McLain Ward und HH Azur gewinnen bei Dutch Masters zweiten Rolex Grand Prix in Folge
Die hochklassigste Prüfung des The Dutch Masters war der Rolex Grand Prix am Sonntag, eine Etappe des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Das fachkundige Publikum in den Brabanthallen war bereits voller Vorfreude auf die Ritte unvergleichlicher Präzision, Unerschrockenheit und Athletik vonseiten der besten Springreiter und -reiterinnen der Welt. 35 Pferd- und Reiterpaare, darunter acht aus den aktuellen Top 10 der Weltrangliste, setzten alles daran, sich einen der prestigeträchtigsten Preise dieses Sports zu sichern: den Rolex Grand Prix.
Als Erster meisterte die Nummer eins der Weltrangliste, Henrik von Eckermann, den aus 17 Hindernisse bestehenden Parcours von Louis Konickx fehlerfrei. Er saß im Sattel von King Edward, mit dem er bereits bei der FEI-Weltmeisterschaft Gold geholt hatte. Der nächste Starter war der Franzose Julien Epaillard, der eine fehlerfreie Runde absolvierte und damit ein Stechen nötig machte. Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs, der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, McLain Ward, sowie der Rolex Grand Prix-Gewinner des CHIO Aachen 2022, Gerrit Nieberg, bewiesen ebenfalls, dass sie zur Elite gehören, und sicherten sich einen Platz in der entscheidenden Runde. Wahre Begeisterungsstürme durch das niederländische Publikum gab es, als dem Gewinner des VDL Groep Preises von Freitagabend, Willem Greve, ein fehlerfreier Umlauf gelang.
16 Reiter, darunter die ersten vier der Weltrangliste, zogen ins Stechen ein, sodass den Fans ein wahrer Showdown aus Tempo und Geschicklichkeit bevorstand. Der Schwede Henrik von Eckermann eröffnete das Stechen mit einem atemberaubend schnellen Durchgang in nur 38,52 Sekunden. Doch seine Zeit wurde kurz darauf von Julien Epaillard um 0,46 Sekunden unterboten. Der aktuelle Anwärter, McLain Ward, zog das Tempo noch einmal an, um an seinen Chancen auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping festzuhalten. Mit einer um 0,09 Sekunden schnelleren Zeit schien der Franzose Simon Delestre bereits auf dem besten Weg, Ward den Sieg noch abzuringen, doch zu seiner großen Enttäuschung fiel schließlich doch noch der letzte Rolex-Oxer. So ging Ward als Gewinner hervor und konnte seinen Titel als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping verteidigen.
Nach seinem außergewöhnlichen Sieg kommentierte McLain Ward: „Ich glaube, ich habe es noch gar nicht richtig begriffen. Es war so nervenzerreißend, den noch übrigen 12 Reitern im Stechen zusehen zu müssen. Das Niveau hier ist so hoch. Ich glaube, ich werde erst später heute Abend realisieren, was wir erreicht haben. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat wirklich die Messlatte in diesem Sport höhergelegt, und ein Major zu gewinnen ist einer der großartigsten Augenblicke in der Karriere eines Reiters. Ich bin so stolz auf mein Team und mein Pferd – und auch ein kleines bisschen auf mich selbst.“
Auf die Frage nach seinem Pferd antwortete der Anwärter auf den Rolex Grand Slam: „Sie ist klüger als alle anderen und eine wahre Königin. Ich glaube, sie versteht, worum es geht, und legt sich wirklich ins Zeug. Sie liebt ihren Job, und die Partnerschaft, die wir uns erarbeitet haben, ist etwas ganz Besonderes. Wir bereiten sie jetzt auf den CHIO Aachen vor, wo wir beide versuchen werden, den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen.“
Interview mit:
Charlotte Attwell
Erzählen Sie uns ein wenig über Ihre Reise zum The Dutch Masters ...
Wir waren in den letzten Wochen in den Niederlanden und haben in Kronenberg an Turnieren teilgenommen und dann auch hier trainiert. Ich hatte also eigentlich eine sehr entspannte Fahrt zum The Dutch Masters, denn wir waren nur eine Stunde entfernt. Das war viel angenehmer, als sich von Großbritannien aus auf den Weg zu machen.
Sie sind zum ersten Mal beim The Dutch Masters mit dabei. Wie gefällt es Ihnen und wie sind die Bedingungen für die Pferde?
Die Bedingungen für die Pferde sind erstklassig – wir sind zum ersten Mal hier und ich bin wirklich beeindruckt. Das Wohlergehen der Pferde hat bei diesem Turnier Priorität und das sieht man auch in den Ställen und Arenen.
Sie sind viel mit dem Auto unterwegs. Wie unterhalten Sie sich auf langen Reisen?
