Sie und Ihr Team hatten ja wirklich ein ganz unglaubliches Jahr! Können Sie uns erläutern, wie wichtig Ihr Team für Ihre Erfolge ist?
Ein tolles Team hinter sich zu haben, ist entscheidend, wenn man als Reiter Erfolg haben will. Das Springreiten ist mit so viel Arbeit verbunden – die Versorgung der Pferde, das Reisen, das Training –, dass man unbedingt zuverlässige Menschen um sich haben muss. Ohne ein starkes Team, das einen unterstützt, wäre es unglaublich schwierig, Bestleistungen zu erbringen.
Sie haben ganz eindeutig eine unfassbar enge Beziehung zu Checker 47. Können Sie uns erzählen, was ihn zu etwas so Besonderem macht und wie wichtig es gewesen ist, eine Partnerschaft mit ihm einzugehen?
Er ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Ich habe ihn jetzt seit vier Jahren und wir haben uns eine Partnerschaft erarbeitet, die einfach wie für das Finale bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gemacht zu sein schien. Der Parcours war nicht einfach nur für einen erfahrenen Reiter oder ein erfahrenes Pferd ausgelegt, sondern für ein erfahrenes Pferd-Reiter-Paar. Man musste sein Pferd in- und auswendig kennen und dasselbe musste auch andersherum gelten. Das machte diesen Parcours so ideal für Partnerschaften wie Checker 47 und mich, Beauville Z und Maikel [van der Vleuten] und Dynamix de Belheme und Steve [Guerdat]. Wir sind alle erfahrene Pferd-Reiter-Teams.
In den letzten vier Jahren sind Checker 47 und ich richtig zusammengewachsen und haben einige großartige Ergebnisse erzielt. Letztes Jahr haben wir das Finale beim FEI Jumping Nations Cup™ in Barcelona gewonnen, dann den Grand Prix in Riad und den dritten Platz im Rolex Grand Prix beim CHI Genf. Dieses Jahr haben wir den Rolex Grand Prix beim Winter Equestrian Festival 2024 in Wellington und den Grand Prix in Madrid gewonnen. Anfang des Jahres bekam ich das Gefühl, dass alles, was wir uns in den vergangenen drei Jahren erarbeitet haben, langsam zusammenfindet. Bei jedem Grand Prix, an dem wir teilgenommen haben, kam es mir so vor, als wüsste er genau, wozu er fähig ist, und als wüsste er auch, wozu ich fähig bin, und dass er mir vertraut. Dieses Vertrauen ist der Grundstein einer großartigen Beziehung zwischen Pferd und Reiter. Wenn Vertrauen da ist, hat man alles, was man braucht.
Was ist der wichtigste Aspekt beim Training, wenn man ein Pferd auf das Niveau bringen möchte, an den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping teilnehmen zu können?
Das ist eine ausgezeichnete Frage. Da gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Man konzentriert sich in unterschiedlichen Phasen auf unterschiedliche Dinge, zum Beispiel ist es manchmal wichtiger, den Schwerpunkt auf die körperlichen Fähigkeiten seines Pferdes zu legen, manchmal steht eher seine mentale Verfassung im Vordergrund und manchmal arbeitet man einfach daran, das Pferd besser kennenzulernen. Letztendlich ist es jedoch am wichtigsten sicherzustellen, dass das Pferd einem folgt. Man kann an den körperlichen Aspekten arbeiten, so viel man will – an den hohen Sprüngen oder an ganzen Parcours –, aber was am Ende wirklich zählt ist, dass das Pferd dem Reiter vertraut und seinem System und Reitstil folgt. Wenn das Pferd nicht auf deiner Seite ist, kannst du keinen Erfolg im Springreiten haben.
Der physische Aspekt des Trainings ist zwar wesentlich, aber es ist genauso wichtig zu verstehen, wie das Pferd denkt und was es braucht. Man muss wissen, wann es etwas mehr Hilfe braucht oder wann man Druck rausnehmen und leichtere Sachen wie Geländeritte oder Longiertraining machen sollte. Ein Gespür für diese Ausgewogenheit zwischen den mentalen und physischen Aspekten seines Pferdes zu haben, macht einen großartigen Reiter aus.
Obwohl Sie aus einer Reiterfamilie stammen, haben Sie erst ziemlich spät mit dem Reiten angefangen. Was hat Sie letztendlich dazu bewogen?
Ich war aufgrund meiner Familie schon mein Leben lang mit Pferden zusammen. Als ich noch klein war, hat mich meine Familie immer mit in den Stall genommen, weil sie mich nicht allein zu Hause lassen wollte. Ich hatte immer einen Fußball dabei und habe entweder mit irgendjemandem gespielt oder allein ein bisschen gekickt. Irgendwann hatte mein Vater mal eine Zeit lang keinen Pfleger, der an den Wochenenden mit ihm zu Turnieren fahren konnte, und so hat er mich gefragt, ob ich ihm helfen würde. Wenn ich kein Fußballspiel hatte, bin ich mitgefahren, um ihm zu helfen und ihm beim Aufwärmen und dann im Wettkampf zuzusehen. Je mehr ich zugesehen habe, desto mehr wuchs im Laufe der Zeit mein Interesse an diesem Sport. Ich fing an, seine Runden zu analysieren und zu überlegen, was er gut gemacht hatte und was er hätte anders machen können. Schließlich kam ich zu dem Punkt, an dem ich es selbst mal versuchen wollte. So hat alles angefangen, wobei ich allerdings schnell gemerkt habe, dass es nicht so leicht war, wie es aussah!
Der CHI Genf findet in der größten Reitsport-Hallenarena der Welt statt und hat mit das leidenschaftlichste Publikum. Was für ein Gefühl ist es, dort anzutreten?
Der CHI Genf ist eins der besten Hallenturniere der Welt und eine ganz besondere Veranstaltung. Jedes Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist einzigartig und Genf hat eine ganz eigene Atmosphäre. Die große Arena mit dem Hügel in der Mitte und dem Doppelgraben beim Rolex Grand Prix vermittelt einem das Gefühl, als wäre man draußen im Freien, das ist einzigartig. Aber das Beste am CHI Genf ist die Atmosphäre. Das Publikum dort ist einfach unglaublich. Man spürt richtig, dass es hinter einem steht, und wenn man eine fehlerfreie Runde schafft und die Zuschauer vor Begeisterung ausrasten, ist das ein ganz unbeschreibliches Gefühl. Das sind diese emotionalen Momente, die wir Reiter so lieben. Außerdem findet dort auch das spannende Rolex IJRC Top 10 Finale statt, was den CHI Genf zu einer der aufregendsten Springreitveranstaltungen des Jahres macht.
Letztes Jahr haben Sie beim CHI Genf den dritten Platz im Rolex Grand Prix geholt. Können Sie uns verraten, was Ihnen dieses Ergebnis bedeutet hat?
Das hat mir damals wirklich viel bedeutet. Zwei Jahre davor war ich mit Checker 47 schon mal dort beim Rolex Grand Prix angetreten und es ist gar nicht gut für uns gelaufen. Ich hatte das Gefühl, dass unsere Partnerschaft noch nicht reif genug für dieses Niveau war. Aber letztes Jahr bin ich mit einem deutlich besseren Bauchgefühl angereist. Das Turnier fing gut an und ich bin sehr zuversichtlich in den Rolex Grand Prix gestartet. Der dritte Platz hat mich sehr stolz und glücklich gemacht. In dem Moment habe ich erkannt, dass Checker 47 für die großen Meisterschaften bereit war. So kurz vor den Olympischen Spielen hat mich dieses Rolex Grand Prix-Ergebnis davon überzeugt, dass er wirklich so weit war, und so habe ich beschlossen, dass wir sein Jahr um die Olympischen Spiele 2024 in Paris herum planen sollten.
Was haben Sie beim letztjährigen Rolex Grand Prix beim CHI Genf gelernt, das Ihnen dieses Jahr weiterhelfen könnte?
Ich habe gelernt, dass die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping den höchsten Standard in unserem Sport festsetzen. Sowohl man selbst als auch sein Pferd muss auf jede nur mögliche Situation im Parcours vorbereitet sein. Ich habe immer darauf gehofft, mal im Rolex IJRC Top 10 Finale dabei zu sein, und nach meinem dritten Platz im Rolex Grand Prix beim CHI Genf letztes Jahr wusste ich, dass ein ganz besonderes Jahr vor mir liegt. Ich habe unglaublich hart gearbeitet und gleichzeitig dafür gesorgt, dass ich ein starkes Kontingent an Pferden habe, damit ich am Rolex IJRC Top 10 Finale teilnehmen kann. Zusammen mit den Olympischen Spielen war das eins meiner Hauptziele. Im Augenblick sieht alles recht vielversprechend für mich aus. Es ist noch ein Monat bis dahin und ich stehe momentan auf Platz 5 der Weltrangliste, deshalb hoffe ich, dass ich einer der Reiter im Top 10 Finale beim CHI Genf sein werde. Das wäre wirklich aufregend.
Zum Rolex Grand Slam of Show Jumping gehört auch der CHIO Aachen und der dortige Rolex Grand Prix ist für viele Springreiter die ultimative Prüfung, die sie unbedingt gewinnen wollen. Als Major in Ihrem Heimatland, wie wichtig ist Ihnen diese Prüfung und die Veranstaltung insgesamt?
Der CHIO Aachen und der dortige Rolex Grand Prix sind sehr wichtig für mich – wie für jeden Reiter, aber vor allem für deutsche Reiter. Von olympischen Erfolgen und Meisterschaftsmedaillen mal abgesehen, hat jeder Reiter in seiner Karriere einen großen Traum: den Rolex Grand Prix in Aachen zu gewinnen. Das steht bei mir auf jeden Fall noch immer gedanklich im Vordergrund.
Wie passen Sie Ihre Strategien und Pläne jeweils an die vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping an?
Ich glaube, genau das macht den Rolex Grand Slam of Show Jumping so interessant. Um die Majors zu gewinnen, die den Rolex Grand Slam of Show Jumping ausmachen – The Dutch Masters, den CHIO Aachen, das CSIO Spruce Meadows `Masters`-Turnier und den CHI Genf – reicht es nicht, einfach nur in einer riesigen Grasarena mit gewaltigen Hindernissen eine großartige Leistung zu zeigen. Man muss sich auch in kleineren Arenen gut schlagen, wie in ’s-Hertogenbosch [The Dutch Masters]. Nur die allerbesten Pferde können sich an jede Arena und jede Situation anpassen. Checker 47 hat zum Beispiel in den Grands Prix sowohl beim The Dutch Masters als auch in Genf den dritten Platz belegt und ist auch in Aachen außergewöhnlich gut gesprungen. Es gibt nicht viele Pferde, die alles können. Manche Reiter haben das Glück, dass sie mehrere Pferde besitzen, von denen einige in großen Grasarenen besser sind und andere in kleineren Sandarenen, aber nur wenige können sich auf jedem Untergrund gut behaupten.
Bisher hat nur ein Pferd-Reiter-Paar je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen: Scott Brash und Hello Sanctos. Die Tatsache, dass das in all den Jahren nur einem Paar gelungen ist beweist, was für eine unglaublich große Herausforderung es ist. Doch genau das macht es so aufregend für uns Reiter: Wir träumen alle davon, einmal in unserer Karriere den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen.
Welche anderen Sportarten außer dem Springreiten verfolgen Sie?
Ich mag Fußball, weil ich schon ewig großer Bayern München-Fan bin. Im Augenblick ist es besonders aufregend, Bayern-München-Fan zu sein, weil einer ihrer berühmtesten Spieler, Thomas Müller, Miteigentümer von Checker 47 ist. Wir haben eine ganz besondere Beziehung. Thomas verfolgt meine Reitsportkarriere und ich folge seiner Fußballkarriere. Fußball ist wirklich der Sport, der mich außer dem Springreiten am meisten interessiert.
Glauben Sie, dass Sie etwas von Thomas lernen oder er von Ihnen kann, das Sie beide Ihrer Meinung nach auf Ihre jeweilige Sportart übertragen können?
Ich glaube nicht, dass er von mir lernt oder ich von ihm, aber was unsere Beziehung so stark macht ist die Tatsache, dass er als Athlet die Herausforderungen eines Spitzensports versteht. Er weiß, dass man im Springreiten nicht jedes Wochenende Erfolg haben kann, genauso wie ich weiß, dass im Fußball dasselbe gilt. Es ist einfach nicht möglich, jedes Spiel zu gewinnen. Dieses gemeinsame Verständnis hilft uns, mit Enttäuschungen umzugehen. Wir haben eine sehr gefühlvolle, aber auch sehr rationale Beziehung. Wir freuen uns, wenn wir Erfolg haben, akzeptieren aber auch, dass wir nicht immer Erfolg haben können. Das liegt einfach in der Natur unserer Sportarten.
Ich finde, sowohl im Fußball als auch im Springreiten ist es wichtig, dass man weder einer Enttäuschung noch einem Erfolg zu lange nachhängt. Man muss sich immer auf das nächste Spiel oder das nächste Turnier vorbereiten. Da ich früher selbst Fußball gespielt habe, war ich schon früh vertraut mit Wettkämpfen, mit dem Druck und damit, dass man immer fokussiert und präsent bleiben muss. Im Springreiten muss man sich zwar immer nur kurz fokussieren – die 60 bis 80 Sekunden im Parcours plus 30 bis 45 Minuten beim Aufwärmen –, aber es ist entscheidend, dass man seinem Pferd gegenüber absolut präsent ist. Ich glaube, diese Lernerfahrung beim Fußball gemacht zu haben, hat mir sehr geholfen. Denn auf Spitzenniveau macht es den entscheidenden Unterschied, sich fokussieren zu können.
Welchen Rat würden Sie Nachwuchsreitern geben, die auch gerne auf dem höchsten Niveau des Sports antreten würden?
Man muss sich Zeit lassen. Eine Beziehung zwischen Reiter und Pferd entsteht nicht über Nacht. Wenn man eine Enttäuschung erlebt – und das wird man –, darf man sich davon nicht vereinnahmen lassen. Man muss versuchen, das Positive zu sehen, aus enttäuschenden Erfahrungen zu lernen und sich immer wieder bewusst machen, dass man sich Zeit lassen muss.
Das inmitten der spektakulären Alpen und des Juragebirges gelegene Genf ist die zweitgrößte Stadt der Schweiz und einer der aufregendsten Sportschauplätze der Welt. Der Sport ist untrennbar mit dieser Weltstadt verbunden. Hier finden zahlreiche sportliche Weltkasse-Veranstaltungen statt, wie Springreiten und Tennis sowie spannende Segelregatten, und auch viele Weltverbände des Sports haben hier ihren Sitz.
Die Stadt blickt auf eine reiche und beeindruckende Sportgeschichte zurück und einer ihrer jährlichen Höhepunkte ist der CHI Genf. Diese Veranstaltung im legendären Palexpo, in dem schon sowohl der Laver Cup als auch der Davis Cup ausgerichtet wurden, lockt die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt an, die alle nur ein Ziel haben: den Sieg beim Rolex Grand Prix. Der CHI Genf ist neben dem CHIO Aachen, dem CSIO Spruce Meadows `Masters‘ und dem The Dutch Masters eins der vier Major-Turniere, die zusammen die ultimative Herausforderung dieses Sports bilden: den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Ähnlich wie im Tennis oder Golf gelten die Majors des Rolex Grand Slam als die angesehensten und berühmtesten Turniere im Sport und warten zusammengerechnet mit 300 Jahren Sportgeschichte auf.
Außer dem Rolex Grand Prix findet im Rahmen des CHI Genf auch das Rolex IJRC Top 10 Finale statt. Dieser einzigartige, prestigeträchtige Wettkampf, der oft mit dem Nitto ATP Finale im Tennis verglichen wird, belohnt die weltbesten Reiter, die das ganze Jahr über beständig gute Leistungen erbracht haben.
Sophie Mottu-Morel, die Organisatorin des CHI Genf, erklärte: „Genf liegt mit seinem internationalen Flughafen nicht nur im Herzen Europas, sondern ist auch Sitz vieler internationaler Organisationen. Das sorgt für einen sehr interessanten Mix aus Kulturen und Interessen. Große Champions hier zu begrüßen, wie wir es beim Rolex Grand Slam of Show Jumping tun, ist ausgesprochen erfreulich für uns als Organisatoren, aber auch für unser Publikum, unsere Freiwilligen und unsere Partner. Es ist auch bedeutsam für die Stadt und den Kanton Genf, denn durch unsere verschiedenen Kommunikationskanäle und Fernsehübertragungen steht Genf auf der ganzen Welt im Fokus der Aufmerksamkeit.“
Doch die Stadt richtet neben Springreitturnieren von Weltklasse auch zahlreiche andere Sportveranstaltungen aus, darunter die Gonet Geneva Open, die jedes Jahr im Mai stattfinden. Dieses Turnier auf den Sandplätzen des Tennis Club de Genève gehört unverzichtbar zu den Vorbereitungen der Spieler auf das Grand Slam Tennis-Major des Jahres, die French Open. Es gilt als eines der härtesten ATP-250-Turniere des Jahres und wurde in den letzten Jahren von dem Norweger Casper Ruud dominiert, der sich dieses Frühjahr seinen dritten Titel in vier Jahren holte.
Thierry Grin, Turnierdirektor der Gonet Geneva Open, erklärte: „Seit 2021 konnten die Gonet Geneva Open drei der vier Mitglieder der ‚Big 4‘ anlocken, nämlich Roger Federer, Novak Djokovic und Andy Murray. Die Anwesenheit dieser Weltklassse-Spiele sowie anderer Spitzenathleten hat natürlich zum Ruf der Stadt beigetragen. Die Infrastruktur und Lage Genfs machen es zu einem großartigen Schauplatz für Sportwettkämpfe. In den vergangenen Jahren haben sich der See und der Hafen als einmalige Locations für Sportevents etabliert.“
Zur Bedeutsamkeit der Sport-Majors fügte Grin hinzu: „Die Majors sind in jedem Sport die Grundpfeiler, das ultimative Ziel für die Athleten. Sie sind Teil einer alten Tradition und werden meiner Meinung nach auch nicht der Versuchung erliegen, sich zu verändern.“
Das Segeln ist ein wesentlicher Bestandteil der Genfer Kultur und die größte Binnenseeregatta – der Bol d’Or Mirabaud – versammelt jedes Jahr im Juni mehr als 500 Boote und 3.500 Segler auf dem Genfer See. Ein weiteres Segelhighlight der Stadt ist die SailGP Series. Der SailGP gilt als spannendste Rennserie auf dem Wasser und hat voller Stolz bekannt gegeben, dass vom 20. bis zum 21. September 2025 zum allerersten Mal der Rolex Switzerland Sail Grand Prix auf dem legendären Genfer See stattfinden wird. Beim SailGP treten die besten Segler der Welt aus zehn Nationalmannschaften in identischen F50-Highspeed-Tragflächenkatamaranen an, die Geschwindigkeiten von annähernd 100 km/h erreichen können. Es werden Tausende von Zuschauern erwartet, die sich das Ereignis sowohl vom Land als auch vom Wasser aus ansehen werden.
Sebastien Schneiter, Skipper des Schweizer SailGP-Teams, sagte dazu: „Genf besitzt viele Eigenschaften, die es zum perfekten Schauplatz für wichtige internationale Sportevents machen. Die Stadt liegt mitten in Europa und dadurch logistisch sehr günstig, um von anderen europäischen Veranstaltungen aus anzureisen. Ich finde, die Stadt selbst ist sehr gut zugänglich für SailGP-Fans, denn wir werden sehr dicht am Ufer entlangfahren und alle, die sich das Rennen ansehen möchten, können einfach kommen und kostenlos zusehen. Außerdem bietet Genf als sehr internationale Stadt viele Gelegenheiten, auch in wirtschaftlicher Hinsicht – nicht nur für uns als Team, sondern auch für die anderen Teams und für die Liga insgesamt.“
Die Stadt wird auch wieder im Rampenlicht stehen, wenn im kommenden Sommer erneut die UEFA-Meisterschaft der Damen hier stattfindet. Das Stade de Genève mit seinen 30.000 Sitzplätzen wird fünf Spiele ausrichten, darunter eins der beiden Halbfinals, und man rechnet mit einem ausverkauften Haus und zahrlreichen leidenschaftlichen Fußballfans.
Mottu-Morel, die neben ihrer Rolle beim CHI Genf auch im Vorstand der Women’s Euro 2025 Championships sitzt, fügte hinzu: „Die Planung der Fußball-Europameisterschaft der Frauen kommt gut voran. Bis 2025 ist es ja nicht mehr lange. Sie wird großen Einfluss auf die Stadt und den Kanton haben. Sie ist natürlich nicht mit einer Europameisterschaft der Männer vergleichbar, wird aber viele Menschen ins Stadion und somit auch in die Stadt locken. Neben den eigentlichen Spielen werden noch viele weitere Events zur Feier dieses großen Ereignisses organisiert. Unser Ziel ist es, mit dem Turnier ein Vermächtnis zu schaffen, sodass diese Aktivitäten auch danach dauerhaft weitergeführt werden.“
Genf ist auch Gastgeber einer ganzen Reihe weiterer Sportevents, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wie die Tour de Romandie (Fahrradfahren), den GenevaTriathlon, den Genf-Marathon und die Swiss Open de Genève. Außerdem spielt die Stadt als Hauptquartier zahlreicher weltweiter Sportorganisationen, wie der FIA (der internationale Dachverband des Motorsports) und der International Basketball Federation, eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der weltweiten Sportpolitik.
Der Sport ist das Herzstück der Stadt und lockt Wettkämpfer aus dem Breitensport bis hin zu Spitzensportler von Weltklasse an. So hat Genf als dynamischer, moderner Knotenpunkt des Sports einige der sensationellsten Sport-Highlights der Welt zu bieten. Vom 11. bis zum 15. Dezember kehrt der Rolex Grand Slam of Show Jumping in die Stadt zurück und wird den Fans zweifellos noch mehr sehenswerte und unvergessliche Augenblicke bescheren.
INTERVIEW MIT MATHILDE SCHMIDT
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns Ihre Arbeit erläutern?
Ich heiße Mathilde und bin Pferdepflegerin bei Kevin Staut. Meine Aufgabe ist es, mich um die Pferde zu kümmern, sie für die Wettkämpfe vorzubereiten, sie hinzufahren und dafür zu sorgen, dass sie bei dem jeweiligen Turnier in Bestform anreisen.
Wie sind Sie zu dieser Branche gekommen?
Ich wollte schon immer mit Sportpferden arbeiten, wusste aber nicht, wie ich dort hinkomme. In Frankreich gab es eine große Schule, an der man sich auf verschiedene Laufbahnen im Bereich Sport vorbereiten konnte. Dort habe ich einen Kurs speziell für angehende Pferdepfleger belegt. Am Ende meines Studiums sprach mich mein Professor an, weil er von einer freien Stelle in Kevins Stall gehört hatte. Ich bin hingefahren, um es mal auszuprobieren, und arbeite jetzt seit etwa drei Jahren für ihn.
Was war bisher der Höhepunkt Ihrer Karriere und was waren die schwierigsten Situationen?
Es hat so viele unglaubliche Augenblicke gegeben, aber der Sieg beim Rolex Grand Prix Ville de Dinard war wirklich das Größte. Das Pferd hat alles für Kevin gegeben und das ist der Augenblick, in dem etwas Magisches geschieht. Es war etwas ganz Besonderes, vor unserem Heimpublikum zu gewinnen. Das ist eine Erinnerung, die ich noch lange hegen werde.
Was die schwierigsten Aspekte des Jobs angeht … Für mich sind das die Augenblicke, in denen man besonders unter Druck steht. Das kann bei einem großen Wettkampf so sein, aber es ist wirklich hart, wenn die Pferde, vor allem die wirklich talentierten, keine so gute Leistung bringen wie sie könnten.
Wie wichtig ist es für Sie als Pflegerin, eine enge Beziehung und Partnerschaft mit den Pferden aufzubauen, die sie versorgen?
Das ist nicht nur für mich enorm wichtig, sondern auch für die Pferde. Sie sind wie Menschen und diese Beziehungen sind sehr wichtig für sie. Ein wesentlicher Faktor für die Pferde ist Routine, damit sie wissen, wann es Zeit zum Arbeiten und wann es Zeit zum Ausruhen ist.
Jedes Pferd ist ein Individuum und besitzt seine ganz eigenen Eigenschaften und seine eigene Persönlichkeit. Ich glaube, man muss jedes Pferd in- und auswendig kennen, damit es möglichst erfolgreich sein kann.
Wie stellen Sie sicher, dass sich die Pferde in Spitzenform für die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping befinden, vor allem bei einer weiten Anreise?
Zuerst muss man dafür sorgen, dass die Reise möglichst angenehm für sie ist und sie es bequem haben. Das Reisen kann ziemlich anstrengend für sie sein. Wir versuchen immer darauf zu achten, dass die Fahrt reibungslos verläuft, die Temperatur im Anhänger angenehm ist, sie genug Heu haben und wir regelmäßige Pausen einlegen.
Wenn wir am Veranstaltungsort ankommen, ist es am Allerwichtigsten, ihnen die Ställe so gemütlich wie möglich einzurichten, damit sie wirklich entspannen und sich ausruhen können.
Kevin hat bei den Majors des Rolex Grand Prix of Show Jumping einige fantastische Ergebnisse erzielt. Was haben diese Turniere an sich, das sie zu etwas so Besonderem macht?
Sie gehören zu den besten Turnieren der Welt. Alles dort ist großartig, von den Ställen bis hin zu den Arenen. Es erleichtert uns Pflegern unsere Arbeit sehr, wenn die Anlagen für die Pferde konzipiert sind, und das ist bei den vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping definitiv so. Dann sind die Pferde entspannter und können sich ganz auf die Prüfungen konzentrieren.
Wenn sie bei einem Major die Arena betreten, ist das ein ganz besonderes Gefühl. Ich habe dann immer einen richtigen Adrenalinschub. Die Atmosphäre bei diesen Veranstaltungen ist unvergleichbar und das Publikum reißt einen wirklich mit. Es fühlt sich fantastisch an, dort zu starten, vor allem, wenn man ein gutes Ergebnis erzielt.
Haben Sie ein Lieblings-Major und wenn ja, wieso?
Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier! Der Schauplatz, das Erlebnis, die Prüfungen, die Geschichte – alles ist sensationell! Außerdem ist es toll, ans andere Ende der Welt zu reisen. Ich war diesen Sommer zum ersten Mal dort und es kam mir vor wie ein Traum.
Wir Pfleger haben eine wirklich sehr enge Gemeinschaft und solche Augenblicke mit seinen Freunden erleben zu dürfen, macht sie noch besser.
Welche Eigenschaften besitzt Kevin, die ihn Ihrer Meinung nach so erfolgreich gemacht haben?
Kevin liebt seine Pferde. Er arbeitet wirklich hart, sowohl zu Hause als auch auf den Turnieren. Er lebt wirklich für den Sport und für seine Pferde. Er gibt ihnen alles und sie schenken ihm im Gegenzug im Parcours ihr ganzes Herz.
Der Rolex Grand Slam ist die Krone des Springreitens. Wie gehen Sie mit dem zusätzlichen Druck bei diesen Veranstaltungen um, sowohl im Hinblick auf Sie selbst als auch auf die Pferde?
Ich versuche, gar nicht darüber nachzudenken! Ganz ehrlich, ich versuche, den Druck von den Ställen fernzuhalten, damit die Pferde vor dem Wettkampf entspannt bleiben. Wenn man die Pferde sattelt und zum Aufwärmbereich geht, steigt der Druck natürlich und man kann nicht viel dagegen tun. Wenn sie die Arena betreten, zittere ich vom Anfang bis zum Ende, weshalb meine Videos auch nicht die besten sind.
Wenn Sie einem angehenden Pfleger etwas mit auf den Weg geben könnten, was wäre das?
Man muss an sich glauben, ganz egal, in welcher Situation. Das ist mein Mantra und das einiger meiner Freunde.
WIEDERHOLTER SIEG FÜR MARTIN FUCHS BEIM CPKC 'INTERNATIONAL' GRAND PRIX, PRÄSENTIERT VON ROLEX
Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier – das dritte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Kalenderjahres – war mit dem CPKC `International‘ Grand Prix, presented by Rolex, wieder einmal Schauplatz einer der prestigeträchtigsten Prüfungen des Reitsports. Im legendären International Ring hofften die hochrangigsten Pferd- und Reiterpaare der Welt darauf, sich mit der Jagd nach einem der begehrtesten Titel des Sports in den Geschichtsbüchern zu verewigen.
Unter den Startern waren der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, André Thieme (GER), sowie die Gewinner der letzten drei Ausgaben dieser Prüfung: Martin Fuchs (SUI, 2023), Daniel Deußer (GER, 2022) und Steve Guerdat (SUI, 2021).
Wie auch beim vorherigen Major, das beim CHIO Aachen stattgefunden hat, bestand die Prüfung aus zwei Umläufen und einem Stechen. Insgesamt traten 38 Paare zur ersten Runde an, von denen die zwölf besten in die zweite Runde einzogen. Diejenigen mit Punktegleichstand kämpften im Anschluss im Stechen gegen die Uhr um die finalen Platzierungen.
Der Erste, der es mit dem wie üblich weitläufigen und anspruchsvollen Parcours von Leopoldo Palacios aufnahm, war der Brasilianer Yuri Mansur, dem eine fehlerfreie Runde innerhalb der erlaubten Zeit gelang. Der Parcours stellte die Weltklassereiter vor eine angemessene Herausforderung und erst der elfte Starter, Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer, bescherte dem Publikum den nächsten fehlerfreien Umlauf. Die Zeit wurde zahlreichen Reitern zum Verhängnis, sodass Steve Guerdat, Tim Gredley (GBR) und Juan Manuel Gallego (COL) allesamt einen bitteren Zeitstrafpunkt hinnehmen mussten. Als die Hälfte des Starterfelds angetreten war, konnten nur vier Paare einen fehlerfreien Umlauf verzeichnen, darunter der Goldmedaillengewinner in der Teamwertung bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris, Ben Maher (GBR). Das bedeutete, dass die Starter mit Zeitstrafen oder schnellen Runden mit maximal vier Fehlerpunkten im Rennen um einen Platz in der zweiten Runde blieben.
Von den übrigen 18 Reitern konnte nur der letztjährige Gewinner, Martin Fuchs, seinen Namen zu der exklusiven Liste derer hinzufügen, die fehlerfrei und ohne Zeitstrafpunkte in die nächste Runde einziehen durften. Dem Live Contender, dem Deutschen André Thieme, war das Glück nicht hold, denn er musste zwei Abwürfe hinnehmen und sich damit von seinem Traum verabschieden, der zweite Reiter zu werden, der je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Auch ein Heimsieg war dem kanadischen Publikum nicht vergönnt, denn weder Tiffany Foster noch Erynn Ballard konnten sich für die nächste Runde qualifizieren.
Während der Parcours für die zweite Runde der Prüfung aufgebaut wurde, gab die Geschäftsführerin und Präsidentin von Spruce Meadows, Linda Southern-Heathcott, die aufregende Neuigkeit bekannt, dass zu Ehren des 50-jährigen Bestehens des Veranstaltungsortes als internationale Wettkampfbühne das Preisgeld für den CPKC `International‘ Grand Prix, presented by Rolex, im nächsten Jahr auf insgesamt 5 Millionen CAD erhöht wird.
Der erste Starter der zweiten Runde, Max Kühner (AUT), fügte seinen vier Fehlerpunkten keine weiteren Strafpunkte hinzu und legte damit die Richtzeit für die nachfolgenden Reiter fest, ebenso wie der neueste Rolex-Markenbotschafter, Richard Vogel (GER), mit seinem sensationellen Hengst United Touch S. Der Brite Tim Gredley auf Medoc de Toxandria blieb ebenfalls ohne Hindernissfehler und behielt damit seinen einzelnen Zeitstrafpunkt aus der Vorrunde, ebenso wie der Schweizer Steve Guerdat.
Martin Fuchs gelangen als erstem Reiter zwei fehlerfreie Runden, was ihm der Ire Darragh Kenny rasch nachtat, sodass sich die ausverkaufte Arena auf ein Stechen freuen durfte. Sowohl bei Yuri Mansur als auch bei Ben Maher fiel je eine Stange, doch der letzte Starter, Daniel Deußer, ritt fehlerfrei ins Ziel und damit in den verkürzten Parcours des Stechens ein.
Die Reiter traten in derselben Reihenfolge an wie in der vorherigen Runde und so ritt Martin Fuchs als Erster wieder in die sonnendurchflutete Arena ein. Fuchs und sein markanter Schimmelwallach, Leone Jei, gaben mit beeindruckenden 40,22 Sekunden die Zeit vor, mussten aber vier Fehlerpunkte hinnehmen. Kenny konnte nicht mit Fuchs’ Zeitvorgabe mithalten und kassierte eine Stange und vier Fehlerpunkte. Nun stand der Gewinner von 2021 unter großem Druck, eine fehlerfreie Runde absolvieren zu müssen, doch nachdem zwei Hindernisse fielen, ging der Titel erneut an den letztjährigen Gewinner, Martin Fuchs. Außerdem ist Leone Jei damit das erste Pferd, das zwei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping am selben Austragungsort gewonnen hat.
Seinen Sieg kommentierte Fuchs wie folgt: „Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht über den Sieg. Man rechnet nicht damit zu gewinnen, wenn einem noch zwei der besten Reiter folgen. Heute war wirklich mein Tag und ich bin überglücklich. Es war schwierig, als Erster ins Stechen einzuziehen. Die Wartezeit war unheimlich nervenaufreibend!“
Der Schweizer Reiter fügte noch hinzu: „Leone Jei ist ein unglaubliches Pferd und hat eine so fantastische Sprungkraft. Er schlägt sich immer so grandios in den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping – es kommt mir unwirklich vor, ihn als Partner zu haben. Die Parcours, die wir hier springen, gehören zu den schwersten der Welt und sind wirklich eine Herausforderung für die Reiter und Pferde. Man muss zu einhundert Prozent fokussiert und konzentriert sein und auch den Mut haben, diese riesigen Hindernisse zu springen, um hier gewinnen zu können. Ich komme unheimlich gern hierher. Es ist ein ganz besonderer Ort für mich.“
Wir sind hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier. Können Sie uns beschreiben, was für ein Gefühl es ist, hier zu sein?
Bei einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping antreten zu dürfen, ist immer ein ganz unglaubliches Gefühl. Diese Turniere sind wirklich der Inbegriff des Springreitens. Spruce Meadows ist ein prestigeträchtiger und historischer Schauplatz. Die Besten der Welt sind schon hier angetreten und haben um diesen Titel gekämpft, und nur dabei zu sein, ist schon eine Ehre.
Es ist nicht meine erste Teilnahme am `Masters‘, aber das erste Mal, dass ich beim CPKC `International‘, presented by Rolex antrete. Ich bin allerdings schon bei einigen der anderen Rolex Grands Prix gestartet, die zum Rolex Grand Slam of Show Jumping gehören. Einfach nur hier zu sein, ist unglaublich. Die Atmosphäre ist elektrisierend!
