Martin Fuchs gewinnt VDL Groep Preis
Die Organisatoren des The Dutch Masters haben am Eröffnungstag des ersten Rolex Grand Slam Major in diesem Jahr echten Weltklassesport geboten. Der VDL Groep Preis war am Freitagabend das Highlight des Tages, bei dem der Rolex Grand Slam-Anwärter Martin Fuchs (SUI) erneut Topform beweisen und sich auf The Sinner den Titel holen konnte. Sein Rolex-Botschafterkollege Daniel Deußer gab zunächst das Tempo vor und zog als Erster ins Stechen ein, das er mit seinem Rolex Grand Prix-Pferd, Scuderia 1918 Tobago Z, schließlich auf dem zweiten Platz beenden konnte.
Der von Louis Konickx entworfene Parcours stellte die Teilnehmer vor eine große Herausforderung, nur neun Pferd- und Reiterpaare aus fünf Nationen erreichten das Stechen unter dem hellen Scheinwerferlicht in der Haupthalle der Brabanthallen. Über die Zuschauer, die zum ersten Mal seit 2019 wieder dabei sein durften, freute sich vor allem das starke Aufgebot der niederländischen Reiter, die jeweils bei ihrem Einritt in den Parcours von einem tosenden Echo des Jubels empfangen wurden. Letztendlich jedoch beherrschte der Schweizer Martin Fuchs das Feld und lieferte einen spektakulären Auftakt zu seiner Reise durch das The Dutch Masters.
Herzlichen Glückwunsch! Wie war der Parcours zu reiten?
Es war ein guter Parcours, es gab überall viele Fehlerpunkte, aber der Parcoursdesigner hat hervorragende Arbeit geleistet. Es war toll, wieder vor Publikum zu reiten und ich bin mehr als zufrieden mit meiner Runde.
Erzählen Sie uns ein bisschen über The Sinner …
The Sinner ist ein sehr ehrgeiziges Pferd. Das war schon so, als ich noch nicht so an ihn gewöhnt gewesen bin. Inzwischen haben wir ein paar sehr schöne Stechen zusammen gemeistert und das gibt mir sehr viel Zuversicht, wenn ich ein großes Stechen angehe. Denn ich weiß, dass mein Pferd es schaffen kann, und ich weiß, was wir gemeinsam erreichen können. So kann ich einen Plan ausarbeiten und dieser Plan ist heute perfekt aufgegangen.
Sie sind der Anwärter auf den Rolex Grand Slam und haben Ihre nächste Etappe auf dem Weg zu diesem Ziel heute ganz großartig eingeläutet. Macht Sie das noch zuversichtlicher im Hinblick auf den Rolex Grand Prix am Sonntag?
Es ist sehr schön, das The Dutch Masters mit einem Sieg in dieser großen Prüfung zu beginnen. Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich Conner Jei reiten, der noch ziemlich grün hinter den Ohren und neu in dieser Klasse ist, aber ich bin sehr gespannt und freue mich darauf. Er war noch nicht bei vielen Hallenturnieren, aber er ist ein wundervolles Pferd und ich hoffe, unsere Rolex-Grand-Slam-Reise mit einem Sieg am Sonntag fortsetzen zu können.
AUF EIN WORT MIT DEM VERANSTALTER
MARCEL HUNZE
Zunächst einmal, wie fühlt es sich an, zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Zuschauer beim The Dutch Masters zu haben?
Wir sind begeistert, dass die Fans wieder dabei sind. Ich glaube, auch die Reiter und Sponsoren werden sich sehr darüber freuen, wieder Zuschauer hier beim The Dutch Masters dabeizuhaben, und die Fans werden natürlich begeistert sein, wieder herkommen zu können, da bin ich sicher. Vergangenes Jahr mussten wir die Veranstaltung ohne Publikum abhalten, und das war eine völlig andere Atmosphäre. Ich glaube, die Fans beeinflussen die Reiter. Vor allem, wenn sie vor ihrem Heimpublikum antreten. Wenn zum Beispiel beim CHI Genf die Schweizer Reiter im Parcours sind, entsteht eine unglaubliche Atmosphäre, die die Reiter zu Höchstleistungen antreiben kann, wie es bei Martin Fuchs der Fall war. Hoffen wir, dass auch die niederländischen Reiter dieses Wochenende hier davon profitieren werden!
Welches sind die größten Lehren, die sie aus den zwei Jahren, in denen die Veranstaltung nicht wie gewohnt ablaufen konnte, gezogen haben?
Als Veranstaltung müssen wir immer flexibel sein – aber besonders in den letzten Jahren wurde unsere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen sehr gefordert. 2021 gab es viele Veränderungen. Anfangs hatten wir vor, die Veranstaltung hinter geschlossenen Türen stattfinden zu lassen, doch zwei Wochen vor der Show mussten wir aufgrund des Ausbruchs des Equinen Herpesvirus (EHV-1) plötzlich alles absagen und anschließend neue Termine finden, um die Veranstaltung später im Jahr nachzuholen.
Selbst in diesem Jahr konnten wir erst im Januar entscheiden, ob wir The Dutch Masters abhalten können. Zu dieser Zeit galten noch Beschränkungen, denen zufolge wir nur 1250 Menschen hätten hereinlassen dürfen und alle Zuschauer hätten feste Sitzplätze haben müssen. Wir haben damals beschlossen, selbst unter diesen Beschränkungen weiterzumachen, doch zum Glück wurden sie inzwischen etwas gelockert. Jetzt dürfen wir bis zu 500 Personen ohne Sitzplatz zulassen, aber nicht auch nur eine Person mehr, sonst müssten alle Zuschauer alle 24 Stunden getestet werden. Wir dürfen ein kleines Shopping-Village einrichten und der Abreiteplatz ist dem Publikum zugänglich. Wir mussten in den letzten paar Jahren ziemlich viel improvisieren, aber das ist unser Job. Es ist eine große Herausforderung, aber auch sehr befriedigend, wenn ein Plan letzten Endes funktioniert.
Inwiefern hat sich die Vorbereitungsarbeit für eine Veranstaltung dieses Maßstabs verändert, seit die COVID-19-Pandemie 2019 losging?
Ein paar Dinge haben sich geändert. Unsere Lieferanten und Sponsoren sind vorsichtiger geworden. Zum Glück waren wir in diesen vergangenen Jahren in der Lage, immer alle zu bezahlen, und gelten deswegen als zuverlässiger Partner. Viele Lieferanten und Unternehmen haben schlechte Erfahrungen mit anderen Veranstaltungen gemacht, die nicht bezahlen konnten oder Konkurs anmelden mussten. Wir haben gelernt, dass Kommunikation deutlich wichtiger geworden ist. Vorher hat man einfach einen Vertrag unterschrieben und danach beschränkte sich der weitere Kontakt auf ein Minimum. Jetzt muss man deutlich mehr kommunizieren, um zu gewährleisten, dass jeder zufrieden ist und weiß, was los ist.
Wie groß ist Ihr Team und sind neue Posten eingeführt worden?
Es gibt ein festes Team von etwa zehn Personen und im Vorfeld des The Dutch Masters wächst diese Zahl kontinuierlich. Zu „normalen Zeiten“ hatten wir üblicherweise 1500 Mitarbeiter bei dieser Veranstaltung, aber dieses Jahr besteht das Team aus etwa 800. Es ist dieses Jahr kleiner, weil es weniger Gastronomie und nur ein kleineres Shopping-Village gibt. Aber unser Team ist sehr erfahren und wir arbeiten sehr gut zusammen.
Wir arbeiten auch schon sehr lange mit unseren Lieferanten zusammen, was wir sehr zu schätzen wissen, denn sie wissen genau, was wir von ihnen erwarten. Wir erwarten hohe Qualität und Flexibilität – unsere Lieferanten wissen, wenn sie unsere Erwartungen erfüllen, werden wir sehr lange mit ihnen zusammenarbeiten. Wir arbeiten gerne auf lange Sicht mit anderen zusammen, denn Loyalität und Vertrauen aufzubauen, ist sehr wichtig, um eine erfolgreiche Veranstaltung gewährleisten zu können.
Was motiviert Sie und spornt Sie an?
Meine Motivation ist es, die Show jedes Jahr noch besser zu machen. Jetzt, da wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, ist die Motivation sogar noch größer, uns ständig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. Alle Turnierleiter des Rolex Grand Slam treffen sich und besprechen, wie wir nicht nur die einzelnen Turniere, sondern den ganzen Rolex Grand Slam verbessern können. Zu dieser besonderen Gruppe dazuzugehören, ist eine große Motivation, und wir fordern uns gegenseitig heraus, immer besser zu werden.
Inwiefern erhöht der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Status des The Dutch Masters?
Wir sind so stolz, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war unser größtes Ziel, nachdem wir als Veranstalter des FEI World Cup™ zurückgetreten waren. Wir haben erlebt, wie viel besser die Veranstaltung geworden ist. Dazu zählt auch das Niveau der Teilnehmer und folglich auch das Niveau der Prüfungen. The Dutch Masters findet jetzt viel mehr internationales Interesse und ist bekannter geworden. Und es kommen mehr internationale Besucher und Medien. Es hat so viele Verbesserungen gegeben und wir sind begeistert, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein.
Werfen wir einen Blick auf das kommende Wochenende – was erwartet die Zuschauer beim The Dutch Masters?
Sport auf Weltklasse-Niveau – die Pferd- und Reiterpaare, die hier antreten, sind die besten der Welt, also dürfen die Zuschauer spannende Prüfungen erwarten. The Dutch Masters ist für seine unglaubliche Atmosphäre und seine tollen Partys bekannt, aber natürlich werden die dieses Jahr aufgrund der Beschränkungen etwas kleiner ausfallen. Wir werden aber sicherstellen, dass jeder Spaß hat!
Welche Pferd- und Reiterpaare könnten den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?
Für das Konzept des Rolex Grand Slam of Show Jumping wäre es fantastisch, wenn Martin Fuchs gewinnen würde, weil er der aktuelle Anwärter ist. Das wäre wirklich aufregend. Das Heimpublikum würde natürlich am liebsten einen niederländischen Reiter oder eine niederländische Reiterin gewinnen sehen. Ich glaube, Harrie Smolders könnte gewinnen oder zumindest als einer der besten Reiter aus dieser Veranstaltung hervorgehen.
AUF EIN WORT MIT DEM VERANSTALTER
MARCEL HUNZE
Zunächst einmal, wie fühlt es sich an, zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Zuschauer beim The Dutch Masters zu haben?
Wir sind begeistert, dass die Fans wieder dabei sind. Ich glaube, auch die Reiter und Sponsoren werden sich sehr darüber freuen, wieder Zuschauer hier beim The Dutch Masters dabeizuhaben, und die Fans werden natürlich begeistert sein, wieder herkommen zu können, da bin ich sicher. Vergangenes Jahr mussten wir die Veranstaltung ohne Publikum abhalten, und das war eine völlig andere Atmosphäre. Ich glaube, die Fans beeinflussen die Reiter. Vor allem, wenn sie vor ihrem Heimpublikum antreten. Wenn zum Beispiel beim CHI Genf die Schweizer Reiter im Parcours sind, entsteht eine unglaubliche Atmosphäre, die die Reiter zu Höchstleistungen antreiben kann, wie es bei Martin Fuchs der Fall war. Hoffen wir, dass auch die niederländischen Reiter dieses Wochenende hier davon profitieren werden!
Welches sind die größten Lehren, die sie aus den zwei Jahren, in denen die Veranstaltung nicht wie gewohnt ablaufen konnte, gezogen haben?
Als Veranstaltung müssen wir immer flexibel sein – aber besonders in den letzten Jahren wurde unsere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen sehr gefordert. 2021 gab es viele Veränderungen. Anfangs hatten wir vor, die Veranstaltung hinter geschlossenen Türen stattfinden zu lassen, doch zwei Wochen vor der Show mussten wir aufgrund des Ausbruchs des Equinen Herpesvirus (EHV-1) plötzlich alles absagen und anschließend neue Termine finden, um die Veranstaltung später im Jahr nachzuholen.
Selbst in diesem Jahr konnten wir erst im Januar entscheiden, ob wir The Dutch Masters abhalten können. Zu dieser Zeit galten noch Beschränkungen, denen zufolge wir nur 1250 Menschen hätten hereinlassen dürfen und alle Zuschauer hätten feste Sitzplätze haben müssen. Wir haben damals beschlossen, selbst unter diesen Beschränkungen weiterzumachen, doch zum Glück wurden sie inzwischen etwas gelockert. Jetzt dürfen wir bis zu 500 Personen ohne Sitzplatz zulassen, aber nicht auch nur eine Person mehr, sonst müssten alle Zuschauer alle 24 Stunden getestet werden. Wir dürfen ein kleines Shopping-Village einrichten und der Abreiteplatz ist dem Publikum zugänglich. Wir mussten in den letzten paar Jahren ziemlich viel improvisieren, aber das ist unser Job. Es ist eine große Herausforderung, aber auch sehr befriedigend, wenn ein Plan letzten Endes funktioniert.
Inwiefern hat sich die Vorbereitungsarbeit für eine Veranstaltung dieses Maßstabs verändert, seit die COVID-19-Pandemie 2019 losging?
Ein paar Dinge haben sich geändert. Unsere Lieferanten und Sponsoren sind vorsichtiger geworden. Zum Glück waren wir in diesen vergangenen Jahren in der Lage, immer alle zu bezahlen, und gelten deswegen als zuverlässiger Partner. Viele Lieferanten und Unternehmen haben schlechte Erfahrungen mit anderen Veranstaltungen gemacht, die nicht bezahlen konnten oder Konkurs anmelden mussten. Wir haben gelernt, dass Kommunikation deutlich wichtiger geworden ist. Vorher hat man einfach einen Vertrag unterschrieben und danach beschränkte sich der weitere Kontakt auf ein Minimum. Jetzt muss man deutlich mehr kommunizieren, um zu gewährleisten, dass jeder zufrieden ist und weiß, was los ist.
Wie groß ist Ihr Team und sind neue Posten eingeführt worden?
Es gibt ein festes Team von etwa zehn Personen und im Vorfeld des The Dutch Masters wächst diese Zahl kontinuierlich. Zu „normalen Zeiten“ hatten wir üblicherweise 1500 Mitarbeiter bei dieser Veranstaltung, aber dieses Jahr besteht das Team aus etwa 800. Es ist dieses Jahr kleiner, weil es weniger Gastronomie und nur ein kleineres Shopping-Village gibt. Aber unser Team ist sehr erfahren und wir arbeiten sehr gut zusammen.
Wir arbeiten auch schon sehr lange mit unseren Lieferanten zusammen, was wir sehr zu schätzen wissen, denn sie wissen genau, was wir von ihnen erwarten. Wir erwarten hohe Qualität und Flexibilität – unsere Lieferanten wissen, wenn sie unsere Erwartungen erfüllen, werden wir sehr lange mit ihnen zusammenarbeiten. Wir arbeiten gerne auf lange Sicht mit anderen zusammen, denn Loyalität und Vertrauen aufzubauen, ist sehr wichtig, um eine erfolgreiche Veranstaltung gewährleisten zu können.
Was motiviert Sie und spornt Sie an?
Meine Motivation ist es, die Show jedes Jahr noch besser zu machen. Jetzt, da wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, ist die Motivation sogar noch größer, uns ständig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. Alle Turnierleiter des Rolex Grand Slam treffen sich und besprechen, wie wir nicht nur die einzelnen Turniere, sondern den ganzen Rolex Grand Slam verbessern können. Zu dieser besonderen Gruppe dazuzugehören, ist eine große Motivation, und wir fordern uns gegenseitig heraus, immer besser zu werden.
Inwiefern erhöht der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Status des The Dutch Masters?
Wir sind so stolz, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war unser größtes Ziel, nachdem wir als Veranstalter des FEI World Cup™ zurückgetreten waren. Wir haben erlebt, wie viel besser die Veranstaltung geworden ist. Dazu zählt auch das Niveau der Teilnehmer und folglich auch das Niveau der Prüfungen. The Dutch Masters findet jetzt viel mehr internationales Interesse und ist bekannter geworden. Und es kommen mehr internationale Besucher und Medien. Es hat so viele Verbesserungen gegeben und wir sind begeistert, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein.
Werfen wir einen Blick auf das kommende Wochenende – was erwartet die Zuschauer beim The Dutch Masters?
Sport auf Weltklasse-Niveau – die Pferd- und Reiterpaare, die hier antreten, sind die besten der Welt, also dürfen die Zuschauer spannende Prüfungen erwarten. The Dutch Masters ist für seine unglaubliche Atmosphäre und seine tollen Partys bekannt, aber natürlich werden die dieses Jahr aufgrund der Beschränkungen etwas kleiner ausfallen. Wir werden aber sicherstellen, dass jeder Spaß hat!
Welche Pferd- und Reiterpaare könnten den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?
Für das Konzept des Rolex Grand Slam of Show Jumping wäre es fantastisch, wenn Martin Fuchs gewinnen würde, weil er der aktuelle Anwärter ist. Das wäre wirklich aufregend. Das Heimpublikum würde natürlich am liebsten einen niederländischen Reiter oder eine niederländische Reiterin gewinnen sehen. Ich glaube, Harrie Smolders könnte gewinnen oder zumindest als einer der besten Reiter aus dieser Veranstaltung hervorgehen.
ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING
EIN BLICK AUF DIE REITER
The Dutch Masters findet vom 11. bis zum 13. März erneut statt und mit ihm das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres. Höhepunkt der Veranstaltung wird der Rolex Grand Prix am Sonntag sein, auf dem die besten Springreiter und -pferde der Welt, darunter sieben aus den aktuellen Top 10, um die renommierte Trophäe sowie um den Titel des neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping wetteifern werden. Die Brabanthallen werden erneut hell erstrahlen, wenn die berühmte Arena endlich wieder großes Publikum zu einer Reitsportveranstaltung von Weltklasse willkommen heißt.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Der aktuelle Anwärter Martin Fuchs wird alles daran setzen, sich den Sieg des Rolex Grand Prix zu holen und damit seine Ambitionen fortzusetzen, der zweite Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu werden. Nach seinem historischen Sieg beim CHI Genf 2021, mit dem er als Erster überhaupt zwei Rolex Grands Prix hintereinander gewinnen konnte, wird der Schweizer, der zurzeit in Höchstform ist, diesmal mit Chaplin antreten. Der braune Hengst ist ein Hallenspezialist, der bereits auf viele Grands-Prix-Siege zurückblicken kann und über die nötige Wendigkeit und Erfahrung verfügt, um in der engen Brabanthallen-Arena erfolgreich zu sein. Zusammen mit Fuchs werden fünf weitere Rolex-Markenbotschafter antreten.
Der neueste Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer wird nach seinem Sieg beim CHIO Aachen 2021 versuchen, sich den Bonus für den Sieg in zwei der vier Rolex Grands Prix zu sichern. Der Deutsche, der den größten Teil des Frühjahres in Florida verbracht hat und dort beim Winter Equestrian Festival angetreten ist, wird mit Scuderia 1918 Tobago Z antreten, einem exzellenten Hallenpferd. Gelingt es Deußer, zu triumphieren, wäre ihm ein Bonus von 250.000-Euro sicher. Aber auch der Schweizer Steve Guerdat wird nach seinem Sieg beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ alles daran setzen, sich eben diesen Bonus zu sichern.
Der letztjährige Gewinner Max Kühner tritt ebenfalls wieder an – nun mit dem Wissen gewappnet, wie man sich in 's-Hertogenbosch gegen ein Starterfeld aus Spitzenreitern durchsetzt. Der Österreicher reist mit einem starken Pferdeteam zum The Dutch Masters an und wird entweder mit seinem Siegerpferd aus dem letzten Jahr, Elektric Blue P, oder mit Eic Coriolis Des Isles beim Rolex Grand Prix am Sonntag antreten.
Der derzeit amtierende Olympiasieger im Einzel und die Nummer 5 der Weltrangliste, Ben Maher, schloss das vergangene Jahr mit einem herausragenden Sieg auf seinem berüchtigten Explosion W im Rolex IJRC Top 10 Finale beim CHI Genf ab. Der britische Star, der ebenfalls die Wintersaison in Florida verbracht hat, kehrt für den Rolex Grand Prix nach Europa zurück und tritt in s’Hertogenbosch zum ersten Mal mit dem eindrucksvollen Fuchswallach an, der nur knapp 10 Kilometer von den weltberühmten Brabanthallen entfernt geboren wurde. Sein Landsmann Scott Brash, der als einziger Reiter je den Rolex Grand Prix of Show Jumping gewonnen hat, wird sich erneut daranmachen, sich den so schwer erreichbaren Titel zu erkämpfen. The Dutch Masters ist das einzige der vier Majors, in dem Brash ein Sieg bisher verwehrt geblieben ist, und so wird er auf jeden Fall sein Spitzenpferd für dieses prestigeträchtige Turnier mitbringen. Vervollständigt wird das starke britische Kontingent durch Nachwuchstalent Harry Charles. Nach seinem herausragenden Abschluss des Jahres 2021 ist der 22-Jährige aktuell die Nummer eins der U25-Weltrangliste und wird alles daran setzen, sich seinen ersten Rolex-Grand-Prix-Titel zu holen. Wird es einem dieser Reiter gelingen, als erster Brite seit dem Sieg von Robert Smith 2003 erneut den Titel zu holen?
Das Heimpublikum wird darauf hoffen, dass Harrie Smolders hier besser abschneiden wird als 2021 mit seinem zweiten Platz beim Rolex Grand Prix auf dem Chi Genf. Die niederländischen Fans werden garantiert in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn Smolders die Arena betritt. Neben Smolders treten zwölf weitere Niederländer und Niederländerinnen an, darunter Maikel van der Vleuten und Jur Vrieling.
Der Goldmedaillensieger in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2020, Henrik von Eckermann, wird ebenfalls beim Rolex Grand Prix dabei sein. Der Schwede gewann hier bereits 2019 und wird versuchen, seinen Erfolg zu wiederholen. Er ist einer von nur zwei schwedischen Reitern beim The Dutch Masters, nachdem der Weltranglistenerste, Peder Fredricson, von der Teilnahme zurückgetreten ist.
Die Spannung vor dem ersten Major des Jahres steigt. Wird es Martin Fuchs gelingen, seine Jagd nach dem begehrtesten Preis im Springreiten fortzusetzen oder wird sich ein neuer Anwärter durchsetzen?
INTERVIEW MIT
MAX KÜHNER
Sie kehren als amtierender Rolex Grand Prix-Champion nach ’s-Hertogenbosch zurück. Haben Sie das Gefühl, deswegen mehr unter Druck zu stehen?
Nein, nicht wirklich. Natürlich ist mir ist jetzt bewusst, dass ein Sieg möglich ist, aber da ich wahrscheinlich mit einem anderen Pferd starten werde, stehe ich weniger unter Druck, als wenn ich Elektric Blue P. reiten würde. In unserem Sport ist es jedes Mal wieder etwas völlig anderes, wenn man in den Parcours einreitet, deshalb empfinde ich auch weniger Druck.
Welche Pferde werden Sie mitbringen und auf welchem werden Sie beim Rolex Grand Prix antreten?
Beim Rolex Grand Prix werde ich entweder Eic Coriolis des Isles oder Elektric Blue P reiten. Mit Eic Coriolis des Isles war ich in Vejer de la Frontera und er ist im Augenblick hervorragend in Form. Außerdem bringe ich noch zwei jüngere Pferde mit zum The Dutch Masters. Ich nehme immer gerne die weniger erfahrenen Pferde mit, damit sie mal ein Turnier in einer solchen Atmosphäre kennenlernen können – das ist ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung.
Bereiten Sie sich auf ein Hallenturnier anders vor als auf ein Außenturnier? Und worin besteht der größte Unterschied?
Ich finde, das kommt immer ganz auf das Pferd an. Manche Pferde brauchen etwas mehr Training, bevor sie in einem Hallenturnier antreten können. Das Wichtigste bei einem Hallenturnier ist, dass die Pferde souverän sind, vor allem, weil sie ganz nah an den Fans über die Hindernisse springen müssen und die Hindernisse auch viel dichter aufeinanderfolgen als bei einem Freilandturnier. Außerdem müssen sie damit vertraut sein, große Oxer in den Ecken zu springen. Deshalb lege ich zu Hause gern ganz gezielte Trainingseinheiten in den Ecken ein. Wir haben eine kleine Reithalle, in der wir die Pferde auf Hallenturniere vorbereiten.
Beim The Dutch Masters sitzen die Zuschauer sehr nah am Parcours. Hat das Einfluss auf die Pferde oder macht es Sie selbst nervöser?
Ich glaube, auch hier kommt es auf das Pferd an. Allerdings sind die Pferde, die wir normalerweise auf den großen Turnieren und im Rolex Grand Prix reiten, an die Nähe zu den Fans gewöhnt. Meiner Meinung nach ist die Atmosphäre, die durch das Publikum entsteht, etwas ganz Besonderes und ich glaube, das spüren die Pferde. Ich sage immer, wenn ein großes Publikum hinter einem steht, verleiht das dem Pferd Flügel.
Wie wichtig ist Ihr Team zu Hause für Ihren Erfolg?
Mein Team ist unglaublich wichtig. Es ist ein entscheidender Faktor für mich, dass ich für jedes meiner Pferde einen ausgeklügelten Plan habe. Ich plane die Entwicklung eines Pferdes über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren, nicht nur jeweils von einem Turnier zum nächsten. Ohne ein großartiges Team wäre das unmöglich. Jeder ist in diese Planung mit einbezogen, von den Bereitern über den Hufschmied bis hin zu den Pflegern. Wir überlegen uns, was wir bei jedem Pferd verbessern möchten und wie wir als Team am besten vorgehen, um das zu erreichen.
Ich sage immer, dass unser Sport mehr von einem Teamsport als von einem Einzelsport hat, denn ohne das Team wäre ich nicht in der Lage, überhaupt irgendetwas zu erreichen. Die Bereiter übernehmen den Großteil des Trainings der Pferde, weil ich so viel auf Turnieren unterwegs bin. Vor dem The Dutch Masters zum Beispiel reite ich die Pferde, die ich mitnehme, erst an dem Sonntag vor unserer Abreise. Ich kann dann keine großen Änderungen mehr vornehmen, deshalb müssen die Pferde perfekt trainiert und auf ’s-Hertogenbosch vorbereitet sein.
Welche Eigenschaften sind Ihnen bei einem Bereiter wichtig?
Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten. Sie müssen eine gute Grundeinstellung haben, für diesen Job leben und ihr erster Gedanke beim Aufwachen und der letzte vor dem Einschlafen muss den Pferden gelten. Ich habe gelernt, dass es nicht wichtig ist, wie viel Erfahrung jemand besitzt, wenn er oder sie anfängt, denn solange man aufrichtiges Interesse an dieser Arbeit hat, lernt man schnell und wächst an seinen Aufgaben. Das liegt daran, dass es für diese Menschen nicht einfach nur ein Job, sondern ihre Leidenschaft ist.
Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist Ihr Favorit und wieso?
Ich mag jedes einzelne – sie sind alle auf ihre eigene Art etwas ganz Besonderes. Man kann sie nicht wirklich miteinander vergleichen, nicht einmal den CHIO Aachen mit dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’. Natürlich finden beide auf großen Rasenplätzen statt, aber der Parcoursaufbau und die Hindernisgestaltung unterscheiden sich völlig.
Eine Sache haben aber alle Majors gemeinsam: Es sind die schwierigsten Parcours der Welt. Sie sind die anspruchsvollsten Prüfungen und deswegen gibt es dort auch die höchsten Preisgelder in diesem Sport – es sind die Turniere, die jeder Reiter unbedingt gewinnen will. Bei jedem einzelnen Major sind mehr Spitzenreiter vertreten als bei den Olympischen Spielen – es ist schon etwas ganz Besonderes, daran teilzuhaben.
Motiviert Sie die Herausforderung, gegen die besten Reiter der Welt anzutreten?
Absolut. Man lernt so viel, wenn man gegen die besten Reiter der Welt antritt. Ihnen einfach nur beim Warm-up zuzusehen, ist schon sehr inspirierend und motivierend.
Welche Pferd- und Reiterpaare betrachten Sie als Ihre größten Konkurrenten beim The Dutch Masters?
Das ist eine schwierige Frage, weil so viele fantastische Teams dabei sind, aber ich glaube, Martin Fuchs und Chaplin werden in Bestform sein. Sie haben gemeinsam den World Cup™ in Lyon gewonnen und ich glaube, Martin hat Chaplin für diesen Wettkampf geschont, deswegen werden die beiden bestimmt nur sehr schwer zu schlagen sein. Er hat ein großartiges Team und weiß, wie man bei diesen wichtigen Veranstaltungen Bestleistungen bringt.
Der Sport hat sich in den letzten 15 Jahren so stark verändert. Früher fielen einem nur ungefähr drei Pferd- und Reiterpaare ein, denen man den Sieg zugetraut hat – jetzt gibt es ungefähr zwanzig, die den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewinnen könnten.
Haben Sie eigentlich auch mal Freizeit? Und wenn ja, wie verbringen Sie sie am liebsten?
Wenn möglich, mit meiner Familie. Ich habe drei Kinder und verbringe unheimlich gerne Zeit mit ihnen. Wenn ich mal etwas länger frei habe, treibe ich gerne Sport. Das finde ich sehr befriedigend.
DIE HIGHLIGHTS DES THE DUTCH MASTERS
Dieses Jahr begrüßt das The Dutch Masters zum ersten Mal seit 2019 wieder Zuschauer in den weltberühmten Brabanthallen. Das Event findet vom 11. bis zum 13. März mit einem leicht abgeänderten Programm statt, um die aufgrund der COVID-19-Pandemie in Kraft getretenen Auflagen zu erfüllen. Bei der Veranstaltung in ‘s-Hertogenbosch, die als eines der prestigeträchtigsten Hallenturniere im Reitsportkalender gilt, werden nicht nur die besten Springreiter der Welt vertreten sein, sondern auch die Elite des Dressursports, die sich am Freitag und Samstag im FEI Dressage World Cup™, dem Dressurweltcup, miteinander messen wird.
Die Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Tokio 2021 und Weltranglistenerste, die Deutsche Jessica von Bredow-Werndl, wird versuchen, mit ihrer fünfzehnjährigen braunen Stute TSF Dalera BB, mit der sie 2021 zweifache Olympiasiegerin und dreifache Europameisterin wurde, an ihren Erfolg des Vorjahres anzuknüpfen. Das Erfolgsgespann wird dem Publikum ganz sicher herausragende Ritte bieten, wenn es am Freitagnachmittag beim FEI Dressage World Cup™ Grand Prix und am Samstag in der FEI Dressage World Cup™ Kür an den Start geht.
Im Vorfeld des Rolex Grand Prix, der am Sonntagnachmittag stattfinden wird, erwartet die Zuschauer ein Aufgebot der weltbesten Springreiter, die in einem vollgepackten Programm aus internationalen Prüfungen gegeneinander antreten werden. Zu den Highlights zählt der VDL Groep Preis am Freitagabend – den 2021 der neueste Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer (GER) gewann – sowie der Audi Preis am Samstagabend.
Neben den sportlichen Höhepunkten wird es als weiteres Highlight eine ganz besondere Verabschiedungszeremonie für Maikel van der Vleutens Verdi TN geben, die vor dem Rolex Grand Prix am Sonntagnachmittag stattfinden wird. Diese Abschiedsfeier war ursprünglich für 2020 geplant gewesen, doch man hatte sich damals dazu entschieden zu warten, bis wieder Zuschauer in der Halle zugelassen sein würden, um Verdi TN den würdigen Abschied zu ermöglichen, den er verdient hat. Verdi TN war während seiner gesamten Karriere eine ernstzunehmende Größe und kann auf große Erfolge wie eine Goldmedaille in der Teamwertung bei den FEI Weltreiterspielen 2014 sowie eine weitere Team-Goldmedaille bei der FEI Europameisterschaft 2015 zurückblicken.
Es sind noch Tickets erhältlich. Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.thedutchmasters.com
The Rolex Grand Prix Podium at CHI Geneva From left to right: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) and Max Kühner (AUT). Photo: www.scoopdyga.com
REITER-INTERVIEW MIT MARTIN FUCHS
Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?
Mein wichtigstes Ziel in diesem Jahr ist es, bei allen Rolex-Majors und den anderen Rolex Grands Prix gut abzuschneiden. Darauf liegt mein Hauptfokus. Außerdem will ich bei den FEI World Equestrian ChampionshipsTM und beim FEI World Cup™ im Finale dabei sein. Ich habe ein paar unglaublich gute Pferde, die ich bei den größeren Turnieren und Meisterschaften einsetzen werde. Darüber hinaus habe ich noch ein paar fantastische Jungpferde und freue mich schon darauf, sie weiter aufzubauen.
Was ist es für ein Gefühl, zu wissen, dass Sie mit Ihren aufeinanderfolgenden Rolex Grand Prix-Siegen beim CHI Genf vor Ihrem Heimatpublikum Geschichte geschrieben haben?
Es ist immer unglaublich toll, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, aber zweimal gleich nacheinander und noch dazu vor meinem Heimatpublikum, das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Außerdem ist Leone Jei ein so junges Pferd – das war ganz klar ein sehr großer Sieg für mich!
Glauben Sie, dass Leone Jei der nächste Clooney 51 werden könnte?
Ich vergleiche die beiden nicht miteinander. Clooney 51 war das erfolgreichste Pferd in der Geschichte des Schweizer Springsports. Ich kann also nicht erwarten, gleich im Anschluss schon den nächsten Clooney 51 in den Startlöchern stehen zu haben. Allerdings glaube ich, dass Leone Jei gezeigt hat, dass er alle erforderlichen Qualitäten besitzt, und ich glaube auch, dass er aktuell eins der besten Pferde der Welt ist.
Werfen wir einen Blick auf das bevorstehende The Dutch Masters. Mit welchen Pferden werden Sie antreten und welches haben Sie für den Rolex Grand Prix ausgewählt?
Ich werde Chaplin beim Rolex Grand Prix reiten. Er ist sehr gut in Form und ich glaube, das The Dutch Masters wird ihm liegen. Ich habe vor, Leone Jei auf den größeren Außenplätzen wie beim CHIO Aachen zu reiten, weil ich glaube, dass solche Plätze besser zu ihm passen.
Welche Pferd- und Reiterpaare haben Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zu gewinnen?
Ich glaube nicht, dass es da nur ein bestimmtes Paar gibt. Bei jedem Rolex Grand Slam Major sind die besten Pferd- und Reiterpaare vertreten und jedes davon hat Chancen auf den Sieg. Meiner Meinung nach macht genau das den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu etwas so Besonderem und Einzigartigem. Ich finde, unser Sport unterscheidet sich von den meisten anderen Sportarten. Es ist viel schwerer, regelmäßig oder mehrmals hintereinander zu gewinnen, weil wir mit Tieren arbeiten. Das macht diesen Sport so unvorhersehbar. Deswegen ist auch der Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping, wie er Scott Brash und Hello Sanctos gelungen ist, eine so unglaubliche Leistung.
Wie ist es zu Ihrer Partnerschaft mit dem Eigentümer einiger Ihrer Pferde, Adolfo Juri, gekommen?
Adolfo hat schon meinem Onkel Markus [Fuchs] über zwanzig Jahre lang Pferde zur Verfügung gestellt. Als Markus mit dem Reiten aufgehört hat, hat Adolfo mit seinen Pferden einige Jahre lang zu einem anderen Reiter gewechselt. Danach kam er mit seinen Pferden zu mir – eine sehr nette Geste – und wir arbeiten gut zusammen. Er hat mich in meiner Karriere bislang enorm unterstützt und ich habe großes Glück, dass er Teil meines Teams ist. Er und der andere Eigentümer meiner Pferde [Luigi Baleri] verstehen sich ausgezeichnet und unterstützen einander sehr.
Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Leone Jei ist natürlich ein spektakuläres Pferd. Er besitzt eine unglaubliche Mentalität und ist sehr ehrgeizig – er will immer sein Bestes geben. Manchmal macht ihn das ein bisschen schwieriger zu reiten, weil er so engagiert und so eifrig ist. Ich muss immer versuchen, ihn so ruhig und entspannt wie nur möglich zu halten. Chaplin hat schon so viele Grands Prix gewonnen und besitzt einen unglaublich tollen Charakter. Er ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Conner Jei ist sehr talentiert, aber manchmal etwas schwieriger als die anderen Pferde. Er hat letztes Jahr den Rolex Grand Prix in Dinard gewonnen und ich habe vor, es dieses Jahr mit ihm ins Finale des FEI World Cup™ zu schaffen. Diese drei Pferde haben schon viele 5-Sterne-Grands-Prix gewonnen und ich kann mich glücklich schätzen, sie reiten zu dürfen.
Dann habe ich noch vier tolle Nachwuchspferde. Commissar Pezi ist neun Jahre alt und aktuell reite ich ihn zum ersten Mal bei der Sunshine Tour. Er ist sehr vielversprechend, hat sehr viel Sprungkraft und eine tolle Mentalität – allerdings ist er noch sehr unerfahren für sein Alter, aber ich bin trotzdem sehr begeistert von ihm. Viper Z und Diva Van Het Cauterhof Z sind beide acht Jahre alt und ebenfalls mit mir bei der Sunshine Tour am Start. Beide haben bisher wirklich gute Leistung gezeigt; Diva [Van Het Cauterhof Z] hat in 15 Runden keinen einzigen Hindernisfehler gemacht. Pina Van De Moerhoeve, eine Siebenjährige, ist schon in vielen Nachwuchsklassen gesprungen. Ich habe viel Spaß auf der Tour. Ich nehme aktuell nicht an den größten Turnieren teil, sondern genieße es, die jungen Pferde langsam aufzubauen. Bei allen Nachwuchspferden habe ich ein sehr gutes Gefühl, aber es ist immer schwierig vorherzusagen, ob eines von ihnen mein nächstes Spitzenpferd für die 5-Sterne-Turniere wird. Nichtsdestotrotz besitzen sie alle großes Potenzial und haben schon viele fehlerfreie Runden absolviert – ich glaube also, die Zukunft sieht vielversprechend aus.
Wie planen Sie, in welchen Turnieren Sie mit welchen Pferden antreten?
Ich plane meine Turniere rund um die Majors, diese Turniere haben oberste Priorität. Mit welchem Pferd ich bei welchem Turnier starte, entscheide ich anhand ihrer Form und ihrer Stärken. Und wenn gerade keine großen Wettkämpfe anstehen, trete ich gern mit meinen Nachwuchspferden an, um sie auf kleineren Turnieren Erfahrungen sammeln zu lassen.
Wie geht es Clooney 51?
Ihm geht es sehr gut. Er wird täglich geritten, weil es gut für seine Schulter ist, wenn er aktiv bleibt. Er darf Ausritte machen und auf die Weide – ich glaube, ihm gefällt der Ruhestand! Wir sind sehr froh, dass er zu Hause und so gut in Form ist.
Beim CHI Genf hatten Sie jemanden dabei, der vor ihren Ställen Crêpes zubereitet hat. Können Sie uns mehr darüber verraten?
Das war ein Freund aus Frankreich. Er kommt immer gern zu den Turnieren und kümmert sich um mich und meine Pfleger. Sämtliche Reiter schauen dann zwischen den Wettkämpfen immer gerne auf einen Snack vorbei!
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Für mich ist die besondere Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter sehr spannend und motivierend. Jedes Pferd ist jeden Tag anders und es macht mir unheimlichen Spaß, das Beste aus jedem einzelnen herauszukitzeln. Wenn man täglich mit einem Pferd arbeitet, um besser zu werden, und sich all die Arbeit dann bei einem großen Turnier auszahlt, ist das einfach das Größte.
DIE NÄCHSTE GENERATION:
INTERVIEW MIT SPENCER SMITH
Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?
Ich hoffe, dass 2022 mein bisher bestes Jahr werden wird. Mein Ziel ist es, zusammen mit dem amerikanischen Team an ein paar FEI Nations Cup™-Turnieren und diesen Sommer hoffentlich an der FEI-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Außerdem wäre ich unheimlich gern bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping dabei. Das ist eins meiner großen Ziele und definitiv etwas, das ich dieses Jahr unbedingt schaffen möchte.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Einer meiner stolzesten Augenblicke war meine Teilnahme am Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2018. Ich bin auch 2019 dort angetreten und das war ein Riesenschritt für meine Karriere. Vergangenes Jahr habe ich meinen ersten 5-Sterne-Grand-Prix gewonnen – ein unglaublicher Moment in meiner Karriere.
Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?
Jeder in meiner Familie hat mit Pferden zu tun, meine Eltern haben ein großes Trainingscenter in Amerika und verkaufen auch Pferde. Sie sind eine große Inspiration für mich und Pferde gehören schon von klein auf zu meinem Leben. Als ich fünfzehn war, habe ich angefangen, bei Eric Lamaze zu trainieren und zu arbeiten. Ich blieb fünf Jahre bei Eric und er wurde wirklich zu meinem Mentor in diesem Sport. Wir haben gemeinsam die Welt bereist und er war derjenige, der mich das erste Mal in Europa antreten ließ. Ich habe so viel von ihm gelernt und bin unendlich dankbar für die Chancen, die er mir eröffnet hat. Ich hege auch große Bewunderung für Daniel Deußer und liebe seine Art zu reiten –ich versuche beim Reiten, seinen Stil nachzuahmen.
Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?
Ich glaube, man muss ehrgeizig sein, aber auch mit Niederlagen umgehen können. Im Springreiten verliert man öfter, als man gewinnt, und muss die Höhen und Tiefen des Sports verkraften können. Wenn es mal nicht gut läuft, ist man immer schnell versucht, alles komplett zu ändern, aber man muss einfach wieder einen Schritt zurück machen und dafür sorgen, dass man die Grundlagen beherrscht und richtig umsetzt. Ich glaube, um der Beste zu sein und die größten Turniere zu gewinnen, braucht man ein gutes Gleichgewicht zwischen Geduld und Ehrgeiz.
Erzählen Sie uns ein bisschen über die Pferde in Ihrem Stall – auf welche freuen Sie sich am meisten?
Ich habe großes Glück – ich habe ein paar hervorragende Pferde und genieße unglaubliche Unterstützung von Georgina Bloomberg. Mein Hauptpferd ist Theodore Manciais, den ich jetzt schon sehr lange habe. Er ist schon zweimal beim Rolex Grand Prix beim CHI Genf angetreten und hat letztes Jahr ein 5-Sterne-Turnier gewonnen. Ein anderes meiner Spitzenpferde ist Quibelle, die Georgina Bloomberg gehört. Sie hat beim CSIO5* FEI Nations Cup™-Finale in Barcelona einen fehlerfreien Durchlauf für das US-amerikanische Team geholt. Wir haben schon ein paar tolle Ergebnisse erzielt und ich glaube, sie wird mein Spitzenpferd für die großen Teamwettkämpfe. Sie begeistert mich wirklich sehr. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, so von Georgina und ihrem Team unterstützt zu werden. Jimmy Doyle, ihr Trainer, hilft auch mir jetzt. Es ist eine tolle Beziehung, wir starten meistens auf denselben Turnieren und ich bekomme viele Ratschläge und Tipps von Georgina und Jimmy.
Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, der Eigentümer?
Sie alle sind unverzichtbar – sie sorgen dafür, dass alles rundläuft. Ich habe ein großartiges Team aus Pflegern und Managern und dazu einen hervorragenden Tierarzt und Hufschmied. Wenn auch nur einer von ihnen nicht wäre, würde das Ganze nicht funktionieren. Wenn ich ein großes Turnier oder einen Grand Prix gewinne, ist das toll, aber es ist das Team hinter mir, das so etwas überhaupt erst ermöglicht. Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Das Team ist entscheidend für den Erfolg des Reiters. Wenn es nicht gut läuft, ist das echt schlimm, weil man das Gefühl hat, das Team zu enttäuschen, das so hart für deinen Erfolg arbeitet.
Was gefällt Ihnen am Springreiten am besten? Der Wettkampf, die Kameradschaft mit den anderen Reitern, das Reisen um die ganze Welt …
Ich liebe es, mit den Pferden zu arbeiten. Eine Partnerschaft mit deinem Pferd aufbauen und der Beziehung alles abverlangen zu können, um Dinge zu erreichen, die du nie für möglich gehalten hast, ist einfach das Größte. Die Kameradschaft mit all den anderen Reitern auf den Turnieren ist toll, denn wir sind alle aus demselben Grund dort. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, gegen so viele talentierte Reiter anzutreten. Wir versuchen alle, einander zu helfen, und auch wenn man nicht gewinnt, freut man sich trotzdem für die anderen.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Ich habe dieses Jahr einen tollen Tipp von Denis Lynch bekommen: sich immer weiter anzutreiben und zu versuchen, nicht gleich alles zu ändern, wenn es mal nicht gut läuft. Man sollte an seinem Plan festhalten. Das hat schon in der Vergangenheit funktioniert und wird es auch in der Zukunft tun.
Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer hat gesagt, dass er Sie für einen zukünftigen Star hält. Wie stark hat er Ihre Karriere bisher beeinflusst und welche anderen Reiter sind Ihre Vorbilder?
Ich habe Daniel kennengelernt, als ich fünfzehn war, und bewundere ihn sehr, sowohl als Mensch als auch als Reiter. Ich war schon immer fasziniert von seiner Reitweise und seiner Art, die Dinge anzugehen. Wir haben einen ähnlichen Körperbau, darum habe ich ihn immer genau beobachtet. Im Laufe der Jahre sind wir uns immer nähergekommen und inzwischen ist er einer meiner besten Freunde in diesem Sport. Ich trainiere den Sommer über im Stephex-Stall und werde dort behandelt, als würde ich zur Familie gehören. Ich versuche, so oft wie möglich in Daniels Nähe zu reiten, damit ich beobachten kann, was er macht. Ich will so viel wie nur möglich von ihm lernen.
Es gibt so viele Reiter, die ich bewundere, und wir haben ein paar wirklich tolle Reiter in den USA, wie McLain [Ward], Jessica Springsteen, Beezie [Madden], Kent [Farrington] und Laura [Kraut], die einfach unglaublich sind. Sie sind so talentiert und immer hilfsbereit, wenn ich mal Rat brauche.
Haben Sie als Nachwuchsreiter das Gefühl, dass es in diesem Sport genug Gelegenheiten für junge, neue Talente gibt?
Ich finde, es gibt viele Möglichkeiten, es an die Spitze zu schaffen, und viele verschiedene Wege in diesem Sport. Sich mit guten Menschen zu umgeben und jede Gelegenheit bestmöglich zu nutzen, ist entscheidend.
Ich habe großes Glück, weil meine Eltern sehr bekannt in diesem Sport sind und mir dadurch sehr bei meiner Karriere helfen konnten. Ich konnte mit einigen der Spitzenreiter unseres Sports trainieren und das war eine großartige Chance für mich. Ich habe das große Glück, die richtigen Menschen hinter mir zu haben, denn das hat mir ermöglicht, einige meiner vielen Ziele zu erreichen.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er ist wirklich der Höhepunkt in diesem Sport. Wenn man den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnt, geht das über den reinen Sport an sich hinaus und man hat etwas erreicht, von dem die Menschen noch viele Generationen lang erzählen werden. Ich finde, er verändert die Geschichte und der nächste Reiter oder die nächste Reiterin, der bzw. die ihn gewinnt, wird für immer in Erinnerung bleiben. Mit diesem Ziel vor Augen wache ich jeden Morgen auf. Im Moment glaube ich wirklich, dass Daniel Deußer kurz davorsteht, und habe das Gefühl, dass er der Nächste sein wird, dem es gelingt. Er hat ein großartiges Team aus Pferden und Menschen um sich herum und bewahrt in entscheidenden Augenblicken immer einen kühlen Kopf.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?
Ich sehe mir unheimlich gern Tennis und Golf an. Golf spiele ich nicht so oft, aber dafür Tennis, wenn auch nicht besonders erfolgreich! Ich weiß, welche Anstrengungen und Opfer in jedem Sport nötig sind, um es an die Spitze zu schaffen.
Stephan Conter (right) at the retirement ceremony for Cornet D'Amour (Photo: Stephex Masters / Jeroen Willems)
IN DER EIGENTÜMER-LOUNGE MIT
STEPHAN CONTER
Wie sind Sie dazu gekommen, sich als Eigentümer in diesem Sport zu betätigen?
Ich habe mich vor zehn Jahren dazu entschlossen, Pferde für Daniel Deußer zu kaufen. Davor hatte ich mehr als zwanzig Jahre lang Pferde für andere Reiter gekauft, aber ich wollte unbedingt in die Weltspitze dieses Sports. Also habe ich beschlossen, mir einen Spitzenreiter zu suchen, und meine Entscheidung fiel auf Daniel. Dieser Entscheidung habe ich mich ganz und gar verschrieben und mich richtig reingekniet. Wenn man einmal damit anfängt, Grands Prix zu gewinnen und eine ernstzunehmende Größe wird, bekommt das Ganze einen richtigen Suchtfaktor und man will diesen Erfolg aufrechterhalten, indem man sich die besten Pferde und Reiter sichert.
Ich habe inzwischen mehrere Reiter, darunter auch meine beiden Töchter [Emilie und Zoé], und ihre Erfolge auf meinen Pferden mitzuerleben, ist eine große Motivation für mich. Ich bin auch immer sehr stolz, wenn ich Pferde, die ich gezüchtet oder verkauft habe, gute Leistungen erbringen sehe. Wir haben kürzlich ein Pferd an Cian O'Connor verkauft und die beiden entwickeln sich zu einem großartigen Team – es bereitet mir wirklich Freude, das zu sehen. Wir verkaufen viele Pferde. Beim Rolex Grand Prix in Wellington letzte Woche hatten wir zwei meiner Pferde im Stechen sowie ein paar andere, die mal mir gehört haben, und ihren Erfolg mitanzusehen, gibt mir einen richtigen Kick.
Wie entscheiden Sie, welche Pferde Sie für Ihr Zuchtprogramm behalten und welche Sie verkaufen?
Ich sage normalerweise immer, jedes Pferd steht zum Verkauf. Wenn ein Pferd sehr gute Ergebnisse gebracht hat, steigt natürlich sein Preis. Ich behalte nicht alle meine besten Pferde, denn wenn man sich all die Pferde ansieht, die wir verkauft haben, sind darunter wirklich viele, die unglaubliche Ergebnisse erreicht haben. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die Olympischen Spiele. Wir hatten dort sieben Pferde im Springreiten, von denen nur eins aktuell noch mir gehört. Das beweist die Qualität der Pferde, die wir verkaufen.
Wenn ein Pferd wirklich gut zu einem meiner Reiter passt, warte ich eine Saison, bevor wir darüber nachdenken, es zu verkaufen. Davidoff De Lassus passt hervorragend zu Zoé, deswegen werden wir ihn noch ein Jahr behalten, es sei denn, wir bekommen ein unwiderstehliches Angebot.
Wenn eine Ihrer Töchter eine besondere Bindung mit einem Pferd eingeht, ändert das Ihre Meinung über den Verkauf dieses Pferdes?
