Rolex Grand Slam of Show Jumping

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Mittendrin im Spruce Meadows 'Masters' : Sonntag, 8. September

WIEDERHOLTER SIEG FÜR MARTIN FUCHS BEIM CPKC 'INTERNATIONAL' GRAND PRIX, PRÄSENTIERT VON ROLEX

Photo credits : Tiffany Van Halle Photo credits : Tiffany Van Halle

Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier – das dritte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Kalenderjahres – war mit dem CPKC `International‘ Grand Prix, presented by Rolex, wieder einmal Schauplatz einer der prestigeträchtigsten Prüfungen des Reitsports. Im legendären International Ring hofften die hochrangigsten Pferd- und Reiterpaare der Welt darauf, sich mit der Jagd nach einem der begehrtesten Titel des Sports in den Geschichtsbüchern zu verewigen.

Unter den Startern waren der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, André Thieme (GER), sowie die Gewinner der letzten drei Ausgaben dieser Prüfung: Martin Fuchs (SUI, 2023), Daniel Deußer (GER, 2022) und Steve Guerdat (SUI, 2021).

Wie auch beim vorherigen Major, das beim CHIO Aachen stattgefunden hat, bestand die Prüfung aus zwei Umläufen und einem Stechen. Insgesamt traten 38 Paare zur ersten Runde an, von denen die zwölf besten in die zweite Runde einzogen. Diejenigen mit Punktegleichstand kämpften im Anschluss im Stechen gegen die Uhr um die finalen Platzierungen.

Der Erste, der es mit dem wie üblich weitläufigen und anspruchsvollen Parcours von Leopoldo Palacios aufnahm, war der Brasilianer Yuri Mansur, dem eine fehlerfreie Runde innerhalb der erlaubten Zeit gelang. Der Parcours stellte die Weltklassereiter vor eine angemessene Herausforderung und erst der elfte Starter, Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer, bescherte dem Publikum den nächsten fehlerfreien Umlauf. Die Zeit wurde zahlreichen Reitern zum Verhängnis, sodass Steve Guerdat, Tim Gredley (GBR) und Juan Manuel Gallego (COL) allesamt einen bitteren Zeitstrafpunkt hinnehmen mussten. Als die Hälfte des Starterfelds angetreten war, konnten nur vier Paare einen fehlerfreien Umlauf verzeichnen, darunter der Goldmedaillengewinner in der Teamwertung bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris, Ben Maher (GBR). Das bedeutete, dass die Starter mit Zeitstrafen oder schnellen Runden mit maximal vier Fehlerpunkten im Rennen um einen Platz in der zweiten Runde blieben.

Von den übrigen 18 Reitern konnte nur der letztjährige Gewinner, Martin Fuchs, seinen Namen zu der exklusiven Liste derer hinzufügen, die fehlerfrei und ohne Zeitstrafpunkte in die nächste Runde einziehen durften. Dem Live Contender, dem Deutschen André Thieme, war das Glück nicht hold, denn er musste zwei Abwürfe hinnehmen und sich damit von seinem Traum verabschieden, der zweite Reiter zu werden, der je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Auch ein Heimsieg war dem kanadischen Publikum nicht vergönnt, denn weder Tiffany Foster noch Erynn Ballard konnten sich für die nächste Runde qualifizieren.

Während der Parcours für die zweite Runde der Prüfung aufgebaut wurde, gab die Geschäftsführerin und Präsidentin von Spruce Meadows, Linda Southern-Heathcott, die aufregende Neuigkeit bekannt, dass zu Ehren des 50-jährigen Bestehens des Veranstaltungsortes als internationale Wettkampfbühne das Preisgeld für den CPKC `International‘ Grand Prix, presented by Rolex, im nächsten Jahr auf insgesamt 5 Millionen CAD erhöht wird.

Der erste Starter der zweiten Runde, Max Kühner (AUT), fügte seinen vier Fehlerpunkten keine weiteren Strafpunkte hinzu und legte damit die Richtzeit für die nachfolgenden Reiter fest, ebenso wie der neueste Rolex-Markenbotschafter, Richard Vogel (GER), mit seinem sensationellen Hengst United Touch S. Der Brite Tim Gredley auf Medoc de Toxandria blieb ebenfalls ohne Hindernissfehler und behielt damit seinen einzelnen Zeitstrafpunkt aus der Vorrunde, ebenso wie der Schweizer Steve Guerdat.