Können Sie uns etwas über Ihr derzeitiges Spitzenpferd und die Eigenschaften erzählen, die es so besonders machen?
Im Moment ist mein Spitzenpferd Argan de Beliard, mit dem ich im CPKC `International‘, presented by Rolex antreten werde. Er ist auch das Pferd, das ich bei allen Rolex Grands Prix dieses Jahr geritten habe. Er ist ein echter Profi und kennt seine Aufgabe unglaublich gut. Wir nennen ihn „Mr. Consistency“ (Mister Beständigkeit), weil er immer um einen fehlerfreien Umlauf kämpft und versteht, worum es geht. Viele Pferde, die zu den Besten zählen, verstehen diesen Sport, und er gehört definitiv dazu.
Er ist nicht unbedingt das spektakulärste Pferd für die Zuschauer, aber ich glaube, das ist eine seiner Stärken – er ist so verlässlich. Normalerweise gibt in für diesen großen Grands Prix immer wichtige viele Herausforderungen, und einen so verlässlichen Partner zu haben, macht mir meinen Job sehr viel leichter.
Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie wichtig eine gute Partnerschaft mit dem Pferd ist?
Unser Sport ist einzigartig, weil es um zwei Seelen geht, nicht nur um eine. Man muss zusammenarbeiten und kann sich nicht gegenseitig anfeuern, wie man es mit einem menschlichen Teamkollegen könnte. Man muss Wege finden, um miteinander zu kommunizieren, und seine eigene Sprache für jedes Pferd entwickeln. Das erreicht man nur, indem man Zeit mit den Pferden verbringt, und ich finde es enorm wichtig, sehr mitfühlend und verständnisvoll zu sein.
Einer der einmaligen Aspekte unseres Sports ist es, dass Männer und Frauen unter gleichen Wettbewerbsvoraussetzungen gegeneinander antreten. Ich glaube, ein riesiger Vorteil der Frauen ist es, dass sie auf eine Art kommunizieren können, die Männern vielleicht nicht ganz so leichtfällt. Man muss seine Stärken nutzen. Ich habe festgestellt, wenn ich eine wirklich starke Partnerschaft mit meinem Pferd habe und es weiß, dass ich ihm zu 100 Prozent vertraue, dann vertraut es auch mir mehr.
Argan de Beliard habe ich jetzt schon seit einigen Jahren, aber wir konnten schon zu Beginn unserer Partnerschaft sehr schnell in großen Prüfungen antreten. Er ist ein Pferd, dem man sehr schnell vertrauen kann, und ich bin sehr dankbar, dass auch er mir sein Vertrauen geschenkt hat. Auf dem höchsten Level dieses Sports und bei all den Risiken, die man eingehen muss, sind die stärksten Partnerschaften und Beziehungen die erfolgreichsten.
Sie haben einen Harvard-Abschluss. Was haben Sie während Ihres Studiums gelernt, das Ihnen jetzt in Ihrer Karriere weiterhilft?
Dass ich studieren konnte, hat mich vieles gelehrt. Es war natürlich ein großes Privileg, dass ich die Chance hatte, nicht nur zur Universität zu gehen, sondern gleichzeitig auch meine Karriere als Reiterin zu verfolgen. Viele müssen sich für eines von beidem entscheiden, aber ich war in der einmaligen Lage, dass meine Familie mir beides ermöglicht hat.
Es stand nie wirklich zur Debatte, ob ich aufs College gehen würde, aber beim Reiten hatte ich die Wahl. Ich glaube, auf gewisse Weise habe ich das Gefühl, vieles beweisen zu müssen, weil ich einen Vorteil und jede Menge Chancen genießen durfte, und ich möchte nicht, dass das umsonst war. Mir ist sehr wohl bewusst, wie glücklich ich mich schätzen darf und dafür bin ich wirklich dankbar.
Dass meine Mitschüler nicht einmal wussten, was ich so tue oder dass dieser Sport Springreiten heißt, war ein großes Glück, denn ob ich nun am Sonntag bei einem wichtigen Grand Prix vom Pferd gefallen war oder gewonnen hatte, meine Mitschüler hatten keine Ahnung davon und so war ich am Montagmorgen wieder einfach nur Lillie. Das war ein großes Privileg.
Ich glaube, wenn man eine große Leidenschaft für etwas hegt, neigt man schnell dazu, sich sehr hineinzusteigern. Ich würde sagen, bei den meisten Reitern auf diesem Niveau definiert sich unser Selbstwertgefühl oft durch unsere jüngsten Ergebnisse. Das kann unglaublich belastend sein. Ich würde also sagen, die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass das immer Leben weitergeht. Und wir dürfen uns so glücklich schätzen, mit einem Tier zu arbeiten, draußen zu sein und etwas so unglaublich Bereicherndes zu tun.
In akademischer Hinsicht habe ich natürlich viel gelernt und als wissbegieriger Mensch fand ich das super. Tatsächlich fehlt mir das ein bisschen, aber im Hinblick auf mein Leben würde ich sagen, die wichtigsten Lektionen sind die Perspektive, die es mir verschafft hat und die immense Dankbarkeit, dass ich jeden Tag aufwachen und ein Pferd reiten darf.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie im Laufe Ihrer Karriere erhalten haben und wer hat ihn Ihnen gegeben?
Ich habe im Laufe der Jahre viele sehr gute Ratschläge bekommen, aber ich würde wohl zwei davon besonders hervorheben. Erstens meine Mutter, die mich immer daran erinnert hat, dass es eine Wahl ist und etwas, für das ich mich entschieden habe. Wenn ich also mal wieder sehr hart mit mir ins Gericht gehe, erinnert sie mich gerne daran. Ich finde das unheimlich wertvoll, denn es ist wirklich eine Wahl – und ich kann mich sehr glücklich schätzen, sie zu haben.
Den anderen bedeutenden Ratschlag hat McLain Ward mir gegeben. Als er angefangen hat, mir zu helfen, hatte ich gerade das Vertrauen in mich selbst und in meine Fähigkeiten als Reiterin verloren. Ich spreche ganz offen darüber, denn ich finde es gerade für junge Menschen sehr wichtig. Wir sehen all‘ diese Reiter, die wir für Superstars halten, oder auch andere Athleten, und sie alle erleben Phasen der Selbstzweifel, aber genau das sieht man meistens nicht. Vor allem als Frau finde ich es wichtig zu verdeutlichen, dass das ganz normal ist.
Als ich angefangen habe, mit ihm zu arbeiten, hat er mich daran erinnert, dass ich gut genug bin und die Fähigkeit besitze, die Beste zu werden. An diese Worte erinnere ich mich immer, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, dass ich besser hätte sein können. Wenn er an mich glaubt, muss ich tatsächlich gut sein. Ich habe das Gefühl, ich glaube ihm mehr als mir selbst!
Wie gehen Sie mit dem Druck um und wie bewahren Sie Ihre Konzentration, bevor Sie die Arena betreten?
Ich bin definitiv jemand, der unter Druck besser ist. Das ist etwas, das ich trainiert habe. Als ich zum ersten Mal mit meinem Pony bei einem Turnier angetreten bin, hat meine Mutter mir gesagt, ich solle mir vorstellen, ich würde im Stechen um die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen kämpfen. Wenn ich das heutzutage erzähle, glauben immer alle, das stimmt nicht. Aber so war es tatsächlich! Sie können die Frau fragen, die mich zu der Zeit trainiert hat.
Ich glaube, man muss üben, unter diesem Druck zu arbeiten, und man hört oft, dass man diesen Druck zu seinem Vorteil nutzen und sich nicht davon unterkriegen lassen soll. Natürlich gibt es Tage, an denen einem das sehr schwerfällt und der Druck einen überwältigt. Aber ich musste wirklich daran arbeiten und versuche, bei jeder Gelegenheit, wenn ich auf diesem Niveau springen darf, das Beste daraus zu machen.
Ich habe das große Glück, dass ich schon mit 17 Jahren zum ersten Mal in einer Fünf-Sterne-Prüfung angetreten bin. Ich mache das also schon seit zehn Jahren, obwohl ich noch nicht alt bin, und hoffentlich ist das erst der Anfang! Ich würde sagen, Übung und Eigenverantwortung sind das A und O. Ich war schon in der Schule jemand, der vor einem Test in Tränen ausgebrochen ist, weil ich die Vorstellung nicht ertragen konnte, zu versagen. Ich schätze, das ist einfach mein Persönlichkeitstyp und wahrscheinlich der Grund, weshalb ich viel Druck gewohnt bin.
Welchen Rat würden Sie Nachwuchsreitern geben, die auch gern auf dem höchsten Niveau des Sports antreten würden?
Denen würde ich zwei Dinge sagen: Erstens, dass sie so lange wie nur möglich zur Schule gehen sollen. Das sehen viele anders. Natürlich hat nicht jeder die Chancen, die ich hatte, aber da sich seit Covid ein großer Teil der Bildung auf den Online-Bereich verlagert hat, gibt es viel mehr Optionen. Ich mache noch immer Online-Kurse, um meinen Horizont zu erweitern. Meiner Meinung nach ist es ungemein wichtig, eine gute Allgemeinbildung zu haben. Bevor ich aufs College gegangen bin, haben mich etliche Reiter gefragt: „Warum machst du dir diese Mühe? Du hast so viel Talent und willst doch sowieso reiten, also warum konzentrierst du dich nicht nur darauf?“ Aber der Sport wird immer da sein und die Pferde werden immer da sein. Ich finde, damit sich unser Sport weiterentwickeln und mit der globalen Dynamik und dem Wandel der Welt mithalten kann, ist es wichtig, sich anzustrengen und weiterzubilden.
Zweitens würde ich sagen, hab keine Angst, dich an jemanden zu wenden, den du bewunderst. Vielleicht bekommst du ein ‚Nein‘ zu hören, aber das wäre das Worst-Case-Szenario. Es gibt heutzutage bei all den Live-Streams so viele Möglichkeiten. Man kann fast jeden Grand Prix der Welt verfolgen – wenn nicht live, dann im Nachhinein. Wenn man Gelegenheit hat, eine Pferdeveranstaltung zu besuchen, sollte man auf dem Abreiteplatz zusehen. Den lassen die Leute oft außer Acht, aber dort bekommt man die Reiter wirklich zu sehen. Die besten Reiter haben nicht nur einen Typ von Pferd, sondern können verschiedene Typen reiten. Also sieh zu und stell Fragen. Ich glaube, die meisten wären überrascht, wie bereitwillig die Spitzenreiter den Jüngeren helfen.
Welche Eigenschaften müssen Pferd und Reiter Ihrer Meinung nach besitzen, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Ich würde sagen, als Paar müssen sie einander vertrauen sowie Siegeswillen und Selbstvertrauen besitzen. Das sind meiner Meinung nach die drei wichtigsten Eigenschaften. Man sieht die verschiedensten Typen von Pferden und Reitern, die ein Major gewinnen könnten, aber als Paar müssen sie diese drei Eigenschaften besitzen.
Wie wichtig war der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach für die Entwicklung dieses Sports?
Wir wollen, dass unser Sport genauso groß ist wie beispielsweise Tennis und die großen Grand-Slam-Events, die wir alle im Fernsehen verfolgen. Wir bewundern diese Athleten und in dieser Welt haben wir den gleichen Respekt für die Reiter und Pferde, die auf vergleichbarem Niveau antreten. Die Anerkennung und Unterstützung von einer Marke wie Rolex zu bekommen und diese Veranstaltungen auf höchstem Niveau abzuhalten, das ist der Höhepunkt unseres Sports, wie es das in jedem Sport wäre.
Natürlich würde jeder gern bei einem Championat antreten, aber nur die Besten können in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen statt nur an einem Wochenende Leistung erbringen. An einem dieser Majors teilzunehmen, ist für jeden Reiter eine große Sache, und die Tatsache, dass es jedes Jahr vier Majors gibt, gibt uns etwas, auf das wir jedes Jahr hinarbeiten können.
Das Besondere an der Arbeit mit Pferden ist, dass es nicht nur um den Reiter geht, sondern dass das Pferd genau zum richtigen Zeitpunkt in Spitzenform sein muss und dazu gehört auch ein bisschen Glück. Man verpasst vielleicht Olympische Spiele oder eine Weltmeisterschaft, aber in jedem Jahr, in dem man ein tolles Pferd und eine solche Partnerschaft hat, kann man den Rolex Grand Slam of Show Jumping anstreben. Ich finde, er ist die Krone des Springreitens.
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und uns Ihre Aufgabe erläutern?
Ich heiße Alejandro und arbeite als Turnierpfleger für Erynn Ballard. Ich habe vor acht Monaten bei ihr angefangen und davor war ich bei Darragh Kenny. Ich kümmere mich um ihre Pferde und reise mit ihr zu allen Turnieren. Und ich versuche, in jedem Bereich meines Jobs mein Bestes zu geben!
Was hat Sie dazu inspiriert, Pferdepfleger zu werden und wie haben Sie angefangen?
Schon mein Großvater hat sich um Pferde gekümmert und in Spanien, wo ich aufgewachsen bin, haben wir auch immer Pferde gehabt. Ich bin selbst geritten, hatte dann aber einen schweren Unfall und lag lange Zeit im Krankenhaus. Danach konnte ich nicht mehr reiten und haben beschlossen, stattdessen Pfleger zu werden. Das war ein ganz natürlicher Übergang für mich, denn so konnte ich weiter mit Pferden arbeiten.
Da Sie für eine kanadische Reiterin arbeiten, ist Spruce Meadows sicherlich etwas ganz Besonderes für Sie. Können Sie uns beschreiben, wie es sich anfühlt, hier zu sein?
Es ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wir möchten natürlich immer, dass die Pferde gut abschneiden, aber wenn Erynn hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier in den Parcours einreitet und alle für sie applaudieren und jubeln, ist das schon ein unglaubliches Gefühl. Spruce Meadows ist meine Lieblingsveranstaltung der Serie und wenn wir gut abschneiden, ist das natürlich noch viel toller.
Können Sie uns etwas über die Anlagen hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier erzählen?
Die Anlagen hier sind einmalig. Ich kann nichts Negatives darüber sagen. Es gibt Paddocks für die Pferde, jede Menge Auslaufflächen, zahlreiche Trainings- und Longierplätze und die Stallungen sind großartig – überall Wasserstellen, die Belüftung ist hervorragend und morgens gibt es heißes Wasser. Ich könnte immer weiter von den tollen Einrichtungen hier schwärmen.
Wie sieht ein typischer Turniertag hier in Spruce Meadows für Sie aus?
Unsere Routine bleibt immer die gleiche, auch wenn wir den Zeitplan je nach Prüfung etwas verändern. Aber die Routine ist immer dieselbe. Ich komme in den Stall, sehe nach den Pferden und gebe ihnen Heu und Futter. Wir versuchen, alles so gleichbleibend wie möglich zu gestalten. Meiner Meinung nach ist Beständigkeit das A und O! Wenn man anfängt, die Dinge anders zu machen, werden die Pferde keine so gute Leistung erbringen. Wir versuchen, alles so einfach wie möglich zu halten.
Können Sie uns etwas über die einmaligen Charakterzüge oder Macken der Pferde verraten, mit denen Sie arbeiten?
Wir haben diese Woche drei Pferde dabei. Einen bezaubernden Hengst namens De Flor 111 Z Santa Rosa, der sehr sanft, lieb und freundlich ist. Er macht einfach nichts verkehrt. Dann noch einen neunjährigen Wallach namens Fave D'Authuit. Die Pferde gehören alle zu meinen Lieblingen, aber er ist etwas ganz Besonderes. Er ist aber noch ziemlich unerfahren. An kalten Tagen kann er schon mal etwas eigenwillig und frech sein. Und zum Schluss wäre da noch der Herr des Hauses, Gakhir. Er ist die Nummer eins. Alle lieben ihn und er kann einfach nichts verkehrt machen. Was er auch tut, ist immer gut. Er ist etwas Besonderes.
Wie arbeitet Erynn mit dem Team und den Pferden zusammen und was macht ihr großes Talent aus?
Erynn ist die netteste Reiterin, mit der ich je gearbeitet habe! Ich kann überhaupt nichts Schlechtes über sie sagen. Sie ist perfekt! Sie kümmert sich um jeden. Sie fragt immer nach den Pferden und auch nach allen im Team; wie es uns geht, ob wir einen guten Flug hatten, ob wir einen Mietwagen haben. Sie denkt einfach an alles.
Was finden Sie besonders bereichernd daran, bei den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping wie Spruce Meadows zu arbeiten?
Wenn man tagein, tagaus mit den Pferden arbeitet, ist es so schön, ihre Fortschritte zu sehen. Beispielsweise unser Fuchshengst, De Flor 111 Z Santa Rosa. Wir haben ihn noch nicht lange und sind bisher mit ihm erst kleinere Prüfungen geritten, aber gestern hat er in einer großen Prüfung einen fehlerfreien Umlauf geschafft. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, wie die Pferde immer besser werden.
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach jemand in Ihrer Position besitzen?
Leidenschaft und Liebe, finde ich. Man muss lieben, was man tut. Man muss in diesem Job auf so vieles verzichten, da sollte man viel Leidenschaft mitbringen. Man muss hart arbeiten können. Die Tage sind lang und man ist die meiste Zeit im Flugzeug oder im Transporter zum nächsten Turnier unterwegs. Ich glaube, hart arbeiten zu können, ist das A und O.
Wie bilden Sie sich als Pfleger weiter?
Man muss viel fragen! Wenn man eine Frage hat, sollte man immer die anderen Pfleger fragen. Die helfen einem weiter. Das macht unsere Gemeinschaft so besonders. Alle sind immer bereit, einem weiterzuhelfen, weil wir alle die Pferde lieben. Es ist auch immer wichtig, das weitere Team zu fragen, die Tierärzte, Pfleger, Hufschmiede und Trainer.
Natürlich lernt man auch durch seine eigenen Erfahrungen. Man sieht, was bei einem Pferd gut funktioniert und versucht, es dann auf ein anderes Pferd zu übertragen. Die Pferde bringen einem viele Dinge bei! Wenn man glaubt, schon alles zu wissen, kann man sich nicht verbessern!
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping reist für das dritte Major des Kalenderjahres, das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier, über den Atlantik. Vom 4. bis 8. September liefern die weltbesten Pferde und Reiter auf dieser atemberaubenden Anlage fünf Tage lang internationalen Spitzensport ab.
Als eine der am sehnlichsten erwarteten Springprüfungen im Reitsportkalender brachte der CANA Cup am Donnerstag 44 Pferd-Reiter-Kombinationen zu einer aufregenden Show aus Können, Präzision und Ausdauer zusammen. Jeder Reiter in diesem Weltklassefeld wollte nicht nur diesen prestigeträchtigen Preis gewinnen, sondern sich auch einen Platz im begehrten CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex, am Sonntag sichern.
Zu dem Staraufgebot gehörten unter anderem der aktuelle Rolex Grand Slam of Show Jumping Titelanwärter André Thieme (GER), der dreifache Olympiasieger Ben Maher (GBR) sowie die letztjährigen Sieger des CPKC „International“ Grand Prix presented by Rolex, Martin Fuchs und Leone Jei aus der Schweiz.
Als erste Reiterin meisterte die Kanadierin Erynn Ballard den wunderschön angelegten Parcours von Leopoldo Palacios fehlerfrei – sehr zur Freude des heimischen Publikums. Bald darauf folgte ihre Teamkollegin Tiffany Foster, die mit einer fehlerfreien und schnellen Runde für ein Stechen sorgte. Bis zur ersten Pause legten acht weitere Reiter eine fehlerfreie Runde hin, darunter die Rolex Testimonials Kevin Staut (FRA) und Daniel Deusser (GER) sowie das amerikanische Duo Mclain Ward und Lillie Keenan.
Es gab beeindruckende Leistungen von zahlreichen Reitern wie dem letztjährigen Sieger dieser Prüfung Richard Vogel (GER). Mehrere Favoriten, darunter der Brite Scott Brash – der einzige Reiter, der bisher den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat – und Irlands bestplatzierter Reiter Daniel Coyle lieferten jedoch mit Zeitfehlern und jeweils einem Abwurf nicht ganz so gut ab, wie sie es sich gewünscht hätten.
Insgesamt schafften 17 Reiter den 1,55-m-Parcours fehlerfrei, wobei ein Reiter – Armando Trapote – auf das Stechen verzichtete. Die Reiter gingen in der gleichen Reihenfolge wie in der ersten Runde in den Parcours. Erynn Ballard setzte mit einer fehlerfreien Zeit von 43,41 Sekunden einmal mehr den Maßstab für die nachfolgenden Reiter. Der für sein Tempo bekannte Brite Matthew Sampson und sein Schimmelhengst Daniel schienen Ballards Geschwindigkeit zu übertreffen, doch zusätzliche Galoppsprünge bis zum letzten weißen CANA-Oxer warfen die Kombination auf den zweiten Platz zurück.
Ballard behielt die Führung, bis Max Kühner (AUT) als Dreizehnter in den International Ring ging und 0,76 Sekunden schneller war als die Kanadierin. Er wurde schnell vom nächsten Reiter, Rolex Testimonial Richard Vogel und dem sprunggewaltigen Hengst United Touch S, überholt, der mit über einer Sekunde Vorsprung in Führung ging. Die übrigen drei Reiter, darunter Steve Guerdat (SUI) und Ben Maher (GBR), die Nummer 2 und 3 der Weltrangliste, konnten mit der Leistung des jungen Deutschen nicht mithalten, sodass er die Prüfung erneut für sich entscheiden konnte.
Auf die Frage zu seinem Sieg sagte Vogel: „Ich freue mich, wie United Touch S gesprungen ist – er liebt die Atmosphäre und die Arena hier. Er hat sich sehr wohl gefühlt und wir werden versuchen, diese Form auch in den Grand Prix am Sonntag mitzunehmen. Ich musste ihn im Stechen nicht zu sehr pushen, da er einen so großen Galoppsprung hat und zugleich sehr ehrgeizig ist. Das ist unser größter Vorteil – er kann einfach aus seinem Rhythmus heraus springen. Wir versuchen, diesen Vorteil so viel wie möglich zu nutzen, und heute hat es zum Glück geklappt.“
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns Ihre Aufgabe erläutern?
Ich heiße Will Lyles und bin einer von Rodrigo Pessoas Grooms. Meine Aufgabe besteht darin, zu Turnieren auf der ganzen Welt zu reisen und mich um seine Pferde zu kümmern.
Wie sind Sie zu dieser Branche gekommen?
Früher habe ich selbst geritten und an Wettbewerben teilgenommen. Dann habe ich beschlossen, dass ich als Pfleger eines Spitzenreiters die Welt bereisen und zu besseren Turnieren fahren könnte. Also habe ich meinen Weg geändert und reise nun mit Rodrigo zu den besten Turnieren der Welt, wie hier in Spruce Meadows.
Wir sind hier beim CSIO Spruce Meadows `Masters` Turnier – können Sie uns etwas über die Bedingungen hier erzählen, nicht nur für die Pferde, sondern auch für die Pfleger?
Ich bin zum ersten Mal hier und bisher ist alles hervorragend für die Pferde. Es gibt mehrere Waschplätze und wir haben Zugang zu allem, was wir brauchen, um uns um die Pferde zu kümmern. Außerdem ist das Hotel der Grooms ganz in der Nähe, was alles einfacher macht.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, um die Sie sich derzeit kümmern? Wie zeichnen sie sich aus?
Major Tom ist Rodrigos Spitzenpferd. Gemeinsam haben sie erst vor einigen Wochen an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilgenommen. Er hat viel Persönlichkeit und liebt es, im Mittelpunkt zu stehen! Da er dazu noch sehr fähig ist, verdient er das meiner Meinung nach auch.
Dann haben wir diese Woche noch unsere zehnjährige Stute Dhalida dabei: eine große Stute, die vorallem durch ihre Schnelligkeit überzeugt. Im Umgang ist sie sehr unkompliziert.
Sich um nur zwei Pferde kümmern zu müssen, ist wenn man alleine ist, sehr einfach, da sich die Zeitpläne in der Regel nicht allzu sehr überschneiden und man sich gut um beide Pferde kümmern kann, ohne dass es zu hektisch wird. Bei drei Pferden sieht das schon anders aus.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde vor allem nach Reisen fit und leistungsbereit sind?
Ich versuche, Stress zu vermeiden und ihre Routine beizubehalten, egal wo sie sind oder was sie tun. Am besten ist es, wenn es nicht zu viele Veränderungen in der Umgebung gibt.
Haben Sie irgendeinen Aberglauben oder eine bestimmte Routine, die sie bei einem wichtigen Wettkampf befolgen?
Ich bin nicht übermäßig abergläubisch, aber wenn ein Pferd fehlerfrei mit einer Satteldecke gesprungen ist, dann lege ich sie dem zweiten Pferd ebenfalls auf, damit das Glück abfärbt. Das ist so ziemlich das Einzige.
Rodrigo [Pessoa] ist eine Legende des Sports – was für Qualitäten bringt er mit, die ihn so erfolgreich machen?
Er liebt seine Pferde und den Sport. Er ist wettbewerbsorientiert, denkt aber vor allem an die Pferde. Dabei hält er alles einfach und überschaubar – er macht es nicht zu kompliziert!
Was ist das Wichtigste, das Sie von ihm gelernt haben?
Das Wichtigste, das ich von Rodrigo gelernt habe, ist, dass die Dinge nicht immer kompliziert sein müssen. Beim Aufwärmen vor einem Turnier muss man zum Beispiel nicht über die größten Hindernisse springen – es geht einfach darum, die Muskeln des Pferdes aufzuwärmen.
Welchen Rat würden Sie einem Pfleger, der neu in diesem Beruf ist, geben?
Genieß es und lass dich sich nicht von den schwierigen Tagen unterkriegen.
Wie besonders sind die Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors für Sie als Groom?
Sie sind einfach unglaublich! Bei einem Major ist der Druck etwas höher, weil es so prestigeträchtige Veranstaltungen sind und wir gut abschneiden wollen. Das CSIO Spruce Meadows `Masters`-Turnier steht schon lange auf meiner Bucketlist. Es ist schön, es endlich abhaken zu können, und ich hoffe, dass ich das auch bei anderen großen Turnieren noch tun kann. Es ist so schön, unsere Pferde zu Turnieren wie das `Masters` zu bringen und hoffentlich gut abzuschneiden!
Können Sie uns erklären, wie besonders das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier ist und was es so einzigartig macht?
Spruce Meadows ist eine sehr traditionelle Reitanlage, die die Tradition des Pferdesports bewahrt. Wir versuchen, so nah an der Natur wie möglich zu sein, recyclen aktiv und schützen die Umwelt. Die Hindernisse beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier unterscheiden sich durch unsere charakteristischen langen Stangen von denen anderer Wettkämpfe. Die Geschwindigkeit der Pferde und Reiter ist hier höher als bei anderen Wettkämpfen, und die Pferde neigen dazu, sehr gut zu springen.
Für mich ist Spruce Meadows einer der schönsten Orte, um Springparcours zu gestalten. Die Familie Southern, der die Anlage gehört und die sie leitet, engagiert sich unglaublich für den Sport. Rolex war schon Sponsor von Spruce Meadows, bevor der Rolex Grand Slam of Show Jumping 2013 ins Leben gerufen wurde. Kurse für den Rolex Grand Slam gestalte ich besonders gerne, und ich hatte das Glück, dabei gewesen zu sein, als der Titel das einzige Mal gewonnen wurde, nämlich hier in Spruce Meadows von Scott Brash 2015. Das war einer der stolzesten und denkwürdigsten Tage meines Lebens. Ich habe Kurse für zwei Olympische Spiele gestaltet und bei mehreren anderen mitgewirkt, aber der Tag, an dem Scott gewann, war für mich etwas ganz Besonderes. Die Atmosphäre im International Ring war unglaublich. Scott war als letzter Reiter an der Reihe und während seiner Runde hätte man eine Stecknadel fallen gehört. Doch als er das letzte Hindernis geschafft hatte und klar war, dass er den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hatte, gab es für die Menge kein Halten mehr. Ich hatte Gänsehaut.
Sie haben eine Reihe von Hindernissen von den Olympischen Spielen 2024 in Paris erhalten, wobei die Pont Alexandre III bei diesem `Masters‘ Turnier zum Einsatz kommt. Können Sie uns etwas über diese Hindernisse erzählen und wie besonders die Hindernisse in Spruce Meadows sind?
Das Spruce Meadows `Masters‘ Turnier rühmt sich, die beste Hindernissammlung der Welt zu besitzen. Die Familie Southern hat im Laufe der Jahre Hindernisse gesammelt, von denen einige auf die Olympischen Spiele in den 1970er Jahren zurückgehen. Weil sie so gut gepflegt wurden, benutzen wir sie noch heute. Seitdem haben wir Hindernisse von den meisten Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erhalten und damit eine fantastische Sammlung aufgebaut. In dieser großen Arena verwenden wir lange Stangen, die wir speziell für die Hindernisse anfertigen, und ich freue mich sehr darauf, dieses Jahr die Hindernisse der Olympischen Spiele Paris 2024 einsetzen zu können.
Der CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier wird oft als einer der schwierigsten Parcours der Welt bezeichnet. Was macht ihn so schwierig?
Ich sehe mich selbst als sehr traditionellen Parcours-Gestalter. Ich verwende eine Vielzahl von Distanzen – kurz, lang und normal – und baue sowohl „schwere“ als auch „leichte“ Hindernisse ein, um die Pferde und Reiter in jeder Hinsicht zu testen. Die Tools, die mir bei dem CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex, zur Verfügung stehen, eignen sich perfekt dafür. Die Sammlung an Hindernissen ist unglaublich und das Team, mit dem ich hier arbeite, ist einfach toll. Mit einigen von ihnen arbeite ich schon seit über 20 Jahren zusammen. Wir sind wie ein Orchester aufeinander eingestimmt.
Dies ermöglicht es mir, einen anspruchsvollen Parcours für den CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex zu schaffen, der die Pferde wirklich auf die Probe stellt, ohne jemals ihr Wohlbefinden zu gefährden. Das richtige Gleichgewicht zwischen der Gestaltung eines anspruchsvollen Parcours und dem Schutz der Pferde zu finden, hat für mich immer oberste Priorität. Nichts ist wichtiger als die Gesundheit der Pferde. Die hochtalentierten Springreiter, die zu uns kommen, ermöglichen es mir, solch anspruchsvolle Kurse zu entwerfen – sie bringen ihre besten Pferde mit und sind bereit, den oft als schwierigsten Parcours im Springsport geltende Prüfung anzugehen.
Während der Woche des CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turniers bereite ich die Pferde und Reiter auf den Grand Prix am Sonntag vor und gewöhne sie an den Ring und die Hindernisse. Es ist nicht mein Ziel, den Pferden Angst einzujagen, sondern ihr Vertrauen vor dem Sonntag stärken. Ich bin für meine schwierigen Kurse berühmt, insbesondere beim CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex. Daher denken die Menschen oft, dass alle meine Parcours so schwer sind. Das stimmt natürlich nicht. Ich kenne einfach diesen Ring und die Hindernisse und weiß genau, wie ich jede Stelle optimal nutze.
Können Sie uns etwas über den Parcours erzählen, den Sie für den CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex entworfen haben?
Beim CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex am Sonntag, werden wir ungewöhnlich viele breite Oxer einsetzen. Der Grund dafür sind unsere langen Stangen, die es den Pferden erlauben, breiter zu springen – fast schon zu fliegen!
Meiner Meinung nach macht die Einbeziehung der Breite in das Springen die Parcours technisch anspruchsvoll. Ein weiteres ungewöhnliches Merkmal des Wettkampfes am Sonntag ist die Verwendung von natürlichen Hindernissen. Wir haben zum Beispiel einen echten Graben mit und ohne Wasser, im Gegensatz zu den künstlichen bei anderen Turnieren. Das macht den CPKC „International“ Grand Prix, presented by Rolex zu etwas ganz Besonderem.
Dieses Jahr befindet sich die dreifache Kombination in der ersten Runde der Prüfung an einer schwierigen Stelle. Dazu gibt es noch weitere anspruchsvolle Linien. In der zweiten Runde, wenn die zwölf besten Reiter und Pferde gegeneinander antreten, werde ich den Parcours je nach Springvermögen der Pferde und den Bedingungen gestalten. Heute zum Beispiel sind die Bedingungen perfekt: klarer Himmel, kein Regen und hervorragendes Licht – das hilft den Pferden, besser zu springen. Am Sonntag muss ich jedoch erst einmal einschätzen, wie die erste Runde verläuft, bevor ich den Schwierigkeitsgrad für die zweite Runde und den der Strecke bestimme.
Was sind die Hauptaspekte, die Sie beim Design eines Parcours berücksichtigen müssen und was hoffen Sie zu erreichen?
Die Grundlage für die Gestaltung eines Parcours sind für mich immer die Pferde. Beim Aufbau eines Springparcours muss unbedingt berücksichtigt werden, dass manche Pferde besser am rechten Zügel springen und andere am linken. Daher plane ich die Hälfte rechts und die Hälfte links. Manche Pferde springen vertikale Kombinationen besser, andere bevorzugen Oxer, deshalb wiederhole ich nie die Zusammenstellung der Hindernisse. Größere Pferde mögen längere Strecken, kleinere Pferde kürzere Strecken. Ich baue also immer eine Mischung aus langen, kurzen und normalen Distanzen ein. Ich versuche, die Pferde und ihre Reiter auf unterschiedliche Weise zu testen und sicherzustellen, dass kein einzelner Aspekt oder Test des Parcours die Herausforderung dominiert.
Wie glauben Sie, hat sich das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier zu einem der führenden Reitsportveranstaltungen in Nordamerika entwickelt?
Ron Southern war ein Visionär des Sports, vielleicht der größte der Welt. Er blickte in die Zukunft und wollte immer nur das Beste für Spruce Meadows. Linda und die Familie setzen diese Vision fort und geben ihr Bestes, um Spruce Meadows zur besten Pferdesportanlage der Welt zu machen, was es so besonders macht. Ron hat mir viel beigebracht, und Linda auch, indem sie Visionen und Ideen mit mir teilten, auf die ich nicht unbedingt selbst gekommen wäre. Linda denkt zehn Jahre in die Zukunft, das hat Spruce Meadows wirklich geholfen, zu wachsen und sich zu entwickeln. Das gesamte Team hier will diese Anlage zur besten der Welt machen, wovon das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier sehr profitiert hat. Wir versuchen, die Besten zu sein, das macht diesen Ort zu etwas ganz Besonderem.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping wurde 2013 ins Leben gerufen – vor nun über zehn Jahren. Welchen Einfluss hatte das Konzept Ihrer Meinung nach auf den Sport?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat den Sport völlig verändert. Davor war Springreiten gut, aber etwas statisch. Der Rolex Grand Slam hat eine tiefgreifende Wirkung, denn die vier Majors unterscheiden sich von allen anderen Turnieren. Rolex hat im Pferdesport schon immer eine wichtige Rolle gespielt, auch schon vor dem Rolex Grand Slam of Show Jumping, aber ich denke, er hat den Sport auf ein neues Niveau gehoben. Er fordert die Reiter heraus und spornt sie an, an den vier verschiedenen Austragungsorten Höchstleistungen zu erbringen.