Ja, absolut! Emilie fällt das Verkaufen leichter als ihrer Schwester. Wenn ein gutes Angebot eingeht, ist sie immer bereit, das Pferd abzugeben. Zoé würde am liebsten jedes Pferd behalten, aber ich glaube, sie fängt langsam an zu begreifen, dass auch wir nur gewöhnliche Menschen sind und unseren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen müssen, um unsere wunderschöne Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können.
Sie haben eine faszinierende Gruppe von Reitern im Team von Stephex Stables, darunter Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer und Ihre beiden Töchter Zoé und Emilie. Wie wählen Sie die Pferde für die jeweiligen Reiter aus?
Ich bin in erster Linie Geschäftsmann und wickle die Dinge immer gerne zügig ab. Darum kaufe ich hauptsächlich sechs- bis achtjährige Pferde, betreibe aber auch noch ein Zuchtprogramm. Diese Pferde sind in etwa 24 Monaten verkaufsfertig und so arbeite ich am liebsten. Ich bin bereit, jedes Pferd zu verkaufen, ansonsten hätte ich Tausende von Pferden. Ich habe kein Problem damit, so viele Pferde zu besitzen – das Problem ist, dass es zu kompliziert ist, so viele Pferde zu trainieren. Um ein Pferd auf das Niveau zu bringen, auf dem es ein Grand-Prix-Gewinner werden könnte, muss man die höchster Sorgfalt und Qualität in seine Ausbildung stecken. Deswegen verkaufen wir viele Pferde aus unserer eigenen Zucht ungeritten.
Das Zuchtniveau in Belgien ist extrem hoch – ich glaube, es ist das weltweit beste. Das bedeutet, dass die Pferde nicht billig sind, aber es bedeutet auch, dass man die Chance hat, das beste Pferd für seinen Reiter zu finden. Ich treffe meine Entscheidungen, welches Pferd ich für welchen Reiter kaufe, aus dem Bauch heraus. Ich kann nicht erklären, wieso ich mich manchmal für ein bestimmtes Pferd entscheide, aber ich vertraue auf mein Gefühl. Bisher lag ich mit meinem Bauchgefühl auch immer goldrichtig.
Wie wichtig ist es, ein ausgewogenes Verhältnis von erfahrenen Reitern und Nachwuchstalenten in Ihrem Team zu haben?
Das ist sehr wichtig. Vor ein paar Monaten hatten wir zwei Reiter in den Top 10. Man braucht also viele Pferde, um sicherzustellen, dass sie sich auch so weit oben in den Ranglisten halten können. Es ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren, als sich die Reiter in der Wintersaison freinehmen konnten. Heutzutage finden an jedem Wochenende Turniere statt. Ich glaube, das Ranglistensystem ist eine Art Sucht für die Reiter - und das ist ein Problem. Um in diesem Sport an der Spitze zu bleiben, müssen die Reiter fast jedes Wochenende antreten, um Ranking-Punkte zu sammeln. Deswegen brauchen wir viele jüngere Reiter, um die Pferde zu Hause zu trainieren, wenn unsere Spitzenreiter auf Wettkämpfen unterwegs sind.
Wir haben zurzeit jede Menge junge, talentierte Reiter in unserem Sport. Ich glaube, dass man nicht einfach morgen losziehen und den nächsten Spitzenreiter entdecken kann. Man muss einige Jahre lang mit ihnen arbeiten und dafür sorgen, dass sie richtig trainiert werden. Einige der aktuell besten Reiter der Welt gehörten im Alter von 18 Jahren noch nicht zu den Besten, aber sie besaßen eine ausgezeichnete Arbeitsmoral und haben sich dem Sport mit Haut und Haaren verschrieben. Es ist schön zu sehen, dass man mit harter Arbeit die Ergebnisse erzielen kann, die man verdient.
Wie viele Pferde besitzen Sie aktuell und von welchem glauben Sie, dass es dieses Jahr die besten Ergebnisse erzielen wird?
Mit Daniel sind wir in einer sehr komfortablen Position – wir haben ein wirklich starkes Team aus Pferden. So ist es nicht immer und deswegen können wir uns im Augenblick so glücklich schätzen. Zum Beispiel ist Scuderia 1918 Tobago Z im 5-Sterne-Grand-Prix auf dem Winter Equestrian Festival letztes Wochenende unglaublich gut gesprungen. Er sah aus wie ein Achtjähriger in einem 1,30-m-Springen. Killer Queen VDM springt auch sehr gut und so glaube ich, dass uns ein sehr spannendes Jahr bevorsteht.
Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Beziehung zwischen Eigentümer und Reiter geben?
Ich rede mit meinen Reitern über alles. Wir suchen gemeinsam die Turniere für die einzelnen Pferde aus, aber ich habe eine starke Meinung dazu, welchen Wettkämpfen wir Vorrang geben sollten – nämlich den Rolex Grand Prix Majors und den anderen Rolex-Turnieren. Alle Reiter sind da mit mir einer Meinung, denn diese Turniere sind einfach die besten der Welt. Hoffentlich wird man eines Tages dasselbe über die Stephex Masters in Brüssel sagen. Es ist sehr aufregend, dass der CSIO Rom und jetzt auch La Baule ebenfalls von Rolex gesponsert werden. Meiner Meinung nach haben die von Rolex gesponserten Wettkämpfe ein ganz anderes Niveau als all‘ die anderen Turniere, und alle meine Reiter lieben es, dort anzutreten.
Auf welche Pferde aus den Stephex Stables – ehemalige und aktuelle – sind Sie besonders stolz?
Ich bin auf so viele stolz. Wir haben schon so viele großartige Pferde verkauft, dass es den vielen Besitzern bestimmt nicht gefallen würde, wenn ich jetzt nur einige davon aufzählen würde. Aber ich kann sagen, dass bei jedem Grand Prix mindestens fünf Pferde dabei sind, die wir verkauft haben, und das macht mich sehr stolz.
Der Kalender des Springreitsports hielt 2021 jede Menge außergewöhnliches Entertainment bereit. Dazu trugen nicht nur die renommiertesten Reiter dieses Sports bei, sondern auch eine neue Generation zukünftiger Stars konnte bei den vier Rolex-Majors des Jahres glänzen. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist nach wie vor das höchste Ziel eines jeden Reiters, allen voran des Schweizers Martin Fuchs, der das Jahr nach seinem atemberaubenden Sieg beim CHI Genf im Dezember als Anwärter auf den Rolex Grand Slam beginnt.
Den Auftakt der diesjährigen Saison der Rolex-Majors bildet The Dutch Masters, das vom 11. bis zum 13. März im niederländischen ‘s-Hertogenbosch stattfindet. Es ist das jüngste Turnier im Rolex Grand Slam of Show Jumping und eins von zwei Hallenturnieren in dieser Wettkampfserie. Die besten Springreiter kommen hier zusammen, um in den Brabanthallen drei Tage lang in Weltklasseprüfungen gegeneinander anzutreten, die am letzten Tag der Veranstaltung im Rolex Grand Prix gipfeln. In der engsten Arena der vier Majors ist das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter entscheidender denn je, denn die Parcours sind mit engen Kurven gespickt und lassen so gut wie keinen Raum für Fehler. Der Vorjahresgewinner, Max Kühner aus Österreich, zeigte sich zusammen mit seinem talentierten 11-jährigen Wallach, Elektric Blue P, der kniffligen Situation gewachsen und holte sich so 2021 seinen ersten Sieg in einem Major.
Schauplatz des zweiten Majors des Jahres, des CHIO Aachen – oft als „Wimbledon“ des Reitsports bezeichnet – wird auch dieses Jahr wieder die nordrhein-westfälische Stadt im Westen Deutschlands sein. Der schon seit 1924 bestehende CHIO Aachen ist eine sehr geschichtsträchtige Veranstaltung und lockt immer mehr als 350.000 fachkundige Fans an, die sich dieses Jahr vom 24. Juni bis zum 3. Juli auf zehn spannende Reitsporttage freuen können. Als einer der prestigeträchtigsten Wettkämpfe im Springreitsportkalender und höchste Prüfung beim CHIO Aachen findet der Rolex Grand Prix am letzten Tag der Veranstaltung statt. Er ist die Prüfung, das jeder Reiter unbedingt gewinnen will, um seinen Namen auf der legendären Siegerwand zu verewigen und in die Geschichte des Reitsports einzugehen. 2021 holte sich der neue Rolex-Markenbotschafter, der Deutsche Daniel Deusser auf seiner phänomenalen Stute Killer Queen VDM den Sieg, mit dem er sich einen Lebenstraum erfüllen konnte. Deusser dicht auf den Fersen war der junge amerikanische Nachwuchsreiter Brian Moggre, der mit seinen 20 Jahren unglaubliches Können und enorme Entschlossenheit bewies, indem er das Starterfeld voller ehemaliger Weltranglistenerster, Olympiasieger, Welt- und Europameister abhängte und sich den zweiten Platz sicherte.
Vom 7. bis zum 11. September werden alle Blicke auf das kanadische Calgary gerichtet sein, wenn hier das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ stattfindet. Das Turnier hat den Ruf, zu den anspruchsvollsten Parcours der Welt zu gehören. Es ist ein besonderes enges Verhältnis zwischen Pferd und Reiter nötig, um das CP ‘International’, presented by Rolex, zu gewinnen. Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat und sein 13-jähriger Wallach Venard de Cerisy stellten dies in zwei präzisen und fehlerfreien Runden sehr anschaulich unter Beweis. Sie waren das einzige Paar, dem zwei Null-Fehler-Umläufe gelangen, womit sie die begehrte Trophäe holten. Mit diesem Rolex Grand Slam-Major sind sehr schöne Erinnerungen verbunden, denn 2015 wurde der Brite Scott Brash nach einer fehlerlosen Runde auf seinem legendären Wallach Hello Sanctos genau hier zum allerersten Gewinner des ehrwürdigen Rolex Grand Slam of Show Jumping gekrönt – eine Leistung, die seitdem keinem anderen Reiter gelungen ist.
Die Major-Saison erreicht ihren Höhepunkt in der Schweiz, wenn sich die Reiter zum CHI Genf erneut in einer Hallenarena einfinden. Der CHI Genf findet vom 8. bis zum 11. Dezember im Palexpo-Komplex statt und ist nicht nur eine der geschichts- und prestigeträchtigsten internationalen Veranstaltungen, sondern wurde bisher rekordverdächtige neun Mal zum besten Springreitturnier der Welt gekürt. Der Rolex Grand Prix, in dem die versiertesten Reiter der Welt antreten, bildet das Highlight der viertägigen Veranstaltung voller Spitzenprüfungen. Der Lokalmatador und Schweizer Landsmann Martin Fuchs holte sich 2021 hier mit seinem 10-jährigen Wallach Leone Jei den Sieg und schrieb damit Geschichte. Er ist der erste Reiter, dem zwei Siegen in aufeinanderfolgenden Ausgaben dieser Prüfung gelingen konnte. Er hatte den Rolex Grand Prix bereits 2019 gewonnen.
Als derzeitiger Anwärter auf den Rolex Grand Slam wird Fuchs im Brennpunkt des Interesses stehen, während er sich darauf vorbereitet, seine Reise durch den Rolex Grand Slam of Show Jumping beim The Dutch Masters fortzusetzen. Wird 2022 vielleicht ein neuer Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion gekrönt werden?
Interview mit
Daniel Deusser
2021 war ein herausragendes Jahr für Sie. Was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2022?
Nachdem ich den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen habe, ist mein größtes Ziel im Moment der Sieg beim Rolex Grand Prix im Rahmen des The Dutch Masters im März. Denn wenn ich dort gewinne, habe ich die Chance auf einen Bonus. Meine gesamte Planung und Vorbereitung konzentriert sich jetzt darauf, nach 's-Hertogenbosch zu fahren und zu versuchen, dort den Rolex Grand Prix zu gewinnen.
Angesichts der Pandemie ist es schwierig zu planen, da viele Turniere abgesagt werden. Aber es gibt ein paar Turniere, auf die ich mich wirklich freue, darunter La Baule, bei dem Rolex jetzt Partner ist. Ich war noch nicht oft dort, weil andere Nations Cup-Turniere anstanden oder der deutsche Chef d'Equipe andere Pläne hatte. Deshalb freue ich mich dieses Jahr sehr darauf, dort zu an den Start zu gehen. Natürlich finde ich es toll, beim CHIO Aachen zu springen, und ich würde dort sehr gerne noch einmal den Rolex Grand Prix gewinnen.
Wie bereiten Sie sich auf das The Dutch Masters vor und welche Pferde werden Sie mitnehmen?
Im Moment plane ich, Scuderia 1918 Tobago Z mitzunehmen. Ich habe ihn nicht nach Florida [zum Winter Equestrian Festival] mitgenommen, er ist also noch frisch für den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters. Er ist ein sehr gutes Pferd für die Hallensaison und hat das letzte Jahr in Topform beendet. Das The Dutch Masters ist in vielerlei Hinsicht ein fantastisches Turnier. Ich gehe immer wieder gerne dorthin und die Aussicht auf den potenziellen Rolex Grand Slam-Bonus macht es für mich umso aufregender, wieder nach 's-Hertogenbosch zu kommen.
Was hebt Ihrer Meinung nach die Majors in diesem Jahr von anderen Turnieren ab?
Die Organisation der Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist phänomenal, das Niveau ist immer sehr hoch und die Bedingungen sind für Pferde und Reiter optimal. Natürlich heben sich diese Turniere auch durch die Preisgelder von den anderen ab, was sie für alle Beteiligten sehr spannend macht: die Reiter, die Besitzer und die Fans des Sports. Zu den Majors kommen mehr Zuschauer als zu anderen Turnieren, das schafft einfach eine unglaubliche Atmosphäre. Bei nicht vielen anderen Turnieren können so viele Zuschauer dabei sein – die Stadien des CHIO Aachen und des CSIO Spruce Meadows 'Masters' zum Beispiel sind unerreicht, das hebt die Majors definitiv von anderen Turnieren ab. Die Majors haben zudem eine so reiche Geschichte und Tradition. Die besten Reiter der Welt haben an ihnen teilgenommen und jetzt ist meine Generation von Reitern ebenfalls ein Teil ihrer Geschichte – das macht eine Teilnahme zu etwas ganz Besonderem.
Ich finde, der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist durchaus mit den Grand Slams im Tennis oder Golf vergleichbar – der CHIO Aachen ist zum Beispiel so etwas wie das Wimbledon des Pferdesports. Die Majors finden an tollen Orten statt und haben eine unglaubliche Fangemeinde. Ich denke also schon, dass man als Reiter auf jeden Fall eine Motivation hat, bei diesen vier Turnieren sein Bestes zu geben.
Killer Queen VDM und Scuderia 1918 Tobago Z sind wirklich talentierte Pferde. Haben Sie neue/junge Pferde, die dieses Jahr ihr 5-Sterne-Debüt geben werden?
Ich habe zwei sehr talentierte junge Pferde hier in Wellington, die mit mir beim Winter Equestrian Festival antreten: Scuderia 1918 Mr Jones und In Time. Ich habe Scuderia 1918 Mr Jones jetzt seit etwa zwei oder drei Jahren, aber wegen der Pandemie bin ich nicht so viele Turniere mit ihm gegangen. Er ist hier in Amerika, um hoffentlich noch mehr Erfahrung zu sammeln, damit er in die höheren Klassen aufsteigen kann. Neulich ging er hier in einem 1,50m-Springen, ich denke, er ist bereit, bald den nächsten Schritt nach oben zu machen. Er hat sehr viel Potenzial, einen sehr starken Charakter und ist extrem sprunggewaltig, daher freue ich mich wirklich zu sehen, wie er sich in Zukunft entwickelt.
In Time ist eine neunjährige Stute. Ich bin nur ein Turnier mit ihr gegangen, das war beim CHI Genf. Aber ich halte sehr viel von ihr. Sie hat sehr viel Vermögen, ist unkompliziert und will immer vorsichtig sein. Ich habe sie erst seit zwei Monaten, aber ich hoffe wirklich, dass sie in die Fußstapfen von Killer Queen VDM und Scuderia 1918 Tobago Z treten und in der Lage sein wird, ihre Stelle einzunehmen, wenn die beiden sich in ein paar Jahren aus dem Sport zurückziehen.
Beide Pferde brauchen aber noch mehr Erfahrung und Zeit, um sich zu entwickeln, bevor sie die nächste „Killer Queen VDM“ werden. Aber ich denke, wir sind mit diesen talentierten jungen Pferden gut aufgestellt. Mit mehr Erfahrung könnten sie beide meine nächsten Superstars werden.
Wenn Sie nicht auf Turnieren unterwegs sind, wie viel Zeit verbringen Sie mit dem Training der Pferde und der Förderung der jüngeren Pferde?
Wenn ich zu Hause bin, verbringe ich gerne so viel Zeit wie möglich mit den jüngeren Pferden, aber ich bin auch oft auf Turnieren unterwegs. Deshalb haben wir in den Stephex Stables mehrere sehr talentierte Reiter, die die jungen Pferde ausbilden und sie zu Jungpferde- und 2-Sterne-Turnieren mitnehmen, um sie zu fördern. Wenn sie gutes Potenzial zeigen, wie es bei In Time der Fall war, fange ich an sie zu reiten und auf Turnieren vorzustellen, wenn sie acht Jahre alt sind, um zu sehen, ob sie in der Lage sind, in höhere Klassen aufzusteigen.
Wie unterscheiden sich die Winter- und Sommersaison hinsichtlich Ihrer Vorbereitungen?
Die Wintersaison in Europa findet überwiegend in Hallen statt, weshalb wir dann auch überwiegend in Hallen trainieren. Hier in Florida, wo das Wetter wärmer ist, findet alles draußen statt. Für die Pferde ist es eine ziemliche Umstellung, von der Kälte und dem Springen in der Halle ins Warme zu kommen und dann im Freien zu springen. Alle Turniere finden auf Außenplätzen statt, die viel größer sind und auf denen die Pferde viel mehr zu gucken haben. Es ist also schwieriger, sie dazu zu bringen, sich auf die Hindernisse zu konzentrieren.
Es gibt zahlreiche verschiedene Klassen, ich denke, für Pferde wie Scuderia 1918 Mr Jones und In Time ist es sehr gut, sie hierher zu bringen und sie auf die Sommersaison in Europa vorzubereiten. Durch Turniere auf zwei verschiedenen Kontinenten haben wir jetzt tatsächlich unsere Sommersaison ausgedehnt. Letztendlich ist das Ziel, dass unsere Pferde besser auf die Sommersaison in Europa vorbereitet sind. Aufgrund der Pandemie sind uns einige Turniere verloren gegangen, so dass es sehr wichtig ist, dass die Pferde immer noch die Erfahrung sammeln können, die sie brauchen.
Es gibt einige wirklich talentierte junge Reiter, die in der Rangliste nach oben klettern – wer ist Ihrer Meinung nach der Star der Zukunft, auf den man besonders achten sollte?
Da gibt es so viele, dass es schwierig wäre, sie alle aufzuzählen. Ich stehe aber dem amerikanischen Reiter Spencer Smith sehr nahe. Letztes Jahr war er bei Stephex Stables, jetzt ist er hier bei uns in Florida. Ich halte ihn für sehr talentiert und für jemanden, den man in Zukunft unbedingt im Auge behalten sollte. Ein weiterer Reiter, den ich für einen zukünftigen Star halte, ist Jack Whitaker, der Sohn von Michael Whitaker. Er ist noch sehr jung, aber er hat ein fantastisches Gespür, ich glaube, dass er in Zukunft große Erfolge erzielen wird.
Was ist Ihr bester Ratschlag für einen jungen Reiter, der den Sport in Zukunft professionell betreiben möchte?
Man muss Geduld haben. Man sollte meiner Meinung nach auch andere Reiter beobachten – man kann nur vom Zuschauen so viel lernen. Außerdem ist jedes Pferd anders, so dass man lernen muss, sich anzupassen und geduldig zu sein, um das Beste aus seinem Pferd herauszuholen.
Als ich jung war, war ich sehr ehrgeizig. Wenn ich jetzt zurückdenke, finde ich wirklich, dass ich am Anfang mehr Geduld hätte haben sollen. Ich habe immer vielen anderen Reitern zugeschaut und mir angesehen, wie sie mit ihren Pferden gearbeitet und sie aufgewärmt haben. Das ist, glaube ich, mein bester Ratschlag: Man kann den besten Trainer der Welt haben, der einem immer und immer wieder das Gleiche sagt, aber man muss andere Leute beobachten, um zu verstehen, warum sie genau das tun, was sie tun, und wie man es dann selbst auch tun kann. Auf keinen Fall sollte man irgendjemanden kopieren, sondern man sollte alles auf die eigene Art und Weise machen. Aber man sollte auch so viel wie möglich von anderen Reitern lernen.
Interview mit:
Sophie Mottu Morel, Präsidentin des Rolex Grand Slam of Show Jumping
Worauf freuen Sie sich in Ihrer Rolle als Präsidentin des Rolex Grand Slam of Show Jumping dieses Jahr besonders?
Nach diesen zwei sehr ungewöhnlichen Jahren freue ich mich wirklich sehr darauf, das ganze Team endlich wieder vereint zu sehen. Ob man nun Präsidentin ist oder nicht, es geht darum, zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach vorne zu blicken, um unserem Sport die besten Möglichkeiten bieten zu können.
Wie wichtig ist es für die vier Majors, aus denen der Rolex Grand Slam besteht, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam innovativ zu sein?
Nur gemeinsam ist man stark. Jeder Wettbewerb verfolgt eine andere Vision und kann Inspirationen aus den jeweils anderen ziehen. Jedes Major hat seine eigene Spezialität, Geschichte und seine eigenen Qualitäten und kann sich immer noch verbessern. Nur durch die Kommunikation untereinander können wir vorankommen und den Rolex Grand Slam of Show Jumping weiterentwickeln. Wir sind eine gemeinschaftliche Gruppe mit derselben Vision für den Sport und so ist dieses Konzept letztendlich entstanden. Wir möchten, dass sich die Gruppe genau das bewahrt, um dem Springreitsport zu dienen und ihn noch größer zu machen, indem wir den Sport und das Wohlergehen der Pferde in den Mittelpunkt stellen.
Wie knüpfen die Majors an die Ereignisse des vergangenen Jahres an, wenn die Rolex Grand Slam-Saison dieses Jahr erneut durchstartet?
Eine Sache wird uns aus diesen beiden Jahren in Erinnerung bleiben: Dass die Situation uns aufgrund der vielen Beschränkungen, die uns auferlegt wurden, dazu gezwungen hat, stets kreativ und sehr reaktionsfähig zu sein. Trotzdem hoffen wir vor allem, dass 2022 wieder etwas mehr Normalität einkehrt und die Majors wie üblich stattfinden können. Wir hatten letztes Jahr sehr großes Glück, dass sogar trotz der Beschränkungen alle Majors stattfinden konnten. Außerdem ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping keine Jahresveranstaltung, sondern ein niemals endender Kreislauf, deswegen ändert die Tatsache, dass ein neues Jahr beginnt, nicht viel für uns. Wir haben immer das Ziel, noch besser zu werden und das Beste des Springsports bieten zu können. Das Wohlergehen der Pferde ist immer das Hauptaugenmerk all unserer Bemühungen, dieses Jahr noch mehr denn je.
Welche Pferd-Reiter-Kombinationen könnten Ihrer Meinung nach ein Major und möglicherweise sogar den diesjährigen Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen?
Bei den Majors sind immer die besten Pferde und Reiter der Welt vertreten, darum ist es schwer, sich da auf jemanden festzulegen. Aber Martin Fuchs – nach seinen beiden Siegen beim CHI Genf [2019 mit Clooney 51 und 2021 mit Leone Jei] – ist definitiv einer meiner Favoriten. Dasselbe gilt für Steve Guerdat, der beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ 2021 auf Venard de Cerisy sein viertes Major gewonnen hat und seit 2013 einer der Reiter mit der beständigsten Leistung ist. Nach der Saison 2021 würde es außerdem niemanden überraschen, wenn ein Schwede aus dem Feld heraussticht, wie Henrik von Eckermann und King Edward, eines der erfolgreichsten Duos der letzten Monate. Aber es gibt noch so viele andere, darunter auch Ben Maher, Daniel Deußer und so weiter.
Glauben Sie, dass sich der Rolex Grand Slam of Show Jumping von anderen Sportarten, bei denen es ebenfalls Grand Slams gibt, wie Tennis und Golf, inspirieren lassen könnte?
Natürlich kann man immer etwas von anderen Sportarten lernen, ganz gleich, ob das Golf, Tennis oder sonst ein Sport ist. Wir ziehen schon Inspirationen aus anderen Sportarten, seit der Rolex Grand Slam of Show Jumping ins Leben gerufen wurde. Es gibt vieles, das wir lernen können, zum Beispiel hinsichtlich der Technologie oder des Zuschauererlebnisses.
Es hat einige unglaubliche und denkwürdige Augenblicke gegeben, seit der Rolex Grand Slam of Show Jumping 2013 ins Leben gerufen wurde – was war Ihr persönliches Highlight?
Da gab es so viele fantastische Augenblicke. Zuerst einmal der Start des Projekts in Göteborg im April 2013, dann der Sieg von Steve Guerdat und Nino [Nino des Buissonnets] beim ersten Rolex Grand Prix des CHI Genf im Rahmen des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Dezember 2013. Und natürlich ist der Rolex Grand Slam-Sieg von Scott Brash und Hello Sanctos 2014/2015 etwas, das ich nie vergessen werde.
Martin Fuchs gewinnt den Rolex Grand Prix
Die Welt hat erwartungsvoll zugesehen, als das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2021 – der Rolex Grand Prix – beim CHI Genf seinen Lauf nahm und 16 der aktuell 20 besten Reiter der Welt darum kämpften, sich in der Geschichte des Reitsports zu verewigen. Der Höhepunkt der viertägigen Spitzenreitsportveranstaltung, der Rolex Grand Prix, sollte über eine Runde plus Stechen ausgetragen werden, sofern mehr als ein Reiter fehlerfrei ins Ziel käme.
In dem internationalen Starterfeld aus 40 Pferd-Reiter-Kombinationen aus 15 Nationen waren auch die renommierten Sieger der vorangegangenen drei Majors des Jahres 2021 vertreten: Max Kühner aus Österreich (Gewinner des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters), der Schweizer Steve Guerdat (Gewinner des CP ‘International’, presented by Rolex beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’) sowie der Deutsche Daniel Deusser (Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen). Als amtierender Anwärter kam für Deusser nichts Geringeres als ein Sieg infrage, um seine Reise durch den Rolex Grand Slam fortzusetzen, während Kühner und Guerdat auf den „Zwei aus vier“-Bonus aus waren, auf den beide gute Chancen hatten.
Neben Deusser und Guerdat wurde Rolex in der Titelklasse beim CHI Genf durch weitere sechs der weltbesten Reiter vertreten, darunter Harry Charles (GBR), Bertram Allen (IRL), Martin Fuchs (SUI), Kent Farrington (USA), Kevin Staut (FRA), Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion Scott Brash (GBR) sowie der am längsten amtierende Markenbotschafter des Schweizer Unternehmens, Rodrigo Pessoa (BRA).
Nach etwas über einer Stunde war es noch keinem der ersten 23 Paare gelungen, die 14 Hindernisse und 18 Sprünge fehlerfrei zu absolvieren, da die meisten Starter mit den kniffligen Kombinationen, vor allem mit dem Oxer bei 13a, zu kämpfen hatten. Doch das sollte sich kurz darauf ändern, als der Ire Darragh Kenny zur großen Freude des sachkundigen Publikums eine fehlerfreie Runde schaffte. Kennys Null-Fehler-Ritt wurde gleich darauf von dem Heimfavoriten und Schweizer Helden, Martin Fuchs, übertrumpft, der den letzten Steilsprung unter tosendem Applaus übersprang. Im Anschluss erwies sich der gemeinschaftlich von dem Schweizer Gérard Lachat und dem Niederländer Louis Konickx entworfene Parcours für gleich drei Spitzenreiter als zu tückisch, darunter der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam, Daniel Deusser, der amtierende Olympiasieger im Einzel, Ben Maher, sowie der dreimalige Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf, Steve Guerdat. Der Sieger der Trophée de Genève am Eröffnungstag, der Amerikaner Kent Farrington, zeigte sich erneut in Topform und bewältigte den Parcours mit seiner 15-jährigen Stute Gazelle fehlerfrei, was ihm einen Platz im Stechen sicherte. Nachdem einer weiteren Hand voll Paare Fehler unterlaufen waren, gelang dem Major-Sieger des diesjährigen The Dutch Masters, Max Kühner, und seinem fantastischen 10-jährigen Wallach Elektric Blue P die nächste fehlerfreie Runde, womit er weiterhin im Rennen für den „Zwei aus vier“-Bonus blieb. Nur wenig später verdoppelte sich die Anzahl amerikanischer Teilnehmer am Stechen, als Laura Kraut auf Baloutine die Ziellinie ohne Fehlerpunkte erreichte. Kurz darauf beschloss Harrie Smolders die Runde als letzter fehlerfreier Reiter und somit bestand das schillernde Starterfeld für das Stechen nun aus sechs Teilnehmern.
Das Stechen wurde vom Iren Darragh Kenny eröffnet, dem als erstem Reiter zwei Null-Fehler-Runden gelangen. Der nächste Starter, Martin Fuchs mit seinem 9-Jährigen Leone Jei, zog nach und verwies Kenny mit knapp zwei Sekunden Vorsprung und einer Zeit von 41,54 Sekunden auf Platz zwei. Kent Farrington schien zunächst das Trio vollmachen zu wollen, doch nach einer für ihn typischen rasanten Runde blieb ihm kurz vor Ende der Triumpf verwehrt, als das letzte Rolex-Hindernis fiel. Trotz zweier fehlerfreier Runden gelang es Max Kühner nicht, Martin Fuchs von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Der Österreicher beendete den Parcours mit einem Rückstand von 0,68 Sekunden. Nachdem Laura Kraut zwei Abwürfe hinnehmen musste, lag Fuchs‘ Schicksal nun in den Händen des letzten Starters, des 41-jährigen Harrie Smolders. Der Niederländer verfehlte jedoch die Bestzeit des Rolex Grand Prix Champions 2021 und neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Martin Fuchs, haarscharf um 0,23 Sekunden.
Interview mit:
Martin Fuchs
Abgesehen davon, dass es Ihr Heimatturnier ist, was macht den CHI Genf so besonders für Sie?
Der CHI Genf ist nicht nur für mich etwas Besonderes, alle Reiter fühlen sich hier wirklich willkommen, aber als Landsmann genieße ich natürlich die enorme Unterstützung von meinem Heimatpublikum und den Fans.
Was macht für Sie ein großartiges Team aus?
Beim Springreiten und beim Reiten ganz allgemein muss man wirklich ein riesiges Team um sich haben, das einem mit allem hilft. Die Pflege der Pferde verlangt so viel Arbeit, Zeit und Leidenschaft. Ich habe großes Glück mit meiner Familie, weil sie mich so sehr unterstützt. Ich habe viele gute Leute um mich herum und ein gutes Team, das sich großartig um die Pferde zu Hause kümmert und dafür sorgt, dass es ihnen hervorragend geht. Das ermöglicht es mir, mich ganz und gar auf den Sport zu konzentrieren. Und wenn ich auf Turnieren bin muss ich mir keine Sorgen um Zuhause machen.
Was haben Sie für den Winter geplant?
Diesen Winter werde ich an ein paar Weltcup-Turnieren teilnehmen. Es stehen ein paar sehr schöne Weltcup-Veranstaltungen bevor, sehr aufregende und traditionelle Shows, zu denen ich gerne hin möchte. Mein Ziel ist es, ein paar meiner jüngeren Pferde aufzubauen und sie für die höheren Klassen vorzubereiten, sodass ich ein paar neue Pferde an das Grand-Prix-Niveau heranführen kann.
Haben Sie ein Nachwuchspferd, das Ihrer Meinung nach das Zeug dazu hat, ein Pferd für den Rolex Grand Prix zu werden?
Das ist immer schwer zu sagen, aber ich habe tatsächlich ein paar wirklich sehr gute Fünf-, Sechs- und Siebenjährige. Ich setze große Hoffnungen in sie alle und hoffentlich werden sich ein oder zwei von ihnen als Grand-Prix-Pferde entpuppen und zukünftig hier beim CHI Genf antreten.
Ebenso wie Tennis und Golf hat jetzt auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche anderen Sport-Majors sehen Sie sich gern an?
Ich sehe mir unheimlich gern Tennis an. Als Schweizer ist der Rolex-Markenbotschafter Roger Federer ein großes Sportvorbild für mich, deswegen verfolge ich diesen Sport sehr gerne. Alle vier Grand Slams im Tennis sind sehr spannend und für mich ist Wimbledon einfach das Größte.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?
Für die Reiter ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping die außergewöhnlichste und einzigartigste Serie überhaupt, weil sie die vier besten Wettkämpfe der Welt vereint sind. Alle Reiter arbeiten enorm hart darauf hin, eines Tages ein Major des Rolex Grand Slam zu gewinnen.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Ein Buch, Wasser und mein Handy.
Interview mit dem Pferdebesitzer:
Luigi Baleri
Woher stammt Ihre Leidenschaft für Pferde und das Springreiten?
Das ist eine lange Geschichte … Ich habe schon von klein an Pferde gemocht und in der Nähe unserer Wohnung gab es ein Trainingscenter. Ich habe meinen Eltern ständig in den Ohren gelegen, ob wir nicht mal da hingehen könnten, aber das konnten wir uns nicht leisten. Irgendwann habe ich Pferde völlig vergessen. Ich habe angefangen zu arbeiten und mit 20 Jahren war ich einmal eine Woche im Tessin in Urlaub. Es hat dort nur geregnet und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es gab dort ein Reitzentrum und da kamen meine alten Erinnerungen wieder hoch und ich habe mich zu einem einwöchigen Kurs angemeldet. Ich wollte alles darüber lernen, aber der Trainer meinte, eine Woche würde nicht reichen, um alles zu lernen. Von da an habe ich angefangen, richtig hart zu trainieren. Leider war ich zu alt für eine vollständige Reitausbildung, aber ich wollte an Turnieren teilnehmen, und letztendlich habe ich dann an ein paar regionalen Wettkämpfen teilgenommen.
Dann habe ich Thomas Fuchs kennengelernt. Er war nämlich mein Bankier. Als Autohändler hatte ich oft mit meiner Bank zu tun und während unserer vielen Gespräche wurden wir schließlich Freunde. Wir haben uns ein bisschen aus den Augen verloren, als ich nach Freiburg gegangen bin, um bei Beat Grandjean zu trainieren. Dort bin ich 15 Jahre geblieben. Nach meiner Rückkehr nach Zürich habe ich dann ein Pferd von Thomas Fuchs gekauft. Ich habe auch weiterhin nebenher geritten, hatte aber auch noch meine Arbeit. Bei Thomas ist das so: Wenn man ein Pferd von ihm kauft, trainiert man auch bei ihm.
So haben Sie dann Martin Fuchs kennengelernt?
Genau! Eines Tages trainierte ich gerade mit Thomas und er wollte, dass ich fünf Galoppsprünge zwischen zwei Hindernissen reite. Ich bekam es nicht hin und er meinte, sogar ein Kind würde das schaffen. Ich habe ihm nicht geglaubt, also holte er ein Kind, um es mir zu beweisen. Natürlich ist es dem Jungen gelungen und ich habe sagte: „Das war vielleicht nur Glück.“ Also hat er es noch mal probiert und hat es fantastisch gemeistert. Dann meinte er zu mir: „Ich kann das auch 10-mal machen, wenn du willst.“ Und dieser Junge war Martin Fuchs. In genau diesem Augenblick wusste ich, dass ich kein Pferd für mich kaufen musste, sondern für ihn.
Ein paar Tage später brach Martin mit einem meiner Pferde zu den Olympischen Jugendspielen in Griechenland auf. Bei seiner Rückkehr hat er zu mir gesagt: „Es war fantastisch, aber du musst ein leistungsfähigeres Pferd kaufen, wenn wir eine Chance haben wollen.“ Ab da haben wir angefangen, viele Wettkämpfe zusammen zu besuchen. Ein Turnier folgte dem anderen, und ein Pferdekauf folgte dem anderen. Ich habe noch eins gekauft, dann noch eins und so weiter. Das war der Beginn meiner Zusammenarbeit mit Martin.
Wie läuft dieser Prozess zwischen Ihnen und der Familie Fuchs ab?
Die Familie Fuchs trifft alle Entscheidungen rund um das Pferd. Manchmal kommt Martin zu mir und sagt: „Da ist dieses Turnier, findest du, wir sollten hinfahren?“ Aber er muss die Entscheidung selbst treffen, denn ich vertraue ihm mit den Pferden mehr als jedem anderen. Ich mag diesen Ablauf sehr, denn ich kann mich auf die Familie Fuchs verlassen, weil sie die besten in ihrem Metier sind.
Was ist Ihr stolzester Augenblick als Besitzer?
Da gibt es keinen speziellen. Ich habe das große Glück, in beinahe allen Meisterschaften und Majors eine Medaille gewonnen zu haben. Da kann ich mich unmöglich auf einen Moment festlegen. Ich sage immer gern, dass der letzte Sieg immer der beste ist, weil er einen dazu anspornt, es noch mal zu versuchen. Ich bin immer stolz, Martin gewinnen zu sehen. Von Regionalmeisterschaften bis hin zu den Spitzenturnieren unseres Sports. Wenn ich mich unbedingt entscheiden müsste, würde ich sagen, dass der Sieg 2019 im Rolex Grand Prix beim CHI Genf ein ganz besonderer Augenblick gewesen ist, und zwar wegen der Art und Weise, wie es dazu kam: vor den besten Reitern der Welt und dann natürlich, weil es ein Heimsieg war.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?
Für mich repräsentiert der Rolex Grand Slam of Show Jumping die ultimative Herausforderung für ein Pferd. Besser als das geht es nicht. Ich muss dabei an die Formel Eins denken, bei der eine ganz besondere Art von Spannung herrscht. Der Rolex Grand Slam verlangt Vorbereitung und Fokus und man muss detailorientiert sein – all das spiegelt auch die Werte von Rolex als Unternehmen wider.
Ben Maher gewinnt das Rolex IJRC Top 10 Finals
Zehn der weltbesten Springreiter sind am zweiten Tag des CHI Genf 2021 gegeneinander angetreten, um im Finale der Rolex IJRC Top 10 den Sieg davonzutragen und als Champion aus der 20. Ausgabe dieses epischen Wettkampfs hervorzugehen. Die zwei Runden durch den von Gérard Lachat und Louis Konickx entworfenen Parcours war als ultimative Herausforderung an die Reitkunst konzipiert und erforderte die perfekte Balance aus Geschwindigkeit, Präzision sowie Harmonie zwischen Pferd und Reiter.
Gleich der erste Starter, der Franzose Kevin Staut mit seiner 14-jährigen Stute Tolede de Mescam Harcour, musste einen Abwurf hinnehmen. Als nächstes war die aktuelle Nummer acht der Weltrangliste, Jérôme Guery mit seinem Hengst Quel Homme de Hus, an der Reihe und erreichte das Ziel zur großen Freude des Belgiers fehlerfrei. Der Brite Ben Maher folgte mit seinem Superstar, dem Wallach Explosion W, Guerys Beispiel und absolvierte die 12 Hindernisse des Parcours ebenfalls fehlerfrei. Den folgenden fünf Reitern, Henrik von Eckermann und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat, Scott Brash, Kent Farrington und Martin Fuchs gelang es nicht, die Runde ohne Fehler zu überstehen. Die letzten beiden Reiter der 10 Starter – der Deutsche Daniel Deusser und der Schwede Peder Fredricson – demonstrierten ihr Talent und kamen fehlerfrei durch den Parcours.
Eine leicht verkürzte zweite Runde aus neun Hindernissen erwartete die Teilnehmer am Abend. In der Halbzeitpause hatten nicht nur die ehrenamtlichen Helfer die Gelegenheit, den Parcours zu modifizieren, sondern das Publikum in der Genfer Arena bekam bewegende, doch zugleich feierliche Worte des legendären kanadischen Reiters Eric Lamaze zu hören, der seine geliebte 18-jährige Stute Fine Lady 5 in den Ruhestand verabschiedete. Lamaze und Fine Lady hatten 2016 das Finale der Rolex IJRC Top 10 gewonnen und so war dieser Abend der perfekte Anlass für diesen Abschied.
Runde zwei wurde von Heimfavorit Martin Fuchs eröffnet, der einen weiteren Fehler hinnehmen musste, und auch sein Landsmann Steve Guerdat auf Victorio Des Frotards kam nicht fehlerfrei durch den Parcours. Der Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping, Scott Brash, machte seine Strafpunkte und Zeitfehler aus der ersten Runde durch einen fehlerfreien Ritt wieder wett, kassierte aber insgesamt fünf Strafpunkte. Kevin Staut, Gewinner des Rolex IJRC Top 10 Finales 2017, und seine wunderschöne Schimmelstute wurden nach einem fehlerfreien Ritt vom Publikum bejubelt. Der aktuelle Weltranglistenerste, Peder Fredricson, hatte nicht so viel Glück und leistete sich einen zweiten Fehler, sodass er den Parcours mit acht Strafpunkten verließ. Mit einer atemberaubenden und souveränen Runde gelang es Henrik von Eckermann auf King Edward, Staut von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Deussers Stute Killer Queen VDM leistete sich am zweiten Hindernis eine für sie untypische Verweigerung, die den Deutsche aus dem Rennen um den Sieg brachte. Das vorletzte Starterpaar, der amtierende Olympiasieger im Einzel, Ben Maher mit Explosion W, lieferte einen hervorragenden fehlerfreien Ritt ab und verbannte von Eckermann mit fast zwei Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz Danach waren alle Augen erwartungsvoll auf Jérôme Guery gerichtet, der die Platzierungen noch einmal hätte durchmischen können. Leider bescherten ihm ein gerissenes Hindernis und eine langsamere Zeit nur den dritten Platz, sodass Maher zum Sieger des Rolex IJRC Top 10 Finales 2021 gekrönt wurde – für ihn ein gebührender Abschluss eines wirklich denkwürdigen Jahres.
Zur Rolle seines Teams bei diesem Sieg kommentierte Maher: „Mein Team spielt eine enorm große Rolle. Die Besitzer sind heute Abend als Zuschauer hier und ohne sie hätte ich Explosion W in den letzten Jahren nicht reiten können. Mein Pfleger Cormac ist schon bei mir, seit er 16 bin und ist sozusagen zusammen mit mir aufgewachsen. Es ist etwas ganz Besonderes für mich, zu sehen, dass er so bedeutende Augenblicke miterlebt. Ohne ihn wäre das gar nicht möglich.“
Interview mit
Peder Fredricson
Trotz COVID-19 hatten Sie ein spektakuläres Jahr. Was sind Ihre Pläne für 2022?
Ich bin ja noch nicht mit 2021 fertig. Ich genieße noch immer die Erfolge dieses Jahres und habe mir noch keine neuen Ziele für das kommende Jahr gesetzt.
Wenn Sie einen Moment aus Ihrer gesamten Karriere noch einmal erleben könnten, welcher wäre das?
Das wäre die Mannschafts-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Es war toll, dort mit meinem Team zu gewinnen und es ist eine Erinnerung, die ich immer im Herzen bewahren werde.
Was macht für Sie ein großartiges Team aus?
Meiner Meinung nach kann man niemals alleine erfolgreich sein. Man muss ein gutes Team um sich scharen, das die gleichen Ziele verfolgt wie man selbst und diese mit ebenso großem Einsatz erreichen möchte.
Welche anderen Sportarten sehen Sie sich gern an?
Ich hab einen 14-jährigen Sohn, der Fußball spielt. Früher war ich kein großer Fan dieses Sports, aber inzwischen finde ich immer mehr Interesse daran.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Alle Spitzenreiter inspirieren mich. Man kann so viel lernen, wenn man ihnen zusieht.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Ich habe sehr viel Spaß daran, Dinge zu entwickeln. Wenn es für irgendetwas eine neue und bessere Methode gibt, finde ich es immer sehr inspirierend, sie zu erlernen.
Erzählen Sie uns von den Pferden, die Sie diese Woche zum CHI Genf mitgebracht haben?
Ich habe H&M Christian K und Catch Me Not S dabei. Die beiden sind fantastische Pferde und einander sehr ähnlich, zumindest was ihre positive Einstellung und ihre Sprungtechnik angeht.
Haben Sie ein Nachwuchspferd, das Ihrer Meinung nach das Zeug dazu hat, zukünftiger Anwärter auf den Rolex Grand Prix zu werden?
Ich habe zu Hause ein neues Pferd namens Extra, auf das ich große Stücke halte. Ich liebe die Reise, auf die man sich mit einem jungen Pferd begibt. Es gibt nichts Schöneres, als ein talentiertes Nachwuchspferd im Stall zu haben.
Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Sich hohe Ziele zu stecken.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?
Ich finde es fantastisch, dass wir im Springreiten einen Grand Slam haben. Es ist immer sehr spannend, diese vier Turniere zu verfolgen und es bedeutet der Springreitergemeinschaft viel, dass es sie gibt.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Ein Pferd, einen Sattel und ein Zaumzeug.
Parcoursbegehung mit Gérard Lachat
Parcoursdesigner des CHI Genf
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen Corona abgesagt wurde.
Ja, in der Tat, das letzte Jahr war wirklich außergewöhnlich. Wir haben die Pferde nicht so oft und so regelmäßig wie sonst an Turnieren teilnehmen sehen, also haben wir dies bei der Gestaltung des Parcours berücksichtigt, und wir freuen uns sehr darauf, sie hier wieder einmal antreten zu sehen.
Was macht den CHI Genf zu einem so besonderen Event?
Für mich ist er etwas Besonderes, weil er in einer der größten Hallen der Welt stattfindet. Und dass die Veranstaltung in der Schweiz stattfindet, freut uns unglaublich und macht uns auch stolz. Das Event ist unglaublich gut organisiert, die Pferde können mit dem Flugzeug anreisen, die Leute können zu Fuß kommen – es ist ein außergewöhnlich gut organisiertes Event, was sehr selten ist. Das Event hat viele Mitarbeiter, die Experten auf ihrem Gebiet sind und mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Es ist wirklich eines der ganz besonderen Ereignisse im Reitsportkalender.
Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, was Sie für den Rolex Grand Prix – das vierte Rolex Grand Slam Major des Jahres – am Sonntag vorbereitet haben?
Natürlich, wir bereiten etwas vor, das ein bisschen schwieriger sein wird, denn die Teilnehmer sind die Besten der Welt. Der CHI Genf und The Dutch Masters haben das gleiche Format, während Spruce Meadows und Aachen ein anderes System haben. In Spruce Meadows und Aachen müssen die Pferde und Reiter zwei Runden auf einem Außenplatz mit weitaus mehr Hindernissen absolvieren. Da hier nur eine Runde geritten wird, versuchen wir, die Strecke etwas länger als normal zu gestalten, mit 14 Hindernissen und 17 oder 18 Sprüngen. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die wir berücksichtigen müssen. Wir tun unser Bestes, um einen Parcours zu gestalten, der sowohl für das Pferd als auch für den Reiter angenehm ist. Der Parcours muss schwierig und lang genug sein und die Sprünge müssen eine ordentliche Höhe von knapp über 1,60 m haben. Die Oxer werden wir dieses Jahr nicht erhöhen. Der Plan ist, dass der diesjährige Parcours dem doch recht klassischen Parcours von 2019 relativ ähnlich sein wird. Die Pferde müssen sich aber in diesem Jahr etwas mehr anstrengen, die Hindernisse folgen schneller aufeinander und es ist eine noch positivere Einstellung gefragt. Im Großen und Ganzen ist der Stil aber ähnlich zu dem in den Vorjahren. Jetzt ist nicht die Zeit, um einen speziellen Parcours zu gestalten – es ist besser, den klassischen Stil beizubehalten.
Wie viele fehlerfreie Runden erwarten Sie?
Das ist immer eine heikle Frage. Meiner Meinung nach ist das ideale Szenario für das Publikum, das Turnier und die Sponsoren, wenn es acht Reiter gibt, die fehlerfrei bleiben. Bei diesem Parcours und dem Kaliber der Teilnehmer haben jedoch alle Pferde und Reiter eine Chance, also warten wir ab.
Haben Sie einen Favoriten für den Rolex Grand Prix?
Es ist sehr schwierig, sich unter den 40 Reitern auf einen Favoriten festzulegen, denn sie sind nun mal die Besten der Welt und haben alle eine Chance auf den Sieg. Natürlich gibt es Faktoren, die wir berücksichtigen müssen, wie z. B. die Bindung zwischen Pferd und Reiter, und dann gibt es auch immer ein gewisses Maß an Glück. Wir können uns nur wünschen, dass der Reiter, der an diesem Tag am besten in Form ist, den Rolex Grand Prix gewinnt.
Im Vorfeld zum Sonntag kann hinsichtlich der Ergebnisse viel passieren – aber es ist wirklich schwer zu entscheiden, da wir so viele der besten Reiter und ein paar der besten Pferde der Welt am Start haben. Es ist jedes Jahr das gleiche Szenario – es ist einfach so gut wie unmöglich, einen Gewinner festzulegen.
Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie Parcoursdesigner geworden sind?
Meine Karriere habe ich als Reiter begonnen, aber mein Chef hat mir schon früh gesagt, dass ich Parcoursdesigner werden sollte, weil mir das in meiner Karriere weiterhelfen würde. Also habe ich einen Parcours zusammengestellt und das war es dann eigentlich auch schon, ich war fasziniert. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich meinen ersten Parcours für die nationalen Meisterschaften gestaltet. Dann hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Chef Hermann von Siebenthal, der leitender Parcoursdesigner war, hierher nach Genf zu kommen und er hat mir geholfen, hier in dieser Halle meinen ersten Parcours zusammenzustellen. Danach hatte ich das Glück, mit einigen der besten Parcoursdesigner zusammenzuarbeiten, wie Leopoldo Palacios und Rolf Lüdi, der auch mein Mentor gewesen ist und dem ich bei den Weltmeisterschaften assistiert habe. Er hat in meiner Karriere eine große Rolle gespielt, und es ist ihm zu verdanken, dass ich heute da bin, wo ich bin. Ich darf auch die Organisatoren des Turniers nicht vergessen, denn sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt, wofür ich sehr dankbar bin. In meinem vierten Jahr hier habe ich mit Louis Konickx zusammengearbeitet, der nicht nur ein großartiger Freund, sondern auch ein hervorragender Designer ist, der sehr viel Erfahrung hat, viel mehr als ich! Er ist in diesem Jahr auch hier und gibt mir immer Ratschläge und beruhigt mich, was immer sehr hilfreich ist, besonders wenn ich unter Druck stehe. Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es einfach toll ist, so etwas bei dieser Art von Turnieren zu haben.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Die Möglichkeit, kreativ zu sein, ist wunderbar, und mitzuerleben, wie meine Entwürfe zum Leben erweckt werden, ist fantastisch. Es macht mir auch Spaß, den Schwierigkeitsgrad der Parcours zu bestimmen und dabei ein Gleichgewicht zu finden. Natürlich schaue ich auch gerne den Pferden beim Springen zu. Die Teamarbeit ist ein toller, aber entscheidender Teil der Arbeit, denn ohne das Team können wir keine Designer sein. Ohne all die Assistenten, die Gruppenleiter, die Platzwarte und -wärterinnen sowie viele andere wären wir nichts. Es ist der zwischenmenschliche Kontakt mit diesen Menschen, mit den Reitern, der so toll ist. Wir haben viel Kontakt mit den Reitern, die uns immer wieder ihr Feedback geben. Manchmal können sie nicht beschreiben, warum etwas auf der Strecke nicht funktioniert hat, aber es hilft uns auf jeden Fall, denselben Fehler nicht zweimal zu machen. Diese Art von Beziehungen, die in dieser Branche gepflegt werden, mit Menschen, die sich ebenfalls für Pferde begeistern, ist ein echter Vorteil der Arbeit.