Martin Fuchs gelangen als erstem Reiter zwei fehlerfreie Runden, was ihm der Ire Darragh Kenny rasch nachtat, sodass sich die ausverkaufte Arena auf ein Stechen freuen durfte. Sowohl bei Yuri Mansur als auch bei Ben Maher fiel je eine Stange, doch der letzte Starter, Daniel Deußer, ritt fehlerfrei ins Ziel und damit in den verkürzten Parcours des Stechens ein.

Die Reiter traten in derselben Reihenfolge an wie in der vorherigen Runde und so ritt Martin Fuchs als Erster wieder in die sonnendurchflutete Arena ein. Fuchs und sein markanter Schimmelwallach, Leone Jei, gaben mit beeindruckenden 40,22 Sekunden die Zeit vor, mussten aber vier Fehlerpunkte hinnehmen. Kenny konnte nicht mit Fuchs’ Zeitvorgabe mithalten und kassierte eine Stange und vier Fehlerpunkte. Nun stand der Gewinner von 2021 unter großem Druck, eine fehlerfreie Runde absolvieren zu müssen, doch nachdem zwei Hindernisse fielen, ging der Titel erneut an den letztjährigen Gewinner, Martin Fuchs. Außerdem ist Leone Jei damit das erste Pferd, das zwei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping am selben Austragungsort gewonnen hat.

Seinen Sieg kommentierte Fuchs wie folgt: „Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht über den Sieg. Man rechnet nicht damit zu gewinnen, wenn einem noch zwei der besten Reiter folgen. Heute war wirklich mein Tag und ich bin überglücklich. Es war schwierig, als Erster ins Stechen einzuziehen. Die Wartezeit war unheimlich nervenaufreibend!“

Der Schweizer Reiter fügte noch hinzu: „Leone Jei ist ein unglaubliches Pferd und hat eine so fantastische Sprungkraft. Er schlägt sich immer so grandios in den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping – es kommt mir unwirklich vor, ihn als Partner zu haben. Die Parcours, die wir hier springen, gehören zu den schwersten der Welt und sind wirklich eine Herausforderung für die Reiter und Pferde. Man muss zu einhundert Prozent fokussiert und konzentriert sein und auch den Mut haben, diese riesigen Hindernisse zu springen, um hier gewinnen zu können. Ich komme unheimlich gern hierher. Es ist ein ganz besonderer Ort für mich.“

 

Interview mit Lillie Keenan

Photo credits : Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo credits : Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Wir sind hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier. Können Sie uns beschreiben, was für ein Gefühl es ist, hier zu sein?

Bei einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping antreten zu dürfen, ist immer ein ganz unglaubliches Gefühl. Diese Turniere sind wirklich der Inbegriff des Springreitens. Spruce Meadows ist ein prestigeträchtiger und historischer Schauplatz. Die Besten der Welt sind schon hier angetreten und haben um diesen Titel gekämpft, und nur dabei zu sein, ist schon eine Ehre.

Es ist nicht meine erste Teilnahme am `Masters‘, aber das erste Mal, dass ich beim CPKC `International‘, presented by Rolex antrete. Ich bin allerdings schon bei einigen der anderen Rolex Grands Prix gestartet, die zum Rolex Grand Slam of Show Jumping gehören. Einfach nur hier zu sein, ist unglaublich. Die Atmosphäre ist elektrisierend!

 

Können Sie uns etwas über Ihr derzeitiges Spitzenpferd und die Eigenschaften erzählen, die es so besonders machen?

Im Moment ist mein Spitzenpferd Argan de Beliard, mit dem ich im CPKC `International‘, presented by Rolex antreten werde. Er ist auch das Pferd, das ich bei allen Rolex Grands Prix dieses Jahr geritten habe. Er ist ein echter Profi und kennt seine Aufgabe unglaublich gut. Wir nennen ihn „Mr. Consistency“ (Mister Beständigkeit), weil er immer um einen fehlerfreien Umlauf kämpft und versteht, worum es geht. Viele Pferde, die zu den Besten zählen, verstehen diesen Sport, und er gehört definitiv dazu.

Er ist nicht unbedingt das spektakulärste Pferd für die Zuschauer, aber ich glaube, das ist eine seiner Stärken – er ist so verlässlich. Normalerweise gibt in für diesen großen Grands Prix immer wichtige viele Herausforderungen, und einen so verlässlichen Partner zu haben, macht mir meinen Job sehr viel leichter.