Jedes der vier Majors, die den Rolex Grand Slam of Show Jumping ausmachen – The Dutch Masters, das CHIO Aachen, das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier und das CHI Genf – ist sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt sorgt für Spannung. Man weiß nie, wer der Sieger sein wird, jeder hat eine Chance, und nur sehr wenige Reiter gewinnen mehrfach.
Haben Sie noch andere Leidenschaften abseits des Springreitens?
Privat ist meine Familie meine größte Leidenschaft. Ich habe drei Enkelkinder, eines von meinem Sohn und zwei von meiner Tochter. Sie machen mein Leben vollkommen. Ich scherze mit meinen Freunden, dass ich noch mehr Kinder bekommen hätte, wenn ich gewusst hätte, wie schön es ist, Enkelkinder zu haben! Außerdem gehe ich gerne angeln und segeln. Leider bleibt mir dafür nicht mehr viel Zeit. Früher habe ich sogar an Segelregatten teilgenommen. In meiner Jugend hatte ich Zeit für viele Dinge. Jetzt, wo ich älter bin, ist das anders.
DAS CSIO SPRUCE MEADOWS ‘MASTERS’ – TURNIER-HIGHLIGHTS
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping reist für das dritte Major des Kalenderjahres, das CSIO Spruce Meadows 'Masters', wieder einmal über den Atlantik zu einem der führenden Austragungsorte für Reitsportevents in Nordamerika. Vom 4. bis 8. September versammeln sich die weltbesten Pferd-Reiter-Paare am Fuße der Rocky Mountains in der Hoffnung, den CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex zu gewinnen und neuer Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu werden. Die Zuschauer können sich nicht nur auf fünf Tage mit spannenden Wettkämpfen freuen, sondern auch auf sensationelle Einkaufsmöglichkeiten, fabelhafte Unterhaltung und eine große Auswahl an Speisen und Getränken.
Bei der Ausgabe 2024 des Turniers werden einige Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Paris 2024 mit dabei sein, wie beispielsweise der Schweizer Steve Guerdat, der im Einzel Silber gewonnen hat, sowie Scott Brash und Ben Maher, die für Großbritannien Mannschaftsgold geholt haben. Der Austragungsort präsentiert zudem stolz seine neueste 'Spruce Media Jump Collection’: Frisch von den Olympischen Spielen in Paris wird die Brücke Pont Alexandre III beim 'Masters' in den anspruchsvollen Parcoursdesigns von Leopoldo Palacios zum Einsatz kommen, während die anderen Hindernisse von den diesjährigen Olympischen Spielen erst nächstes Jahr gezeigt werden, wenn das Turnier sein 50-jähriges Bestehen feiert.
Neben den herausragenden Springprüfungen können sich Shoppingfans im MARKT auf über 175 Aussteller freuen, die sich auf verschiedene Standorte wie den Equi-Plex, die Village Shops, den Horizons Pavilion und den Founders Plaza verteilen. Außerdem werden in Spruce Meadows wieder die Blacksmith World Championships ausgetragen. Hier treffen sich Schmiedemeister aus der ganzen Welt zur prestigeträchtigen ‘Masters’-Veranstaltung und wetteifern um den begehrten Weltmeistertitel. Die Wettbewerbe finden täglich statt und umfassen Kategorien wie Feuerschmieden, Messerschmieden und Schweißen.
Auf der Scotiabank-Bühne können Zuschauer musikalischen Darbietungen lauschen, die denen im International Ring in nichts nachstehen. Die International Plaza wartet mit verschiedenen Tänzern und fabelhaften Musikern auf, darunter „His Majesty's Band of the Household Cavalry“ und der kalifornische Sänger und Songwriter Matt Blais. Im Deloitte Ring werden aufregende Darbietungen zu sehen sein, wie Lord Strathcona's Horse (Royal Canadians), die Spruce Meadows Prairie Dogs, eindrucksvolle Voltigier- und Dressurvorführungen und der bei Fans beliebte Corgi Cup.
Im International Ring werden wieder fünf Tage lang Springprüfungen von Weltklasse geboten. Neue Verbesserungen sorgen dafür, dass diese Prüfungen wahrhaft unübersehbare Sportmomente bieten. Zu diesen Verbesserungen gehören die Entfernung des 'Table Top', um den Parcoursdesignern mehr Flexibilität und Raum für die Erstellung der Parcours zu geben, sowie neue große Videobildschirme, um das Geschehen besser mitverfolgen zu können.
Die CSIO5*-Prüfungen beginnen am Mittwoch, dem 4. September, mit dem TELUS Cup und dem Cardel Homes Cup und enden am Sonntag, dem 8. September, mit der Königsklasse des Turniers, dem CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex. Diese Prüfung, die über zwei Durchgänge und ein Stechen ausgetragen wird, ist ein echter Test des Muts, Könnens und der Ausdauer von Pferd und Reiter. Es wird ein sehr ehrgeiziger Konkurrenzkampf erwartet, mit dem aktuellen Anwärter André Thieme (GER) und dem Rolex Testimonee Martin Fuchs (SUI), der im Vorjahr gewinnen konnte, im Teilnehmerfeld.
Diejenigen, die nicht vor Ort sein können, haben die Möglichkeit, den CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex über den kostenlosen Live-Stream auf der Website des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu verfolgen.
CSIO SPRUCE MEADOWS ‘MASTERS’ TURNIER – EIN BLICK AUF DIE REITER
Vom 4. bis 8. September 2024 wird beim legendären CSIO Spruce Meadows 'Masters' Turnier, dem dritten Major des Kalenderjahres, wieder der Rolex Grand Slam of Show Jumping ausgetragen. Fünf Tage lang versammeln sich die besten Pferd-Reiter-Paare auf dem als Nordamerikas bestem Austragungsort für Pferdesportveranstaltungen geltenden Gelände, um sich in hochkarätigen Prüfungen zu messen. Als Höhepunkt findet am Sonntag, dem 8. September, der mit Spannung erwartete CPKC 'International', presented by Rolex statt.
Nach seinem sensationellen Sieg beim CHIO Aachen mit der seiner Stute DSP Chakaria reist der deutsche Reiter André Thieme als aktueller Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu den ‘Masters’ an. Thieme wird darauf hoffen, seine Erfolgsserie fortzusetzen und ein weiteres Majors gewinnen zu können – eine Leistung, die nur einer ausgewählten Gruppe erstklassiger Reiter gelungen ist. In einem rasanten Stechen in Aachen waren die beiden 1,25 Sekunden schneller als der amerikanische Reiter McLain Ward, der kürzlich bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris seine eindrucksvolle Medaillensammlung erweitern konnte. Ward, der stärkste Konkurrent, wird darauf aus sein, bei diesem Major noch einen draufzulegen.
Zu den Favoriten zählt auch der Titelverteidiger Martin Fuchs, der eine bemerkenswerte Saison hinter sich hat und mit Leone Jei und Conner Jei bei der Royal Windsor Horse Show und der Dublin Horse Show jeweils den Sieg im Rolex Grand Prix erringen konnte. Der Schweizer fügt seiner bereits beeindruckenden Karriere weiterhin neue Erfolge hinzu, in der er als bisher einziger Reiter zwei aufeinanderfolgende Rolex Grands Prix beim CHI Genf gewinnen (2019, 2021) und das FEI World Cup™ Finale 2022 für sich entscheiden konnte.
Fuchs wird von mehreren weiteren Rolex Testimonees begleitet, darunter sein Landsmann, der Weltranglisten-Vierte Steve Guerdat. Guerdat, dreifacher Olympiamedaillengewinner, belegte bei der Royal Windsor Horse Show den dritten Platz hinter Fuchs und gewann kürzlich mit Dynamix De Belheme eine Einzel-Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Beflügelt von seinen bisherigen Leistungen beim ‘Masters’ wird Guerdat versuchen, seinen Sieg im CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex aus dem Jahr 2021 zu wiederholen. Anzumerken ist, dass der Schweizer seit Beginn des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Jahr 2013 bislang an jedem Major teilgenommen hat.
Drei Jahre in Folge haben Rolex Testimonials den CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex dominiert, wobei Daniel Deußer 2022 das Springen für sich entscheiden konnte. Deußer wird in Calgary mit dabei sein und versuchen, erneut zu siegen. Begleitet wird er von vier Landsleuten, darunter Richard Vogel. Vogels Saison 2024 verlief bisher sehr erfoglreich und wurde durch einen dritten Platz beim Rolex Grand Prix in Aachen sowie durch mehrere Fünf-Sterne-Siege am selben Ort unterstrichen.
Der britische Reiter Scott Brash wird ebenfalls einen mit Spannung erwarteten Auftritt haben und zweifelsohne an seine historische Leistung in Spruce Meadows im Jahr 2015 erinnern, als er der erste – und bisher einzige – Reiter war, der nach drei aufeinanderfolgenden Major-Siegen den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Brash wird dabei sicherlich vom Erfolg seiner jüngsten Mannschaftsgoldmedaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris zehren. Begleitet wird Brash von seinem Teamkollegen, dem dreimaligen Olympiasieger Ben Maher. Maher, derzeit die Nummer 2 der Weltrangliste, hat eine herausragende Saison hinter sich und ist mit dem Ziel, seiner glorreichen Karriere einen weiteren prestigeträchtigen Titel hinzuzufügen, ein ernsthafter Konkurrent.
Rolex Testimonee Kevin Staut (FRA) ist ein weiterer starker Anwärter. Nach seinem Sieg beim Rolex Grand Prix Ville de Dinard im Juli und mehreren Platzierungen in diesem Jahr wird der ehemalige Weltranglistenerste versuchen, seine Erfolgsbilanz mit einem weiteren beeindruckenden Sieg auszubauen.
Das heimische Publikum wird sich freuen, auch mehrere kanadische Reiter in der Arena begrüßen zu dürfen, darunter Tiffany Foster. Foster hat in diesem Sommer bereits einen CSI5*-Sieg an diesem Ort errungen und weiß daher, was es braucht, um im eindrucksvollen 'International Ring' zu überzeugen. Weitere kanadische Herausforderer sind Amy Millar, deren Vater Ian der letzte Kanadier war, der auf Dixson 2014 den CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex gewonnen hat, sowie Erynn Ballard.
Irland wird mit sechs Reitern vertreten sein, darunter Conor Swail und Daniel Coyle, die im letzten Jahr zum Siegerteam des BMO Nations Cup gehörten. Weitere namhafte Nennungen kommen von der Nummer 3 der Weltrangliste Max Kühner (AUT), der brasilianischen Legende Rodrigo Pessoa und vom Sieger des Jahres 2018, Sameh El Dahan (EGY).
Der Parcoursdesigner Leopoldo Palacios wird dem Elitefeld des CPKC 'International' Grand Prix, presented by Rolex einen anspruchsvollen Kurs präsentieren. Bei solch einer imposanten Auswahl an Reitern können sich die Zuschauer auf ein packendes Spektakel freuen, wenn die Teilnehmer um den Titel des nächsten Rolex Grand Slam of Show Jumping kämpfen.
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nach Ihrem sensationellen Sieg beim CHIO Aachen der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich?
Ich hatte gar nicht viel Zeit zum Feiern, denn zu dem Zeitpunkt lag mein Fokus noch darauf, in die deutsche Olympia-Equipe aufgenommen zu werden. Aber natürlich fühlte sich der Sieg unbeschreiblich an, und mir wurde klar, dass ich schon Olympiasieger werden müsste, um diesen Erfolg zu übertreffen! Den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen, war für mich das perfekte Märchen – ein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen.
Wenn Sie an Ihren Sieg des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zurückdenken, was war das Besondere an diesem Sieg für Sie und Ihr Team?
Es war ein ganz besonderes Erlebnis. Als ich in der Nationenpreis-Prüfung beim CHIO Aachen zwei Abwürfe hatte, war mein gesamtes Team unendlich enttäuscht, weil wir wussten, dass das wahrscheinlich das Ende meiner Hoffnung auf Olympia bedeuten würde. Doch als ich am Sonntag dann den Rolex Grand Prix gewonnen hatte, wendete sich das Blatt und wir alle waren einfach nur außer uns vor Freude. Das ganze Team sagte immer wieder: „Dieser Sieg ist sogar noch besser als die Teilnahme bei den Olympischen Spielen!"
Können Sie uns mehr über DSP Chakaria erzählen? Warum ist sie so besonders und wie ist sie charakterlich?
Im Stall würde man DSP Chakaria nie ansehen, dass sie ein Superstar ist. Sie ist das ruhigste, gelassenste und entspannteste Pferd, das ich kenne. Menschen gegenüber ist sie ein wenig schüchtern, sie ist gerne allein und könnte den ganzen Tag in ihrem Stall schlafen. Sobald man ihr jedoch einen Sattel auflegt und mit ihr galoppiert und springt, lebt sie auf. Es ist, als ob man einen riesigen Motor einschaltet! DSP Chakaria verwandelt sich von einem lieben, braven Pferd zu einem echten Temperamentswunder.
Beim Reiten entwickelt sie eine ungeheure Kraft und Energie, wodurch sie manchmal recht knackig sein kann. Sie war nicht immer leicht zu reiten – zuweilen war es wirklich schwierig, durchgängig die Anlehnung zu halten und mein Bein dran zu haben. In den letzten fünf Jahren haben wir daran gearbeitet, dass sie beim Springen ruhig und entspannt bleibt. Sie hat so viel Kraft und ist so explosiv, dass es manchmal schwer war, eine flüssig aussehende Runde hinzulegen. In den letzten zwei Jahren haben wir große Fortschritte in der Dressur gemacht, und ich hatte mit ihr unglaubliche Erfolge: gemeinsam haben wir den Rolex Grand Prix beim CSIO Roma Piazza Di Siena gewonnen, den Einzeltitel bei der FEI Europameisterschaft und weitere große Fünf-Sterne-Grands Prix auf der ganzen Welt.
Mit DSP Chakaria lief es immer schon hervorragend, aber dieses Jahr ist alles irgendwie noch ein bisschen harmonischer geworden. Der Sieg des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen ist für Reiter ein unvergessliches Erlebnis – vergleichbar mit dem Gewinn einer Einzelmedaille bei einer internationalen Meisterschaft. Ich weiß also, was das bedeutet und ich weiß auch, dass jeder Springreiter der Welt diese Springen gewinnen möchte. Mit Chakaria ist das gelungen. Sie ist wirklich ein ganz besonderes Pferd.
Ich glaube, der Grund, warum sie so außergewöhnlich ist, liegt darin, dass sie einfach das Komplettpaket darstellt. Ich hatte auch vorher schon vorsichtige Pferde mit viel Sprungvermögen, aber Chakaria bringt nicht nur diese Eigenschaften mit, sondern ist dazu noch schnell, wendig und kraftvoll. Und eine ihrer größten Stärken, die sie zu einem absoluten Championatspferd macht, ist ihre Ausdauer. Auch nach fünf Wettkampftagen ist sie noch voll da und frisch – je mehr sie springt, desto besser wird sie. Beim CHIO Aachen war der Rolex Grand Prix die vierte, fünfte und sechste Runde, die sie gesprungen ist. Sie wird umso besser, je mehr sie springt. Chakaria lässt tatsächlich nichts zu wünschen übrig, sie hat keine echten Schwächen und ist wirklich einfach außergewöhnlich.
Wie wichtig sind die Beziehung und die Bindung zwischen Pferd und Reiter, um einen Major beim Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Ich bin fest davon überzeugt und habe es auch immer wieder betont, dass Reiter im Springsport nur dann Großes erreichen können, wenn sie eine sehr gute Beziehung zu ihrem Pferd haben – Vertrauen ist das A und O. Dein Pferd muss für dich kämpfen wollen. Ich liebe DSP Chakaria – wobei natürlich die großen Siege auch eine Rolle spielen – aber von Anfang an war da zwischen uns etwas ganz Besonderes. Als sie noch jünger war, musste ich aufpassen, nicht zu schnell zu viel zu verlangen, da sie am Anfang unserer Partnerschaft ein bisschen schwierig war. Wir mussten zusammenwachsen und das, glaube ich, macht viel aus. Ich bin ziemlich sicher, dass sie mich auch mag!
Der CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, wird oft als einer der schwierigsten Parcours der Welt bezeichnet. Wie haben Sie sich und Ihr Pferd darauf vorbereitet?
Ich werde mit DSP Chakaria anreisen, bin mir aber nicht sicher, ob ich mit ihr beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex antreten werde. Ich habe mehrfach am CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ teilgenommen und weiß, dass selbst die besten Championatspferde dort nicht immer ihre beste Leistung zeigen, weil der traditionelle Stil der Hindernisse mit den langen Stangen und Distanzen nicht allen Pferden liegt. Spruce Meadows ist etwas ganz Besonderes, aber selbst Spitzenpferde wie etwa King Edward [geritten von Henrik von Eckermann] springen dort in der Arena nicht unbedingt so gut wie man es von ihnen gewohnt ist. Daher bin ich noch etwas unentschlossen, welches Pferd ich im Grand Prix reiten werde. Obwohl, da sie so mutig ist, gut vorwärts geht und gerne auf Gras springt, denke ich, dass sie das schon machen wird. Ich werde auf jeden Fall mit großen Hoffnungen dort hin fahren.
Wer war in Ihrer Karriere Ihre größte Inspiration und warum?
Als kleiner Junge habe ich immer zu Reitern wie Ludger Beerbaum aufgeschaut und jetzt reite ich mit Reitern wie Christian Ahlmann, Marcus Ehning, Daniel Deusser und Steve Guerdat. Und immer noch versuche ich, von ihnen zu lernen. Ich versuche, meinen Job mit offenen Augen zu machen und mir von jedem guten Reiter, von denen es viele gibt, etwas abzuschauen. Gleichzeitig glaube ich aber, dass sich jeder auch unbedingt auf seine eigenen Stärken besinnen und mit seiner eigenen Strategie reiten sollte. Ich kann keinen bestimmten Reiter herauspicken, der meine größte Inspiration war, aber ich habe mich von verschiedenen Reitern inspirieren lassen und das tue ich immer noch. Die Hauptsache ist, dass ich immer noch versuche zu lernen und mich weiterzuentwickeln.
Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?
Das fängt bei mir zuhause mit meiner Familie an. Sie macht viel mit mir durch, da ich so viel an Turnieren teilnehme und um Plätze in Mannschaften für große Championate kämpfe. Durch die Teilnahme an Meisterschaften lastet eine neue Art von Druck auf mir und die mentalen Auswirkungen sind einfach anders. Meine Familie unterstützt mich in solchen Zeiten, wenn ich mich vielleicht anders verhalte oder gestresster bin als sonst. Sie ist immer für mich da und lässt mir meine Freiheiten – sie ist mein wichtigster Anker.
Natürlich sind auch die Pfleger, die Reiter zu Hause, die Manager und alle anderen Leute, die um mich herum sind, sehr wichtig. Sie planen alles und ermöglichen es mir so, in Ruhe auf Turniere zu fahren und mich auf meine Pferde zu konzentrieren, ohne dass ich mir Gedanken machen muss, was zu Hause los ist. Unser Sport erfordert ein großes Team. Wenn wir einen großen Sieg erringen, feiern wir alle gemeinsam. Auch die Pferde sind entscheidend. Ohne ein gutes Pferd kann man keine großen Erfolge erzielen.
Einen Trainer hatte ich selbst auch noch nie, abgesehen von meinem Vater, als ich jünger war. Deshalb ist ein Sieg in einem Springen wie dem Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen wirklich ein Erfolg für mich und mein ganzes Team.
Welchen Einfluss hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach auf den Sport, und wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Majors im Sport, wie der CHIO Aachen oder die Wimbledon Championships?
Es ist sehr schwer, den Rolex Grand Slam im Springreiten zu gewinnen – bisher ist das nur Scott Brash im Jahr 2015 gelungen. Heutzutage ist es sogar noch anspruchsvoller, da es so viele verschiedene Reiter und Pferde gibt, die ein Major gewinnen könnten. Ich bin mir nicht sicher, ob es jemals wieder jemand schaffen wird. Aber die Chance, den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen, ist wirklich besonders. Dabei geht es nicht nur um das hohe Preisgeld, sondern der Titel, den Rolex Grand Slam of Show Jumping oder ein Major zu gewinnen, ist etwas einzigartiges – fast wie eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen! Bei den Grand Slams im Tennis ist es ähnlich: Jeder möchte gewinnen, aber die meisten kommen nicht einmal in die Nähe des Sieges. Nur die besten Athleten schaffen das und schreiben Geschichte in ihrem Sport. Um ein Major zu gewinnen, muss man der Beste der Besten sein – und das wird man nicht nur durch Glück.
Welchen Beruf hätten Sie, wenn Sie kein Springreiter wären?
Ich weiß nicht, was ich geworden wäre, wenn ich nicht Springreiter wäre, aber es wäre etwas gewesen, das mit Sport zu tun hat. Als ich jünger war, war ich ein sehr guter Fußballspieler und habe davon geträumt, einmal Profi zu werden. Ich bin einfach ein Sportfan – neben dem Fußball schaue und spiele ich Tennis. Mein Sohn spielt Handball, weshalb ich mich auch dafür interessiere. Ich verbringe ja auch viel Zeit in den USA, wo ich mir viel NBA und Basketball anschaue.
Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier – eins der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping – blickt auf eine traditionsreiche und beeindruckende Geschichte zurück. In den vergangenen 50 Jahren hat die Familie Southern das Turniergelände stetig weiterentwickelt, sodass es heute als führender Schauplatz des Reitsports in Nordamerika gilt. Spruce Meadows, das auch heute noch vollständig im Besitz der Familie ist und von ihr betrieben wird, hatte es sich von Beginn an auf die Fahnen geschrieben, ein einzigartiges Ambiente „der guten Freundschaft, der guten Geschäfte und des guten Sports“ zu schaffen.
Die Reise von Spruce Meadows begann 1971 als die Familie Southern 32 Hektar Ackerland im Vorland der kanadischen Rocky Mountains kaufte. Nur zwei Jahre danach begann der Bau dieses legendären Schauplatzes mit der Reithalle und den East und West Meadows. Die offizielle Eröffnungszeremonie fand am 13. April 1975 statt. Im selben Jahr wurde der ‚Pegasus Club‘ – der Freiwilligen-Club von Spruce Meadows – offiziell ins Leben gerufen. Er bestand aus Freunden und Unterstützern der Familie Southern, von denen viele noch heute Mitglied sind und regelmäßig bei Veranstaltungen helfen.
Am 3. Juni 1976 hielt Spruce Meadows seine erste Veranstaltung ab und seither haben sich der Turnier-Terminplan und die Anlagen stetig weiterentwickelt und immer größeres Ansehen erlangt. Sponsoren zu gewinnen, war ein wichtiges Element beim Ausbau von Spruce Meadows. 1989 wurde Rolex zu einem Hauptsponsor des CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turniers und verhalf dem Veranstaltungsort damit auf eine ganz neue Ebene. Dieses Jahr feiert Spruce Meadows das 35. Jubiläum dieser Partnerschaft.
Nicht nur, dass das Veranstaltungsgelände durch zahlreiche Stallanlagen, Wettkampfbereiche und vieles mehr immer weiter vergrößert wurde, auch das Preisgeld ist gestiegen. 2000 fand beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier der erste Grand Prix der Welt mit einem Preisgeld von 1 Million US-Dollar statt, der Sieg ging damals an den Rolex-Markenbotschafter Rodrigo Pessoa auf Gandini Lianos. 2006 gab es einen Wechsel in der Führungsriege, als Linda Southern-Heathcott, selbst ehemalige internationale Springreiterin, das Amt der Geschäftsführerin und Präsidentin übernahm. Southern-Heathcott führt den Erfolg von Spruce Meadows auf Teamwork zurück und erklärt: „Man muss ein starkes Team hinter sich und um sich herum haben und seine seine Vision erfolgreich kommunizieren können, aber es ist die Teamarbeit, die einem zum Erfolg verhilft.“
Im Laufe folgenden der Jahre wurde die Fläche des Geländes für die vielen Reitsportveranstaltungen und sonstigen Events wie den jährlichen Weihnachtsmarkt immer weiter vergrößert. 2007 erwarb Spruce Meadows weitere 12 Hektar und vergrößerte die Gesamtfläche damit auf 145 Hektar – 80 Hektar Weideland und 65 Hektar Turnierflächen.
2013 war ein bedeutsames Jahr für den Veranstaltungsort, denn das Spruce Meadows `Masters‘-Turnier wurde zu einem der vier Majors ernannt, aus denen sich der Rolex Grand Slam of Show Jumping – die ultimative Herausforderung im internationalen Springsport – zusammensetzt. Mehr als zehn Jahre später hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping neue Maßstäbe im Springreiten gesetzt und Spruce Meadows spiegelt das Prestige des Konzepts in jeder Hinsicht wieder. 2015 war das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier der Schauplatz des legendären Siegs von Scott Brash, dem ersten und bis heute einzigen Reiter, der je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat.
Auf dem Gelände hat auch der Cavalry FC seinen Sitz, eine Fußballmannschaft der kanadischen Premier League. Das Team, das seine Heimspiele auf dem für 5.000 Zuschauer ausgelegten ATCO Field austrägt, spielte seine Auftaktsaison in der Liga im Jahr 2019 und ist inzwischen nicht mehr aus der Geschichte von Spruce Meadows wegzudenken.
Heutzutage heißt Spruce Meadows jedes Jahr etwa 500.000 Zuschauer willkommen und ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Damit ist Spruce Meadows ist nicht nur ein führender Schauplatz des Reitsports, sondern auch ein Grundpfeiler der Gemeinde Calgary, ein Ort, an dem die Menschen zu Sport-, Lifestyle- und Bildungsveranstaltungen zusammenkommen können.
Neben dem prestigeträchtigen Rolex Grand Slam of Show Jumping hat Rolex auch Partnerschaften mit mehreren hoch angesehenen weiteren Sommer-Grands-Prix. Von Mai bis August finden sich die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt zu einigen der legendärsten Veranstaltungen Europas und Nordamerikas zusammen, um an diesen Elitewettkämpfen teilzunehmen.
Die Royal Windsor Horse Show, die in den Privatgärten des im 11. Jahrhundert erbauten Windsor Castle stattfindet, richtete den ersten Rolex Grand Prix der Sommersaison aus. Parcoursdesigner Bernardo Costa Cabral gestaltete einen exquisiten Parcours für den ersten Umlauf mit ganz raffinierten Herausforderungen, die dazu führten, dass an jedem Hindernis mindestens eine Stange fiel. Trotzdem schafften zwölf der insgesamt 34 Starter einen fehlerfreien Durchlauf – ein Beweis für das hohe Niveau der Reiter und Reiterinnen. Im Stechen bot sich ein erbitterter Kampf gegen die Zeit. Gregory Wathelet (BEL) auf Bond Jamesbond De Hay und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat (SUI) lieferten sich ein beeindruckendes Kopf-an-Kopf-Rennen und landeten mit einer Differenz von nur 0,11 Sekunden auf dem zweiten und dritten Platz. Als Rolex-Grand-Prix-Titelverteidiger brachte Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs nur ein Pferd mit zum Royal Windsor: Leone Jei. Sein Glaube an den talentierten Wallach zahlte sich aus und der Schweizer konnte sich nach seinem Sieg 2023 auf Connor Jei seinen Triumph in diesem Springen wiederholen.
Der Rolex Grand Prix bildete einen denkwürdigen Abschluss der Auftaktveranstaltung der neu eingeführten Rolex-Serie, des CSIO Roma Piazza di Siena, der vom 22. bis zum 26. Mai stattfand. Im Stechen traten 13 Pferd-Reiter-Paare an und obwohl der Schwedin Petronella Andersson mit ihrer 10-jährigen Stute Odina van Klapscheut eine hervorragende Runde gelang, konnte sich der letzte Starter, der Amerikaner Karl Cook auf Caracole de La Roque, mit einem Weltklasseritt schließlich den Sieg holen. Dieser bemerkenswerte Sieg machte Cook beim 91. Jahrestag des CSIO Roma Piazza di Siena zum sechsten US-amerikanischen Gewinner des Grand Prix.
Der Jumping International de La Baule an der atemberaubenden Atlantikküste Westfrankreichs ist schon seit über 60 Jahren ein erstklassiges Ziel für renommierte Springreiter und -reiterinnen mit ihren Pferden. Die Veranstaltung wird oft als die mit der malerischsten Kulisse im ganzen Reitsportkalender bezeichnet und oft sind hier bekannte Reiter beim einem morgendlichen Ritt an den wunderschönen Stränden zu beobachten. Der herrliche Schauplatz bildete die perfekte Kulisse für die zweite Veranstaltung der Rolex-Serie in diesem Sommer. Nur zwei Wochen nach ihrem Sieg im Rolex Grand Prix beim CSIO Roma Piazza di Siena gelangen Karl Cook und Caracole de La Roque zwei fehlerfreie Runden, die ihnen diesmal jedoch nur den zweiten Platz im Rolex Grand Prix einbrachten, hinter ihrem Landsmann Kent Farrington auf Greya, die gemeinsam ihren ersten internationalen Sieg holten.
Jenseits des Atlantiks fand am Sonntag, dem 30. Juni, im kanadischen Spruce Meadows der Pan American Cup, presented by Rolex statt. Der anspruchsvolle Parcours aus 14 Hindernissen und 17 Sprüngen aus der Feder des Franzosen Gregory Bodo, Co-Designer bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris, ließ nur sieben Pferd-Reiter-Paare ins Stechen einziehen. Der Brite Matthew Sampson auf Daniel feierte seinen dritten Fünf-Sterne-Sieg der Spruce-Meadows-Sommerserie. Von seinen Emotionen überwältigt rühmte Sampson den 16-jährigen Niederländischen Warmbluthengst als „eins der unglaublichsten Pferde“, mit denen er je gearbeitet habe. Die US-Amerikaner Elena Haas auf Claude und Kyle King auf Odysseus beendeten das Stechen auf dem zweiten und dritten Platz.
Der Rolex Grand Prix Ville de Dinard fand am Sonntag, dem 21. Juli, beim CSIO Jumping International de Dinard statt, ebenfalls Teil der Rolex-Serie. Nur sechs Pferd-Reiter-Paare schafften es durch den technisch anspruchsvollen Parcours bis ins Stechen. Steve Guerdat (SUI) gab mit 42,44 Sekunden die Zeit vor, die von vier der sechs Pferd-Reiter-Paare trotz aller Anstrengungen nicht unterboten werden konnte. Doch sein Rolex-Markenbotschafter-Kollege Kevin Staut (FRA) auf Beau de Laubry Z unterbot Guerdats Zeit um 1,03 Sekunden und holte sich damit vor seinem Heimpublikum den Sieg.
Dieses Wochenende blicken alle Augen auf die CSIO Dublin Horse Show, wo der erste Rolex Grand Prix am Sonntag, dem 18. August, mit einem rekordverdächtigen Preisgeld von 500.000 Euro stattfinden wird. Der erstmals 1934 ausgerichtete Grand Prix von Dublin ist eine geschichtsträchtige Prüfung, bei der schon einige der berühmtesten Reiter der Welt wie die Rolex-Markenbotschafter Bertram Allen (IRL) und Kent Farrington (USA) die prestigevolle Trophäe gewonnen haben. Es ist eine der größten Sport-, Gesellschafts- und Familienveranstaltungen Irlands und so dürfen die Fans bei der vierten Etappe der Rolex-Serie diesen Sommer zweifellos Reitsport auf Spitzenniveau erwarten.
Welche Bedeutung hat das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier für Sie als kanadische Reiterin?
Ich bin in Calgary, Alberta, aufgewachsen. Spruce Meadows liegt also quasi direkt vor meiner Haustür. Schon als Kind habe ich Spruce Meadows bewundert und davon geträumt, einmal beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier anzutreten. Ich schätze mich unglaublich glücklich, genau das jetzt schon seit mehreren Jahren tun zu können.
Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier ist etwas ganz Besonderes. Als Kanadierin bin ich sehr stolz auf diese Veranstaltung, darauf, was hier aufgebaut und was für eine Gemeinschaft im Laufe der Jahre zusammengebracht wurde. Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier ist eine unfassbar tolle Veranstaltung, und dass sie die besten Springreiter mit ihren Spitzenpferden nach Calgary lockt, ist etwas unglaublich Besonderes für mich, meine Familie und Menschen aus der Umgebung.
Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier ist eine der führenden Veranstaltungen der Welt und wahrt seinen prestigeträchtigen Status schon seit vielen Jahren. Die Woche der `Masters‘ ist ein richtiges Spektakel geworden. Hier antreten zu dürfen, ist wirklich fantastisch. Ich freue mich jedes Jahr darauf und versuche immer, meinen Terminkalender um dieses Event herum zu planen. Ich liebe das `Masters‘-Turnier. Es ist meine absolute Lieblingsveranstaltung!
Die Arena beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier ist wirklich einzigartig. Muss man dort anders reiten als in anderen Arenen?
Ich finde, Spruce Meadows unternimmt große Schritte zur Modernisierung der Anlagen, vom Parcoursdesign bis hin zu den verwendeten Materialien, um mit den Trends im Springreiten mitzuhalten. Der International Ring ist eine große Gras-Arena, in der man galoppieren und dafür sorgen muss, dass sein Pferd fokussiert und souverän ist.
Die Stechen dort sind mit die besten der Welt. Die Reiter können ihre Pferde richtig im Galopp durch den Parcours reiten. Bei Wettkämpfen auf diesem Niveau muss das Pferd einem vertrauen, mutig sein und in so einer unglaublichen Atmosphäre entspannt bleiben können.
Können Sie uns verraten, wie wichtig Ihr Team für Ihren Erfolg ist?
Wir haben ein großartiges Team hinter uns mit fantastischen, extrem hart arbeitenden Mitarbeitern und dazu kommen noch die Mitbesitzer und Besitzer. Ich könnte jetzt alle einzeln aufzählen, die mitgeholfen haben, Matt und mich dahin zu bringen, wo wir heute sind. Ohne die harte Arbeit unseres Teams, sein Engagement und seine Liebe zu den Pferden wären wir definitiv nicht hier. Es klingt wie ein Klischee, aber wenn es gut läuft, ist es wirklich nicht nur mein Erfolg oder der von Matt, sondern der Erfolg unseres gesamten Teams.
Welche Eigenschaften müssen Pferd und Reiter Ihrer Meinung nach besitzen, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Es gibt pro Jahr nur vier Rolex Grand Slam of Show Jumping-Majors und eins davon zu gewinnen, erfordert jede Menge Planung. Eine neue Pferd-und-Reiter-Kombination gewinnt so etwas nur selten. Pferd und Reiter müssen lange genug gemeinsam auf dem höchsten Niveau des Sports angetreten sein, bevor sie in der Lage sind, einen so prestigeträchtigen Wettkampf wie ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen.
Ein Reiter muss sein Pferd in- und auswendig kennen und das Team muss bis ins kleinste Detail mit dem Plan und den Vorbereitungen für das Major vertraut sein. Und selbst unter perfekten Bedingungen arbeiten wir immer noch mit lebenden Tieren und da kann eben alles passieren. Neben harter Arbeit und Engagement braucht es immer auch ein Quäntchen Glück, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen.