Wenn Sie kein Parcoursdesigner wären, was wäre dann Ihr Beruf?
Ich würde auf jeden Fall auf irgendeine Art und Weise mit Pferden arbeiten, denn das ist wirklich meine Leidenschaft. Ich würde wahrscheinlich mehr reiten, vielleicht an ein paar nationalen Turnieren teilnehmen. Ich würde außerdem mehr mit jungen Pferden arbeiten und mich auf ihre Ausbildung konzentrieren – das ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Meine Frau und ich betreiben zuhause einen Stall und haben etwa 100 Pferde. Es ist ihr zu verdanken, dass ich tun kann, was ich tue, weil ich zwei oder drei Monate im Jahr unterwegs bin, währenddessen sie sich um alles kümmert. Ich habe Pferde schon immer geliebt. Wenn ich also kein Parcoursdesigner sein könnte, würde ich mehr Zeit mit den Jungpferden zuhause verbringen.
Was denken Sie über den Rolex Grand Slam und das Konzept dahinter?
Das Konzept ist brillant, es ist ein riesiger Motivator für die Reiter und die Herausforderung, sich zu bemühen, einen Grand Slam nach dem anderen gewinnen, ist einfach toll. Der Rolex Grand Slam bringt die besten Reiter der Welt zusammen, denn er vereint die besten Anlagen mit den besten Turnieren der Welt.
Kent Farrington gewinnt die Trophée de Genève
49 Reiter aus 16 Nationen – darunter neun der aktuellen Top Ten der Weltrangliste – sind am Eröffnungstag der 60. Ausgabe des CHI Genf im Hauptspringen, der Trophée de Genève, angetreten. In der legendären Palexpo Arena in Genf brannten die aufgeregten und erwartungsvollen Fans förmlich darauf, internationales Springreiten der Spitzenklasse zu erleben, während sich die weltbesten Springreiter und ihre treuen Pferde für den mit 13 Hindernissen und 16 Sprüngen gespickten und 1,60 m hohen Parcours von Designer Gérard Lachat wappneten.
Als Achter ging der 56 Jahre alte französische Veteran Roger-Yves Bost an den Start und stellte seine Erfahrung unter Beweis, indem er auf seinem Hengst Cassius Clay VDV Z die erste fehlerfreie Runde der Prüfung absolvierte. Bost, dem Goldmedaillengewinner in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2016 in Rio, schloss sich kurz darauf sein Landsmann Edward Levy mit einem ebenfalls fehlerfreien Durchgang mit seiner Stute Rebeca LS an. Nach der Hälfte der Starter hatte sich um die beiden Franzosen eine exklusive Gruppe für das Stechen geschart, nämlich Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington und sein langjähriger Sportpartner Creedance sowie zwei Reiter der nächsten Generation: der 22 Jahre junge Schweizer Edouard Schmitz mit seinem 12-jährigen Wallach Quno sowie die 24-jährige Griechin Ioli Mytilineou mit ihrem talentierten 10-jährigen Wallach L’Artiste de Toxandra, den sie liebevoll ihren „sanften Riesen“ nennt.
Nach der Pause gelang dem Rolex Grand Slam-Anwärter und Weltranglistenzweiten, Daniel Deußer, auf Scuderia 1918 Tobago Z ein müheloser Null-Fehler-Ritt. Nachfolgend schlossen sich weitere herausragende Reiter dem neu gekrönten Rolex-Markenbotschafter zu einem Stechen aus 14 Teilnehmern an, das ausgesprochen spannend zu werden versprach. Darunter die aktuelle Nummer drei der Weltrangliste Peder Fredricson (H&M Christian K), der österreichische Rolex Grand Slam Major-Sieger Max Kühner (Elektric Blue P), der Rolex-Markenbotschafter und Lokalmatador Martin Fuchs (Conner Jei), der Deutsche Christian Kukuk (Checker 47), Jérôme Guery aus Belgien (Quel Homme de Hus), Heimfavorit Bryan Balsiger (Dubai du Bois Pinchet) sowie der Franzose Nicolas Delmotte (Ilex v.).
Im Stechen erwies sich der Amerikaner Kent Farrington als zu stark für die anderen 13 Reiter und stellte beeindruckend zur Schau, wie sehr er das Springen beim CHI Genf liebt. Obwohl die Hälfte der Starter zwei fehlerfreie Runden absolvierte, konnten sich Farrington und sein Wallach, Creedance – der über eine außergewöhnliche Mischung aus Tempo und Präzision verfügt – behaupten und den Mannschafts-Olympiasieger von Tokio, den Schweden Peder Fredricson, mit einem Vorsprung von 0,47 Sekunden auf den zweiten Platz verbannen. Der Deutsche Daniel Deußer sicherte sich Platz drei.
Begeistert über seinen Sieg und seine erneute Teilnahme am CHI Genf kommentierte Farrington so: „Es ist toll, wieder beim CHI Genf zu sein. Die ganze Welt macht gerade eine sehr schwierige Zeit durch und darum freue ich mich sehr, dass die Organisatoren diese großartige Veranstaltung auf die Beine stellen konnten. Es ist ein fantastisches Gefühl, gegen diese Paare anzutreten – das sind die besten Reiter und Pferde der Welt. Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich wir mit Gazelle starten. Sie ist gut in Form und wir haben vor, sie morgen in einer kleinen Prüfung zu starten zu lassen und dann sehen wir weiter.“
Meet the Next Gen mit:
Ioli Mytilineou
Was macht den CHI Genf zu einer so besonderen Veranstaltung?
Ich glaube, er ist für jeden Reiter etwas ganz Besonderes. Als ich zum ersten Mal hierherkam, war ich netterweise von Steve Guerdat eingeladen worden, weil wir zu der Zeit die Besitzer eines seiner Pferde – Bianca [Albführen‘s Bianca] – waren. Seitdem war der CHI Genf etwas ganz Besonderes für mich, weil ich zum allerersten Mal zusammen mit den ganz Großen starten durfte. Ich dachte mir: „Ich muss hierherkommen und abliefern, sonst enttäusche ich Steve!“ Jetzt, nachdem mir die Qualifikation durch meine eigenen Erfolge bei den diesjährigen Europameisterschaften gelungen ist, wird einfach ein Traum für mich wahr. Es ist ein unglaublicher Veranstaltungsort mit einer riesigen Arena und einer fantastischen Atmosphäre – ich fühle mich hier wie zu Hause und ich liebe es.
Wenn mir die Qualifikation dafür gelingt, wäre am Sonntag mein erster Rolex Grand Prix überhaupt. Ich reite in der Qualifikationsprüfung heute Abend übrigens nicht mein Hauptpferd, sondern gebe meinem zweiten Pferd, in das ich großes Vertrauen setze, eine Chance. Hoffentlich sind wir dann im Grand Prix am Sonntag dabei, der garantiert schwer und knifflig sein wird. Ich freue mich, es zu wagen, und werde einfach sehen, was passiert.
Mit welchen Pferden treten Sie diese Woche an? Und können Sie uns etwas über ihre Charaktere erzählen?
Ich habe diese Woche zwei Pferde dabei. Einen Wallach namens L‘artiste De Toxandra. Er ist ein großes, langes, starkes Pferd, aber gleichzeitig ein sanfter Riese. So würde ich ihn beschreiben. Die vielen Geräusche machen ihn ein bisschen nervös, er ist etwas schreckhaft und wenn er losrennen will, dann ist er weg! Dann habe ich noch einen Hengst namens Levis De Muze, der charakterlich einfach alles verkörpert, was man sich von einem Pferd nur wünschen kann. Er ist intelligent, unheimlich frech, aber gleichzeitig sehr sanft. Es macht einfach rundum Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Und so geht es nicht nur mir. Er ist auch meinem Pfleger und meinem Bereiter gegenüber so – wir empfinden alle dasselbe für ihn, genauso wie die Zuschauer. Die beiden sind relativ unerfahren für ihre zehn Jahre und ziemlich neu auf diesem Niveau. Deshalb ist es für uns drei ein Erlebnis, hier dabei zu sein.
Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Im Augenblick habe ich nur ein Nachwuchspferd, einen Siebenjährigen namens Sevenoaks. Mit „nur eins“ meine ich, dass er tatsächlich ein sehr gutes Nachwuchspferd ist und ich ehrlich daran glaube, dass er später mal hier antreten kann. Er hat die richtigen Grundlagen, er ist zum Beispiel athletisch und clever, aber er ist erst sieben und vor ihm liegt noch jede Menge Arbeit. Ich glaube aber wirklich, dass er alles hat, was man braucht.
Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2022 aus?
Eins meiner großen Ziele für das kommende Jahr sind die Weltreiterspiele, von denen bestimmt viele der Reiter hier träumen, da bin ich sicher. Es gibt so viele Springturniere in diesem Sport und ich möchte mir auch ein bisschen Abstand lassen und mit klarem Blick entscheiden, an welchen ich wirklich gern teilnehmen möchte. Denn ich glaube, manchmal lässt man sich mitreißen und nimmt einfach alles mit, was nur geht.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Die Europameisterschaften in Riesenbeck in diesem Jahr, ganz eindeutig. Ich war stolz darauf, wie mein Pferd mit der gesamten Veranstaltung umgegangen ist. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie an so etwas teilgenommen und ich hatte ihn noch so gut wie nie an drei Tagen bei einer Veranstaltung starten lassen. Dort anzutreten und so viele Runden unter solchem Druck zu springen – er hat das gemeistert wie ein echter Veteran. Ich war so stolz, dort zu sein und die Liebe zu spüren, die ihm und uns beiden als Team von allen Seiten entgegengebracht wurde. Ich hatte das Gefühl, als wollte jeder dort sehen, dass ich mich gut schlage und als würden alle uns anfeuern. Es hat mich stolz gemacht, dass ich so viele Herzen berühren konnte.
Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?
Für mich sind Geduld und der Glaube daran, dass man das Richtige tut, sehr wichtige Eigenschaften. Und dass man den besten Plan für sich selbst entwirft. Es ist sehr einfach, zu beobachten, was andere tun, und ständig Dinge zu verändern, aber an sich selbst und sein Pferd zu glauben, ist eine große Sache. Einen starken Willen zu haben, spielt auch eine große Rolle. Man kann die nötigen Fähigkeiten besitzen, aber ohne die mentale Stärke, mit all dem umzugehen, hat man es sehr viel schwerer.
Wie wichtig ist das Team, das hinter Ihnen steht?
Sehr wichtig. Ich halte sehr viel davon, wenn jeder seine Rolle kennt – ich bin der Reiter, der Pfleger ist der Pfleger, der Tierarzt ist der Tierarzt, der Hufschmied ist der Hufschmied und so weiter. Ich hege wirklich große Bewunderung für jeden Menschen, mit dem ich arbeite, weil alle so gut in ihrem jeweiligen Metier sind und wir gleichzeitig als Team funktionieren.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?
Er bedeutet mir einfach alles. Einfach nur hier bei einem der Majors zu sein, ist unbeschreiblich. Die vier Majors zusammen ergeben die prestigeträchtigste Serie, die man überhaupt gewinnen kann. Auch schon an einem davon teilnehmen zu dürfen, ist einfach fantastisch. Ich hoffe, diese Chance erneut zu bekommen – ich wäre liebend gern bei allen Rolex Grand Prix dabei, wenn ich könnte. Es ist einfach eine sehr schlau durchdachte Idee und ich würde sagen, dass mir die meisten da zustimmen würden.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie, welches ist Ihr Favorit und warum?
Ich würde sagen, Tennis, weil mein Vater ein riesiger Tennisfan ist. Er spielt schon ewig und so haben auch meine Schwester und ich in unserer Kindheit und Jugend viel Tennis gespielt. Für mich ist das eine der interessantesten Sportarten für Zuschauer. Ich war vor ein paar Jahren mal bei den French Open und es war eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe einen jungen griechischen Tennisspieler [Stefanos Tsitsipas] gesehen, der momentan sehr weit oben in der Weltrangliste steht. Wir sind also zu seinem Spiel gegangen und da waren so viele Menschen, die seinen Namen gerufen haben. Ich glaube, er war erst so um die 20, und ich dachte mir: „Wow, ich wäre auch gern jung und würde gern erleben, wie die Leute meinen Namen singen.“ Golf sehe ich mir nicht so oft an, aber mein Trainer Sean Crooks spielt viel Golf und redet ständig davon. Und so ist sein Training immer mit vielen Golf-Analogien gespickt.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Ich würde mein Pferd Porky mitnehmen, weil ich gern mit ihm zusammen bin. Und mein Handy. Und einen Sattel, damit ich auf Porky reiten könnte!
Interview mit:
Sophie Mottu Morel, Turnierleiterin
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde.
Ja, wir sind sehr froh, hier sein zu können. Letztes Jahr war es sehr schwierig für uns, weil wir das Turnier einen Monat vor dem geplanten Beginn absagen mussten. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass das Turnier in diesem Jahr stattfinden kann, auch wenn die Organisation eine Herausforderung gewesen ist. Aber es ist so toll, die Reiter und Fans wieder begrüßen und Freunde treffen zu können, die wir lange nicht gesehen haben – wir sind also wirklich sehr glücklich.
Letztes Jahr gab es beim CHI Genf eine tägliche Fernsehsendung, die ein großer Erfolg gewesen ist. Sie müssen begeistert sein, dass Fans, Ehrenamtliche und die Medien dieses Jahr wieder live auf dem Turnier dabei sein können …
Ja, auf jeden Fall. Letztes Jahr haben wir ein Fernsehprogramm gemacht, weil wir den Kontakt mit der Öffentlichkeit aufrechterhalten und während der ursprünglichen Programmpunkte des Turniers auch einfach etwas machen wollten. Das war ein großer Erfolg. Aber dieses Jahr freuen wir uns so sehr, alle wieder dabei zu haben. Die Fans sind so wichtig für uns, sie geben uns so viel positive Energie, die uns anspornt, weiterzumachen. Die Ehrenamtlichen sind der Geist und die Seele des Turniers, sie stecken so voller Leidenschaft und sind Teil unserer CHI-Genf-Familie. Ohne sie wäre das Turnier nicht so ein Erfolg. Deswegen haben wir es in diesem Jahr den Ehrenamtlichen gewidmet – es ist uns sehr wichtig, ihre harte Arbeit und ihr Engagement zu würdigen. Einige der Ehrenamtlichen arbeiten hinter den Kulissen und man sieht sie so gut wie nie. Deshalb wird am Samstagabend eine Feier für sie stattfinden. Es ist uns sehr wichtig, ihnen ihren ganz eigenen großen Augenblick zu bereiten.
Auch die Medien sind für den Erfolg des Turniers unverzichtbar, denn sie vermitteln die Spannung und den Spitzensport, die beim CHI Genf gezeigt werden. Wir sind so froh, dass unser Pressezentrum wieder voll ist und wir sind sehr dankbar, dass Menschen aus der ganzen Welt hierher gekommen sind, obwohl es sehr schwierig ist, in die Schweiz einzureisen. Auch die Publikumsränge werden wieder voll besetzt sein. Die Vorschrift, Masken tragen und die Corona-Nachweise beim Einlass kontrollieren zu müssen, sind für uns nur ein kleiner Preis, den wir gerne bezahlen, um unsere Fans zurückzubekommen. Alles ändert sich in dieser Zeit so schnell, also drücken wir die Daumen, dass alles so bleibt, wie es ist.
Können Sie uns etwas über die Herausforderungen erzählen, die Sie überwinden mussten, um sicherzustellen, dass die diesjährige Ausgabe des CHI Genf tatsächlich stattfinden kann?
Die größte Herausforderung war, dass sich alles ständig geändert hat. Wir mussten uns ständig an neue Veränderungen anpassen und uns neue Ideen einfallen lassen, wie wir darauf reagieren können. Anfangs mussten wir sehr reaktiv sein und jeden Tag neue Ideen umsetzen. Wir waren alle ziemlich angespannt, weil wir nicht wussten, was der nächste Tag bringen würde. Das war für mich persönlich die größte Herausforderung. Natürlich hat diese Zeit für viele Menschen, auch für unsere Fans und unsere Sponsoren, finanzielle Probleme mit sich gebracht. Wir mussten unsere Partner immer wieder beruhigen und ihnen das Vertrauen geben, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten ein schönes Turnier zustande bringen werden. Es war sehr anstrengend, aber auch bereichernd, denn wir mussten so kreativ und anpassungsfähig sein, dass es meiner Meinung nach für das Turnier von Vorteil gewesen ist.
Wie viel harte Arbeit mussten Sie und Ihr Team leisten, um die diesjährige Ausgabe des CHI Genf erfolgreich auf die Beine zu stellen?
Dieses Jahr haben wir ein neues Team, was alles ein bisschen schwieriger gestaltet hat, denn viele hatten noch nie zuvor ein Turnier organisiert. Aufgrund der Unsicherheiten rund um das Turnier war zudem schwierig, das Team und das Organisationskomitee zu motivieren. Die Mehrheit des Organisationskomitees besteht aus Ehrenamtlichen, es war also wirklich nicht einfach, sie zu motivieren und ihnen zu versichern, dass das Turnier 2021 wieder stattfinden würde – und das sogar noch besser als zuvor. Für manche war es nicht leicht, aber wir alle lieben dieses Turnier und wollten unbedingt, dass es wieder stattfindet. Mein Team macht diese Arbeit entgeltlich, also war es etwas einfacher zu motivieren – aber wir alle lieben unsere Arbeit, auch wenn es harte Arbeit ist.
Welche positiven Erfahrungen ziehen Sie aus den vergangenen 18 Monaten?
Die Kreativität, die wir aufbringen mussten, war für mich und das Turnier auf jeden Fall positiv. Sie hat uns die Möglichkeit gegeben, über Änderungen nachzudenken, die wir am Turnier vornehmen wollen. Für mich ist einer der größten positiven Aspekte, dass die Menschen und Beziehungen enger und stärker geworden sind – in diesen schwierigen Zeiten mussten wir zusammenkommen und als Team arbeiten. Mein Team ist eine große Familie und möchte all seine positive Energie in das Turnier einfließen lassen.
CHI Genf 2021: Achten Sie auf diese Reiter...
Nach fast zwei Jahren Wartezeit kehrt der mit Spannung erwartete CHI Genf vom 9. bis 12. Dezember zurück und repräsentiert damit das vierte und letzte Major des diesjährigen Rolex Grand Slam of Show Jumping. In der Arena des Palexpo wird erneut eine beeindruckende Anzahl von erstklassigen Pferd-Reiter-Paaren aufeinandertreffen, darunter die gesamte aktuelle Top 10 der Weltrangliste, 17 der aktuellen Top 20 sowie sieben Rolex-Markenbotschafter. Es ist nicht nur die 60. Ausgabe des Turniers, in Genf findet auch zum 20. Mal das Finale der Rolex IJRC Top 10 statt. Wie immer präsentiert sich der CHI Genf zudem äußerst international: Reiterinnen und Reiter aus 16 Nationen sind in diesem Jahr mit dabei, während die Schweiz mit beeindruckenden 19 Teilnehmern vor dem heimischen Publikum vertreten ist.
Nach seinem eindrucksvollen ersten Rolex Grand Prix-Sieg beim CHIO Aachen im September wird auch der neue Anwärter und aktuelle Weltranglistenzweite Daniel Deußer wieder mit dabei sein und in der Schweizer Hauptstadt erneut auf seiner talentierten Stute Killer Queen VDM seinen Ambitionen auf den Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping nachgehen. Der CHI Genf stellt seit jeher den absoluten Höhepunkt im Kalender der internationalen Hallenspringreitturniere dar und wird die Top-Reiter erneut vor eine der härtesten Prüfungen des Sports stellen, denn ein Gewinn des Rolex Grand Prix am Sonntag erfordert ein echtes Höchstmaß an Talent und Reitkunst.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Der Schwede Peder Fredricson, die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste, ist derzeit in Topform und dürfte sich gute Chancen beim letzten Major des Jahres ausrechnen. Der Mannschafts-Olympiasieger von Tokio 2020 und Einzel-Silbermedaillengewinner kann auf eine starke Auswahl talentierter Pferde zurückgreifen und wird derjenige sein, den es in Genf vor den reitsportkundigen Fans in der Arena des Palexpo zu schlagen gilt.
Sein Landsmann Henrik von Eckermann war diesen Sommer maßgeblich am Erfolg der schwedischen Olympiamannschaft in Japan beteiligt. Der aktuelle Weltranglistenzweite gewann kürzlich das Finale des Nations Cup in Barcelona auf seinem bewährten Sportpartner King Edward und wird seinem hervorragenden Jahr sicher noch mit einem Major-Sieg beim CHI Genf den passenden Abschluss verleihen wollen.
Der Olympiasieger Ben Maher wird seinen unglaublich talentierten Wallach Explosion W mit zum CHI Genf bringen. Der Brite, der im Mai dieses Jahres den Rolex Grand Prix auf der Royal Windsor Horse Show gewann, kann ebenfalls auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr zurückblicken, und dürfte erpicht darauf sein, dieses mit einem Sieg beim letzten Rolex Grand Slam-Major der Saison gebührend abzuschließen.
Als erster und einziger Reiter, der den Rolex Grand Slam of Show Jumping bisher gewinnen konnte, wird auch der Brite Scott Brash erneut beim CHI Genf antreten, um die Rolex Grand Prix-Krone zurückzuerobern. Brash ist mit den für einen Major-Sieg erforderlichen Feinheiten und Nuancen bestens vertraut und wird in Genf sicherlich auf seine besten Pferde setzen, um sich erneut eine Chance auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sichern.
Als einer der Favoriten der heimischen Zuschauer und Gewinner der letzten Ausgabe des Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Jahr 2019 wird Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs versuchen, sich seinen Titel zu bewahren. Er tritt auf Leone Jei an, auf dem er bereits Team-Gold und Einzel-Silber bei den Europameisterschaften in Riesenbeck 2021 gewann. Der eindrucksvolle Schimmelwallach scheint das nötige Talent und Springvermögen mitzubringen, um diese Härteprüfung zu bestehen.
Die Fans werden sich auch freuen, seinen Schweizer Teamkollegen und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat wieder in Genf begrüßen zu dürfen. Nach seinem spektakulären Sieg im diesjährigen CP ‚International‘ presented by Rolex beim Spruce Meadows ‚Masters‘, bei dem er im September auf Venard de Cerisy antrat, wird Guerdat auf seinen zweiten Major-Gewinn der Saison 2021 hoffen.
Kent Farrington, der bereits das Finale der Rolex IJRC Top 10 gewann ebenso wie den Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Jahr 2017, weiß, was es für einen Sieg in dieser prestigeträchtigen Hallenarena braucht. Der US-Amerikaner wird ebenfalls alles daransetzen, seine Erfolgserie an diesem traditionsreichen Veranstaltungsort fortzusetzen. Zu dem Rolex-Markenbotschafter gesellen sich seine Landsleute Laura Kraut und Jessica Springsteen, die beide in diesem Jahr zahlreiche Erfolge erzielt haben, darunter einen Sieg im Nationenpreis beim CHIO Aachen.
Interview du prétendant au Rolex Grand Slam
Daniel Deusser
Wie ist es Ihnen ergangen, seit Sie im September den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen haben?
Die ersten Wochen nach dem Sieg beim Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen war ganz schön viel los. Ein Gewinn in dieser Prüfung ist etwas ganz Besonderes und ganz anders als bei anderen Großen Preisen. Viele Leute wollten mit mir Interviews und Fotoshootings machen; ich habe die ganzen Erfahrungen wirklich genossen. Aber leider wissen die Pferde nicht, dass ich einen der wichtigsten Großen Preise der Welt gewonnen habe, also sind wir recht schnell wieder zur Realität zurückgekehrt.
Als Deutscher beim CHIO Aachen zu gewinnen, war natürlich ein tolles Erlebnis. Aachen ist für mich etwas ganz Besonderes und die Fans stehen dort voll und ganz hinter einem. Wenn man in die Arena einreitet, ist es sehr laut, aber sobald die Glocke ertönt, ist es im Stadion mucksmäuschenstill – das ist ein ganz besonderes Gefühl.
Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping – welche Strategie verfolgen Sie für den CHI Genf?
Ich werde auf jeden Fall Killer Queen VDM für den Rolex Grand Prix beim CHI Genf mitnehmen. Sie ist momentan mein bestes Pferd, allerdings würde ich nicht sagen, dass sie ein typisches Pferd für Hallenturniere ist. Aber sie ist schon vor zwei Jahren beim Rolex Grand Prix in Genf gesprungen und kennt daher die Arena. Ich habe sie vergangene Woche bei einem Turnier geritten, aber ich werde ihr jetzt zwei Wochen frei geben, denn bei ihr gibt es nicht viel zu trainieren und ich möchte, dass sie für den Rolex Grand Prix frisch ist. Ich denke, ich werde sie zu Beginn der Woche in einer Prüfung springen lassen und dann schauen, wie sie sich anfühlt. Dann werde ich entscheiden, ob sie vor dem Rolex Grand Prix noch in einer größeren Prüfung springen muss.
Welche anderen Pferde werden Sie zum CHI Genf mitnehmen und auf welche Ihrer Nachwuchstalente sind Sie besonders gespannt?
Ich habe mich noch nicht ganz entschieden. Ich bin mit Scuderia 1918 Tobago Z in Madrid gestartet. Im Sommer hatte er eine kurze Pause, da er sich verletzt hatte, aber er konnte bereits wieder bei einigen Turnieren starten. Ob er mit nach Genf geht, werde ich spontan entscheiden.
Ich habe zwei hervorragende Jungpferde, auf deren Zukunft ich sehr gespannt bin. Eines ist der neunjährige Mr. Jones [Scuderia 1918 Mr. Jones], den wir vor zwei Jahren gekauft haben. Wir setzen für die nächsten Jahre große Hoffnungen in ihn. Aufgrund von Corona hat er allerdings ein Jahr an Erfahrung eingebüßt, da er nicht bei sehr vielen Turnieren gesprungen ist – er ist also ein sehr junger Neunjähriger. Das zweite Pferd heißt In Time und ich habe es tatsächlich bisher noch nicht selbst auf einem Turnier vorgestellt. Einer unserer Stephex-Reiter hat ihn in den Jungpferde-Prüfungen geritten. Er ist erst acht, aber vielleicht nehme ich ihn trotzdem mit nach Genf. Ich möchte etwas Erfahrung mit ihm sammeln und mehr über ihn lernen. Ich denke, er hat jede Menge Potenzial.
Die Arena im CHI Genf ist ganz anders als die beim CHIO Aachen. Wie bereitet man sich darauf vor?
Ich habe nichts konkret geändert, aber natürlich trainieren wir in der Hallensaison andere Distanzen und Linien als für die Outdoor-Saison. So hat man in der Hallensaison viele kürzere Distanzen, die man im Freien auf einem großen Turnierplatz wie in Aachen zum Beispiel kaum sieht. Das ist etwas, das man trainieren muss, aber im Allgemeinen sind die meisten unserer Pferde gut ausgebildet und erfahren genug, dass es reicht, wenn man das ein oder zwei Mal vor der Hallensaison übt. Es ist eher ein Fitnessprogramm, denn die Pferde sehen während des Turniers nur die großen Hindernisse.
Sie haben ein großartiges Team hinter sich. Wie wichtig ist das für den Erfolg?
Ohne ein gutes Team kann man nicht erfolgreich sein. Man braucht ein zuverlässiges Team, das mitreist, das sich zuhause um die Pferde kümmert und auch im Büro alles erledigt. Ich bin fast jedes Wochenende unterwegs. Um erfolgreich zu sein, muss man ein großes Team aus Menschen und Pferden um sich haben und sie alle müssen zusammenpassen und zusammenarbeiten. Der Sport ist heute so komplex und eng getaktet,ich reise so viel, dass mein Team zu Hause genauso wichtig ist wie meine Leistung im Sattel.
Sean Lynch ist mein Hauptpferdepfleger und arbeitet seit rund sieben Jahren für mich. Ich vertraue ihm hundertprozentig, was sehr wichtig ist, wenn er mit unseren Spitzenpferden unterwegs ist. Er macht alles mit den Pferden und er spielt eine sehr wichtige Rolle in meiner Karriere. Ohne ihn wäre mein Erfolg nicht möglich. Er liebt die Pferde. Man muss in diesem Job auch schon mal rund um die Uhr arbeiten, denn wenn etwas mit den Pferde nicht in Ordnung ist, ist er für sie da und tut alles für sie.
Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?
Als Anwärter hoffe ich natürlich, den Rolex Grand Prix beim CHI Genf zu gewinnen, um mich dann auf den Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping konzentrieren zu können. Auch wenn ich in Genf nicht erfolgreich bin, werde ich im nächsten Jahr trotzdem versuchen, einen weiteren Rolex Grand Prix zu gewinnen. Abgesehen von Scott [Brash] konnte niemand zwei oder drei dieser Spitzenprüfungen in Folge gewinnen, also ist es definitiv ein wichtiges Ziel für die nächste Saison.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Von einem Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen habe ich bereits sehr lange geträumt, eigentlich schon als Kind. Diesem Erfolg sehr nahe kommt der Gewinn des Weltcupfinales auf meinem ehemaligen Pferd Cornet d'Amour. Er war eines der Pferde, mit dem ich mir erstmals im Ausland einen Namen machen konnte, und ich habe meine ersten Erfahrungen bei Meisterschaften auf ihm gesammelt und die ersten Erfolge gefeiert. Das ist ein Moment, auf den ich genauso stolz bin, wie auf den Gewinn des Rolex Grand Prix.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?
Ich bin ein sehr sportlicher Mensch, deshalb schaue ich mir gerne jede Sportart an. Meine drei Favoriten neben dem Springreiten sind Tennis, Fußball und Formel 1. Ich finde es sehr schwierig, nur eine Sportart zu wählen, die ich am liebsten sehe. Ich habe eigentlich keine Lieblings-Fußballmannschaft, aber vor ein paar Jahren hat mich ein Freund dazu gebracht, mich für Borussia Dortmund zu begeistern. Ich war bei einigen Champions League-Spielen mit dabei und die Stimmung im Stadion ist schon unglaublich. Es ist ein toller Sport.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie irgendwelche Idole unter den Reitern?
Als ich als Kind bei den großen Turnieren war, um die weltbesten Springreiter zu sehen, gab es nur zwei Pferd-Reiter-Paare, denen ich wirklich gerne zugesehen habe. Das eine war John Whitaker auf Milton und das andere war Franke Sloothaak auf Walzerkönig. Ich hatte ein paar Jahre später das große Glück, für Franke Sloothaak arbeiten zu dürfen, was ich viereinhalb Jahre getan habe. Ich habe immer noch Kontakt zu ihm. Auch wenn er nicht gerade um die Ecke wohnt, ist er immer noch eine große Stütze für mich und gibt mir Ratschläge am Telefon. Er verfolgt alle meine Turniere und ich muss sagen, dass er ein wichtiger Teil meines Erfolgs ist.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Ich bin einfach von Natur so, dass ich immer gerne einen Schritt weiter gehe und gerne gewinne. Als Springreiter nehmen wir an vielen Turnieren teil und es gibt in der Regel viel Konkurrenz in den Prüfungen, bei denen jeweils nur einer siegen kann. Man kann also nicht immer gewinnen und ein zweiter oder dritter Platz ist sicher auch nicht tragisch. Aber wenn man nicht gewinnt, geht man die Runde im Kopf immer wieder durch und fragt sich, was man hätte besser machen können. Aber auch wenn ich nicht gewinne, bin ich am Montagmorgen wieder voll motiviert. Ich lerne aus dem, was besser hätte laufen können, und ich sehe jedes Turnier als Möglichkeit, mehr Erfahrung zu sammeln, damit ich es bei der nächsten Prüfung besser machen kann.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Zunächst einmal braucht man Erfahrung. Wenn man jung ist, kann man einfach nicht immer in Bestform sein. Dafür muss man reifer werden und aus seinen Erfahrungen lernen. Ich denke, das Wichtigste ist Geduld. Das habe ich von Franke [Sloothaak] gelernt. Er war stets sehr ruhig und gelassen im Sattel, auch wenn das Pferd während der Woche sehr schwierig gewesen ist. Und für seine Geduld und wurde er immer mit guten Leistungen beim Turnier belohnt. Wenn man zu jung und übereifrig ist, ist das manchmal schwierig. Für mich ist es sehr wichtig, einfach geduldig zu sein und aus vergangenen Fehlern zu lernen. Man muss die Grundlagen richtig hinbekommen, sowohl für sich als Reiter als auch für sein Pferd, wenn man erfolgreich sein will.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Wenn ich mein Haus ohne Handy, Uhr und Portemonnaie verlasse, fehlt mir definitiv etwas – also müsste ich wohl diese drei Dinge mitnehmen.
Meet the Next Gen mit:
Lily Attwood
Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?
Ich konnte mich kürzlich in der Rangliste nach oben arbeiten, werde aber aufgrund meiner Verletzung wohl wieder einige Plätze nach unten rutschen. 2022 möchte ich vor allem an ein paar Weltcupspringen teilnehmen und auf 5*-Niveau aufsteigen. Das war dieses Jahr aufgrund der Coronapandemie und angesichts der großen Konkurrenz auf diesem Niveau nicht einfach. Ich möchte auch meine Auswahl an Pferden weiter aufbauen, denn ich habe ein paar wirklich vielversprechende Nachwuchspferde. Mit meinen drei älteren Pferden war ich in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich, also würde ich gerne mit ihnen in die nächste Stufe aufsteigen.
Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall...
Meine zwei Top-Pferde reite ich seit zweieinhalb Jahren. Ich habe sie direkt gekauft, als ich von den Ponys auf Großpferde umgestiegen bin – sie sollten eigentlich nur bis zu 1,35 Meter springen, damit ich ein wenig Erfahrung beim Reiten von Pferden sammeln und auch ein paar längere Parcours absolvieren konnte. Aber ich hatte Glück und beide haben sich als wirklich talentiert erwiesen. Ich konnte mit ihnen sogar auf 4* Grand Prix-Niveau gewinnen. Beide haben mir geholfen, mir einen Namen zu machen und mir wertvolle Erfahrung in den größeren Prüfungen anzueignen.
Gerade habe ich mit Lee May eine neue Sechsjährige bekommen, die wir von Richard Howley gekauft haben. Ich habe sie mit nach Vilamoura genommen und sie sprang in acht von neun Umläufen fehlerfrei. Ich bin also sehr zufrieden mit ihr gewesen, besonders da sie immer noch sehr unerfahren ist. Sie hat bei dem Turnier viel gelernt; sie ist sehr vorsichtig und hat einen fantastischen Charakter. Ich möchte es mit ihr aber langsam angehen lassen, damit sie sich weiterentwickeln und hoffentlich dann als Siebenjährige durchstarten kann.
Welche drei Prüfungen oder Turniere möchten Sie in Ihrer Karriere besonders gewinnen?
Auf jeden Fall den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen – der steht sicher bei allen Reitern ganz oben auf der Liste. Allein dort teilzunehmen, wäre schon eine unglaubliche Erfahrung. Ich trete auch gerne für mein Land an und reite im Team, also wären eine Medaille bei den Europameisterschaften der Senioren und eine olympische Medaille meine nächsten beiden Ziele.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Dieses Jahr habe ich eine Bronzemedaille bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter gewonnen. Das war natürlich ein unglaublicher Erfolg. Aber am meisten stolz bin ich wohl auf den Moment, als ich gerade auf Pferde umgestiegen war und in Amsterdam an einem Turnier für Nachwuchsreiter teilgenommen habe. Ich habe eigentlich gar keine großen Erwartungen gehabt, schließlich habe ich das Pferd erst seit einem Monat geritten. Dennoch ist es mir gelungen, den Großen Preis zu gewinnen. Es war der Beginn meiner Karriere. In diesem Moment war ich mir sicher, dass ich das für den Rest meines Lebens machen will: Die großen Springen vor einem großen Publikum zu gewinnen, das ist einfach ein fantastisches Gefühl. Ein weiterer unbeschreiblicher Moment war für mich, als ich mit 18 Jahren für das Nationenpreis-Team der Senioren ausgewählt zu werden. Somit habe ich seit dem Umstieg auf Großpferde schon einige tolle Erfolge feiern dürfen. Das wäre sicher nicht ohne die Hilfe meines Trainers, Guy Williams, möglich gewesen.
Wie wichtig ist es für Ihre Karriere, einen Mentor wie Guy Williams zu haben?
Ich halte das für sehr wichtig. Als junger Reiter fehlt einem einfach das Wissen und man kann auch nicht alles alleine schaffen – man braucht ein sehr gutes Team um sich herum. Ich habe mehr erreicht, als ich es in diesem Alter erwartet hätte, und das habe ich Guy zu verdanken. Es geht nicht nur darum, auf dem Pferderücken zu brillieren – es ist genauso wichtig, ein guter Pferdekenner zu sein, wenn man nicht auf dem Pferd sitzt. Er hat mir beigebracht, wie ich mit meinen Pferden umgehen muss – sozusagen von den Hufen bis zum Hafer. Was ich von ihm und seiner Pferdepflegerin Nat gelernt habe, ist von unschätzbarem Wert. Es geht um mehr als nur das Reiten. Man muss sich richtig um die Pferde kümmern, wenn man erfolgreich sein will.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es in 99,9 Prozent der Fälle nicht die Schuld des Pferdes ist, wenn etwas schief geht. Daher darf man nicht wütend auf sie sein. Man darf sich von einem schlechten Durchgang nicht frustrieren lassen. Stattdessen muss man nur tief durchatmen, vom Platz reiten, das Pferd abtraben und dann beim nächsten Mal sehen, was man besser machen kann. Pferde sind keine Maschinen und können nur das tun, was du ihnen sagst. Auf dem Pony war ich ziemlich hitzköpfig, bis Guy mir beigebracht hat, ruhiger zu werden, und das bin ich heute auch. Man darf seinen Ärger nach einem schlechten Durchgang nicht am Pferd auslassen, auch wenn man frustriert ist.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Ich habe vor kurzem Michael und John [Whitaker] besser kennengelernt und beide sind definitiv eine Inspiration. Sie sind echte Pferdekenner und Reittalente und ich schaue mir ihre Runden immer an. Ich habe John vergangene Woche bei einem Turnier gesehen und es war wie ein Gedicht: Er lässt es so mühelos aussehen – als würde er gar nichts tun müssen!
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
In diesem Jahr habe ich es fast in das 5*-Springen bei der Royal Windsor Horse Show und das Weltcupspringen bei der London International Horse Show geschafft. Ich habe beide Prüfungen nur ganz knapp um einen Platz verpasst, was mich sehr geärgert hat. Aber andererseits motiviert es mich dazu, die Rangliste zu erklimmen und im nächsten Jahr besser abzuschneiden. Es sind so tolle Turniere und gerade die Veranstaltungen vor meinen heimischen Fans treiben mich dazu an, mich in der Rangliste nach oben zu kämpfen, damit ich nächstes Jahr dort antreten kann.
Wie viel Auftrieb gibt es Ihnen, dass wieder Fans bei den Veranstaltungen dabei sind?
Das ist natürlich ein echter Motivationsschub bei einem Turnier. Mein erstes Springen vor einem richtigen Publikum war in Valence und das war etwas ganz Besonderes. Vor kurzem war ich zudem auf der Horse of the Year Show, die sich als Hallenturnier mit vollen Rängen durch eine fantastische Stimmung auszeichnet. Als Reiter lieben wir es, die Fans wiederzuhaben, denn du bekommst dadurch nochmal einen zusätzlichen Adrenalinschub und es treibt dich wirklich zur Höchstleistung an. Ohne sie war es schon schwierig.
Natürlich lassen sich einige Pferde von den Zuschauermassen auch beeinflussen. Mein Spitzenpferd ist sehr schreckhaft und empfindlich. Er hat Angst vor allem, sodass ich ihn manchmal noch nicht einmal über die Hindernisse zu Hause bekomme. Bei der Horse of the Year Show ist er nicht sehr gut gesprungen, denn wegen Corona gab es zwischenzeitlich keine größeren Hallenturniere. Er war die Lichter und Menschenmenge also einfach nicht mehr gewöhnt. Es gibt aber sicher auch Pferde, die vor Publikum besser zu reiten sind, die bei wichtigen Turnieren mit großen Zuschauerzahlen über sich hinauswachsen. Da ist jedes Pferd anders.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er ist wirklich toll. Natürlich träumt jeder Reiter davon, ihn einmal zu gewinnen. Für mich hat er das Springreiten auf ein höheres Niveau gehoben. Ich denke auch, dass der Rolex Grand Slam den Sport für die breite Öffentlichkeit zugänglicher gemacht und seine internationale Bekanntheit gesteigert hat. Schließlich verfolgen die meisten gerne einen Sport auf höchstem Niveau, bei dem es um viel geht. Der Rolex Grand Slam vereint die besten Grand Prix der Welt und hat eine neue Ära für den Reitsport eingeläutet. Ich denke, dass Daniel Deußer und Killer Queen VDM gute Chancen haben, als nächster Gewinner des Rolex Grand Slam Geschichte zu schreiben – sie sind in diesem Jahr in fantastischer Form.
Meet the Next Gen mit:
Edouard Schmitz
Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres und wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ambitionen für 2022 aus?
In diesem Jahr darf ich erstmals bei einer Reihe von Weltcupturnieren starten, was natürlich sehr spannend ist. Ich werde in Madrid, London und Mechelen antreten. Ein gutes Ergebnis bei einem dieser Turniere wäre toll, um das Jahr 2021 perfekt ausklingen zu lassen. Ich bin auch beim CHI Genf mit dabei und möchte vor den heimischen Zuschauern natürlich besonders gut abschneiden.
In der zweiten Jahreshälfte konnte ich mich kontinuierlich steigern. Mein Ziel ist es, diese Entwicklung fortzusetzen. Ich möchte mich in der Rangliste weiter nach oben arbeiten und hoffentlich unter die Top 50 kommen. Das wäre für mich ein großer Erfolg und ich könnte damit auch in einigen größeren Prüfungen starten. Mein Traum ist zudem, einmal im Nations Cup anzutreten. Es ist für mich immer etwas Besonderes, das rote Jackett zu tragen. Es wäre also großartig, wenn sich diese Chance nächstes Jahr bieten würde.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Mein stolzester Moment ist schon einige Jahre her. Ich war sechzehn und für andere mag es vielleicht nach nichts Besonderem klingen, aber für mich war es der beste Moment in meiner Karriere. Ich war auf einem internationalen U25-Turnier in Chevenez und mein Trainer wollte, dass ich im Großen Preis der Junioren starte. Ich wollte dagegen lieber beim U25 Grand Prix antreten, da ich eine Wildcard dafür hatte. Außerdem hatte ich damit die Chance, mir die Teilnahme am CHI Genf zu sichern. Die ganze Woche habe ich dafür gekämpft, in der höheren Prüfung starten zu dürfen, doch mein Trainer hat immer wieder gesagt, er halte es für eine schlechte Idee und ich sollte nicht daran teilnehmen. Aber ich ließ einfach nicht locker, sodass er mich schließlich beim Grand Prix antreten ließ – und dann habe ich prompt gewonnen und mir damit die Wildcard für den CHI Genf gesichert! Ich habe damals Cortino 46 geritten und es war sicher einer der stolzesten Momente meiner Karriere, denn ich konnte mit diesem Sieg allen bewiesen, dass ich Recht hatte.
Sie waren (sind!) auch ein talentierter Nachwuchsskifahrer– warum haben Sie sich entschieden, sich auf das Springreiten zu konzentrieren?
Ich weiß nicht wirklich, warum ich mich für den einen anstatt den anderen Sport entschieden habe, da ich für beide eine echte Leidenschaft habe. Aber ich denke, letztendlich gefiel mir das Springreiten doch besser, und ich habe es nie bereut, es dem Skifahren vorzuziehen.
Gibt es etwas, das Sie im Rahmen Ihres Studiums gelernt haben, das Sie auf das Springreiten anwenden, und umgekehrt?
Ich denke, dass Sport im Allgemeinen eine gute Lebensschule ist. Beim Ingenieur- oder Mathematikstudium zum Beispiel lernt man systematisches Denken, was auch in verschiedenen Situationen im Springreiten nützlich sein kann. Beim Sport tendiert man manchmal dazu, sich von seinem Gefühl leiten zu lassen, anstatt von seinem Verstand – was nicht unbedingt schlecht ist. Aber das ist auch das Schöne am Sport: Ein bisschen systematisches Denken kann sicher nicht schaden.
In der Technik geht man ein Problem mit den Werkzeugen an, die einem zur Verfügung stehen, um es zu lösen. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach auch beim Springreiten von Vorteil. Sport und systematisches Denken lassen sich perfekt kombinieren, das hat mir mein Studium wirklich klar gemacht.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?
Als Schweizer verfolgt man natürlich die Grand-Slam-Turniere im Tennis, besonders wenn man einen so großartigen Spieler wie Roger Federer hat. Er ist abseits des Platzes genau so eindrucksvoll wie auf dem Platz, denn er ist wirklich sympathisch und zeigt bei seinen Interviews einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Auch persönlich ist er weit gekommen. Anfangs war er noch der Bad Boy des Tennis, heute gilt er als Inbegriff von Fairness und Höflichkeit. Ich meine, dass jeder etwas aus seinem Weg lernen kann, und diesen Weg auf so hohem Niveau zu gehen, ist natürlich etwas ganz Außergewöhnliches.
Mein Lieblingsturnier ist entweder Wimbledon oder Roland-Garros. Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich wohl eher Roland-Garros wählen. Für mich ist es das interessantere Turnier, weil Federer nicht so gut auf Sand spielt und der Druck daher höher ist.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie irgendwelche Idole unter den Reitern?
Ich mag das Wort Idol nicht – für mich bedeutet das, dass es an einer kritischen Betrachtung fehlt. Meiner Meinung nach kann es sehr schadhaft sein, wenn man zu jemandem aufschaut oder jemanden vergöttert, ohne sein Handeln in Frage zu stellen. Daher schaue ich mir lieber alle Reiterinnen und Reiter an und überlege, welchen Aspekt ich nachahmen möchte.
Als kleines Kind war ich jedes Jahr beim CHI Genf und habe die Reiter auf dem Trainingsplatz und beim Aufwärmen beobachtet. Ich habe mir das gemerkt, war mir am besten gefallen hat. Montags ging ich dann in den Stall und probierte es selbst aus. Mein Reitlehrer sagte immer: „Edouard, was machst du?“. Denn ich habe damals Pius Schwizer bewundert und der ritt immer mit ausgeklappten Ellbogen. Am Montag saß ich also auf meinem Pony, die Ellbogen nach außen, und jeder hat mich gefragt, was das sollte. Ich sehe mir also alle an und picke das heraus, was mir am besten gefällt, anstatt einen einzelnen Reiter zu vergöttern, denn für mich bedeutet das, dass man sich nicht mehr weiterentwickelt.
Meine Eltern haben mich schon immer sehr unterstützt und sind für mich eine große Inspiration. Sie haben sich von der Springreitwelt nicht mitreißen lassen, denn das ist manchmal ein Problem für mich – ich bin teilweise wie besessen, sodass es schwierig sein kann, aus einer Situation wieder herauszufinden. Meine Eltern haben das wirklich gut gemacht: Sie wissen immer, wann es zu viel ist, lassen mir aber gleichzeitig so viel Freiraum, dass ich mir meine Leidenschaft für den Sport bewahren kann.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Alles, was mit Pferden und Wettkampf zu tun hat! Schon als kleines Kind hat es mir Spaß gemacht, mich mit anderen zu messen – ich musste beim Laufen zum Auto der Erste sein, der es berührt, und auch in der Schule die besten Noten haben. Manche mögen das für negativ halten, aber ich bin einfach nur sehr leistungsorientiert und will immer noch mehr erreichen.
Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und ihren Charakter… Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Ich habe dieses Jahr die beste Auswahl an Pferden, die ich je hatte. Hier war in letzter Zeit viel in Bewegung. Eigentlich habe ich derzeit nicht wirklich viele junge Pferde – wir haben einige Siebenjährige aufgebaut, aber sie sind alle jetzt acht oder neun.
In den letzten Monaten habe ich Quno geritten. Er hat mit seinem Vorgänger bereits etwas Erfahrung beim Springen in größeren Prüfungen gesammelt und ich hoffe, dass ich seine Erfahrung optimal nutzen kann, um meine Erfahrung in den größeren Prüfungen aufzubauen. Ich habe ein paar Pferde, die sich im Besitz von Herrn Arturo Fasana befinden. Eines davon ist Gamin Van't Naastveldhof und ich glaube, dass er echtes Talent hat. Leider lässt sich das an diesem Punkt immer schwer sagen, aber so wie es gerade läuft, sieht es sehr gut aus und wir sind alle wirklich gespannt auf dieses Pferd.
Dann habe ich Cortino 46, den ich reite, seitdem ich 15 bin. Mit ihm habe ich an fünf Jugend-Europameisterschaften teilgenommen. Er hat wirklich eine unglaubliche Leistung gezeigt. Ich habe mit ihm meine erste 5*-Prüfung gewonnen und einen Großteil meiner Erfahrung bei 1,45-m- bis 1,60-m-Prüfungen mit ihm gesammelt. Balenciana K ist ein weiteres sehr gutes Pferd, aber sie sehr sensibel und daher nicht immer einfach. Wenn man richtig mit ihr umgeht, tut sie aber alles für einen.
Dann ist da noch Babylone Des Erables, die ich ebenfalls für Herrn Arturo Fasana reite. Sie hat dieses Jahr auf 3*-Niveau teilgenommen und ist ein sehr gutes Pferd über 1,50 m. Und schließlich habe ich noch Illusion, der mit acht Jahren mein jüngstes Pferd ist. Auch er gehört Herrn Arturo Fasana und hat meiner Meinung nach ebenfalls echtes Potenzial.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Mein früherer Trainer hatte einen Lieblingssatz, den ich wirklich mag: „Man sollte nie glauben, dass man schlauer als die anderen ist.“ Wir waren oft gemeinsam unterwegs, um neue Pferde auszuprobieren, und manchmal hörte man andere Reiter sagen: „Ich glaube, ich könnte mit diesem Pferd mehr erreichen.“ Das kann manchmal etwas verletzend sein. Ich halte das also für ein gutes Lebensmotto.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als jungen Reiter? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Für mich ist der Rolex Grand Slam die prestigeträchtigste Turnierserie, die man in unserem Sport gewinnen kann. Er vereint einige der legendärsten Turniere im Reitsport. Natürlich liebe ich Genf am meisten – aber alle vier Turniere verkörpern das Beste, was unser Sport zu bieten hat, und sie alle haben eine so lange Tradition. Bisher hat mit Scott Brash nur ein Reiter den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen, das macht ihn zum exklusivsten Preis in diesem Sport.