Während langer Autofahrten singe ich gerne. Ich bin nicht sehr gut darin, aber es hält mich wach. Auch eine große Auswahl an Snacks ist hilfreich!
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie mitgebracht haben, und über ihre Charaktere?
Wir haben Equine America Cacharel, unsere beste Stute, mitgebracht. Sie hat an den FEI-Weltmeisterschaften in Herning teilgenommen und absolvierte zahlreiche FEI Nations Cup™-Turniere. Wir lieben sie und sie hat einen tollen Charakter. Sie ist total verwöhnt und liebt ihre Leckerlis.
Das zweite Pferd, das wir mitgebracht haben, ist Equine America Bingo de Chateau. Er ist sehr selbstbewusst und wird auch viel verwöhnt, aber vielleicht ist das meine eigene Schuld! Er ist wirklich einmalig in seiner Art und kann beim Training ziemlich ungezogen sein, ist aber unglaublich talentiert.
Außerdem haben wir in diesem Jahr ein neues Pferd namens Ebanking mitgenommen, einen neunjährigen Hengst. Das The Dutch Masters wird sein erstes 5*-Turnier sein. Wir sind also gespannt, wie gut er abschneidet und wie er auf die Atmosphäre reagiert. Derzeit scheint er in Topform zu sein.
Was können Sie tun, um einem Pferd zu helfen, wenn es nicht gerne reist?
Wir haben Glück, denn alle unsere Pferde haben sich so an das Reisen gewöhnt, dass sie sich wirklich gut benehmen. Sie trinken alle, haben ihre Heunetze und sind sehr ruhig.
Sind Sie gerne bei den Majors – The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, Spruce Meadows und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Ich war beim CHI Genf und beim The Dutch Masters dabei und diese Majors haben ein ganz anderes Niveau als andere Veranstaltungen. Man ist einfach überwältigt, wenn man in der Arena ankommt und all die guten Bedingungen sieht. Jetzt muss ich noch zum CHIO Aachen und zum CSIO Spruce Meadows 'Masters'.
Was war Ihr stolzester Moment als Pferdepflegerin?
Mein stolzester Moment ist definitiv der Gewinn von Mannschaftsbronze bei den FEI-Weltmeisterschaften – besser geht es nicht. Ich war die ganze Woche über so nervös. Ich weiß noch, wie ich hinten gewartet habe, als wir erfahren haben, dass die Mannschaft eine Bronzemedaille gewonnen hat, das war ein unglaublicher Moment. Es ist wirklich schwierig, meine Gefühle in diesem Augenblick in Worte zu fassen. Es war eine großartige Teamleistung, auf die wir alle sehr stolz sind.
Wie oft reiten Sie?
Ich bin früher geritten, reite jetzt aber nicht mehr so oft, weil ich keine Zeit habe. Ich bin aber auch mit meiner Arbei vom Boden aus zufrieden und kümmere mich gerne um die Pferde und verwöhne sie.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten und am wenigsten?
Am wenigsten mag ich das Ein- und Ausladen des Transporters, weil es so zeitaufwendig ist. Am besten gefällt mir, eine Bindung zu den Pferden aufzubauen. Ich verbringe viel Zeit mit Cash und Bingo, da sie meistens mit mir unterwegs sind. Die Bindung, die man zu ihnen aufbaut, ist unglaublich, man kennt die Pferde wirklich in- und auswendig. Es ist wirklich schön, denn die Pferde wollen Zeit mit dir verbringen und dich sehen – das ist ein tolles Gefühl. Ich betrachte das nicht als Job, sondern als eine Lebensart, die ich liebe.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Man bildet definitiv eine Gemeinschaft unter den Pferdepflegern, da man ständig auf Reisen ist und gemeinsam Turniere besucht. Wir tauschen uns immer aus, an welchen Turnieren wir teilnehmen oder wohin es danach weitergeht. Es ist wirklich schön, dass man sich bemüht, einander im Auge zu behalten. Unser Team hat erst letztes Jahr mit den 5*-Turnieren begonnen, aber alle sind sehr nett und gastfreundlich. Es herrscht eine wirklich schöne Atmosphäre, da meistens alle zusammen essen gehen und gegenseitig Tipps austauschen.
Welche Eigenschaften muss man besitzen, um ein erstklassiger Pferdepfleger zu sein?