Unser Sport ist ein Sport fürs Leben und dafür gibt es einen Grund: Es dauert sehr lange, alles richtig zusammenzufügen und die Pferde so aufzubauen, dass sie ihre maximale Leistungsfähigkeit erreichen können. Es gehört so vieles zu unserem Sport dazu, dass der Sieg eines Rolex Grand Slam of Show Jumping-Majors meiner Meinung nach richtig gefeiert werden muss, weil es etwas ist, das ein Reiter in seiner Karriere nicht oft erleben wird.
Können Sie uns etwas über Ihre derzeitigen Pferde erzählen und glauben Sie, dass eins davon das Zeug dazu hat, ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Ich habe im Moment ein Kontingent aus wirklich guten Pferden. Ein paar davon baue ich zurzeit noch auf, darunter einige jüngere in Europa, in denen wir großes Potenzial sehen. Mein bestes Pferd ist im Augenblick Igor GPH, mit dem ich schon seit etwa zwei Jahren trainiere. Wir sind mit gutem Erfolg in einigen Fünf-Sterne-Grands-Prix angetreten und haben auch ein paar Drei-Sterne-Grands-Prix gewonnen.
Man kann nie mit Sicherheit sagen, ob ein Pferd das Zeug dazu hat, ein Rolex Grand Slam of Show Jumping-Major zu gewinnen, bis man es tatsächlich erlebt, aber Igor GPH hat definitiv großes Potenzial und ich glaube, er wäre der Aufgabe gewachsen.
Mein anderes Pferd, Quidamo F, ist schon etwas älter. Ich habe ihn, seit er sieben war, und wir sind jetzt seit ungefähr sieben Jahren zusammen. Wir sind schon zweimal beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim dem CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier angetreten und haben einmal eine Platzierung geschafft und das andere Mal leider einen Fehler kassiert. Er hat definitiv das Zeug dazu, ein Rolex Grand Slam of Show Jumping-Major zu gewinnen, aber aufgrund seines Alters überlegen wir uns heutzutage sehr genau, in welchen Wettkämpfen wir ihn antreten lassen. Spruce Meadows passt perfekt zu ihm und er hat dort schon grandiose Ergebnisse erzielt. Deswegen plane ich ihn immer fest für dieses Turnier ein.
Ich glaube, dass beide Pferde ein Rolex Grand Slam of Show Jumping-Major gewinnen könnten. Die eigentliche Frage ist, ob ich das Zeug dazu habe! Wir hoffen, dass unsere Nachwuchspferde eines Tages auch dieses Niveau erreichen. Es ist eine aufregende Zeit und ich kann von Glück reden, dass ich nicht nur meine momentanen Top-Pferde, sondern auch tolle Nachwuchspferde für die Zukunft habe.
Ihr Freund, Matt Sampson, ist ebenfalls ein erfolgreicher Springreiter. Was haben Sie voneinander gelernt?
Wir lernen jeden Tag voneinander! Matt ist ein leidenschaftlicher Wettkämpfer. Ich könnte mir keinen besseren Partner wünschen. Er kennt sich so gut mit Pferden aus und ist ein begnadeter Reiter. Wir probieren täglich Ideen aneinander aus, was uns unglaublich viel bringt. Es ist so schön, jemanden an seiner Seite zu haben, der all die Höhen und Tiefen mit einem durchlebt. Und jemanden zu haben, der auch ohne Erklärungen alles versteht, das ist wirklich fantastisch.
Allerdings ist es nicht immer leicht, wenn der eigene Partner auch ein Konkurrent ist. Manchmal habe ich ein tolles Wochenende und Matt nicht oder umgekehrt, was ziemlich hart sein kann. Trotzdem haben wir eine großartige Beziehung und ich kann von Glück reden, Matt als Partner zu haben. Manchmal kann es ziemlich emotional werden und dann jemanden zu haben, mit dem man reden kann, lässt sich nicht mit Gold aufwiegen.
Der Parcours beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier wird oft als der schwierigste in diesem Sport beschrieben. Wie bereiten Sie sich und Ihr Pferd auf diese Herausforderung vor?
Ich glaube, ein Großteil der Vorbereitung ist die Erfahrung, die man im Parcours sammelt. Spruce Meadows richtet eine Sommerserie aus und wer den Sommer über dort antritt, schneidet für gewöhnlich gut beim `Masters‘-Turnier ab, weil die Pferde mit der Arena und den Hindernissen vertraut sind. Wenn Reiter an diesen Veranstaltungen teilnehmen können, ist das eine hervorragende Vorbereitung. Bei anderen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping wie dem CHIO Aachen oder auf anderen großen Grasplätzen anzutreten, ist auch eine großartige Vorbereitung für Spruce Meadows.
Der Parcours, der für den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, aufgebaut wird, gehört zu den anspruchsvollsten, mit denen es Pferde und Reiter in einem Turnierjahr zu tun bekommen. Der Grand Prix findet zwar erst nachmittags statt, aber der Parcours wird normalerweise morgens aufgebaut. Es ist sehr interessant zuzusehen, wie die Reiter ihn vier- oder fünfmal abgehen und sich die beste Strategie für sich und ihre Pferde überlegen. So etwas sieht man nicht oft. Bei der Parcoursbegehung herrscht eine richtig coole Atmosphäre, wenn sich all die Reiter gemeinsam damit auseinandersetzen und noch nicht wissen, was auf sie zukommt. Es ist unheimlich spannend und, wie schon gesagt, ist das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ eins der besten Turniere der Welt.
Springreiten ist eine der wenigen Sportarten weltweit, bei denen Männer und Frauen gegeneinander antreten. Wie besonders ist das?
Wenn man schon so lange dabei ist, vergisst man leicht, wie ungewöhnlich es eigentlich ist, dass Männer und Frauen gegeneinander antreten. Ich finde, wir liefern den Männern einen harten Wettkampf. Wir werden jedes Jahr stärker und erhalten immer mehr Gelegenheiten, uns weiterzuentwickeln. Ich bin unfassbar stolz darauf, Springreiterin zu sein, und hoffe, dass ich damit auch andere Reiterinnen inspiriere. In diesem Sport haben wir, was die Arbeit mit den Pferden angeht, alle die gleichen Voraussetzungen und das ist toll.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie und wie wichtig ist er Ihrer Meinung nach für den Sport?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping bedeutet mir alles. Ein Rolex Grand Slam Major zu gewinnen, ist gleichzusetzen damit, eine olympische Goldmedaille zu gewinnen. Es passiert nicht oft, aber wenn es passiert, sollten sich die Reiter bewusst machen, was sie erreicht haben. Ich hoffe jedenfalls, nicht nur eins zu gewinnen, sondern mehrere. Zum Glück haben wir Zeit, dieses Ziel zu erreichen. Es treten noch viele Reiter über sechzig auf Spitzenniveau an; die Zeit ist also auf unserer Seite!
DSP Chakaria
Die in der AG Deutsches Sportpferd (DSP) gezüchtete Stute DSP Chakaria (Chap I – Askaria 3 x Askari, Züchter: Martin Jürgens) zeigte mit ihren drei fehlerfreien Runden im Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen eine sensationelle Leistung. Mit ihrem Reiter André Thieme im Sattel bewies sie unglaublichen Kampfgeist.
Starke Hinterhand
Gezüchtet wurde DSP Chakaria von Martin Jürgens aus Polzow, einer ostdeutschen Stadt nahe der polnischen Grenze. Martin Jürgens beschreibt das Gefühl, ein Pferd wie DSP Chakaria gezüchtet zu haben: „Es erfüllt mich mit großem Stolz, ein Pferd wie sie gezüchtet zu haben. Außerdem wird mir ganz warm ums Herz, wenn ich sehe, wie die ganze Region André und DSP Chakaria unterstützt und bejubelt. Alle stehen hinter den beiden.“
DSP Chakaria wurde unter dem Namen Carelia geboren und Jürgens hat liebevolle Erinnerungen an ihre Fohlenzeit. Er erzählt: „Sie war kein herausragendes Fohlen, aber sie war sehr brav und leicht händelbar, was sie auch heute noch ist. Sie war nicht besonders wild, aber sie zu reiten war anfangs eine große Herausforderung.“ Ihre Mutter Askaria 3 (Askari – Levisto Model x Levisto, Züchter: Hans-Joachim Wegt) liegt Martin Jürgens sehr am Herzen: „Askaria 3 war schon immer eine ganz besondere Stute. Beim Reiten war sie angenehm und leicht im Umgang. Sie hatte eine bemerkenswerte und rasante Karriere bei uns und bekam auch zwei Fohlen, eins davon war DSP Chakaria. Auch DSP Chakaria bekam zwei Fohlen, bevor wir sie weiter ausgebildet haben. Askaria 3 trat im Alter von sieben Jahren erfolgreich in 1,40-m-Wettkämpfen an und wurde an Heiko Schmidt verkauft, der sie später an Pius Schwizer verkaufte. Bei Pius stieg sie schnell auf und trat in Paris unter dem Eiffelturm an. Später wurde sie nach Dubai verkauft. Verglichen mit DSP Chakaria war Askaria 3 leichter zu reiten, aber sie hat ihrer Tochter ihre starke Hinterhand vererbt. Von Chap I bekam DSP Chakaria die bessere Vorhandtechnik, denn Askaria 3 hatte beim Springen ein etwas langsameres Vorderbein.“
Jürgens erläutert weiter, warum seine Wahl auf Chap I für Askaria 3 fiel: „Damals stand Chap I in der Zuchteinrichtung Prignitz im Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt-Dosse. Der Manager des Zuchtbetriebs war ein guter Freund von mir. Chap I genoss großes Ansehen in der Springreitergemeinschaft und seine Deckgebühr war akzeptabel, also haben wir uns für ihn entschieden. Ihr zweites Fohlen bekam Askaria 3 von dem Hengst Cellestial (Cantus – Wilett x Windesi xx, Züchter: Hauke Seemann). Das war auch ein ausgezeichnetes Pferd, hatte aber längst nicht dasselbe Kaliber wie DSP Chakaria.“
Diese Zuchtlinie begann mit Askaria 3 und Martin Jürgens erinnert sich daran, wie er sie damals kaufte: „Ich wollte sie schon als Fohlen haben, aber das war damals nicht möglich. Sie war ein sehr elegantes Pferd und hatte die höchste Stutenauszeichnung des Landes erhalten. Dann rief mein Freund Christian Lehmann mich an und sagte mir, dass ihr Züchter sie verkaufen wollte. Also habe ich mir einen Transporter und Bargeld geschnappt, bin hingefahren, habe sie gekauft und zu uns geholt.“
Martin Jürgens wusste, dass diese Zuchtlinie enorm großes Potenzial besaß. Askaria 3 war eine Ausnahmestute. Er erwarb auch die Mutter von Askaria 3, Levisto Model (Levisto Z – Kalifornia x Kolibri, Züchter: Hans-Joachim Wegt). Er erinnert sich: „Hans-Joachim Wegt ging es damals gesundheitlich nicht gut und ich hatte schon vorher Pferde von ihm gekauft, mit deren hoher Qualität wir immer sehr zufrieden waren. Ich konnte sie nun also kaufen und auch ein paar Fohlen mit ihr ziehen und so sicherstellen, dass diese Zuchtlinie in unserem Besitz bleibt. Levisto Model hat einen guten, aber starken Charakter. Sie ließ sich in der Herde nie vom Futtertrog verdrängen. Sie absolvierte nur eine Stuten-Leistungsprüfung als Dreijährige und ist selbst nie in Springturnieren angetreten, aber sie hat Nachkommen mit erfolgreichen Sportkarrieren gezeugt. Sie hat ihren Ehrgeiz und ihre Hartnäckigkeit vererbt und ihre Nachkommen waren allesamt wirklich schöne Pferde.“
Über die Mutter von Levisto Model weiß Jürgens nichts viel. Er hatte Kalifornia nur auf der Weide gesehen, doch sie fand einen tragischen Tod. Sie war mit einigen anderen Pferde aus der Weide ausgebrochen und in einen Autounfall geraten, den sie nicht überlebte. Sie hatte nur zwei Fohlen und eins davon war Levisto Model.
Christian Lehmann ist mit den ersten vier Generationen bestens vertraut. Er kannte den Züchter von Askaria 3 gut und erzählt: „Hans-Joachim Wegt war ein vorausdenkender Züchter mit scharfem Auge für hochklassige Hengste. Besonders der Hengst Levisto Z (Leandro – Chica Bay x Carolus I, Stamm 4965, Züchter: Klaus Peter Wiepert) hatte es ihm angetan. Er war überzeugt vom Zuchtpotenzial von Levisto Z. Seine Karriere als Zuchthengst begann nach seiner Zulassung 1999 in Holstein, ursprünglich beim Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt-Dosse. Wegt erwarb Kalifornia, die Urgroßmutter von DSP Chakaria, auf einem Pferdemarkt. Sie war eine große, knochige Stute. Ihr Vater Kolibri (Kobold I – Lorelei x Lapis) hatte maßgeblich zur Qualität und Stärke der Pferde im dortigen Zuchtprogramm beigetragen. Levisto Z führte das Ganze noch einen Schritt weiter, indem er einen moderneren Pferdetyp mit besseren Reiteigenschaften hervorbrachte. Seinen Reitkomfort stellte er bereits als Vierjähriger unter Beweis, als er anfing, an Hengstparaden teilzunehmen. Hans-Joachim Wegt erkannte sein Potenzial und verpaarte Levisto Z erfolgreich mit Kalifornia. Das Ergebnis war Levisto Model. Mit Askari 3 brachte er mehr Energie in die Stutenlinie.“
DSP Chakaria als Zuchtstute
Bevor DSP Chakaria ihre Karriere im Springreitsport begann, hat sie zwei Fohlen bekommen. Sie wurde mit dem Hengst Diarano (Diarado – Parjella x Patrick xx, Züchter: Martin Jürgens) verpaart. Anna Ebel-Jürgens, Martin Jürgens’ Tochter, erzählt die Geschichte hinter dieser Verpaarung von DSP Chakaria: „Die Entscheidung wurde davon beeinflusst, dass er unser erster selbst gezogener zugelassener Hengst war. Er stammt von unserer Ur-Zuchtstute Parjella ab, die ebenfalls von meinem Vater gezogen wurde. Parjella hatte schon mehrere Nachkommen hervorgebracht, mit denen ich bei Turnieren bis zu 1,40 m und höher angetreten bin. Wir wollten unsere beiden Ur-Blutlinien miteinander kombinieren.
Dackaria war das erste Fohlen aus dieser Linie, erzählt Anna weiter: „Sie hat große Sprungkraft und ist sehr vorsichtig. Sie ist zwar nicht so schwungvoll wie DSP Chakaria selbst, ähnelt ihr aber, und wird sehr wahrscheinlich wieder Zuchtstute werden.“ Dackaria ist 1,40 m gesprungen.
Warum Chacoon Blue?
Anna erläutert: „Er vererbt Energie und eine hervorragende Vorhandtechnik. Außerdem war er ein heiß begehrter Deckhengst und wir wollten seine Blutlinie in unsere integrieren. Wir haben die Chance verpasst, Chacco Blue als Deckhengst zu nutzen, solange er noch lebte. Chacoon Blue soll ähnliche, starke Zuchtmerkmale besitzen, weshalb wir uns für ihn entschieden haben. Dackarias Vollbruder, Dackario, ist mit Ulf Ebel im Sattel in 1,40 m angetreten und mittlerweile neun Jahre alt.“
Die Geschichte dieser ostdeutschen Blutlinie
Die Mutterlinie von DSP Chakaria ist eine alte ostdeutsche Blutlinie. Christian Lehmann ist wohlvertraut mit den älteren Generationen, da er schon seit 40 Jahren für das Haupt- und Landesgestüt Neustadt-Dosse arbeitet. Er erläutert: „Ich verwalte jetzt die Hengststation in Prignitz für das Haupt- und Landesgestüt Neustadt-Dosse. Ich bin dort angestellt und unterstütze Züchter in einem Umkreis von 60 bis 100 km bei der Planung für ihre Stuten. Die in der Mutterlinie aufgelisteten Hengste, angefangen bei Kurioso bis hin zu den früheren Generationen, waren alle in der Deckstelle Prignitz untergebracht und kamen in der Zeit von 1958 bis 1990 aus dem Landgestüt Redefin. Diese Praktik wurde mehrere Generationen lang aufrechterhalten. Vorher wurden die Hengste aus dem Haupt- und Landgestüt Neustadt-Dosse zur Deckstelle Prignitz geschickt. Der Grund dafür war, dass nach dem Zweiten Weltkrieg, als wir uns in der sowjetischen Besatzungszone befunden haben, die Verwaltungsbezirke neu organisiert wurden. Es gab die Bezirke Schwerin, Magdeburg und Potsdam. Diese Bezirke waren etwas kleiner als die Länder, weshalb sich unsere Regionalzugehörigkeit in manchen Fällen um nur 10 km verschob. Dadurch fiel unsere Gegend in die Zuständigkeit des Landgestüts Redefin anstelle von Brandenburg, wo das Haupt- und Landgestüt Neustadt-Dosse liegt. In der Ära von Kurioso und Gladiator lag der Fokus nicht auf dem Sport, sondern diese Pferde wurden hauptsächlich zur Arbeit eingesetzt. Die Verschiebung hin zum Sport begann in dieser Linie mit Kolibri und wurde durch Levisto Z noch weiter verbessert.
Die Kombination von herausragenden Erbanlagen und sorgsamem Management hat Pferde mit außergewöhnlichen Eigenschaften hervorgebracht und bewiesen, dass mit großem Erfolg auf den von früheren Generationen gelegten Grundstein aufgebaut wurde. Die Geschichte von DSP Chakaria, bereichert durch den Beitrag ihrer Vorfahren und der Menschen, die ihre Talente gefördert haben, ist ein Zeugnis für die beständige Stärke der wohlüberlegten und strategischen Zucht in der Welt des Springreitens.
THIEME HOLT DEN TITEL: ANDRÉ THIEME GEWINNT DEN ROLEX GRAND PRIX IN CHIO AACHEN
Das zweite Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping in diesem Kalenderjahr ging mit einem weiteren sensationellen Rolex Grand Prix im voll besetzten Hauptstadion des CHIO Aachen zu Ende. Dieses Jahr feiert der legendäre Schauplatz des Reitsports zahlreiche bedeutsame Jubiläen, denn er blickt nicht nur auf 100 Jahre Turniergeschichte zurück, sondern auch auf 25 Jahre mit Rolex als Hauptsponsor.
40 der weltbesten Pferd- und Reiterpaare, die sich in den letzten Tagen für den Rolex Grand Prix qualifiziert hatten, nahmen es mit dem von Frank Rothenberger gestalteten Parcours auf. Sie alle hofften, in den begehrten Kreis derjenigen aufgenommen zu werden, die den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen bislang schon gewonnen haben – einer Veranstaltung, die oft als das Wimbledon des Reitsports bezeichnet wird. Interessanterweise sind sechs der letzten zehn Gewinner des Rolex Grand Prix Deutsche, und da über ein Viertel der Reiter aus dem Gastgeberland stammte, hoffte das Publikum natürlich auf einen weiteren Sieg für Deutschland.
Der Wettbewerb setzte sich aus zwei Umläufen sowie einem Stechen zusammen, falls mehrere Reiter dieselbe Anzahl an Strafpunkten haben sollten. Im Rolex Grand Prix zu bestehen, erfordert ein hohes Maß an Belastbarkeit, Sprungkraft und Talent sowie absolute Harmonie und Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.
Als dritter Starter legte der Argentinier José María Larocca mit einer schönen, fehlerfreien Runde schon früh die Richtzeit fest. Gleich der nächste Starter in dem meisterhaft gestalteten Parcours, der Deutsche und Titelverteidiger Marcus Ehning, zog zur Begeisterung des Heimpublikums nach. Der derzeitige Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Willem Greve, trat auf demselben Pferd an, mit dem er den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen hatte, und hoffte zu erreichen, was bisher erst zwei Reitern gelungen ist: zwei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping in Folge zu gewinnen. Leider konnte er nicht an seinen Erfolg in den Niederlanden anknüpfen.
Die 18 besten Reiter aus dem ersten Umlauf zogen in die nächste Runde ein und diejenigen, die den Parcours mit maximal vier Fehlerpunkten schnell absolvierten, blieben weiterhin im Rennen um einen der begehrtesten Preise dieses Sports. Insgesamt gelang nur 9 Reitern eine fehlerfreie erste Runde, darunter der Italiener Lorenzo de Luca, der Rolex-Markenbotschafter und dreimalige Major-Gewinner Martin Fuchs sowie der Heimfavorit Richard Vogel, Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Dezember 2023.
In der zweiten Runde traten die Reiter entsprechend ihrer Ergebnisse aus der ersten Runde in umgekehrter Reihenfolge an und dem zehnten Starter, dem Amerikaner McLain Ward, gelangen als Erstem zwei fehlerfreie Durchläufe, womit er die restlichen acht Reiter mächtig unter Druck setzte. Von diesen Reitern konnten nur der Schweizer Martin Fuchs, der Deutsche André Thieme –Europameister im Einzel 2021 – sowie die Nummer zehn der Weltrangliste, Richard Vogel, neben dem Amerikaner ins Stechen einziehen.
Große Spannung lag in der Luft der Aachener Soers, als McLain Ward als erster Starter im Stechen in das voll besetzte Hauptstadion einritt. Der zweimalige Major-Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping flog in einer Zeit von 41,02 Sekunden förmlich über den verkürzten Parcours, ohne sich einen einzigen Fehler zu leisten. Fuchs unterbot den Amerikaner um beinahe zwei Sekunden, musste aber am vorletzten Hindernis einen Abwurf hinnehmen. Das Publikum brach in begeisterten Jubel aus, als Thieme anschließend mit einer Zeit von 39,77 Sekunden die Führung übernahm und nur noch ein Starter übrig war. Alles sah danach aus, als würde sich der letzte Starter, Vogel, seinen zweiten Major-Sieg holen, als er eine Sekunde schneller als sein Landsmann ins Ziel ritt, doch zu seiner großen Enttäuschung fiel der letzte Rolex-Steilsprung und so ging der Sieg an Thieme.
Seinen Sieg kommentierte der Deutsche wie folgt: „Jeder Reiter träumt davon, den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen, und dass ich jetzt zur Liste der Sieger gehöre, besonders als Deutscher, ist unbeschreiblich. Vor zwei Jahren habe ich hier mit meinem Team den Mercedes-Benz Nationenpreis gewonnen, was schon ein Lebenstraum war, und jetzt das – ich glaube, ich sollte mich jetzt und hier beim CHIO Aachen aus dem Turniersport zurückziehen, denn besser kann es nicht mehr werden. Die Atmosphäre und das Publikum suchen ihresgleichen – da kann einfach kein anderes Turnier mithalten.“
Thieme erklärte auch seine Vorgehensweise im Stechen: „Ich habe mehr Galoppsprünge zwischen dem ersten und zweiten Hindernis eingebaut. Ich weiß, dass mein Pferd nicht die größte Galoppade hat, aber sie ist sehr schnell und so konnte ich eine sehr enge Kurve zum vorletzten Oxer reiten, und beim letzten Hindernis habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt. Mein Pferd [DPS Chakaria] ist einfach unglaublich!“
Der CHIO Aachen, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping, findet jeden Sommer zehn Tage lang statt, er ist allerdings nicht der einzige Termin für actionreiche Aktivitäten an diesem besonderen Schauplatz. Das ganze Jahr über veranstaltet der CHIO Aachen CAMPUS hier in Partnerschaft mit Rolex Trainings- und Weiterbildungsangebote für Amateur- und Profireiter..
Der CHIO Aachen CAMPUS, auch bezeichnet als „Home of the Equestrian Sport“, konzentriert sich auf fünf verschiedene Themenbereiche, Training, Digital, Youth, Education und Excellence. Das Hauptziel in jedem dieser fünf Bereiche ist die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung des Reitsports. So soll durch praxisorientierte Wissensvermittlung, qualitativ hochwertiges und exklusives Training sowie eine hervorragende Infrastruktur aufgrund der zentralen Lage des CHIO Aachens als Trainingsgelände ein optimales und ganzheitliches Angebot ermöglicht werden.
Die unterschiedlichen Formate finden das ganze Jahr hindurch statt, beispielsweise das „Equestrian Stable Management“, – ein internationales Zertifikatsprogramm in Kooperation mit der RWTH Aachen International Academy. Im Rahmen des Programms werden durch die Einbindung von Pferdespezialisten von Weltrang und renommierten BWL-Professoren effiziente und innovative Arbeitsmethoden für die modernen Herausforderungen im Reitsportgeschäft entwickelt. Das Programm ist im April mit dem ersten Jahrgang gestartet und ist mit 20 Studenten aus elf Nationen international besetzt.
Darüber hinaus hat der CHIO Aachen CAMPUS das Ziel, durch sein Exzellenz-Programm die nächste Generation von Spitzenathleten im Reitsport auszubilden. Das Exzellenz-Programm ist ein herausragendes internationales Trainingsprogramm für junge, talentierte Reiter aus aller Welt. Ziel des CHIO Aachen CAMPUS ist es, ein spezialisiertes und ganzheitliches Trainingsprogramm anzubieten, das jungen und ambitionierten Reitsportathleten dabei hilft, sich ihren Weg an die Spitze des Sports zu bahnen. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf Dressur und Springreiten und die Coaches sind niemand Geringeres als Isabell Werth und Jos Lansink.
Das Wohlergehen der Pferde ist ein weiteres wesentliches Element des CHIO Aachen, weshalb dieser gemeinsam mit dem CHIO Aachen CAMPUS wissenschaftliche Untersuchungen im CHIO Aachen Scientist Circle vorantreibt. In diesem Zusammenschluss untersuchen internationale Wissenschaftler und Reitsportexperten , wie es Sportpferden bei der internationalen Turnierveranstaltung in Aachen geht und wie sich vor Ort am besten für ihr Wohlbefinden sorgen lässt. Dies wird anhand von innovativen Methoden gemessen und soll neue Maßstäbe für das Wohlergehen der Pferde setzen.
Der CHIO Aachen CAMPUS bietet Kurse sowie Aktivitätstage für jede Alters- und Leistungsstufe an, von Kindern über lokale Reitclubs bis hin zu den Stars von morgen. Wenn Sie mehr über den CHIO Aachen CAMPUS erfahren möchten, klicken Sie hier oder folgen Sie seinem Instagram-Kanal.
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns erläutern, was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Margo Thomas. Ich arbeite seit fünf Jahren als Pflegerin bei Laura Kraut.
Wie sind Sie dazu gekommen, eine berufliche Laufbahn im Bereich Pferde einzuschlagen?
Ich bin schon seit meiner Kindheit geritten, damals überwiegend Vielseitigkeit. Irgendwann habe ich mir gedacht, ich würde lieber Geld verdienen als es auszugeben, und Pflegerin zu werden, war der beste Weg für mich. Vor etwa neun Jahren bin ich als Pflegerin zum Springreiten gewechselt und seitdem hat es sich immer weiterentwickelt. Mir haben sich in all den Jahren so tolle Chancen geboten und die beste davon war es definitiv, bei Laura anzufangen.
Das ist diesen Herbst schon fünf Jahre her. Am Anfang bin ich nicht davon ausgegangen, direkt Lauras Pflegerin zu werden, sondern ich dachte, ich wäre nur Teil eines Teams. Aber als ich ankam, hieß es, wenn du in den ersten Tagen gut genug bist, reist du mit nach Saint-Tropez, und ab da folgte eine Veranstaltung nach der anderen.
Laura und ich liegen absolut auf derselben Wellenlänge. Die letzten fünf Jahre waren fantastisch – innerhalb der ersten sechs Monate gehörten wir zum Siegerteam beim Nations‘ Cup in Wellington. Und dann kam Covid. Danach folgte eine lange Vorbereitungsphase für Tokio, wohin ich Laura und Baloutine begleiten durfte, und letztes Jahr waren wir mit Dorado 212 bei den Panamerikanischen Spielen. Bis jetzt war es einfach großartig, Laura und ihren Pferden helfen zu dürfen. Ich genieße jede Sekunde, in der ich mich um diese unglaublichen Pferde kümmern und Teil dieses tollen Teams sein darf.
Was macht den CHIO Aachen für Sie zu so einem besonderen Event?
Er ist das beste Turnier der Welt. Hier herrscht eine so elektrisierende Atmosphäre und das enorme Fachwissen des Publikums über Pferde und den Reitsport sind einfach phänomenal. Die Zuschauer reiten den Parcours buchstäblich mit den Reitern mit. Sie haben Ahnung von der Parcourseinteilung und es ist toll, ein so fachkundiges Publikum zu haben. Das ist nicht immer so. Es ist eine so prestigeträchtige Veranstaltung und jede Prüfung ist so bedeutsam, dass man noch weiß, wer letztes Jahr gewonnen hat. Man ist von so viel Energie und Geschichte umgeben – es ist einfach fantastisch, dieses Jahr wieder hier zu sein.
Können Sie uns etwas über die Einrichtungen für Sie selbst und für die Pferde erzählen?
Die Stallanlagen hier sind großartig! Diese Woche war es hier ziemlich kalt, aber in den Ställen war es angenehm warm. Das ist perfekt für so kühles Wetter. Es ist schön, die großen Grasflächen zu haben, auf denen die Reiter die Pferde bewegen und wir sie grasen lassen können. Es gibt sehr viel Platz für die Pferde außerhalb der Ställe. Bei vielen anderen Veranstaltungen kann man die Pferde außerhalb der Arenen nirgends nach draußen lassen oder bewegen.
Mir gefällt natürlich die Pfleger-Lounge in den Stallanlagen, wo wir fast rund um die Uhr etwas zu essen bekommen. Das ist wirklich viel wert, wenn man wegen der Prüfungen so eingespannt ist.
Als Turnierpflegerin reist man durch die ganze Welt. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Pferde zufrieden und bereit für den Wettkampf sind?
Man muss auf die individuellen Charaktere eingehen. Ich glaube, es gibt keine Standardroutine für jedes Pferd, aber wenn man zum Beispiel sieht, dass ein Pferd nicht genug Wasser getrunken hat, muss man ein bisschen Mash ins Wasser geben, um es zum Trinken zu animieren. Wenn man seine Pferde gut kennt, weiß man, welche auf Reisen entspannter sind als andere.
In Europa machen wir bei langen Reisen öfter Pause, in Amerika ist das aber eher unüblich. Darum versuchen wir, sie dort immer in Boxen zu transportieren, damit sie sich bewegen können. Normalerweise bin ich immer dabei, wohin die Pferde auch reisen, ob im Flugzeug oder in meiner Hängematte hinten im LKW. Die Pflege der Pferde muss ganz individuell auf ihre jeweiligen Charaktere abgestimmt sein. Man muss darauf achten, jedes Pferd im Auge zu haben und zu sehen, wie sie sich während der Reise verhalten.
Welche Eigenschaften besitzt Laura, die sie zu einer so erfolgreichen Reiterin machen?
Laura kann gut kommunizieren, was die Pferde brauchen, aber vor allem ist sie wirklich gut darin, uns als Team und unserer Kommunikation untereinander zu vertrauen. Sie weiß, dass wir hier sind, um sie und die Pferde zu unterstützen. Sie ist jemand, der hilft und anleitet, aber sie sieht mir nicht ständig über die Schulter, weil sie mir vertraut. Es ist großartig, für so jemanden zu arbeiten.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als Pflegerin?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist so prestigeträchtig und ich war schon bei allen vier Majors, was ich als riesiges Privileg empfinde. Ich liebe die Majors..
Meine Aufgabe ist es, so gut ich nur kann die Bedürfnisse von Laura und den Pferden zu erfüllen. Der Weg zu den Arenen ist natürlich ziemlich nervenaufreibend, aber wenn das Pferd erst mal drin ist, kann ich nichts mehr tun. Dann bleibt mir nur noch zu hoffen, dass ich meinen Job gut gemacht habe, um die Pferde und Laura zu unterstützen. Ich versuche, mir meine Nervosität bei der Arbeit nicht anmerken zu lassen, denn die Pferde spüren so etwas. Ich hole tief Luft und sehe mir an, was ich tun kann, um dafür zu sorgen, dass sie so erfolgreich wie nur möglich sind.
Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken, welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Ich glaube, das Wichtigste für einen Pfleger ist es, das Pferd immer an die erste Stelle zu setzen. Man darf nicht vergessen, dass Pferde Tiere sind und eigene Instinkte besitzen. Wir verlangen von ihnen, eine Stunde am Tag für uns zu arbeiten, aber den Rest der Zeit sollten sie Pferde sein und ein behagliches Leben führen dürfen. Wir haben es zu einem wichtigen Schwerpunkt in unserem Tagesprogramm gemacht, die Pferde oft auf die Weide zu lassen und ihnen bei Veranstaltungen oft Freilauf am Halfter zu ermöglichen. Ihr Wohlbefinden sollte immer unsere Priorität sein, ganz egal, ob man zu Hause oder bei einem Turnier ist.
Im Flutlicht des legendären Hauptstadions, in dem die Springprüfungen des CHIO Aachen stattfindet, betraten 45 Pferd- und Reiterpaare aus der Weltelite des Springreitens die Arena in der Hoffnung, die Spitzenprüfung am Mittwoch zu gewinnen, den Turkish Airlines-Preis von Europa. Diese Prüfung war gleichzeitig die erste Chance für die Reiter, sich einen Platz im legendären Rolex Grand Prix am Sonntag zu sichern.
Wie beim Weltfest des Pferdesports so häufig, war das Starterfeld das reinste Staraufgebot mit dem amtierenden Olympiasieger Ben Maher und Europameister Steve Guerdat sowie dem derzeitigen Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Willem Greve auf seinem 12-jährigen Hengst Highway T.N. N.O.P, mit dem er Anfang des Jahres den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen hatte.
Die erste fehlerfreie Runde in dem anspruchsvollen Parcours von Frank Rothenberger, der aus 14 Hindernissen bestand, gelang dem deutschen Reiter René Dittmer, der jedoch leider zwei Zeitstrafpunkte hinnehmen musste.
Als fünfter Starter galoppierte der formstarke Christian Kukuk auf Just Be Gentle in die historische Arena ein und absolvierte sehr zur Begeisterung seines Heimpublikums die erste fehlerfreie Runde innerhalb der Zeit. Der Ire Cian O’Connor zog nur zwei Pferde später nach und stellte damit sicher, dass dem leidenschaftlichen Publikum des CHIO Aachen ein Stechen geboten werden würde. Es folgten weitere fehlerfreie Durchgänge und noch sechs deutsche Pferd-Reiter-Paare schafften es in die zweite Runde, darunter der Sieger des Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2023, Richard Vogel. Der letztjährige Gewinner dieser Prüfung, Yuri Masur, schien entschlossen, sich einen Folgesieg zu holen, als er mit QH Alfons Santo Antonio eine fehlerfreie Runde absolvierte, ebenso wie der Gewinner von 2022, der US-Amerikaner McLain Ward.
