Hof, die Turnierpferde haben. Ich coache und betreue sie. Ich finde es toll, sie auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen und beim Management ihrer Pferde zu unterstützen. Ich habe drei Hauptkunden, eine davon ist Evie Toombes, die Para-Reiterin. Sie ist eine echte Inspiration und ich liebe es, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Meine beiden anderen Kunden sind Evies Mutter Caroline und Andrea Lloyd.  

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Sport?

Ich finde ihn sehr positiv. Das ist etwas, das sowohl die Spitzenspringreiter als auch die nächsten Generationen anstreben sollten. Das Preisgeld ist unglaublich und die Möglichkeit, zusätzlich noch einen Bonus zu erreichen, spornt die Reiter noch mehr an. 

Welches der vier Majors gefällt Ihnen am besten und warum?

Ich habe das unglaubliches Glück gehabt alle Majors zu erleben. Ich finde, sie sind alle unglaublich tolle Turniere, aber mein Favorit ist glaube ich Aachen. Ich habe ganz besondere Erinnerungen an den Grand Prix, den John und Welham 1997 dort gewonnen haben – das ist wie ein Wimbledon-Sieg im Tennis. Spruce Meadows finde ich auch toll, das ist so ein einzigartiges Turnier, vor allem der Ort, wo es stattfindet. Die Southern-Familie ist sehr gastfreundlich, man fühlt sich wie ein Teil der Familie und sie tun alles, um einem zu helfen. Sie haben es so viel verbesset, und die Atmosphäre ist unglaublich.

Thibault Philippaerts (Photo: Dirk Caremans) Thibault Philippaerts (Photo: Dirk Caremans)

Meet the Next Gen mit:

Thibault Philippaerts

 

Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres?

Ich werde beim CHI Genf in der U25-Tour starten und am Ende des Jahres noch in Mechelen in Belgien. Ich freue mich sehr auf diese beiden Turniere.

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Ich habe ein paar wirklich gute Pferde, aber die meisten von ihnen sind noch jünger und noch nicht sehr erfahren. Ich habe versucht, sie in diesem Jahr aufzubauen, um im nächsten Jahr bei anspruchsvolleren Prüfungen starten zu können. Mein Hauptziel ist die Teilnahme an den Europameisterschaften der Jungen Reiter. Das ist das letzte Jahr, in dem ich teilnehmen kann, und ich würde gerne Teil eines starken Teams sein und eine Medaillenchance haben.

Sie haben bisher eine großartige Karriere hingelegt – was war Ihr stolzester Moment?

Als ich 13 Jahre alt war, habe ich bei den Pony-Europameisterschaften Einzel-Bronze gewonnen. Ich war begeistert von diesem Ergebnis, denn es war eine große Überraschung, dort so gut abzuschneiden. Aber ich glaube, mein stolzester Moment war der Gewinn des Mannschaftsgolds bei den Junioren-Europameisterschaften in Fontainebleau. Das Team war außergewöhnlich, weil wir alle schon so lange befreundet waren, und dann gemeinsam Mannschaftsgold zu holen, war einfach toll. Das war eine Erfahrung, die mir bis heute in Erinnerung ist, und ich glaube, ich werde noch sehr lange daran zurückdenken.

Solche Erfolge vor Augen zu haben, kann auch Druck aufbauen – wie geht man in einem so jungen Alter mit Druck um?

Ich werde nicht wirklich nervös, so dass es mir nicht allzu schwerfällt, mit dem Druck umzugehen. Im Eifer des Gefechts spüre ich den Druck nicht wirklich. Aber wenn ein großes Turnier zu Ende ist, merke ich, dass doch etwas von mir abgefallen ist, und das ist schon eine Erleichterung. Aber die großen Momente sind das, wofür wir in unserem Sport leben, und wir haben das Glück, an Meisterschaften oder Großen Preisen teilnehmen zu können. Daher sehe ich diesen eher als ein Privileg.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

da gibt es sehr viele Reiter. Aber ich glaube, die Person, die mich am meisten inspiriert hat, ist mein Vater. Ich habe ihm alles zu verdanken. Er hat mir unzählige Möglichkeiten und Chancen mit meinen Ponys und Pferden gegeben. Was er zu Hause aufgebaut hat, und wie er mir und meinen vier Brüdern Pferde bereitgestellt hat, ist unglaublich. Obwohl er ständig auf Turnieren unterwegs ist, gelingt es ihm auch zu Hause, den Stall und das Geschäft erfolgreich am Laufen zu halten. Es ist sehr schwierig, sowohl im Sport als auch als Unternehmer erfolgreich zu sein, daher finde ich das sehr inspirierend und hoffe, dass ich das eines Tages selbst auch so hinkriege.

Sie stammen aus einer Springreiterdynastie – haben Sie jemals daran gedacht, dass Sie und Ihre Brüder keine Karriere als Springreiter einschlagen würden?

