Rolex Grand Slam of Show Jumping

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Mittendrin beim CHI Genf 2022: Sonntag, 11. Dezember

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

McLain Ward gewinnt den Rolex Grand Prix

 

Bevor der Rolex Grand Prix – der Höhepunkt der 61. Ausgabe des CHI Genf – eingeläutet wurde, verabschiedeten sich 8.000 Fans von einem großartigen Rekordpferd, Martin Fuchs' legendärem Wallach Clooney 51, der im August 2021 in den Ruhestand gegangen war. Fuchs hatte dieses Major des Rolex Grand Slam 2019 mit dem inzwischen 16-jährigen Schimmel gewonnen und stolzierte zu stürmischem Applaus des Publikums sichtlich gerührt mit Clooney in jede Ecke der Genfer Arena, bevor er zum Abschluss eine kurze Rede zu Ehren seines treuen Gefährten hielt.

 

Danach wurde alles für den diesjährigen Rolex Grand Prix bereit gemacht, in dem 40 Pferd- und Reiterpaare aus 14 Nationen – darunter 16 Reiter aus den aktuellen Top 20 – antraten, die sich bei ihrer Jagd auf den Rolex Grand Slam allesamt einen der begehrtesten Preise dieses Sports sichern wollten. Die Parcoursdesigner Gérard Lachat und Louis Konickx hatten eine technische erste Runde über 14 Hindernisse zusammengestellt, gefolgt von einem Stechen über 9 Sprünge, falls zwei oder mehr Teams eine fehlerfreier Umlauf gelingen sollte.

 

Der Brite Ben Maher (Dallas Vegas Batilly) absolvierte den 1,60-m-Parcours als Erster fehlerfrei, kurz darauf gefolgt von dem Deutschen Daniel Deußer auf Scuderia 1918 Tobago Z. Nach der ersten Hälfte waren sieben weitere Reiter fehlerfrei ins Ziel gekommen, darunter Gilles Thomas (Calleryama), das französische Duo Kevin Staut (Scuderia 1918 Viking d'la Rousserie) und Simon Delestre (Cayman Jolly Jumper), die beiden Deutschen André Thieme (DSP Chakaria) und Christian Ahlmann (Dominator 2000 Z), der Däne Andreas Schou (Darc de Lux) sowie der Ire Shane Sweetnam (James Kann Cruz). In der zweiten Hälfte der Runde gelang nur vier weiteren Reitern der Einzug ins Stechen, da sich der Oxer-Liverpool (6A) als kniffligstes Hindernis mit den meisten Abwürfen erwies. Unter diesen Reitern waren die Publikumslieblinge Martin Fuchs (Leone Jei) und Elian Baumann (Little Lumpi E), der Amerikaner McLain Ward (HH Azur) und ein überglücklicher Daniel Bluman aus Israel (Ladriano Z), sodass schließlich 14 Paare zum Stechen antraten.

 

Der Anwärter auf den Rolex Grand Slam, Daniel Deußer, gab zu Beginn des Stechens das Tempo vor und setzte die nachfolgenden Starter als erster Reiter mit zwei fehlerfreien Runden in einer Zeit von zwei 42,58 Sekunden schwer unter Druck. Doch es sollte kein zweiter Major-Sieg in Folge für Deußer werden, denn der Franzose Simon Delestre unterbot Deußers Zeit um 0,12 Sekunden, nur um kurz darauf selbst von dem belgischen Nachwuchs-Talent Gilles Thomas um 1,58 Sekunden unterboten zu werden (40,88 Sekunden). Nachdem sowohl Christian Ahlmann als auch Rolex-Markenbotschafter Kevin Staut Fehler kassierten, raste der Gewinner der Credit-Suisse-Prüfung von Samstag, Shane Sweetnam, wie ein Besessener durch den Parcours, absolvierte eine fehlerfreie Runde und stieß Thomas in nur 40,48 Sekunden vom Thron, einer Zeit, die nicht zu schlagen zu sein schien. Doch der nächste Starter, Martin Fuchs, bewies, dass Thomas' Zeit durchaus zu unterbieten war. In unter 40 Sekunden (39,77 Sekunden) ritt er ins Ziel und brachte das Publikum damit zum Toben. Als sich der vorletzte Reiter, Daniel Bluman, einen Abwurf leistete, lag das Schicksal von Fuchs in den Händen des Amerikaners McLain Ward und seiner 16-jährigen braunen Stute HH Azur. Das für sein Tempo und seine Präzision bekannte Paar schwebte förmlich durch den Parcours, unterbot Fuchs' Zeit in den ersten beiden Abschnitten und übersprang schließlich das letzte Hindernis mehr als eine Sekunde schneller als der Schweizer. Damit ging das Paar in die Geschichte des Rolex Grand Slam ein und Ward wurde schließlich zum neuen Anwärter. 