Von den 45 Reitern schafften es 12 ins Stechen, das dank der zahlreichen schnellen Reiter sehr spannend zu werden versprach. In umgekehrter Reihenfolge kehrten die Reiter in die Arena zurück, sodass der Belgier Thibeau Spits es als Erster mit dem verkürzten Parcours aufnahm. Für den jungen belgischen Reiter verlief die Runde nicht ganz so wie gewünscht, da er zwei Abwürfe hinnehmen musste. Als zweiter Starter im Stechen gab Christian Kukuk mit einem fehlerfreien Durchlauf und einer Zeit von 48,48 Sekunden die Richtzeit für die noch übrigen Reiter vor, die jedoch rasch von seinem Landsmann Patrick Stühlmeyer unterboten wurde.
Der Amerikaner McLain Ward sorgte für Hochspannung beim Publikum, als er mit seiner 16-jährigen Stute Callas förmlich über den Parcours flog und mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung die Führung übernahm – eine Zeit, die kaum noch zu unterbieten zu sein schien. Dem nächsten Starter, dem dreimaligen Major-Gewinner im Rolex Grand Slam of Show Jumping, Guerdat, gelang jedoch genau das, allerdings war die Enttäuschung groß, als das vorletzte Hindernis fiel.
Der Jubel des deutschen Publikums war groß, als Richard Vogel mit Cepano Baloubet in 42,44 Sekunden über den Parcours flog und sich damit vorläufig den ersten Platz sicherte. Keins der drei noch übrigen Pferd-Reiter-Paare konnte es jedoch mit seinem Tempo und seiner Präzision aufnehmen, sodass Vogel schließlich zum erstem Mal den Turkish Airlines-Preis von Europa gewinnen und seinen zweiten Sieg des Tages verbuchen konnte.
Seinen Sieg kommentierte der deutsche Reiter wie folgt: „Mein Pferd [Cepano Baloubet] ist heute Abend überragend gesprungen und ist einfach großartig in Form. Er hat heute wirklich für mich gekämpft. Die Atmosphäre war unglaublich. Das Flutlicht und all die Zuschauer – das Gefühl, hier zu springen, ist einfach mit nichts vergleichbar. Das war wirklich ein Traumstart in die Woche!“
Was macht den CHIO Aachen für Sie zu so einem besonderen Wettbewerb?
Der CHIO Aachen ist die größte Pferdeveranstaltung der Welt und der dortige Rolex Grand Prix ist einer der härtesten Grands Prix im Springreiten überhaupt. Ich stehe immer sehr unter Druck, wenn ich die Parcours für den CHIO Aachen entwerfe, denn sie müssen sehr exakt und präzise gestaltet werden, um die richtigen Ergebnisse zu erzielen.
Dieses Jahr sind wieder einmal die besten Pferd-und-Reiter-Paare hier. Einige der Pferde haben sich bereits im Vorfeld für den Rolex Grand Prix qualifiziert und starten nur in dieser Prüfung am Sonntag. Manche der bereits qualifizierten Pferde springen vorher noch eine Prüfung und viele andere müssen sich erst noch qualifizieren, indem sie im Mercedes-Benz Nationenpreis oder dem Turkish Airlines-Preis von Europa antreten.
Mein Parcoursdesigner-Team und ich planen den Parcours für den Rolex Grand Prix immer Wochen im Voraus und beobachten die vorangehenden Prüfungen sehr genau, um Anhaltspunkte über die Leistungen der Pferde zu bekommen und entscheiden zu können, ob wir den Parcours noch ein bisschen verändern müssen. Ich glaube, dieses Jahr sind alle Reiter wirklich gut vorbereitet und können die während der Woche stattfindenden Prüfungen nutzen, um ihren Pferden etwas mehr Selbstvertrauen für den Rolex Grand Prix am Sonntag zu verschaffen.
Können Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag erzählen?
Es ist ein 1,60-m-Parcours, also mit Maximalhöhe, und es gibt 1,80 m breite Oxer. Es wird einen Doppelgraben am Wasser geben, das ist Tradition beim Rolex Grand Prix hier beim CHIO Aachen, und auch einen Wassergraben. Insgesamt treten 40 Pferde in der ersten Runde an, 18 in der zweiten und hoffentlich schaffen es fünf oder sechs ins Stechen.
Was sind die Hauptaspekte, die Sie beim Design eines Parcours berücksichtigen müssen, und was hoffen Sie zu erreichen?
Zuallererst die Sicherheit. Wir müssen sicherstellen, dass den Pferden nichts geschieht. Es ist ein sehr anspruchsvolles Springen und wir müssen sehr genau darauf achten, welche Distanzen wir zwischen den Hindernissen festlegen und welches Material wir für die Hindernisse wählen. Viele Hindernisse sind unifarben, beispielsweise einfach nur weiß oder rustikal, und wir haben nicht so viele Stangen mit kontrastierenden Farben. Der Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen ist immer etwas größer als die anderen Grands Prix der Welt. Es ist eine große Arena und ich glaube, die Reiter springen gern hier.
Wenn Sie beim Rolex Grand Prix am Sonntag selbst reiten dürften, welches Pferd würden Sie sich aussuchen?
Früher gab es immer vielleicht 10 oder 12 potenzielle Gewinner unter den 40 Reitern des Rolex Grand Prix. Heutzutage finde ich, dass 25 oder 30 oder sogar 40 Reiter den Rolex Grand Prix gewinnen
könnten. Das macht es schwierig, mich für ein bestimmtes Pferd zu entscheiden. Es sind so viele Spitzenpferde dabei.
Wie wichtig ist Ihr Team für die erfolgreiche Gestaltung eines Parcours?
Ich habe drei Parcoursdesigner-Assistenten, die mit mir zusammenarbeiten, ein Teammitglied, das die Parcourszeichnungen anfertigt, und drei Personen, die die Lagerung der Hindernisse organisieren. Wir sind eine große Gruppe – insgesamt haben wir 50 Leute im Team. Das ist gut so, denn wir müssen die Parcours für den nächsten Tag über Nacht bei Flutlicht aufbauen.
Auf welchen Parcours sind Sie besonders stolz?
Einer der Parcours, auf die ich am stolzesten bin, ist der, den ich für die FEI-Weltmeisterschaft 2006 entworfen habe. In diesem Parcours ist von jedem Hindernis mindestens einmal eine Stange gefallen, deshalb finde ich, dass er einer meiner besten Designs war. Der Parcours, den ich Anfang des Jahres für das Finale des FEI World Cup™ in Riad entworfen habe, war auch ziemlich gut.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Parcoursdesigner anstrebt?
Es hilft, wenn man früher selbst geritten ist, weil man dann ein Gefühl für die Linien und für die richtige Positionierung der Hindernisse hat. Ich glaube, angehende Parcoursdesigner sollten bei lokalen Turnieren beginnen und sich einen oder zwei Parcoursdesigner suchen, denen sie assistieren können. Um es im Parcoursdesign bis an die Spitze zu schaffen, braucht man 15 bis 20 Jahre. Man sollte also in seinen Zwanzigern anfangen, wenn man eines Tages die Parcours für 5-Sterne-Prüfungen entwerfen will. Wie meine Tochter. Sie assistiert mir, aber auch vielen anderen Parcoursdesignern, um von verschiedenen Erfahrungsschätzen zu lernen.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist das Nonplusultra des Sports, aber gibt es auch andere Sportarten, für die Sie brennen? Lassen Sie sich von diesen Sportarten inspirieren?
Ich segle gern, das ist also etwas ganz anderes als Reiten! Ich segle in der ganzen Welt – auf dem Mittelmeer, auf den Seychellen, in Thailand, einfach überall! Mit dem Reiten habe ich aufgehört, als ich 21 war, und mit 22 habe ich als Parcoursdesigner mein Unternehmen gegründet. Und diesen Beruf übe ich noch immer aus.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping wurde 2013 ins Leben gerufen und das erste Major fand hier beim CHIO Aachen statt. Welchen Einfluss hatte das Konzept Ihrer Meinung nach auf den Sport?
Jeder Reiter strebt danach, den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen. Ich weiß noch, als Scott Brash 2015 drei Majors hintereinander gewonnen hat. Er gewann den Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Dezember 2014, dann hatte er das gleiche Glück erneut beim CHIO Aachen und noch mal beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters‘ Turnier in Calgary. Scott hat mit seinem Sieg beim Rolex Grand Slam of Show Jumping sehr viel Geld gewonnen und alle Reiter streben noch immer danach, es ihm gleichzutun.
Sie haben bisher eine großartige Karriere hingelegt – was war Ihr stolzester Moment?
Der bisher stolzeste Moment meiner Karriere war der Gewinn der Team-Goldmedaille bei meinem letzten Championat als Nachwuchsreiter 2021, der FEI-Europameisterschaft der Jungen Reiter und Junioren in Vilamoura. Das war einer der schönsten Augenblicke, die ich je erleben durfte. Ich glaube, jeder Reiter hat das Ziel, an einem Championat teilzunehmen und eine Goldmedaille zu gewinnen.
Sie stammen aus einer Springreiterdynastie. Welche Ratschläge bekommen Sie von Ihrem Vater und Ihren Brüdern?
Es ist nicht immer einfach, meinem Vater und meinen Brüdern zu folgen, aber der beste Rat, den sie mir gegeben haben, ist, dass ich herausfinden muss, was das Beste für mich ist, und meinen eigenen Weg gehen soll. Es hilft zu sehen, was mein Vater und meine Brüder erreicht haben, und zu wissen, dass ich sie fragen kann, wenn ich mal Rat brauche.
Spüren Sie einen gewissen Druck, in die Fußstapfen Ihres Vaters und Ihrer Brüder zu treten und ebenso erfolgreich zu werden wie sie?
Der Druck ist auf jeden Fall da! Mein Vater hat in seiner Karriere so vieles erreicht und jetzt sind meine Brüder sehr erfolgreich. Sie setzen mich aber nicht unter Druck, das tue ich selbst. Ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken und mich auf meinen eigenen Weg zu konzentrieren.
Wer sind außer Ihrer Familie noch Ihre Vorbilder?
Neben meinem Vater, würde ich sagen, Ludger Beerbaum. Er hat sich so lange in der Weltspitze gehalten. Unter den derzeitigen Reitern bewundere ich Henrik von Eckermann – der bei Ludger trainiert hat – und Jeroen Dubbledam. Beide haben schon zahlreiche Championate und Prüfungen gewonnen und gehören für mich zurzeit zu den größten Vorbildern in unserem Sport.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Dieses Jahr ist mein letztes Jahr als junger Reiter und ich hatte nicht wirklich die richtigen Pferde für einen Sieg. Aber ich glaube, das macht mich noch erfolgshungriger. Ich habe ein paar vielversprechende Pferde für die Zukunft, wenn ich zu den erfahrenen Reitern wechsle. Ich werde mein Bestes geben, um mich an die Spitze zu kämpfen, und kann hoffentlich eines Tages beim Rolex Grand Prix auf dem CHIO Aachen antreten.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie derzeit haben?
Ich habe ein paar gute Achtjährige. Einen davon reite ich diese Woche, Gabell D’arvor. Er muss noch viel lernen, hat aber großes Potenzial. Insgesamt habe ich zurzeit vier achtjährige und ein siebenjähriges Pferd. Sie sind alle sehr vielversprechend, aber mir ist bewusst, dass ich Geduld haben muss und ihre Fortschritte nicht erzwingen kann.
Der CHIO Aachen ist das zweite Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2024. Können Sie uns erklären, warum diese Veranstaltung so besonders ist?
Ich bin letztes Jahr zum ersten Mal beim CHIO Aachen geritten, in den U25-Prüfungen. Und das Erste, was ich im Anschluss gesagt habe, war, dass ich dieses Jahr wieder dort reiten will. In der Aachener Arena zu reiten, ist ein spektakuläres Gefühl. Es ist die schönste Arena der Welt. Ich fahre schon lange jedes Jahr dorthin, um meine Brüder und meinen Vater in den großen Prüfungen springen zu sehen, darum ist es ein wahr gewordener Traum, dieses Jahr selbst dort reiten zu dürfen.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als jungen Reiter?
Für mich bietet er das höchste Niveau des Sports – und das auf den schönsten Veranstaltungen der Welt. Die Atmosphäre bei den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist phänomenal. Diese Turniere locken die besten Pferd-und-Reiter-Paare der Welt an. Es ist mein größter Traum, an den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping teilzunehmen.
Für welche Sportarten außer dem Springreiten interessieren Sie sich?
Ich sehe sehr gern Fußball und verfolge auch die Formel 1 ein bisschen. Manchmal spiele ich Padel-Tennis mit Freunden und als ich noch jünger war, habe ich viel Fußball gespielt. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, und ich habe mich fürs Reiten entschieden.
Sind Sie vor einem Wettkampf manchmal abergläubisch?
Ich bin nicht wirklich abergläubisch. Ich versuche aber, die gleiche Routine wie immer beizubehalten, damit meine eigene Vorbereitung und die meiner Pferde gleichbleibt.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping gibt die Premiere einer brandneuen Preview-Show bekannt. Der 20-minütige Beitrag wird erstmals vor dem Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen am Sonntag, dem 7. Juli, im Livestream und auf dem YouTube-Kanal des Rolex Grand Slam ausgestrahlt.
Gastgeberin der ersten Folge wird die Rolex-Markenbotschafterin Meredith Michaels-Beerbaum sein. Die in Deutschland eingebürgerte gebürtige US-Amerikanerin ist die erste und bislang einzige Frau, die je die Weltrangliste im Springreiten angeführt hat und weiß seit ihrem Sieg 2005, wie es ist, den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen. Mittlerweile ist sie selbst nicht mehr aktiv, sondern gibt ihren reichen Erfahrungsschatz an ihre Schülern weiter, um der nächsten Reitergeneration, zu der auch ihre eigene, sehr talentierte Tochter zählt, das nötige Rüstzeug für eine erfolgreiche Karriere mit auf den Weg zu geben.
Der Beitrag wird in unterschiedliche Segmente unterteilt sein, von denen sich jedes einzelne mit einem anderen Bereich des Rolex Grand Slam of Show Jumping beschäftigt. So bekommen die Fans einen exklusiven Zugang zu den Protagonisten rund um den ultimativen Preis des Springsports und erhalten wertvolle wertvolle Hintergrundinformationen zu den vier Majors.
Nach einer kurzen Einführung befasst sich der Beitrag zunächst mit dem ersten Major des Rolex Grand Slam 2024. So dreht sich in der ersten Folge alles um das The Dutch Masters. Der Beitrag blickt auf die Highlights der drei bestplatzierten Reiter zurück. Danach folgt ein Interview mit dem aktuellen Anwärter auf auf den Rolex Grand Slam. In dieser Folge beschreibtWillem Greve, was für ein Gefühl es war, als erster niederländischer Reiter das Major in seinem Heimatland zu gewinnen, und wie es ist, als Anwärter zum CHIO Aachen zu reisen.
Als Nächstes dreht sich die Sendung darum, wie wichtig die Familie für den Erfolg ist – ein Thema, mit dem sich Gastgeberin Meredith Michaels-Beerbaum dank ihrer Tochter Brianne ebenfalls hervorragend auskennt. Dann folgt ein Interview mit einem der Organisatoren des jeweiligen Majors. In der Auftaktfolge spricht Birgit Rosenberg, Vorstandsmitglied des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV), darüber, was den CHIO Aachen zu einem so besonderen Austragungsort macht und warum er so oft als „Mekka“ des Sports beschrieben wird.
Das Wohlergehen der Pferde ist einer der wichtigsten Aspekte des Rolex Grand Slam of Show Jumping und wird im nächsten Teil der Sendung genauer unter die Lupe genommen. In diesem Kontext gibt es Informationen über die optimalen Vorgehensweisen zum Erhalt des körperlichen und emotionalen Wohlergehens der Pferde sowie dazu, wie man sie für die Wettkämpfe in Spitzenform bringt.
Da die Ausstrahlung der Sendung vor dem Rolex Grand Prix des CHIO Aachen erfolgt, wird Michaels-Beerbaum anhand aktueller und spannender Daten auf Grundlage der Vorjahresleistungen Voraussagen über den oder die Gewinner:in treffen – dies bietet allen, die dem Livestream folgen, aufschlussreiche Einblicke.
Zu guter Letzt gewährt die Sendung Einblicke in das Rahmenprogramm und das Entertainment der Majors abseits der eigentlichen Wettkämpfe. In dieser Folge berichtet die Influencerin Mathilde von „Mathilde_et_sligo“ von ihren Erfahrungen im Hinblick auf die verschiedenen Aktivitäten und Attraktionen, die beim CHIO Aachen geboten werden.
Einzelheiten dazu, wie Sie dieses spannende neue Programm mitverfolgen können, finden Sie auf den Social-Media-Kanälen des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich kurz vor dem CHIO Aachen?
Es ist eine Ehre, zu den Gewinnern eines Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu zählen. Beim CHIO Aachen antreten zu dürfen, ist unglaublich und mit einem Sieg dort würde ein Traum in Erfüllung gehen. Natürlich stehen wir nach dem Sieg des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters als Anwärter noch mehr unter Druck und noch mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber ich versuche, mich nur auf meine Pferde zu konzentrieren und alles genauso zu machen wie bisher.
Wenn Sie an Ihren Sieg im Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zurückdenken, was für ein Gefühl war das?
Zu dem Zeitpunkt ist mir das gar nicht so richtig bewusst geworden, weil ich so auf mein Pferd und den Augenblick konzentriert war. Es war ein sehr emotionaler Sieg! Das Publikum war unglaublich und die Atmosphäre sensationell. Als Reiter träumt man von solchen Augenblicken und realisiert erst im Nachhinein, was für ein besonderer Moment es eigentlich war. Und wie es dazu gekommen ist, war auch etwas Besonderes. Nicht nur, weil ich Niederländer bin, sondern auch, weil ich als Letzter gestartet bin und Henrik [von Eckermann] so knapp geschlagen habe. Das war ein Sieg, den ich nie vergessen werde.
Highway TN N.O.P. ist ein unglaubliches Pferd. Können Sie uns ein bisschen mehr über ihn erzählen?
Highway [TN N.O.P.] ist ein Zuchthengst von Team Nijhof. Ich habe angefangen, ihn zu reiten, als er sieben Jahre alt war. Er hat einen unglaublichen Charakter und das Herz eines Löwen. Wir haben gemeinsam schon einige gute Ergebnisse erzielt und ich habe großes Vertrauen in unsere Partnerschaft. Er war immer schon ein Gewinner, aber die Frage lautete immer: „Wie viel Sprungkraft hat er?“ Doch jede Frage, die wir ihm gestellt haben, hat er positiv beantwortet. Er ist ein Traumpferd – es sind seine Einstellung und seine Mentalität, die ihn so gut machen.
Wie ist Highway TN N.O.P. zu Hause denn so?
Er kann, ehrlich gesagt, schon mal ziemlich mürrisch sein! Er hat ein starkes Ego, ist aber überhaupt kein hinterlistiges Pferd. Er besitzt viel Energie und großen Arbeitseifer. Das ist eine seiner größten Qualitäten. Manchmal muss man ihn ein bisschen für sich sein lassen, aber mein Pfleger Richard kennt ihn in- und auswendig – sie haben schon gemeinsam die ganze Welt bereist und kennen einander sehr gut.
Wie haben Sie sich auf den CHIO Aachen vorbereitet? Ist der Druck jetzt, da Sie Anwärter sind, besonders groß?
Der CHIO Aachen ist eine ganz besondere Veranstaltung. Für meine Pferde wird ihr erstes Mal in Aachen sein. Ich bemühe mich, nichts an meinen Vorbereitungen zu verändern – alles soll so normal wie nur möglich bleiben. Da meine Pferde noch nie dort waren, möchte ich sehen, wie sie sich im Lauf der Woche an die Arena und die Atmosphäre anpassen. Sie können in dieser Arena über sich hinauswachsen und wenn das geschieht, ist das ein phänomenales Gefühl. Ich mache keine umfangreichen Pläne. Wenn man zu einem Turnier fährt, weiß man normalerweise, in welchen Prüfungen man mit welchem Pferd antritt, aber Aachen ist etwas Besonderes und ich möchte einfach einen Tag nach dem anderen auf mich zukommen lassen.
Können Sie uns etwas über Ihre anderen Pferde erzählen? Glauben Sie, dass eins davon die nötigen Eigenschaften besitzt, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Grandorado TN N.O.P. ist mein anderes Spitzenpferd neben Highway [TN N.O.P.], aber wir nehmen ihn nicht mit zum CHIO Aachen. Stattdessen bringe ich einen zehnjährigen Hengst namens Minute Man mit, der einer Gruppe amerikanischer Frauen gehört. Es wird eine ganz neue Liga für ihn sein, dort anzutreten, aber er ist ein sehr talentiertes Pferd. Außerdem habe ich noch eine neunjährige Stute namens Pretty Woman van ’t Paradijs dabei, für die ich sehr große Erwartungen hege. Sie gehört mir und der Witwe des im März verstorbenen Eigentümers Mr. Korbeld. Er hat mich in den letzten zehn Jahren unglaublich unterstützt. Auch für sie wird es das erste Mal beim CHIO Aachen ein, aber ich bin schon sehr gespannt, denn ich finde, sie hat großes Talent. Sie ist noch jung und muss erst noch Erfahrungen sammeln, aber ich glaube, sie könnte ein ganz besonderes Pferd für mich werden.
Die Arenen beim The Dutch Masters und beim CHIO Aachen sind sehr unterschiedlich. Wie haben Sie sich auf die große Grasarena beim CHIO Aachen vorbereitet?
Aachen ist eine lange Woche mit jeder Menge Springprüfungen. Ehrlich gesagt, bin ich erst zweimal in meinem Leben dort geritten. Einmal war es die längste Woche meines Lebens – die reinste Katastrophe –, aber beim anderen Mal lief es richtig gut für mich und das war einfach traumhaft. Wie schon gesagt, ist noch keins der vier Pferde, die ich mitnehme, schon mal dort gewesen, darum versuche ich, Prüfungen auszusuchen, die ihnen liegen, und mir einen guten Plan zu überlegen. Wir werden einen Tag nach dem anderen angehen und sehen, wie es läuft. Wir wollen sicherstellen, dass sich die Pferde an die Arena und die Atmosphäre gewöhnen und daran wachsen. Ich möchte die Pferde und den Augenblick genießen.
Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?
Absolut unverzichtbar! Nicht nur mein Pfleger Richard, sondern alle im Team. Das Team zu Hause, meine Reiter, die anderen Pfleger, die Hufschmiede, der Tierarzt und der Futterhersteller arbeiten allesamt unglaublich hart und voller Hingabe. Jede und jeder Einzelne spielt eine große Rolle für unseren Erfolg und ich kann ihnen gar nicht genug dafür danken und werde ihnen nie vergessen, wie viel Arbeit sie Tag und Nacht investieren. Ich bin nur zwei Minuten lang im Parcours und ohne die unermüdliche Arbeit meines Teams wären wir gar nichts. Es ist wie in der Formel 1: Max Verstappen fährt den Wagen, aber ohne sein Team wäre er nicht so erfolgreich. Ich finde, man kann die Unterstützung des Teams gar nicht genug anerkennen.
Inwieweit hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping das Springreiten Ihrer Meinung nach bereichert?
Ich finde, diese Serie hat den Sport enorm bereichert. Ich glaube, wenn man sich die vergangenen zehn Jahre des Konzepts ansieht, wird einem klar, was für eine außergewöhnliche und großartige Leistung es von Scott Brash war, drei Majors des Rolex Grand Slam in Folge zu gewinnen. Die Majors sind die Spitzenprüfungen des Sports und werden von Mal zu Mal noch besser. Rolex engagiert sich sehr und verbindet die besten Turniere der Welt und eröffnet dem Sport damit ganz neue Dimensionen. Es ist unglaublich eindrucksvoll und eine Ehre, an einem Major teilzunehmen.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Majors, wie der CHIO Aachen oder die Wimbledon Championships, für einen Sport?
Die Majors sind enorm wichtig für einen Sport – das sind die besten Turniere der Welt. Wenn man in unserem Sport am Sonntag gewinnt, muss man am Montagmorgen wieder mit der Arbeit anfangen. Für uns ist es eine Leidenschaft und keine Arbeit und ich glaube, die meisten Spitzenathleten denken so. Wenn man keine Leidenschaft für seinen Sport besitzt, wird man nie mit den Enttäuschungen umgehen können, die der Sport nun mal mit sich bringt. In der Realität ist das Gewinnen der einfachste Teil des Sports. Zu verlieren und mit Schwierigkeiten wie einem verletzten Pferd umzugehen, ist der schwierige Teil und genau an diesem Punkt ist Leidenschaft unerlässlich. Ganz gleich, ob man Tennis oder Golf spielt, Enttäuschungen gibt es immer. Ich glaube, dass die Majors und die Athleten, die dort antreten, die Leidenschaft der nächsten Generation entfachen.
Welchen Beruf hätten Sie, wenn Sie kein Springreiter wären?
Ehrlich gesagt war das schon immer mein Berufswunsch und ich habe noch nie daran gedacht, etwas anderes zu tun.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Niemals aufgeben!
Ähnlich wie die Bodenbeläge beim Grand-Slam-Kalender im Tennis von Sand bis hin zu Gras wechseln, ist es auch beim Rolex Grand Slam of Show Jumping – von den Hallen-Arenen des CHI Genf und des The Dutch Masters bis hin zu dem imposanten Rasenplatz beim CHIO Aachen, dem nächsten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Die Veranstaltung, die oft mit den Wimbledon Championships verglichen wird, lockt die besten Pferd-Reiter-Paare aus aller Welt an, die allesamt darauf hoffen, die prestigeträchtige letzte Prüfung, den Rolex Grand Prix, zu gewinnen.
Der niederländische Reiter Willem Greve reist als Anwärter auf dem Rolex Grand Slam of Show Jumping zum CHIO Aachen. Greve schrieb im März Geschichte, als er nicht nur als erster niederländischer Reiter überhaupt den Rolex Grand Prix gewann [seit Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping], sondern auch als erster Niederländer einen Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping verzeichnen konnte. Gemeinsam mit dem sensationellen Hengst Highway T.N. N.O.P. versetzte Greve als Letzter im Stechen das Heimpublikum in Begeisterungsstürme. Seitdem hat sich das Duo auch weiterhin in Bestform präsentiert und erst letzten Monat die Loro Piana Trophy beim CSIO Roma Piazza gewonnen, einer Etappe der neu kreierten Rolex-Serie.
Ein weiterer Reiter, der vermutlich im Rolex Grand Prix mit an der Spitze stehen dürfte, ist der Schweizer Martin Fuchs. Die Nummer 6 der Weltrangliste gewann erst kürzlich zwei aufeinanderfolgende Rolex Grand Prix bei der Royal Windsor Horse Show und bewies damit wieder einmal, warum er als einer der Besten der Welt gilt. Ihm schließt sich der amtierende FEI-Europameister im Einzel an, Steve Guerdat. Beide Reiter haben schon einige der begehrtesten Preise dieses Sports gewonnen, darunter mehrere Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping, konnten sich aber noch nie den prestigeträchtigen Sieg am letzten Tag des Weltfests des Pferdesports beim CHIO Aachen sichern.
Großbritannien wird mit einem starken Reiterkontingent vertreten sein, darunter der Weltranglistenzweite, Ben Maher. Maher, der später im Sommer in Paris versuchen wird, seinen Olympiatitel im Einzel zu verteidigen, reist mit vier seiner besten Pferde an, darunter seine Spitzenstute Dallas Vegas Batilly, mit der er vergangenes Jahr den Rolex Grand Prix beim Brussels Stephex Masters gewann. Neben Maher ist auch Robert Whitaker mit dabei, der sicherlich in die Fußstapfen seines Vaters [John] und Onkels [Michael] treten wollen wird, die diese Prüfung 1997 bzw. 2012 gewannen. Die Rolex-Markenbotschafter Harry Charles und Scott Brash werden ebenfalls Großbritannien vertreten. Charles wird auf seinen ersten Major-Sieg des Rolex Grand Slam aus sein, wohingegen Brash als einziger Reiter, der je den heißbegehrten Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat, Jagd auf einen zweiten Titelsieg machen wird.
Das Gastgeberland wird große Hoffnungen hegen, den renommierten Preis zu behalten, der vergangenes Jahr an Marcus Ehning ging. Ehning tritt dieses Jahr mit Coolio 42 sowie DPS Revere in den 5-Sterne-Prüfungen an. In den vergangenen drei Jahren konnten die deutschen Reiter den Rolex Grand Prix gewinnen und sind in diesem Jahr mit 16 Teilnehmern beim CSIO dabei. Daniel Deußer tritt wieder mit Killer Queen VDM an, mit der er 2021 den Titel gewann und letztes Jahr Zweiter wurde. Er wird am letzten Tag des Weltfests des Pferdesports zweifellos einer der Favoriten sein. Zu den anderen namhaften deutschen Reitern zählen den Rolex-Grand-Prix-Gewinner des CHI Genf 2023, Richard Vogel, sowie die erfahrene Jana Wargers, die dank ihrer beständigen Leistungen sicherlich darauf hofft, als erste Frau diese Prüfung zu gewinnen.
Der Brasilianer Rodrigo Pessoa gehört zu den größten Talenten dieses Sports und hat bereits jedes der vier Majors gewonnen [vor der Grand-Slam-Ära]. Pessoa wird mit Major Tom antreten, dem 11-jährigen Fuchswallach, der vergangenes Jahr in dieser Prüfung Fünfter wurde, und große Hoffnungen hegen, seinen Sieg von vor 30 Jahren zu wiederholen, als er 1994 im Alter von nur 21 den Titel gewann.
Auch auf keinen Fall zu unterschätzen ist der Weltranglistenerste, Henrik von Eckermann. Der schwedische Reiter dominiert seit zwei Jahren die FEI-Weltrangliste und verzeichnete dieses Jahr bereits seinen zweiten Sieg in Folge beim Finale des FEI Jumping World CupTM. Vervollständigt wird die diesjährige Teilnehmerliste, in der 6 Reiter aus den Top 10 der Weltrangliste vertreten sind, vom zweimaligen Major-Gewinner McLain Ward, der aus den USA über den Atlantik anreist, sowie von dem formstarken Iren, Shane Sweetnam.
Vom 28. Juni bis zum 7. Juli heißt der CHIO Aachen wieder die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt auf dem legendären Turniergelände der Aachener Soers willkommen. Seit der ersten Veranstaltung für Reiter und Kutschfahrer im Jahr 1924 ist der CHIO Aachen zu einem Grundpfeiler des Reitsports geworden und die diesjährige Ausgabe verspricht, ein unvergesslicher Tribut an ein ganzes Jahrhundert herausragenden Reitsports zu werden. Das Weltfest des Pferdesports präsentiert fünf spannende Disziplinen: Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren und Voltigieren. Eine elektrisierende Atmosphäre ist garantiert, wenn an den 10 Tagen 350.000 Zuschauer zusammenkommen, um mitzuerleben, wie ein neues Kapitel der Sportgeschichte aufgeschlagen wird.
Nach der legendären Eröffnungszeremonie am Dienstag, dem 2. Juli, beginnen am Mittwoch, dem 3. Juli, die 5-Sterne-Springreitprüfungen des CHIO Aachen. Der Turkish Airlines-Preis von Europa, der am Abend unter Flutlicht stattfindet, bietet den Reitern die erste Gelegenheit, sich für die Spitzenprüfung der Veranstaltung zu qualifizieren, den Rolex Grand Prix. Ebenso spannend geht es am nächsten Abend mit dem Mercedes-Benz Nationenpreis weiter, bei dem acht Teams zwei identische Runden absolvieren und die drei besten Ergebnisse pro Team gezählt werden. Da die Olympischen Spiele vor der Tür stehen, werden die Verantwortlichen die Leistungen in dieser Prüfung genau beobachten, um eventuell noch letzte Änderungen an ihren Teams für Paris vorzunehmen.
Das große Finale, der Rolex Grand Prix, findet am Sonntagnachmittag im ausverkauften Hauptstadion statt. Wie die Wimbledon Championships im Tennis ist dies der Wettkampf, den jeder Reiter unbedingt gewinnen will. Der CHIO Aachen ist eins der vier Majors, aus denen sich der prestigeträchtige Rolex Grand Slam of Show Jumping zusammensetzt, der an denjenigen Reiter oder diejenige Reiterin geht, der bzw. die bei drei der vier Majors hintereinander den Rolex Grand Prix gewinnt. Nach seinem Erfolg beim The Dutch Masters ist der Niederländer Willem Greve derzeit der Anwärter auf diesen herausragenden Triumph, der bis heute nur dem Rolex-Markenbotschafter Scott Brash gelungen ist.
Die ultimative Darbietung von Harmonie und Präzision in der Dressur wird beim Lindt-Preis, der Grand Prix-Kür am Sonntag (7. Juli), zu bestaunen sein. Das Heimpublikum wird begeistert sein, wenn die Deutsche Isabell Werth die Arena betritt. Die Rolex-Markenbotschafterin wird darauf aus sein, ihren Namen zum 15. Mal auf der Siegertafel des CHIO Aachen zu verewigen und sich gleichzeitig darauf vorzubereiten, im Juli ihre dreizehnte olympische Medaille zu holen. Ihre stärksten Rivalen sind wahrscheinlich ihr Landsmann Frederic Wandres, der Schwede Patrik Kittel und die amtierende FEI-Weltmeisterin im Einzel, Charlotte Fry, die allesamt die Stimmung im Deutsche Bank Stadion ordentlich aufheizen dürften.
Am letzten Freitag und Samstag des Weltfests des Pferdesports treten im SAP-Cup die besten Vielseitigkeitsreiter und -reiterinnen der Welt an. Der Wettbewerb beginnt mit den Dressur- und Springprüfungen am Freitag, gefolgt von den spannenden Geländeläufen am Samstag, dem 6. Juli.
Nach Abschluss der Geländeläufe rücken die Kutschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn die weltbesten Vierspännerfahrer im Preis der schwartz Gruppe gegeneinander antreten, der oftmals mit der Formel 1 verglichenen Marathonprüfung dieser Disziplin.
Neben der mitreißenden Action in den Reitsportdisziplinen werden Besuchern auch viele andere Attraktionen geboten, wie verschiedene Vorführungen, Shopping-Möglichkeiten und hervorragendes Essen. Die beiden „Pferd & Sinfonie“-Konzerte, die den atemberaubenden Auftakt zum CHIO Aachen bilden, haben in diesem Jahr das Jubiläum „100 Jahre Turniergeschichte in der Aachener Soers“ zum Thema und werden dieses mit großartiger Live-Musik des Aachener Symphonie-Orchesters untermalen.
Die Sport-Majors gelten als die größten Wettkämpfe der Welt. Von den Golf-Masters über die French Open im Tennis bis hin zu den 4 Majors vom Rolex Grand Slam im Springreiten sind dies die Veranstaltungen, an denen die allerbesten Athleten nicht nur um jeden Preis teilnehmen wollen, sondern bei denen sie alles auf Sieg setzen, um mit ihrem Namen in die Geschichte ihrer jeweiligen Sportart einzugehen.