Historisch betrachtet wurde jeder andere Titel bereits von mehreren Reitern gewonnen und im Laufe der Zeit werden noch mehrere hinzukommen. Wer also der exklusivsten Gruppe in unserem Sport angehören möchte, muss den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen. Ich möchte in diesem Sport in Erinnerung bleiben und der einfachste Weg, in die Geschichtsbücher einzugehen, ist ganz gewiss ein Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Schwierige Frage! Wahrscheinlich ein Buch – obwohl ich nicht weiß, welches, dann meinen Laptop – aber es gäbe kein WLAN, und ein paar Bilder von meiner Familie und geliebten Menschen.
Züchter im Gespräch:
Peter Charles
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Das war mit 10 Jahren: Ich erinnere mich, wie ich den Top-Reitern auf der London International Horse Show [ehemals Olympia] beim Kamelrennen zugesehen habe!
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Einer meiner stolzesten Momente war, als ich 1994 für Irland Einzelgold bei den Europameisterschaften gewonnen habe. Ich hatte damals wirklich etwas zu beweisen, denn ich hatte zwei Jahre zuvor das britische Team im Alter von 32 Jahren verlassen, weil ich an Meisterschaften teilnehmen wollte. Zwar hatte ich vorher schon zahlreiche tolle Turniere und Grands Prix gewonnen, aber dieser Sieg war ein wichtiger Moment in meiner Karriere, da ich dadurch viele meiner vorherigen Entscheidungen bestätigt gesehen habe. Er war der Beweis dafür, dass ich mit meiner Planung, meiner Einstellung und meiner Strategie richtig gelegen habe.
2008 habe ich dann erneut die Staatsbürgerschaft gewechselt, was vorher noch nie vorgekommen ist. Aber die damaligen Besitzer wollten unbedingt mit einem Pferd im britischen Team bei den Olympischen Spielen in London vertreten sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir gerade an drei Stellen die Wirbelsäule gebrochen und war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt jemals wieder im Sattel sitzen könnte. Es in den letzten Durchgang zu schaffen und schließlich die Goldmedaille für Großbritannien zu gewinnen, war dann einfach nur ein Traum.
Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?
Ein sehr guter Freund von mir, Kevin Cooper, der in der gleichen Straße wohnt, hat mich darauf gebracht. Er hat ständig vom Pferdezüchten gesprochen und hatte eine schöne irische Stute, die bei 1,40-m-Prüfungen echtes Talent gezeigt hat. Wir waren zusammen auf einem Turnier und er hat mich gefragt, was ich von dem Hengst Carnaval Drum halte. Ich habe gesagt: „Der ist gut, lass uns ihn nehmen.“ Ich habe den Nachkommen dann geritten, er hieß Carnavelly, und habe mit ihm die Weltmeisterschaft der Sechsjährigen, die German Masters, den Grand Prix von Berlin und das Weltcupspringen bei der London International Horse Show gewonnen. Es war toll, an der Zucht dieses Pferdes mitgewirkt zu haben, und das hat mich inspiriert, selbst zu züchten. Kevin hat seitdem ebenfalls viele gute Pferde hervorgebracht.
Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei der Zucht eines Springpferdes besonders an?
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn manchmal schaffen es Pferde an die Spitze dieses Sports, die keinen eindrucksvollen Stammbaum vorweisen können. Aber ich bin zu 110 % davon überzeugt, dass man mit einer wirklich guten Zuchtstute und zwei oder drei Generationen erstklassiger Zuchtlinien seine Chancen verbessert, ein Spitzenpferd zu züchten.
Ein Hengst kann immer nur das Potenzial der Stute verbessern. Man muss also mit einer sehr guten Stute anfangen – mit einer bewährten Abstammung, die mindestens zwei oder drei Generationen zurückreicht. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, verbessert man seine Chancen auf einen Erfolg – er ist nicht garantiert, aber man hat eine echte Chance.
Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht?
Auf jeden Fall! Das perfekte Beispiel ist Liscalgot, die von Dermott Lennon geritten wurde. Gemeinsam haben sie 2002 die Einzel-Weltmeisterschaft in Jerez de la Frontera gewonnen. Liscalgots Mutter wurde von einem Züchter lediglich als „Rasenmäher“ für seinen Garten gekauft. Eines Tages beschloss er, sie decken zu lassen. Aber sie weigerte sich, den Transporter zu besteigen, also jagten sie sie eine Straße in Irland herunter zum nächsten Hengst, der zufällig Touchdown war. Diese Kombination brachte eines der besten Pferde aller Zeiten hervor.
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?
Ja, das ist für mich sehr wichtig. Als ich Spirit T vor ein paar Jahren an Jessica Mendoza verkauft habe, konnte ich sofort sehen, dass die Partnerschaft erfolgreich sein wird. Ihr Vater, Paul Mendoza, ließ sich nicht ganz so leicht überzeugen, aber ich konnte sehen, wie gut Pferd und Reiter zueinander passten, beide haben eine außergewöhnliche Partnerschaft entwickelt.
Manchmal funktionieren Partnerschaften nicht, aber ich denke, mit genügend Zeit und einem geschickten Reiter, der nicht versucht, Zwang auszuüben, kann sich eine gute Partnerschaft entwickeln. Heute ist es aber häufig so, dass Käufer dem Pferd keine Zeit lassen oder keine Chance geben. Sie zahlen so viel Geld, dass sie sofortige Ergebnisse erwarten. So hat das aber noch nie funktioniert – schließlich weiß das Pferd ja nicht, wie viel es gekostet hat.
Wie ist Ihr Zuchtbetrieb aufgebaut?
Wir haben neun Stuten, die alle recht jung sind. Ich habe aus dem Rennsport gelernt, dass jüngere Stuten bessere Nachkommen hervorbringen, also richte ich mich danach. Ich versuche immer, mit Pferden zu züchten, die einen guten Stammbaum vorweisen können. Auch die Zuchtstuten selbst müssen gut springen können und ein gutes Gebäude haben. Wir haben keine Stuten, die älter sind als 16 Jahre. Embryonen werden von ihnen erstmals im Alter von etwa 8 bis 10 Jahren entnommen.
Wie lange behalten Sie ein Fohlen normalerweise, bevor es an den neuen Besitzer geht oder mit der Ausbildung begonnen wird?
Ich bin nicht sehr gewinnorientiert. Ich behalte die Fohlen lieber und bilde sie selbst aus. Jedes Jahr züchten wir sechs bis neun Fohlen. Ich warte gerne, bis sie im Frühjahr ihres vierten Lebensjahres sind. Dann sind sie stark genug, um mir ihren Charakter und ihr Potenzial zu zeigen. So vermeide ich, dass ich einen falschen Eindruck erhalte und das Pferd eventuell noch nicht bereit oder stark genug ist, um ausgebildet zu werden. Wir lassen unsere Pferde nie freispringen. Sie absolvieren ein paar kleinere Sprünge mit einem Reiter, wenn sie mit der Ausbildung beginnen, das gibt uns einen guten Überblick über ihr Talent. Freispringen kann häufig einen falschen Eindruck vermitteln. Man sollte ein Pferd beim Kauf nicht nach dem Freispringen beurteilen, da das einfach unzuverlässig ist.
Warum tun Sie, was Sie tun? Welches Ziel verfolgen Sie?
Ich liebe einfach das, was ich tue. Ich liebe es, bei der Geburt der Fohlen zuzusehen und sie aufzuziehen. Zu Beginn meiner Karriere als Züchter habe ich ein Pferd zu früh verkauft und habe daraus gelernt. Damals habe ich Clear Round and Party im Alter von zwei Jahren für 1500 GBP verkauft, weil ich das Pferd zu früh nach seinem Verhalten im Freispringen beurteilt hatte. Er wurde am Ende Zweiter im Grand Prix bei der London International Horse Show. Das hat mich gelehrt, nie ungeduldig zu sein. Wenn man ein Pferd nach jedem Sprung und jeder Leistung beurteilt, wird man nur enttäuscht.
Auf welches selbst gezogene Pferd sind Sie besonders stolz?
Clear Round and Party – er war das erste Pferd, das hier geboren wurde.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Für mich hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Sport auf ein neues Niveau gebracht – Springreiten ist jetzt auf Augenhöhe mit allen anderen sportlichen Majors, wie etwa im Tennis oder Golf. Rolex hat die vier besten Veranstaltungsorte der Welt ausgewählt. Sie alle sind sehr traditionsreich und ihre Geschichte benötigt keine Erläuterung. Das Spitzenniveau in diesen Arenen, der Wettbewerb und die Geschichte haben die Aufmerksamkeit sicherlich verdient.
Der CHIO Aachen ist wunderschön, sehr gepflegt und die Liebe zum Detail ist unübertroffen. Auch der CHI Genf hat ein völlig neues Niveau erreicht und überragt damit weltweit jedes andere Hallenturnier. Spruce Meadows ist natürlich kein Katzensprung, aber wenn man nach dem langen Flug dort ankommt, ist es jede Sekunde wert. Das Publikum ist phänomenal und die Veranstalter haben dort die beste Springreitarena in Nordamerika geschaffen. The Dutch Masters sind großartig und blicken ebenfalls auf eine lange Tradition zurück.
Als nächstes Major findet der CHI Genf statt. Mit Prüfungen wie dem Finale der Rolex IJRC Top 10 und dem Grand Prix und seinem Preisgeld bringt er die gesamte Reitsportwelt an einem Ort zusammen. Er ist ohne Zweifel der Höhepunkt der gesamten Hallensaison.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Ich liebte es, Hugo Simon zu beobachten, der einfach einen unglaublichen Glauben an sich selbst hatte. Ich sah ihm zu, beobachtete ihn beim Aufwärmen und dabei, wie er zu Beginn eines Turniers einritt. Er war der Einzige, der an allen Prüfungen eines Turniers teilnahm, und er versuchte stets, jede Prüfung mit seinen besten Pferden zu gewinnen. Seine Pferde mussten gewinnen und der Glaube an den Sieg, den er seinen Pferden gab, war einfach etwas Einzigartiges. Ich hatte diese Intensität so noch nie erlebt. Einige Reiter wollen zwar die besten Prüfungen bei einem Turnier gewinnen, aber sie konzentrieren sich normalerweise hauptsächlich auf den Grand Prix. Doch Hugo wollte immer gewinnen, vom ersten Tag bis zum letzten Grand Prix. Seine mentale Vorbereitung war erstaunlich und er bereitete seine Pferde optimal auf den Sieg vor. Sie wussten, was sie von ihm als Reiter erwarten konnten, sie waren bereit und sein Glaube an sich und seine Pferde war außergewöhnlich.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Paul Schockemöhle gab mir 1994 diesen Rat, als ich mit einem Siebenjährigen mein erstes Weltcupspringen in Brüssel gewann. Nach meinem Durchgang bot er an, das Pferd zu kaufen. Aber ich war in diesem Alter ziemlich naiv und sagte, es täte mir leid, aber es stehe nicht zum Verkauf. Er sagte, das könne er verstehen, aber ich sollte mich um ihn kümmern, denn er sei ein großartiges Pferd, aber das würde nicht immer so bleiben. Er sagte, es kommt nicht sehr oft vor, dass man ein so gutes Pferd hat und dass sie es nicht für immer bleiben. Das ist der beste Rat, den ich je erhalten habe: Wenn man ein gutes Pferd hat, muss man sich darum kümmern, denn es wird nicht ewig so gut sein.
Wenn Sie einem Neuling im Pferdesport einen Rat geben könnten, wie würde er lauten?
Man sollte sich ausschließlich auf seine Reitkarriere konzentrieren und nicht versuchen, zu viele Dinge auf einmal zu machen. Es ist sehr schwierig, sich in der Branche zu etablieren. Als Reiter muss man vor allem hart arbeiten, gut ausgebildet sein und Einsatz zeigen. Ich würde mir nicht allzu viele Gedanken um die Zucht machen, bis man etwas Erfahrung gesammelt hat. Es braucht viel Zeit und viel Know-how – ich würde mich als junger Reiter nicht an allem versuchen, weil es einfach zu viel ist. Heutzutage braucht man eine ganze Menge, um als Reiter an der Spitze mitzumischen: ein wirklich gutes Team um sich herum, tolle Besitzer, gutes Personal, einen guten Standort und so weiter. Wenn man noch die Zucht hinzunimmt, wird es zu kompliziert – man sollte in seiner Karriere definitiv einen Schritt nach dem anderen angehen.
Ausblick auf den CHI Genf
Der CHI Genf ist nach einjähriger Pause zurück und Reitsportfans können sich jetzt Tickets für das beliebte Turnier sichern. Nach der Absage im vergangenen Jahr sollte man sich dieses Event nicht entgehen lassen! Nicht nur feiert der CHI Genf in diesem Jahr seine 60. Ausgabe, zugleich findet dort auch zum 20. Mal das Finale der Rolex IJRC Top 10 statt.
Die Zuschauer können sich erneut auf einige der weltweit besten Reiter-Pferd-Paare freuen, die in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten: ob bei der Vielseitigkeitsprüfung in der Halle, beim Fahren oder beim Springreiten. Ihren Höhepunkt findet die traditionsreiche Veranstaltung dann im Rolex Grand Prix am Sonntag.
Der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, der Deutsche Daniel Deußer, dürfte den nächsten Sieg fest im Blick haben. Auch Martin Fuchs und Steve Guerdat sind vor ihrem Schweizer Heimpublikum mit dabei und möchten in diesem erstklassigen Wettkampf ihr Können unter Beweis stellen.
Züchter im Gespräch
Keeley Durham
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Die stammt aus der Zeit, als ich zehn Jahre alt war – mein erster Turnierstart im Parklands Equestrian Centre. Ich nahm an einer Clear-Round-Prüfung teil, und jede Runde kostete meinen Vater 50 Pence – ich glaube, er hat am Ende 20 Pfund ausgegeben, damit ich endlich eine Rosette für eine fehlerfreie Runde bekam. Mein Pony blieb immer wieder stehen und ich bin immer wieder heruntergefallen.
Was ist der stolzeste Moment Ihrer bisherigen Karriere – entweder beim Reiten, im Pferdesport oder in der Zucht?
Ich hatte das Glück, in meiner bisherigen Laufbahn schon einige fantastische Momente erleben zu dürfen. Was meine Karriere als Reiter betrifft, gibt es einige Momente, auf die ich besonders stolz bin. Dazu gehören der Sieg in der Klasse der Jungen Reiter bei der Horse of the Year Show 1991 und mit Welham zum Team der Jungen Reiter zu gehören, das 1992 bei den Europameisterschaften in San Remo Gold gewann.
Als Besitzer war Welham ein unglaubliches Pferd. Nach meiner Karriere mit ihm ging er mit John Whitaker an den Start und gewann wirklich viele Prüfungen. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Großen Preis von Aachen. Vom Züchterischen her muss es dann auf jeden Fall die Zucht von Argento sein.
Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?
Als John [Whitaker] Welham geritten ist, waren wir einmal auf dem Hof von Nick Skelton und er hat vorgeschlagen, dass ich mir eine Zuchtstute zulegen und mehr junge Pferde produzieren sollte. Ich hielt das für eine tolle Idee, aber ich habe sie erst zwei Monate später in die Tat umgesetzt, als John mich gebeten hatte, etwas für seine Rinder bei einem örtlichen Bauern abzuholen. Am Ende kam ich mit einer zweijährigen Stute namens Flora May zurück. Als sie drei Jahre alt war, haben wir sie, bevor wir sie eingeritten haben, zur Zucht eingesetzt, und das war eigentlich der Anfang von allem. Nach ihrem ersten Fohlen sind wir eine Zeit lang mit ihr auf Turnieren gestartet, bevor sie ihr zweites Fohlen bekam – Argento.
Hat Ihnen jemand beigebracht, wie man erfolgreich züchtet?
Ich hatte nie wirklich einen Mentor – ich folge hauptsächlich meinem Instinkt und meinem Bauchgefühl. Aber jetzt verbringe ich mehr Zeit damit, mir den Stammbaum der Pferde anzuschauen, als das am Anfang der Fall war.
Gibt es etwas, worauf Sie bei Ihren Stuten und Zuchthengsten besonders achten, um sicherzustellen, dass Sie die bestmöglichen Nachkommen ziehen?
Ja, absolut! Eigentlich habe ich mit den Nachkommen der ersten Zuchtstute, die ich hatte, weiter gezüchtet, da sie ein tolles Pferd war. Für mich hatte sie alles, nach dem ich suche, und alle Pferde, die aus ihr stammten, waren sehr korrekt, und das ist für mich sehr wichtig. Für eine Stute ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass sie gut und korrekt im Typ steht und diesen weitergibt, ein gutes Temperament besitzt und eine „nette Person“ ist. Natürlich soll sie sich auch gut bewegen und gut springen können. Bei den Hengsten versuche ich, sie auf die Stute abzustimmen. Wenn zum Beispiel das Sprungvermögen verbessert werden soll, dann würde ich einen Hengst mit viel Sprungvermögen wählen. Außerdem braucht er einen guten Körperbau und ein gutes Temperament.
Was sind die drei wesentlichen Punkte für die Zucht eines Spitzenspringpferdes?
Zuallererst müssen Stute und Hengst korrekt gebaut sein. Dann denke ich, dass der Hengst eine gute Springtechnik und viel Sprungvermögen haben muss, und schließlich eine gute Einstellung – von beiden Seiten. Ich würde nicht mit einem Pferd züchten wollen, das schwierig ist oder ein schlechtes Temperament hat, aber ich habe nichts dagegen, wenn sie ein bisschen heiß sind.
Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie ein Paar zusammengestellt haben, von dem Sie nicht dachten, dass etwas Besonderes dabei herauskommen wird, das am Ende aber zu unerwarteten Ergebnissen geführt hat?
Als ich Flora May von Arko habe decken lassen, haben wir definitiv nicht damit gerechnet, dass Argento dabei herauskommt. Arko war damals ein junger Hengst und Argento war eines seiner in England gezüchteten Fohlen. Ich habe mich für Arko entschieden, weil ich ihn mit Nick [Skelton] springen gesehen habe, als ich mit John und Welham zu den Turnieren gefahren bin, und er hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn er frech war, war er doch ein „netter Typ" und hatte ein riesiges Sprungvermögen.
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?
Ja, absolut! Malcom Pyrah würde sagen: Ich nehme den Käufer meines Pferdes fast genauso unter die Lupe, wie er das Pferd unter die Lupe nehmen möchte. Ich verkaufe nicht viele meiner Pferde, aber als ich Argento an John verkauft habe, hatte ich bereits eine sehr gute und vertrauensvolle Beziehung zu ihm. Vor kurzem habe ich ein Pferd namens Arakan in die USA verkauft, und wenn ich die Menschen dort nicht gemocht hätte, hätte ich das wahrscheinlich nicht getan.
Können Sie dem Leser ein paar Einblicke in einen Tag in Ihrem Leben oder in Ihre Einrichtungen geben?
Es ist sehr wichtig, dass man Zugang zu genügend Land hat, damit sie [die Pferde] draußen sein und einfach Pferd sein können. Die Fohlen sollten bis zum Einreiten so lange wie möglich in einer natürlichen Umgebung aufwachsen. Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, von Geburt an mit den Fohlen richtig umzugehen. Wir fangen gleich ab Tag 1 an, unsere Fohlen zu führen. Sie tragen ein Halfter und werden vom ersten Tag an der Hand geführt.
Ich züchte nicht viele Fohlen. Ich kann also Zeit mit ihnen verbringen und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken als in einem großen Zuchtstall, und das macht mir Spaß. Ich liebe die Fohlen und kümmere mich gerne um sie. Ich finde, dass wenn das Abfohlen zu Hause stattfindet, man auch da sein und die Stute die ganze Nacht lang beobachten sollte. Innerhalb von nur 10 Minuten kann etwas schief gehen. In einem Moment kann noch alles in Ordnung sein und im nächsten müssen Sie für die Stute und das Fohlen da sein.
Wenn Sie vorhaben, Fohlen zu verkaufen, wie lange behalten Sie sie in der Regel?
Ich habe noch nie Fohlen verkauft. Ich ziehe sie immer bis auf Wettkampfniveau heran. Wenn man ein Fohlen verkaufen will, geht das, solange es noch mit der Stute läuft, und dann etwa zum Zeitpunkt des Absetzens geht es dann mit dem Fohlen weiter. Neben Springpferden habe ich noch ein Pferd gezüchtet, das bis zur fortgeschrittenen Vielseitigkeitsprüfung aufgestiegen ist, und andere, die zwar keine Superstars waren, aber dennoch schöne Pferde.
Wie viele Pferde züchten Sie in einem normalen Jahr?
Wir hatten früher einmal zwei Zuchtstuten, aber jetzt haben wir nur noch eine, also werden wir dieses Jahr nur ein Fohlen züchten. Allerdings denke ich darüber nach, nächstes Jahr einen Embryotransfer durchführen zu lassen. Ich habe vor, einen Embryo zu behalten und einen Embryo als tragende Stute mit dem Embryo von Betty May [Tochter von Flora May] zu verkaufen. Betty May ist die Vollschwester von Argento, und ihr erstes Fohlen stammt von Big Star. Dieses Fohlen wird nächstes Jahr drei Jahre alt und wir sind sehr begeistert von ihr. Sie heißt Stellar. Wir haben sie noch nicht frei springen lassen, aber von dem, was ich auf der Koppel von ihr gesehen habe, glaube ich, dass sie eine ist, die man im Auge behalten sollte.
Was ist Ihr Ziel für die Pferdezucht?
Nun, ich würde sagen, einen Superstar zu züchten – aber ich habe ja das große Glück, dass das bereits geschehen ist. Es wäre aber schön, noch ein Pferd wie Argento züchten zu können. Es heißt ja, dass man im Leben nur ein gutes Pferd hat, aber ich hatte das große Glück, Welham und Argento zu haben. Mit der Zucht von Argento habe ich mir den Traum aller Ponyhof-Mädchen erfüllt. Ich würde aber gerne ein buntes Pferd aus Betty May züchten, falls ich den richtigen bunten Hengst finde.
Gibt es auch außerhalb der Zucht Ziele, die Sie anstreben?
Seit kurzem habe ich einige Kunden auf meinem Hof, die Turnierpferde haben. Ich coache und betreue sie. Ich finde es toll, sie auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen und beim Management ihrer Pferde zu unterstützen. Ich habe drei Hauptkunden, eine davon ist Evie Toombes, die Para-Reiterin. Sie ist eine echte Inspiration und ich liebe es, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Meine beiden anderen Kunden sind Evies Mutter Caroline und Andrea Lloyd.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Sport?
Ich finde ihn sehr positiv. Das ist etwas, das sowohl die Spitzenspringreiter als auch die nächsten Generationen anstreben sollten. Das Preisgeld ist unglaublich und die Möglichkeit, zusätzlich noch einen Bonus zu erreichen, spornt die Reiter noch mehr an.
Welches der vier Majors gefällt Ihnen am besten und warum?
Ich habe das unglaubliches Glück gehabt alle Majors zu erleben. Ich finde, sie sind alle unglaublich tolle Turniere, aber mein Favorit ist glaube ich Aachen. Ich habe ganz besondere Erinnerungen an den Grand Prix, den John und Welham 1997 dort gewonnen haben – das ist wie ein Wimbledon-Sieg im Tennis. Spruce Meadows finde ich auch toll, das ist so ein einzigartiges Turnier, vor allem der Ort, wo es stattfindet. Die Southern-Familie ist sehr gastfreundlich, man fühlt sich wie ein Teil der Familie und sie tun alles, um einem zu helfen. Sie haben es so viel verbesset, und die Atmosphäre ist unglaublich.
Meet the Next Gen mit:
Thibault Philippaerts
Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres?
Ich werde beim CHI Genf in der U25-Tour starten und am Ende des Jahres noch in Mechelen in Belgien. Ich freue mich sehr auf diese beiden Turniere.
Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?
Ich habe ein paar wirklich gute Pferde, aber die meisten von ihnen sind noch jünger und noch nicht sehr erfahren. Ich habe versucht, sie in diesem Jahr aufzubauen, um im nächsten Jahr bei anspruchsvolleren Prüfungen starten zu können. Mein Hauptziel ist die Teilnahme an den Europameisterschaften der Jungen Reiter. Das ist das letzte Jahr, in dem ich teilnehmen kann, und ich würde gerne Teil eines starken Teams sein und eine Medaillenchance haben.
Sie haben bisher eine großartige Karriere hingelegt – was war Ihr stolzester Moment?
Als ich 13 Jahre alt war, habe ich bei den Pony-Europameisterschaften Einzel-Bronze gewonnen. Ich war begeistert von diesem Ergebnis, denn es war eine große Überraschung, dort so gut abzuschneiden. Aber ich glaube, mein stolzester Moment war der Gewinn des Mannschaftsgolds bei den Junioren-Europameisterschaften in Fontainebleau. Das Team war außergewöhnlich, weil wir alle schon so lange befreundet waren, und dann gemeinsam Mannschaftsgold zu holen, war einfach toll. Das war eine Erfahrung, die mir bis heute in Erinnerung ist, und ich glaube, ich werde noch sehr lange daran zurückdenken.
Solche Erfolge vor Augen zu haben, kann auch Druck aufbauen – wie geht man in einem so jungen Alter mit Druck um?
Ich werde nicht wirklich nervös, so dass es mir nicht allzu schwerfällt, mit dem Druck umzugehen. Im Eifer des Gefechts spüre ich den Druck nicht wirklich. Aber wenn ein großes Turnier zu Ende ist, merke ich, dass doch etwas von mir abgefallen ist, und das ist schon eine Erleichterung. Aber die großen Momente sind das, wofür wir in unserem Sport leben, und wir haben das Glück, an Meisterschaften oder Großen Preisen teilnehmen zu können. Daher sehe ich diesen eher als ein Privileg.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
da gibt es sehr viele Reiter. Aber ich glaube, die Person, die mich am meisten inspiriert hat, ist mein Vater. Ich habe ihm alles zu verdanken. Er hat mir unzählige Möglichkeiten und Chancen mit meinen Ponys und Pferden gegeben. Was er zu Hause aufgebaut hat, und wie er mir und meinen vier Brüdern Pferde bereitgestellt hat, ist unglaublich. Obwohl er ständig auf Turnieren unterwegs ist, gelingt es ihm auch zu Hause, den Stall und das Geschäft erfolgreich am Laufen zu halten. Es ist sehr schwierig, sowohl im Sport als auch als Unternehmer erfolgreich zu sein, daher finde ich das sehr inspirierend und hoffe, dass ich das eines Tages selbst auch so hinkriege.
Sie stammen aus einer Springreiterdynastie – haben Sie jemals daran gedacht, dass Sie und Ihre Brüder keine Karriere als Springreiter einschlagen würden?
Unsere Eltern haben uns nie wirklich dazu gedrängt, eine Karriere mit Pferden zu machen. Als ich aufwuchs, haben wir verschiedenste Sportarten ausgeübt, wie Fußball, Tennis und Laufen. Aber wir waren jeden Tag mit den Pferden zusammen – ich glaube, es wurde uns einfach in die Wiege gelegt. Wir lieben die Pferde und haben das Bedürfnis, jeden Tag mit ihnen umzugehen. Ich finde auch die Beziehungen so toll, die man zu den Pferden aufbauen kann.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Bei den großen Turnieren zuzuschauen und natürlich meine Brüder und meinen Vater dabei zu haben, motiviert mich sehr. Es sind diese Turniere, die einzigartige Momente und Stimmungen hervorbringen, und ich würde gerne einmal bei den Majors mitreiten können. Alles, was ich will, ist, mein Bestes geben, um jede Woche in der höchsten Klasse antreten zu können und eine unglaubliche Beziehung und Verbindung zu meinen Pferden zu haben.
Gibt es ein Pferd, zu dem Sie eine ganz besondere Beziehung haben?
Als ich 16 Jahre alt war, hatte ich ein Pferd namens Juvente Van De Kakebeek. Sie war etwas ganz Besonderes für mich, da wir sie selbst gezüchtet haben und sie eines der ersten Pferde war, mit denen ich in höheren Prüfungen antreten konnte. Sie war extrem talentiert und sehr schnell, aber sie hatte auch einen unglaublichen Charakter – sie war so intelligent. Wir hatten eine großartige Partnerschaft miteinander, und sie war wirklich das Pferd, mit dem für mich alles begann.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie derzeit haben?
Im Moment habe ich eine ganze Reihe von Pferden. Viele von ihnen sind noch etwas jünger, aber ich habe auch ein älteres Pferd namens Aqaba De Leau. Sie ist kürzlich in Italien Dritte in einer Drei-Sterne-Prüfung geworden, und sie ist in diesem Jahr auch schon in einigen höheren Klassen gesprungen. Sie ist ein tolles Pferd und gibt immer ihr Bestes, um fehlerfrei zu springen – ich bin sehr froh, sie zu haben. Ich habe einen Neunjährigen namens Cap Du Marais, den wir Mitte des Jahres gekauft haben. Er hat noch nicht allzu viel Erfahrung, aber er springt jetzt in auch höheren Klassen, und ich denke, er ist einer für die Zukunft. Außerdem habe ich auch zwei vielversprechende Achtjährige, die meiner Meinung nach ein großes Potenzial haben.
Ich bin sehr zufrieden mit den Pferden, die ich derzeit habe. Ich finde, sie sind alle sehr talentiert und besonders, aber sie brauchen noch etwas Zeit, um sich weiterzuentwickeln und mehr Erfahrung zu sammeln. Ich glaube, dass das nächste Jahr sehr spannend wird.
Wie fühlt es sich an, dass die Fans die Turniere wieder unterstützen?
Ich finde es toll, dass die Fans wieder dabei sind, sie machen den Sport noch besser. Sie schaffen eine unglaubliche Atmosphäre – ohne sie ist es wirklich nicht dasselbe. Ich glaube, das spornt mich an, noch bessere Leistung zu bringen, und auch manche Pferde lieben die Atmosphäre und packen die Gelegenheit beim Schopf. Ich reite lieber vor einem Publikum – die Anfeuerungsrufe der Fans zu hören, ist einfach super.
Sind Sie besser, wenn viele Leute da sind?
Ich bin schon irgendwie ein Showman, daher spornt mich das Publikum bei den Turnieren schon an. Ich mag es sehr, wenn es viel Lärm und viele Menschen gibt.
TEILNEHMEN UND GEWINNEN MIT #MYMAJORDREAM
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat eine neue Initiative mit dem Titel #MyMajorDream gestartet. Die Kampagne richtet sich an alle, die schon einmal davon geträumt haben, die Trophäe vor dem fantastischen Publikum des CHI Genf oder des The Dutch Masters in die Höhe zu stemmen, nach einer fehlerfreien Runde beim weltberühmten Rolex Grand Prix des CHIO Aachen den Status eines Live-Contenders zu erlangen oder beim Spruce Meadows 'Masters' auf einem der schwierigsten Außenplätze ein Major zu gewinnen.
Die #MyMajorDream-Kampagne lädt Reiter, Pferdepfleger, Besitzer, Züchter und Fans ein, sich zu beteiligen und in den sozialen Medien zu teilen, welches Rolex Grand Slam Major sie am liebsten gewinnen würden und warum. Die Teilnehmer müssen bis Mittwoch, 1. Dezember, dem Rolex Grand Slam of Show Jumping in den sozialen Medien folgen, das Konto in ihrem Beitrag oder ihrer Story taggen und den Hashtag #MyMajorDream verwenden.
Die Gewinner erhalten eine von ausgewählten früheren Major-Siegern wie Steve Guerdat, Scott Brash, Daniel Deusser, Martin Fuchs und anderen signierte Rolex Grand Slam of Show Jumping-Kappe!
Nach Platz zwei 2019 sichert sich Deusser auf Killer Queen den Sieg im Rolex Grand Prix!
Beim Rolex Grand Prix, dem absoluten Highlight des CHIO Aachen 2021, sind in diesem Jahr wieder die weltweit angesehensten Springreiter der Welt aufeinandergetroffen. Der 1,60-Meter-Parcours wurde von Frank Rothenberger entworfen und ist der dritte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2021.. Zu den Topathleten der 40 Reiter aus 15 Nationen zählten der aktuelle Weltranglisten-Erste Daniel Deußer, die aktuelle Nummer Drei und Rolex-Botschafter Martin Fuchs, der Gewinner des CP ‘International’ presented by Rolex 2021, Steve Guerdat, der aktuelle Einzel-Olympiasieger Ben Maher sowie elf weitere Reiter aus den Top 30 der Weltrangliste.
Vor rund 19.000 reitsportkundigen Fans lieferten sich die Reiter einen spannenden Wettkampf im eindrucksvollen Hauptstadion des CHIO Aachen, in dem bereits die Weltmeisterschaften 2006 und die Europameisterschaften 2015 ausgetragen wurden. Das Format war simpel: Die 18 besten Reiter des ersten Umlaufs des Rolex Grand Prix qualifizierten sich für die zweite Runde. Da es mehreren Reitern gelang, beide Umläufe ohne Fehler zu absolvieren, fiel die Entscheidung erst im Stechen nach Fehlerpunkten und Zeit.
Drei der weltbesten Reiter schafften es mit fehlerfreien Runden und hervorragenden Zeiten in den zweiten Umlauf: Der Brite Ben Maher auf seinem Spitzenpferd, dem zwölfjährigen Wallach Explosion W, der erste und einzige Gewinner des Rolex Grand Slam, Scott Brash aus Großbritannien, auf seinem zwölfjährigen Wallach Hello Jefferson und der Schweizer Steve Guerdat auf seinem zwölfjährigen Wallach Venard de Cerisy. Doch nicht sie, sondern der Mexikaner Patricio Pasquel stand am Ende des ersten Umlaufs an der Spitze, nachdem er und sein 14-jähriger Wallach Babe mehr als zweieinhalb Sekunden vor dem Zweitschnellsten, dem amerikanischen Nachwuchsstar Brian Moggre, ins Ziel gekommen waren.
Ebenfalls in die zweite Runde mit 18 Teilnehmern schafften es unter anderem die aktuelle Nummer Eins der Weltrangliste Daniel Deußer aus Deutschland, der Franzose Kevin Staut, der Schweizer Martin Fuchs, , der Belgier Gregory Wathelet, der den Rolex Grand Slam Major beim CHIO Aachen 2017 gewonnen hat, und zwei weitere junge Ausnahmetalente, die 22-jährige US-Amerikanerin Lucy Deslauriers und die 23-jährige Niederländerin Sanne Thijssen.
Mit 15 Hindernissen und einem gegenüber dem ersten Umlauf leicht verkürzten Parcours übernahm Lokalmatador Deußer bereits früh die Kontrolle in der zweiten Runde und schaffte als Erster der 18 Reiter die Doppel-Null. Kurz darauf war es Belgier Jérôme Guery, der sicherstellte, dass der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam in einem Stechen gefunden werden würde. Guerys Bronze-Teamkollege bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, Gregory Wathelet, machte den Anfang einer Folge weiterer Doppel-Nullrunden:Laura Kraut aus den USA, Scott Brash, Ben Maher und Brian Moggre sicherten sich alle jeweils einen Platz im endgültigen Showdown: einem atemberaubenden Stechen mit sieben Pferd-Reiter-Paaren.
Als Erster startete Daniel Deußer in den Stechparcours. Auf seiner elfjährigen Stute Killer Queen meisterte er die neun Hindernisse mit äußerster Präzision und blieb so als Erster auch im Stechen fehlerfrei. Deußer hielt an seiner Spitzenposition fest, nachdem Gregory Wathelet den Stechparcours zwar ebenfalls ohne Fehler, aber mehr als eine Sekunde langsamer absolvierte, während Scott Brash, Ben Maher, Laura Kraut und Jérôme Guery alle jeweils Abwürfe hinnehmen mussten. Als Letzter startete Brian Moggre auf seinem 15-jährigen Hengst Balou du Reventon den Versuch, Deußer seinen Sieg noch streitig zu machen. Doch trotz einer beeindruckenden fehlerfreien Runde blieb der 20-Jährige aus Texas 0,31 Sekunden hinter Deußers Zeit, sodass ein neuer Rolex Grand Slam of Show Jumping Anwärter gekürt werden konnte.
Zu seinem ersten Major-Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping erklärte Deußer: „Der Rolex Grand Slam ist ein echtes Stück Reitsportgeschichte. Bisher konnte ich noch keinen der vier Majors gewinnen, aber ich freue mich darauf, bei den nächsten drei Turnieren des Rolex Grand Slam mein Bestes zu geben.“
Zu seinem Pferd Balou du Reventon sagte Zweitplatzierter Brian Moggre: „Wir beide sind uns von der Persönlichkeit her sehr ähnlich, denke ich. Natürlich ist es wichtig, dass ich mit ihm gut klarkomme, ich bin also froh, dass er mich mag. Wir sind einfach einen Sprung nach dem anderen angegangen und ich weiß, dass er das hier genau so sehr will wie ich. Er ist sehr ehrgeizig und ich denke, das trifft auch auf mich zu. Wir passen also gut zusammen und ich bin ihm sehr dankbar.“
Meet the Next Gen mit:
Brian Moggre
Welche Erfolge hoffen Sie bis zum Jahresende noch zu erzielen?
Ich hoffe, diese Woche eine hervorragende Woche beim CHIO Aachen zu haben. Seit Jahren träume ich davon, bei diesem Turnier mit dabei zu sein. Eine wirklich tolle Woche wäre also der perfekte Abschluss für dieses Jahr.
Wie sehen Ihre Pläne und Ziele für 2022 aus?
Die Weltmeisterschaft im nächsten Sommer ist für mich ein wichtiges Ziel, ich werde mich also vor allem darauf konzentrieren. Ansonsten geht es mir darum, die jungen Pferde auf Turniere vorzubereiten und weiter auszubilden.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Es gab mehrere Momente, auf die ich aus unterschiedlichen Gründen stolz bin. Ein ganz besonderer Moment für mich war aber wohl mein erster Sieg bei einem 3*-Grand Prix Sieg in Live Oak. Dort trat ich mit einem meiner Nachwuchspferde an, das ich schon seit mehreren Jahren reite, es war also ein großartiger Sieg für beide von uns.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Das waren so viele verschiedene Personen, dass ich unmöglich nur eine auswählen kann. Aktuell sind da vor allem Laura Kraut und Nick Skelton, die mich beide unterstützen – sie sind ein großes Vorbild für mich. Meine Eltern sind für mich eine Inspiration und auch Lesley Leeman, die sich um meine Pferde kümmert – sie inspiriert mich jeden Tag, denn sie arbeitet sehr hart und kümmert sich einfach toll um die Pferde. All diese Menschen haben mich dazu inspiriert, das Beste aus mir herauszuholen.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Meine Liebe zu den Pferden. Ich pflege diese Leidenschaft bereits seit meiner Kindheit und habe nie wirklich etwas anderes gekannt. Meine Familie hatte eigentlich nichts mit Pferden zu tun, es fing also alles mit mir an. Ich würde sagen, Pferde motivieren mich am meisten.
Erzählen Sie uns ein wenig über die Pferde, die Sie diese Woche zum CHIO Aachen mitgebracht haben…
Ich habe zwei Pferde mit dabei, die sich beide im Besitz von Ann Thompson befinden – Balou Du Reventon und Gelano. Gelano reite ich erst seit ein paar Monaten, ich bin also noch dabei, ihn richtig kennenzulernen. Mit Balou arbeite ich seit weniger als einem Jahr. Beides sind fantastische Pferde – ich denke also, dass ich diese Woche eine gute Chance haben werde.
Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Es gibt eines, das mir selbst gehört, nämlich TM Los Angeles. Er ist nicht wirklich ein Nachwuchspferd, aber er hatte mit sieben ein wirklich erfolgreiches Jahr, also haben wir es sehr langsam angehen lassen. Jetzt ist er neun und wir gewöhnen ihn langsam wieder an die Turnierszene. Er ist sehr vielversprechend. Ein weiteres Pferd heißt Nolo Contendere und gehört Lindsay Maxwell. Er ist sechs Jahre alt und bringt ebenfalls alles mit, was man sich von einem Turnierpferd wünscht.
Wie viel Auftrieb gibt es Ihnen, dass wieder Fans bei den Veranstaltungen dabei sind?
Mir beudetet die Atmosphäre bei Turnieren einfach alles. Ich lebe für die Zuschauer und das Erlebnis – für die Pferde und mich selbst bietet das also die optimale Motivation.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er ist großartig für den Sport und etwas, wovon ich bereits in sehr jungen Jahren geträumt habe. Für mich ist wirklich ein Traum wahr geworden, jetzt ein Teil davon sein zu dürfen und bei diesen Turnieren anzutreten. Ich denke, viele Reiter bewundern den Rolex Grand Slam of Show Jumping, und er ist einfach ein tolles Erlebnis!
Was macht den CHIO Aachen für Sie so besonders?
Das Turnier hier in Aachen sucht weltweit seinesgleichen. Ich war schon ein paar Mal in Spruce Meadows und es ist eine tolle Atmosphäre und eine erstklassige Arena, aber wenn man nach Aachen kommt, stockt einem erstmal der Atem. Die Stimmung und die ganze Anlage sind einfach unglaublich. Man hat das Gefühl, es ist ganz egal, auf welchem Platz man am Ende landet oder wie man abschneidet. Man weiß einfach, dass es eines der besten Turniere ist – es ist einfach das Beste!
Auf ein Wort mit den Veranstaltern
Frank Kemperman, Turnierleiter des CHIO Aachen
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde.
Wir freuen uns sehr, dass es uns in diesem Jahr gelungen ist, den CHIO mit allen fünf Disziplinen auszutragen, denn die Situation war sicher nicht einfach. Auf der einen Seite kann man natürlich sagen, dass wir sehr viel Zeit für die Vorbereitung hatten. Aber auf der anderen Seite standen auch zahlreiche Herausforderungen, darunter Änderungen am Programm und die Verlegung des Termins. Zum Beispiel mussten wir das Problem mit den Zuschauertickets lösen. Die Gültigkeit der Karten für 2020 wurde zunächst auf 2021 verlängert. Dabei konnten die Leute entscheiden, ob sie ihr Geld zurückhaben oder ihre Tickets für die diesjährige Veranstaltung behalten wollten. Dann mussten wir das Turnier von Juni auf September verlegen. Also gaben wir den Karteninhabern die Wahl, ihre Tickets für den CHIO Aachen 2022 zu nutzen, da wir keine Ahnung hatten, ob die Veranstaltung 2021 wirklich stattfinden würde. Jetzt findet das Turnier zwar etwas später im Jahr statt, aber ein CHIO mit weniger Zuschauern ist besser als überhaupt kein CHIO.
Ziehen Sie auch positive Erfahrungen aus den vergangenen 18 Monaten?
Der wichtigste positive Aspekt ist wohl, dass wir immer nach vorne geschaut haben und es uns gelungen ist, diese großartige Veranstaltung trotzdem auf die Beine zu stellen. Auch die Fans haben jede Menge Verständnis gezeigt. Die Öffentlichkeit hat wunderbar auf die Situation reagiert, mit der der CHIO Aachen konfrontiert war – das war wie Seelenbalsam für uns und wir haben den Fans wirklich zu danken.
Was macht den CHIO Aachen für Sie so besonders?
Normalerweise würde ich sagen, die Zuschauer, denn diese bilden neben den Reitern und den Pferden das Herz der Veranstaltung und befeuern die tolle Atmosphäre des Turniers. Die Organisatoren und ich versuchen aber auch immer, ein erstklassiges Turnier zu schaffen, bei dem die Qualität im Mittelpunkt steht. Das ist das Schlüsselwort in allem, was wir tun. Wir setzen alles daran, jeden Aspekt des CHIO Aachen perfekt zu machen – für die Zuschauer, die Medien, die Sponsoren, die Offiziellen, die Athleten, für alle.
Welchen positiven Einfluss hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping auf den Sport?
Als der Rolex Grand Slam ins Leben gerufen wurde, ging es uns vor allem darum, ihn von anderen Veranstaltungen abzuheben. Für viele gilt er als absolute Spitzenklasse in diesem Sport. Er setzt sich aus vier einzigartigen Veranstaltungen zusammen: Eine im Winter, eine im Frühjahr, eine im Sommer und eine im Herbst – davon zwei in der Halle und zwei im Freien. Der Rolex Grand Slam verbindet hohe Preisgelder mit hochkarätigen Veranstaltungen, er funktioniert sehr gut und ist einfach großartig für den Springsport. Daher sind wir sehr glücklich, ein Teil davon sein zu dürfen.
Nicolas Delmotte gewinnt das RWE Preis von Nordrhein-Westfalen
Fünfzig hochkarätige Pferd- und Reiterpaare sorgten bei der Hauptprüfung des CHIO Aachen am Freitag, dem RWE-Preis von Nordrhein-Westfalen, für äußerst spannende Unterhaltung. Die Springprüfung mit Stechen war die letzte Gelegenheit für die noch nicht qualifizierten Reiter, sich einen Platz bei dem absoluten Höhepunkt der Woche, dem Rolex Grand Prix am Sonntag, zu sichern.
Die Deutsche Jana Wargers startete als Zweite und ließ den von Frank Rothenberger entworfenen 17-Sprung-Parcours geradezu einfach aussehen. Auf ihrem zwölfjährigen braunen Hengst Limbridge, der sich im Besitz von Eve Jobs befindet, meisterte die 30-Jährige die Prüfung mühelos und fehlerfrei in einer Zeit von 87,02 Sekunden. Die aktuelle Nummer 361 der Weltrangliste konnte sich für den Großteil des ersten Umlaufs weiter an der Spitze behaupten, nachdem viele der Top-Athleten nicht in der Lage waren, es ihr gleich zu tun und ohne Abwurf zu bleiben – ein Beweis dafür, vor welch anspruchsvolle Aufgabe die Reiter gestellt waren. Doch der Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping, der Brite Scott Brash, auf seinem zwölfjährigen Wallach Hello Jefferson sowie der Franzose Nicolas Delmotte auf seinem 13-jährigen Wallach Urvoso Du Roch stellten beide ihr Spitzentalent unter Beweis und absolvierten den Parcours souverän und ohne Fehler, um so gemeinsam mit der Deutschen das Stechen zu bestreiten.
Als Erste startete Jana Wargers und zunächst sah es so aus, als würde der Publikumsliebling den Sieg perfekt machen, da sie auch im Stechen mit 47,03 Sekunden fehlerfrei bleiben konnte. Auch Scott Brash absolvierte den Parcours ohne Fehler, war aber mehr als eine Sekunde schneller als die Deutsche und setzte sich damit vorerst an die Spitze. Als Letzter ging Nicolas Delmotte, Sieger des Rolex Grand Prix bei den Chantilly Masters im Juli, ins Stechen und meisterte den Parcours spielerisch in nur 45,03 Sekunden, und konnte so Scott Brash Platz Zwei zu verweisen.
Mit Blick auf den Rolex Grand Prix am Sonntag erklärte die aktuelle Nummer 25 der Weltrangliste, Nicolas Delmotte: „Ich bin überglücklich über die Ergebnisse dieser Saison, die ich mit Urvoso du Roch erzielen konnte. Ich bin sehr zuversichtlich, was ihn betrifft. Der Rolex Grand Prix am Sonntag wird der allererste Major seiner Karriere sein, ich freue ich mich sehr darauf.“
Über seinen 13-jährigen Wallach Urvoso du Roch, mit dem er jüngst bei den Olympischen Spielen in Tokio angetreten ist, sagte der Franzose: „Er ist sehr sensibel. Leider hatte er keinen guten Start mit seinem vorherigen Reiter und hat manchmal Hindernisse verweigert. Nun hat er sich eine etwas seltsame Technik angeeignet und ich glaube, er muss noch etwas in die Prüfungen mit dieser Höhe hineinwachsen. Ich muss sehr vorsichtig sein, wie ich ihn reite, und ihm die Möglichkeit geben, gut zu springen, damit er seine Technik optimal zur Geltung bringen kann.“
Reiter interview mit:
Scott Brash
Erzählen Sie uns ein bisschen über die Pferde, mit denen Sie diese Woche beim CHIO Aachen antreten ...
Ich habe Hello Jefferson dabei. Der Plan sieht so aus, dass ich mich für den Rolex Grand Prix qualifiziere, was für einen einzelnen Reiter nicht ganz einfach ist, und dann am Sonntag antrete. Ich habe auch eine Siebenjährige namens Hello Vittoria mit hierher nach Aachen gebracht, die als Nachwuchspferd antreten wird – es ist schön, junge Pferde in einer Arena wie dieser Erfahrungen sammeln zu lassen.
Sie haben hier 2015 den Rolex Grand Prix gewonnen – da ist es doch sicherlich etwas ganz Besonderes für Sie, wieder beim CHIO Aachen anzutreten?
Absolut. Aachen ist eine ganz besondere Arena – auf diesem Platz ist jede Menge Geschichte geschrieben worden. Jeder von uns will hier springen, die Bedingungen sind ausgezeichnet, der Boden ist toll, die Hindernisse sind fantastisch, und man hat wirklich das Gefühl, dass die Pferde in dieser Arena noch ein Quäntchen mehr Leistung bringen.
Es sind viele Reiter von Weltklasse hier beim CHIO Aachen versammelt. Wen, glauben Sie, gilt es im Rolex Grand Prix am Sonntag zu schlagen?
Ich weiß es wirklich nicht, denn das Starterfeld ist fantastisch und es sind viele Spitzenpaarungen dabei. Ich glaube, für Daniel Deusser läuft es ziemlich gut, und er war hier in Aachen schon oft Zweiter, darum wird er wohl ziemlich heiß auf den Sieg sein. Er scheint in Topform zu sein, ebenso wie seine Pferde. Wenn ich mich auf einen Reiter festlegen müsste, dann auf ihn.
Warum sind die Majors im Sport so wichtig?
Ich finde, die Majors sind einfach die besten Prüfungen. Die besten Pferde und Reiter kommen zu den vier Rolex Grand Slam Majors des Jahres. Die vier Majors sind die Prüfungen, die jeder gewinnen will. Meiner Beobachtung nach ist das beim Tennis und Golf und allen anderen Sportarten genauso. Die besten Athleten der Welt kommen zusammen und jeder gibt einfach alles. Sie finden nicht jedes zweite Wochenende statt und genau das macht die Majors und einen Sieg wie beim CHIO Aachen so besonders.
Sehen Sie sich auch andere Grand-Slam-Turniere an, zum Beispiel im Tennis oder Golf?
Ich versuche es. Letzte Woche habe ich die Highlights des Finales von Novak Djokovic bei den US Open gesehen. Ich bemühe mich, immer auf dem Laufenden zu bleiben, was die Sport-Majors angeht, und ich sehe mir auch sehr gern die Formel 1 an. Jeder Sport ist sozusagen seine ganz eigene „Blase“ und es ist toll, etwas vom dem mitzubekommen, was in anderen Spitzensportarten überall auf der Welt so vor sich geht, und die unglaublichen Talente zu erleben.
Ein Blick auf den Parcours mit
dem internationalen Parcoursdesigner Frank Rothenberger
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde.