Seinen ersten Major-Sieg im Rolex Grand Slam of Show Jumping und dessen Bedeutung inmitten seiner bisherigen Karrieresiege kommentierte McLain Ward wie folgt: „Den Rolex Grand Prix in Genf zu gewinnen, zählt zu den allergrößten Augenblicken. Olympische Goldmedaillen, der Grand Prix in Calgary – das ist ein ganz besonderer Moment.“

Und auf die Frage, was den CHI Genf zu so einem besonderen Austragungsort macht, erklärte McLain Ward: „Die Menschen! Es ist einfach spektakulär, die Atmosphäre, die Umgebung, die Organisatoren und Sponsoren machen alles so besonders, dass die Teilnehmer zu Hochform auflaufen.“

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Meet the Next Gen mit:

Alexandra Amar

 

Was macht den CHI Genf zu einer so besonderen Veranstaltung?

Es ist ein Heimatturnier und schon allein deshalb etwas Besonderes, weil man vor seinen Landsleuten antritt. Das ist wirklich schön. Ich für meinen Teil wurde schon dreimal ausgewählt, beim CHI Genf anzutreten, was mir sehr viel bedeutet. Michel Sorg, der für die Auswahl [des Schweizer Teams] verantwortlich ist, glaubt immer an mich und gibt mir immer eine Chance. Und natürlich ist der CHI Genf das schönste Hallenturnier der Welt und deshalb ist es immer ein ganz besonderes Gefühl, hier anzutreten.

Sind Ihre Schweizer Kollegen wie Martin Fuchs und Steve Guerdat eine große Inspiration für Sie?

Als kleines Kind habe ich mich immer in die Warteschlange gestellt, um ein Autogramm von Martin und Steve zu bekommen. Zusammen mit Ihnen anzutreten, bedeutet mir also sehr viel. Ich habe davon geträumt und hart dafür gearbeitet, jetzt mit ihnen hier zu sein, ist wie ein wahr gewordener Traum. Dieses Jahr können wir auch über Edouard [Schmitz] reden, der in den Fünf-Sterne-Turnieren antritt. Er hatte bisher ein fantastisches Jahr und ich halte ihn inzwischen für ein Idol, von dem wir uns alle inspirieren lassen können.

Mit welchen Pferden treten Sie diese Woche an?

Ich musste hier diese Woche eine kleine Enttäuschung hinnehmen, denn ich habe ein sehr unerfahrenes Pferd zu dieser Prüfung mitgebracht, um ihm eine Chance zu geben, aber vielleicht war es etwas zu früh. Ich spreche von Lyon van de Plataan. Er ist zehn Jahre alt, ein superschnelles und sehr ehrgeiziges Pferd, vor allem auf diesem Niveau. Aber die Arena hier ist ihm ein bisschen unheimlich.Es gibt so vieles zu sehen, dass es für ein unerfahrenes Pferd vielleicht etwas zu früh war. Aber er ist definitiv ein Pferd für die Zukunft, das wir im Blick behalten werden.

Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Das ist eine leichte Frage! Ich habe zurzeit eine Siebenjährige, die mein Trainer Constant Van Paesschen reitet. Sie ist ein wunderbares Pferd und ich glaube, nächstes Jahr wird sie ganz bestimmt in den höheren Prüfungen antreten. Ich hole sie diesen Winter wieder zu mir und bin schon ganz aufgeregt. Ich liebe dieses Pferd. Wir haben sie selbst gezüchtet, also bin ich buchstäblich mit ihr zusammen aufgewachsen. Ich glaube, in zwei Jahren werden wir sie bei einigen der größten Springturniere der Welt sehen – sie ist fantastisch.

Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2023 aus?