Die Majors blicken auf eine ruhmreiche Geschichte und langjährige Traditionen zurück, was sie zu sensationellen Sport-Events macht, die Fans auf keinen Fall verpassen sollten und die bei vielen Menschen Jahr für Jahr fest im Kalender stehen. Neben Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam-Kalender. Er besteht aus vier Majors – dem The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, dem CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier und dem CHI Genf –, die zusammen den Rolex Grand Slam of Show Jumping bilden.
Im Tennis spricht man von einem Grand Slam, wenn jemand alle vier Majors eines Sportjahres gewinnt. Das ist bisher erst fünf verschiedenen Spielern und Spielerinnen zusammengenommen sechs Mal gelungen. Im Golf sind die Regeln die gleichen und der bis heute erste und einzige Grand-Slam-Gewinner im Herrengolf war Bobby Jones im Jahr 1930. Für einen Sieg im Rolex Grand Slam of Show Jumping – der ultimativen Herausforderung im Springreitsport – müssen die Reiter drei der vier Majors hintereinander gewinnen. In der zehnjährigen Geschichte dieses Konzepts ist diese unglaubliche Meisterleistung bisher nur dem Briten Scott Brash gelungen.
Ähnlich wie im Tennis, wo jedes Major auf einem anderen Platz mit anderem Belag stattfindet – vom unverwechselbaren blauen Tennisplatz im Arthur Ashe Stadium bei den US Open bis hin zum gepflegten Rasen bei den Wimbledon Championships –, so hat auch jedes Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping seinen eigenen Austragungsort und seinen ganz individuellen Untergrund – eine echte Herausforderung an den Mut, das Geschick und die Athletik der Pferd- -Reiter-Paare, die dort antreten.
Nach seinem unvergesslichen Gewinn des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters reist der niederländische Reiter Willem Greve als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zum CHIO Aachen. Greve, dem der Sieg in den Brabanthallen in seinem Heimatland gelang, muss sich nun auf einen der ultimativen Schauplätze des Springreitens einstellen, den CHIO Aachen, bei dem die Reiter auf einem weitläufigen Rasenplatz antreten. Dieser Austragungsort wird oft mit den Wimbledon Championships verglichen und lockt während der zehntägigen Veranstaltung mehr als 350.000 leidenschaftliche Fans an – eine rekordverdächtige Besucherzahl für ein Reitsport-Event.
Wie die Gewinner der Australian Open, Jannik Sinner und Aryna Sabalenka, die diese Woche versuchen werden, bei den French Open (20. Mai – 9. Juni) an ihren Grand-Slam-Erfolg anzuknüpfen, wird auch Greve alles daransetzen, auf seiner Jagd nach Perfektion an der Spitze zu bleiben und zum zweiten Reiter in der Geschichte zu werden, der je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping – die ultimative Herausforderung im Springreitsport – gibt mit großer Freude eine spannende Weiterentwicklung des beliebten Retro-Spiels bekannt. Das immersive Spiel, das erstmals beim CHIO Aachen 2023 an den Start gebracht wude und seitdem bei jedem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping spielbar gewesen ist, ist jetzt online verfügbar. User können über pixeljumpingmajor.com sowohl per Mobilgerät als auch per Desktop-Computer auf das Spiel zugreifen.
User haben die Wahl zwischen vielen verschiedenen Pferden und müssen nicht nur darauf achten, alle Hindernisse fehlerfrei zu überwinden, sondern auch sämtliche Äpfel einzusammeln, um mit der schnellsten Zeit und den meisten Punkten ins Ziel zu kommen. Außerdem können sich die Spieler jetzt aussuchen, an welchem der vier historischen Schauplätze sie antreten möchten, vom Heiligen Rasen der Aachener Soers bis hin zur größten Hallenarena beim CHI Genf. So bringt das Spiel den Fans den Rolex Grand Slam of Show Jumping näher als je zuvor. „Pixel Jumping Major“ ist einmalig in der Welt des Pferdesports. Mit seinen leicht verständlichen Regeln und der einfachen Steuerung ist das Spiel jeder Altersklasse zugänglich.
Im Gegensatz zu dem Spiel, das bei jedem Major vor Ort am Rolex Grand Slam of Show Jumping-Stand angeboten wird, ist das Online-Spiel ein Einzelspieler-Erlebnis. Jedoch wird in Kürze eine weltweite Bestenliste veröffentlicht, sodass die Spieler auf jedem der verschiedenen Parcours gegen ihre Freunde antreten können. Darüber hinaus ergänzt die Bestenliste die Spiele um ein Wettkampfelement, denn die Spieler können versuchen, ihren eigenen virtuellen „Rolex Grand Slam of Show Jumping“-Titel zu gewinnen – eine Leistung, die in der Realität erst einmal vollbracht wurde und zwar vom Briten Scott Brash und seinem sensationellen Wallach Hello Sanctos.
Der Stand, der von Major zu Major reist, ermöglicht Fans zahlreiche Erlebnisse wie beispielsweise einen Blick aus nächster Nähe auf Erinnerungsstücke oder auch die Rolex-Grand-Slam-Trophäe. Außerdem gibt es dort exklusive Merchandising-Artikel für das jeweilige Major. Des Weiteren bietet der Stand ein spektakuläres VR-Erlebnis: Unternehmen Sie einen virtuellen Rundgang über die Höfe des FEI-Weltranglistenersten der U25, Harry Charles, sowie des mehrmaligen Major-Gewinners Steve Guerdat und lernen Sie bei einem Blick hinter die Kulissen deren Ställe und Pferde kennen.
Für Updates zum Spiel und exklusive Interview-Inhalte folgen Sie bitte den Social-Media-Kanälen des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns Ihre Arbeit erläutern?
Ich arbeite als Turnierpfleger für Ben Maher. Ich reise mit seinen Pferden durch die ganze Welt – zu nationalen wie auch internationalen Wettkämpfen –, aber die meisten großen Veranstaltungen finden heutzutage im Ausland statt. Wo die Pferde hinreisen, reise auch ich hin. So eine Reise beginnt schon im Stall zu Hause, wo wir sie fertig machen und in den Transporter verladen. Wenn eine Flugreise ansteht, fahren wir nach Lüttich oder Amsterdam und fliegen von dort aus. Mein Job ist es, mich um die Pferde zu kümmern und sicherzustellen, dass sie rundum zufrieden und gesundheitlich im Top-Zustand sind.
Wie sind Sie zu dieser Branche gekommen?
Ich bin erst mit 17 Jahren zu der Arbeit mit Pferden gekommen. Ich habe Tiere schon immer geliebt und war zu der Zeit auf Jobsuche, aber für den Job, den ich eigentlich wollte, war ich zu jung. Stattdessen habe ich etwas gefunden, das mit Pferden zu tun hatte, und seitdem nicht mehr zurückgeblickt. Ich habe von der Pike auf gelernt, indem ich mit jungen Pferden zu kleineren nationalen Turnieren gereist bin. Von da aus habe ich mich hochgearbeitet, bis ich schließlich mit 5-Sterne-Grand-Prix-Pferden arbeiten durfte. Das mache ich jetzt schon seit 37 Jahren und es ist eine lange, aber dankbare Reise gewesen.
Wenn Sie noch einmal zu den Anfängen Ihrer Karriere zurückkehren könnten, welchen Rat würden Sie sich selbst geben?
Ich weiß nicht, ob ich mir da wirklich etwas raten könnte, denn ich lerne immer noch dazu. Bei Pferden lernt man jeden Tag etwas Neues, selbst wenn man schon über 30 Jahre in dieser Branche arbeitet. Ich finde, das macht unseren Job als Pfleger zu etwas so Besonderem. Als ich mit 17 diesen Weg eingeschlagen habe, habe ich wirklich bei null angefangen. Natürlich wäre es einfacher gewesen, auf andere Art einen Einstieg zu finden, aber es ist eine ganz unglaubliche Reise gewesen. Ehrlich gesagt, als ich damals anfing, wusste ich nichts über Pferde – ich konnte gerade mal einen Esel von einem Pferd unterscheiden. Aber ich habe schon als Kind Tiere geliebt und weiß noch, dass meine Schwester ein Buch über Pferde hatte, das mich sehr interessiert hat. Als ich die Chance bekommen habe, mit Pferden zu arbeiten, habe ich sie ergriffen und es nie bereut. Zu Beginn meiner Karriere habe ich auf Nachwuchspferden reiten gelernt und wir sind damals oft zu nationalen Turnieren gefahren. Es war ein steiniger Weg, aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles noch mal genau so machen, weil ich so viele Chancen bekommen habe – von der Arbeit mit Fohlen bis hin zu Hengsten und allem dazwischen. Für mich lag der Fokus schon immer im Bereich des Springreitens. Ich habe es immer wegen meiner Liebe zu den Pferden gemacht.
Sie haben oft weite Anreisen zu den Veranstaltungen. Wie stellen Sie sicher, dass die Pferde nach der Reise noch fit für ein Turnier sind? Haben Sie einen besonderen Rat für ihr Wohlergehen?
Für mich hat es oberste Priorität, Stress für die Pferde zu vermeiden. Bei einer Flugreise herrscht viel Trubel, aber ich glaube, wenn man seine Pferde gut kennt, gibt es nicht viele Probleme. Man muss dafür sorgen, dass die Pferde so ruhig wie möglich sind. Wenn man eine gute Beziehung zu seinen Pferden hat, kennt man sie in- und auswendig und besitzt ihr Vertrauen – ich glaube, das ist extrem wichtig, um ihnen eine angenehme Reise zu ermöglichen. Ich sorge immer dafür, dass sie ein Heunetz haben, und habe immer Leckereien dabei – das kann helfen, ein Pferd wieder zu beruhigen, wenn es mal nötig sein sollte. Wenn man seine Pferde gut kennt, sollte man in der Lage sein zu erkennen, wie sie reagieren, noch bevor sie es tun, und für diese Fälle vorbereitet sein. Letztendlich sollte man das Vertrauen eines Pferdes besitzen und trägt die Verantwortung dafür, ihm ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Junge Pferde sind wie Kinder. Sie lernen sehr schnell und wenn sie älter sind, haben sie auch mehr Erfahrung. Deshalb ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich ein junges Pferd sicher und zufrieden fühlt – und das ist unsere Aufgabe als Pfleger.
Haben Sie irgendeinen Aberglauben oder eine bestimmte Routine, die Sie bei einem wichtigen Wettkampf befolgen?
Ich bin sehr abergläubisch! Vor einer wichtigen Prüfung rede ich immer mit meinen Pferden und sage „Na, komm, es ist ein großer Tag“ oder „Vor uns steht eine Herausforderung – packen wir’s an“. Das ist nur eine Kleinigkeit, aber man fühlt sich danach zuversichtlicher. Ich glaube und hoffe immer, dass wir gewinnen können, aber bei einem wichtigen Grand Prix wie einem Major gehört auch immer eine Portion Glück dazu. Wenn das Pferd sein Bestes gibt, ist das letztendlich alles, was zählt. Man braucht Glück. Das ist in jedem Sport so, ob in der Formel 1 oder im Fußball. Pferd und Reiter müssen ihr Allerbestes geben und der Pfleger muss auch 150 Prozent geben, damit sich das Pferd in der Prüfung wohlfühlt und gute Laune hat. Wir haben ein unglaubliches Team, und als Pfleger würde ich alles dafür geben, dass Ben und die Pferde Erfolg haben. Im Endeffekt ist das Team der entscheidende Faktor, und das beginnt mit dem Team zu Hause. Die Pferde sind wie unsere Babys – wir sind über die meiste Zeit hinweg bei ihnen. Wenn eines unserer Pferde einen Grand Prix gewinnt oder auch nur fehlerfrei einen Parcours absolviert, ist das ein wunderbares Gefühl. Natürlich ist es toll, einen Grand Prix wie beim CHIO Aachen zu gewinnen, denn darum geht es ja schließlich. Aber wenn das Pferd gut springt und sein Bestes gibt, ist das auch großartig. Wir alle tun das, weil wir Pferde lieben. Wir kümmern uns für die Reiter um sie, damit sie ihre Bestform erreichen können – darum dreht sich alles.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, um die Sie sich kümmern? Welche Eigenschaften haben sie?
Jedes Pferd hat seine ganz eigenen Eigenschaften. Point Break zum Beispiel ist ein Hengst mit einer sehr starken Persönlichkeit. Er zeigt jetzt so langsam, wozu er wirklich fähig ist, und ich spüre, dass dieses Jahr sein Jahr werden wird. Er tritt jetzt bei Turnieren an und will sein Bestes geben. Dallas Vegas Batilly ist eine Stute und sie hat einen ganz speziellen Charakter. Manchmal bewegt man sich mit ihr auf einem sehr schmalen Grat, aber sie ist sehr liebenswert und tut alles, um zu gefallen. Ginger-Blue ist auch eine sehr entzückende und talentierte Stute, und auch Enjeu de Grisien ist großartig. Explosion W ist natürlich die Nummer eins auf dem Hof. Was er für Ben getan hat, ist einfach unglaublich. Ich kann ehrlich nichts Negatives über irgendeines seiner Pferde sagen. Sie sind alle sehr sanft. Natürlich haben sie schon mal schlechte Laune, aber das ist bei Menschen auch so. Reiter und Pfleger müssen die individuellen Eigenschaften der unterschiedlichen Pferde verstehen. Exit Remo ist zum Beispiel ein echter Profi. Er geht los und erledigt seinen Job. Man muss sich auf jedes Pferd einstellen – das ist die Aufgabe eines Pflegers.
Wie stellen Sie sicher, dass die Pferde zu den wichtigen Terminen im Jahr in Bestform sind?
Das ist eine Teamleistung! Ich bin natürlich mit den Pferden bei den Veranstaltungen. Aber die Menschen, die die Pferde zu Hause reiten, wenn Ben und ich unterwegs sind, spielen ebenso eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Teams. Ben vertraut uns allen und das macht unser Team so stark. Wir haben einen Manager zu Hause, der die Stellung hält, wenn wir weg sind. So kann sich Ben auf den Wettkampf und auf seine Leistung konzentrieren und muss sich keine Gedanken darum machen, was zu Hause los ist. Es ist wichtig, dass er einen klaren Kopf hat und sich auf das jeweilige Turnier konzentrieren kann.
Ben hat bei den Majors des Rolex Grand Prix of Show Jumping einige fantastische Ergebnisse erzielt. Was haben diese Turniere an sich, das sie zu etwas so Besonderem macht?
Sie sind vier der besten Turniere der Welt. Allein schon die Atmosphäre beim CHIO Aachen oder beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier – etwas Besseres erlebt man in diesem Sport nicht. Dasselbe gilt für das The Dutch Masters und den CHI Genf, das sind ganz fantastische Veranstaltungen. Sie sind das, was der Sport braucht – volle Stadien, damit die Menschen den Sport auf seinem absoluten Spitzenniveau erleben können, und der Rolex Grand Slam of Show Jumping verkörpert das Spitzenniveau dieses Sports. Die besten Pferde und Reiter sind dort versammelt und deshalb erlebt man das Nonplusultra des Sports mit einem grandiosen Stechen. Diese Veranstaltungsorte haben die besten Anlagen für die Pferde und grandiose Arenen. Die Majors sind eine Herausforderung, über sich hinauszuwachsen. Ich bekomme immer eine Gänsehaut, wenn ich durch den Weg zum Hauptstadion beim CHIO Aachen gehe. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Etwas Größeres als den Rolex Grand Prix dort gibt es nicht. Die Majors sind das höchste Niveau und das sollen sie auch sein.
Welche Eigenschaften brauchen Ihrer Meinung nach Pferd und Reiter, um ein Major zu gewinnen?
Für einen Sieg bei einem Major müssen sowohl Pferd als auch Reiter, aber auch der Pfleger in Bestform sein. Es gilt eine Null-Fehlertoleranz – alles muss perfekt sein. Das beginnt schon im Stall und endet mit dem Stechen. Man braucht auch ein bisschen Glück – wie bei jeder Sportart auf der Welt. Man muss bei jedem Major der Beste der Besten sein, um zu gewinnen. Alle Reiter haben ihre Spitzenpferde dabei und man muss versuchen, alles zu geben, was man hat, und hoffen, dass es an diesem Tag reicht. Es kann auch passieren, dass man sein Bestes gibt und es an diesem Tag nur für den dritten Platz reicht.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Majors, wie der CHIO Aachen oder die Wimbledon Championships für einen Sport?
Die Majors sind unglaublich wichtig – sie bieten Spitzensport! Dort sind alle Spitzenreiter vertreten, die versuchen, die Besten zu besiegen. In der Formel 1 ist derzeit Max Verstappen der Beste und alle anderen Fahrer versuchen, ihn zu schlagen. Im Tennis war es dasselbe, als Nadal die Nummer eins der Weltrangliste war und jeder ihn besiegen wollte. Im Springreiten ist derzeit entweder Ben oder Henrik [von Eckermann] der Beste und alle anderen Reiter müssen die beiden übertrumpfen. Ben ist Henrik immer dicht auf den Fersen. Es ist nicht leicht, besser als der Beste der Welt zu sein, aber genau das ist die Motivation und Antriebsfeder im Sport. Das hebt das Niveau des Sports an.
Wenn Sie einem angehenden Pfleger etwas mit auf den Weg geben könnten, was wäre das?
Setze dir Ziele im Leben und versuche, diesen Traum zu verwirklichen und ihn zu leben. Ich habe wie alle anderen auch einen Traum im Leben und man muss sein Möglichstes tun, um ihn wahr werden zu lassen. Ich glaube auch, dass man aus seinen Fehlern lernen muss. Jeder macht Fehler, aber man muss weitermachen und besser werden. Wenn man diesen Sport wirklich liebt, wird man auch besser und erreicht seine Ziele. Gib niemals auf. Es ist wichtig, am Ball zu bleiben. Ich mache diese Arbeit schon seit 37 Jahren und bin noch genauso motiviert wie mit 17. Auch als Team sind wir noch immer ehrgeizig. Ben hat seine Ziele und die habe ich auch, und darum geben wir 150 Prozent. Unser ganzes Team ist da genauso und darum arbeiten wir in diesem Sport – um Ben dabei zu helfen, seine Ziele zu erreichen. Man muss einen inneren Antrieb für seinen Job haben und ihn wegen der Liebe zu den Tieren ausüben wollen. Schließlich hat man die Aufgabe, für sie da zu sein und dafür zu sorgen, dass sie rundum zufrieden sind.
Highway TN N.O.P ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Planung. Züchter Peter Verdellen schlug das Kapitel „Highway TN N.O.P“ vor beinahe vierzig Jahren auf und hat in diesen vierzig Jahren vier Generationen von Pferden gezüchtet. Mit jeder Generation brachte er etwas Neues in die Linie ein, um die nächste Generation noch besser zu machen. Er hatte aber natürlich keine Vorahnung, dass er damit den Grundstein für den Erfolg von Highway TN N.O.P legen würde.
Der Grundstein
Alles begann mit der Stute Evita (Ramiro – Viola x Abgar xx, Züchter: J.A. Janssen). Peter Verdellen erinnert sich: „Evita wurde 1986 geboren und stand ganz in der Nähe meines Wohnortes. Ein alter Nachbar erzählte mir von ihr und riet mir, sie mir mal anzusehen. Er sagte: ‚Ich kenne da eine wunderschöne Stute von Ramiro, die jetzt anderthalb ist.‘ Daraufhin bin ich mit jemanden, der etwas mehr von Pferden verstand als ich, hingefahren und habe sie mir angesehen. Ihm gefiel sie auch, also habe ich sie gekauft. Als sie drei war, fingen wir an, sie unter dem Sattel zu arbeiten. Sie wurde zum Sportpferd und Huub Jannsen wurde ihr Reiter. Mit sechs Jahren trat sie in 1,30-m-Springprüfungen und höheren Vielseitigkeitsprüfungen an. Evita war gleichzeitig in der Zucht und im Sport aktiv. Huub trat auch noch mit ihr an, wenn sie trächtig war oder sie ein Fohlen bei Fuß hatte. Ihr erstes Fohlen bekam sie mit fünf Jahren. Huub wusste sehr genau, was er tat. Er behandelte die Pferde immer ihrem Wesen entsprechend. Wenn ein Pferd ihm den Eindruck vermittelte, dass es ihm zu viel wurde, hörte er auf. Ihr zweites Fohlen, Klint (von Ferro), wurde unter dem Namen Ferrolan ein prämierter Deckhengst und Grand-Prix-Dressurpferd. Evita war eine große, langbeinige Stute mit großen Bewegungen. Mit der Zeit versuchte ich, Hengste mit einem weniger großen Galopp einzusetzen, um es angenehmer für den Reiter zu machen.
Dass ich Hemmingway für Evita genommen habe, war ein bisschen auch ein Glücksgriff. Ich hatte ihn nämlich bei einer anderen Stute eingesetzt, deren Fohlen sich zu einem herausragenden Pferd entwickelte. Hemmingway verbesserte den Körperbau und lieferte sehr hübsche Nachkommen. Und er sorgte für raumgreifende Bewegungen. Ich dachte mir, dass er gut zu Evita passen würde. Das Ergebnis dieser Verpaarung war Ovita V. Sie wurde in Limburg zum Siegerfohlen gekürt und danach bei der Benelux-Meisterschaft in Zangersheide zum Sieger aus 150 Stutfohlen. Sie war unglaublich schön. Sie sprang bis zu 1,10 m, war aber nicht leicht zu reiten. So wurde sie Zuchtstute bei uns.
Der nächste Hengst in der Linie von Highway TN N.O.P ist Darco. Ich setzte Darco ein, weil Ovita V zwar sehr schön, aber auch ziemlich klein war und ich einen Hengst wollte, der ihr ein größeres Sprungvermögen verschaffen sollte. Ich besorgte mir seinen Samen aus Belgien, besamte sie und sie wurde sofort trächtig. Dieses Fohlen war die Großmutter von Highway TN N.O.P.“
Verdellen erzählt weiter: „Uvita V war erwartungsgemäß nicht ganz so vollblütig wie ihre Mutter, Ovita V. Sie war auch etwas schwerer vom Typ und nicht so groß, nur etwa 1,65 cm. Als sie zwei war, spülte ich einen Embryo von ihr. Sie hatte einen sehr attraktiven Stammbaum und ich dachte, eine Verpaarung mit Chellano Z könnte interessant sein. In dieser Zeit führte ich eine Reihe von Embryotransfers bei mehreren Stuten durch und gemeinsam mit Ton Vullers sahen wir uns an, welcher Hengst sich am besten für eine Verpaarung mit Uvita V eignen würde. Chellano Z war ein aufstrebender Hengst, der von Jos Lansink geritten wurde. Ich war sehr von dem Hengst und seiner Art zu springen beeindruckt. Rückblickend betrachtet war es eine perfekte Kombination. Die Töchter von Chellano Z bringen jede Menge Sportpferde hervor. Ich war schon immer ein Fan der deutschen Blutlinien wie der von Contender, und Chellano Z stammt von Contender ab. Aus diesem besagten Embryo ging Zelana V hervor, die Mutter von Highway TN N.O.P.“
Highway TN N.O.P
Verdellen erläutert den Grund, warum er Eldorado van de Zeshoek TN für Zelana V auswählte: „Team Nijhof hatte zwei fünfjährige Hengste, die zu dem Zeitpunkt alle Zuchtzulassungen besaßen. Einer davon war Eldorado van de Zeshoek TN. Ich kannte diesen Hengst schon seit seinem zweiten Lebensjahr. Pieter Merckx hatte früher schon einige meiner Pferde geritten und hatte Eldorado van de Zeshoek TN als Zweijährigen in seinem Stall. Schon damals zeigte er, dass er viel Temperament besaß. Er war ein großes Pferd. Einmal habe ich ihn beim Freispringen gesehen und er sah einfach großartig aus. Ich fand, dass Zelana V ein bisschen mehr Größe vertragen könnte, was Eldorado van de Zeshoek TN zu einem sehr geeigneten Hengst für sie machte. Das erste Fohlen aus dieser Kombination war eine Stute, Elana V Z, die ich im Fohlenalter nach Frankreich verkaufte, wo sie in 1,35-m-Prüfungen antrat. Ich war sehr zufrieden mit ihr und entschied deshalb, Eldorado van de Zeshoek TN erneut einzusetzen. Daraus entstand Highway TN N.O.P. Er war ein gutes Fohlen mit starker Präsenz. Seine Mutter, Zelana V, wurde 2012 zusammen mit dem noch säugenden Highway TN N.O.P bei einer Auktion verkauft. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, hätte ich sie niemals verkaufen sollen. Als der neue Besitzer von Highway TN N.O.P kam, um ihn abzuholen, war er etwas erschrocken von seiner Größe. Ihm war allerdings nicht bewusst, dass die Box, in der er stand, etwas tiefer lag. Als ich ihn dann herausführte, wirkte er sichtlich erleichtert.
Ich habe Highway TN N.O.P im Alter von drei Jahren bei einer Hengstschau wiedergesehen. Ich fand ihn schon ziemlich groß – wenn ich mich richtig erinnere, maß er bereits 1,67 m. Er wurde für die Hengstleistungsprüfung ausgewählt. Wir fuhren am letzten Tag der Leistungsprüfung hin und ich weiß noch, dass er in einer der Runden eine Stange berührte und erinnere mich an seine unglaubliche Reaktion! Man konnte erkennen, dass er eine ganz außergewöhnliche Qualität besaß. Er war extrem vorsichtig.
Willem Greve (NED) auf Highway TN N.O.P. bedankt sich nach seinem Sieg im Rolex Grand Prix 's-Hertogenbosch bei den Zuschauern (Foto: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof).
Es ist etwas Besonderes, solchen Erfolg mit Highway TN N.O.P zu haben. Die Menschen reagieren auf diesen Erfolg und man knüpft viele Kontakte. Es war auch sehr aufregend für uns, als er zum Pferd des Jahres gewählt wurde. Als Highway TN N.O.P den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen hat, feierten wir gerade in Nieuwegein den Geburtstag unserer Tochter. Wir verfolgten seinen Ritt auf ClipMyHorse.tv und konnten es vor Spannung kaum aushalten, als er als Letzter ins Stechen ging. Wir wussten, dass es schwierig werden würde und waren unendlich erleichtert, als er fehlerfrei und mit einer schnelleren Zeit ins Ziel kam. Ich bin in solchen Momenten für gewöhnlich ziemlich nüchtern, aber da ich hatte Tränen in den Augen. Wir werden diesen Augenblick nie vergessen und empfinden großen Stolz als Züchter. Wir sind uns auch sehr wohl bewusst, dass wir dieses Ergebnis erzielt haben, weil das Produkt unserer Zucht am richtigen Ort gelandet ist.“
Nach vierzig Jahren Zucht mit ein- und derselben Linie trägt man einfach jede Menge Informationen zusammen. Verdellen erklärt: „Was ich sagen kann, ist, dass Pferde aus dieser Linie wirklich arbeiten wollen. Sie wollen mit dem Reiter zusammenarbeiten und das ist etwas, das mir an dieser Linie sehr gefällt. Ich bin früher selbst geritten und fand es immer normal, Stuten im Sport einzusetzen, um ihre Qualitäten zu erkennen. Ich begann, mit dieser Linie zu züchten, und sie ist auch heute noch Bestandteil unseres Zuchtprogramms. Im Augenblick habe ich zwei Stuten aus dieser Familie – eine für das Springreiten und eine für die Dressur. Diese Linie hat mir schon viele besondere Augenblicke beschert.“
AUF DER ÜBERHOLSPUR ZUM SIEG: WILLEM GREVE GEWINNT DEN ROLEX GRAND PRIX BEIM THE DUTCH MASTERS
The Dutch Masters – das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres – erreichte heute Nachmittag seinen Höhepunkt mit der Spitzenprüfung des Turniers, dem Rolex Grand Prix. Das Major war das letzte der vier Turniere des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Initiative. Dieses wurde am Samstagabend in einer Zeremonie mit einem Rückblick auf die Highlights der vergangenen zehn Jahre gebührend gefeiert.
In den Brabanthallen knisterte es förmlich vor Spannung, als die Fans aufgeregt mitfieberten, ob es dem aktuellen Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Richard Vogel, gelingen könnte, auf seiner Jagd nach der ultimativen Trophäe dieses Sports sein zweites Major in Folge zu gewinnen – keine einfache Jagd angesichts des sensationellen Starterfeldes, darunter die aktuellen Europa- und Weltmeister sowie Olympiasieger, die allesamt diesen prestigeträchtigen Grand Prix gewinnen wollten.
Der zweite Starter, Rolex-Markenbotschafter und Gewinner des CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows `Masters´ Turnier, Martin Fuchs, war der erste, der den überragend designten Parcours von Louis Konickx fehlerfrei absolvierte. Sein Pferd Leone Jei kann damit bereits acht fehlerfreie Runden bei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping verbuchen und damit mehr als jedes andere Pferd.
Das nächste Paar in der Hauptarena, die Nummer 1 der Weltrangliste, Henrik von Eckermann und King Edward, sorgte mit einer perfekt kalkulierten, fehlerfreien Runde dafür, dass es ein Stechen geben würde. Auch der fliegende Franzose, Julien Epaillard, meisterte die 14 Hindernisse des Parcours ohne Fehlerpunkte und konnte somit seine Hoffnungen schüren, als erster Franzose ein Major zu gewinnen. Nach der Hälfte hatten sich sieben Reiter aus sieben verschiedenen Nationen einen Platz im Stechen gesichert, darunter der niederländische ‚Reiter des Jahres‘, Harrie Smolders, der das Publikum in Begeisterung versetzte, sowie der deutsche Reiter Marcus Ehning. Von den noch übrigen Reitern schafften es nur noch zwei Paare in die zweite Runde, während einige der Favoriten des Turniers, wie Steve Guerdat und der derzeitige Anwärter, Richard Vogel, sich nicht der exklusiven Riege von Reitern anschließen konnten.
Begonnen wurde in derselben Reihenfolge wie in der ersten Runde und Fuchs gab mit einer fehlerfreien Runde in 35,11 Sekunden das Tempo vor. Doch schon kurz darauf wurde ihm die Führung durch von Eckermann und King Edward streitig gemacht, die mit einer Zeit von 33,74 Sekunden wieder einmal bewiesen, warum sie das beste Pferd-Reiterpaar der Welt sind. Das Publikum tobte, als Smolders eine hervorragende Runde gelang, doch die Enttäuschung war groß, als sich herausstellte, dass er 0,92 Sekunden langsamer gewesen war. Alles sah danach aus, als würde der Sieg an Schweden gehen, doch der letzte Starter, Willem Greve mit seinem braunen Hengst, Highway TN N.O.P., lieferte eine meisterhafte Runde ab und unterbot den Weltranglistenersten um knappe 0,04 Sekunden. Damit holte sich Greve nicht nur seinen ersten Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping, sondern auch den ersten Major-Sieg für die Niederlande. Damit ist Greve nun im Juli beim CHIO Aachen der Anwärter auf den Rolex Grand Slam.
Seinen Sieg kommentierte der niederländische Reiter wie folgt: „Ich muss mich wirklich selbst kneifen – ich kann es noch nicht glauben. Mit Worten lässt sich nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Ich bin meinem Pferd so dankbar für seinen Mut und seine Mentalität. Es bedeutet mir enorm viel, vor meinem Heimatpublikum zu gewinnen. Das hier ist ein so geschichtsträchtiger Ort und es ist eine Ehre, meinen Namen der Siegerliste hinzuzufügen. Schon seit ich klein bin, komme ich zum The Dutch Masters, und hier zu gewinnen, ist ein wahr gewordener Traum.“
Wir sind hier beim The Dutch Masters, Ihrem Heimatturnier. Was ist für Sie das Besondere an diesem Veranstaltungsort?
Es ist etwas ganz Besonderes, hier beim The Dutch Masters zu sein. Ich bin vergangenes Jahr zum ersten Mal hier angetreten und habe beim Rolex Grand Prix eine gute Runde absolviert. Mein Pferd ist ausgezeichnet gesprungen und ich hoffe, das dieses Jahr wiederholen zu können.
Das The Dutch Masters ist eins der besten Hallenturniere der Welt. Ehrlich gesagt, sind alle Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping die Krone dieses Sports. Für mich als niederländischer Reiter ist es ein fantastisches Gefühl, bei einem Major in meinem Heimatland anzutreten.
Können Sie uns etwas über die Pferde erzählen, die Sie dabeihaben und welche Eigenschaften sie so besonders machen?
Ich habe diese Woche ein sehr gutes Kontingent an Pferden dabei. Meine Schimmelstute, Hallilea, ist hier. Sie ist hervorragend in Form, nachdem sie erst vor ein paar Wochen in Göteborg die Qualifikation für den FEI World Cup™ gewonnen hat. Sie ist in der 1,45-m-Prüfung am Freitag sehr gut gesprungen und ich habe vor, sie am Sonntag beim Rolex Grand Prix zu reiten.
Dann habe ich noch einen Hengst namens Funky Fred Marienshof Z dabei. Er hat beim VDL Groep Preis am Freitag mit zwei fehlerfreien Runden den fünften Platz belegt und gestern Abend bin ich mit ihm beim Audi Preis angetreten. Außerdem habe ich noch einen sehr talentierten Neunjährigen namens Chuck Marienshof Z dabei.
Wie bereiten Sie sich und Ihre Pferde auf eine Veranstaltung wie das The Dutch Masters vor?
Ich versuche, alles so wie immer zu machen und ihre normale Routine beizubehalten. Sie waren in den letzten paar Wochen so gut in Form und wir versuchen, uns diese Dynamik zu bewahren. In Amsterdam und Göteborg sprühten sie nur so vor Elan und wir hoffen, weiterhin so gute Ergebnisse erzielen zu können.
Sie haben der Rolex Young Riders Academy angehört. Was war das Besondere daran, ein Teil davon zu sein und was haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt?
Die Rolex Young Riders Academy ist eine unglaubliche Chance für Nachwuchsreiter. Das Programm gewährt einem fantastische Einblicke in den Sport, vor allem in verschiedene Bereiche, mit denen man normalerweise nicht in Berührung kommen würde. So haben wir zum Beispiel die Hauptgeschäftsstelle sowohl von Rolex als auch der FEI besucht. Uns wurde Zugang zu so vielen Experten aus den verschiedensten Bereichen unseres Sports ermöglicht und das war unglaublich.
Während meiner Zeit bei der Academy konnte ich einige großartige Reiter und Trainer kennenlernen, was von unschätzbarem Wert für meine Entwicklung als Reiter gewesen ist. Ein weiterer Vorteil an der Verbindung zur Academy ist, dass sie einem dabei hilft, an den besten Turnieren der Welt teilzunehmen, wie hier am The Dutch Masters. Das hatte gewaltigen Einfluss auf meine Karriere und ich fühle mich sehr geehrt, Teil des Programms gewesen zu sein.
Haben Sie einen Mentor oder einen Reiter, zu dem Sie aufsehen? Und welchen Rat hat der- oder diejenige Ihnen für dieses Wochenende gegeben?
Ich würde sagen, den größten Einfluss auf meine Karriere hatte mein Vater. Mein Zuhause war den größten Teil meiner Laufbahn über meine Basis und mein Vater ist schon mein Leben lang mein Trainer. Er hat mir alle Grundlagen beigebracht und mich immer unglaublich unterstützt.