 

Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie wichtig eine gute Partnerschaft mit dem Pferd ist?

Unser Sport ist einzigartig, weil es um zwei Seelen geht, nicht nur um eine. Man muss zusammenarbeiten und kann sich nicht gegenseitig anfeuern, wie man es mit einem menschlichen Teamkollegen könnte. Man muss Wege finden, um miteinander zu kommunizieren, und seine eigene Sprache für jedes Pferd entwickeln. Das erreicht man nur, indem man Zeit mit den Pferden verbringt, und ich finde es enorm wichtig, sehr mitfühlend und verständnisvoll zu sein.

Einer der einmaligen Aspekte unseres Sports ist es, dass Männer und Frauen unter gleichen Wettbewerbsvoraussetzungen gegeneinander antreten. Ich glaube, ein riesiger Vorteil der Frauen ist es, dass sie auf eine Art kommunizieren können, die Männern vielleicht nicht ganz so leichtfällt. Man muss seine Stärken nutzen. Ich habe festgestellt, wenn ich eine wirklich starke Partnerschaft mit meinem Pferd habe und es weiß, dass ich ihm zu 100 Prozent vertraue, dann vertraut es auch mir mehr.

Argan de Beliard habe ich jetzt schon seit einigen Jahren, aber wir konnten schon zu Beginn unserer Partnerschaft sehr schnell in großen Prüfungen antreten. Er ist ein Pferd, dem man sehr schnell vertrauen kann, und ich bin sehr dankbar, dass auch er mir sein Vertrauen geschenkt hat. Auf dem höchsten Level dieses Sports und bei all den Risiken, die man eingehen muss, sind die stärksten Partnerschaften und Beziehungen die erfolgreichsten.

 

Sie haben einen Harvard-Abschluss. Was haben Sie während Ihres Studiums gelernt, das Ihnen jetzt in Ihrer Karriere weiterhilft?

Dass ich studieren konnte, hat mich vieles gelehrt. Es war natürlich ein großes Privileg, dass ich die Chance hatte, nicht nur zur Universität zu gehen, sondern gleichzeitig auch meine Karriere als Reiterin zu verfolgen. Viele müssen sich für eines von beidem entscheiden, aber ich war in der einmaligen Lage, dass meine Familie mir beides ermöglicht hat.

Es stand nie wirklich zur Debatte, ob ich aufs College gehen würde, aber beim Reiten hatte ich die Wahl. Ich glaube, auf gewisse Weise habe ich das Gefühl, vieles beweisen zu müssen, weil ich einen Vorteil und jede Menge Chancen genießen durfte, und ich möchte nicht, dass das umsonst war. Mir ist sehr wohl bewusst, wie glücklich ich mich schätzen darf und dafür bin ich wirklich dankbar.

Dass meine Mitschüler nicht einmal wussten, was ich so tue oder dass dieser Sport Springreiten heißt, war ein großes Glück, denn ob ich nun am Sonntag bei einem wichtigen Grand Prix vom Pferd gefallen war oder gewonnen hatte, meine Mitschüler hatten keine Ahnung davon und so war ich am Montagmorgen wieder einfach nur Lillie. Das war ein großes Privileg.

Ich glaube, wenn man eine große Leidenschaft für etwas hegt, neigt man schnell dazu, sich sehr hineinzusteigern. Ich würde sagen, bei den meisten Reitern auf diesem Niveau definiert sich unser Selbstwertgefühl oft durch unsere jüngsten Ergebnisse. Das kann unglaublich belastend sein. Ich würde also sagen, die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass das immer Leben weitergeht. Und wir dürfen uns so glücklich schätzen, mit einem Tier zu arbeiten, draußen zu sein und etwas so unglaublich Bereicherndes zu tun.

In akademischer Hinsicht habe ich natürlich viel gelernt und als wissbegieriger Mensch fand ich das super. Tatsächlich fehlt mir das ein bisschen, aber im Hinblick auf mein Leben würde ich sagen, die wichtigsten Lektionen sind die Perspektive, die es mir verschafft hat und die immense Dankbarkeit, dass ich jeden Tag aufwachen und ein Pferd reiten darf.

 

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie im Laufe Ihrer Karriere erhalten haben und wer hat ihn Ihnen gegeben?