Ich wurde erneut für das Schweizer Team ausgewählt, also würde ich gern meinen Platz behaupten und an einigen Nations-Cup-Turnieren teilnehmen. Und natürlich würde ich wirklich gerne etwas weiter aufsteigen, denn dafür arbeite ich hart. Vielleicht kann ich mein erstes Fünf-Sterne-Turnier in St. Gallen reiten oder werde zum ersten Mal für ein anderes großes Turnier ausgewählt. Das wäre auf jeden Fall ein Traum für nächstes Jahr.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Da gab es schon so einige sehr glückliche Augenblicke. Ich muss wohl sagen, letztes Jahr, als ich auf Vinci [Du Gue] Schweizer Meisterin wurde – das war etwas ganz Besonderes, für das ich hart gearbeitet hatte, dort fehlerfrei durchzukommen, war sozusagen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Ich bin wirklich stolz darauf, wie ich mich bei den Meisterschaften geschlagen habe und wie mein Pferd mit mir und für mich gekämpft hat. Deshalb war das wahrscheinlich der bisher schönste Augenblick in meiner Karriere.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Definitiv mein Vater. Mein Trainer, Constant Van Paesschen, ist auch sehr wichtig für mich. Er hat mich in diesem Sport zum Erfolg geführt und mir durch Höhen und Tiefen hindurch geholfen. Aber mein Vater hat mir wirklich viele wichtige Dinge beigebracht, nicht nur im Sport, sondern auch Lebensweisheiten, die man auf den Sport übertragen kann. Er hat mich gelehrt, eine Kämpferin zu sein und mich nie hängenzulassen, meinen eigenen Weg zu gehen und einfach meine Ziele zu verfolgen. Ich glaube, das ist die wertvollste Lektion, die mir jemand hätte erteilen können.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere im Springreiten in Erwägung zieht?

Glaube an deine Träume. Ich war auch mal ein kleines Kind, das in der Warteschlange stand und auf ein Autogramm der Reiter gewartet hat und eben diesen Reitern mit Sternchen in den Augen zugesehen hat. Aber man darf nicht glauben, dass es leicht ist. Es ist ein schwerer Weg, es ist wichtig nicht aufzugeben und für seine Träume zu kämpfen.

Wie stark hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach den Sport beeinflusst?

Rolex ist schon immer ein wunderbarer Sponsor und ein wunderbarer Unterstützer des Sports gewesen – sie haben diese Rolex-Grand-Slam-Tour zu etwas Legendärem gemacht. Scott Brash hat auch dazu beigetragen, als er den Rolex Grand Slam gewann, was ich für unmöglich gehalten hatte, aber er hat das Unmögliche möglich gemacht. Für mich ist es einfach ein zeitloses Konzept. Es besteht aus vier der größten Turniere der Welt, den vier Wettkämpfen, von denen jeder Reiter träumt, dass er einmal daran teilnimmt und gewinnt. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping wird immer eine ganz besondere Serie sein und das Herz jedes einzelnen Reiters der Welt wird immer dafür schlagen.

Was sind Ihre Leidenschaften abseits des Springreitens?

Ich studiere Jura, ich würde sagen, dass ich auch zu 100 Prozent in meinem Studium aufgehe. Es ist zu einer Leidenschaft geworden. Ich schätze, das ist wohl nötig, um Jura studieren zu können, denn wenn man es nicht liebt, wird man es auch nicht schaffen. Ich spiele Tennis, was mir dabei hilft, vom Springreiten abzuschalten – ich glaube, wir alle brauchen etwas, wo wir eine kurze Auszeit nehmen und andere Luft zu schnuppern können, wenn das Springreiten mal etwas zu erdrückend wird. All meine Hobbys haben mehr oder weniger mit Sport und dem Studium zu tun.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Vetcheck mit:

Dr. Marco Hermann

 

Was ist Ihre Aufgabe beim CHI Genf?

Ich bin beim CHI Genf der verantwortliche-Tierarzt der FEI. Meine Aufgabe ist es, das veterinärmedizinische Reglement der FEI zu prüfen und dafür zu sorgen, dass es korrekt umgesetzt wird. Das beginnt mit der Organisation des Tierärzteteams und der Untersuchung der Pferde bei der Ankunft – wir stellen sicher, dass sie gesund sind, keinerlei Anzeichen des EHV-Virus zeigen und einsatzbereit sind. Weitere wichtige Aufgaben sind die Durchführung von Dopingtests und die Behandlung von Pferden vor Ort, die sich unwohl fühlen oder lahmen.