Abgesehen von meinem Vater sehe ich auch zu Marcus Ehning auf. Er war schon immer mein Vorbild und ich halte ihn für einen großartigen Reiter. Ich habe eine Woche bei ihm verbringen dürfen und so viel von ihm gelernt, selbst in einer so kurzen Zeit. Früher habe ich auch bei Jos Lansink trainiert.
Das The Dutch Masters ist das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Initiative. Welchen besonderen Beitrag hat diese Serie Ihrer Meinung nach für den Sport geleistet?
Für mich sind die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping die besten Turniere der Welt. Nehmen wir das The Dutch Masters oder den CHI Genf – das ist die Crème de la Crème des Sports. Ich war letztes Jahr zum ersten Mail beim CHI Genf. Zwar nicht als Teilnehmer, aber dieser Veranstaltungsort ist einfach unbeschreiblich. Ich glaube, diese Veranstaltungen stehen eine Stufe über allen anderen. Die Majors sind das ultimative Ziel und jeder Reiter träumt davon, sie zu gewinnen.
INTERVIEW MIT MAIKEL VAN DER VLEUTENS PFERDEPFLEGERIN, ALIN SEIDLER
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns erläutern, was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Alin und arbeite jetzt seit fast einem Jahr für Maikel van der Vleuten. Ich habe meine Laufbahn vor zehn Jahren beim Holsteiner Verband in Deutschland begonnen.
Wie sind Sie dazu gekommen, eine berufliche Laufbahn im Bereich des Pferdesports einzuschlagen?
Als Kind habe ich angefangen, zusammen mit meinem Vater zu reiten – das war unsere Vater-Tochter-Zeit. Ich hatte damals ein Pferd, mit dem ich Turniere geritten bin, aber in Deutschland gibt es so viele gute Reiter und ich dachte nicht, dass ich das Zeug dazu hätte, es in diesem Sport bis an die Spitze zu schaffen. Ich habe mir in dieser Hinsicht nichts vorgemacht, sondern mir überlegt, wie ich trotzdem mit Pferden um die Welt reisen könnte. Und so wurde mir klar, dass ich als Pflegerin genau das tun könnte. So könnte ich weiter mit Pferden zusammen sein, reiten und die Welt sehen – es war die perfekte Lösung.
Was macht das The Dutch Masters für Sie so besonders?
Die Atmosphäre hier ist einfach unfassbar. Dieses Gefühl in der Hauptarena ist der Wahnsinn – das Publikum unterstützt einen dermaßen.
Außerdem ist es eine der schönsten Veranstaltungen. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Das Essen ist toll und alles ist so nah, dass wir nicht weit laufen müssen. Die Pferde haben hier fantastische Stallungen und sind glücklich. Und solange sie das sind, sind wir es auch.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie dabeihaben?
Beauville Z N.O.P. ist mit uns hier. Ich bezeichne ihn als den „Hauptdarsteller“. Er hat seine ganz eigene Persönlichkeit, er ist einfach einzigartig und ein Pferd, wie man es nur einmal im Leben hat. Dann haben wir noch eine 12-jährige Stute, Elwikke, und Kentucky TMS Z, unseren Nachwuchshengst dabei. Er ist sehr gut, braucht aber noch Zeit, um sich noch ein bisschen weiterzuentwickeln.
Als Turnierpflegerin reist man durch die ganze Welt. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Pferde zufrieden und bereit für den Wettkampf sind?
Ich versuche, die normale Routine beizubehalten, ganz egal, wohin wir reisen. Wir achten darauf, dass die Pferde nie in Stress geraten. Wir lassen uns Zeit und wenn wir mal drei Stunden zu spät kommen, dann ist das eben so – für uns stehen die Pferde immer an erster Stelle. Ich sorge dafür, dass sie es gemütlich haben. Wenn ein Pferd mehr Platz braucht, dann geben wir ihm den, oder wenn sich eins neben einem Wallach wohlerfühlt, dann stellen wir sie eben so nebeneinander. Man muss seine Pferde kennen und wissen, wie man gewährleisten kann, dass sie rundum zufrieden sind.
Welche Eigenschaften besitzt Maikel, die ihn zu einem so erfolgreichen Reiter machen?
Er ist ein echter Pferdemensch. Er versteht die Pferde, wenn er sie reitet. Er weiß, ob sie sich wohlfühlen oder ob sie irgendetwas sie stört. Wir besprechen jedes Problem und überlegen uns dann einen Plan, wie wir es beheben können. Das kann simpel sein, wie zum Beispiel einfach das Futter umzustellen, oder wir reden mit dem Tierarzt oder Physiotherapeuten. Es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam einen Plan überlegen und sicherstellen, dass wir das Problem auf bestmögliche Weise lösen.
Können Sie uns etwas über das weitere Team erzählen?
Wir haben zu Hause ein fantastisches Team. Ohne diese Menschen wären wir nicht dort, wo wir sind. Unser ganzer Erfolg beginnt zu Hause. Die Reisen und die Turniere fallen in meine Verantwortung, aber wenn die Pferde zu Hause glücklich sind, können wir auch dafür sorgen, dass sie auf einem Turnier glücklich sind. Das Team zu Hause sorgt dafür, dass die Pferde gesund bleiben und reitet sie, wenn wir nicht dort sind. Diese Menschen sind unglaublich wichtig.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie wichtig ist diese Initiative für den Sport?
Ich bin bislang bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping außer beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier schon dabei gewesen. Ich finde, dass die Initiative enorm bedeutsam für den Sport war und noch ist. Dank ihr treten die besten Reiter der Welt gegeneinander an und haben immer ihre besten Pferde dabei. Dieses Kaliber findet man bei Wettkämpfen normalerweise nicht. Das macht es meiner Meinung nach so großartig für die Fans, weil sie die Elite des Sports erleben können.
Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken, welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Ich würde ihr sagen, dass sie alles ganz genauso machen soll. Ich würde ihr sagen: Tu das, was du liebst und sorge dafür, dass deine Träume wahr werden.
Der Freitag war in der diesjährigen Ausgabe des The Dutch Masters der erste Tag der internationalen Springreitprüfungen und den Höhepunkt des Tages bildete der VDL Groep Preis. Im hellen Scheinwerferlicht der Brabanthallen versammelten sich die besten Pferd- und Reiterpaare der Welt, um es mit dem sehr technischen 1,55-m-Parcours von Louis Konickx aufzunehmen.
So war es sehr passend, dass gleich der erste der 42 Reiter, der die Arena betrat, niemand Geringeres als die schon lange amtierende Nummer 1 der Weltrangliste war, Henrik von Eckermann mit seinem sensationellen Wallach King Edward. Das amtierende FEI-Weltmeister-Duo konnte jedoch nicht ganz das gewünschte Ergebnis erzielen und musste vier Fehlerpunkte hinnehmen.
- Dem Rolex-Markenbotschafter und dritten Starter, Bertram Allen, gelang als erstem Reiter eine fehlerfreie Runde, womit er die Richtzeit für die nachfolgenden Paare vorgab. Es dauerte nicht lange, bis es ihm zur großen Freude des Heimpublikums der niederländische Reiter Frank Schuttert nachtat und damit sicherstellte, dass es ein Stechen geben würde. Das hochkarätige Starterfeld lieferte noch weitere fehlerfreie Durchläufe, darunter von den FEI-Europameistern Steve Guerdat und Dynamix de Belheme sowie von Rolex-Markenbotschafterkollege Daniel Deußer – dreimaligem Gewinner des hiesigen Rolex Grand Prix –, der sich mit einer stilvollen fehlerfreien Runde wieder einmal als wahrer Experte in der Hauptarena dieser prestigeträchtigen Veranstaltung erwies.
Insgesamt elf Reiter schafften es ins Stechen, wie der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Richard Vogel, sowie die beiden Reiter der Rolex Young Rider Academy, Robert Murphy und Lars Kersten.
Nach einer kurzen Pause betraten die Reiter die Arena in umgekehrter Reihenfolge entsprechend ihrer Zeit aus der ersten Runde, wobei der Starter mit der schnellsten fehlerfreien Runde den Vorteil genoss, als letzter in den Parcours zu gehen. Als erster Starter legte Deußer mit einem fehlerfreien Durchgang in einer Zeit von 44,73 Sekunden das Tempo vor, aber das Glück war dem Deutschen nicht hold, denn Guerdat brauchte für seine geschmeidige, wendige Runde 2,08 Sekunden weniger. Nur ein Pferd später erwachte das Publikum richtig zum Leben, als Maikel van der Vleuten die Zeit des Schweizers um 0,61 Sekunden unterbot. Keiner der noch übrigen Reiter konnte es mit der Präzision, dem Geschick und der Genauigkeit van der Vleutens aufnehmen, sodass der Niederländer den VDL Groep Preis 2024 mit nach Hause nehmen durfte.
Zu seinem Sieg äußerte sich van der Vleuten wie folgt: „Mein Pferd [Beauville Z N.O.P.] war heute einfach unglaublich. Es war sein erstes Turnier seit zweieinhalb Monaten und ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Er ist im Stechen deutlich besser gesprungen, sodass ich richtig vorwärtsreiten und Steves [Guerdat] Zeit unterbieten konnte. Wir werden sehen, wie er sich in den nächsten Tagen fühlt, aber es ist vorgesehen, dass ich am Sonntag mit ihm beim Rolex Grand Prix antrete.“
Der Heimfavorit fügte noch hinzu: „Die besten Reiter der Welt sind nicht nur hier, um dabei zu sein, sondern um zu gewinnen. Für mich als Niederländer ist diese Veranstaltung etwas ganz Besonderes und das Publikum ist einfach fantastisch. Es hat mich heute Abend unglaublich unterstützt und deshalb ist es wirklich unbeschreiblich, vor den Augen dieser Menschen zu gewinnen.“
Was macht das The Dutch Masters für Sie so besonders?
Es ist ein fantastisches Turnier und ich habe viele schöne Erinnerungen daran. Als ich am Dienstag hier angekommen bin, um mit meinem Team die Hindernisse aufzubauen, waren wir begeistert – die Arena ist so schön und das Shopping-Village ist toll. Meiner Meinung nach ist dieses Turnier wirklich einzigartig. Für Parcoursdesigner gibt es hier kaum Grenzen, daher können wir sehr kreativ sein. Jeder Veranstaltungsort hat ein Shopping-Village oder einen anderen netten Bereich, aber die Atmosphäre und die Energie hier sind einfach besonders.
Können Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag erzählen?
Wenn ich damit beginne, den Parcours für das The Dutch Masters zu gestalten, lasse ich jedes Jahr die Erinnerungen an die Vorjahre Revue passieren. Vor etwa einer Woche haben wir den geplanten Parcours mit den korrekten Abmessungen der Arena zu Papier gebracht. Wir hatten einen wunderschönen Parcours, aber wir haben schnell festgestellt, dass etwas nicht stimmte: Alle Kombinationen waren auf der rechten Seite der Arena und wir konnten das aus irgendeinem Grund nicht ändern, ohne den Parcours zu ruinieren. Wir haben jedoch schnell eine Lösung gefunden und ich denke, dass dies ein ganz besonderer Parcours ist. Er beinhaltet eine Kehrtwende, was man meines Wissens nach nicht in vielen Arenen sieht. Die Reiter überspringen eine zweifache Kombination und absolvieren dann eine enge Kurve, um so zu einer weiteren Kombination zu gelangen. Quintin [Maertens], der wesentlich genauer misst als ich, wollte prüfen, ob diese Kurve überhaupt machbar ist. Daher sind wir am Donnerstag in die Hauptarena gegangen und haben ausprobierten, ob es funktioniert. Ich war sehr erleichtert, als ich festgestellt habe, dass es geht.
Der erste Umlauf hat 14 Hindernisse, was ziemlich viel ist, aber es sind genauso viele wie beim CHI Genf. Es gibt zwei zweifache und eine dreifache Kombination. Die Bedingungen hier sind so unglaublich, die Pferde springen so gut, dass es nicht einfach ist, den perfekten Parcours zu gestalten. Derzeit haben wir haben noch zwei Varianten für das Stechen und müssen uns noch entscheiden, welche wir verwenden werden.
Ich denke, es ist für die Reiter eine große Ehre, hier zu sein, und sie werden begeistert sein, ihre Pferde auf die Probe zu stellen, um herauszufinden, ob sie die Besten der Besten sind.
Wie wichtig ist Ihr Team für die erfolgreiche Gestaltung eines Parcours?
Zu Beginn meiner Karriere habe ich meine eigenen Pläne gemacht und war unabhängiger. Aber heute ist mir mein Team sehr wichtig. Ich finde, ich habe das beste Team.
Quintin [Maertens] ist so intelligent und ein Mann mit vielen Talenten. Wenn ich eine verrückte Idee habe, sorgt er dafür, dass sie funktioniert. Dann ist da Gérard Lachat, mit dem ich hier und beim CHI Genf arbeite – er ist unser Gegengewicht und hervorragend darin, die perfekten Abstände festzulege. Paul Rooijmans ist der Organisator des Teams. Jeder hat seine Rolle und ohne diese Menschen würde das nicht funktionieren.
Außerdem haben wir 40 Freiwillige aus einem Verein einer örtlichen Reitschule. Sie helfen uns schon seit mehr als 15 Jahren und sind super. Wir haben einige sehr gute Fahrer, die die Hindernisse transportieren und uns dabei helfen, den Parcours bestmöglich zu präsentieren.
Auf welchen Parcours sind Sie besonders stolz?
Ich würde sagen, der Parcours, auf den ich am meisten stolz bin, ist der aus dem Jahr 2021 während der Coronapandemie. Da keine Fans zugelassen waren, war die Arena vier Meter breiter als üblich. So konnten wir Dinge tun, die vorher nicht möglich waren. Wir haben die Hindernisse in einer fantastischen S-Kurve in der Mitte der Arena platziert. Das Stechen in jenem Jahr war ebenfalls großartig. Marcus Ehning sagte mir, er habe noch nie ein solches Stechen gesehen. Erst vor zwei Monaten kamen ein paar Reiter zu mir, um über diesen Parcours zu sprechen.
Es ist interessant: Jede Nation hat andere Vorstellungen davon was „guten Sport“ ausmacht. In Holland beispielsweise mögen Sie den modernen Sport und die Art, wie Leute wie Harrie Smolders reiten. Außerdem mögen sie keine Verlierer. Letztes Jahr nahmen zum Beispiel 16 Pferde am Stechen teil. Ich dachte, das seien zu viele, aber sie liebten es. In Calgary dagegen sind sie der Meinung, die erste Runde sollte hart und spannend sein, und der CHI Geneva liegt irgendwo dazwischen.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Parcoursdesigner anstrebt?
Es gibt ja zwei Bereiche: Parcourschef und Parcoursdesigner. Parcourschef ist ein verpflichtender Schritt auf dem Weg zum Parcoursdesigner. Als Parcourschef muss man lernen, einen Parcours effizient zu gestalten, und auf jeder Ebene arbeiten. Als Parcoursdesigner dagegen kann man bei Turnieren wie dem The Dutch Masters arbeiten. Ich denke, es ist wichtig für junge Parcoursdesigner, diese Art von Veranstaltungen zu besuchen, um sich inspirieren und motivieren zu lassen. Als Parcoursdesigner muss man kreativ sein. Man muss die Linienführung und die Dekoration bedenken, aber auch ein Gefühl dafür haben und die Reiter und die Pferde verstehen. Ich denke, alle großartigen Parcoursdesigner sind sehr intelligent. Man muss auch darauf achten, nicht bei jedem Turnier den Parcours zu gestalten. Es ist wichtig, sich Veranstaltungsorte auszusuchen.
In einem Buch las ich das folgende Zitat: „Lerne die Regeln wie ein Profi, damit du sie wie ein Künstler brechen kannst.“ Ich denke, das trifft auch auf das Parcoursdesign zu. Man muss unabhängig sein und auf seine Weise arbeiten. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln und eine Leidenschaft.
Den Rolex Grand Slam of Show Jumping gibt es seit 2013 und das The Dutch Masters wird das letzte Major zur Feier des zehnjährigen Bestehens sein. Haben Sie ein persönliches Highlight des Rolex Grand Slam?
Ich finde, letztes Jahr war besonders. Das Stechen hat ein unglaubliches Gefühl in mir ausgelöst. Im Jahr 2021 war die Veranstaltung ebenfalls großartig, nur war leider niemand da, um sie zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, warte ich noch auf meinen tollsten Moment. Dieser wird kommen, wenn ein niederländischer Reiter ein Rolex Grand Slam of Show Jumping Major gewinnt!
Wie liefen die Planungen für das diesjährige The Dutch Masters?
Es ist alles sehr gut gelaufen. Wir konnten dieses Jahr etwas früher mit dem Aufbau beginnen – mit der Hauptarena haben wir vor etwa vier Wochen angefangen. Wir haben schon gutes Feedback zur Arena bekommen und freuen uns sehr auf die Veranstaltung 2024. Auch die Ticketverkäufe sind sehr gut gelaufen. Wir sind ab heute Abend [Freitag] das ganze Wochenende ausverkauft. Wir freuen uns sehr, unsere Fans willkommen zu heißen.
2024 ist ein wichtiges Jahr für The Dutch Masters. Es ist nicht nur das letzte Major zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Rolex Grand Slam of Show Jumping, sondern 2024 Rolex ist zugleich seit zehn Jahren der Hauptsponsor des Turniers.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping war entscheidend für die Entwicklung des The Dutch Masters. Meiner Meinung nach bieten wir bereits seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1967 eine großartige Show. Doch seit wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, hat sich einiges verändert. Jetzt können wir uns wirklich auf die Qualität des Events konzentrieren. Wir konnten die Hauptarena und das Shopping-Village weiterentwickeln und somit die Qualität des Turniers verbessern. Hier treten jetzt die Besten der Besten an – in der Regel nehmen 20 der 30 besten Reiter an den Wettbewerben teil, was einfach großartig ist. Diese Verbesserungen verdanken wir dem Rolex Grand Slam of Show Jumping, der das Ganze auf ein neues Niveau gehoben hat.
Alle vier Majors arbeiten zusammen. Wir geben uns gegenseitig Tipps und äußern Lob, üben aber auch konstruktive Kritik, damit wir alle weltweit die Besten sein können. Wir versuchen, uns zu inspirieren und sind sehr offen miteinander. Wir teilen Ideen und neue Initiativen. So wird jedes Major noch besser.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was möchten Sie und das The Dutch Masters in den nächsten zehn Jahren erreichen?
Unser generelles Ziel ist, jedes Jahr besser zu werden. Wir möchten uns darauf konzentrieren, ein attraktives Event für alle zu werden – für Familien, Kinder, Sponsoren, Reiter, Pferdepfleger und die Medien. Und wir wollen nicht nur für wohlhabende Fans, sondern für jeden zugänglich sein. Die Tickets für die Arena 2 und das Shopping-Village sind günstiger und auch sehr beliebt.
Für die Zukunft möchten wir erreichen, dass alle Veranstaltungen des Turniers ausverkauft sind. Wir planen, unser Programm am ersten Tag neu zu gestalten, um das zu erreichen. Darauf werden wir uns in der Zukunft konzentrieren.
Sie organisieren auch ein ATP- und WTA-Tennisturnier. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen den beiden Sportarten und was können sie möglicherweise voneinander lernen?
Das Organisieren von Sportveranstaltungen läuft immer ähnlich, denn man hat es mit Sportlern zu tun – obwohl es natürlich Unterschiede zwischen Reitern und Tennisspielern gibt. Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass Tennisspieler mit einem ganzen Team an einem Turnier teilnehmen, das sich um sie kümmert, während sich hier beim The Dutch Masters das ganze Team um das Pferd kümmert.
Aber im Kern ist es das Gleiche: Man tut sein Bestes, sich um sie zu kümmern, damit sie sich wohlfühlen und Höchstleistungen erbringen. Als Organisatoren versuchen wir, das bestmögliche Umfeld zu schaffen, damit die Athleten erfolgreich sein können. Beim The Dutch Masters ist das natürlich etwas komplizierter in Bezug auf die Anreise mit den Pferdetransportern, den Pferden und den Stallungen.
Auch im Umgang mit den Medien, Sponsoren und Fans gibt es Ähnlichkeiten. Wir haben aus der Organisation jeder Veranstaltung viel gelernt. Wir haben im Pferdesport Dinge beobachtet, die wir interessant finden und von denen wir glauben, dass sie im Tennis gut funktionieren könnten und umgekehrt. Eine Sache, die wir aus der Organisation von Tennisturnieren gelernt haben, ist, dass die Pferde außerhalb der Arenen beim The Dutch Masters zu wenig sichtbar waren. Daher war dies eines der ersten Dinge, die wir geändert haben. Bei einem Tennisturnier sieht man die Spieler überall, denn es gibt verschiedene Trainingsplätze, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Das Pferd ist ein wesentlicher Bestandteil des The Dutch Masters, daher möchten wir sicherstellen, dass man überall auf dem Veranstaltungsgelände Pferde sehen kann.
Was sind Ihrer Meinung nach dieses Jahr die sportlichen und sonstigen Highlights des Turniers?
Ich finde, das Shopping-Village ist fantastisch, denn es bietet für jeden etwas. Daher haben wir dafür gesorgt, dass es in den Tickets für die Arena 2 inbegriffen ist. Dort gibt es alles – von einer 40-Meter-Jacht über Rolex-Uhren und Autos von Audi bis zur Reitsportausrüstung. Die Geschäfte sind sehr vielfältig, wodurch das Angebot interessant bleibt. Die Atmosphäre des Turniers ist unbeschreiblich. Wir haben versucht, eine Energie zu schaffen, die alle spüren können – die Reiter, die Pferdepfleger und die Fans. Ich finde, das ist definitiv eines der Highlights.
Das sportliche Highlight ist natürlich der Rolex Grand Prix am Sonntag. Er ist immer großartig und sämtliche Plätze sind ausverkauft. Die Zuschauer sind dann immmer ganz still und fühlen die Atmosphäre. Sie verstehen, wie wichtig und prestigeträchtig diese Prüfung ist. Die besten Reiter der Welt konkurrieren hier um den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Das Niveau am Sonntag ist wirklich beeindruckend, insbesondere wenn man es mit dem von vor zehn Jahren vergleicht.
Wer wird Ihrer Meinung nach den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?
Wir sind in den Niederlanden und Harrie Smolders ist einer der besten Reiter der Welt. Er hat noch nie ein Major des Rolex Grand Slams gewonnen und es wäre toll für ihn, das beim The Dutch Masters zum ersten Mal zu schaffen. Auf der anderen Seite haben wir Richard Vogel, den Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Es wäre großartig, wenn er ihn hier gewinnen würde – wie schon McLain Ward im vergangenen Jahr, der ebenfalls zweimal hintereinander siegen konnte.
Können Sie uns etwas mehr über die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping erzählen, die am Samstag stattfinden?
Am Samstagabend gibt es vor dem Audi Preis eine Zeremonie zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wir zeigen ein Video der Highlights, das von einem Team von Spruce Meadows gedreht wurde. Alle Gewinner eines Majors, die vor Ort sind, ziehen zu Live-Musik in die Arena ein. Danach folgt ein kurzes Interview mit dem bisher einzigen Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping, Scott Brash.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an diese zehn Jahre RGS?
Unser schönster Moment war 2018, als The Dutch Masters Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping wurde. Wir sind so unglaublich stolz darauf. Es gibt unzählige großartige Turniere auf der ganzen Welt, die alle als viertes Major ausgewählt werden wollten. Als wir als letztes Turnier hinzugekommen sind, war das einfach unglaublich.
ROLEX GRAND SLAM OF SHOW JUMPING 2024 – VORSCHAU AUF DIE SAISON
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping, oft als ultimative Herausforderung des Pferdesports bezeichnet, wird auch in diesem Jahr erneut das Hauptaugenmerk eines jeden Springreiters sein. Wie auch bei den Majors in Sportarten wie Tennis und Golf, gelten die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping als prestigeträchtigste Prüfungen der Welt, die Pferd und Reiter ein Höchstmaß an Geschick abverlangen. Nicht umsonst zieht der Rolex Grand Slam of Show Jumping immer wieder die weltbesten Pferd- und Reiterpaare an und sorgt so für einen Wettbewerb auf absolutem Spitzenniveau.
Das erste Major des Jahres, das viertägige The Dutch Masters, findet vom 7. bis zum 10. März statt. Die Veranstaltung, die erstmals 1967 ausgetragen wurde, wird das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Rahmen der Feierlichkeiten zum 10-jährigen Jubiläum der Initiative sein, die beim CHIO Aachen 2023 begonnen haben. Nach seinem Sieg beim CHI Genf im Dezember wird der junge deutsche Reiter Richard Vogel als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping sein Debüt in der Hauptarena der atemberaubenden Brabanthallen geben – in der Hoffnung, seine Jagd auf den Titel fortzusetzen und zum zweiten Reiter in der Geschichte zu werden, der jemals den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat.
Der CHIO Aachen wird oft mit dem Tennisturnier in Wimbledon verglichen und bietet die perfekte Bühne für die anspruchvollsten Prüfungen dieses Sports. Die Veranstaltung, die auch Weltfest des Pferdesports genannt wird, richtet fünf internationale Reitsportdisziplinen aus und der Höhepunkt der ereignisreichen 10 Tage wird der Rolex Grand Prix am Sonntag, dem 7. Juli, sein. Auf dem heiligen Rasen der Aachener Soers und vor den Augen von 40.000 leidenschaftlichen Reitsportfans auf den Tribünen werden 40 der weltbesten Pferd- und Reiterpaare in zwei Umläufen und einem Stechen darum kämpfen, ihren Namen auf der legendären Siegertafel zu verewigen.
Anschließend zieht der Rolex Grand Slam of Show Jumping weiter über den Atlantik zu dem oftmals als führendem Veranstaltungsort Nordamerikas bezeichneten Spruce Meadows. Das CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier (4. bis 8. September) richtet einen der größten Grand Prix der Welt aus, den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, für den der Parcoursdesigner Leopoldo Palacios wie immer den ultimativen Test für Mut, Präzision und Sprungkraft entwerfen wird. Letztes Jahr holte sich Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs aus der Schweiz mit seinem talentierten Leone Jei hier einen spektakulären Sieg.
Der CHI Genf bildet schließlich den Abschluss des Kalenderjahrs des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Vom 11. bis zum 15. Dezember wird sich ein herausragendes Aufgebot von Weltklasse-Reitern im wunderschönen Genf versammeln. Die Veranstaltung findet im imposanten Palexpo statt und gilt weithin als bestes Hallenarena-Turnier des Springreitsports. Im Rahmen eines randvollen Sportprogramms bildet der Rolex Grand Prix den perfekten Abschluss für ein weiteres sensationelles Jahr des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns Ihre Arbeit erläutern?
Ich heiße Josefine und arbeite seit acht Jahren für Jessica Springsteen. Anfangs habe ich auf ihrem Hof zu Hause gearbeitet und bin auch ein bisschen geritten, aber in den letzten sechs Jahren bin ich als Turnierpflegerin mit ihr und ihren Pferden um die Welt gereist.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Ich habe mit dem Reiten angefangen als ich etwa fünf oder sechs war und mich sofort in die Pferde verliebt. Als ich dann etwas älter war, hatte ich ein tolles Nachwuchspferd, mit dem ich in Schweden Turniere geritten bin. Die Besitzerin des Stalles, in dem mein Pferd stand, ist regelmäßig bei den National Young Horse Championships, den Landesmeisterschaften für Nachwuchspferde, angetreten und ich bin immer mit ihr gefahren, um die Pferde zu versorgen. Mir ist schnell klar geworden, dass mir diese Arbeit Spaß macht und sie hat mich auch immer sehr unterstützt. Sie hat immer gesagt, dass ich sehr gut darin wäre und ich konnte mir all‘ die wichtigen kleinen Details merken.
Dann habe ich mal eine Freundin von mir besucht, die zu der Zeit in der Schweiz mit Pferden gearbeitet hat. Schon nach knapp zwei Tagen wusste ich, dass das auch genau die richtige Arbeit für mich war. Also habe ich sie gefragt, ob sie jemanden kennen würde, der Hilfe in seinem Stall brauchte. So habe ich eine Stelle bei Romain Duguet bekommen. Ich hatte zwar noch mein eigenes Pferd, aber das habe ich verleasen können. Dann habe ich meine Sachen gepackt und bin auf Dauer in die Schweiz gezogen. Diese Stelle hatte ich etwa ein Jahr lang, bevor ich wieder zurück nach Schweden gezogen bin. Mir war klar, dass ich auf jeden Fall Turnierpflegerin werden wollte, und zwar in Europa, aber ohne Führerschein für Pferdetransporter war ich etwas eingeschränkt. Aber noch bevor ich meine erste LKW-Fahrstunde absolvieren konnte, bekam ich einen Job bei Jessica. Das ist jetzt schon über acht Jahre her.
Wenn Sie noch einmal zu den Anfängen Ihrer Karriere zurückkehren könnten, welchen Rat würden Sie sich selbst geben?
Ich würde mir raten, auf diejenigen zu hören, die mehr Erfahrung haben. Was ich an diesem Beruf so liebe ist, dass man ständig Neues lernt. Und zwar aus zwei Gründen: weil sich der Sport ständig weiterentwickelt und weil jeder einzelne Reiter seine ganz eigenen Systeme und Techniken hat. Auch wenn ich finde, würde ich sagen, dass ich mehr Fragen stellen sollte – denn so lernt man dazu.
Sie müssen für Wettkämpfe oft lange Flüge über den Atlantik machen. Wie stellen Sie sicher, dass die Pferde nach der Reise noch fit für ein Turnier sind? Haben Sie einen besonderen Rat für ihr Wohlergehen?
Das A und O ist, sein Pferd zu kennen und zu verstehen. So fallen einem schnell erste kleine Anzeichen auf, dass vielleicht etwas nicht stimmt. Je früher man ein Problem bemerkt, desto besser kann man dem Pferd helfen und ihm geben, was es braucht. Bei den Meisterschaftspferden ist das oft einfacher, weil man so viel Zeit mit ihnen verbringt und ihre Gewohnheiten so gut kennt. So bemerkt man selbst kleinste Veränderungen in ihrem Verhalten und kann etwas dagegen tun, bevor sie zu einem Problem werden.
Haben Sie irgendeinen Aberglauben oder eine bestimmte Routine, die sie bei einem wichtigen Wettkampf befolgen?
Ich glaube, jeder hat so seine kleinen Rituale, wenn es um die wichtigen Prüfungen geht. Ich sage meiner Reiterin immer, dass sie Spaß haben soll und gebe dem Pferd einen liebevollen Klaps. Natürlich mache ich das bei den höheren Prüfungen ganz leise, um meine Reiterin nicht in ihrer Konzentration zu stören, aber ich mache es immer.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, um die Sie sich kümmern? Welche Eigenschaften haben sie?
Unser ganz besonderes Pferd ist Don Juan van de Donkhoeve, mit dem Jessica bei den Olympischen Spielen angetreten ist. Ich habe eine unglaublich starke Beziehung zu ihm. Man verbringt so viel Zeit mit seinen Meisterschaftspferden, dass man sie auf ganz andere Art und Weise kennenlernt. Ich glaube, als Pfleger sagt man sich immer, dass man eine ganz besondere Beziehung zu seinem Pferd hat, aber ich weiß einfach, dass es bei uns so ist. Wenn ich zum Beispiel den Stall betrete, wiehert er mich an. Das macht er bei anderen nicht. Er ist mir sehr wichtig und ich werde sehr emotional, wenn es um ihn geht. Er ist ein Hengst, aber der netteste Hengst, mit dem ich je zu tun hatte.
Ich filme immer alle Turniere, selbst wenn es einen Livestream gibt oder man die Videos kaufen kann. Das ist wohl auch so ein Aberglaube von mir. Wenn jemand anders filmt, weiß ich nicht, was ich mit meinen Händen anfangen soll. Ich muss einfach ein Handy in der Hand haben. Wenn ich Don [Juan van de Donkhoeve] filme, murmele ich immer vor mich hin: „Du kannst das!“.
Hungry Heart ist ein anderes unserer Spitzenpferde. Er tritt in den 5-Sterne-Turnieren an. Er ist 12 und hat den ausgeprägtesten Charakter von allen Pferden im Stall. Er ist wie ein Hund. Man kann richtig mit ihm spielen. Ich mache immer Witze darüber, dass ich ihm sogar „Sitz!“ beibringen könnte, wenn ich wollte. Er ist ein sehr lustiges Pferd. Wir haben noch ein paar andere sehr vielversprechende jüngere Pferde und ich glaube, für die Zukunft sind wir gut aufgestellt.
Wie stellen Sie sicher, dass die Pferde zu den wichtigen Terminen im Jahr in Bestform sind?
Wir versuchen, von einem bestimmten Turnier oder Ziel aus rückwärts zu arbeiten, um sicherzustellen, dass wir den bestmöglichen Zeitplan für das jeweilige Pferd erstellen können. Wenn wir wissen, dass ein Pferd in der zweiten Wettkampfwoche besser springt, planen wir, dass es zwei Wochen hintereinander antritt.
Als Pflegerin versuche ich, den Tagesablauf der Pferde möglichst genauso zu gestalten wie zu Hause, weil ich glaube, dass sich ein Pferd dann wohler fühlt. Bei den größeren Turnieren setzen wir natürlich verstärkt Hilfsmittel wie Massagedecken ein, aber ich versuche, alles so simpel wie möglich zu halten und sie einfach nur Pferd sein zu lassen.
Jessica hat im Rolex Grand Prix beim CHI Genf unglaublich gut abgeschnitten. Wie hat sich das für Sie als Team angefühlt?
Der CHI Genf ist eine ganz besondere Veranstaltung. Er ist mein Lieblings-Hallenturnier und ich würde behaupten, auch Jessicas. Wahrscheinlich würden die meisten in unserer Branche dasselbe sagen. Bei einem so berühmten und angesehenen Grand Prix so gut abzuschneiden, war ein Traum, auf den wir lange hingearbeitet haben. Wir waren vor dem CHI Genf auf einigen anderen Turnieren und er [Don Juan van de Donkhoeve] war wirklich gut in Form. Ich glaube, wir haben uns selbst sehr unter Druck gesetzt, aber das Jahr 2023 und die Saison in Europa mit diesem Ergebnis abzuschließen, war einfach unglaublich. Als wir das letzte Mal beim CHI Genf waren, ist uns beim Rolex Grand Prix ein kleiner Fehler unterlaufen. Deswegen hat es sich dieses Jahr so angefühlt, als hätten wir das wiedergutgemacht.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport Ihrer Meinung nach beeinflusst?
Er hat einen unglaublich großen Einfluss auf den Sport. Er ist DAS Ziel, das jeder Reiter anstrebt. Natürlich ist es fantastisch, ein Major zu gewinnen und Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu werden, aber ich finde, es ist ein Riesenprivileg für die Reiter, überhaupt an diesen Turnieren teilzunehmen – immerhin sind es die prestigeträchtigsten Events der Welt. Bei einer Veranstaltung wie dem CHIO Aachen oder dem The Dutch Masters anzutreten oder überhaupt auch nur dort zu sein, ist etwas ganz Besonderes.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Majors wie der CHIO Aachen für den Sport?