Ich habe im Laufe der Jahre viele sehr gute Ratschläge bekommen, aber ich würde wohl zwei davon besonders hervorheben. Erstens meine Mutter, die mich immer daran erinnert hat, dass es eine Wahl ist und etwas, für das ich mich entschieden habe. Wenn ich also mal wieder sehr hart mit mir ins Gericht gehe, erinnert sie mich gerne daran. Ich finde das unheimlich wertvoll, denn es ist wirklich eine Wahl – und ich kann mich sehr glücklich schätzen, sie zu haben.

Den anderen bedeutenden Ratschlag hat McLain Ward mir gegeben. Als er angefangen hat, mir zu helfen, hatte ich gerade das Vertrauen in mich selbst und in meine Fähigkeiten als Reiterin verloren. Ich spreche ganz offen darüber, denn ich finde es gerade für junge Menschen sehr wichtig. Wir sehen all‘ diese Reiter, die wir für Superstars halten, oder auch andere Athleten, und sie alle erleben Phasen der Selbstzweifel, aber genau das sieht man meistens nicht. Vor allem als Frau finde ich es wichtig zu verdeutlichen, dass das ganz normal ist.

Als ich angefangen habe, mit ihm zu arbeiten, hat er mich daran erinnert, dass ich gut genug bin und die Fähigkeit besitze, die Beste zu werden. An diese Worte erinnere ich mich immer, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, dass ich besser hätte sein können. Wenn er an mich glaubt, muss ich tatsächlich gut sein. Ich habe das Gefühl, ich glaube ihm mehr als mir selbst!

 

Wie gehen Sie mit dem Druck um und wie bewahren Sie Ihre Konzentration, bevor Sie die Arena betreten?

Ich bin definitiv jemand, der unter Druck besser ist. Das ist etwas, das ich trainiert habe. Als ich zum ersten Mal mit meinem Pony bei einem Turnier angetreten bin, hat meine Mutter mir gesagt, ich solle mir vorstellen, ich würde im Stechen um die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen kämpfen. Wenn ich das heutzutage erzähle, glauben immer alle, das stimmt nicht. Aber so war es tatsächlich! Sie können die Frau fragen, die mich zu der Zeit trainiert hat.

Ich glaube, man muss üben, unter diesem Druck zu arbeiten, und man hört oft, dass man diesen Druck zu seinem Vorteil nutzen und sich nicht davon unterkriegen lassen soll. Natürlich gibt es Tage, an denen einem das sehr schwerfällt und der Druck einen überwältigt. Aber ich musste wirklich daran arbeiten und versuche, bei jeder Gelegenheit, wenn ich auf diesem Niveau springen darf, das Beste daraus zu machen.

Ich habe das große Glück, dass ich schon mit 17 Jahren zum ersten Mal in einer Fünf-Sterne-Prüfung angetreten bin. Ich mache das also schon seit zehn Jahren, obwohl ich noch nicht alt bin, und hoffentlich ist das erst der Anfang! Ich würde sagen, Übung und Eigenverantwortung sind das A und O. Ich war schon in der Schule jemand, der vor einem Test in Tränen ausgebrochen ist, weil ich die Vorstellung nicht ertragen konnte, zu versagen. Ich schätze, das ist einfach mein Persönlichkeitstyp und wahrscheinlich der Grund, weshalb ich viel Druck gewohnt bin.

 

Welchen Rat würden Sie Nachwuchsreitern geben, die auch gern auf dem höchsten Niveau des Sports antreten würden?

Denen würde ich zwei Dinge sagen: Erstens, dass sie so lange wie nur möglich zur Schule gehen sollen. Das sehen viele anders. Natürlich hat nicht jeder die Chancen, die ich hatte, aber da sich seit Covid ein großer Teil der Bildung auf den Online-Bereich verlagert hat, gibt es viel mehr Optionen. Ich mache noch immer Online-Kurse, um meinen Horizont zu erweitern. Meiner Meinung nach ist es ungemein wichtig, eine gute Allgemeinbildung zu haben. Bevor ich aufs College gegangen bin, haben mich etliche Reiter gefragt: „Warum machst du dir diese Mühe? Du hast so viel Talent und willst doch sowieso reiten, also warum konzentrierst du dich nicht nur darauf?“ Aber der Sport wird immer da sein und die Pferde werden immer da sein. Ich finde, damit sich unser Sport weiterentwickeln und mit der globalen Dynamik und dem Wandel der Welt mithalten kann, ist es wichtig, sich anzustrengen und weiterzubilden.