Ich bin hocherfreut! Wir haben so lange darauf gewartet, dass endlich wieder eine große Veranstaltung wie diese stattfindet. Letztes Jahr war es uns gelungen, unter COVID-19-Einschränkungen ein 3*-Springturnier in der Dressurarena zu veranstalten, aber es war absolut kein Vergleich zu dem, was wir jetzt hier haben. Ich bin so froh, dass wir endlich wieder zurück sind. Gestern Abend hatten wir ein volles Stadion beim Mercedes-Benz Nationenpreis, einer sehr schönen Prüfung, die für mich zu den besten Prüfungen des Jahres gehört. Neben dem Rolex Grand Prix, natürlich.
Ich arbeite nicht das ganze Jahr über beim CHIO Aachen – ich komme nur her, um die Parcours zu gestalten. Wir müssen die Parcours für den CHIO Monate im Voraus ausarbeiten, und dieses Jahr haben wir sie im Februar und März fertiggestellt. Allerdings wussten wir nicht, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden und wie der Zeitplan aussehen wird. Also beschlossen wir, uns am gewohnten Zeitplan zu orientieren, mussten aber trotzdem warten, bis wir von den Behörden die erlaubte Zuschauerzahl bekommen haben. Aber jetzt findet das Turnier wirklich statt und wir sind den Veranstaltern unglaublich dankbar für ihre harte Arbeit.
Es muss Ihnen enorm viel Auftrieb geben, dass wieder Zuschauer bei einer Spitzensportveranstaltung wie dem CHIO Aachen dabei sind, oder?
Ja, das ist so cool! Am Mittwoch hatten wir eine wichtige Prüfung und in der Arena war so gut wie gar kein Publikum anwesend – das war ein sehr merkwürdiges Gefühl und kam uns vor wie ein Trainingsturnier. Aber gestern war es viel voller in der Arena. Die Zuschauer verbreiten hier jeden Tag eine so großartige Atmosphäre, dass sich am Sonntag hoffentlich alles fast wieder normal anfühlen wird.
Was macht den CHIO Aachen für Sie so besonders?
Die Organisation des Turniers ist einfach spitze. Für den CHIO Aachen arbeiten rund 40 Vollzeitbeschäftigte das ganze Jahr über, und was diese Menschen durchweg leisten, ist absolut perfekt. Sie legen ihr Augenmerkt auf jedes noch so winzige Detail und so entsteht ein qualitativ hochwertiges, absolut erstklassiges Endprodukt.
Erzählen Sie uns ein wenig über den Parcours, den Sie für den Rolex Grand Prix am Sonntag entworfen haben …
Es handelt sich um eine Prüfungmit zwei Umläufen und einem Stechen. Wir werden 40 Pferd- und Reiterpaare sehen. Fünf Reiter haben sich bereits vorab qualifiziert und weitere 18 im Mercedes-Benz Nationenpreis gestern Abend. Dann gibt es noch zwei weitere Prüfungen, in denen sich die Reiter für den Rolex Grand Prix qualifizieren konnten. Ich hoffe, dass es, wie jedes Jahr, eine spektakuläre Prüfung werden wird. Wir haben 13 Hindernisse in der ersten Runde und weitere 10 in der zweiten. Hoffentlich kommt es zu einem Stechen zwischen ein paar Reitern, denn so etwas möchte das hiesige Publikum sehen. Aber man kann das nie genau vorhersagen und eben das macht diesen Sport so interessant. Was mich angeht, fände ich drei bis fünf Reiter im Stechen perfekt.
Welcher Reiter hat Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, den Rolex Grand Prix am Sonntag zu gewinnen?
Ich glaube, da gibt es nur einen Namen: Ben Maher. Er und Explosion W sind ein absolutes Spitzenteam und meine Favoriten für Sonntag. Aber das ist nicht nur meine Meinung. Alle sehen das so. Er ist ein unglaubliches Pferd. Aber man kann nie wissen, was passiert. Vielleicht hat er auch einen Abwurf. Das macht die Sache so spannend. Hier sind noch jede Menge andere Spitzenpferde, aber im Moment ist Ben in Topform und in Tokio war er einfach fantastisch.
Welchen positiven Einfluss hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping auf den Sport?
Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel. Vor kurzem wurden sieben internationale Reiter zwischen 25 und 30 Jahren gefragt, welche Karriereziele und Ambitionen sie verfolgen. Alle sagten dasselbe: den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen. Keiner erwähnte die Welt- oder Europameisterschaften oder die Olympischen Spiele, sondern nur Aachen und den Rolex Grand Prix. Ich finde, das macht deutlich, dass der Rolex Grand Slam das Nonplusultra ist.
Max Kühner gewinnt das Turkish Airlines-Preis von Europa
Nach der offiziellen Eröffnungsfeier am Dienstag fand die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen einen spektakulären Auftakt mit dem Turkish Airlines-Preis von Europa, einer der Qualifikationsprüfungen für den Rolex Grand Prix am Sonntag. 48 Pferd- und Reiterpaare aus 16 Nationen traten bei dem von Frank Rothenberger designten Parcours über zwei Runden und 14 Hindernisse im legendären Hauptstadion gegeneinander an.
In der ersten Runde gaben Philipp Schulze Topphoff und seine elfjährige Stute Concordess NRW schon früh das Tempo vor und absolvierten die Prüfung fehlerfrei in nur 84,86 Sekunden. Nur der Ire Darragh Kenny auf seinem 14-jährigen Hengst VDL Cartello und der Belgier Pieter Devos auf seiner 13-jährigen Stute Mom's Isaura konnten die Zeit des Deutschen schlagen und blieben in dem 17-Sprung-Parcours ebenfalls fehlerfrei mit einer Zeit von jeweils 84,37 und 84,77 Sekunden.
Neun weitere Top-Reiterpaare qualifizierten sich für Runde 2, die den besten 25 Prozent aus Runde 1 vorbehalten war. Zu ihnen zählten auch die Nummer Eins aus Deutschland Daniel Deusser (Bingo Ste Hermelle), die Gewinner der Team-Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio Jérôme Guery (Eras Ste Hermelle) und Gregory Wathelet (Full House Ter Linden Z), das niederländische Duo Bart Bles (Gin D) und Marc Houtzager (Sterrehof's Dante N.O.P.), Portugals Luciana Diniz (Vertigo du Desert), Patricio Pasquel aus Mexiko (Babel), Daniel Bluman aus Israel (Gemma W) und der Österreicher Max Kühner (Elektric Blue P).
Als Erster trat Max Kühner an, der zuletzt im April den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen hatte. In rasantem Tempo meisterte er die kurze zweite Runde mit neun Hindernissen in 56,36 Sekunden ohne einen einzigen Strafpunkt. Einer nach dem anderen versuchten die verbleibenden Teilnehmer verzweifelt, Kühners eindrucksvolle Zeit zu unterbieten, was zunehmend unmöglich erschien. Daniel Deusser schien zunächst gute Chancen zu haben, scheiterte jedoch am vorletzten Sprung, während sich Gregory Wathelets Hoffnungen am letzten Hindernis in Luft auflösten. Jérôme Guery kam dem Österreicher bis auf eine halbe Sekunde nahe, während Luciana Diniz die Bestzeit nur um 0,19 Sekunden verfehlte. Und obwohl sich Darragh Kenny aus Irland in Topform befand, bedeuteten seine drei Abwürfe am Ende nur eines: Ein überglücklicher Max Kühner trug den Sieg davon, in scheinbar perfekter Vorbereitung auf den Rolex Grand Prix am Sonntag für ihn und seinen zehnjährigen braunen Wallach.
Zu seiner Strategie für seinen erfolgreichen Major-Partner Elektric Blue P im Hinblick auf den Rolex Grand Prix erklärte Kühner: „Morgen werde ich ihm etwas Ruhe gönnen und ihn ein wenig auf dem Trainingsplatz reiten. Ich werde sehen, wie er sich anfühlt, und er wird mir sagen, wie es weitergeht. Entweder werde ich ihn in Ruhe lassen und bis Sonntag nur etwas mit ihm trainieren oder ich werde eine weitere kleinere Prüfung mit ihm absolvieren, damit er im Rhythmus und am Springen bleibt. Der Sonntag wird sehr anspruchsvoll, wenn wir ihn also die ganze Zeit über nicht springen lassen, könnte es am Anfang etwas zu viel für ihn sein. Er ist ein sehr vorsichtiges Pferd, ich werde also wahrscheinlich eine weitere kleine Runde mit ihm machen, damit er nicht aus dem Rhythmus kommt.“
Stallgeflüster mit Ludovic Escure,
Pferdepfleger von Kevin Staut
Erzählen Sie uns ein wenig über die Pferde, die Sie hier beim CHIO Aachen mit dabei haben?
Wir haben einen Siebenjährigen namens Emir [De Moens Harcour] dabei. Er ist in großen Stadien manchmal sehr aufgeregt und nervös. Aber ich denke, er wird hier in Aachen gute Runden zeigen. Eine Stute namens Tolede [De Mescam Harcour] ist ebenfalls hier, sie wird wahrscheinlich im Großen Preis am Sonntag springen wird. Sie ist manchmal etwas unbeständig, eine Woche kann sie gewinnen und in der nächsten Woche drei Abwürfe haben, und wir wissen nicht wirklich, warum.
Dann ist noch eine 12-jährige Stute namens Visconti Du Telman bei uns, sie ist wirklich süß und besonders. Kevin reitet sie jetzt seit zwei Jahren, und am Anfang war es nicht leicht. Sie gibt sich immer große Mühe und hat bei den letzten Europameisterschaften viel gelernt. Sie wird hier in Aachen den Nationenpreis springen. Und dann haben wir noch eine Stute [Lubie de l'Elan], die einem sehr guten Freund von Kevin gehört. Kevin reitet sie nur für vier Turniere, um zu sehen, welches Potenzial sie hat. Er ist mit ihr in Valkenswaard und bei den Brüsseler Stephex Masters angetreten, und zuletzt in Riesenbeck, wo sie in einem 3*-Grand Prix fehlerfrei gesprungen ist. Sie bemüht sich sehr alles richtig zu machen.
Wie ist es, für Kevin [Staut] zu arbeiten?
Er ist ein ganz besonderer Kerl und kennt seine Pferde sehr gut. Er liest viel in der Fachpresse und recherchiert viel, weil er als Reiter immer sein Bestes geben will. Es stellt hohe Ansprüche an sich selbst. Er erwartet viel von sich, genauso wie von mir. Die Zusammenarbeit mit ihm ist wirklich toll, weil wir als Team zusammenarbeiten und ständig versuchen, uns gemeinsam zu verbessern. Er ist ein echter Morgenmensch und ich frage mich manchmal, ob er überhaupt schläft! Ich bin auf jeden Fall kein Morgenmensch. Ich arbeite jetzt seit vier Jahren mit Kevin und alle sagten mir, ich würde noch zum Morgenmensch werden, aber das ist bisher definitiv nicht der Fall! Er kümmert sich wirklich um mich und hilft mir bei Turnieren, wenn wir viele Pferde dabei haben und es viel zu tun gibt, wie diese Woche in Aachen. Natürlich ist er mein Chef, aber wir verstehen uns wirklich sehr gut und er ist wie ein Freund für mich. Wir beide wissen, wann wir arbeiten und ernst sein müssen, aber auch, wann wir uns entspannen und das Leben genießen können.
Was macht den CHIO Aachen für Sie so besonders?
Ich verfolge das Turnier in Aachen bereits im Fernsehen, seit die Weltmeisterschaften 2006 hier ausgetragen wurden. Damals waren tolle Pferde wie Shutterfly dabei. Selbst im Fernsehen ist spürbar, dass diese Veranstaltung etwas Besonderes ist – die Atmosphäre, das Stadion, die vielen Fans. Wenn man alle Pferdepfleger und Reiter fragt, welches Turnier sie auf keinen Fall verpassen wollen, dann ist es dieses hier. Als ich dann zum ersten Mal selbst hierher kam, wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Der tosende Applaus aus dem Stadion war wirklich unglaublich und ich dachte erst, er käme aus dem Fußballstadion nebenan. Aber dann merkten wir, dass es die Eröffnungsfeier war, bei der so viele Leute dabei waren. Die Tribünen waren jeden Tag vollgepackt! Es ist ein so wichtiges Turnier für Deutschland und zieht Reitsportfans aus aller Welt an. Wenn man in diesem Beruf tätig ist und an Rolex Grand Slam-Turnieren wie hier in Aachen teilnimmt, ist es einfach anders – es ist ein ganz anderes Niveau. Genf, Calgary, Aachen und The Dutch Masters – es ist ein Traum, bei diesen Veranstaltungen zu arbeiten.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit als Pferdepfleger am liebsten?
Gewinnen, ganz klar – das ist das, was mich motiviert. Dabei spielt es ganz ehrlich keine Rolle, ob es sich um ein 1,40 m-Springen oder einen 5*-Grand Prix handelt: Gewinnen ist immer ein ganz besonderes Gefühl. Ich freue mich über Siege und liebe es, wenn sich Kevin für einen Stechen qualifiziert. Es gibt auch Zeiten, in denen nichts nach Plan läuft. Also ist es sehr wichtig, eine gute Beziehung zu seinem Chef zu haben, wenn es einmal nicht so gut geht.
Und was mögen Sie an Ihrer Arbeit als Pferdepfleger am wenigsten?
Das frühe Aufstehen! Und vielleicht das Ausmisten, aber eigentlich macht mir das nicht allzu viel aus. Generell müssen wir viele Opfer bringen und sehen zum Beispiel unsere Familie und alte Schulfreunde nur selten. Aber wir haben so viele Freunde im Springreitsport, was das wieder wettmacht. Auch das viele Fahren ist nicht so einfach, aber gleichzeitig genieße ich es auch – es ist eine gute Gelegenheit, allein zu sein, nachzudenken und zu träumen.
Auf ein Wort mit den Veranstaltern
Michael Mronz, Geschäftsführer Aachener Reitturnier GmbH
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt und in diesem Jahr zunächst verschoben werden musste?
Ja, das ist wirklich toll. Es ist sicher kein ganz normaler CHIO Aachen. Es ist in diesem Jahr sehr speziell und fühlt sich aufgrund der Pandemie etwas anders an. Einerseits, weil er stattfindet und so etwas ganz Besonderes für das gesamte Team, die Zuschauer und die Reiter darstellt. Und andererseits, weil wir über die Kapazität nachdenken müssen. Normalerweise haben wir hier in Aachen ein volles Haus, so dass es für die Zuschauer, die Reiter, die Presse und auch für die Organisatoren ungewöhnlich ist, leere Plätze zu sehen. Aber wir müssen immer bedenken, dass wir uns weiterhin in einer Pandemie befinden, daher sind wir sehr froh, dieses Turnier in diesem Jahr austragen zu können.
Können Sie uns etwas über die Herausforderungen erzählen, die Sie überwinden mussten, um sicherzustellen, dass die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen tatsächlich stattfinden konnte?
Ich denke nicht, dass in den vergangenen 18 Monaten unbedingt neue Herausforderungen hinzugekommen sind. Die größte Herausforderung hat sich wohl im März geboten, als wir beschlossen haben, das Turnier auf September zu verschieben. Wir mussten im Vorfeld zahlreiche Entscheidungen treffen, die bedeutende Auswirkungen in finanzieller Hinsicht hatten. Zum Beispiel beim Aufbau der Infrastruktur, denn wir wussten nicht, ob die Veranstaltung schlussendlich stattfinden kann oder nicht. Das finanzielle Risiko war also in diesem Jahr viel größer als im vergangenen Jahr, in dem eine Absage des Turniers frühzeitig feststand. Aber dieses Jahr haben wir uns entschieden, in der Überzeugung weiterzumachen, dass die Veranstaltung stattfinden kann. Wir wollten das bestmögliche Turnier mit den besten Reitern undPferden präsentieren. Deshalb freuen wir uns sehr, dass letztendlich alles gut geklappt hat. Ich bin sehr optimistisch, daher schaue ich lieber nach vorne, als auf die vergangenen 18 Monate zurück.
Wie viel harte Arbeit mussten Sie und Ihr Team leisten, um die diesjährige Ausgabe des CHIO Aachen erfolgreich auf die Beine zu stellen?
Ich würde es eigentlich nicht als harte Arbeit, sondern eher als Privileg bezeichnen, als Team für ein so traditionsreiches Turnier arbeiten zu dürfen. Der Aachen-Laurensberger Rennverein wurde 1898 gegründet, das erste Turnier fand 1924 statt, die erste internationale Veranstaltung 1927. Angesichts dieser Geschichte haben wir als Team eine sehr große Verantwortung. Es war unglaublich toll zu sehen, mit wie viel Begeisterung sich das gesamte Team dafür eingesetzt hat, eine herausragende Veranstaltung zu schaffen. Das hat mich wirklich berührt.
Wie privilegiert fühlen Sie sich, im Rahmen des CHIO Aachen einen der Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ausrichten zu dürfen?
Steve [Guerdat] hat erst vergangene Woche beim Spruce Meadows `Master` gewonnen und wir freuen uns sehr über seine Entscheidung, auch hier in Aachen anzutreten. Das zeigt auch, wie wichtig diese Serie für die Reiter ist. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist einfach eine fantastische Veranstaltung– er ist so etwas wie die Königsklasse des Pferdesports. Scott [Brash] ist der Einzige, der ihn bisher gewonnen hat, was zeigt, wie schwierig diese Herausforderung ist. Das macht den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu etwas wirklich ganz Besonderem. Wenn man ihn mit dem Tennissport vergleichen will, braucht man sich nur anschauen, wie es Novak Djokovic vergangene Woche ergangen ist: Er hatte die Chance, den Grand Slam zu gewinnen, verpasste jedoch den Titel. Jedes dieser vier einzigartigen Turniere blickt auf eine eindrucksvolle Tradition zurück. Es geht nicht nur um das Geld, sondern um das gemeinsame Erbe – um die Pferde, Zuschauer und Reiter sowie die Orte, an denen sie ausgetragen werden. Das macht den Rolex Grand Slam in der Welt des Reitsports absolut einzigartig.
CHIO Aachen 2021: ein Blick auf die Reiter
Nach einer COVID-19-bedingten einjährigen Pause findet vom 14. bis 19. September wieder der mit Spannung erwartete CHIO Aachen statt. Insgesamt 66 der weltweit besten Springreiter aus 17 Ländern, inklusive 19 Athleten aus den Top-30 der Weltrangliste – darunter auch vier Rolex Markenbotschafter – werden mit 210 hochtalentierten Pferden in die nordrhein-westfälische Stadt reisen. Für das Gastgeberland Deutschland werden wenig überraschend satte 18 Sportler an den Start gehen, darunter auch der Vorjahreszweite des Rolex Grand Slam,Daniel Deusser.
An jedem der fünf Tage werden Prüfungen abgehalten, bei denen die Weltklasse-Reiter ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Hierzu gehört auch ein Mannschaftsspringen im Nationenpreis. Das große Finale des weltberühmten Turniers, das bereits seit 1924 stattfindet, wird der unverwechselbare 1,60 m Rolex Grand Prix bilden, der das dritte Major des Jahres im Rolex Grand Slam of Show Jumping darstellt. Der frisch gekürte Titelanwärter Steve Guerdat wird nachseinem überwältigenden Sieg im gestrigen CP ‘International’, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ als Titelanwärter nach Aachen reisen.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Der Weltranglistenerste Daniel Deusser aus Deutschland wird mit vier Pferden zum CHIO Aachen anreisen, darunter auch die 11-jährige Stute Killer Queen Vdm, mit der er beim Rolex Grand Prix bei den Stephex Masters in Brüssel vor einem Monat den zweiten Platz belegte.
Nachdem er letzte Woche beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ die Fahne für die Schweiz schwenkte, wird die Nummer drei der Weltrangliste, Martin Fuchs, fünf seiner Spitzenpferde mit nach Aachen bringen, unter anderem seine beiden Wallache, den neunjährigen Leone Jei und den 13-jährigen The Sinner, sowie seine siebenjährigen Stute Diva Van Het Cauterhof Z, die er in der Klasse für Jungpferde vorstellen wird.
Ebenfalls in Calgary dabei war der Brite Scott Brash, der 2015 als erster und einzige Reiter zum Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping gekürt wurde. Brash, aktuell auf Rang vier der Weltrangliste, hofft, seine Rolex Grand Slam Karriere beim CHIO Aachen erneut beginnen zu können, und bringt drei seiner Pferde mit: Hello Shelby, Hello Vittoria und Hello Jefferson, mit dem der Schotte im Juli in Valkenswaard einen beeindruckenden Grand Prix-Sieg erringen konnte.
Zur großen Freude der Springsportfans auf der ganzen Welt wird Brashs britischer Teamkollege, der kürzlich gekrönte Sieger im Einzelspringen der Olympischen Spiele 2020 in Tokio und derzeitige Weltranglistensechste, Ben Maher, mit seinem bemerkenswerten 12-jährigen Wallach Explosion W antreten. Das Duo gilt als Favorit und hat den Sieg beim Rolex Grand Prix am letzten Tag des Turniers fest im Visier. Maher wird außerdem von seinem vielbeachteten siebenjährigen Sprungpartner Point Break begleitet.
Der Schweizer Steve Guerdat, derzeit 10. der Weltrangliste, dreifacher Gewinner eines Rolex Grand Slam Major (CHI Genf 2013, CHI Genf 2015, CSIO Spruce Meadows ´Masters`) und aktueller Europameister im Mannschaftsspringen, setzt erneut auf Albfuehrens Maddox. Neben seinem 10-jährigen Hengst bringt Guerdat seinen talentierten 12-jährigen Wallach Victorio des Frotards zum CHIO Aachen.
Die Amerikanerin Laura Kraut und ihre Landsfrau Jessica Springsteen, die sich auf der Weltrangliste Platz 27 teilen, reisen voller Zuversicht in den Westen Deutschlands, nachdem die beiden bei den Olympischen Spielen im Juli 2021 maßgeblich zum US-Gewinn der Silbermedaille im Mannschaftsspringen beigetragen haben. Kraut reist beim CHIO Aachen mit ihrem Olympia-Partner, dem 11-jährigen Wallach Baloutinue, und ihrem erfahrenen 14-jährigen Wallach Confu an. Springsteen wird von ihrem Tokio-2020-Partner, dem 12-jährigen Hengst Don Juan Van De Donkhoeve, und ihrer außergewöhnlichen 14-jährigen Stute Rmf Zecilie begleitet, mit der sie vor etwas mehr als zwei Wochen den Rolex Grand Prix bei den Stephex Masters in Brüssel gewinnen konnte.
Steve Guerdat ist neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping!
Die diesjährige Auflage des CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ fand ihren Höhepunkt in der Spitzenprüfung der Woche, dem CP ‘International’, presented by Rolex. Beim zweiten Major des prestigeträchtigen Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres 2021 traten 28 Pferd- und Reiterpaare gegeneinander an, um Titelanwärter auf den Rolex Grand Slam zu werden. Der Österreicher Max Kühner, der im April beim The Dutch Masters Rolex Grand Prix den Sieg errungen hatte, hatte sich vorgenommen, seinen Status als Anwärter auf den Titel zu verteidigen.
Bei der ultimativen Springprüfung für Pferd und Reiter galt es, 14 anspruchsvolle Hindernisse auf einem von Leopoldo Palacios gestalteten Parcours im International Ring der Reitanlage Spruce Meadows zu überwinden. Das Turnier wurde vor den kritischen Augen von 2.000 Zuschauern abgehalten – der Höchstzahl von Gästen, die aufgrund von COVID-19-Einschränkungen erlaubt war. Es ging um alles für die 12 Paare, die in die zweite Runde vorgedrungen waren, und jedem war klar, dass wenig Raum für Fehler blieb.
Der Australier Rowan Willis, ein bekanntes Gesicht bei Spruce Meadows, gab das Tempo im ersten Umlauf vor, als er mit seiner 15-jährigen Stute, Blue Movie, einen fehlerfreien Ritt in 80,99 Sekunden absolvierte. Heimfavorit Mario Deslauriers schaffte es mit Leichtigkeit in die zweite Runde, indem er die Ziellinie auf seiner 12-Jahre-alten Stute, Bardolina 2, in 83,00 Sekunden ohne Strafpunkte überquerte. Nur der Schweizer Steve Guerdat und die Australierin Hilary Scott schafften es ebenfalls, den Parcours im ersten Umlauf strafpunktfrei zu absolvieren. Die anderen acht Reiter, die es in die zweite Runde schafften, waren der Ägypter Nayel Nassar, die Kanadierin Erynn Ballard, Carlos Hank Guerreiro aus Mexiko, der Brite Scott Brash sowie Kent Farrington, McLain Ward, Will Simpson und Natalie Dean aus den USA.
Die beiden Amerikaner Kent Farrington und McLain Ward hatten das Glück auf ihrer Seite und steuerten ihre vierbeinigen Partner fehlerfrei durch den zweiten Parcours, nachdem sie im ersten Umlauf jeweils einen Abwurf hatten. Dem amerikanischen Paar dicht auf den Fersen war der amtierende Rolex Grand Slam-Champion Scott Brash, der nur vier Strafpunkte zu seinem Ergebnis der ersten Runde hinzufügte. Die Führung übernahm jedoch der ehemalige Weltranglistenerste Steve Guerdat, nachdem er seinen 12-jährigen Wallach, Venard de Cerisy, mühelos über den 14-Sprung-Parcours geführt hatte. Nach Guerdat folgten noch zwei Reiter: Deslauriers und Willis, die beide nicht in der Lage waren, ihre Leistungen aus dem ersten Umlauf zu wiederholen. So wurde der dreimalige World Cup-Gewinner (2015, 2016, 2019) und Einzel-Olympiasieger des Jahres 2012 zum Sieger des CP ‘International’, presented by Rolex, und damit zum Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Guerdat ist der einzige Reiter, der seit der Einführung des Rolex Grand Slam of Show Jumping an jedem der Majors teilgenommen hat. Zu seiner Leistung äußerte er sich wie folgt: „Ich habe schon als kleines Kind davon geträumt, in diesen Klassen den Sieg zu erringen. Soweit ich zurückdenken kann, waren Gewinne in Calgary und Aachen mein Ziel. Ich hatte das große Glück, in Genf schon einige Male den Sieg davonzutragen, aber Aachen und Calgary hatten mir noch gefehlt. Ich werde nicht aufgeben, bevor ich diese Erfolge erreicht habe. Einen davon habe ich jetzt, und schon bald werde ich mein Glück beim nächsten versuchen. Wir Reiter brauchen so einen Ansporn, glaube ich.“
„Venard ist ein sehr kräftiges und mutiges Pferd, in dem viel Leistung steckt. Er springt mit Leidenschaft und Energie. Seine Technik ist nicht immer perfekt, aber weil er so stark und stets willig ist, haben wir im Laufe der Jahre ein Verständnis füreinander entwickelt. Er ist ein sehr sensibles Pferd – das Auf- und Absteigen ist nicht einfach, er ist bei allem ein bisschen schüchtern. Aber wenn er ein Hindernis sieht, will er einfach nur drüber.“
Auf ein Wort mit den Veranstaltern:
Linda Southern-Heathcott
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde?
Wir sind überglücklich, dass die Pferde wieder springen dürfen. Es war nicht einfach, aber wir freuen uns, die Reiter und Pferde zu sehen. Seit gestern dürfen wir zweitausend Fans pro Tag hereinlassen und wir haben uns entschieden, nur komplett Geimpfte zuzulassen. Wir mussten unglaublich viele Vorgaben beachten, weil das von der kanadischen Regierung so vorgeschrieben wurde. Die letzten 16 bis18 Monate waren hart, aber es ist richtig toll, sich zu treffen und wir genießen es, die Prüfungen zu verfolgen und zu sehen, wie gut die Reiter und Pferde sind.
Wie würden Sie die letzten 18 Monate beschreiben?
Für mich lassen sich die letzten 18 Monate am besten mit den Wörtern Resilienz und Flexibilität zusammenfassen. Aufgrund von COVID-19 muss alles über die Regierung laufen, was viel Geduld und Belastbarkeit erfordert. Es gibt keinen geradlinigen Weg von A nach B – man muss viele Kurven einplanen. Wir müssen uns an die Vorschriften der Regierung anpassen und daran, was COVID-19 uns auftischt. Ich bin sicher, keine Regierung macht es einem leicht, aber Kanada hat es uns extrem schwer gemacht. Unsere Grenzen waren geschlossen und wurden erst vor fünf Tagen geöffnet.
Wir haben im Februar mit einem Antrag bei der Provinz begonnen. Hierbei handelte es sich um ein 100-seitiges Dokument, das unter anderem einen COVID-19-Risikominderungsplan beinhaltete. Dieser musste von dem für unsere Provinz zuständigen Ministerium, Alberta Health, abgesegnet werden und anschließend noch von unserem Chief Medical Officer, Dr. Deena Hinshaw. Das hat bis zum 6. Juni gedauert, sprich von Februar bis Juni waren wir zwar mit den Behörden in Kontakt, aber es wurde nichts genehmigt. Am 18. Juni erhielten wir die Genehmigung vom Ministerium. Anschließend mussten wir das Dokument der Bundesregierung vorlegen und dort bei vier weiteren Ministerien eine Ausnahmeregelung im nationalen Interesse beantragen: beim Ministerium für Kultur, das für Sport zuständig ist; nochmal beim Gesundheitsministerium; beim Einwanderungsministerium wegen der Grenzangelegenheiten; und beim Wirtschaftsministerium. Neben der Genehmigung dieser Ministerien mussten wir außerdem eine Erlaubnis einholen, um so viele Menschen auf Spruce Meadows zu versammeln zu dürfen. Um es mit einem Wort zu beschreiben: Ich denke, Geduld trifft es am besten!
Wie viel harte Arbeit mussten Sie und Ihr Team leisten, um die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ erfolgreich auf die Beine zu stellen?
COVID-19 hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Sobald feststand, dass wir 2020 keine Veranstaltungen mehr abhalten durften, war uns klar, dass dies große Auswirkungen für uns haben würde. Wir hatten Umsatzeinbußen von 90 Prozent und mussten 100 Mitarbeiter entlassen, von denen einige bereits mehr als 20 Jahre lang für uns tätig waren. Wir haben nur 30 Mitarbeiter behalten: 10 im Büro, 10 im Pferdeprogramm und 10 im Bereich Wartung und Betrieb. Die Leute im Büro haben wirklich harte Arbeit geleistet. Unser Wettbewerbsleiter, Conor Charlton, hat die Führungsrolle bei der Antragsstellung an die Regierung übernommen. Er hat extrem hart gearbeitet und dabei immer eine positive Einstellung an den Tag gelegt. Unser gesamtes Team hat an einem Strang gezogen und es geschafft, mit weniger Ressourcen mehr zu erledigen. Aber es war nicht einfach. Ich habe unheimlich viel Respekt vor ihnen.
Meet the Next Gen mit:
Hannah Rajotte
Welche Erfolge hoffen Sie bis zum Jahresende noch zu erzielen?
Ich habe gerade erst meinen High-School-Abschluss gemacht und nehme mir jetzt ein paar Jahre frei, um mich auf das Reiten zu konzentrieren. Ich hoffe, dass ich daraus eine Karriere machen kann. Wie sich dieser Plan in absehbarer Zeit entwickeln wird, kann ich nicht sagen, aber idealerweise möchte ich jemanden finden, für den ich eine Weile lang arbeiten und reiten kann und bei dem ich ein oder zwei Pferde selbst mitbringen darf.
Wie sehen Ihre Pläne und Ziele für 2022 aus?
Ich bin erst vor kurzem das erste Mal in der 1,45 m-Klasse mit einem meiner Pferde gesprungen. Je nachdem, wie die Dinge laufen und welche Pferde ich habe, ist ein wichtiges Ziel mein erstes 1,50 m-Springen oder, mich bei den höheren Turnieren etwas besser zu behaupten. Da habe ich noch nicht so viel Erfahrung. Und für mich persönlich möchte ich etwas mehr Selbstbewusstsein entwickeln, damit es mir leichter fällt, bei den Veranstaltungen mehr Leute anzusprechen und neue Kontakte zu knüpfen.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Schwer zu sagen, aber ein Highlight war die Auszeichnung als Xerox Junior Rider of the Year 2019, die ich hier erhalten habe. Klar, dass sich so eine Anerkennung gut anfühlt, aber zur Ehrung bin ich auf meinem eigenen Pferd, Theo, in den International Ring geritten. Er ist etwas eigen und sensibel, doch von dem Moment an, als wir die Arena betraten, war er brav und gelassen – das war ein tolles Gefühl. Und letzten Freitag war ich mit Theo wieder im International Ring, und das war noch besser. Es fühlt sich an, als hätten wir den ersten Schritt in eine neue Richtung gewagt.
Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall...
Im Moment habe ich zwei Wallache. Theo ist mein erfahrener Partner, den ich inzwischen seit drei Jahren habe. Wir haben uns gemeinsam hochgearbeitet. Bevor er zu mir kam, hatte er nur an Turnieren bis 1,20 m teilgenommen. Er war ein Vielseitigkeitspferd und ich hatte nur Erfahrung in Wettkämpfen bis 1,30 m. Wir sind unser erstes 1,30 m-Springen zusammen geritten, ebenso wie unser erstes 1,40 m und unsere U25-Klassen, wo wir ein paar Siege erzielt haben. Ich habe also eine sehr gute Beziehung zu ihm. Er hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt. Mein anderes Pferd habe ich von Spruce Meadows gepachtet. Sein Name ist Charlie [S 15]. Er ist ein bisschen ausgeglichener als Theo und soll mir beim Training helfen, um beständiger auf dem 1,40 m-Level zu werden. Er ist ein guter Partner, der seine Arbeit jeden Tag mit Freude verrichtet. Außerdem ist er sehr besonnen und bestrebt, saubere Sprünge hinzulegen. Beide von ihnen lieben das, was sie tun.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Da könnte ich vermutlich alle Spitzenreiter nennen. Beezie Madden ist schon lange ein Idol für mich, ebenso wie Tiffany Foster. Meine Mutter hat mir immer geholfen und mich auf meinem bisherigen Weg
Tiffany Foster gewinnt die Suncor Winning Round
Fünfundzwanzig Pferd-und-Reiter-Teams traten in der Suncor Winning Round (1,50 m) auf nassem Parcours an, nachdem es in der Nacht sowie am frühen Morgen geregnet hatte. Der Stimmung der Zuschauer tat dies jedoch keinen Abbruch, denn sie bekamen Weltklasseleistungen zu sehen, nicht nur von den besten Reitsportathleten aus Kanada, sondern ebenfalls von einer ganzen Reihe Spitzenreitern aus acht weiteren Ländern, die zur diesjährigen Ausgabe des Spruce Meadows ‚Masters‘ nach Calgary gekommen waren.
In der ersten Runde beherrschten die Gastgeber das Feld und so befanden sich gleich vier kanadische Reiter unter den zehn, die sich den Einzug in Runde zwei sicherten, darunter Tiffany Foster mit ihrem 15-jährigen Wallach Brighton, Amy Millar und ihr 11-jähriger Wallach Christiano, sowie das erfahrene Duo Eric Lamaze und Jim Ifko, ersterer auf dem 11-jährigen Wallach Kino, letzterer auf der 12-jährigen Stute Celine Ls La Silla aus der La Silla-Zucht. Das irische Trio aus Jordan Coyle (Centriko Volo), Daniel Coyle (Ivory TCS) und Conor Swail schaffte es ebenfalls unter die Top 10 und stieß in der Winning Round auf die talentierte 23-jährige Belgierin Zoe Conter (Dawa De Greenbay Z), den formstarken Ägypter Nayel Nassar (Igor van de Wittemoere) sowie den britischen Reiter Matthew Sampson (Geneve R).
Doch am Ende glänzte Tiffany Foster auf Brighton vor begeistertem Publikum, nachdem sie sich einen ausreichenden Vorsprung gesichert hatte, um den späten Angriff des Iren, Conor Swail, abzuwehren und ihn mit drei Zehntelsekunden Abstand auf Platz zwei zu verweisen. Platz drei ging an die aktuelle Nummer 59 der Weltrangliste, den ägyptischen Reiter Nayel Nassar.
Hocherfreut über ihren langjährigen Partner, Brighton, sagte Foster nach ihrem Ritt: „Die Suncor Winning Round hier in Spruce Meadows ist ein ganz einzigartiges Turnier, weil man weiß, dass Strafpunkte nicht übertragen werden. Das heißt, man muss es in die Top 10 schaffen, deshalb ist es immer besser, mit ein bisschen Rhythmus an die Sache heranzugehen. Brighton scheint diese Prüfung zu lieben, also haben wir einfach unser Ding gemacht. Das Gute an ihm ist seine unglaubliche Schnelligkeit. Selbst wenn ich eine Stange abwerfe, habe ich normalerweise immer noch eine gute Chance. Aber meistens kommt er fehlerfrei durch!“
Reiter Interview mit
Eric Lamaze
Mit welchen Pferden treten Sie diese Woche an? Und können Sie uns etwas über ihre Charaktere erzählen?
Ich habe Dieu Merci [van T & L] dabei, einen aufstrebenden Hengst. Er ist jetzt 11 und wird mein zukünftiger Star. Er startet hier am Sonntag im CP ‚International‘, presented by Rolex, und ich hoffe, dass er sich – bzw. mir – später einmal einen Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam ermöglichen wird. Dieses Pferd wird noch Großes vollbringen. Ich glaube fest an ihn.
Dann habe ich noch mein junges Pferd, Fine Lady [5], die jetzt 18 Jahre alt ist (!) – ich weiß gar nicht, was ich über sie erzählen soll. Sie ist einfach eine Gewinnerin. Sie ist nicht mehr so stark, wie sie es einmal war, aber sie liebt das Springen immer noch, und wir haben vor, sie in Form zu halten bis zum Abschluss in Genf, sofern sie uns das zugesteht.
Ich habe auch ein neues Pferd namens Kino, den wir gerade erst als Ergänzung für dieses Jahr gekauft haben. Imnächsten Jahr werden dann noch ein paar tolle Nachwuchspferde zu uns stoßen. Ich kenne Kino noch nicht so gut und kann daher nicht sagen, wie es laufen wird. Er hatte ein Problem mit seinem vorherigen Reiter. Er kam ursprünglich von Ludger Beerbaum, bevor Rodrigo Pessoa ihn für einen seiner Schüler gekauft hat. Aber die beiden haben einfach nicht harmoniert. Ich mag das Pferd und das Pferd scheint mich auch zu mögen.
Wieso ist das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ für die Reiter eine so besondere Veranstaltung?
Spruce Meadows ist insgesamt etwas Besonderes. Das Spruce Meadows ‚Masters‘ ist wie Wimbledon für mich, wie das French Open, wie alles zusammengenommen. Es ist ein Rolex Grand Slam Major. Es ist wirklich DAS Ereignis. Dieses Jahr wird man aufgrund der Reisebeschränkungen und Covid nicht die altbekannten Gesichter sehen, aber die Parcours werden deswegen nicht weniger schwierig sein. Ich glaube wirklich, dass es eine ganz fantastische Veranstaltung werden wird.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Ich liebe den Sport einfach. Ich liebe das Springreiten, ich liebe die Schnelligkeit, und ich liebe das Stechen. Ich liebe Adrenalin. Ich liebe die Vorstellung, dass ich heute noch genauso gut reite wie früher. Ich bin nicht mehr ganz so auf Zack, aber diese Vorstellung gefällt mir trotzdem! Adrenalin ist der Begriff, mit dem ich es beschreiben würde.
Haben Sie irgendeine Geheimtaktik für das CP ‚International‘, presented by Rolex, am Sonntag?
Meine Strategie ist es, meinem Pferd [Dieu Merci van T & L] nach dem Springen gestern über 1,55 m in Ruhe zu lassen, damit er sich ausruhen und erholen kann, weil er gerade erst die Reise hierher hinter sich hat, und dann am Sonntag mit ihm den Sieg zu holen.
Was glauben Sie, welchen Reiter es im CP ‚International‘, presented by Rolex, zu schlagen gilt?
Ich glaube, Kent Farrington, Scott Brash und Steve Guerdat. Es ist wie beim Pferderennen: Ich setze immer auf den Favoriten und verliere jedes Mal. Ich weiß es also nicht!
Ein Blick auf den Parcours mit
dem internationalen Parcoursdesigner Leopoldo Palacios
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt werden musste?
Ich bin froh und auch sehr glücklich, wieder hier in Kanada zu sein. Ich komme schon seit so vielen Jahren immer wieder nach Spruce Meadows, um die Parcours zu gestalten, aber dass die Turniere 2020 und im ersten Halbjahr 2021 abgesagt wurden, war unglaublich traurig. Ich hoffe wirklich, dass die Fortschritte, die wir aktuell miterleben, so weitergehen und sich 2022 wieder alles beruhigt hat und zur Normalität zurückgekehrt ist.
Wie viel Arbeit hat das Team von Spruce Meadows hineingesteckt, damit die diesjährige Veranstaltung stattfinden kann?
Alle haben unglaublich viel Zeit investiert, um das ‚Masters‘-Turnier auf die Beine zu stellen. Das Team hat unermüdlich daran gearbeitet, dass ich ein Visum bekommen habe, um von Venezuela nach Spruce Meadows reisen zu dürfen. Man muss verstehen, wie international diese Veranstaltung ist und wie viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern der ganzen Welt hierherkommen. Ein Team zu finden, war eine gewaltige Herausforderung für das Organisationskomitee. Spruce Meadows ist eine saisonale Veranstaltung, für die viele Leute benötigt werden, und es war nicht leicht, Hilfe zu finden..
Hatten Sie selbst diese Woche mit Herausforderungen zu kämpfen?
Was ich für mich als Herausforderung bezeichnen würde, ist der BMO Nations Cup am Samstag, weil nur fünf Teams antreten. Dafür sind eine Reihe von Faktoren verantwortlich: COVID-19, die noch nicht lange zurückliegende Europameisterschaft, der CHIO Aachen nächste Woche und das Nations-Cup-Finale in Barcelona. Irgendwie scheint alles gegen uns zu sein. Aber wir haben trotzdem ein beträchtliches Preisgeld [600.000 CAD] und mit BMO einen sehr stolzen Sponsor, und wir streben ein ebenso hohes Niveau an wie sonst auch.
Was unterscheidet Spruce Meadows von anderen internationalen Veranstaltungen?
Andere Turniere setzen auf lange Distanzen, sehr leichte Stangen, nicht viele unterschiedliche Materialien und eine sehr kurze Zeitvorgabe. Hier in Spruce Meadows haben wir große Stangen und schwere Hindernisse und ich glaube, wir nutzen mehr Platz als irgendein anderes Turnier. Ich sehe heutzutage überall auf der Welt 5*-Parcours mit 1,60 m und 1,70 m hohen Oxern in Grand-Prix-Veranstaltungen. Bei mir gibt es am Sonntag 1,75 m und mehr, und außerdem kurze Distanzen. Es gefällt uns, die Dinge so zu machen, und es gefällt uns, einzigartig zu sein.
Können Sie uns etwas über den Parcours erzählen, den Sie für das morgige CP ‚International‘, presented by Rolex, entworfen haben?
Ich glaube schon seit vielen Jahren, dass der Parcours, den ich für das Springen am Sonntag gestalte, zu den schwersten der Welt gehört. Die Hauptprüfung in Spruce Meadows ist zu einer Richtgröße dafür geworden, was die Pferde springen können. Und dieses Jahr bin ich zuversichtlich, dass wir einen ganz großartigen Grand Prix erleben werden, denn ich glaube, wir haben hier Reiter von absoluter Weltklasse. In der ersten Runde ist das Niveau ganz normal. Doch nur 12 Reiter ziehen in die zweite Runde ein, und ich glaube, die wird sich als absolutes Limit dessen erweisen, was ihre Pferde bewältigen können.
McLain Ward gewinnt den Tourmaline Oil Cup
Beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ in Calgary, Kanada, sind am Freitagnachmittag 28 Pferd- und Reiterpaare aus 12 Ländern angetreten, um sich im Tourmaline Oil Cup bei einer Höhe von 1,55 m zu beweisen. Beim Design der Prüfung nutzen der renommierte venezolanische Parcourschef Leopoldo Palacios und sein Team die volle Weite des ikonischen International Ring aus, um 12 Hindernisse zu gestalten, die die Teilnehmer – darunter drei Reiter aus den Top 10 der Weltrangliste – überqueren mussten.
Der Amerikaner McLain Ward gab das Tempo vor, als er mit seiner 15-jährigen braunen Stute HH Azur einen fehlerfreien Ritt in 72,51 Sekunden und damit unter der Zeitvorgabe von 75 Sekunden hinlegte. Sein Landsmann Kent Farrington und dessen 14-jähriger Wallach Creedance zeigten sich ebenfalls in Hochform und flogen ohne Fehler über den Parcours. Auch die Amerikanerin Beezie Madden, Siegerin des von Rolex ausgerichteten 2019 CP ‘International’, und ihr 15-jähriger Hengst Breitling LS aus der La Silla-Zucht absolvierten den 15-Sprung-Parcours mit Bravour. Zur großen Freude der Zuschauer schafften es die beiden Heimfavoritinnen Tiffany Foster auf Hamilton und Erynn Ballard auf Gakhir mit ihren talentierten, jeweils 10-jährigen Partnern, ins Stechen. Der Ägypter Nayel Nassar zeigte sich in Topform und schaffte es mit seinem erfahrenen 19-jährigen Wallach Coronado ins Stechen, ebenso wie der Brasilianer Eduardo Menezes auf seinem Hengst H5 Chagauns und der Australier Rowan Willis auf seinen Schimmelhengst Ashton Dakota.
Die Startposition im Stechen nahm der frischgebackene Olympia-Silbermedaillengewinner McLain Ward ein und legte eine blitzschnelle Zeit von 37,38 Sekunden vor. Seine Leistung schien kaum zu überbieten, und keiner der folgenden sieben Reiter – Rowan Willis, Kent Farrington, Eduardo Menezes, Erynn Ballard, Beezie Madden und Tiffany Foster – schaffte es, alle acht Sprünge ohne Strafpunkte zu überwinden. Als letzter in der Runde ging Nayel Nassar auf Nummer sicher und hatte klar den zweiten Platz im Visier. Er überquerte die Ziellinie ohne Abwürfe und wurde Zweiter hinter dem verdienten Sieger McLain Ward.
Der zweifache Olympia-Goldmedaillengewinner äußerte sich bescheiden zu seinem Sieg und der hervorragenden Leistung seiner Stute HH Azur: „Ich weiß nicht, ob ich besser war als die anderen Reiter, aber sie ist eben besser gesprungen! Ich war auch nicht enttäuscht über meine Startposition im Stechen. Ich wollte einfach nur meinen Plan durchziehen, denn inzwischen kenne ich ihre Stärken und Schwächen. Ich dachte, wenn ich mehr Druck ausübe, dann könnten vielleicht ein paar Fehler passieren, und das hat sich ausgezahlt.“
„HH Azur wird morgen für unser Team den Nationenpreis springen. Beim großen Grand Prix am Sonntag werde ich vermutlich Casper reiten. Der Hengstist ein phänomenales Springpferd, das einen starken Sommer in Europa hatte.“
Reiter Interview mit:
Martin Fuchs
Welche Erfolge hoffen Sie bis zum Jahresende noch zu erzielen?
Ich habe für dieses Jahr noch einige große Ziele wie das CP ‚International‘, presented by Rolex , hier in Spruce Meadows. Hier zu gewinnen, wäre ein Traum. Nächste Woche steht der Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen an, und auch mit einem Sieg dort würde ein Traum von mir in Erfüllung gehen. Gegen Ende des Jahres findet dann noch der Rolex Grand Prix beim CHI Genf statt, wo ich meinen Titel verteidigen möchte. Es liegt also noch jede Menge vor mir.
Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ambitionen für 2022 aus?
Für uns Springreiter ist das höchste Ziel immer der Rolex Grand Slam of Show Jumping. Die vier Majors sind etwas so Besonderes und Teil von solch historischen Veranstaltungen, dass man dort unbedingt glänzen will. Nächstes Jahr stehen außerdem die Weltreiterspiele an, ebenfalls eines meiner großen Ziele.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Mein stolzester Moment war wohl der Sieg im Rolex Grand Prix beim CHI Genf. Ich bin gegen die besten Reiter der Welt angetreten, es gab ein wirklich spannendes und schnelles Stechen, und vor meinem Heimatpublikum zu gewinnen, war einfach toll.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Die wichtigsten Menschen in meiner Karriere sind definitiv mein Vater, Thomas Fuchs, und Steve Guerdat. Beide haben mich schon von Kindesbeinen an enorm unterstützt und ich habe mein Leben lang zu ihnen aufgesehen.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Mit Pferden zu arbeiten, ist ein sehr bereichernder und gleichzeitig harter Job.. Je mehr Arbeit man hineinsteckt, desto mehr versucht man, sie zu verstehen. Und je mehr man mit ihnen zusammen ist, desto mehr geben sie einem zurück, und das ist für einen Reiter etwas sehr Bereicherndes.
Erzählen Sie uns, wen Sie zum CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ mitgebracht haben?
Ich habe Conner Jei in Spruce Meadows dabei, um mit ihm am Sonntag das CP ‚International‘, presented by Rolex, zu absolvieren. Er hat gerade erst einen großen Sieg im Rolex Grand Prix beim Jumping Dinard errungen und ich habe das Gefühl, dass dieser Platz ihm gefallen wird. Dinard ist Spruce sehr ähnlich. Es gibt einen ziemlich großen Grasplatz und die Hindernisse sind nicht gerade einfach, darum habe ich große Hoffnungen für den Grand Prix am Sonntag.
Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Ich habe zwei sehr gute Jungpferde. Einen Sechsjährigen namens Captain Morgan [Weering Z] und eine Siebenjährige namens Diva [van het Cauterhof Z]. Ich bin überzeugt, dass man noch viel von diesen beiden Pferden sehen wird.
Wie viel Auftrieb gibt es Ihnen, dass wieder Fans bei den Veranstaltungen dabei sind?
Es ist toll, wieder ein Publikum zu haben. Für uns Reiter macht es einen großen Unterschied, ob man vor Publikum oder ohne Publikum reitet. Man ist viel motivierter, bessere Leistungen zu abzurufen, wenn man von den Menschen angefeuert wird. Es ist ein ganz großartiges Gefühl.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Einfach nur der, dass man versuchen muss, sein Pferd zu verstehen, und mit ihm zusammenarbeiten muss, um wirklich Großes zu erreichen.
Was macht Spruce Meadows für Sie so besonders?
Spruce Meadows ist eins der tollsten Turniere überhaupt. Ich fühle mich hier sehr wohl und es ist ein so historischer Schauplatz. Mein Vater war so oft hier, und als ich klein war, hat er mir immer davon erzählt, was für eine fantastische Veranstaltung es ist. Als ich dann vor acht oder neun Jahren zum ersten Mal selbst hier teilnehmen durfte, war das ein ganz besonderes Gefühl.
Auf ein Wort mit den Veranstaltern:
Ian Allison
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde?