Haben Sie bereits bei anderen internationalen Pferdesportveranstaltungen gearbeitet?

Ich hatte das Glück, schon bei vielen verschiedenen internationalen Veranstaltungen für die FEI tätig zu sein. Ich war 30 Jahre lang der tierärztliche FEI-Beauftragte beim CSI Zürich und fast 40 Jahre lang in dieser Funktion beim CSIO St. Gallen tätig. Außerdem war ich Leiter des Tierärzteteams beim CHI Basel und bei der FEI-Weltmeisterschaft.

Das ist jetzt mein zweites Jahr als verantwortlicher Tierarzt beim CHI Genf. Früher konnte man durchgehend für eine Veranstaltung arbeiten, aber heutzutage muss das Tierärzteteam alle drei Jahre wechseln, also wird 2023 mein letztes beim CHI Genf sein.

Wie wichtig ist die Ernährung für das Wohlergehen eines Pferdes?

Das Wohlergehen eines Pferdes ist sehr wichtig – meiner Meinung nach ebenso wichtig wie das der Reiter, obwohl es bei den Tieren nicht so umfassend erforscht ist wie bei den Menschen. Der Verdauungstrakt eines Pferdes benötigt sehr viele Ballaststoffe, aber viele Menschen neigen dazu, die Ernährung eines Pferdes ähnlich zu betrachten wie die eines menschlichen Athleten. Die Menschen verabreichen ihren Pferden heutzutage Futter mit vielen hochkonzentrierten Inhaltsstoffen – Pferde können aber so ein Futter nicht verwerten, weil ihr Verdauungstrakt noch derselbe ist wie vor 100 oder sogar vor 1000 Jahren. Meiner Ansicht nach ist die althergebrachte Fütterung die beste und die Nahrungsergänzungsmittel, die inzwischen verkauft werden, sind nicht für den natürlichen Organismus eines Pferdes geeignet.

Warum haben Sie sich für den Beruf des Pferdetierarztes entschieden? Hat Sie jemand dazu inspiriert?

Es war ganz leicht für mich – schon in der Schulzeit wollte ich immer Pferdetierarzt werden. Ich glaube nicht, dass mich irgendjemand inspiriert hat, sondern aus irgendeinem Grund war mir schon immer klar, dass ich das werden wollte. Ich bin noch nicht einmal in einer Pferdefamilie aufgewachsen – meine Familie interessierte sich mehr für Autos.

Auf welche berufliche(n) Leistung(en) sind Sie besonders stolz?

Wenn man älter wird, realisiert man, dass man schon vieles erreicht hat. Ich glaube, worauf ich am stolzesten bin, ist mein guter Ruf in der Schweiz und dass ich ein angesehenes Mitglied der Veterinärgemeinschaft und für mein Fachwissen bekannt bin. Ich habe viele Kolik-Operationen durchgeführt, als ich noch eine Praxis hatte und habe eine Privatklinik aufgebaut, die ich vor fünf Jahren verkauft habe. Sie genießt noch immer einen ausgezeichneten Ruf,darauf bin ich sehr stolz.

Was macht Ihnen an der Arbeit als Pferdetierarzt am meisten Spaß?

Das Schönste an der Arbeit als Pferdetierarzt ist es, dass ich mit Pferden arbeiten kann – sie sind die Liebe meines Lebens. So viel Zeit mit ihnen verbringen zu können, ist ein Privileg, obwohl ich mir manchmal wünschte, nicht mit ihren Besitzern umgehen zu müssen, aber das ist leider nicht möglich! Ich liebe es, Pferde zu behandeln und herauszufinden, wie ich ihnen helfen kann, damit sie nicht mehr lahmen und wieder gesund werden.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der Pferdetierarzt werden möchte?

Ich glaube, dass die jüngere Generation heutzutage mehr Interesse an dem „Life“-Aspekt der „Work-Life-Balance“ hat, aber wenn man Pferdetierarzt sein will, muss man mit Leib und Seele dahinterstehen. Man muss ganz für diesen Beruf leben, denner wird mehr aus „Work“ als aus „Life“ bestehen. Eine weitere wichtige Eigenschaft, die man meiner Meinung nach besitzen muss, ist Geduld – sie ist eines der wichtigsten Dinge, die man braucht, um mit Pferden zu arbeiten.

Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus?

Das ist schwer zu sagen, weil ich jetzt im Ruhestand bin und mein Leben etwas mehr genießen kann. Ich muss nicht mehr den ganzen Tag über zu Kunden fahren, wie ich es viele Jahre lang getan habe – manchmal von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Früher habe ich auch die Studenten in der Klinik unterstützt. Heutzutage haben Tierarztpraxen sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet, da ist es auch manchmal notwendig, die ganze Nacht lang zu operieren.

Ich habe noch immer einige Kunden wie Steve Guerdat und Martin Fuchs, die zu den besten Springreitern der Welt gehören. Ich arbeite privat vom Auto aus und brauche deswegen keine Klinik und auch keine Angestellten mehr.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ihr Team beim CHI Genf …

Beim CHI Genf sind ständig vier Tierärzte vor Ort, einschließlich des Präsidenten der Veterinärkommission, eines assoziierten Mitglieds und der behandelnden Tierärzte. Es hängt davon ab, bei welcher Veranstaltung man arbeitet, aber generell gilt, je mehr Pferde, desto mehr Tierärzte müssen vor Ort sein. Beim CSIO St. Gallen sind zum Beispiel ständig fünf oder sechs Tierärzte vor Ort.

Sie sind jetzt im Ruhestand. Was glauben Sie, welches Vermächtnis Sie dem Reitsport hinterlassen haben?

Jetzt im Ruhestand verbringe ich viel Zeit damit, Seminare abzuhalten, vor allem für Amateure, die nicht bei hochrangigen Turnieren antreten. Oft haben sie neben ihrem Pferd noch einen Vollzeitjob und ich glaube, dass ihnen manchmal gar nicht klar ist, wie komplex Pferde sind, weil sie nicht ihre ganze Zeit mit ihnen verbringen. Ich versuche, sie darüber aufzuklären, was Pferde brauchen, um Bestleistung zu erbringen, wie man sie richtig füttert und wie man ein besserer Reiter wird.

Das Wohl des Pferdes untermauert das, wofür der Rolex Grand Slam of Show Jumping steht. Wie stellen Sie sicher, dass dies aufrechterhalten wird und die veterinärmedizinischen Standards ständig verbessert werden?

Für mich ist Kommunikation das A und O. Wir müssen alle Interessengruppen dieser Branche in die Gespräche einbinden, auch die Reiter, Pfleger, Besitzer und Offiziellen. Wir müssen alle Aspekte des Sports berücksichtigen, aber vor allem müssen wir uns immer vor Augen halten, dass das Pferd stets im Mittelpunkt dieser Gespräche stehen sollte.

Das kann manchmal schwierig sein, weil es um viel Geld geht und die Menschen auch ihre eigenen ehrgeizigen Ziele in diesem Sport verfolgen. Aber es ist so wichtig anzuerkennen, dass Pferde Lebewesen und keine Maschinen sind – man kann sie nicht einfach ein- und ausschalten wie ein Auto.

Was kann und sollte Ihrer Meinung nach noch getan werden, um das Wohl der Pferde zu verbessern?

Ich finde, dass wir vielleicht die Anzahl der Turniere und großen Prüfungen begrenzen sollten, die die Pferde im Verlauf des Jahres absolvieren. In unserem Sport gibt es so viele großartige und gut organisierte Veranstaltungen wie die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping, dass sich einem sehr viele Gelegenheiten bieten, auf allerhöchstem Niveau anzutreten. Oft ist das Preisgeld so hoch, dass die Reiter versucht sind, an immer mehr Prüfungen teilzunehmen. Deswegen haben die Pferde oft nicht genug Zeit, sich zwischen den Prüfungen richtig auszuruhen und zu erholen. Ich glaube, dass die meisten Spitzenreiter das verstehen, aber wir sollten Ihnen meiner Meinung nach dabei helfen, eine Entscheidung dahingehend zu treffen, welchen Weg sie verfolgen wollen und wie ihr Jahresplan für jedes einzelne ihrer Pferde aussehen soll – letztendlich kann dadurch eine Überlastung der Pferde verhindert werden, was wiederum das Wohlergehen der Pferde verbessert.

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