Zweitens würde ich sagen, hab keine Angst, dich an jemanden zu wenden, den du bewunderst. Vielleicht bekommst du ein ‚Nein‘ zu hören, aber das wäre das Worst-Case-Szenario. Es gibt heutzutage bei all den Live-Streams so viele Möglichkeiten. Man kann fast jeden Grand Prix der Welt verfolgen – wenn nicht live, dann im Nachhinein. Wenn man Gelegenheit hat, eine Pferdeveranstaltung zu besuchen, sollte man auf dem Abreiteplatz zusehen. Den lassen die Leute oft außer Acht, aber dort bekommt man die Reiter wirklich zu sehen. Die besten Reiter haben nicht nur einen Typ von Pferd, sondern können verschiedene Typen reiten. Also sieh zu und stell Fragen. Ich glaube, die meisten wären überrascht, wie bereitwillig die Spitzenreiter den Jüngeren helfen.

 

Welche Eigenschaften müssen Pferd und Reiter Ihrer Meinung nach besitzen, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?

Ich würde sagen, als Paar müssen sie einander vertrauen sowie Siegeswillen und Selbstvertrauen besitzen. Das sind meiner Meinung nach die drei wichtigsten Eigenschaften. Man sieht die verschiedensten Typen von Pferden und Reitern, die ein Major gewinnen könnten, aber als Paar müssen sie diese drei Eigenschaften besitzen.

 

Wie wichtig war der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach für die Entwicklung dieses Sports?

Wir wollen, dass unser Sport genauso groß ist wie beispielsweise Tennis und die großen Grand-Slam-Events, die wir alle im Fernsehen verfolgen. Wir bewundern diese Athleten und in dieser Welt haben wir den gleichen Respekt für die Reiter und Pferde, die auf vergleichbarem Niveau antreten. Die Anerkennung und Unterstützung von einer Marke wie Rolex zu bekommen und diese Veranstaltungen auf höchstem Niveau abzuhalten, das ist der Höhepunkt unseres Sports, wie es das in jedem Sport wäre.

Natürlich würde jeder gern bei einem Championat antreten, aber nur die Besten können in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen statt nur an einem Wochenende Leistung erbringen. An einem dieser Majors teilzunehmen, ist für jeden Reiter eine große Sache, und die Tatsache, dass es jedes Jahr vier Majors gibt, gibt uns etwas, auf das wir jedes Jahr hinarbeiten können.

Das Besondere an der Arbeit mit Pferden ist, dass es nicht nur um den Reiter geht, sondern dass das Pferd genau zum richtigen Zeitpunkt in Spitzenform sein muss und dazu gehört auch ein bisschen Glück. Man verpasst vielleicht Olympische Spiele oder eine Weltmeisterschaft, aber in jedem Jahr, in dem man ein tolles Pferd und eine solche Partnerschaft hat, kann man den Rolex Grand Slam of Show Jumping anstreben. Ich finde, er ist die Krone des Springreitens.

Interview mit Alejandro Azorin

Photo credits : Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo credits : Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und uns Ihre Aufgabe erläutern?

Ich heiße Alejandro und arbeite als Turnierpfleger für Erynn Ballard. Ich habe vor acht Monaten bei ihr angefangen und davor war ich bei Darragh Kenny. Ich kümmere mich um ihre Pferde und reise mit ihr zu allen Turnieren. Und ich versuche, in jedem Bereich meines Jobs mein Bestes zu geben!

 

Was hat Sie dazu inspiriert, Pferdepfleger zu werden und wie haben Sie angefangen?

Schon mein Großvater hat sich um Pferde gekümmert und in Spanien, wo ich aufgewachsen bin, haben wir auch immer Pferde gehabt. Ich bin selbst geritten, hatte dann aber einen schweren Unfall und lag lange Zeit im Krankenhaus. Danach konnte ich nicht mehr reiten und haben beschlossen, stattdessen Pfleger zu werden. Das war ein ganz natürlicher Übergang für mich, denn so konnte ich weiter mit Pferden arbeiten.

 

Da Sie für eine kanadische Reiterin arbeiten, ist Spruce Meadows sicherlich etwas ganz Besonderes für Sie. Können Sie uns beschreiben, wie es sich anfühlt, hier zu sein?

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wir möchten natürlich immer, dass die Pferde gut abschneiden, aber wenn Erynn hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier in den Parcours einreitet und alle für sie applaudieren und jubeln, ist das schon ein unglaubliches Gefühl. Spruce Meadows ist meine Lieblingsveranstaltung der Serie und wenn wir gut abschneiden, ist das natürlich noch viel toller.