Es hat sich lange hingezogen und es ist großartig, dass die Band bald wieder zusammen spielt, wie man so schön sagt. Im September 2019 haben wir das letzte Mal ein Turnierhier ausgetragen, als Beezie Madden auf Darry Lou den Rolex Grand Slam gewann und damit ihren Rolex Grand Slam startete, und kurz danach hat sich die ganze Welt verändert. Es ist eine ausgesprochen interessante Zeit gewesen, und manchmal war es in Spruce Meadows ziemlich einsam für diejenigen von uns, die von hier aus die Geschehnisse in aller Welt verfolgt haben.
Können Sie uns etwas über die Herausforderungen erzählen, die Sie überwinden mussten, um sicherzustellen, dass die diesjährige Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ tatsächlich stattfinden konnte?
Die Herausforderungen waren außergewöhnlich, weil jede Nation die weltweite Pandemie anders gehandhabt hat. Kanada ist ein sehr großes Land mit sechs Zeitzonen und einer langen Grenze zu den USA. Das war eine ziemlich große Hürde und dazu kamen noch die Flugbeschränkungen nach Kanada.
Wir haben vor etwa neun Monaten mit den Vorbereitungen begonnen, erst auf regionaler Ebene, dann in Zusammenarbeit mit den Provinzbehörden, um alle nötigen Dokumente einzureichen und eine Genehmigung für eine landesweite Veranstaltung zu bekommen. Anschließend ging es von der behördlichen Seite weiter zur politischen Ebene, um eine „National Interest Exemption“ zu erhalten, eine Ausnahmegenehmigung aufgrund von nationalem Interesse. Zum Glück hat die Landesregierung das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ und den Rolex Grand Slam of Show Jumping als eine Veranstaltung anerkannt, die einer „National Interest Exemption“ würdig ist, sowohl im Hinblick auf den internationalen Sport als auch auf den Handel. Allerdings fiel diese Entscheidung erst am 25. August, also mussten wir sämtliche Variablen berücksichtigen, die das Ganze möglicherweise hätten beeinflussen können oder auch nicht, und auch der internationale Sportveranstaltungskalender musste in unsere Planung mit einbezogen werden. So haben wir unsere geplanten nationalen CSI5*-Turniere in den September verschoben und sie in unser ‚Masters‘-Turnier integriert. Dadurch hatten die Athleten, die Medien usw. nur eine Vorlaufzeit von gerade mal drei Wochen, um nach Spruce Meadows zu kommen. Es war ein ziemlich erschöpfender Prozess, der ständigen Änderungen unterworfen war, aber jetzt sind wir hier, die Sonne scheint und wir hatten einen wunderbaren Auftakt.
Welche positiven Erfahrungen ziehen Sie aus den vergangenen 18 Monaten?
Bei uns gibt es eine Redewendung: Anpassen und überwinden. Es hat in den letzten 18 Monaten einige fantastische Innovationen gegeben, und dabei denke ich an die Spruce Meadows Television-Gruppe, die an vorderster Front mit dafür verantwortlich war, letztes Jahr eine virtuelle Sommerserie ins Leben zu rufen. Sie haben Material aus 44 Jahren Reitgeschichte genommen und daraus Inhalte gestaltet, die unseren Fans durch die Durststrecke hindurch geholfen und unsere eigenen Marken im Gedächtnis gehalten haben. Ich denke an die ungeheuren Anstrengungen, die die Menschen hier in Spruce Meadows sogar in Bereichen unternommen haben, die gar nicht unbedingt zu ihrem Aufgabenbereich gehören. Das war wirklich ein Paradebeispiel für das Leben auf einer Farm. Normalerweise organisieren wir das ‚Masters‘-Turnier mit etwa 175 Vollzeitkräften, 400 Freiwilligen und Hunderten von Subunternehmern, was dieses Jahr einfach nicht machbar war. Die Zusammenarbeit zu erleben, die Innovationen und Inspirationen, die jeder auf den unterschiedlichen Ebenen beigesteuert hat, war nichts Geringeres als eine bemerkenswerte und erinnerungswürdige Leistung.
Zum Abschluss ... es sind großartige Neuigkeiten, dass Spruce Meadows die Erlaubnis bekommen hat, 2000 Zuschauer zu den Veranstaltungen am Freitag, Samstag und Sonntag zuzulassen ...
Wir haben die Genehmigung erhalten, einen Bruchteil unserer Fans hier begrüßen zu dürfen. Sie werden hier die allerbesten Reiter aus dem internationalen Springreitsport zu sehen bekommen, darunter Max Kühner, der gerade seine Reise durch den Rolex Grand Slam of Show Jumping genießt, sie werden mitfiebern können, ob Beezie Madden ihren Titel von 2019 verteidigen kann, und sie werden den großen Eric Lamaze erleben, der enorme Anstrengungen unternommen und beträchtliche Mühen auf sich genommen hat, um hier zu sein, und der dabei unglaubliche Courage, Entschlossenheit und Klasse bewiesen hat. Wir werden großartige Geschichten miterleben und das ist sehr aufregend.
Rolex Grand Slam 'Rider Watch'
CSIO Spruce Meadows Masters 2021 - ein Blick auf die Reiter
Das CSIO 5* Spruce Meadows ‚Masters‘ meldet sich vom 8. bis zum 12. September 2021 als Schauplatz des zweiten Major des Jahres im Rolex Grand Slam of Show Jumping zurück: dem CP ‚International‘, presented by Rolex, das am letzten Tag des Turniers in der imposanten International Arena stattfinden wird.
Nach seinem Sieg im Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters in ’s-Hertogenbosch im April – der ihn zum Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping gemacht hat – hat der Österreicher Max Kühner seine Teilnahme bestätigt. Neben ihm treten weitere Spitzenreiter an, darunter sechs aus der aktuellen Top 20 der Springreiter-Weltrangliste sowie fünf Rolex-Markenbotschafter. Wie jedes Mal verspricht das fünftägige Event ein wirklich internationales Spektakel zu werden. Insgesamt begrüßt der Gastgeber 15 Nationen sowie stolze 42 Athleten aus dem eigenen Land.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Die aktuelle Nummer drei der Weltrangliste, Martin Fuchs, reist voller Zuversicht nach Calgary, nachdem die Schweiz am vergangenen Wochenende bei der Europameisterschaft als Sieger im Teamspringen hervorgegangen ist. Fuchs hat dazu maßgeblich beigetragen und darüber hinaus mit seinem Wallach Leone Jei im Einzel auch noch die Silbermedaille gewonnen. Nach Spruce Meadwos wird der 29-Jährige von seinem talentierten 10 Jahre alten Wallach, Conner Jei, begleitet.
Der britische Reiter Scott Brash ist ebenfalls wieder in Spruce Meadows mit dabei. 2015 wurde er hier mit seinem legendären Wallach, Hello Sanctos, zum allerersten Champion des Rolex Grand Slam of Show Jumping gekürt. Die aktuelle Nummer vier der Weltrangliste reist mit Hello Vincent nach Calgary, der beim Rolex Grand Prix in Knokke Hippique im Juni einen sehr soliden vierten Platz belegt hat.
Fuchs’ Landsmann und die derzeitige Nummer 10 der Weltrangliste, Steve Guerdat, durfte am vergangenen Wochenende ebenfalls den EM-Titel in der Teamwertung zu seiner beeindruckenden Erfolgsliste hinzufügen. Der dreimalige World-Cup-Champion (2015, 2016, 2019) wird mit seinem verlässlichen 12-jährigen Wallach, Venard De Cerisy, in Spruce Meadows an den Start gehen, auf dem er dieses Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio Platz fünf in der Teamwertung belegte.
Der Silbermedaillengewinner in der Teamwertung bei den Olympischen Spielen in Rio 2016, Kent Farrington, führt die Riege der US-amerikanischen Teilnehmer an. Er reist mit gleich sieben Pferden nach Spruce Meadows, was wohl keinen Zweifel an seinen Siegesabsichten lassen dürfte. Der aktuelle Weltranglisten-13 wird mit seiner 15-jährigen Stute, Gazelle, seinem 14-jährigen Wallach, Creedance, sowie seiner vielversprechenden Neunjährigen, Orafina, antreten.
Rolex-Markenbotschafter und Heimfavorit, Eric Lamaze, gehört zum Kader der 42 Athleten, die für Kanada die Fahne schwenken. Derzeit belegt Lamaze Platz 120 der Weltrangliste und wird neben seiner 18-jährigen Stute, Fine Lady 5, die ihm 2016 in Rio zur olympischen Bronzemedialle im Einzel verhalf, auch mit seinem 12-jährigen Hengst, Dieu Merci van T % L, sowie dem 13-jährigen Kino antreten.
Zu den weiteren erfolgreichen kanadischen Reitern und Reiterinnen, die auf der Teilnehmerliste stehen, gehören Tiffany Foster, Kara Chad, Mario Deslauriers sowie Erynn Ballard.
Der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Max Kühner, ist der einzige österreichische Teilnehmer. Kühner bringt Eic Coriolis des Isles mit nach Spruce Meadows. Mit dem neunjährigen französischen Hengst wird er am CP ‚International‘, presented by Rolex, teilnehmen, der nächsten Etappe seiner Rolex-Grand-Slam-Reise.
Die Gewinnerin des CP 2019 ‚International‘, presented by Rolex, Beezie Madden, gehört dem US-Kader an und reist mit ihrem 15-jährigen Hengst, Breitling LS, aus der La Silla-Zucht zum Turnier. Maddens Landsmann, der viermalige olympische Mannschaftsmedaillengewinner McLain Ward, reist mit seiner Silbermedaille von den Spielen 2020 in Tokio im Gepäck nach Calgary und hofft auf einen weiteren Erfolg in Spruce Meadows mit Kasper van het Hellehof und HH Azur.
Kein Neuling in Spruce Meadows ist nach ihrer Teilnahme am ‚Masters‘ 2019 die 23-jährige Nachwuchsreiterin aus Belgien, Zoé Conter. Sie wird mit ihrem 12-jährigen Hengst, Davidoff De Lassus, und ihrer 12-jährigen Stute, Dolitaire Chavannaise, in den 5*-Prüfungen antreten.
Live Contender Interview mit:
Max Kühner
Wie ist es Ihnen ergangen, seit Sie im April den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen haben?
Grundsätzlich geht es mir gut, wenn man bedenkt, dass wir nach den verschiedenen Lockdowns eine Menge Turniere hatten. Nach Den Bosch bin ich mit Elektric Blue als nächstes in Madrid angetreten, wo er den Mannschaftswettbewerb der Global Champions League gewinnen konnte. Danach ist er beim Knokke Hippique mit dabei gewesen, wo er den dritten Platz beim Rolex Grand Prix geholt hat. In Monaco habe ich eines meiner Nachwuchspferde namens Eic Coriolis des Isles geritten, der im Grand Prix auf Platz Zwei gesprungen ist. Und schließlich ist Elektric Blue Vierter beim Grand Prix in Valkenswaard geworden, was eine gute Vorbereitung auf die Europameisterschaft war. Als nächstes steht der CHIO Aachen an. Wir lieben und genießen, was wir tun. Solange alles gut funktioniert, geht es also weniger um Arbeit, sondern mehr um Leidenschaft. Hinweis: Der Text wird nach der Europameisterschaft veröffentlicht, muss also entsprechend aktualisiert werden.
Sie sind aktueller Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping – welche Strategie verfolgen Sie für das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’?
Ich werde Eic Coriolis des Isles mit nach Spruce Meadows nehmen, einen neunjährigen französischen Hengst, der wie bereits gesagt im Juli beim Grand Prix in Monaco Zweiter geworden ist. Ich reite ihn bereits, seitdem er sieben ist, und kenne ihn daher schon eine ganze Weile. Er hat noch nie an einem Grand Prix wie dem in Spruce Meadows teilgenommen, daher wird es interessant sein zu sehen, wie ihm die eindrucksvolle Turnierarena gefällt. Ich denke, ich werde mit ihm vor dem Grand Prix an zwei Prüfungen teilnehmen, einfach damit er sich an die ganze Situation gewöhnen kann – ich hoffe also, dass er gut vorbereitet ist.
Eic Coriolis des Isles zeigt gewöhnlich gute Leistungen im Freien. Er hat einen hervorragenden Charakter und ist erstaunlich mutig. Allein vom Körper her ist er sehr leistungsfähig, das Springen ist für ihn also sehr einfach – er scheint schier endloses Potenzial zu haben und er hat gute Reiteigenschaften. Natürlich hat er nicht viel Erfahrung und er braucht in der Regel ein oder zwei Tage, um sich an einen neuen Ort zu gewöhnen. Aber er hat eine sehr große Sprungweite und ist nicht schreckhaft oder scheu. Ich denke, Spruce Meadows dürfte ihm also gefallen.
In diesem Jahr liegen die Turniere sehr eng beieinander, daher werde ich Elektric Blue P mit zum CHIO Aachen nehmen, denn das Turnier folgt direkt auf CSIO Spruce Meadows. Wir können uns glücklich schätzen, mit ihm ein Pferd zu haben, das in der Lage ist, einen Grand Prix in der Rolex Grand Slam-Serie zu gewinnen. Wenn wir mehrere von ihnen gewinnen wollen, dann würden wir normalerweise immer dieses eine Pferd wählen. Aber ich denke, es ist zu viel, Woche für Woche das gleiche Pferd springen zu lassen – vor allem bei diesen langen Distanzen zwischen den Veranstaltungsorten.
Welche anderen Pferde werden Sie mit nach Spruce Meadows mitnehmen und auf welche Ihrer Nachwuchstalente sind Sie besonders gespannt?
Als zweites Pferd werde ich Vancouver Dreams mit nach Spruce Meadows nehmen, die ich schon seit über fünf Jahren kenne, also seitdem sie fünf ist. Sie ist ein sehr vorsichtiges Pferd mit einem großen Galoppsprung, das die großen Arenen mag. Sie ist außerdem sehr schnell, ich hoffe also, dass wir mit ihr einen Sieg davontragen können. Eic Coriolis des Isles ist noch jung, ich setze also große Hoffnungen in ihn. Wir haben auch noch Eic Cooley Jump the Q, ein irisches Pferd, vom dem ich einiges erwarte. Er ist erst acht Jahre alt und wir beginnen gerade erst, uns mit ihm an die größeren Prüfungen heranzutasten. Vielleicht nehmen wir ihn also mit zum CHIO Aachen. Es gibt noch eine Reihe weiterer vielversprechender Nachwuchspferde, wie Eic Ambiance Du Seigneur – er ist erst sieben, aber ein hervorragendes Springtalent. Dann gibt es eine achtjährige Stute namens Neugschwents Concordia, die ein sehr vorsichtiges Pferd ist und wahrscheinlich noch etwas länger brauchen wird. Insgesamt verfügen wir für die Zukunft also über einige wirklich tolle Nachwuchspferde, die sich prächtig entwickeln.
Meet the Next Gen mit:
Michael Pender
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021, und was möchten Sie erreichen?
Die Pferde waren in diesem Jahr ziemlich erfolgreich und ich bin jetzt auf Platz 55 der Weltrangliste, was großartig ist. Gegen Ende des Jahres würde ich gerne an ein paar WM-Qualifikationsspringen teilnehmen. Anschließend beginne ich mit der Vorbereitung auf nächstes Jahr, um zu versuchen, 2022 noch besser abzuschneiden. Ich würde gerne wieder in Genf antreten – ich war 2019 dort und es ist eines der besten Turniere, an denen ich je teilgenommen habe.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Hhs Burnchurch war in diesem Jahr sehr gut und ich habe auch einen Neunjährigen namens Hhs Fast Forward, der wirklich gut gesprungen ist. Hinzu kommt ein weiterer Neunjähriger namens Hhs Javas Gucci, der ebenfalls fantastisches Talent zeigt. Wir haben also ein paar gute Nachwuchspferde, die sich nach oben arbeiten und hoffentlich in Zukunft tolle Leistungen vollbringen werden. Zwei meiner Pferde, Hhs Burnchurch und Hhs Fast Forward, sind Brüder – sie sind sich vom Charakter her sehr ähnlich und teilen viele Charakterzüge und Eigenheiten. Wenn du sie reitest, weißt du einfach, dass sie beide bestimmte Dinge auf dem Hof oder in der Arena genau im Auge behalten werden. Das ist schon lustig. Beide sind sehr talentiert und Burnchurch blieb beim Rolex Grand Prix in Genf 2019 sowie bei ein oder zwei anderen 5*-Grand Prix fehlerfrei. Ich bin auch gerade in Dublin angetreten, mit einem sehr guten sechsjährigen Pferd namens Hhs Corneta. Sie sprang dort wirklich gut und ich denke, sie hat gute Chancen, in Zukunft Grand Prix-Pferd zu werden.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er hat meiner Meinung nach Erstaunliches für den Springsport geleistet. All diese Turniere zusammenzubringen und so viel Preisgeld zu auszuschreiben, ist einfach unglaublich. Ein Gewinn des Rolex Grand Slam ist sehr schwierig, es wirklich eindrucksvoll, dass Scott [Brash] es geschafft hat. Ich bin gespannt, ob es in Zukunft noch jemand anderem gelingen wird, den Rolex Grand Slam zu gewinnen. Alle zugehörigen Turniere sind großartige Veranstaltungen und feste Termine im Springreitkalender. Eine Teilnahme allein ist in meinen Augen bereits eine große Errungenschaft, aber einen Major zu gewinnen, wäre echt fantastisch. Der Rolex Grand Slam bietet unserem Sport ein absolutes Highlight: Eine Woche springt man in Genf, dann in ’s-Hertogenbosch, und dann in zwei der größten Grasarenen der Welt. Ich springe lieber im Freien und obwohl Genf eines der eindrucksvollsten Turniere ist, bei denen ich jemals dabei war, finde ich die großen Grasarenen doch einfacher.
Was haben Sie im Laufe der letzten 18 Monate gelernt und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich habe gelernt, dass es definitiv nicht schaden kann, einem Pferd eine Auszeit zu gönnen. Weil unsere Pferde nicht jede Woche auf Turnieren gewesen sind, konnten sie sich in den vergangenen 18 Monaten deutlich weiterentwickeln. Mir ist klar geworden, dass wir die Pferde nicht drängen sollten – sie brauchen Zeit und werden mit dem Alter immer noch besser. Ich habe mehr Zeit zu Hause mit meiner Familie und den jungen Pferden verbracht, was sehr schön gewesen ist. Ein paar Mal die Woche zu Hause zu Abend zu essen und die Nachwuchspferde öfter selbst zu reiten, war ein echter Pluspunkt in den letzten anderthalb Jahren. Diese Dinge geraten schnell in Vergessenheit, wenn wir jede Woche auf Turnieren sind und viel los ist. Und obwohl es eine sehr schöne Zeit war, die wir zusammen zu Hause hatten, ist es auch wirklich toll, zurück auf den Turnieren zu sein und wieder loslegen zu können.
Die Ergebnisse der Sommersaison
Zwischen den ersten beiden Rolex Grand Slam Majors des Jahres 2021 – The Dutch Masters im April und dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ im September – fanden nicht weniger als fünf hochkarätige Springturniere statt, die jeweils einen prestigeträchtigen Rolex Grand Prix zu ihrem Höhepunkt zählen durften. Die Spitzenklasse der Veranstaltungen brachte erneut die besten Reiter und Pferde der Welt zusammen.
Der 1,60 m hohe Rolex Grand Prix presented by Audi bildete den Abschluss des spannenden fünftägigen Turniers Knokke Hippique, das vom 23. bis 27. Juni im Nordwesten Belgiens stattgefunden hat. Neun Reiter sicherten sich zunächst einen Platz im Stechen. Doch Lokalmatador Jérôme Guery, der mit seinem Team bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio die Bronzemedaille gewonnen hat, erwies sich mit seinem braunen Hengst Quel Homme de Hus letztendlich als deutlich zu stark für den Rest des Feldes und landete mit mehr als sechs Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten und Rolex-Markenbotschafter Kevin Staut auf Platz Eins.
Die Besucher der Royal Windsor Horse Show in der berühmten Castle Arena im Schatten von Windsor Castle kamen am 4. Juli in den Genuss des überragenden reiterlichen Könnens eines weiteren örtlichen Publikumslieblings: Ben Maher und sein außergewöhnlich talentierter Hengst Explosion W sicherten sich den Sieg im CSI5* Rolex Grand Prix vor dem Schweizer Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat. Der Brite sicherte sich kurz darauf den Olympischen Spielen 2020 in Tokio auf seinem treuen Begleiter die Goldmedaille in der Einzelwertung.
Beim The Masters of Chantilly wurde Rolex als offizieller Sponsor, offizieller Zeitnehmer und Titelsponsor des Grand Prix ein herzliches Willkommen bereitet. Das Turnier fand vom 6. bis 11. Juli auf den gepflegten Rasenflächen des Hippodrome de Chantilly statt, wo Nicolas Delmotte das Thema des Lokalmatadors auf brillante Weise fortführte. Der Franzose siegte auf seinem Wallach Urvoso du Roch mit 0,36 Sekunden Vorsprung vor dem Schweizer Martin Fuchs, einem weiteren Rolex-Markenbotschafter, der sich mit Platz zwei zufrieden geben musste.
Die Smaragdküste der Bretagne bot vom 15. bis 18. Juli eine wirklich malerische Kulisse für das Jumping International de Dinard, wo Martin Fuchs seine Enttäuschung von Chantilly dank einer hervorragenden Leistung wieder wettmachen konnte. Der aktuelle Einzel-Europameister trat dieses Mal auf seinem Wallach Connor 70 an und schlug den Iren Denis Lynch um eine Nasenlänge im letzten Turnier-Event, dem CSI5* Rolex Grand Prix de Dinard.
Am Sonntag, den 29. August 2021, stand bei den Brüsseler Stephex Masters mit dem CSI5* Rolex Grand Prix presented by Audi der Höhepunkt der Veranstaltung auf dem Programm. In dem von Uliano Vezzani gestalteten Parcours mit 13 Hindernissen gelang es neun Reitern, sich mit einer fehlerfreien Runde für das Stechen zu qualifizieren. Und das war spannend! Am Ende setze sich Jessica Springsteen aus den USA mit ihrer 14-jährigen Stute Rmf Zecilie mit einer Zehntelsekunde Vorsprung vor Daniel Deusser aus Deutschland durch. Lorenzo de Luca aus Italien kam mit rund einer Sekunde Rückstand den dritten Platz.
Breeders Uncovered with the Studbook La Silla
Erzählen Sie uns etwas über die Geschichte von La Silla.
Pilar Cepeda Yzaga (P) – „Alfonso Romo gründete La Silla in Monterrey, Mexiko. Damals hatten wir das große Glück, talentierte Stuten wie Doreen LS – die bei den Olympischen Spielen antrat – auf dem Gestüt zu haben. Als die Stuten älter wurden und nicht mehr an Turnieren teilnahmen, fühlten wir uns so privilegiert, mit ihnen angetreten zu sein, und waren dankbar für alles, was sie für uns getan hatten, dass wir sie nicht verkaufen wollten. Wir entschieden uns stattdessen, sie zur Zucht zu nutzen. Das war der Anfang von La Silla. Im Laufe der Jahre wurde das Zuchtprogramm erweitert, als Poncho [der Spitzname von Alfonso Romo] erstklassige Springstuten wie Dollar Girl kaufte Dollar Girl, Renata, Carrera, Quinta, and Olympica.
„Als wir La Silla gründeten, war es aufgrund der Zollbestimmungen noch unmöglich, Samen aus dem Ausland zu beziehen. Deshalb gibt es in Frankreich einige La Silla-Pferde. Jedes Jahr schickten wir einige der Stuten nach Frankreich, um ein oder zwei Fohlen von verschiedenen Hengsten zu bekommen. Die Zollregeln haben sich in letzter Zeit geändert und in den vergangenen zwei Jahren konnten wir Samen aus Europa importieren. Ich persönlich denke, dass dies die Zucht in Mexiko bedeutend verändern wird.“
Auf welchen Moment in der Geschichte von La Silla blicken Sie mit dem größten Stolz zurück?
P – „Das lässt sich unmöglich auf nur einen Moment beschränken. Wir hatten enormes Glück, so wunderbare Pferde und Ergebnisse mit dem La Silla-Zuchtprogramm hervorbringen zu können. Ein Moment, auf den wir unglaublich stolz waren, war die Teilnahme von Rodrigo Pessoa mit Rebozo LS an der Weltmeisterschaft. Das war für ein bedeutsamer Augenblick.“
„Unsere Pferde treten für zahlreiche Nationen bei den größten und besten Turnieren an. Natürlich sind wir sehr stolz auf diese Pferde, aber wir sind auch sehr zufrieden und stolz, wenn wir unsere Pferde auf den kleineren nationalen Turnieren oder mit jungen Reitern springen sehen. Zum Beispiel hat eine Stute von La Silla kürzlich eine Goldmedaille bei der North American Youth Championship in Michigan gewonnen. Es ist wirklich unmöglich, einen Moment auszuwählen – man erinnert sich voller Leidenschaft und Gefühl an alle von ihnen.“
Alejandra Romo Garza Lagüera (A) – „Wir hatten Glück, so viele stolze Momente zu erleben. Breitling LS, der von Bezzie Madden geritten wird, ist auf La Silla geboren. Das Paar hat einige hervorragende Ergebnisse erzielt, darunter Team- und Einzelbronze bei den Panamerikanischen Spielen 2019. Oder auch Chela LS, die so wunderbar von Ashlee Bond Clarke beim 1-Million-Dollar-Grand Prix von HITS Thermal 2014 geritten wurde.“
Können Sie erläutern, wie der Zuchtbetrieb auf La Silla aussieht?
P – „La Silla besteht aus einem Gestüt und Hof. Wir verfügen über hervorragende Veterinäreinrichtungen vor Ort mit erstklassigen Experten, wie etwa Juan José Vazquez, unserem leitenden Pferdegynäkologen. Er kümmert sich um die Embryonen und übernimmt eine Schlüsselrolle in unserem Zuchtprogramm. Wir haben auch das Glück, auf die Unterstützung von Experten aus Europa und den USA zählen zu dürfen, die uns beraten, damit wir weiter dazulernen und unser Programm hier in Mexiko weiter verbessern können. Dr. Irwin Liu in den USA hat uns alle notwendigen Kenntnisse in Bezug auf den korrekten und angemessenen Umgang mit Embryonen vermittelt.“
„Wir züchten erst mit Stuten, wenn diese vier Jahre alt sind, was in Europa ungewöhnlich ist, denn dort wird viel früher mit der Zucht begonnen. Wir glauben aber, dass die Pferde mehr Zeit brauchen, um zu wachsen und sich zu entwickeln, bevor sie Fohlen bekommen. Wir kennen alle Stuten in- und auswendig, da wir sie reiten, mit ihnen antreten und uns um sie kümmern. So wissen wir genau, welche Pferde zur Zucht genutzt werden sollten, um weiterhin die besten Fohlen heranzuziehen.“
A – „Wir haben eine Menge Mitarbeiter, die für uns am Programm arbeiten, dazu gehören Stallpersonal, Tierärzte, Reiter und so weiter. Wir stellen die Pferd-Reiter-Paare anhand ihrer individuellen Eigenschaften zusammen und bewerten diese Partnerschaft im Laufe der Zeit. Bei der Ausbildung verfolgen wir einen sehr rücksichtsvollen Ansatz und warten im Gegensatz zu anderen, bis die Pferde vier oder fünf Jahre alt sind. Diese Entscheidung wird in Zusammenarbeit mit unserem Veterinärteam getroffen, das uns in Bezug auf die Knochenstruktur und den Körperbau zu jedem Pferd berät. Unsere Tierärzte sind wirklich erstklassig und wir haben oft Pferde, die von außerhalb zu uns kommen, um von unserem Team betreut zu werden.“
Hatten Sie jemals unerwartete Ergebnisse aus dem Zuchtprogramm?
A – „Einmal hatten wir eine Stute, die etwas langsamer war. Meiner Meinung nach musste sie mit einem Pferd gepaart werden, das viel „Blut“ hat. Mein Bruder wählte einen Hengst, der überhaupt nicht viel Blut hatte. Ich dachte, er hätte den falschen Hengst gewählt, aber das Fohlen hatte tatsächlich viel Blut, was eine nette Überraschung war. Am Ende des Prozesses sprechen wir immer ein Gebet und vertrauen darauf, dass alles zum Besten sein wird.“
P – „Man kann die beste Stute und den besten Hengst wählen, aber letztendlich spielen Natur und Gott immer eine so entscheidende Rolle, dass sich das Ergebnis nicht vorhersagen lässt.“
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?
P – „Ja, das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Leider können wir als Züchter nicht alle unsere Pferde behalten. Wir behalten nur die Stuten, die ausgezeichnete Blutlinien haben. Ein wichtiger Aspekt dieses Geschäfts ist es, das Vertrauen der Leute zu gewinnen und sich einen guten Ruf aufzubauen. Daher ist dieser Prozess von entscheidender Bedeutung. Man muss bei allem, was die Pferde angeht, aufrichtig und ehrlich sein.“
A – „Ich stelle gerne viele Fragen, wenn jemand kommt, um eines unserer Pferde zu kaufen. Ich muss nachvollziehen können, um welche Art von Reiter es sich handelt und welche Anforderungen dieser hat. Amateure und Profis haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse und wollen etwas ganz anderes von ihren Pferden. Also ist es entscheidend, die Person wirklich zu verstehen, wenn man Pferd und Reiter zusammenbringt. Wir freuen uns, wenn unsere Pferde ihr volles Potenzial entfalten können, daher ist die Zuordnung des richtigen Reiters zum richtigen Pferd für uns ein sehr wichtiger Prozess.“
Wie viele Pferde züchten Sie normalerweise im Jahr?
P – „La Silla selbst züchtete früher 120 Fohlen. Aufgrund der Pandemie haben wir diese Zahl jetzt auf etwa die Hälfte reduziert. Es gibt weniger Turniere und daher weniger Nachfrage, deshalb züchten wir weniger Fohlen.“
A – „Ich würde sagen, dass etwa 50 [pro Jahr] in den letzten Jahren normal waren.“
Welche anderen Ambitionen haben Sie für La Silla? Warum tun Sie, was Sie tun?
P – „Alfonso Romo hat es möglich gemacht, dass Mexikaner erstmals über gute Pferde verfügten. Als La Silla gegründet wurde, traten mexikanische Reiter hauptsächlich mit Vollblutpferden beim Springreiten an. Diese konnten jedoch nicht auf demselben Niveau mithalten wie die Warmblüter, die in Frankreich und Deutschland gezüchtet wurden. Poncho entschied, dass wir den Pferdesport in Mexiko fördern müssen, und das ist einer der Gründe, warum La Silla ins Leben gerufen wurde und immer noch aktiv ist. Wenn Sie sich die Ergebnisse der nationalen Turniere und Meisterschaften in Mexiko ansehen, werden Sie zahlreiche La Silla-Pferde auf den Spitzenplätzen finden.“
„Viele der besten Reiter der Welt begannen ihre Karriere bei La Silla, und wir wollen sie nun wieder zurücklocken. Es ist eine Herausforderung, weil Mexiko so weit weg ist. Wir wollen ein Turnier schaffen, das der Inbegriff von Eleganz, Anmut und Spitzensport ist, um die besten Pferde- und Reiterpaare nach Mexiko zu holen.“
A – „Wir würden gerne ein Spitzenturnier bei uns veranstalten. Wir möchten es Aachen oder Spruce Meadows gleich tun und einen wirklich besonderen Veranstaltungsort schaffen und als eines der weltbesten Turniere anerkannt werden.“
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
A – „Ich denke, der weltweite Ruf von Rolex ist enorm. Die Marke Rolex steht für Beständigkeit und Präzision, und die Turniere spiegeln dies wider. Sie sind eine Inspiration für uns und andere und verkörpern das, was auch wir erreichen möchten. Der Rolex Grand Slam hat so viel bewirkt, nicht nur für das Springreiten, sondern für alle Pferdesportdisziplinen.“
P – „Er hat meiner Meinung nach unglaublich viel für den Sport getan. Reiter und Besitzer wollen unbedingt mit dabei sein, sie planen also oft ihr ganzes Jahr so, dass sie bei diesen Wettbewerben antreten können. Ich glaube, dass junge Reiter eher davon träumen, ein Rolex Grand Slam-Event zu gewinnen, als eine olympische Medaille. Für La Silla ist es eine Inspiration, an diesen hochkarätigen Turnieren teilzunehmen.“
Welcher der vier Majors gefällt Ihnen am besten und warum?
P – „Aachen ist für mich etwas ganz Besonderes. Der Veranstaltungsort ist unglaublich, und ich bin selbst schon dort gesprungen, also hat er einen besonderen Platz in meinem Herzen. Spruce Meadows hat so viel für mexikanische Reiter getan, denn dort treten Nachwuchstalente ebenso wie erfahrene Profis an. So konnten unsere Reiter auf dem Top-Level des Sports konkurrieren, was von unschätzbarem Wert ist.“
A – „Aachen ist wirklich toll. Es ist nicht nur das Turnier, sondern alles: das Essen, die Landschaft, die Musik. Ich bin selbst nie dort geritten, aber ich habe meinem Vater, meiner Schwester und meinem Bruder dort zugesehen. Als ich elf Jahre alt war, trat ich als junger Reiter beim Spruce Meadows ‚Masters‘ an. Meine ganze Familie hat dort teilgenommen, also haben wir viele schöne Familienerinnerungen an das Turnier. Ich muss sagen, dass alle vier Majors etwas Besonderes sind, und jedes Turnier hat mich auf eine einzigartige Weise berührt.“
Gibt es eine Person, die La Silla inspiriert hat?
P – „Wir sind Arno Grego unglaublich dankbar, der zusammen mit dem pensionierten britischen Armeeoffizier Harry Confort La Silla aufgebaut hat. Das Turniergelände lag früher mitten in der Wildnis, aber er hatte die Vision und machte den Ort zu dem, was er heute ist.“
A – „Es ist schwierig, nur eine Person zu wählen. Mein Vater ist ein großes Vorbild in meinem Leben. Und auch Pilar – sie kennt jedes Pferd ganz genau, einschließlich seiner Blutlinien seit fünf Generationen. Mit solcher Leidenschaft und Perfektion leitet sie auch das Zuchtprogramm.“
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
P – „Man sollte jeden Tag sein Bestes geben und darauf vertrauten, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt. Mit den Pferden muss man sanft, geduldig und direkt sein.“
A – „Du musst wieder aufstehen, wenn du fällst. Jemand hat mir einmal gesagt: ‚Wenn du an einem dunklen Ort bist, musst du zum Licht der Führungspersönlichkeiten in der Welt aufschauen. Sie mussten viele Male kämpfen und von vorne beginnen. Lerne aus ihrer Beharrlichkeit.“
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere im Pferdesport anstrebt?
A – „Den Rat, den ich meinem Sohn gegeben habe, der gerade mit dem Reiten begonnen hat: Sei geduldig, bleib dran und höre auf deinen Instinkt. Ich halte auch viel davon, den erfahrenen Reitern zuzusehen. Man kann dabei so viel lernen, gerade auf dem Trainingsplatz. Pilar liest viel über Zuchtlinien, Gebäude und die Routinen erfolgreicher Reiter. So hat sie sich unschätzbares Wissen angeeignet.“
P – „Ich glaube, man muss zuhören und aus den Ratschlägen lernen, die man erhält. Finde jemanden, dem du vertraust und zu dem du eine Verbindung aufbauen kannst. Das ist eine gute Grundlage, um erfolgreich zu sein.“
Next Gen Interview mit
Justine Tebbel
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021, und was möchten Sie erreichen?
Mein bestes Pferd hat sich sich im Frühling eine Verletzung zugezogen. Ich habe im Moment zwar einige Nachwuchspferde, aber meine Pläne und Ziele für dieses Jahr sind daher etwas in der Schwebe. Ich möchte vor allem daran arbeiten, die jungen Pferde in die nächste Stufe aufsteigen zu lassen. Mein ältestes Pferd ist neun Jahre alt und ich habe begonnen, mit ihm bei den 2*- und 3*-Prüfungen anzutreten. Ich versuche, ihn genau wie meine jüngeren Pferde auf die größeren Veranstaltungen vorzubereiten und zu sehen, wie er sich schlägt. Sein Name ist Cote de Pablo und ich habe mit ihm bereits an einigen internationalen Turnieren teilgenommen. Bevor ich ihn Ende vergangenen Jahres übernommen habe, wurde er von meinem Bruder geritten – wir treten also in diesem Jahr erstmals zusammen bei den größeren Prüfungen an. Unser erster gemeinsamer 2*-Grand Prix hat im Juni diesen Jahres in Knokke stattgefunden und ich habe mich sehr gefreut, im Parcours fehlerfrei zu bleiben, zumal ich mir nicht allzu hohe Ziele gesteckt hatte. Geplant ist, ihn im Herbst für drei Wochen nach Spanien mitzunehmen, und ich hoffe, dass ich ihn in einigen der größeren Prüfungen weiterentwickeln kann.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Ich habe ein paar sehr unerfahrene Pferde, die ich bisher nur auf einigen kleineren deutschen Turnieren gezeigt habe. Ich möchte diese Pferde mit nach Spanien nehmen, um ihnen etwas internationale Erfahrung zu geben. Einer davon ist der Nachkomme von Don Diarado, einem der Pferde meines Bruders. Ich habe ihn im vergangenen Jahr bekommen und er war noch unglaublich grün hinter den Ohren – er schaffte es nicht mal, einen Parcours zu absolvieren. Mittlerweile habe ich angefangen, ihn zu einigen kleineren internationalen Turnieren mitzunehmen. Ich habe auch noch einen Vierjährigen und einen weiteren Fünfjährigen, die beide ebenfalls sehr unerfahren sind. Beide haben also noch eine lange Ausbildung vor sich!
Am liebsten reite ich entspannte Wallache. Für mich sind Hengste immer etwas ganz Besonderes, da sie viel Aufmerksamkeit erfordern – bei Turnieren ebenso wie auf dem Gestüt. Das gleiche gilt für Stuten. Wallache sind normalerweise die entspanntesten, und ich schätze, da bin ich ihnen sehr ähnlich, denn ich bin ebenfalls sehr locker drauf. Cote de Pablo ist ein Wallach und er kann manchmal etwas nervös sein, wenn ich ihn reite, aber im Stall ist er sehr entspannt. Ich habe auch einen sechsjährigen Wallach, ebenfalls ein Nachkomme von Don Diarado, und ich muss sagen, auch er ist sehr locker.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Ich denke, der Rolex Grand Slam bedeutet für uns Reiterinnen und Reiter jede Menge Motivation. Jedes Springsporttalent sollte ihn meiner Meinung nach zu seinen Zielen zählen. Für mich wäre es ein Traum, eines Tages bei einem Rolex Grand Prix anzutreten. Aber dafür muss man natürlich ein Pferd haben, das man bis auf 5*-Grand Prix-Niveau aufbauen kann. Er liefert auch große Motivation für die Besitzer, die einerseits natürlich vom Geld angelockt werden, aber auch möchten, dass ihre Reiter auf höchstem Niveau antreten. Genau das ermöglicht der Rolex Grand Slam.
Was haben Sie im Laufe der letzten 18 Monate gelernt und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich hatte wirklich Glück, denn die Situation rund um COVID-19 hat sich für mich nicht wirklich als problematisch erwiesen. Schließlich konnte ich zuhause bleiben und Zeit mit meiner Familie auf unserem wunderschönen Gestüt verbringen. Ich habe viel Zeit mit meinen jüngeren Pferden verbracht – viel mehr als wenn wir die ganze Zeit über an internationalen Turnieren teilgenommen hätten, denn dann sind wir die ganze Woche unterwegs.
Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte ich einen schweren Unfall, bei dem ich mir den Lendenwirbel gebrochen habe. Seither bin ich viel vorsichtiger geworden. Vor ein paar Jahren hatte ich vor nichts Angst und wäre jedes Pferd geritten, ohne darüber nachzudenken. Aber jetzt bin ich viel vorsichtiger geworden – ich habe keine Angst, ich gehe einfach bewusster mit Situationen um. Heute bin ich glücklich, wenn ich gesund bin und reiten kann. Ich weiß die guten Zeiten also definitiv besser zu schätzen.
Züchter im Gespräch mit:
Grégory Wathelet
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Meine früheste Erinnerung an den Reitsport ist die Teilnahme an meinem ersten Turnier, als ich sieben Jahre alt war. Das war ein Lokalturnier in der Nähe von Lüttich, Belgien, wo ich aufgewachsen bin. Die Hindernisse waren so niedrig, im Grunde nur eine Stange auf dem Boden, und obwohl ich Hilfe brauchte, um durch den Parcours zu kommen, fand ich es einfach nur toll.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Es wäre ziemlich einfach für mich, die [Mannschafts-]Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen zu nennen. Das war ein ganz besonderer Moment für mich, mein Land, mein Team und den Sport in Belgien. Aber ich denke, der stolzeste Moment meiner bisherigen Karriere ist mein Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen 2017. Es war immer ein Traum von mir, dort zu gewinnen, und meine Gefühle, als ich gewonnen hatte, sind nicht in Worte zu fassen. Aachen ist ein so besonderer Ort, dass ich mich in diesem Jahr dazu entschieden habe, anstelle bei den Europameisterschaften in Riesenbeck in der Aachener Soers zu starten – so unglaublich toll ist es da.
Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?
Mein Vater war eine große Inspiration, er war schon vor mir in der Zucht tätig. Ich habe vor vier Jahren angefangen, als ich den Hof meiner Eltern gekauft habe. Dann hatte ich die notwendige Anlage dafür, mit 28 Hektar Feldern, 60 Ställen und Trainingsmöglichkeiten drinnen und draußen. Da ich ausgezeichnete Stuten und Hengste habe, dachte ich, ich sollte es einfach mal ausprobieren, und dann habe ich mich schnell in die ganze Sache verliebt.
Können Sie zusammenfassen, was die wichtigsten Elemente der Zucht eines Spitzen-Springpferdes sind?
Zucht und Verkauf von Sportpferden sind grundverschieden. Für den Springsport brauchen wir schnelle, kluge und vorsichtige Pferde. Bei den Olympischen Spielen zum Beispiel waren die Spitzenpferde in der Lage, sich der Herausforderung zu stellen und erfolgreich zu sein. Für den Verkauf, der jedes Jahr etwa 95 Prozent der Pferde ausmacht, braucht man ein entspanntes und mutiges Pferd, das ein gutes Gebäude hat und „auffällt", damit es sich leichter verkaufen lässt. Ich stehe erst am Anfang des Prozesses, ich lerne also noch.
Ich habe die meisten Stuten auf hohem Niveau und in Grands Prix geritten, daher kenne ich sie sehr gut. Die Mehrheit der Hengste habe ich ebenfalls geritten. So kann ich sie anhand ihrer Eigenschaften zuordnen. Manche Züchter schauen gerne auf die Geschichte der Blutlinien, aber ich schaue lieber auf die Gegenwart und das individuelle Talent, das sie haben.
Ist die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter für den Verkauf eines Pferdes von großer Bedeutung?
Ja, sogar von sehr großer Bedeutung. Ich versuche wirklich, das richtige Pferd mit dem richtigen Reiter zusammenzubringen. Manchmal bitten mich die Leute, ein bestimmtes Pferd ausprobieren zu dürfen, aber ich bin sehr ehrlich und sage: „Ich glaube nicht, dass das das richtige Pferd für Sie ist.“ Ich bin kein Verkaufsstall und das Glück von Pferd und Reiter sind mit wirklich wichtig. Darüber hinaus ist dieser Prozess sehr wichtig, wenn man ein Unternehmen aufbauen und sicherstellen will, dass die Menschen einem vertrauen.
Wie lange behalten Sie ein Pferd normalerweise, bevor Sie es verkaufen oder einreiten?
Wir verkaufen nicht viele Fohlen – normalerweise nur zwei oder drei, um einen Teil der Kosten zu decken. Ich verkaufe die Pferde nicht gerne, wenn sie jung sind, denn ich möchte sehen, wie sie sich entwickeln und heranreifen, wenn sie zwei oder drei Jahre alt sind. Die meisten bleiben, bis sie drei Jahre alt sind, nachdem wir mit Freispringen und Einreiten begonnen haben. Da ich erst vor relativ kurzer Zeit angefangen habe, ist dies auch das Stadium, in dem sich viele der Pferde gerade befinden.
Wie viele Pferde züchten Sie pro Jahr?
Das alles ist für mich noch sehr neu. In meinem ersten Jahr habe ich etwa zehn Fohlen gezüchtet, dieses Jahr waren es aber schon 34. Idealerweise möchte ich etwa 15 bis 20 Tiere züchten. In diesem Jahr haben wir mehr gezüchtet, da wir aufgrund der Pandemie viel mehr Zeit hatten, in den Prozess zu investieren.
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Zuchtprogramm?
Wir würden gerne ein oder mehrere Pferde haben, die auf höchstem Niveau springen. Das könnte auch potentiell mit mir als Reiter sein, was also sehr aufregend ist. Es ist bekannt, dass die Zucht sehr teuer ist, und es gibt viele Enttäuschungen. Es ist also wichtig, etwas zu haben, wovon wir träumen und worauf wir hinarbeiten können, damit wir nicht aufgeben.
Ich bin sehr stolz auf unsere bisherigen Fortschritte. Ich gebe bei allem, was ich tue, 100 Prozent, und ich habe in den letzten Jahren so viel gelernt. Langsam fange ich an, die züchterische Seite des Sports wirklich zu genießen. Ich habe mich definitiv mehr mit den mütterlichen und väterlichen Blutlinien beschäftigt und mich dafür interessiert – früher habe ich mir nur Gedanken darüber gemacht, ob das Pferd gut oder schlecht ist.
Gibt es ein Pferd, auf dessen Zucht Sie besonders stolz sind?
Vor neun Jahren haben mein Vater und ich eine Stute namens Argentina gezüchtet. Sie ist definitiv das Pferd, auf das wir am meisten stolz sind. Sie stammt von einer ganz „normalen" Stute ab, die gerade mit einem Amateurmädchen A-Springen gegangen ist, und von einem von meinem Vater ausgesuchten, nicht gekörten Hengst. Diese unerwartete Kombination führte zur Zucht eines Pferdes, das so toll ist, dass ich sie gerne „My Little Star" nenne. Sie springt jetzt 2* Grands Prix und hat die Belgischen Meisterschaften gewonnen. Ich weiß nicht, ob sie 5* Grands Prix springen wird, aber sie ist wirklich unglaublich.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er ist so wichtig für den Sport. Ich finde, dass die vier Turniere die Krone des Springsports sind. Sie haben alle eine großartige Atmosphäre und werden sowohl von Prominenten als auch von der breiten Öffentlichkeit besucht, was großartig für den Sport ist.
Von den Grand-Slam-Turnieren sind Aachen und Genf definitiv meine Favoriten. Die Austragungsorte und das Publikum sind fantastisch. Ich habe bei diesen Turnieren viele Male Nationenpreise und Große Preise gewonnen. Deshalb haben sie einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Meiner Meinung nach ist Genf das beste Hallenturnier, dort ist alles perfekt für die Pferde.
Wer war in Ihrer Karriere/Ihrem Leben Ihre größte Inspiration?
Ich war schon immer ein riesiger Fan von John Whitaker und davon, wie er seine Pferde reitet und managt. Aber es gibt nicht nur eine Person, die mich inspiriert. Im Laufe meiner Karriere habe ich mich von so vielen Menschen inspirieren lassen. Ich beobachte, höre zu und lerne von den Besten der Besten, und das hilft mir, mich weiter zu verbessern und dazuzulernen, um an der Spitze zu bleiben.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie im Laufe Ihrer Karriere erhalten haben?
Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass man hart arbeiten muss – und wenn man das tut, wird man erreichen, was man will. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich in der Pferdewelt oder der normalen Welt bewegt.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine professionelle Karriere im Springsport anstrebt?
Ich würde noch einmal betonen, wie wichtig dieser Ratschlag meiner Eltern ist. Auch wenn man nicht aus einem Pferdebetrieb kommt oder über große finanzielle Mittel verfügt, ist es möglich, seine Träume zu verwirklichen, wenn man hart dafür arbeitet. Zum Beispiel haben Jérôme Guery und ich beide auf diese Weise Medaillen bei den Olympischen Spielen gewonnen. Natürlich ist der Weg lang und hart, aber er macht einen stärker. Mit harter Arbeit ist alles möglich.
Next Gen Interview mit:
Jack Ryan
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021, und was möchten Sie erreichen?
Ich habe ein wirklich gutes neunjähriges Pferd namens BBS McGregor, mit dem ich vor zwei Wochen an der Spring-Europameisterschaft der FEI für Junge Reiter, Junioren und Children im portugiesischen Vilamoura teilgenommen habe. Wir konnten in der Einzelwertung Platz sieben belegen und haben Mannschaftssilber gewonnen, was mich sehr gefreut hat. Irgendwann in den nächsten Monaten würde ich BBS McGregor gerne in die nächste Stufe aufsteigen lassen, aber als neunjähriges Pferd ist es schwierig zu wissen, wie gut er wirklich ist. Wenn er auf das nächste Level aufsteigt, werden wir sehen, was wirklich in ihm steckt. Nach dem Turnier im französischen Saint-Lô hoffe ich, dass ich bei der FEI-Spring-Europameisterschaft in Riesenbeck, Deutschland, in der 3*-Klasse starten kann. Diese Woche nehme ich an einem Turnier in Deauville in Frankreich teil, anschließend an einem 2*-Turnier in Bolesworth. Zwei Wochen danach ist dann schon die Europameisterschaft in Riesenbeck.
Was ich mit der Young Riders Academy vorhabe, weiß ich noch nicht. Aber ich hoffe, dass ich beim CHIO Aachen starten darf – es wäre schön, dorthin zu fahren, da ich an diesem Turnier noch nicht teilgenommen habe. Ich würde auch gerne Ende des Jahres in Genf antreten, aber jeder braucht eine Chance, also wäre schon eines dieser Turniere fantastisch. Jack Whitaker hat die Wildcard für das Rolex Grand Slam-Turnier bei den Dutch Masters in 's-Hertogenbosch bekommen und hat sich mit dem Gewinn des Audi-Preises sehr gut geschlagen. Mein Traum für dieses Jahr ist es, bei einem großen 5*-Rolex-Grand-Slam-Turniere anzutreten.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Mein Toppferd ist BBS McGregor, den meine Mutter und ich gezüchtet haben – er ist nach dem Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor benannt. Als er zwei Jahre alt war, haben wir und große Sorgen um das Pferd gemacht. Alles, was er fraß, spuckte er wieder aus, und als wir ihn in seinen Stall brachten, konnte er nicht mehr aufstehen. Wir wussten nicht, was los war, und eine Woche später erschien eine Beule vorne auf seinem Gesicht. Meine Mutter dachte, es könnte Krebs sein, also haben wir den Tierarzt angerufen und ihn röntgen lassen. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass er von einem anderen Pferd getreten worden war. Dabei war ihm ein Zahn ausgeschlagen worden, der sich in die Maulhöhle gebohrt hat. Diese Schmerzen waren also die Ursache all seiner Probleme, die durch eine Operation aber behoben werden konnten. Also haben wir ihn BBS McGregor genannt, weil er ein Kämpfer ist, und sein Spitzname ist Lucky, weil er Glück hat, noch am Leben zu sein! Momentan tritt er in 1,50m-Prüfungen an und hat bereits einen 3*-Grand Prix absolviert. Ich hoffe, dass ich mit ihm als nächstes auf 5*-Niveau starten kann.