Unsere Eltern haben uns nie wirklich dazu gedrängt, eine Karriere mit Pferden zu machen. Als ich aufwuchs, haben wir verschiedenste Sportarten ausgeübt, wie Fußball, Tennis und Laufen. Aber wir waren jeden Tag mit den Pferden zusammen – ich glaube, es wurde uns einfach in die Wiege gelegt. Wir lieben die Pferde und haben das Bedürfnis, jeden Tag mit ihnen umzugehen. Ich finde auch die Beziehungen so toll, die man zu den Pferden aufbauen kann.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Bei den großen Turnieren zuzuschauen und natürlich meine Brüder und meinen Vater dabei zu haben, motiviert mich sehr. Es sind diese Turniere, die einzigartige Momente und Stimmungen hervorbringen, und ich würde gerne einmal bei den Majors mitreiten können. Alles, was ich will, ist, mein Bestes geben, um jede Woche in der höchsten Klasse antreten zu können und eine unglaubliche Beziehung und Verbindung zu meinen Pferden zu haben.

Gibt es ein Pferd, zu dem Sie eine ganz besondere Beziehung haben?

Als ich 16 Jahre alt war, hatte ich ein Pferd namens Juvente Van De Kakebeek. Sie war etwas ganz Besonderes für mich, da wir sie selbst gezüchtet haben und sie eines der ersten Pferde war, mit denen ich in höheren Prüfungen antreten konnte. Sie war extrem talentiert und sehr schnell, aber sie hatte auch einen unglaublichen Charakter – sie war so intelligent. Wir hatten eine großartige Partnerschaft miteinander, und sie war wirklich das Pferd, mit dem für mich alles begann.

Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie derzeit haben?

Im Moment habe ich eine ganze Reihe von Pferden. Viele von ihnen sind noch etwas jünger, aber ich habe auch ein älteres Pferd namens Aqaba De Leau. Sie ist kürzlich in Italien Dritte in einer Drei-Sterne-Prüfung geworden, und sie ist in diesem Jahr auch schon in einigen höheren Klassen gesprungen. Sie ist ein tolles Pferd und gibt immer ihr Bestes, um fehlerfrei zu springen – ich bin sehr froh, sie zu haben. Ich habe einen Neunjährigen namens Cap Du Marais, den wir Mitte des Jahres gekauft haben. Er hat noch nicht allzu viel Erfahrung, aber er springt jetzt in auch höheren Klassen, und ich denke, er ist einer für die Zukunft. Außerdem habe ich auch zwei vielversprechende Achtjährige, die meiner Meinung nach ein großes Potenzial haben.

Ich bin sehr zufrieden mit den Pferden, die ich derzeit habe. Ich finde, sie sind alle sehr talentiert und besonders, aber sie brauchen noch etwas Zeit, um sich weiterzuentwickeln und mehr Erfahrung zu sammeln. Ich glaube, dass das nächste Jahr sehr spannend wird.

Wie fühlt es sich an, dass die Fans die Turniere wieder unterstützen?

Ich finde es toll, dass die Fans wieder dabei sind, sie machen den Sport noch besser. Sie schaffen eine unglaubliche Atmosphäre – ohne sie ist es wirklich nicht dasselbe. Ich glaube, das spornt mich an, noch bessere Leistung zu bringen, und auch manche Pferde lieben die Atmosphäre und packen die Gelegenheit beim Schopf. Ich reite lieber vor einem Publikum – die Anfeuerungsrufe der Fans zu hören, ist einfach super.

Sind Sie besser, wenn viele Leute da sind?

Ich bin schon irgendwie ein Showman, daher spornt mich das Publikum bei den Turnieren schon an. Ich mag es sehr, wenn es viel Lärm und viele Menschen gibt.

TEILNEHMEN UND GEWINNEN MIT #MYMAJORDREAM

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat eine neue Initiative mit dem Titel #MyMajorDream gestartet. Die Kampagne richtet sich an alle, die schon einmal davon geträumt haben, die Trophäe vor dem fantastischen Publikum des CHI Genf oder des The Dutch Masters in die Höhe zu stemmen, nach einer fehlerfreien Runde beim weltberühmten Rolex Grand Prix des CHIO Aachen den Status eines Live-Contenders zu erlangen oder beim Spruce Meadows 'Masters' auf einem der schwierigsten Außenplätze ein Major zu gewinnen.

Die #MyMajorDream-Kampagne lädt Reiter, Pferdepfleger, Besitzer, Züchter und Fans ein, sich zu beteiligen und in den sozialen Medien zu teilen, welches Rolex Grand Slam Major sie am liebsten gewinnen würden und warum. Die Teilnehmer müssen bis Mittwoch, 1. Dezember, dem Rolex Grand Slam of Show Jumping  in den sozialen Medien folgen, das Konto in ihrem Beitrag oder ihrer Story taggen und den Hashtag #MyMajorDream verwenden.

Die Gewinner erhalten eine von ausgewählten früheren Major-Siegern wie Steve Guerdat, Scott Brash, Daniel Deusser, Martin Fuchs und anderen signierte Rolex Grand Slam of Show Jumping-Kappe!

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