Man muss sich auf jeden Fall engagieren, denn sonst kommt man nicht weiter. Man muss auch gewinnen wollen! Jeder kann Pferdepfleger werden, denn man lernt alles in der Praxis, aber es ist wichtig, dass man engagiert und lernwillig ist. Niemand ist am Anfang perfekt; man arbeitet sich definitiv nach oben. Es ist wirklich von Vorteil, Zeit mit anderen Pferdepflegern zu verbringen, denn man lernt so viel von ihnen und jeder hat seine eigenen Methoden. Es gibt keine richtige oder falsche Methode, man muss einfach herausfinden, was für einen selbst funktioniert.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Der beste Rat, den ich erhalten habe, lautet, nicht in Panik zu geraten. Es ist wichtig, sich für seine Aufgaben Zeit zu nehmen und dafür zu sorgen, dass man alles richtig macht.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Ich würde mein Handy, meinen Hund Otis und Chips mitnehmen, denn das ist ein toller Snack!
Interview mit:
Leopold Van Asten
Was macht das The Dutch Masters so besonders?
The Dutch Masters ist ein außergewöhnliches Turnier. Ich wohne in der Nähe, mein Stall ist nur fünfunddreißig Minuten entfernt. Meine Freunde, Familie und Sponsoren kommen also alle zum Turnier, um mich zu unterstützen, und das macht es zu etwas ganz Besonderem.
Wie hat es sich angefühlt, 2017 den Rolex Grand Prix hier beim The Dutch Masters zu gewinnen?
Der Gewinn des Rolex Grand Prix hier beim The Dutch Masters im Jahr 2017 ist eine meiner schönsten Erinnerungen. Leider galt er nicht als Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping, da The Dutch Masters der Turnierserie erst im Jahr darauf beigetreten ist. Wie immer bei den Rolex Grands Prix war die Konkurrenz groß und es war ein unbeschreibliches Gefühl, vor dem heimischen Publikum den Sieg davon zu tragen.
Erzählen Sie uns ein wenig über das Pferd, mit dem Sie hier gewonnen haben ...
Ich habe damals VDL Groep Zidane N.O.P. geritten der inzwischen nicht mehr an Turnieren teilnimmt. Er steht auf einer Weide in der Nähe meines Hauses und ist immer noch gut in Form. Ich hatte eine fantastische Karriere mit ihm und wir haben mehrere Grand Prix gewonnen, aber hier beim The Dutch Masters war es schon etwas ganz Besonderes.
Wie sehen Ihre Ziele und Ambitionen für 2023 aus?
Im Moment konzentriere ich mich auf die FEI-Europameisterschaften. Ich stecke auch viel Energie in die Entwicklung und Ausbildung meiner jüngeren Pferde; ich habe zwei zehnjährige Pferde hier beim The Dutch Masters. Sie sind beide äußerst talentiert, deshalb freue ich mich sehr auf die kommende Saison.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Der stolzeste Moment meiner Karriere war wohl der Gewinn des Rolex Grand Prix hier beim The Dutch Masters im Jahr 2017. Es war auch etwas ganz Besonderes, die niederländischen Meisterschaften in Valkenswaard zu gewinnen, da ich es als Heimatturnier betrachte – ich habe die niederländischen Meisterschaften dreimal gewonnen, worauf ich sehr stolz bin.
Wie wichtig ist das Team, das hinter Ihnen steht?
Als Reiter ist man ohne ein Team, das einen unterstützt, einfach nicht wettbewerbsfähig. Die Pferdepfleger sind die wichtigsten Personen hinter den Kulissen, da sie unglaublich viel Arbeit hineinstecken und dafür sorgen, dass die Pferde zufrieden und in bester Verfassung sind. Wir haben auch ein fantastisches Team, das zu Hause bei den Pferden bleibt, die nicht mitfahren, das ist für die Ausbildung und Entwicklung der jüngeren Pferde unerlässlich.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
In meiner Jugend habe ich Reiter wie John Whitaker und Jos Lansink bewundert. Beide haben einen inspirierenden Werdegang hinter sich und man kann viel von ihnen lernen.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als Reiter
Es ist eine unglaubliche Chance, dass der Rolex Grand Slam of Show Jumping in unserem Sport ins Leben gerufen wurde. Er hat den Reitsport deutlich aufgewertet und revolutioniert. Die vier Majors, die Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping bilden, sind die besten Turniere der Welt, und es ist ein unglaubliches Gefühl, an ihnen teilzunehmen.
Mit wem treten Sie am Sonntag beim Rolex Grand Prix an?
Ich habe vor, VDL Groep Nino Du Ruton zu reiten, der bei diesen 5*-Turnieren noch etwas unerfahren ist. Er ist bereits bei 1,55 m angetreten, aber ich glaube, er hat das Potenzial, am Sonntag eine gute Leistung zu bringen, auch wenn es eine Herausforderung wird. Er hatte letzte Woche ein gutes Turnier, deshalb werde ich mit ihm vor dem Rolex Grand Prix nur in der 1,40 m-Klasse springen. Hoffentlich wird es gut laufen.