Eines meiner Pferde, das letzte Woche in Eschweiler mit am Start war, ist der zehnjährige Guminka. Er konnte sich in ein paar 2*-Grands-Prix platzieren, schlug sich dann aber an. Er erholt sich jetzt gerade davon. Ich denke, er hat viel Potenzial. BBS McGregor wäre das Pferd, das ich nehmen würde, wenn ich für eines der großen Rolex-Grand-Slam-Turniere ausgewählt würde. Das wäre sein erstes 5*-Turnier. Die Leute denken, ich sei verrückt, aber alles, was er bisher gemacht hat, lief so einfach.
Welchen positiven Beitrag hat der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport geleistet?
Einen riesigen Beitrag. Rolex ist ein riesiger Förderer des Springsports. Eine Initiative wie diese zu haben, ist für Reiter und Züchter einfach großartig. Die Züchter von Explosion W und Hello Sanctos sind für uns alle wegweisend, da sie auf olympischer Ebene und beim Rolex Grand Slam gewonnen haben. Das ist ein echter Ansporn, ein weiteres Pferd dieses Kalibers zu züchten. Unser Ziel ist es, BBS McGregor bei einem der Rolex Grand Prix springen zu lassen. Mit Ausnahme von diesem Jahr, in dem die Olympischen Spiele stattgefunden haben, steht der Rolex Grand Slam ganz oben auf der Liste jedes Reiters.
Was haben Sie im Laufe der letzten 18 Monate gelernt und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich habe gelernt, jeden Tag so zu leben, wie er kommt, und jeden Tag zu genießen, denn das Leben ist nicht mehr, wie es früher war. Hoffentlich wird es im nächsten Jahr wieder so weit wie möglich zur Normalität zurückkehren, aber es wird nie wieder genau so sein wie früher. Da ich für Shane Breen in Hickstead arbeite, war ich nicht so oft zu Hause, um meine Familie zu sehen, aber ich habe viel mehr Zeit im Stall verbracht. Wir haben den Pferden eine ganze Weile lang eine Pause gegönnt, was ihnen auch gut getan hat, denn in der Saison haben sie viel zu tun. Das Positive, was ich aus dem letzten Jahr mitnehme, ist: Es war gut, die jüngeren Pferde zu fördern und den älteren Pferden eine Pause zu gönnen.
ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING STÄRKT SEINE ONLINE-PRÄSENZ IN CHINA
Nicht erst im Zuge der Olympischen Spiele in Tokio hat der Springreitsport in Asien zunehmend an Bekanntheit gewonnen. Aufgrund dieses steigenden Interesses haben die Veranstalter des Rolex Grand Slam entschieden, sich zukünftig verstärkt auch an chinesische Reitsportfans zu wenden. Daher wird die offizielle Website der renommierten Turnierserie ab heute auch in die chinesische Sprache übersetzt.
Dank der brandneuen Version der Webseite stehen alle Menüpunkte ab sofort auch auf Mandarin zur Verfügung. Hier können sich die Fans über die vier Majors (The Dutch Masters, CHIO Aachen, CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ und CHI Genf) informieren, mehr über den aktuellen Titelanwärter erfahren und noch viele weitere Informationen über den Rolex Grand Slam of Show Jumping abrufen.
Und das ist noch nicht alles! In dem Bestreben, sich mit Fans auf der ganzen Welt auszutauschen, ist der Rolex Grand Slam ab sofort auch auf zwei neuen Social-Media-Plattformen aktiv: Sina Weibo und Douyin.
Auf diesen Plattformen werden exklusive Inhalte gepostet, die den Nutzern spannende Einblicke bieten undnatürlich auch alles über die Majors des Rolex Grand Slam näherbringen.
Die chinesische Version der Website finden Sie hier
Das Weibo-Konto finden Sie hier
Das Douyin-Konto finden Sie hier
Rolex Grand Slam Riders Watch
DIE SOMMERSAISON IST DA
Während der Countdown zum nächsten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping läuft, gibt es im Vorfeld des CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ vom 8. bis 12. September 2021 jede Menge Action, um die Vorfreude der Reitsportfans aus aller Welt anzustacheln.
Seit dem 23. Juni findet für einen Zeitraum von drei Wochen das von Rolex unterstützte Knokke Hippique statt. Bei dem Turnier kommen Pferde und Reiter aller Klassen zusammen – von den Nachwuchstalenten in den Wettbewerben für Jungpferde bis hin zu internationalen Weltklasse-Springreitern beim CSI3* Top Series Grand Prix, der jeweils am Sonntag stattfindet. Der Rolex Grand Prix fand am Sonntag, dem 27. Juni statt. Mit einer glänzenden Leistung sicherte sich Jérôme Guery den Sieg auf Quel Homme de Hus.
Vom 1. bis 4. Juli richten sich alle Augen auf die CHI Royal Windsor Horse Show, die auf dem Privatgelände des Windsor Castle stattfindet. Der Sieger des Rolex Grand Prix 2019, Henrik von Eckermann (SWE), tritt erneut in der berühmten Castle Arena an, um seinen Erfolg zu wiederholen. Dabei trifft er mit den Rolex-Markenbotschaftern Steve Guerdat (SUI) und Kent Farrington (USA) jedoch auf harte Konkurrenz, die das prestigeträchtige Turnier in der Vergangenheit ebenfalls gewinnen konnten. Der Rolex Grand Prix, der am Sonntag, den 4. Juli stattfand, wurde von Ben Maher und Explosion W gewonnen
Vom 8. bis 11. Juli trifft sich die Springreitgemeinde dann beim Masters of Chantilly, dessen Höhepunkt der Rolex Grand Prix am Abschlusstag sein wird. Die neue Veranstaltung, an der sich Rolex als Titelsponsor und offizieller Zeitnehmer beteiligt, findet vor dem Schloss Chantilly und seinen berühmten Ställen statt und verspricht, eine spektakuläre viertägige Veranstaltung zu werden.
Ab dem 30. Juli findet im Reitzentrum Val-Porée an vier Tagen das Jumping International de Dinard CSI5* statt, welches am Sonntag, dem 2. August, im Rolex Grand Prix gipfelt. Das Jumping International de Dinard ist nur einen Steinwurf vom Meer entfernt und bekannt dafür, ein hohes Maß an Präzision und eine gute Technik zu erfordern. Bei dem beliebten Turnier im internationalen Springreitkalender dürften wieder die weltbesten Pferd- und Reiterpaare antreten, um beim Rolex Grand Prix Ville de Dinard um den Sieg zu kämpfen.
Next Gen Interview mit:
Zoé Conter
Worauf haben Sie sich in letzter Zeit konzentriert und was sind Ihre Pläne und Ziele für 2021?
Ich möchte dieses Jahr wieder an 5-Sterne-Turnieren teilnehmen. Es ist jetzt über ein Jahr her, dass ich auf diesem Niveau mithalten konnte. Mein erstes Turnier ist bereits diese Woche in Knokke und umfasst 2*-, 3*- und 5*-Prüfungen. Eines meiner ersten Ziele ist es also, wieder auf 5*-Niveau zu reiten, eine solide Leistung zu zeigen und auf diesem Niveau wieder konkurrenzfähig zu sein. Ich würde auch sehr gerne an ein paar Rolex Grand Prix-Turnieren teilnehmen und dort gut abschneiden – das ist definitiv ein Ziel für dieses Jahr.
Für die 5*-Prüfung nehme ich mein Lieblingspferd Davidoff de Lassus – mit dem Spitznamen Dave – und Dawa de Greenbay mit. In den 3*-Prüfungen trete ich mit Univers du Vinnebus und Dolitaire Chavannaise an. Das sind meine vier besten Pferde im Moment.
Den Winter habe ich ja in Wellington verbracht. Seitdem ich zurück bin, bin ich bislang nicht wirklich sehr präsent gewesen. Ich habe zwar an ein paar Turnieren teilgenommen, aber mein Hauptziel war es, mich auf Knokke vorzubereiten. Ich wollte sicher sein, dass wir bestens für die kommende Woche aufgestellt sind. Ich blicke dem Turnier mit hohen Erwartungen entgegen, denn ich habe hart daran gearbeitet, in Topform zu sein. Für den Rest des Jahres möchte ich einfach gute Leistungen zeigen. Ich habe das Gefühl, deutlich schneller zu sein, seit ich mit meinem neuen Trainer Eric Lamaze arbeite. Wir trainieren seit Anfang Mai zusammen. Ich freue mich also auf dieses neue Kapitel und bin gespannt, wie es weitergeht.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Ich freue mich darauf, mein bestes Pferd Davidoff zu zeigen. Ich konnte mit ihm bisher überhaupt nicht an Turnieren teilnehmen, weil er seit vergangenem November verletzt fast sechs Monate außer Gefecht gesetzt gewesen ist. Es ist also auf jeden Fall sehr aufregend, ihn zurückzuhaben, da ich jetzt wieder in größeren Prüfungen antreten kann. Davidoff ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Er ist ein großes, sehr sprunggewaltiges Pferd und hat kein Problem mit großen Hindernissen. Er hat einen tollen Charakter und ist wie ein sanfter Riese. Er ist jeden Tag super frisch – es gibt keinen einzigen Tag, an dem er nicht motiviert ist. Er hat jede Menge Energie und zählt zweifellos zu meinen Favoriten.
Ich habe auch ein paar Acht- und Neunjährige, die turnierbereit sind. Ich freue mich darauf, diese vorzustellen, dazu gehört auch wie Dawa. Ich reite ihn seit zwei Jahren. Jetzt ist er neun Jahre alt und er zeigt echtes Talent. Er hat sein erstes 3*-Turnier in Florida absolviert, das hat er sehr gut gemacht. Ich bin sehr gespannt auf seine Leistung in diesem Jahr. Mit seinem Selbstbewusstsein und Springvermögen dürfte er ein tolles Grand Prix-Pferd werden, ich freue mich wahnsinnig darauf, mit ihm anzutreten.
Dann habe ich noch eine neunjährige Stute namens Ma Belle. Sie gehört ebenfalls zu meinen jüngeren Pferden, die sich gerade bei 2*- und 3*-Veranstaltungen beweisen. Sie ist ein wenig unerfahrener als die anderen, aber sie ist eine wirklich tolle Stute, also freue ich mich auch auf sie.
Und schließlich möchte ich natürlich auch meinen Hengst Univers vorzeigen. Ich reite ihn nun seit drei Jahren. Er ist mein Partner für die größeren Prüfungen und hat mit mir bereits ein paar 5*-Grand Prix absolviert. Ich habe in diesem Jahr wirklich eine sehr gute Auswahl, deshalb freue ich mich sehr auf die ersten Turniere und werde versuchen, in allen mein Bestes zu geben.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Der Rolex Grand Slam ist meiner Meinung nach eine sehr wichtige Turnierserie für das Springreiten. Sie ist sehr prestigeträchtig und umfasst vier große Veranstaltungen. Eine Teilnahme ist also für jeden Reiter eine tolle Gelegenheit. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass auch jüngeren Reitern die Chance geboten wird, an diesen Turnieren teilzunehmen. Ich durfte 2019 bei den CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ in Calgary antreten und das war eine unglaubliche Erfahrung. Es war wirklich aufregend – beim Grand Prix mitzureiten war einfach toll. Das lässt sich mit keinem anderen Turnier vergleichen. Dasselbe gilt für den CHIO Aachen, wo ich noch nicht angetreten bin. Aber wann immer ich dort bin, ist es wirklich beeindruckend. Die Tatsache, dass auch jüngeren Reitern diese Erfahrung ermöglicht wird, ist wirklich cool.
Scott [Brash] beim Gewinn des Rolex Grand Slam zuzusehen, muss sehr motivierend für die Reiter sein, die an allen vier Events teilnehmen. Er erhielt einen bedeutenden Bonus – ein guter Anreiz also, gute Ergebnisse zu erzielen und bei allen vier Prüfungen gut abzuschneiden. Diese Serie hat einen positiven Einfluss auf den Sport und diese Turniere sind diejenigen, für die wir Reiter hart arbeiten – immer in der Hoffnung, eines Tages dort antreten zu können.
Was haben Sie im Laufe des letzten Jahres gelernt – über sich selbst und allgemein – und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Mir ist bewusst geworden, wie sehr ich in diesem Sport erfolgreich sein möchte. Vor allem im vergangenen Jahr, als ich in Florida war und die Turniersaison wieder begann. Ich hatte ein paar wirklich schwierige Monate, in denen ich nicht besonders gut war, das war kein schönes Gefühl. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich wieder oben auf bin und wirklich 100 Prozent geben kann. Ich arbeite sehr hart daran, auch den Rest des Jahres gute Leistungen zu zeigen.
Ich habe erkannt, dass ich wirklich alles geben muss und will, um in diesem Sport erfolgreich zu sein. Ich habe auch gelernt, die guten Momente mehr zu schätzen. Wie in jedem Sport gibt es immer wieder Höhen und Tiefen und manchmal werden die guten Momente als selbstverständlich betrachtet. Für einige Reiter gibt es mehr Höhen als Tiefen. In meinem Fall erlebe ich jedoch viel mehr Tiefen, daher ist es wichtig, dass ich es schätzen lerne, wenn ich eine gute Runde oder ein gutes Ergebnis erzielen konnte. Dann muss ich daran denken, den Moment zu genießen.
Im Hinblick auf die Pandemie, als keine Turniere stattfanden und die Welt langsam zum Stillstand kam, habe ich gelernt, die kleineren Dinge im Leben zu schätzen. Zum Beispiel konnte ich mehr Zeit mit meinen Pferden und mit meiner Familie zu Hause verbringen – beides ist mir wirklich wichtig.
Züchter Im Gespräch mit:
William Funnell Gründer Und Züchter Bei The Billy Stud
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Als ich noch sehr jung war, ritt ich ein winziges schwarzes Shetland-Pony. Ich muss damals etwa vier oder fünf gewesen sein. Ich hatte das Glück, auf einer Farm in Challock, unweit von Ashford in Kent, aufwachsen zu dürfen. Als Sohn eines Landwirts hatten wir natürlich viel mit Tieren zu tun, ich bin also mit Ponys und Pferden groß geworden. Grundsätzlich hatte ich also eine sehr schöne Kindheit auf dem Land, umgeben von Tieren.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Bei den Championaten für mein Land anzutreten, war schon toll. Ein besonderer Moment war sicher der Gewinn der Team-Goldmedaille bei den Europameisterschaften in Herning [2013], ebenso wie das Hickstead Derby. Ich habe das Hickstead Derby schon als Kind mitverfolgt – es zu gewinnen war für mich also eine große Sache. Ich hatte das Glück, mehrmals für unsere Nations-Cup-Mannschaft antreten zu dürfen, und auch auf diese Turniere bin ich besonders stolz.
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist zweifelsohne wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?
Als Gestüt ist es sehr wichtig, dass die von uns gezüchteten Pferde weiterhin erfolgreich sind. Das ist immer schwierig, denn die besten Reiter sind nicht immer diejenigen mit dem meisten Geld. Daher müssen wir versuchen, ein Gleichgewicht zu finden. Es macht keinen Sinn, die besten Grand Prix-Pferde an einen Amateur zu verkaufen. Alles muss irgendwie passen. Schließlich möchten wir mit einem guten Pferd auch möglichst viel Bekanntheit erlangen. Das gelingt nur, wenn es auch mit einem guten Reiter antritt.
Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen Ihres Gestüts geben? Wie ist The Billy Stud aufgebaut?
Ich denke, wir haben die ideale Aufteilung gefunden. Mein Geschäftspartner, Donal Barnwell, kümmert sich um alles rund um die Fohlen, bis sie drei Jahre alt sind. Dann kommen sie zu mir und wir beginnen mit der Ausbildung. Wir bewerten die Leistung, ihr Springverhalten sowie ihr Potenzial und versuchen, ihr Talent so gut wie möglich zu fördern. Wir überlegen auch, zu welchem Zeitpunkt sich ein bestimmtes Pferd am besten verkaufen lässt.
Im Durchschnitt waren unsere Stuten in den letzten paar Jahren rund 100 Mal trächtig. Bei vielen erfolgte dies über Embryotransfers, bei denen die Erfolgsrate bei etwa 85 bis 90 Prozent liegt. So erhalten wir 80 bis 85 Fohlen, sodass im Frühjahr 70 bis 80 Dreijährige zu uns kommen. Wir haben sieben oder acht Reiter, darunter Pippa und mich. Unsere vier Reitplätze umfassen eine Reithalle und mehrere Grasplätze, wir können also auf dem Gestüt bereits sehr viel machen, bevor wir Geld für Turniere ausgeben müssen. Das Gestüt umfasst unterschiedliche Parcours und Hindernisse, so dass wir die Pferde zu Hause gut ausbilden können.
Was ist für Sie das Hauptanliegen mit Ihrer Pferdezucht?
Was das Reiten angeht, geht es für mich auf das Ende meiner Karriere zu. Es wäre schön gewesen, in diesem Jahr mit einem unserer Pferde bei den Olympischen Spielen vertreten zu sein. Ich springe nur auf selbstgezüchteten Pferden, es damit in die Top 30 in der Rangliste zu schaffen ist wohl eine Leistung, die bisher niemand sonst erreicht hat. Ich bin also wahrscheinlich der einzige Reiter, der ausschließlich seine eigenen, selbstgezüchteten Pferde reitet – und darauf bin ich sehr stolz. Mit einem unserer Pferde bei den Olympischen Spielen mit dabei zu sein, wäre natürlich toll gewesen. Aber man weiß nie, vielleicht bietet sich ja nochmal eine Gelegenheit. Ich habe genauso viel Freude daran, anderen zuzusehen. Hoffentlich werde ich also Pferde züchten, die gut genug sind, um sie zukünftig mit den richtigen Reitern bei den Olympischen Spielen und anderen Meisterschaften um Medaillen kämpfen zu sehen.
Haben Sie selbst gezogene Pferde, die derzeit mit anderen Top-Reitern besonders erfolgreich sind?
Ja, es gibt mehrere in Europa und in Amerika. Meine Frau Pippa hat eines unserer Pferde in der Vielseitigkeitsprüfung bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geritten. Unsere Pferde treten bei allen möglichen Meisterschaften an, aber ich denke, für die Olympischen Spiele wird es in diesem Jahr leider nicht reichen.
Auf welches selbst gezogene Pferd sind Sie am meisten stolz?
Ich denke auf Billy Congo, der in Herning die Team-Goldmedaille gewonnen hat. Ich glaube, er war im GCT der Hengst mit der höchsten Gewinnsumme – in einem Jahr hat er 300.000 GBP auf Turnieren gewonnen und ich habe mit ihm ein Fünf-Sterne-Turnier für mich entscheiden können. Ich konnte mit ihm auch beim Hickstead Derby den Sieg davon tragen, später habe ich auch seine Sohn, Billy Buckingham, vorgestellt.
Abgesehen von der Zucht, was sind Ihre Ambitionen und Wünsche?
Ich glaube, dass wir in dem, was wir tun, immer noch besser werden können. Wir möchten uns zwar nicht vergrößern, aber es gibt definitiv Dinge, die wir optimieren und in denen wir uns ständig verbessern können. Wir lernen immer wieder weiter dazu und ich wünschte mir, wir hätten die Pferde und das Wissen, das wir jetzt haben, bereits vor 20 Jahren gehabt.
Betreuen Sie derzeit jemanden als Mentor?
Ja, sowohl Pippa als auch ich betreuen Joe Stockdale, den Sohn des verstorbenen Tim Stockdale. Ich unterstütze Joe und er hatte einige tolle Erfolge in diesem Jahr, wie etwa zwei fehlerfreie Runden im Nations Cup. Es macht mir viel Freude, ihm bei seinen Turnieren zuzusehen.
Großbritannien kann mit einigen sehr talentierten Nachwuchsreitern aufwarten, dazu zählt auch Jack Whitaker. Es gab eine Zeit, in der ich mit Nick Skelton, John und Michael Whitaker an Meisterschaften teilgenommen habe und der Jüngste im Team war. Damals fühlte ich mich jung, aber jetzt, da Nick [Skelton] in den Ruhestand geht, fühle ich mich langsam alt, wenn ich zu Turnieren gehe. Aber es ist wirklich schön, diese jungen Talente mit ihren Eltern zu sehen. Teamwork spielt eine wichtige Rolle beim Springreiten und ist definitiv etwas, das ich im Laufe der Jahre genießen durfte.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Scott Brash hat mit dem Gewinn des Grand Slam eine fantastische Leistung erzielt. Ein Gewinn ist eine große Errungenschaft, besonders wenn Reiter ihre Pferde so gut managen können. Es gibt so viele verschiedene Szenarien, die das Ganze schwierig machen. Daher ist es eine unglaubliche Leistung, wenn alles zusammenkommt. Schließlich muss man sich bei diesen anspruchsvollen Prüfungen gegen die besten Reiter und Pferde der Welt durchsetzen. All das bei diesen ausgewählten Veranstaltungen zu erreichen, ist unglaublich beeindruckend. Pferd und Reiter müssen in absoluter Topform sein und zum richtigen Zeitpunkt ihr Bestes geben können. Das ist eine enorme Leistung.
Der Rolex Grand Slam bietet vielen Reitern einen besonderen Anreiz, ist aber gleichzeitig auch sehr individuell. Durch ihn wird die Bekanntheit dieser Top-Wettbewerbe noch gesteigert. Ich denke, der Rolex Grand Slam ist sehr gut für das Springreiten, und es ist toll, dass diese vier fantastischen Austragungsorte ein Teil davon sind. Diese Turniere zählten schon immer zu den schwierigsten und angesichts eines so bedeutenden Preisgelds beim Gewinn des Grand Slams will natürlich jeder mit dabei sein.
Welcher der vier Majors gefällt Ihnen am besten?
Aachen und Calgary sind etwas ganz Besonderes. Ich habe schon immer Turniere im Freien bevorzugt und dank der Mischung, die der Rolex Grand Slam mit den Hallenturnieren in Genf und bei The Dutch Masters bietet, macht das Ganze meiner Meinung nach noch mehr Spaß. Ich persönlich hatte immer mehr Erfolg im Freien und habe diese Turniere mehr genossen, also gefallen mir diese beiden am besten.
Wer hat Sie im Laufe Ihres Lebens und Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
John Whitaker war immer jemand, zu dem ich aufgeschaut habe. Ich war stets beeindruckt, John reiten zu sehen und zu beobachten, wie er mit seinen Pferden umging. Er war immer ein großartiger Reiter.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
John [Whitaker] hat mir einmal gesagt, wenn die Grundlagen stimmen, dann fügt sich auch alles andere zusammen. Häufig übersehen wir die einfachen Dinge.
Das dreitägige CSI 5*-Reitturnier The Dutch Masters gipfelte im prestigeträchtigen Rolex Grand Prix, dem ersten Major des Rolex Grand Slam des Jahres 2021. Alle Augen der Springsportwelt waren auf den 28 Jahre alten Schweizer Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs gerichtet, der nach seinem Sieg im Rolex Grand Prix des CHI in Genf im Dezember 2019 als Anwärter auf den berühmten Titel nach ‘s-Hertogenbosch gereist war.
Auf seinem talentierten Schimmelwallach Clooney musste sich Fuchs starker Konkurrenz stellen. Unter den zahlreichen erfahrenen Reitern befand sich mit dem Briten Scott Brash ein weiterer Rolex-Botschafter, dazu waren der US-Amerikaner Kent Farrington, die aktuelle Nummer Eins der Weltrangliste, sowie der Schweizer Steve Guerdat und der Franzose Kevin Staut am Start. Weitere bekannte Namen waren das deutsche Trio Marcus Ehning, Christian Ahlmann und Daniel Deußer, die US-Amerikanerin Laura Kraut und der Schwede Peder Fredricson. Mit 42 Reitern aus 15 Ländern konnte sich die Teilnehmerliste wirklich sehen lassen und nicht wenige von ihnen hatten das Zeug, sich die begehrte Position als neuer Anwärter zu sichern.
Doch es kam anders: Sowohl Scott Brash und sein zwölfjähriger Wallach Hello Jefferson als auch Kent Farrington und seine dreizehnjährige Stute Austria 2 schieden aus, während Fuchs und Staut beide jeweils acht Strafpunkte verbuchten. Auch zahlreiche weitere Paare scheiterten an der von Parcoursdesigner Louis Konickx gestellten Aufgabe, sodass nur acht Paare fehlerlos blieben. Der 300 Meter lange Stechparcours mit sieben Hindernissen stellte die Reiter vor eine ultimative Prüfung ihres Könnens, ihrer Entschlossenheit und ihrer Präzision.
Philipp Weishaupt war der Einzige der acht Reiter im Stechen, der bereits einen Sieg bei einer der Etappen des Rolex Grand Slam verbuchen konnte (beim CHIO Aachen 2013 und beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ 2017), sodass der Deutsche einen leichten Erfahrungsvorteil besaß. Weishaupt trat gegen seinen Landsmann Christian Kukuk, das belgische Duo Jerome Guery und Gudrun Patteet, Luciana Diniz aus Portugal, den Brasilianer Marlon Modolo Zanotelli, Max Kühner aus Österreich und den Niederländer Willem Greve an.
Als erster Reiter legte Weishaupt eine schnelle Zeit vor und absolvierte die Prüfung fehlerfrei in 33,71 Sekunden. Seine Führung währte aber nicht lange: Christian Kukuk ging auf seinem elfjährigen Schimmelwallach Checker 47 als nächster Starter ins Stechen und war 0,14 Sekunden schneller als sein Landsmann. Und da keiner der nächsten Reiter Kukuks Leistung übertrumpfen konnte, sollte sich das Schicksal des Grand Prix zwischen Marlon Modolo Zanotelli und Max Kühner entscheiden. Kühner und sein zehnjähriger Wallach Elektric Blue P gingen als Vorletzte in den Wettkampf. Mit beeindruckendem Tempo absolvierten sie den Parcours mehr als eine Sekunde schneller als Kukuk und setzten sich somit auf Platz 1 der Wertung. Und dort sollten sie auch bleiben, denn der 32 Jahre alte Brasilianer verlor auf dem Weg zum letzten Hindernis an Boden und kam mit einem Rückstand von 0,17 Sekunden auf Rang zwei ins Ziel.
Äußerst zufrieden mit seiner Leistung sagte Max Kühner, der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping: „Ich habe mein Auge schon immer auf den Rolex Grand Slam gerichtet, daher freue ich mich sehr, dass es heute geklappt hat.“
„Ich habe Elektric Blue [Elektric Blue P] seit er zwei Jahre alt war. Damals sah ich ihn beim Freispringen in einem Video und er gefiel mir sofort. Die Auktion lief bereits, also kauften wir ihn. Er hat immer alles sehr gut gemacht, war immer schon ein sehr gutes Pferd und er hat mich nie enttäuscht. Er hat unglaubliches Potenzial, das Springen fällt ihm relativ leicht. Außerdem verfügt er über einen guten Charakter und er mag den Sport. Zuhause wird ihm schnell langweilig, daher haben wir ein besonderes Programm für ihn. Wir reiten ihn aus oder fahren mit ihm in die Berge, wo wir ihn im Gelände bergauf und bergab reiten können.“
„Ich habe Spruce Meadows und Aachen im September bereits fest eingeplant. Bis dahin ist es noch lang, aber wir werden so früh wie möglich mit der Vorbereitung beginnen. Ich würde gerne Chardonnay [Chardonnay 79] mit nach Calgary nehmen, da er beim letzten Spruce Meadows Grand Prix im Jahr 2019 sehr gut gesprungen und auf Platz 3 gekommen ist. Und vielleicht nehmen wir Elektric Blue mit nach Aachen.“
INTERVIEW MIT
PFLEGERN SEAN LYNCH UND SEAN VARD
Sean Lynch ist der leitende Pferdepfleger des Weltranglistenzweiten Daniel Deußer aus Deutschland. Sean Vard ist für die Pferde des Weltranglistendritten Martin Fuchs aus der Schweiz verantwortlich. Sie beide verraten im Interview, was sie an ihrer Arbeit besonders lieben. Und sie erzählen von den Pferden, die sie betreuen, ihren bevorzugten Majors des Rolex Grand Slams und was ihnen besonders gefehlt hat, als eine Teilnahme an Spitzenturnieren im Springreitsport nicht möglich war.
Wie groß ist Ihre Freude, hier beim The Dutch Masters dabei zu sein und wieder an einem Spitzenturnier in Europa teilnehmen zu können?
Sean Lynch (SL): Ich freue mich sehr, zurück zu sein. Wir haben den Winter in Florida verbracht, wo etwas mehr Normalität herrschte. Aber es ist sehr schön, wieder zurück in Europa zu sein, mit unseren Freunden hier zusammenzukommen und an europäischen Turnieren teilzunehmen. Hoffentlich wird dieses Jahr wieder alles etwas normaler werden. Mir haben die Turnieratmosphäre und meine Freunde wirklich gefehlt, nur das viele Reisen habe ich nicht vermisst!
Sean Vard (SV): Es ist großartig, wieder hier zu sein. Ich freue mich, alle meine Freunde hier in Europa wiederzusehen und wieder zurück in der Heimat zu sein. Wir waren über den Winter in den USA, aber das lässt sich nicht ganz mit den Turnieren hier vergleichen, besonders nicht mit einem Major des Rolex Grand Slam. Die Atmosphäre und das geschäftige Treiben in den Ställen haben mir wirklich gefehlt. Es ist toll, zurück zu sein, und die großen Springen bleiben natürlich unser Hauptziel.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Arbeit als Pferdepfleger?
SL: Die Gelegenheit, andere Länder zusehen, an einigen unglaublichen Turnieren teilzunehmen und das zu tun, was ich liebe. Dass ich das jeden Tag erleben darf und wir zudem noch einige fantastische Ergebnisse erzielen können, das ist schon etwas Besonderes.
SV: Die langen Nächte, das frühe Aufstehen und das stundenlange Fahren im Dunkeln! Nein, das war nur Spaß. Ich liebe es, wenn wir gute Ergebnisse erzielen und ich liebe die Euphorie nach einem Sieg. Und ich mag den Adrenalinschub während des Turniers, den Pferden dabei zuzusehen, wie sie sich verbessern. Das alles ist schon toll.
Erzählen Sie uns ein wenig über die Pferde, um die Sie sich kümmern ...
SL: Tobago [Scuderia 1918 Tobago Z] hat es mir wirklich angetan! Er hat einen ausgeprägten Charakter, ist sehr pflegeleicht und hat ein großes Herz. Wir haben jedoch eine Reihe sehr talentierter Pferde in unserem Stall, um die ich mich natürlich genauso wie um Tobago kümmere. Unser spannendstes Nachwuchstalent ist wohl Mr Jones [Scuderia 1918 Mr Jones] – er zeigt wirklich ein außergewöhnliches Springtalent und wird ein ganz besonderes Pferd werden.
SV: Wir haben wirklich tolle Pferde, aber am meisten sticht wohl Clooney heraus – er ist fantastisch, lustig und ein kleiner Komiker. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten. Dann ist da noch The Sinner, der ebenfalls sehr unterhaltsam ist, und Leone [Leone Jei], ein junger Neuzugang aus dem Stall Hendrix – er ist ebenfalls fantastisch und hat einen tollen Charakter.
Was sind Ihre Ziele für dieses Jahr und was möchten Sie erreichen?
SL: Wie bei allen anderen gilt mein Hauptfokus in diesem Jahr den Olympischen Spielen in Tokio. Es wäre toll, dort teilzunehmen und eine Medaille zu gewinnen – eine riesige Chance.
SV: Den Rolex Grand Slam zu gewinnen und noch eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio wäre natürlich toll – davon träume ich schon lange!
Welches der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping gefällt Ihnen am besten und warum?
SL: Der CHIO Aachen! Die Atmosphäre dort ist mit keinem anderen Turnier der Welt vergleichbar. Sie ist einfach großartig und ich glaube nicht, dass andere Veranstaltungen an Aachen heranreichen können. Außerdem arbeite ich für einen deutschen Reiter, daher ist es natürlich etwas ganz Besonderes, wenn wir dort antreten.
SV: Für mich ist es der CHI Geneva, aus naheliegenden Gründen. Aber ich bin auch ein großer Fan des CHIO Aachen und des The Dutch Masters. Eigentlich liebe ich sie alle, auch Spruce Meadows. Kann ich mich für alle vier entscheiden?! Ok, ich nehme alle vier!
INTERVIEW MIT:
KENT FARRINGTON
Der US-amerikanische Rolex-Markenbotschafter, ehemaliger Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping und die aktuelle Nummer Sieben der Weltrangliste, Kent Farrington, spricht über seine Ziele für das Jahr 2021, seinen Plan für den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters und die positiven Schlüsse, die er aus dem vergangenen Jahr gezogen hat.
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021 und was möchten Sie erreichen?
Wir haben ein verrücktes Jahr hinter uns. Daher bin ich sehr froh, sozusagen wieder zurück auf der Arbeit zu sein und an Turnieren teilnehmen zu können. Mein Ziel hat sich nicht geändert: Ich versuche, mich vor allem auf die Majors des Rolex Grand Slam zu konzentrieren. In diesem Jahr stehen auch die Olympischen Spiele an, hoffentlich werden diese wie geplant stattfinden. Das sind die Events, auf denen derzeit mein Fokus liegt.
Wie haben Sie die vergangenen sechs Monate verbracht und mit welchen Pferden sind Sie angetreten?
Ich habe hart gearbeitet und versucht, meine erfahrensten Pferde in Topform zu bringen, damit sie bereit sind, wenn die Saison wieder losgeht. Gleichzeitig habe ich auch versucht, eine Reihe jüngerer Pferde auszubilden und weiterzuentwickeln. Ich war auch beim Winter Equestrian Festival in Wellington mit dabei, das zum Glück diese Saison stattfinden konnte. Ich habe einen Stall in Wellington und lebe auch dort. So konnte ich in den vergangenen Monaten also viel trainieren.
Welche Pferde haben Sie zum The Dutch Masters mitgebracht und mit wem werden Sie beim Rolex Grand Prix antreten?
Ich habe Creedance und Austria mit dabei, zwei sehr erfahrene Pferde. Beide haben bereits zahlreiche Hallenturniere hinter sich. Es ist nicht ganz einfach, wenn man aus den USA rüberkommt, wo es nicht so viele Hallenturniere gibt. Aber diese beiden Pferde haben sehr viel Erfahrung, sie dürften also keine Probleme haben. Ich möchte Austria beim Rolex Grand Prix reiten, aber ich weiß natürlich, dass sich die Dinge noch ändern können. Aber das ist aktuell mein Plan. Ich hoffe also, dass sie der Herausforderung gewachsen sein wird.
Wie aufgeregt sind Sie über Ihren Start bei diesem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping?
Ich bin schon sehr aufgeregt und auch sehr froh, dass der Grand Prix stattfindet. Nach der Absage des Turniers im Jahr 2020 war ich enttäuscht, denn ich hatte mich wirklich auf die Teilnahme gefreut. Aber jetzt bin ich ja hier, hoffen wir also, dass es sich lohnen wird. Natürlich steht ein Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam für mich und auch alle anderen Reiter immer ganz oben auf der Liste. Sie bieten also immer zusätzliche Motivation. Andererseits ist es natürlich immer mein Ziel, zu gewinnen!
Was haben Sie im Laufe des letzten Jahres gelernt (über sich selbst und allgemein) und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Das vergangene Jahr hat mir erneut vor Augen geführt, wie sehr ich diesen Sport liebe. Ich bringe sehr viel Leidenschaft mit, wenn es um das Springreiten und meine Pferde geht. Dabei bin ich von einem unglaublich tollen Team umgeben, das hat sich in guten ebenso wie in schwierigen Zeiten nicht geändert. Das gibt mir die Zuversicht, dass ich das tue, wozu ich bestimmt bin.
ZUSAMMENFASSUNG DES VDL GROEP PREIS
Als Höhepunkt an Tag 1 des The Dutch Masters 2021 traten beim VDL Groep Preis 41 Pferd- und Reiterpaare an. Darunter waren 13 der Top 20 Springreiter: Zu dem Schweizer Weltranglistenersten und Rolex-Botschafter Steve Guerdat gesellten sich unter anderem die aktuelle Nummer sechs der Weltrangliste, der Belgier Pieter Devos, und der US-Amerikaner Kent Farrington, ebenfalls Rolex-Botschafter und derzeit Weltranglistensiebter.
Der niederländische Parcoursdesigner Louis Konickx stellte die Teilnehmer vor eine beachtliche Aufgabe: 13 Hindernisse umfasste das 1,55 Meter-Springen in der Hauptarena der Brabanthallen. Von den angetretenen Reiterpaaren schafften es zehn bis ins Stechen. Der Deutsche Christian Kukuk legte auf seinem Schimmelwallach Checker 47 mit 71,29 Sekunden die schnellste Zeit im Normalparcours vor. Zu ihm gesellten sich Reiter aus sechs verschiedenen Ländern, darunter auch die beiden Niederländer Kim Emmen und Marc Houtzager, sodass das Stechen zu einem echten internationalen Showdown wurde.
Als Zweite startete Kim Emmen auf ihrem zwölfjährigen Hengst Jack van het Dennehof in den Stechparcours – und legte eine sehr schnelle Zeit vor. Letztendlich waren es jedoch Daniel „Doppel-D“ Deußer, der mit seinem Team bereits bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 die Bronzemedaille gewann, und sein zwölfjähriger Wallach Casallvano, die sich am Ende gegen die Niederländerin und den Rest des Feldes durchsetzen konnten. Der Deutsche absolvierte die sieben Hindernisse im Stechen fehlerfrei und in einer Zeit von 35,66 Sekunden. Das war der Sieg.
Mit sichtlicher Begeisterung erklärte der 40-Jährige: „Ich bin den Kurs vorher abgegangen und war überrascht, wie viele fehlerfreie Runden es gab. Meine Strategie im Stechen war klar: Ich wollte versuchen, das Springen zu gewinnen. Ich muss sagen, dass alle Linien und Wendungen echt gut geklappt haben, daher freue ich mich heute Abend wirklich sehr für mein Pferd.“
„Casallvano hat wirklich sehrviel Vermögen. Er kann jedoch etwas scheu sein, wenn er in den Parcours kommt. Das Gute daran ist aber, dass er auch an den Hindernissen sehr vorsichtig ist. Obwohl er sehr schnell ist, muss ich sagen, dass ich in den vergangenen ein oder zwei Wochen einige Wendungen hatte, die nicht wie erwartet geklappt haben. Daher bin ich sehr stolz darauf, dass heute endlich alles perfekt war.“
„Angesichts der Umstände ist es wohl kaum selbstverständlich, dass wir weiterhin unseren Job machen können. Die Organisatoren und Sponsoren hier haben echt ganze Arbeit geleistet, um uns das zu ermöglichen und uns erneut in den Parcours schicken zu können.“
„Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich mit Scuderia Tobago [Scuderia 1918 Tobago Z] antreten. Er ist in Topform und hat vor einigen Wochen herausragende Leistungen in Wellington gezeigt. Ich hoffe also, dass er am Sonntag in ebenso guter Form sein wird.“
Interview mit
Jack Whitaker
Er ist das jüngste Top-Talent aus der Springreiterdynastie der Whitakers: Der 19-jährige Jack erzählt von der Aufregung, bei seinem ersten Rolex Grand Slam-Major in 's-Hertogenbosch anzutreten, was er im Jahr 2021 erreichen möchte und in welcher Form er und seine Pferde nach dem Winter in Europa sind.
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021, und was möchten Sie erreichen?
Ich habe einfach vor, bei so vielen großen Turnieren wie möglich zu starten. Besonders auf den FEI Nations Cup werde ich mich konzentrieren, und ich werde natürlich versuchen, so gut wie möglich abzuschneiden. Sollte ich das Glück haben, noch zu weiteren Rolex Grand Slam Majors eingeladen zu werden, wäre das natürlich absolut fantastisch.
Sie haben den Winter in Belgien, Spanien und Portugal verbracht – haben Sie das Gefühl, dass Ihre Pferde in guter Form zum The Dutch Masters kommen?
Absolut. Sie sind momentan alle in Top-Form. Ich habe es geschafft, sie während der Covid-Pandemie einigermaßen fit zu halten, was bedeutet, dass sie und ich ziemlich viel freie Zeit hatten. Es ist natürlich eine Herausforderung, den ganzen Winter über in Spanien und Portugal im Freien zu trainieren und sich jetzt auf ein Hallenturnier einstellen zu müssen, aber ich habe das Gefühl, dass ich in der bestmöglichen Form bin.
Wie aufgeregt sind Sie vor Ihrem ersten Start bei einem Rolex Grand Slam-Major? Flattern die Nerven schon?
Ich war sehr, sehr aufgeregt und habe mich riesig gefreut, als ich die Nachricht von den Organisatoren des The Dutch Masters bekommen habe! Nach meinem Start heute mit Haya Loma N in der ersten Prüfung des Turniers, bin ich deutlich entspannter, obwohl ich denke, dass sich das am Sonntag vor dem Rolex Grand Prix noch ändern könnte. Ich habe vor, mit meinem 12-jährigen Hengst Valmy De La Lande an den Start zu gehen. Er war in den letzten sechs Monaten mein Spitzenpferd und ich bin in all´ meinen Grands Prix mit ihm gestartet. Drücken wir die Daumen, dass er am Sonntag gut drauf ist!
Ist der Rolex Grand Slam ein zusätzlicher Ansporn, Ihr Allerbestes zu geben?
Auf jeden Fall, obwohl ich versuchen werde, ihn wie jeden anderen Grand Prix anzugehen. Gleichzeitig ist dieses Turnier aber auch um einiges prestigeträchtiger, da es ein Rolex Grand Slam-Major ist. Ich werde also versuchen, mein absolut Bestes zu geben. Wenn ich am Sonntag in die Arena eingaloppiere, wissend,, dass es ein Rolex Grand Prix ist, wird das ein ganz besonderes Gefühl sein. , Natürlich will ich ihn genauso gerne gewinnen wie alle anderen auch – wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr.
Was haben Sie im Laufe des letzten Jahres gelernt - über sich selbst und allgemein - und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, einfach eine positive Einstellung zu haben, zuversichtlich zu sein und durch alle Höhen und Tiefen hindurch eine Siegermentalität zu bewahren. Letztlich geht es eigentlich nur darum, zu versuchen, so ausgeglichen wie möglich zu bleiben.
Interview mit:
Louis Konickx
Im Alter von 15 Jahren wurde er Assistent des Parcoursdesigners, seit 2008 ist er ein treuer Förderer von Indoor Brabant und The Dutch Masters: Wir sprachen mit Louis Konickx über seine Hoffnungen und Träume für den Springsport im Jahr 2021, den Rolex Grand Prix am Sonntag und darüber, was er an seinem Job am meisten liebt.
Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des The Dutch Masters jetzt doch noch stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt und in diesem Jahr wegen EHV-1 verschoben wurde?
Es ist toll, wieder dabei zu sein! Aber nach dieser langen turnierfreien Zeit und der letzten Terminverschiebung hatte ich trotzdem die Befürchtung, dass die Veranstaltung noch abgesagt oder verschoben werden könnte. Aber das ist jetzt nicht mehr möglich und ich bin begeistert, dass wir hier sind. Ohne Fans fühlt es sich natürlich etwas seltsam an, denn die Atmosphäre, die durch sie entsteht, macht den Sport erst richtig aus. Aber nachdem ich gesehen habe, wie die Arena herausgeputzt wurde, strahlt sie schon für sich alleine eine gewisse Atmosphäre aus, und ich hoffe, dass sie den Zuschauern am Fernseher ein gutes Gefühl vermitteln kann.
Was sind Ihre Hoffnungen und Träume für den Springsport in diesem Jahr?
Jeder hofft, dass die Olympischen Spiele stattfinden und die Reiter eine gewisse Zeit zur Vorbereitung haben werden, also genau das, was das The Dutch Masters sowohl Pferden als auch Reitern bietet. Der Reitplatz hier ist groß und das Turnier wird eine enorme Herausforderung sein. Ich denke, dass es einen ordentlichen Test für alle darstellt. Und ich hoffe, dass weltweit noch weitere Springturniere stattfinden, was allen Reitern bei ihren Vorbereitungen für Tokio 2021 eine Hilfe sein wird.
Wie wichtig sind die Partner und Sponsoren des The Dutch Masters, wie z. B. Rolex, für den Erfolg des Turniers und die Tatsache, dass es jetzt stattfindet?
Sie sind alle enorm wichtig und sie sind vollständig in das Turnier eingebunden. Das ist der Grund, warum sie sich überhaupt erst dazu entschieden haben, mitzumachen – sie gehören mit zum Team dazu. Sie verstehen die aktuelle Situation, in der wir uns befinden, und wissen, wie viel es den Reitern bedeutet, wieder bei Turnieren antreten zu können. Ohne Sponsoren und Partner wäre der Weltklasse-Springsport nicht möglich.
Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit als Parcoursdesigner?
Ich liebe die kreative Seite des Parcoursdesigns. Es fasziniert mich, über den Parcours nachzudenken, den ich gestalten soll, wie er aussehen und zu reiten sein wird und wie man den gesamten Reitplatz am besten ausnutzen kann. Ich mag keine Routine. Ich fordere mich gerne selbst heraus, damit keine zwei Parcours jemals gleich aussehen. Aus diesem Grund liebe ich es, immer etwas Neues und Frisches zu erschaffen.
Erzählen Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag …
Wir hatten für das Turnier im letzten Jahr einen Parcours entworfen, der dann aber in den Winterschlaf versetzt wurde! Dann bekam ich die Nachricht, dass der diesjährige Reitplatz größer sein würde, was bedeutete, dass ich den gleichen Plan wie für 2020 beibehalten konnte und ihn nur ein wenig großzügiger gestalten und anpassen musste. Jetzt haben wir, denke ich, einen wirklich schönen Parcours.
Wie viele fehlerfreie Runden erwarten Sie für den Rolex Grand Prix am Sonntag und welcher Reiter wird Ihrer Meinung nach gewinnen?
In erster Linie hoffe ich immer nur, dass der Sport spannend ist und die Pferde das Beste aus sich herausholen können. Natürlich ist es schön, sechs Reiter im Stechen zu haben, aber die endgültige Anzahl am Sonntag wird sich aufgrund einiger kleiner Details des Parcours und seiner Gestaltung ergeben. Sei es, dass ein Reiter ein Hindernis falsch einschätzt oder die erlaubte Zeit um nur eine Sekunde überschritten wird – das allein kann schon den Unterschied ausmachen, ob am Ende sechs oder zehn Reiter im Stechen vertreten sein werden. Für mich persönlich wären sechs Reiter im Stechen perfekt. Bei mehr als zehn Reitern geht dann ein wenig die Aufregung verloren. Der Reiter, der am Sonntag den Rolex Grand Prix gewinnen wird, ist jemand, der ein Höchstmaß an Kontrolle und Präzision an den Tag legen kann, der eine fließende Kontrolle und einen soliden Plan hat. Mehr kann ich nicht sagen. Heutzutage gibt es viele Reiter, die in diese Kategorie passen, und ich denke, wir können uns glücklich schätzen, dass wir ihr Talent miterleben dürfen.
DIE TOPKANDIDATEN BEIM THE DUTCH MASTERS 2021
EIN BLICK AUF DIE REITER
Das The Dutch Masters 2021, eine Etappe des Rolex Grand Salm of Show Jumping, ist das erste Reitsport-Major des Jahres und findet vom 23. bis 25. April in 's-Hertogenbosch im Süden der Niederlande statt. Nach mehr als einem Jahr der Ungewissheit aufgrund der COVID-19-Pandemie und des kürzlich aufgetretenen Equinen Herpesvirus 1 (EHV-1) freuen sich die Organisatoren des diesjährigen Turniers nun darauf, zahlreiche der weltweit besten Reiter mit ihren Pferden in den legendären Brabanthallen begrüßen zu dürfen..
Wie bei jedem der vier Majors, aus denen sich der Rolex Grand Slam zusammensetzt – The Dutch Masters, CHIO Aachen, CSIO Spruce Meadows 'Masters' und CHI Genf – wird die diesjährige Ausgabe des The Dutch Masters am Sonntagnachmittag mit dem Rolex Grand Prix ihren Höhepunkt erreichen. Hier möchte jeder der internationalen Top-Reiter, immerhin sind 15 der aktuellen Top 20 der Weltrangliste am Start, Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping werden.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – ein Blick auf die Reiter
Das The Dutch Masters 2021 hat sage und schreibe sechs Rolex-Botschafter angezogen, darunter den britischen Springreiter Scott Brash, der als erster und einziger Reiter jemals drei Majors in Folge gewonnen hat und damit den Rolex Grand Slam of Show Jumping im September 2015 für sich entscheiden konnte. Brash ist 2021 bisher auf Turnieren in der Hauptstadt Katars, Doha und im nordbelgischen Lier angetreten und reist zum The Dutch Masters mit der Hoffnung an, den Status des Titelanwärters zurückzuerobern.
Brash wird von seinem Rolex-Botschafter-Kollegen und aktuellen Weltranglistenersten Steve Guerdat begleitet. Guerdat kann auf eine herausragende Bilanz bei den Rolex Majors zurückblicken, denn er triumphierte sowohl 2013 als auch 2015 beim Rolex Grand Prix des CHI Genf. Jetzt wird sich der Schweizer Springreiter darauf konzentrieren, seiner beneidenswerten Liste an Titeln als Krönung das The Dutch Masters Major hinzuzufügen.
Nach seinem Sieg beim Rolex Grand Prix des CHI Genf im Dezember 2019 kommt der derzeitige Weltranglistendritte und Rolex-Botschafter Martin Fuchs als Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping zum The Dutch Masters. Der Schweizer Reiter hat den Großteil des Jahres 2021 mit seinen Schimmelwallachen Clooney 51 und Leone Jei beim Winter Equestrian Festival in Florida, USA, verbracht und wird nun alles daran setzen, dass er weiterhin der Titelanwärter bleibt, um als solcher auch beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' im September antreten zu dürfen.
Der Einzel-Goldmedaillengewinner der 2014 FEI World Equestrian Games™ und Heimfavorit Jeroen Dubbeldam reist mit Forever SFN, Kennedy Z und Oak Grove's Carlyle zum The Dutch Masters an. Zwar bleibt Dubbeldam ein Major-Sieg verwehrt, aber der holländische Rolex-Botschafter nimmt einen großen Erfolg beim Rolex Grand Prix am Sonntag fest ins Visier. Dubbeldam gesellt sich zu insgesamt 11 Reitern, die für die Niederlande antreten, darunter Bart Bles, Kim Emmen, Willem Grieve, Marc Houtzager, Kevin Jockems, Johnny Pals, der ehemalige Weltranglistenerste Harrie Smolders, Leopold van Asten und Jur Vrieling.
Rolex-Botschafter Kent Farrington und Landsfrau Laura Kraut sind die einzigen Vertreter beim diesjährigen The Dutch Masters, die aus den USA anreisen. Als zweifacher Major-Sieger (CHI Genf 2017 und CHIO Aachen 2019) reist Farrington mit seinem Wallach Creedance und der Stute Austria 2 nach 's-Hertogenbosch. Der derzeitige Weltranglistensiebte verfügt über die notwendige Erfahrung und das Geschick, um im Rolex Grand Prix am Sonntag ganz vorne mitmischen zu können.