 

Können Sie uns etwas über die Anlagen hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier erzählen?

Die Anlagen hier sind einmalig. Ich kann nichts Negatives darüber sagen. Es gibt Paddocks für die Pferde, jede Menge Auslaufflächen, zahlreiche Trainings- und Longierplätze und die Stallungen sind großartig – überall Wasserstellen, die Belüftung ist hervorragend und morgens gibt es heißes Wasser. Ich könnte immer weiter von den tollen Einrichtungen hier schwärmen.  

 

Wie sieht ein typischer Turniertag hier in Spruce Meadows für Sie aus?

Unsere Routine bleibt immer die gleiche, auch wenn wir den Zeitplan je nach Prüfung etwas verändern. Aber die Routine ist immer dieselbe. Ich komme in den Stall, sehe nach den Pferden und gebe ihnen Heu und Futter. Wir versuchen, alles so gleichbleibend wie möglich zu gestalten. Meiner Meinung nach ist Beständigkeit das A und O! Wenn man anfängt, die Dinge anders zu machen, werden die Pferde keine so gute Leistung erbringen. Wir versuchen, alles so einfach wie möglich zu halten. 

 

Können Sie uns etwas über die einmaligen Charakterzüge oder Macken der Pferde verraten, mit denen Sie arbeiten?

Wir haben diese Woche drei Pferde dabei. Einen bezaubernden Hengst namens De Flor 111 Z Santa Rosa, der sehr sanft, lieb und freundlich ist. Er macht einfach nichts verkehrt. Dann noch einen neunjährigen Wallach namens Fave D'Authuit. Die Pferde gehören alle zu meinen Lieblingen, aber er ist etwas ganz Besonderes. Er ist aber noch ziemlich unerfahren. An kalten Tagen kann er schon mal etwas eigenwillig und frech sein. Und zum Schluss wäre da noch der Herr des Hauses, Gakhir. Er ist die Nummer eins. Alle lieben ihn und er kann einfach nichts verkehrt machen. Was er auch tut, ist immer gut. Er ist etwas Besonderes.

 

Wie arbeitet Erynn mit dem Team und den Pferden zusammen und was macht ihr großes Talent aus?

Erynn ist die netteste Reiterin, mit der ich je gearbeitet habe! Ich kann überhaupt nichts Schlechtes über sie sagen. Sie ist perfekt! Sie kümmert sich um jeden. Sie fragt immer nach den Pferden und auch nach allen im Team; wie es uns geht, ob wir einen guten Flug hatten, ob wir einen Mietwagen haben. Sie denkt einfach an alles.

 

Was finden Sie besonders bereichernd daran, bei den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping wie Spruce Meadows zu arbeiten?

Wenn man tagein, tagaus mit den Pferden arbeitet, ist es so schön, ihre Fortschritte zu sehen. Beispielsweise unser Fuchshengst, De Flor 111 Z Santa Rosa. Wir haben ihn noch nicht lange und sind bisher mit ihm erst kleinere Prüfungen geritten, aber gestern hat er in einer großen Prüfung einen fehlerfreien Umlauf geschafft. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, wie die Pferde immer besser werden.

 

Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach jemand in Ihrer Position besitzen?

Leidenschaft und Liebe, finde ich. Man muss lieben, was man tut. Man muss in diesem Job auf so vieles verzichten, da sollte man viel Leidenschaft mitbringen. Man muss hart arbeiten können. Die Tage sind lang und man ist die meiste Zeit im Flugzeug oder im Transporter zum nächsten Turnier unterwegs. Ich glaube, hart arbeiten zu können, ist das A und O.

 

Wie bilden Sie sich als Pfleger weiter?

Man muss viel fragen! Wenn man eine Frage hat, sollte man immer die anderen Pfleger fragen. Die helfen einem weiter. Das macht unsere Gemeinschaft so besonders. Alle sind immer bereit, einem weiterzuhelfen, weil wir alle die Pferde lieben. Es ist auch immer wichtig, das weitere Team zu fragen, die Tierärzte, Pfleger, Hufschmiede und Trainer.

Natürlich lernt man auch durch seine eigenen Erfahrungen. Man sieht, was bei einem Pferd gut funktioniert und versucht, es dann auf ein anderes Pferd zu übertragen. Die Pferde bringen einem viele Dinge bei! Wenn man glaubt, schon alles zu wissen, kann man sich nicht verbessern!

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