Frankreich ist mit vier Weltklasse-Springreitern vertreten, darunter der 41-jährige Rolex-Botschafter Kevin Staut. Der Sieger des Einzeltitels bei den Europameisterschaften 2009 und die derzeitige Nummer 21 der Weltrangliste bringt Blackonda, Viking d'la Rousserie und Athos des Genets zum The Dutch Masters mit und hofft, seiner beeindruckenden Liste von Erfolgen einen Major-Titel hinzufügen zu können.
Weitere Reiter, die man beim diesjährigen The Dutch Masters im Auge behalten sollte, sind der belgische Springreiter Niels Bruynseels und der schwedische Reiter Henrik Von Eckermann, die in der aktuellen Rangliste der Springreiter auf den Plätzen 11 und 17 liegen. Von Eckermann ist nach seinem Sieg beim Rolex Grand Prix des The Dutch Masters 2019 mit seiner brillanten 15-jährigen Stute Toveks Mary Lou ein ehemaliger Titelanwärter, und Bruynseels sicherte sich ein Jahr zuvor in einem spannenden Stechen mit seiner 15-jährigen Stute Gancia de Muze den Sieg in der Hauptprüfung.
Ein junger Reiter, dem man Beachtung schenken sollte, ist der erst 19 Jahre alte Brite Jack Whitaker, ein Talent der Whitaker-Springreiterdynastie. Whitaker kommt zum The Dutch Masters, nachdem er die letzten Monate in Vejer de la Frontera in Spanien und Vilamoura in Portugal verbracht hat.
NEUE WEB-APP BRINGT FANS DES ROLEX GRAND SLAM NOCH NÄHER AN DAS GESCHEHEN
'ROLEX GRAND SLAM LIVE'
Im Vorfeld des Dutch Masters 2021, dem ersten Reitsport-Major des Jahres, wurde eine brandneue, exklusiv vom Rolex Grand Slam of Show Jumping entwickelte Web-App vorgestellt, die es Fans ermöglicht, ihre Lieblingsreiter per Second-Screen-Technologie zu verfolgen.
Über die Web-App, die den Namen „Rolex Grand Slam Live" trägt, können passionierte Reitsportfans aus der ganzen Welt eine Vielzahl von Echtzeitdaten einsehen, wie Live-Zeitmessung, Anzahl der Fehler und Reihenfolge der Starts, und erhalten so eine umfangreiche Ergänzung des Online-Streamings des Rolex Grand Slam oder des Zuschauererlebnisses vor dem Fernseher.
Die Web-App bietet Fans zudem Zugriff auf zusätzliche Statistiken, wie z. B. den Prozentsatz der gefallenen Hindernisse und die Durchschnittsgeschwindigkeit der Pferd-/Reiter-Duos. Außerdem verspricht sie, der ultimative zweite Bildschirm für Reitsportfans zu sein, die alles über die vier Majors wissen wollen, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht: The Dutch Masters, CHIO Aachen, CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ und CHI Genf.
Die "Rolex Grand Slam Live" -Technologie wurde von einem Expertenteam des Schweizer Hightech-Unternehmens Alogo entwickelt, das Analysetools für die Pferdewirtschaft herstellt, einschließlich einiger hochmoderner Produkte zur Quantifizierung der Leistungen von Sportlern.
Die Web-App ist kostenlos und unter dem folgenden Link verfügbar: https://rolexgrandslam.alogo.io/
ROLEX GRAND SLAM STATS
HALLENTURNIERE VS. TURNIERE IM FREIEN
Der Rolex Grand Slam gilt unbestritten als die einzigartigste Serie im Springreiten und umfasst vier der prestigeträchtigsten Turniere des Sports, die auch als „Majors“ bekannt sind: The Dutch Masters, CHIO Aachen, CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ und CHI Genf. Es gibt jedoch eine entscheidende Komponente, die die Veranstaltungen in den Niederlanden und der Schweiz von denen in Deutschland und Kananda unterscheidet, nämlich die unterschiedlichen Rahmenbedingungen: in der Halle und im Freien.
Die Reithallen des The Dutch Masters und des CHI Genf sind mit synthetischem Boden ausgelegt, während die Prüfungen im Rahmen des CHIO Aachen und des CSIO Spruce Meadows Masters im Freien auf Rasen ausgetragen werden. Dies erinnert an die vier verschiedenen Oberflächen der Grand Slam Majors im Tennis – die Australian Open werden auf synthetischer Hartplatzoberfläche ausgespielt, die French Open auf rotem Sandplatz, bei den Meisterschaften in Wimbledon sind die legendären Rasenplätze der Untergrund und die US Open halten Acryl-Hartplätze bereit .
Die Strafpunkte im Springreiten werden sowohl in der Halle als auch auf Außenplätzen auf dieselbe Weise gezählt, die Geschwindigkeit allerdings, die die für Pferd und Reiter zur Beendigung des Parcours erlaubte Zeit festlegt, basiert in der Halle auf 350 m/Min. und im Freien auf 375-400 m/Min.
Im Vorfeld des The Dutch Masters 2021 sprachen wir mit zwei der renommiertesten Parcoursdesigner des Sports: Louis Konickx vom The Dutch Masters und Frank Rothenberger vom CHIO Aachen. Konickx stellt schon seit 2008 Herausforderungen an die weltweit erfolgreichsten Pferd/Reiter-Kombinationen in den Brabanthallen in 's-Hertogenbosch, während Rothenberger seit 2003 für die Parcours auf den riesigen Rasenanlagen des CHIO Aachen verantwortlich ist.
Was sind, abgesehen vom Boden, die grundlegenden Unterschiede bei der Gestaltung eines Parcours in der Halle oder im Freien?
Louis Konickx (LK): Der Platz in einer Reithalle ist begrenzt, daher kreuzt sich die Linie des Parcours oft -. Es ist immer ein bisschen wie ein Puzzle, sich ein interessantes und anspruchsvolles Design auszudenken. Ein Platz im Freien bietet dagegen mehr Möglichkeiten für Variationen und es gibt Platz für längere Galoppstrecken.
Frank Rothenberger (FR): Der Boden auf Reitplätzen im Freien ist nicht immer eben, was einen falschen Eindruck von den Distanzen zwischen den Hindernissen vermitteln kann – abhängig davon, ob der Parcours bergauf oder bergab verläuft. Das Licht kann auch erhebliche Probleme bereiten, z. B. kann die Sonne das Sehvermögen von Reiter und Pferd beeinträchtigen und das Flutlicht einige unangenehme Schatten erzeugen. Diese Dinge muss ich daher bei der Gestaltung meiner Parcours immer mit berücksichtigen. Einer der offensichtlichsten und grundlegendsten Unterschiede ist die Größe der Reitplätze – auf großen Reitanlagen im Freien wie beim CHIO Aachen und dem CSIO Spruce Meadows 'Masters' kann ein Parcoursdesigner bei der Linienführung viel kreativer sein und die Geschwindigkeit ist auf dieser Art von Reitplatz generell auch höher.
Auf welche Herausforderungen stoßen Sie bei der Gestaltung eines Parcours?
LK: Reithallen sind hinsichtlich Form und Layout alle ziemlich gleich. Eine ungewöhnliche Umzäunung und die Dekoration in der Halle verleihen dem Turnier seinen ganz eigenen Charakter. Darauf achte ich bei der Vorbereitung auf ein Turnier – neben den anspruchsvollen Linien – ganz besonders. Einen Parcours für die fantastischen Pferde und Reiter von heute zu designen ist wirklich nicht einfach, das gilt sowohl für Hallen als auch Reitplätze im Freien. Ich erlebe eine Halle eher als „Schnellkochtopf“, weil man wegen des eng gesteckten Zeitplans sehr schnell arbeiten muss. Außerdem sorgen die Anspannung und ein begeistertes Publikum in einer überfüllten Halle für eine unvergessliche Atmosphäre.
FR: Für mich ist es sehr schwierig, unterschiedliche Parcours für draußen zu gestalten, verglichen mit denen, die ich für Hallen entworfen habe – da ist wirklich meine ganze Vorstellungskraft gefragt. Auf Reitanlagen im Freien können Hänge genutzt werden, um eine technische Linienführung zu gestalten, ganz gleich ob der Parcours bergauf oder bergab verläuft – das ist wirklich nicht einfach, trägt aber sehr zum Charakter des Parcours bei.
Welche Faktoren, die außerhalb Ihrer Kontrolle liegen, müssen Sie beim Parcoursdesign beachten und berücksichtigen?
LK: Ein Parcoursdesigner hofft immer auf einen schönen Spannungsaufbau bei einem Turnier, mit fehlerfreien Runden in der zweiten Hälfte des Reiterfeldes. Manchmal gibt es jedoch auch ein oder zwei fehlerfreie Runden innerhalb der ersten 10 Reiter und das Publikum weiß dann bereits, dass der Parcours nicht sonderlich schwierig ist. Das passiert schon mal, leider geht dadurch ein bisschen der Spannung verloren.
FR: Das Wetter hat immer einen großen Einfluss auf die Art des Parcours, den ich für Reitplätze im Freien entwerfe. Bei Nässe versuchen wir möglichst darauf zu achten, dass die Reiter keine zu engen Wendungen reiten müssen, damit die Pferde nicht ausrutschen. Das Wetter ist auch der Grund, warum es äußerst wichtig ist, über die Distanzen zwischen den Kombinationen nachzudenken, da diese noch genauer abgemessen werden müssen als in Reithallen.
INTERVIEW MIT ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING TITELANWÄRTER
MARTIN FUCHS
Martin Fuchs, Sieger des Grand Prix beim CHI Genf im Dezember 2019 und die aktuelle Nummer drei der Weltrangliste, ist der aktuelle Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Jetzt hat der Schweizer Springreiter den ersten Major des Jahres 2021 fest im Visier: The Dutch Masters in 's-Hertogenbosch vom 22. bis 25. April. Mit uns hat der 28-Jährige über seine Pläne für das Jahr 2021, seine Pferde und seine Ziele für das Turnier in den Niederlanden gesprochen.
Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2021, und was möchten Sie erreichen?
Das größte Ziel für 2021 sind natürlich die Olympischen Spiele. Ich träume davon, in Tokio eine Medaille zu gewinnen. Darüber hinaus konzentriere ich mich auf die Turniere des Rolex Grand Slam. Für mich ist diese Serie gerade in diesem Jahr etwas Besonderes, da ich derzeit der Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping bin. In jeder Saison sind die vier Majors die wichtigsten Turniere, aber als Titelanwärter bekommen sie zusätzlich noch eine ganz besondere Note.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Ich freue mich sehr darauf, mit Clooney, anzutreten. Er ist noch immer mein Spitzenpferd, aber ich habe auch noch ein paar andere wirklich gute Pferde. In Wellington habe ich meinen neunjährigen Leone Jei auf Fünf-Sterne-Niveau gestartet. Das bedeutet, dass er dieses Jahr auch ein paar FEI Nations Cups gehen wird. Mein Hengst Chaplin wird derzeit noch als Deckhengst eingesetzt. Dafür haben wir ihn zum ersten Mal zum Team Nijhof geschickt. Aber er kommt bald wieder in die Schweiz zurück und dann kann ich mit ihm ein paar Turniereinsätze planen. Ein weiteres Pferd ist Sinner, mit dem ich den World Cup in London gewonnen habe. Mit ihm möchte ich dieses Jahr ein paar Etappen der Champions Tour bestreiten werde. Darüber hinaus habe ich noch zwei, drei jüngere Pferde, mit denen ich bei kleineren Zwei-Sterne-Turnieren antreten möchte – vorausgesetzt, ich bin nicht gerade auf Fünf-Sterne-Turnieren unterwegs.
Was haben Sie im Laufe des letzten Jahres gelernt (über sich selbst und allgemein) und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich habe gelernt, dass ich außer den Pferden auch andere Dinge genießen kann und nicht unbedingt jede Woche auf Turnieren unterwegs sein muss. Es war sehr schön, Zeit mit Freunden und meiner Familie zu verbringen – was ich natürlich auch vorher schon gemacht habe, aber normalerweise fand das alles auf Turnieren statt. Es hat mir gut getan, mal eine Auszeit zu haben und nicht ständig auf Reisen zu sein.
Sie haben 2019 den Rolex Grand Prix des CHI Genf gewonnen und sind damit zum Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping geworden. Motiviert Sie das noch mehr, den Rolex Grand Prix des diesjährigen The Dutch Masters zu gewinnen?
Es ist wirklich aufregend, der Titelanwärter des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Ich versuche allerdings, es wie jedes andere Turnier zu sehen. Jedes Mal, wenn ich Clooney zu einem großen Turnier mitnehme, versuche ich zu gewinnen. Und bei jedem Major, zu dem ich anreise, möchte ich natürlich ganz vorne mitmischen. Ich versuche also, es wie jedes andere Turnier auch anzugehen – obwohl mir doch hin und wieder der Gedanke kommt, dass es eine wirklich besondere Leistung wäre, zwei Majors in Folge zu gewinnen.
Welchen positiven Beitrag hat der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport geleistet?
Ich denke, der Rolex Grand Slam ist sehr wichtig für den Springsport. Alle Spitzenreiter richten die Pläne für ihre Spitzenpferde speziell auf diese Turniere aus. Da sich die vier Majors über die Saison verteilen, können die Reiter auch wirklich immer ihre besten Pferde an den Start bringen. Und jedem, der einmal an einem Major teilgenommen hat, ist klar, dass das Niveau des Sports, das eine solche Veranstaltung bietet, einmalig ist.
ZÜCHTER IM GESPRÄCH MIT
WILLY WIJNEN
In dieser Ausgabe von Züchter im Gespräch sprechen wir mit Willy Wijnen. Aus der Zucht des KWPN-Züchter des Jahres 2019 stammt das unter dem Briten Ben Maher hocherfolgreiche Springpferd Explosion W (Chacco-Blue x Baloubet du Rouet).
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Ich erinnere mich an die Zeit, als mein Großvater damit begann, Zeit mit Pferden zu verbringen. Das waren damals aber keine Spring- oder Dressurpferde, sondern Arbeitspferde. Ich war zu dem Zeitpunkt etwa acht Jahre alt. Man kann also sagen: Pferde gehören zu meinen Leben dazu, seit ich denken kann.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Der stolzeste Moment meiner Karriere war, als Barina, die Großmutter von Explosion W, vierjährig an der Niederländischen Meisterschaft in Utrecht teilgenommen hat. Sie wurde Dritte, aber ich war unglaublich stolz. Das war einfach ein fantastischer Moment für mich, besonders wenn man berücksichtigt, dass meine Zucht zu dieser Zeit wirklich sehr klein war. Barina wurde damals von Marianne Van Rixtel geritten. Es war von beiden eine wundervolle Leistung, da die Stute zu dieser Zeit sowohl Spring- als auch Dressurpferd war.
Wie kam es dazu, dass Sie Züchter geworden sind?
Barina war einfach eine außergewöhnliche Stute und ich wollte gerne Fohlen von ihr haben. Damals habe ich viel Geld und Zeit in die besten Hengste investiert, bin durch die Niederlande, Deutschland und Frankreich gereist und habe alle möglichen Hengstschauen besucht. Ich wollte einfach nach einem Hengst Ausschau halten, der möglichst gut zu Barina passt.
Können Sie kurz zusammenfassen, worauf es bei der Zucht eines Springpferdes ankommt, was dahintersteckt, wie Sie entscheiden, welche Paare Sie zur Zucht einsetzen, etc.?
Zuerst frage ich mich, ob der Hengst gut zur Blutlinie von Barina passen würde und wie die Abstammung der Mutterlinie des Hengstes aussieht. Natürlich ist der Hengst sehr wichtig, aber ich glaube, dass die Mutterlinie noch viel wichtiger ist.
Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht?
Das ist schon vorgekommen, aber das war eher Zufall. Ich bekomme oft Anrufe von Leuten, die nach Informationen fragen, weil sie ihre Stute decken lassen möchten. Aber diese Informationen kann ich ihnen nicht geben, da ich die Einzelheiten zu einer speziellen Stute nicht kenne – jedes Pferd ist anders, und es ist für mich sehr schwierig, mich ohne die Abstammung des Pferdes zu kennen, zu einer Kombination zu äußern. Von mir selbst kann ich sagen, dass Barina insgesamt 17 Nachkommen hat. Neun davon sind internationale Spitzenpferde mit Erfolgen in Springen oder Dressur, darüber hinaus hat sie tolle Zuchtstuten und fünf anerkannte Hengste hervorgebracht.
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist ohne Zweifel wichtig. Ist das etwas, worauf Sie achten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?
Ich habe einige ziemlich komplexe Gefühle und Gedanken zu meinen Pferden. Ich schaue in ihre Augen und dann betrachte ich ihren Rahmen und ihr Fundament. So kann ich besser feststellen, ob Reiter und Pferd gut zusammenpassen.
Wie lange behalten Sie ein Fohlen, bevor es an den neuen Besitzer geht?
Als ich anfing zu züchten, gingen viele meiner Fohlen sofort zu einem neuen Besitzer. Ich hatte zwar Zeit für die Zucht, aber nicht dafür, die Fohlen aufzuziehen, sie einzureiten und mich um ihre Zukunft zu kümmern. Heute sind die Dinge anders, ich habe viel mehr Zeit, mich um alle Aspekte zu kümmern. Explosion W zum Beispiel habe ich erst verkauft, als er sieben Jahre alt war. Ich wusste immer, dass er ein gutes Pferd ist, aber er brauchte Zeit, sich zu entwickeln. Also habe ich ihm diese Zeit gegeben – gemeinsam mit meiner Bereiterin Mareille de Veer. Und heute ist er eines der besten Springpferde der Welt.
Wie viele Pferde züchten Sie pro Jahr?
Ich habe etwa sechs bis sieben Fohlen pro Jahr.
Auf welches selbst gezogene Pferd sind Sie am meisten stolz?
Besonders natürlich auf Explosion W, aber er ist nicht das einzige Pferd, auf das ich stolz bin. Ich habe noch eine Halbschwester von Explosion W namens Zarina III, eine Tochter von Heartbreaker x Baloubet du Rouet. Sie ist eine Zuchtstute, die wirklich fantastische Fohlen hervorbringt. Jeder Reiter auf der Welt hätte gerne einen ihrer Nachkommen.
Welchen positiven Beitrag hat der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport geleistet?
Ich denke, der Rolex Grand Slam hat sowohl für die Reiter als auch für den Sport eine sehr große Bedeutung. Das ist wirklich eine unglaublich tolle Serie mit sehr schönen Turnieren.
Welcher der vier Majors, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht, gefällt Ihnen am besten und warum?
Der CHIO in Aachen. Ich kann das nur schwer in Worte fassen, aber das ist einfach das beste Turnier überhaupt. Alles an diesem Turnier ist fantastisch – die Leute, die Anlage, das Turnier selbst.
Was ist für Sie das Hauptanliegen mit Ihrer Pferdezucht?
Meine größte Ambition bei der Zucht ist es, ein Pferd zu züchten, das an den Olympischen Spielen teilnimmt. Jeder Züchter verfolgt letztendlich das Ziel, ein Pferd aus eigener Zucht bei den Olympischen Spielen dabeizuhaben.
Wer ist Ihre größte Inspiration? Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Das VDL Stud im Norden Hollands hat mich sehr inspiriert. Ich habe einige Pferde dort stehen, wie Liamant W (Diamand de Semmily x Heartbreaker x Baloubet du Rouet) und Power Blue W (Chacco Blue x Heartbreaker x Baloubet du Rouet).
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Wer mit der Zucht anfangen möchte, braucht eine gute Mutterlinie, auf die Zucht aufgebaut werden kann. Diesen Rat würde ich selbst auch jedem Züchter geben, schließlich bildet die Blutlinie das entscheidende Fundament. In ihr sollte viel Geschichte und sportliche Qualität vertreten sein. Man sollte sich immer zu etwa 60 oder 70 Prozent auf die Mutterlinie konzentrieren und die anderen 30 bis 40 Prozent auf den Hengst verwenden.
NTERVIEW MIT
DEM IRISCHEN REITER UND ROLEX-BOTSCHAFTER BERTRAM ALLEN
Worauf haben Sie sich in letzter Zeit konzentriert und was sind Ihre Pläne und Ziele für 2021?
Aufgrund der Corona-Pandemie und der Tatsache, dass aktuell in Europa nur sehr wenige Turniere stattfinden, haben wir beschlossen, zum Winter Equestrian Festival [WEF] nach Florida zu reisen. Dort war unglaublich viel los. Ich war fast drei Monate dort und bin erst kürzlich zurückgekehrt. Daher werde ich es die nächsten Wochen etwas ruhiger angehen lassen. Der Plan ist, mich und meine Pferde auf ein paar Turniere des FEI Jumping Nations Cup vorzubereiten. Außerdem habe ich die Olympischen Spiele in Tokio im Juli und dann die Rolex Grand Slam Majors im Spätsommer im Blick.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Meine beiden Spitzenpferde sind Pacino Amiro und Harley van den Bisschop. Harley ist das etabliertere Pferd – er hat letztes Jahr aufgrund einer Verletzung zwar ein bisschen Zeit verloren, aber jetzt ist er wieder da und fühlt sich wirklich fit an. Hoffentlich kann er dieses Jahr einen guten Rhythmus finden. Pacino Amiro stieg beim WEF in Wellington in die höchste Klasse auf und hat dort einen 5*-Grand Prix gewonnen. Er ist also ein sehr vielversprechendes Talent. Wir hoffen, dass beide Pferde in Top-Form sein werden, denn dann können sie wirklich alles springen.
Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Er ist eine fantastische Serie, die aus vier der besten Turniere der Welt besteht. Sie bietet mir und den anderen Reitern etwas, worauf wir uns konzentrieren können. Diese Turniere gehören jeweils für sich allein schon zu den besten, aber in Kombination erlangen sie noch mehr Bedeutung und Prestige. Sie können jeden Reiter fragen – das sind die Grand Prix-Turniere, die wir alle jedes Jahr gewinnen wollen. Außerdem stehen sie noch einmal eine Stufe über einem normalen 5*-Grand Prix. Eines dieser Turniere zu gewinnen, ist ein sehr besonderes Gefühl, weil sie wirklich die Krone dieses Sports darstellen. Hinsichtlich meiner Pläne für den Rolex Grand Slam werden wir in diesem Jahr Schritt für Schritt vorgehen, weil es bis zu den Spruce Meadows 'Masters' und dem CHIO Aachen noch eine ganze Weile hin ist. Zum Glück könnten meine Spitzenpferde, wenn sie in guter Verfassung sind, problemlos beide Turniere gehen. Danach fangen wir mit den Plänen für Genf an.
Was haben Sie im Laufe des letzten Jahres gelernt – über sich selbst und allgemein – und welche positiven Schlüsse ziehen Sie daraus?
Als Reiter sind wir es gewohnt, buchstäblich jedes Wochenende im Jahr zu Turnieren zu fahren. Aber im Jahr 2020 waren unsere Aktivitäten diesbezüglich wirklich eingeschränkt. Ich habe viel gelernt, aber die größte Veränderung wird sein, dass ich wahrscheinlich die Anzahl der Turniere, an denen ich teilnehme, zurückfahren werde. Vor der Pandemie hatte ich wirklich das Gefühl, Woche für Woche Turniere reiten zu müssen. Aber als ich gezwungener Maßen einen Gang zurückschalten musste, hatte ich Zeit, über alles nachzudenken und genau zu prüfen, und ich habe festgestellt, dass ich mir und meinen Pferden wirklich nicht so viel abverlangen muss. Ich glaube, ich werde mich jetzt wirklich nur auf die größten 5*-Turniere konzentrieren, wodurch ich auch ein paar Wochen mehr zu Hause verbringen und nach dem Rechten schauen kann. Das gibt mir wertvolle Zeit, um mich der Vermarktung und meinen jüngeren Pferde zu widmen, für die ich in der Vergangenheit nicht genügend Zeit gehabt habe. Wie bei allem im Leben geht es darum, eine Balance und den goldenen Mittelweg zu finden.
Top 5 world ranking competing
The FEI officially announced on 30 March that international equestrian events could resume as from 12 April. This is good news for the organisation of The Dutch Masters and now there is definite green light to organise the event from 23 to 25 April.
Measures
The planned Covid-19 measures remain in place and this special edition of The Dutch Masters will also take place behind closed doors. The FEI has published a list of measures because of the Rhino virus. Of course the organisation, together with the veterinary team, will closely follow up these measures. Immediately upon arrival the health of the horses will be checked and the temperature will be measured. Especially in the stables everything will be done to avoid contact between the horses and there will be several additional hygiene measures. Safety for man and horse comes first.
Top Jumping Competitors
The organisation can again count on the international jumping top. The numbers 1 and 2 from Switzerland, Steve Guerdat and Martin Fuchs, are present. The number 3, Daniel Deusser is currently in top form. Last weekend the German rider won the prestigious $500,000 Rolex Grand Prix in Wellington, USA, with the 13-year-old stallion Scuderia Tobago Z, who he also wants to start in ´s-Hertogenbosch. The Swede Henrik von Eckermann, who won the Rolex Grand Prix in the Brabanthallen in 2019, will also travel to 's-Hertogenbosch. Peder Fredricson (SWE) and the Belgian Pieter Devos ensure that the entire top 5 of the world rankings will be at the start. Of course all the top Dutch riders like Harrie Smolders and Jeroen Dubbeldam will also be there. The complete list of participants will be announced shortly.
Dressage
The top dressage riders are already preparing for the outdoor season in view of the Olympic Games in Tokyo. This proved to be incompatible with the indoor competitions of The Dutch Masters. Therefore, it was decided to skip the dressage programme of this edition for a year. The programme will be completed with extra show jumping classes so that the riders can prepare their horses optimally for the Rolex Grand Prix.
Es war Montag der 1. März, als die FEI nach dem Ausbruch des equinen Herpes-Virus (EHV-1) im spanischen Valencia die Absage aller Pferdesportveranstaltungen verkündete. Die Enttäuschung der Organisatoren des „The Dutch Masters“ war grenzenlos, doch sie setzten gleich alle Hebel in Bewegung, um eine Lösung zu finden. Und eine solche Lösung wurde gefunden – nach intensiven Beratungen mit den Dachorganisationen, den Tierärzten des niederländischen Verbandes und der FEI: Sollte sich der Ausbruch nicht weiter verschlimmern, wird das „The Dutch Masters“ ohne Zuschauer von Freitag, 23. April bis Sonntag, 25. April in den Brabanthallen in `s-Hertogenbosch ausgetragen werden. Ursprünglich hatte die FEI alle Veranstaltungen bis zum 28. März abgesagt, inzwischen wurde dies bis zum 11. April verlängert. Die Organisatoren werden die Entwicklung nun sehr aufmerksam verfolgen, um gegebenenfalls das Datum noch einmal anzupassen. Höchste Priorität hat dabei die Sicherheit von Sportlern und Pferden.
Sicherheit der Pferde
Die Organisatoren erarbeiten derzeit einen Ablauf für die teilnehmenden Pferde. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Marianne Sloet van Oldruitenborgh-Oosterbaan von der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Utrecht, die auch Beraterin des niederländischen Verbandes ist sowie mit „The Dutch Masters“-Veterinär Randy de Greef und der FEI. Um die Veranstaltung nicht nur corona-, sondern auch herpessicher zu organisieren, werden unterschiedlichste Maßnahmen ergriffen. Dazu zählen ein veterinärmedizinischer Check-Up gleich bei der Ankunft, regelmäßige Temperaturkontrollen und eventuell Nasenabstriche bei den Pferden. Um bestmöglich vorbereitet zu sein, werden alle Maßnahmen nun in enger Absprache mit den Behörden detailliert diskutiert.
Zustimmung bei den Reitern
Bei den Reitern findet das neue Datum große Zustimmung. Denn gegenwärtig gibt es kaum Veranstaltungen auf diesem Niveau, für die Reiter sind sie aber zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio unabdingbar. Die Weltranglistenersten in Dressur und Springreiten haben bereits beide ihre Teilnahme bestätigt. So sagt Deutschlands „Dressur-Königin“ Isabell Werth: „Großartig, welche Anstrengungen das The Dutch Masters unternimmt, um die Veranstaltung zu organisieren. Ich werde dort sein!“ Rolex-Botschafter Steve Guerdat ergänzt: „Ich bin sehr glücklich, dass das The Dutch Masters als Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping nun im April stattfinden wird. Für uns Reiter sind Prüfungen auf diesem Niveau sehr wichtig, deswegen freue ich mich drauf.“ Das Programm im April wird dem ursprünglich für März geplanten sehr ähnlich sein – mit dem Rolex Grand Slam of Show Jumping-Major am Sonntagnachmittag. Die Dressurfans bekommen ein identisches Programm geboten mit einer großen CDI 4*-Tour mit Grand Prix und Kür zur Musik. Alle Wettbewerbe werden live auf unterschiedlichen Kanälen übertragen.
ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING – BESTÄTIGTE TERMINE FÜR DIE MAJORS 2021
Das Weltfest des Pferdesports, CHIO Aachen (NEUES DATUM)
Für den CHIO Aachen 2021 gibt es ein neues Datum, er findet nun von Freitag, dem 10. bis Sonntag, dem 19. September statt. Weitere Informationen zum CHIO Aachen 2021 finden Sie auf https://www.chioaachen.de/
Spruce Meadows ‘Masters’
Die Termine für das Spruce Meadows 'Masters' 2021 bleiben unverändert: das Turnier findet vom Mittwoch, 8. bis Sonntag, 12. September statt. Weitere Informationen zum Spruce Meadows ‘Masters’ 2021 finden Sie auf https://www.sprucemeadows.com/
CHI Genf
Die Termine für das CHI Genf 2021 bleiben unverändert: das Turnier findet vom Donnerstag, 9. bis Sonntag, 12. Dezember statt. Weitere Informationen zum CHI Genf 2021 finden Sie auf https://www.chioaachen.de/
INTERVIEW MIT SPRINGREITER OLIVIER PHILIPPAERTS
Was sind Ihre Pläne für das restliche Jahr 2021, und was würden Sie am Ende gerne noch erreichen?
Ich würde gerne noch ein 5*-Turnier mit Legend [H&M Legend of Love] gewinnen. Sie ist ein großartiges Pferd, und ich habe sie schon sehr lange. Sie war einfach unglaublich. Die Erfolge und die vielen guten Durchgänge, die wir gemeinsam hatten, waren wirklich fantastisch. So auch in der letzten Woche – sie ist jetzt 15 Jahre alt –, sie versucht immer noch jede Woche auf jedem Turnier ihr Bestes zu geben. Ich würde also gerne irgendwann in diesem Jahr noch einen 5*-Grand Prix mit ihr gewinnen, was hoffentlich für uns möglich sein wird.
Wie geht es nun weiter?
Das letzte Jahr war wirklich ein einziger Nackenschlag, aber dieses Jahr sind wir von Anfang an auf dem richtigen Weg. Im Januar war ich in Oliva Nova, um die Pferde auf die Saison vorzubereiten. Dann kam Doha, und danach habe ich versucht, mich auf das „The Dutch Masters“ vorzubereiten, was ja aber leider aufgrund der momentanen Umstände abgesagt wurde. Trotzdem freuen wir uns auf die Saison, und wir glauben fest daran, dass diese Saison wirklich fantastisch und für alle Beteiligten ein weiterer Schritt nach vorne sein wird. Es stehen viele Turniere an, darunter die Majors des „Rolex Grand Slam of Show Jumping“ und natürlich die Olympischen Spiele in Tokio, zu denen wir alle natürlich sehr gerne anreisen würden. Das sind also meine größten Ziele dieses Jahr, und im Moment versuche ich, den besten Plan zusammenzustellen, um diese auch zu erreichen.
Mit welchen Pferden freuen Sie sich dieses Jahr am meisten, bei Turnieren an den Start zu gehen?
Im Moment habe ich ziemlich Glück, ich habe ein paar sehr gute Pferde im Stall. Dazu gehören einige erfahrene Pferde wie Legend of Love und Extra [H&M Extra], die ich seit etwa zwei Jahren habe. Und ich habe auch ein neues Pferd namens Blue Diamond [Le Blue Diamond V't Ruytershof], der seinen ersten 5*-Grand Prix letzte Woche in Doha gegangen ist, worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich glaube wirklich, dass er ein Pferd sein könnte, das durchgehend auf 5*-Niveau Turniere gehen kann. Ich freue mich wirklich auf dieses Jahr, und darauf, mit ihm in der Spitzenklasse des Sports antreten zu können.
Welchen positiven Beitrag hat der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport geleistet?
Ich denke, es war ein unglaublicher Erfolg, dass Rolex unserem Sport den Grand Slam gegeben hat. Das ist die beste Art für uns, unseren Sport mit beispielsweise Tennis vergleichen zu können. Jeder weiß, dass die Grand Slam-Turniere die wichtigsten Veranstaltungen eines Jahres sind, und dass wir das nun in unseren Sport übertragen können, um jemandem zu erklären, der den Pferdesport nicht verfolgt, was die Grand Slams sind, verleiht unserem Sport zusätzlichen Aufschwung. Als Reiter sind diese Turniere die wichtigsten des Jahres, und als echte Athleten und Wettstreiter kämpfen wir natürlich darum, diese Siege auf unserer Liste der Erfolge zu sehen.
Haben Sie unter den Majors einen Favoriten? Gibt es einen, der für Sie als das Turnier hervorsticht, das Sie unbedingt gewinnen möchten?
Natürlich, jeder hat doch seine Favoriten. Spruce Meadows wird für mich immer etwas ganz Besonderes sein, denn als ich dort gewonnen habe, war das für mich ein wirklich einzigartiger Moment. Aachen, andererseits, ist ebenfalls wirklich klasse, weil es nicht weit von meinem Zuhause entfernt ist und ich dort schon sehr lange hingehe. Mein Vater ist dort so viele Male angetreten, und auch ich bin dort schon geritten – das sind also die beiden Turniere, die für mich im Laufe eines Jahres den größten Stellenwert haben.
Was haben Sie im letzten Jahr gelernt – über sich selbst? Und welche positiven Schlüsse können Sie aus diesem doch sehr ungewöhnlichen und schwierigen Jahr ziehen?
Ich denke, der größte Unterschied war, dass wir im Jahr davor an so vielen Turnieren teilgenommen haben, vielleicht waren es etwas zu viele. Es ist zwar toll, dass es so viele 5*-Turniere gibt, da so alle eine bessere Chance auf den Sieg haben. Aber aus persönlicher Sicht denke ich, dass ich ab jetzt weniger 5*-Turniere auswähle, an denen ich teilnehmen werde. So habe ich die Gelegenheit, zu diesen Turnieren zu gehen und mich voll und ganz auf diese bestimmten Wettkämpfe zu konzentrieren. Manchmal sind wir Woche für Woche auf Turnieren unterwegs, nur weil es so viele davon gibt, und fliegen dauernd um die Welt – was vielleicht etwas übertrieben ist. Im letzten Jahr habe ich gelernt, dass es besser wäre, sich auf eine kleinere Anzahl von Turnieren zu konzentrieren und dafür gut vorbereitet und mit den richtigen Pferden an den Start zu gehen.
Ich glaube auch, dass wenn man unter Zeitdruck steht, so wie es bei mir war, man kleine Fehler macht, die man gar nicht bemerkt. Jetzt, da wir alle viel zuhause waren, konnten wir uns neu organisieren, sodass jetzt alles für die kommende Saison bereit ist. Wir versuchen, junge Pferde zu kaufen und sie bis zur Spitzenklasse auszubilden. Dafür haben wir versucht, eine gute und solide Struktur zu erschaffen, sodass wir, auch wenn ich auf Turnieren unterwegs bin, immer noch eine gute Gelegenheit haben, die besten Jungpferde ausfindig machen zu können. In diesem Sport vergeht die Zeit so schnell – es ist also wichtig, immer auch Pferde für die Zukunft im Stall zu haben.
ZÜCHTER IM GESPRÄCH
Interview mit Familie Noël (Élevage du Thot)
In dieser Ausgabe von Züchter im Gespräch sprechen wir mit Margrith und Florian Noël vom Gestüt „Le Thot“ in der Normandie in Frankreich – www.elevage-du-thot.com. Unser Dank geht außerdem an Judith Noël, die dieses Interview ermöglicht hat.
Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?
Margrith Noël:
Mein Vater war bei der Schweizer Kavallerie, und jeder Angehörige hatte seinen eigenen Sattel und sein eigenes Pferd zuhause. Ich war noch jung, und als es dieses Pferd nicht mehr gab, legte er immer seinen Sattel unten über das Treppengeländer. Ich – jung wie ich war, etwa vier oder fünf – verbrachte viel Zeit damit, auf diesen Sattel zu klettern und so zu tun, als würde ich reiten gehen.
Florian Noël:
Ich wuchs mit Pferden auf, und da ich auch zwei ältere Schwestern hatte, die leidenschaftlich gerne ritten, wollten meine Eltern immer, dass ich in ihre Fußstapfen trete. Mittwochs und samstags haben meine Eltern mich immer dazu vergattert, ein Pferd oder Pony fertig zu machen und es zu striegeln, aber ich hatte daran wirklich keinen Spaß. Das Reiten habe ich schon als Kind gelernt, da das bei uns in der Familie eben „normal“ war. Im Sommer bin ich mit meinen Schwestern in Freizeitcamps gegangen, wo wir viel geritten sind, aber auch andere Aktivitäten gemacht haben. Jedes Mal nahm ich mein Fahrrad mit, also verbrachte ich eigentlich mehr Zeit damit, mit dem Rad den Reitstall zu umrunden, als auf den Pferden zu reiten. Ich hatte auch einen Freund, der ein Pony besaß, und wir machten in den Feldern oder am Strand immer Wettrennen gegeneinander. Wir sind also viel mehr um die Wette geritten, als auf andere Art zu reiten.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Margrith Noël:
Für uns als Familie war das Ideo du Thot, ein Pferd, das 2007 den World Cup in Las Vegas gewann. Ein Pferd dieses Kalibers zu haben, war wirklich außergewöhnlich, ein wirklich einmaliges Pferd. Das war ein unglaublich stolzer Moment für uns. Als Mutter macht es mich sehr stolz, drei Kinder zu haben, die alle leidenschaftlich gerne reiten, und wenn sie mit unseren eigenen, selbstgezogenen Pferden auf Turniere gehen, macht mich das ganz besonders stolz.
Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?
Margrith Noël:
Alles hat damit begonnen, dass ich Jean-Francois Noël geheiratet habe, dessen Vater viel mit Pferdezucht zu tun hatte. Sein Vater wiederum war ein Rinderzüchter aus der Normandie, der auch ein paar Stuten besaß, und so begann er schon in sehr jungen Jahren damit, die Pferde einzureiten. Wir haben dieses Unternehmen Schritt für Schritt aufgebaut, haben ein paar Fohlen gekauft und versucht, sie durch Einkreuzen unserer eigenen Blutlinien weiterzuentwickeln. So wurde unsere Zucht immer größer, und so kamen wir auch dazu, die Blutlinie von Ideo zu kaufen, die wir dann mit unserer kreuzten, wodurch wir uns weiter vergrößern konnten. Es ist interessant zu sehen, wie weit wir gekommen sind. Wir haben nur zu zweit angefangen, mit drei Pferden. Das war vor 35 Jahren, und heute sind wir zu einem großen und erfolgreichen Zuchtbetrieb geworden.
Könnten Sie kurz zusammenfassen, worauf es bei der Zucht eines Springpferdes besonders ankommt, was dahintersteckt, wie Sie entscheiden, welche Paare Sie zur Zucht einsetzen, etc.?
Florian Noël:
Das Ganze ist eine Mischung aus körperlichen und geistigen Veranlagungen und der Ausbildung des Pferdes. Das Pferd muss gut erzogen sein, gut im Futter stehen und über eine große mentale Stärke verfügen. Das Einreiten und die Ausbildung sind für das Heranziehen eines Pferdes der Spitzenklasse ebenfalls maßgeblich. Außerdem ist es sehr wichtig, über gute Grundlagen zu verfügen, wodurch es einfacher wird, Pferde zu haben, die leichtrittig und mental ausgeglichen sind. Außerdem ist die Qualität der Stute von zentraler Bedeutung, denn wenn man einmal eine gute Stute hat, bieten sich bei der Wahl des Vaters viele Möglichkeiten. Es ist also entscheidend, die Mutterstute richtig auszuwählen.
Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht?
Margrith Noël:
Ja, Samourai du Thot, der einmal das beste französische Vielseitigkeitspferd auf der Weltrangliste war. Dieses Pferd stammte aus einer Mischung, von der wir nicht glaubten, dass sie ein so erstklassiges Pferd hervorbringen könnte. Die Mutter war ein gutes, vollkommenes Pferd, aber nicht unbedingt sehr bekannt. Aber sie war ein Pferd, dass über viel Sinn verfügte. Wir haben sie mit Milor Landais verpaart, und mit Samourai du Thot kam dabei eine echte Überraschung heraus.
Florian Noël:
Manchmal versuchen wir an Hengste zu kommen, die gar nicht unbedingt alle unsere Wünsche erfüllen, sondern eigentlich ziemlich unspektakulär sind. Das gibt uns die Gelegenheit, ein bisschen herumzuprobieren, wie zum Beispiel das Einkreuzen von reinrassigen Pferden, Anglo-Arabern, um etwas wirklich Einzigartiges zu erhalten.
Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist zweifelsohne wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen, oder wenn sie die Pferde selbst reiten?
Margrith Noël:
Ja, das ist etwas, wonach wir Ausschau halten, aber aufgrund der Art und Weise, wie der Markt und die Branche funktionieren, haben wir darauf oft nicht viel Einfluss. Wir machen viele Geschäfte mit Händlern, was die Dinge manchmal verkompliziert. Wenn es einen Kunden gibt, der nicht gut zum Pferd passt, können wir das Pferd nicht zurücknehmen und durch ein anderes ersetzen, denn bei 12-15 Fohlen haben alle jeweils andere Eigenschaften.
Florian Noël:
Wir versuchen, Pferde zu produzieren und heranzuziehen, die leicht zu reiten und zu handhaben sind, da viele Menschen in einem Pferd mehr oder weniger dieselben Dinge suchen. Sie möchten ein hochwertiges, schickes und gut gerittenes Pferd. Je besser ein Pferd geritten ist, desto einfacher ist es, mit ihm zu arbeiten. Deshalb versuchen wir, das beste Pferd für unsere Kunden zu produzieren, und wir bemühen uns immer darum, dass es in bestmöglichem Zustand zu ihnen kommt.
Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen Ihres Zuchtprogramms geben?
Florian Noël:
Es gibt mehrere wichtige Faktoren, die eine Rolle spielen, zum Beispiel gute Mutterstuten, gute Kreuzungen und Vielfalt. Die Pferde, von denen wir glauben, dass sie aufgrund ihrer Abstammung viel Potenzial für den Einsatz im Sport mitbringen, behalten wir manchmal bis zu ihrem sechsten Lebensjahr, bevor wir den Embryotransfer durchführen. Wir ziehen zudem die Pferde alle auf die gleiche Weise auf, um zu versuchen, das Beste aus ihnen herauszuholen. Das ist die Methode, die wir anwenden, aber es gibt Zeiten, in denen wir uns an die verschiedenen Pferde und ihre Bedürfnisse anpassen müssen.
Wie lange behalten Sie ein Fohlen, bevor es an den neuen Besitzer geht oder Sie mit der Ausbildung anfangen?
Florian Noël:
Bestimmte Fohlen können wir manchmal schon verkaufen, wenn sie noch bei ihrer Mutter sind. Das ist selten, aber es kommt vor. Wir beginnen im Winter mit der Ausbildung, wenn sie zwischen zwei und drei Jahre alt sind. Im Moment zum Beispiel sind so ziemlich alle schon eingeritten. Als Test lassen wir sie zwei oder drei Mal frei springen und steigen ein paar Mal auf. So erhalten wir einen Einblick in das Temperament des Pferdes und können abschätzen, wie sich das Pferd später verhalten wird. Im Frühjahr kommen sie alle auf die Weide, und im nächsten September, am Ende des dritten Lebensjahres, holen wir sie wieder in den Stall. Zu dem Zeitpunkt sind wir dann mit der Auswahl beschäftigt. Wir stellen die Pferde im Alter von drei Jahren auf ihren ersten Turnieren vor, und dann beginnt der Handel, sobald das veterinärmedizinische Programm abgeschlossen ist. Es gibt Pferde, die schon während des Winters verkauft werden, aber wir versuchen, sie je nach individuellem Entwicklungsstand zu verkaufen. Manche Pferde sind schon bereit, aber wir behalten einige etwas länger, da sie noch sehr jung sind.
Wie viele Pferde züchten Sie pro Jahr?
Wir haben jedes Jahr etwa 30. Etwa die Hälfte davon gehört uns, und die andere Hälfte gehört anderen Besitzern, von denen die meisten im Ausland wohnen.
Was ist für Sie das Hauptanliegen mit Ihrer Pferdezucht?
Jahr für Jahr die Qualität unserer Pferde weiter zu steigern.
Auf welches selbst gezogenes Pferd sind Sie am meisten stolz?
Das ist definitiv Ideo du Thot, aber er wird jetzt langsam schon etwas älter. Dieses Jahr haben wir Diaz du Thot, die bei Constant Van Paesschen steht, und Diadem du Thot, der bei Laura Kraut in den USA steht und von dem wir hoffen, dass er es wie Ideo an die Spitze schafft.
Abgesehen von der Zucht, was sind Ihre Ambitionen und Wünsche?
Margrith Noël:
Da wir direkt am Meer leben, haben wir viele Pferde, die für eine Thalassotherapie hierher kommen (zur Rehabilitation nach einer Verletzung oder einfach zum puren Genuss). Wir hatten schon einige sehr gute Pferde hier, wie zum Beispiel Paille de la Roque von Steve Guerdat. Wir arbeiten kontinuierlich daran, diesen Aspekt unseres Programms zu verbessern, und wir versuchen auch immer, die sportliche Seite der Dinge mit unseren jungen Pferden weiterzuentwickeln. Es ist sehr erfüllend, aus unseren jungen Pferden Wert zu schöpfen, wenn sie erst vier, fünf oder sechs Jahre alt sind, und es ist auch großartig, einige wirklich gute Leistungen aus ihnen herauszuholen.
Florian Noël:
Als Züchter und fünfköpfige Familie versuchen wir immer, unser Wissen und unsere Kommunikation, unsere Struktur und Organisation zu verbessern. Außerdem beschäftigen wir zur Zeit einige Mitarbeiter, und wir möchten, dass dies ein schöner Ort zum Arbeiten ist. Wir führen ein Familienunternehmen, und die Zucht ist unsere Leidenschaft, dafür leben wir.
Welchen positiven Beitrag hat der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport geleistet?
Margrith Noël:
Das sind vier legendäre Turniere, und wir träumen davon, dass einmal eines unserer Pferde dort antritt. Es ist den Sponsoren wie Rolex zu verdanken, dass diese Turniere so berühmt-berüchtigt geworden sind und weltweit wahrgenommen werden. Es ist immer wieder eine Freude, Pferde auf so schönen Rasenplätzen wie in Aachen gegeneinander antreten zu sehen.
Florian Noël:
Wir gehen jedes Jahr zum Turnier nach Genf, weil es im Dezember stattfindet, wenn es bei uns immer etwas ruhiger ist. Es ist also ein bisschen wie ein kleiner Winterurlaub für uns, nach Genf zu gehen und alte Freunde zu treffen. Das sind zweifelsohne die besten Turniere der Welt, und deshalb schauen wir uns alle an, egal ob vor Ort oder im Fernsehen.
Welchen der vier Majors, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht, würden Sie am liebsten besuchen, und warum?
Unser Traum ist es, nach Aachen zu gehen – das ist die Krone unseres Sports. Als Familie gehen wir auch gerne nach Genf, weil es von den Vieren uns am meisten am Herzen liegt.
Wer hat Sie am meisten inspiriert? Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?
Florian Noël:
Ich war bei William Funnell in England und habe auf seinem Gestüt gearbeitet. Ich fand es sehr inspirierend, dass er nur etwa so viele Fohlen züchtet wie wir, und er hat dem Heranziehen junger Pferde viel Wert verliehen. Außerdem gehört er der britischen National-Equipe an und ist daher eine echte Inspiration. Aber das Inspirierendste, was ich von ihm mitnehme, ist, dass er dem Zuchtvorgang von Anfang bis Ende Wert verleiht.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Florian Noël:
Mir wurde einmal gesagt, dass wir alle als Familie zusammenarbeiten sollten, da wir alle einen gemeinsamen Nenner haben. Wir alle teilten die gleiche Leidenschaft, aber wir kamen nicht immer gut miteinander aus. Deshalb wurde mir gesagt, dass es uns wirklich guttun würde, wenn wir alle zusammenarbeiten.
Margrith Noël:
Mir wurde auch gesagt, dass egal was man tut, man es immer nach bestem Wissen und Gewissen tun soll.
VETCHECK MIT:
Randy de Greef, Tierarzt beim The Dutch Masters
Was ist EHV-1 und was tut die FEI, um den Ausbruch einzudämmen?
EHV-1 ist ein Virus, das Pferde befällt und bei manchen der infizierten Tiere neurologische Probleme hervorrufen kann. Soweit ich weiß, hilft die FEI dabei, Tierärzte in Valencia in Spanien zu organisieren, um die betroffenen Tiere zu behandeln. Darüber hinaus hat die FEI internationale Turniere in mehreren europäischen Ländern abgesagt, um das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus zu minimieren.
Musste der Springsport sich jemals mit einem Virus wie diesem auseinandersetzen?
Ich glaube nicht, dass der Pferdesport jemals in einem so großem Ausmaß wie bei dem jetzigen Ausbruch des EHV-1 von einem Virus betroffen war.
Ist es wahrscheinlich, dass das Virus sich letztendlich weltweit, also auch außerhalb Europas ausbreiten wird?
Das Virus existiert bereits in der Pferdepopulation weltweit. Es wird jedoch zu einem Problem, wenn sich große Gruppen von Pferden infizieren und aus irgendeinem Grund die Infektion nicht am Herd des Ausbruchs eingedämmt werden kann. In dieser Situation werden große Mengen des Virus übertragen, wodurch andere Pferde dann erkranken.
Welche Maßnahmen wurden implementiert, um zu verhindern, dass das Virus außer Kontrolle gerät?
Soweit ich informiert bin, werden alle Pferde in Valencia so gut es geht isoliert, und die FEI hat internationale Turniere in mehreren europäischen Ländern abgesagt, um das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus zu minimieren.
Wie schnell könnte das Virus unter Kontrolle sein? Kann es überhaupt weltweit gänzlich ausgerottet werden?
Das hängt wirklich davon ab, wie viele Pferde das Turniergelände in Valencia bereits verlassen haben und nun in ihren Ställen zuhause für andere Pferde infektiös sind. EHV-1 wird niemals vollständig ausgerottet werden können. Wir müssen mit diesem Virus leben, und in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger und gewissenhafter mit Hygienemaßnahmen beim Pferdetransport sein, besonders wenn dieser international abläuft.