Ich finde, sie erhöhen die Bekanntheit des Sports enorm. Es ist immer toll, Sport auf Spitzenniveau zu erleben, und genau das bieten die Majors. Sie bieten die Chance, mehr als eine normale Prüfung zu gewinnen, wie zum Beispiel den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Ich glaube, selbst jemand, der kein Reitsportfan ist, würde so einen Wettkampf spannend finden.
Vergangenes Jahr haben Sie Ihr eigenes Unternehmen Yeehaw ins Leben gerufen, um ein Netzwerk für Pfleger und Reiter zu erschaffen. Was hat Sie dazu inspiriert?
Es gab mehrere Aspekte, die mich zur Gründung des Unternehmens inspiriert haben. Ein Grund war, dass mich so viele Leute gefragt haben (und noch immer fragen), wie man gute Mitarbeiter und gute Jobs findet. Es gibt so viele gute Pfleger und Arbeitgeber, aber es ist schwierig, sie zusammenzubringen.
Ich wollte eine Plattform kreieren, auf der jeder die verfügbaren Angebote einsehen kann. Es ist nicht schwer, in diese Branche einzusteigen, weil es so viele Jobs gibt, aber es ist schwer, die richtige Stelle für sich zu finden. Wenn man nicht die richtigen Leute kannte, gab es bisher keine wirklich offizielle Stelle, an der man nach einem Job suchen konnte.
Ich wollte eine Möglichkeit für Pfleger und Reiter erschaffen, einander zu finden. Ein weiteres Ziel war es, zu versuchen, den Standard für Pfleger in unserer Branche anzuheben, um bessere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Ich glaube, wenn man eine gute Stelle als Pfleger hat, will man diese Arbeit bis an sein Lebensende ausüben. Aber wenn man bei seinem ersten Job nicht gut behandelt wird, kann das sehr schnell dazu führen, dass man das Interesse an dieser Arbeit verliert, auch wenn man sehr gut darin ist. Ich will einfach nur dafür sorgen, dass die Menschen die bestmöglichen Jobs bekommen, denn für mich ist das die beste Arbeit, die man überhaupt haben kann.
Wenn Sie einem angehenden Pfleger etwas mit auf den Weg geben könnten, was wäre das?
Ich würde ihm oder ihr denselben Rat geben wie meinem jüngeren Ich: auf die erfahreneren Pfleger zu hören und von ihnen zu lernen. Und dass man keine Angst haben soll. Viele Menschen sind zwar zufrieden mit ihrer Arbeit, aber nicht so glücklich, wie sie es sein könnten. Natürlich macht es einem Angst, etwas Neues zu probieren und eine große Veränderung in seinem Leben zuzulassen, aber es ist unheimlich wichtig, den richtigen Ort für sich zu finden. Außerdem muss man Pferde lieben. Als Pfleger hat man so lange Arbeitszeiten und muss so viel reisen, aber wenn man Pferde liebt, ist es der beste Job auf der Welt.
Die Brüder Joseph und Mark Stockdale sind beides aufstrebende Stars in ihrem jeweiligen Sport – Joseph im Springreiten und Mark im Golf.
Sie treten ein großes sportliches Erbe an, denn ihr verstorbener Vater, Tim Stockdale, vertrat Großbritannien bei den Olympischen Spielen 2008 im Springreiten.
Können Sie sich bitte beide kurz vorstellen und uns jeweils ein bisschen über Ihre bisherige Karriere erzählen?
[Joseph Stockdale]: Ich heiße Joseph Stockdale. Ich bin 24 Jahre alt, komme aus Northampton und bin internationaler Springreiter. 2022 habe ich zusammen mit dem britischen Team die Bronzemedaille bei der FEI-Weltmeisterschaft in Herning gewonnen und hoffe, in diesem Sommer an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen zu können.
[Mark Stockdale]: Ich bin Mark Stockdale. Ich bin 19 Jahre alt und komme auch aus Northampton. Zurzeit bin ich in der Golfmannschaft der Herren an der University of Central Arkansas sowie in der englischen Golfmannschaft der Herren. Ich möchte Profi-Golfspieler werden und stehe derzeit auf Platz 320 der Weltrangliste.
Was haben Sie aus Ihrer jeweiligen Sportart gelernt – worin bestehen Ähnlichkeiten und Unterschiede?
[Joseph Stockdale]: Ich glaube, die Ähnlichkeit besteht in dem hohen mentalen Anspruch. Mark ist auch schon geritten und ich spiele auch gern Golf. Vor allem auf Spitzenniveau ist es im Sport extrem schwierig. Mit den Pferden gibt es so viele Aufs und Abs – es ist eine richtige mentale Achterbahnfahrt. Aus meiner Perspektive als Golfamateur ist es ein Spiel, bei dem man gegen sich selbst kämpft. Beim Springreiten ist es beinahe ein Glück, dass wir auch von anderen Faktoren umgeben sind, zum Beispiel von Pferden. Golf ist ein sehr individuelles Spiel und man kann eigentlich nur sich selbst die Schuld geben, wenn etwas nicht klappt. Ich glaube daher, dass mentale Stärke eines der wichtigsten Dinge ist, die man von beiden Sportarten lernen kann.
[Mark Stockdale]: Dem würde ich zustimmen. Ich würde sagen, Geduld zu bewahren und auf die viele Arbeit zu vertrauen, die man hineingesteckt hat. Diese Dinge brauchen Zeit und man muss schon sehr zäh und belastbar sein, um an die Spitze zu gelangen. Die beiden Sportarten sind sehr verschieden und haben gleichzeitig viele Gemeinsamkeiten. Man muss sehr viel Geduld haben. Man wird nicht über Nacht die Nummer eins der Welt. Man muss Tag für Tag daran arbeiten.
[Joseph Stockdale]: Ich finde, im Grund geht es bei jedem Sport auf Spitzenniveau nicht unbedingt darum, was man tut oder was man erreicht, sondern um die mentale Seite des Ganzen und die Einstellung, mit der man an seine Performance herangeht. Ich finde, in der Hinsicht kann man die beiden Sportarten miteinander vergleichen, auch wenn sie völlig verschiedenen sind.
Lässt sich Ihrer Meinung nach die Beziehung zwischen einem Caddy und einem Golfer mit der zwischen einem Pfleger und einem Reiter vergleichen?
[Mark Stockdale]: Ich finde, da gibt es auf jeden Fall Parallelen. Es muss ein Vertrauensverhältnis bestehen. Joe muss bei Charlotte [seiner Turnierpflegerin] darauf vertrauen können, dass die Pferde so gut wie nur möglich auf ein Turnier vorbereitet und in Bestform sind. Genauso muss ich bei meinem Caddy darauf vertrauen können, dass wir beide mit derselben Einstellung und demselben Ziel auf den Platz gehen. Wenn wir über bestimmte Aspekte einer Runde sprechen, müssen wir auf derselben Wellenlänge sein. Wir können uns nicht herumstreiten. Aber wenn Joe in die Arena einreitet oder ich den Abschlag mache, sind der Pfleger oder Caddy letztendlich nicht mehr Teil der Gleichung. Sie haben ihren Teil erledigt und es liegt an uns selbst, in diesem Augenblick Leistung zu erbringen.
[Joseph Stockdale]: Ich finde, die beiden Sportarten haben eine große Gemeinsamkeit. Wie Mark schon gesagt hat, ist Vertrauen das A und O. Es nimmt einem so eine große Last von den Schultern, wenn man weiß, dass jemand hinter einem steht, dem man vertrauen kann, dass er einen dahin bringt, wo man hinwill. Es ist so wichtig, jemanden zu haben, mit dem man sich austauschen kann. Wenn Mark zum Beispiel seinen Caddy fragt: „Wie findest du diesen Schlag?“, und der Caddy dazu „Tolle Idee“ sagt, verleiht einem das einen Hauch mehr Selbstvertrauen. Bei mir ist es das Gleiche, wenn ich beim Warm-up mit Charlotte zusammen bin und sie frage: „Wie war der letzte Sprung?“, und sie sagt, dass der Sprung perfekt war. Auch wenn es eine rein mentale Sache für uns ist, verleiht es uns ein zusätzliches Selbstvertrauen in unsere Herangehensweise und in das, was wir tun. Es stärkt einen mental und gibt einem Rückendeckung, bevor man in den Parcours einreitet oder einen Schlag ausführt.
Können Sie uns etwas über Ihr Team erzählen? Wie wichtig ist es für Ihren Erfolgt?
[Joseph Stockdale]: Ich habe ein großartiges Team. Zu meinem Team zählen sehr viele Menschen. Nicht nur diejenigen, die täglich auf dem Hof arbeiten, sondern auch die Tierärzte, Hufschmiede, Physiotherapeuten und noch viele mehr. Wenn man sich vor Augen führt, wie breitgefächert mein Team ist, gibt es ziemlich viele Menschen, die das alles ermöglichen. Ich habe in letzter Zeit jede Menge Bücher über Sportpsychologie gelesen und über Radfahrer, die von einer 1-prozentigen Verbesserung sprechen. Ein Team kann einen so sehr pushen – wenn man sich in jedem Bereich um 1 Prozent verbessert, kann das insgesamt einen gewaltigen Unterschied machen. Genau darauf zielen wir ab – dass sich jeder darum bemüht, um dieses eine Prozent besser zu werden. Ich muss sagen, dass das Team und die Menschen um mich herum einfach unglaublich sind. Sie geben bei ihrer Arbeit jeden Tag 110 Prozent und dafür kann ich ihnen gar nicht genug danken. Ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich bin.
[Mark Stockdale]: Ich würde dasselbe sagen. Ich wäre ohne diese Menschen – ob nun meine Familie oder andere – nicht dort, wo ich heute bin. Was meinen Golfsport angeht – das war völliges Neuland für meine Familie. Wir erleben also alles gemeinsam und es ist ein fortwährender Lernprozess. Es hat jede Menge schwere Zeiten gegeben und das ist etwas, über das man reden und woraus man lernen muss. Das war also ein wesentlicher Faktor. Ich bekomme auch wahnsinnig viel Unterstützung von der Universität. Heute treffe ich mich beispielsweise mit meinen Trainern, damit ich körperlich in Bestform fürs Spiel bin. Darüber hinaus hilft mir der Verband dabei, bei den besten Turnieren antreten und auf höchstmöglichem Niveau spielen zu können. Und wenn ich an die Hersteller meiner Golfschläger denke, gibt es auch dort eine lange Liste von Menschen, ohne die ich heute nicht dort wäre, wo ich bin.
Können Sie erläutern, wie wichtig Majors – wie der CHIO Aachen im Springreiten und das The Masters im Golf – nicht nur für Ihre jeweilige Sportart selbst, sondern auch für deren öffentliches Image sind?
[Joseph Stockdale]: Das sind in einer Sportart die Veranstaltungen, bei denen man einfach dabei sein muss. Wenn wir Springreiter von einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping sprechen, wie dem CHIO Aachen oder dem The Dutch Masters, dann sind das für uns die besten Turniere der Welt. Es sind so große, spektakuläre Veranstaltungen.
Bestes Beispiel dafür: Wenn ich Freunden, die nichts mit dem Reitsport zu tun haben, von verschiedenen Turnieren erzähle, wissen sie nichts damit anzufangen, aber wenn ich sage, dass ich zu einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping fahre, wissen sie sofort, worum es geht und sind sehr beeindruckt. Das ist das Prestige, das Rolex mit diesen Turnieren erschaffen hat.
Für uns Reiter sind es die allergrößten der größten Turniere, sie bieten die höchsten Preisgelder und sind die Prüfungen, die jeder unbedingt gewinnen will. Dort bekommt man Sport auf Spitzenniveau zu sehen.
[Mark Stockdale]: Im Golf ist es dasselbe. Die Menschen hören den Begriff The Masters und wissen sofort, wie viel Prestige und Geschichte damit verbunden sind. Sie kennen sogar die Namen von Gewinnern des Turniers, selbst wenn sie selbst gar nicht Golf spielen, und sie wissen, was das „Grüne Jackett“ ist. Ich glaube, die Majors bringen Menschen zusammen, die sich vielleicht ansonsten gar nicht groß für den Sport interessieren. Aber sie erkennen das Prestige und ich finde, dass das unglaublich wichtig für den Sport ist.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping bietet auch Nachwuchsreitern eine Chance. Wie wichtig ist es, der nächsten Generation Gelegenheit zu bieten, gegen die Besten der Welt anzutreten?
[Joseph Stockdale]: Ich glaube, genau das hilft einem dabei, die nächste Stufe zu erreichen. Wenn man einfach nur bei normalen 5-Sterne-Turnieren antritt, ist die Konkurrenz nicht so stark wie bei den Majors des Rolex Grand Slam, die Hindernisse sind nicht ganz so anspruchsvoll und die Parcours nicht ganz so technisch. Wenn man also als Nachwuchsreiter zum ersten Mal in einem Major antritt, ist da so, als würde man ins kalte Wasser geworfen.
Ich glaube, die größte Lernerfahrung sammelt man, wenn man sich leicht außerhalb seiner Komfortzone befindet. Als ich zum ersten Mal beim CHI Genf war, war ich absolut begeistert – es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Man ist dort zusammen mit den Besten der Welt. Es gibt keinen einzigen Spitzenreiter, der nicht dort ist, und alle haben ihre besten Pferde dabei und alle wollen gewinnen. Die Stechen in den Prüfungen sind sensationell – so etwas bekommt man bei anderen Turnieren einfach nicht zu sehen. Man sieht in einem ganzen Turniermonat vielleicht mal EINEN grandiosen Ritt, aber beim Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2022 haben wir gleich fünf Reiter hintereinander erlebt, die Spitzenzeiten geritten sind, und bei jedem dachte man, diese Zeit wäre nicht mehr zu überbieten. Bis dann der nächste kam. Das war das Nonplusultra des besten Sports, nicht nur für die Zuschauer, sondern auch als Lernerfahrung für mich. Ich habe so viel daraus gelernt. Als Nachwuchsreiter eine solche Gelegenheit zu bekommen, war enorm wertvoll, und es ist den Majors hoch anzurechnen, dass sie jungen Reitern diese Chance bieten. Ich bin mir nicht sicher, wo ich jetzt stehen würde, wenn ich diese Chancen nicht bekommen hätte. Dadurch habe ich mich so verbessert.
Sie sind ja in einer Reiterfamilie aufgewachsen. Was hat Ihre Golfleidenschaft geweckt und glauben Sie, dass Sie in Ihrem von Pferden dominierten Umfeld etwas gelernt haben, das Sie in Ihre Golfkarriere einfließen lassen?
[Mark Stockdale]: Ich habe einfach so nebenher mit dem Golfspielen angefangen. Mein Vater fing damit an und Joe hat zusammen mit ihm Stunden genommen, und so sind die beiden immer am Wochenende spielen gegangen, wenn er [mein Vater] von den Turnieren zurück war. Ich wollte es auch lernen, damit ich Zeit mit ihnen verbringen konnte. Also bekam ich ein paar Stunden und das hat sofort meinen Wettkampfgeist geweckt. Ich musste einfach üben, um besser als sie zu sein und sie zu schlagen. Ich habe es ziemlich schnell gelernt und dann angefangen, Turniere zu bestreiten. Dabei habe ich mich in den Prozess verliebt, dass man trainiert und dadurch immer besser wird. Ich finde, es ist eine dieser extrem herausfordernden Sportarten – man glaubt, man hat den Bogen raus und am nächsten Tag ist alles wieder weg. Das endlose Streben danach, besser zu werden, ist das, was ich so daran liebe.
Von meiner Familie habe ich gelernt, dass man keinen Tag Pause machen darf. Man muss jeden Tag reiten, man kann ein Pferd nicht einfach im Stall stehen lassen. Man muss ständig arbeiten. Wenn mein Vater und Joe geritten sind, bin ich auf den Golfplatz gegangen und habe trainiert. Das ist der Hauptaspekt, den ich gelernt habe. Aber man muss auch viel Durchhaltevermögen haben. Es wird nämlich auch schwierige Zeiten geben. Aber wenn man sein Ziel im Auge behält und jeden Tag daran arbeitet, erreicht man es irgendwann.
Sie treten ein großes sportliches Erbe an, denn ihr Vater war ja bei den Olympischen Spielen dabei. Was haben Sie von ihm gelernt?
[Mark Stockdale]: Ich habe so viel von ihm gelernt. Ich denke täglich an die Dinge, die er mir beigebracht hat. Schon allein, wie er mit Menschen umgegangen ist. Ob mit den Kindern, die ein Autogramm von ihm wollten, oder wie er sich mit Menschen unterhalten hat. Wenn er auf Turnieren unterwegs war, hat ihn immer jeder gekannt und auch er kannte jeden beim Namen. Ich habe von ihm gelernt, dass man Beziehungen zu anderen Menschen knüpfen muss, um ihren Respekt zu gewinnen. Er war so engagiert und hat so hart gearbeitet. Für mich ist das einfach der Grundsatz dessen, wie man sein sollte. Man muss sich zu 100 Prozent für das engagieren, was man tun möchte, darf kein Nein als Antwort akzeptieren und muss wirklich dafür kämpfen.
[Joseph Stockdale]: Das sehe ich genauso wie Mark. Er war so hartnäckig und dickköpfig. Wenn es mal nicht richtig lief oder er mal nicht gewonnen hat, hat er sich nie runterziehen lassen, sondern sich noch mehr reingehängt. Er hat immer so hart gearbeitet, wie er nur konnte, um irgendwie wieder auf Siegeskurs zu gelangen. Er war so dickköpfig. Wenn etwas nicht funktioniert hat, hat er alles dafür getan, es zum Funktionieren zu bringen und einen Weg zu finden, mit dem gewünschten Ergebnis über die Ziellinie zu reiten. Wenn uns auch nur mal kurz der Gedanke ans Aufhören durch den Kopf schießt, hören wir immer seine Stimme im Hinterkopf, die uns sagt: „Man muss am Ball bleiben und versuchen, einen Weg zu finden.“ Er ist eine große Motivation für uns beide.
Wenn Sie eins der Majors gewinnen könnten, welches wäre das und warum?
[Joseph Stockdale]: Bei mir wäre das der Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen. Das ist ein so besonderer Grand Prix, er geht über mehrere Runden und jeder spricht darüber, wie imposant und schwierig er ist. Der CHIO Aachen hat eine so fantastische Grasarena und ist ein so geschichtsträchtiger Veranstaltungsort. Es wäre ein Traum, dort zu gewinnen. Beim Golf würde ich mich für The Masters entscheiden. Das „Grüne Jackett“ zu gewinnen und auf dem Platz in Augusta zu spielen, wäre phänomenal.
[Mark Stockdale]: Ich würde auch The Masters sagen. Näher kann man der Perfektion beim Golf nicht kommen. Die samtig-grünen Fairways sind perfekt getrimmt. In einem nicht-perfekten Sport kommt dieses Turnier der Perfektion am nächsten und besitzt ein unglaubliches Image. Zuzusehen, wie die Spieler am Ende das „Grüne Jackett“ anziehen – genau das war in meiner Kindheit und Jugend für mich der Inbegriff vom Golf.
The Dutch Masters, eine der vier Veranstaltungen, die zusammen die ultimative Serie dieses Sports – den Rolex Grand Slam of Show Jumping – ausmachen, kehrt vom 7. bis zum 10. März wieder mit einem randvollen Programm aus Sport und Entertainment zurück. Diese legendäre Veranstaltung, die erstmals 1967 stattfand, lockt stets die besten Pferd- und Reiterpaare der Welt in die imposanten Brabanthallen, wo sie das Publikum vier Tage lang mit atemberaubender Action beeindrucken und begeistern werden. Neben internationalen Spring- und Dressurprüfungen auf Weltklasseniveau bietet die Veranstaltung auch nationale Wettkämpfe sowie ein breites Shopping-Angebot. Außerdem gibt es jede Menge Unterhaltung für die Kleinen wie Meet & Greets mit Influencern sowie Steckenpferd- und Ponyreiten.
Das Actionprogramm beginnt am Donnerstag sowohl in der internationalen als auch der nationalen Arena und das sportliche Highlight des Tages ist der FEI Dressage World Cup™ Grand Prix, presented by RS2 Dressage. Bei dem Aufgebot an Teilnehmern, zu dem die amtierende Weltmeisterin im Einzel, Charlotte Fry, ebenso zählt wie die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt, Isabell Werth, wird es sicherlich ein spannender Wettbewerb werden. Am Abend darf sich das Publikum auf spannende Unterhaltung freuen, wenn das „Dressage Masters“ ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Eröffnet wird das Abendprogramm durch eine spektakuläre musikalische Darbietung von Patricia van Haastrecht, die durch ihre Auftritte bei The Voice Holland und Mamma Mia! bekannt ist. Anschließend folgt eine atemberaubende Vorführung der paralympischen Reiterin Sanne Voets, die ihre neue Freestyle-to-Music-Choreografie präsentiert. Als Nächstes tauschen die Publikumslieblinge aus Dressur und Springreiten die Plätze. Dinja van Liere und Marieke van der Putten werden sich der Herausforderung des Springreitens stellen, während Harrie Smolders und Maikel van der Vleuten den Versuch einer perfekten Piaffe wagen werden. Den Abschluss des Abends bilden eine Dressur-Masterclass von Dinja van Liere, Rieky Young und Anky van Grunsven sowie eine spektakuläre Darbietung des „Friesian Train“.
Der Freitag verspricht dank acht Prüfungen in beiden Bereichen ein actionreicher Tag zu werden. Zunächst steht in Arena 2 die KNHS Para Dressuur Trophy an, bei der Para-Dressurreiter in einer Kür zu Musik antreten. Ebenfalls am Freitag beginnen die internationalen Prüfungen im Springreite. Den Höhepunkt des Tages bildet der VDL Groep Preis über 1,55 m, der am Abend ausgetragen wird. Vergangenes Jahr begeisterte der niederländische Reiter Willem Greve das Heimpublikum mit einem spektakulären Sieg – den er garantiert gerne wiederholen würde.
The Dutch Masters ist auch der Austragungsort des letzten Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping zur Feier des zehnjährigen Bestehens dieses Konzepts. Und so wird es am Samstag zu diesem besonderen Anlass eine ganz spezielle Zeremonie geben. Fans dürfen sich darauf freuen, mehr über die Geschichte der Serie zu erfahren und einige der schönsten Highlights aus den vergangenen 10 Jahren zu erleben. Im Anschluss an die Feier folgt die Hauptprüfung des Tages im Springreiten, der Audi Preis über 1,50 m. Früher am Tag findet die Kür des FEI Dressage World Cup™, presented by WeLoad Energy Systems, statt, in der die Reiter sich Qualifikationspunkte für das Finale des FEI Dressage World Cup™ Anfang April erhoffen.
Am letzten Tag der Veranstaltung wird sich die gesamte Aufmerksamkeit auf eine ganz bestimmte Prüfung richten – den Rolex Grand Prix. Diese prestigeträchtige Prüfung ist bei allen Springreitern heiß begehrt und so werden am Sonntag ab 15.00 Uhr 40 der weltbesten Pferd- und Reiterpaare versuchen, den Inbegriff von Geschick, Harmonie und Athletik zu verkörpern und sich den Titel zu holen. Dieses Jahr betritt der deutsche Reiter Richard Vogel die Arena als amtierender Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Er wird darauf hoffen, seine Jagd auf den Titel fortsetzen zu können und zum zweiten Reiter in der Geschichte zu werden, der diese ultimative Trophäe jemals gewonnen hat.
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich kurz vor „The Dutch Masters“?
Ich bin aufgeregt und freue mich darauf, dort anzutreten. Meine Position hat sich seit dem CHI Genf deutlich verändert. Dort habe ich zu Beginn des Turniers ja nicht zu den Favoriten gezählt. Ich galt als Nachwuchsreiter, der bei diesen Prüfungen einfach nur Erfahrung sammeln wollte. Ich bin mit der Einstellung dorthin gefahren, dass ich einfach mein Bestes versuchen würde, und so war unser Sieg im Rolex Grand Prix umso unglaublicher. Wir werden diese Prüfung, diesen Tag und diese Veranstaltung nie vergessen. Es war ein unbeschreiblich besonderer Moment für uns und das wird er auch immer bleiben.
Jetzt steht das nächste Major an und ich glaube, unsere Position sieht nun ein bisschen anders aus. Ich würde nicht sagen, dass ich einer der Favoriten bin, aber die Menschen haben jetzt höhere Erwartungen an uns. Wir werden uns anstrengen, so gut es geht, und haben natürlich das Ziel, erneut zu gewinnen.
Ich bin zum ersten Mal bei der Veranstaltung dabei. Ich habe nur Großartiges darüber gehört. All meine Reiterkollegen lieben das Turnier, also bin ich schon sehr gespannt und ganz besonders aufgeregt, weil ich als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping dort antrete.
Wenn Sie an Ihren Sieg des Rolex Grand Prix beim CHI Genf zurückdenken, was für ein Gefühl war das?
Es war etwas ganz Besonderes. Wahrscheinlich noch besonderer, weil der CHI Genf in der vergangenen Saison eins unserer Hauptziele war und wir das ganze Jahr um diese Veranstaltung herum geplant hatten. Vor dem CHI Genf war ich zwei Monate lang in Mexiko auf Turnieren.
Wir hatten United Touch S in Mexiko nicht dabei, sondern ihn mit einem Trainingsprogramm zusammen mit seiner Reiterin und Pflegerin, Naomi, zu Hause gelassen. Sie hat ihn in den zwei Monaten, die wir weg waren, hervorragend in Form gehalten. Ich bin erst zwei oder drei Wochen vor dem CHI Genf heimgekommen. In der verbleibenden Zeit haben wir die Vorbereitungen so gut wie möglich optimiert und hatten dadurch das Gefühl, gut gerüstet für die Veranstaltung zu sein. Ich bin zusammen mit United Touch S zum Turnier gereist, während meine restlichen Pferde von Mexiko aus direkt nach Wellington, Florida, geflogen sind.
Es war eine ungewöhnliche Veranstaltung für das Team, weil wir nur an zwei Prüfungen teilgenommen haben, der ersten Qualifikation für den Grand Prix und am Rolex Grand Prix selbst. Die Woche kam mir sehr lang vor – ich bleibe lieber auf Trab. Ich habe immer gern mehrere Prüfungen am Tag oder wenigstens ein paar Pferde, damit ich morgens Flatwork machen und am Nachmittag ein paar Prüfungen springen kann.
Am Tag des Rolex Grand Prix war United Touch S prima in Form. Wir hatten ein gutes Warm-up und, wie ich glaube, auch das Glück auf unserer Seite. Die erste Runde lief fehlerfrei für uns und im Stechen habe ich mir dann gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe und wir es einfach versuchen sollten. Wir hatten wirklich Glück und haben uns wahnsinnig gefreut und geehrt gefühlt, dass es funktioniert hat.
United Touch S ist ein unglaubliches Pferd. Können Sie uns ein bisschen mehr über ihn erzählen?
United Touch S ist wirklich ein unglaubliches Pferd. Ich habe vorher noch nie auf einem Pferd mit einen solchen Vermögen gesessen und das werde ich wahrscheinlich auch nie wieder tun. Er hat eine wirklich unglaubliche Sprungkraft und einen sehr raumgreifenden Galopp. dazu ist er immer hochmotiviert, sein Bestes zu geben. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, ihn zu reiten. Ich bin seinem Züchter und Besitzer sehr dankbar für die Chance, ihn reiten zu dürfen.
Anfangs hatten wir bei den eher technischen Linienführungen ein paar Schwierigkeiten mit ihm. Ich musste mir überlegen, wie ich ihn mit seinem raumgreifenden Galopp am besten durch technische Parcours bringe. Es fällt ihm schwer, seine Sprünge zu verkürzen, aber er wird darin immer besser und wir arbeiten weiter daran!
Anfangs habe ich mir immer viel zu viele Gedanken über meinen Reitstil mit ihm und über die Parcours und Linienführungen gemacht. Ich habe immer versucht, den üblichen Linien des Parcoursplans zu folgen. Wenn da sieben kurze Sprünge angegeben waren, habe ich versucht, sieben kurze Sprünge zu reiten. Aber wir haben festgestellt, dass es einfacher war, einen Galoppsprung auszulassen. Es hat eine Weile gedauert auszutüfteln, wie wir die Parcours passend für ihn absolvieren können. Ich würde sagen, dass wir enger zusammengewachsen sind und uns zu einem starken Team entwickelt haben.
United Touch S hilft nach Kräften mit und ich versuche, es ihm gleichzutun. Wann immer es mir möglich ist, versuche ich, den Parcours an ihn anzupassen, indem ich zum Beispiel eine engere Kurve reite oder einen Galoppsprung weniger einbaue. Ich kenne seine Stärken und Schwächen und versuche, den Parcours entsprechend zu reiten.
Wie ist United Touch S denn zu Hause so?
Wenn United Touch S im Parcours ist, ist er ziemlich angespannt und sensibel. Und er springt mit großer Leidenschaft. Wenn wir nicht gerade eine Prüfung reiten und er im Stallbereich auf einem Turnier oder zu Hause steht, ist er völlig entspannt und sehr ruhig. Er ist ein lässiges Pferd. Er ist zwar ein Hengst, benimmt sich aber nicht wirklich so. Man kann mit ihm problemlos neben Stuten her reiten. Er ist sehr brav und strengt sich immer sehr an. Wie gesagt, arbeiten wir noch an seiner Sprungweite. Das machen wir vielleicht drei- oder viermal pro Woche. An den anderen Tagen arbeiten wir an anderen Dingen oder er geht ins Gelände. Die Arbeit an seiner Sprungweite ist sehr anstrengend für ihn, aber er hat Spaß daran und verbessert sich gern. Ich kann richtig spüren, dass er selbst merkt, wie er besser wird, und dass ihm dieser Prozess und die harte Arbeit, die dazu nötig ist, gefällt.
Wie haben Sie sich auf „The Dutch Masters“ vorbereitet? Ist der Druck jetzt, da Sie Anwärter sind, besonders groß?
Wir haben nicht allzu viel an unserer Vorbereitung verändert. Ich finde, ein bisschen zusätzlicher Druck tut ganz gut – das stärkt unseren Fokus. Wir haben uns seit dem CHI Genf auf The Dutch Masters konzentriert und versucht, einen guten Plan für die Veranstaltung auszuarbeiten.
Ich bringe nicht United Touch S mit zum The Dutch Masters, sondern ein anderes sehr gutes Pferd, Cepano Baloubet. Die Arena in ’s-Hertogenbosch ist kleiner als die beim CHI Genf und ich glaube, sie passt besser zu ihm.
Er [Cepano Baloubet] ist Ende letzten Jahres in Mexiko angetreten und war in den vergangenen Monaten in Wellington. Ich bin auf drei Turnieren mit ihm gewesen, überwiegend Qualifikationsturniere für den Grand Prix, um sicherzustellen, dass er vor der Veranstaltung ausgeruht und frisch ist. Er ist letzte Woche nach Europa geflogen und steht jetzt in unserem Stall in Deutschland. Von da aus reisen wir gemeinsam nach ’s-Hertogenbosch.
Können Sie uns etwas über Ihre anderen Pferde erzählen? Glauben Sie, dass eins davon die nötige Qualität besitzt, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?
Da habe ich großes Glück. Ich habe ein sehr gutes Kontingent an Pferden wie United Touch S und Cepano Baloubet. Cepano Baloubet hat letztes Jahr einige Prüfungen beim CHIO Aachen gewonnen und ist im FEI Nations Cup™ beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier in Calgary gestartet. Letztes Jahr war Cepano Baloubet mein Zweitpferd, weil er erst neun Jahre alt war. Es war eine großartige Erfahrung für ihn, bei den großen Veranstaltungen anzutreten und beim FEI Nations Cup™ die Qualifikationen für den Grand Prix zu springen. Jetzt ist er ein Jahr älter und bereit, den nächsten Schritt zu wagen. Er ist schon in mehreren 5-Sterne-Grand-Prix angetreten, aber das waren eher kleinere Turniere im Vergleich zu den Rolex Grand Slam-Majors. Das sind die allergrößten Prüfungen in unserem Sport. Er ist bisher noch nicht auf diesem Niveau gesprungen, hat aber letztes Jahr zwei 5-Sterne-Prüfungen gewonnen. Darum bin ich sehr zuversichtlich, dass wir gut mithalten können.
Ich habe noch einen sehr vielversprechenden 10-Jährigen namens Cydello. Ihn habe ich ganz neu. Wir setzen große Hoffnungen in seine Zukunft. Er ist wahrscheinlich das genaue Gegenteil von United Touch S, er ist klein und zierlich, aber genau wie United [Touch S] hat er einen unglaublichen Sprungwillen. Er ist sehr motiviert und clever. Er hat ein anderes Auftreten und einen anderen Stil, aber eine sehr ähnliche Denkweise und einen sehr ähnlichen Willen. Wir hegen große Erwartungen in ihn. Er ist noch ziemlich grün und unerfahren, aber ich glaube, dass er auf Spitzenniveau mithalten kann.
Das The Dutch Masters ist, genau wie der CHI Genf, ein Hallenturnier. Bereiten Sie sich auf Hallenturniere anders vor als auf Turniere im Freien?
Im Großen und Ganzen bleiben unsere Vorbereitungen ziemlich gleich. Vor dem CHI Genf bin ich mit United Touch S in Hallen gesprungen und habe kürzere Linien trainiert, um ihn daran zu gewöhnen. Aber die Arena beim CHI Genf ist größer als viele Außenarenen, in denen wir antreten. Es ist keine typische Hallenarena.
Vor „The Dutch Masters“ wird es logistisch nicht möglich sein, Cepano [Baloubet] in einem Hallenturnier starten zu lassen, weil er bis jetzt in Florida war und es dort keine Hallenturniere gibt. Wir haben aber das Glück, bei tollem Wetter draußen reiten zu können. Das ist einer der Hauptgründe, warum wir im Winter immer dort sind, denn es ist besser für die Pferde. Ich bin mit Cepano Baloubet noch nie bei einem Hallenturnier geritten, aber ich mache mir keine Sorgen, dass es einen großen Unterschied für ihn machen wird. Unsere Pferde sind sehr erfahren und sobald sie den Parcours betreten, wissen sie, was sie zu tun haben, und konzentrieren sich auf die Hindernisse.
Ein weniger erfahrenes Pferd lässt sich ziemlich leicht von dem riesigen Publikum aus der Ruhe bringen. Die Zuschauer sitzen in der Regel viel näher am Parcours und es herrscht eine ganz andere Atmosphäre als bei einem Freiluftturnier. Und die Pferde spüren das. Bei einem Hallenturnier herrscht eine angespanntere Atmosphäre, aber erfahrene Pferde sind daran gewöhnt. Sie wissen, dass sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren müssen und lassen sich nicht leicht von dem Drumherum ablenken.
Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?
Unglaublich wichtig. Jeder spielt eine wesentliche Rolle. Wenn man auch nur einen Menschen aus der Gleichung herausnimmt, gibt es Schwierigkeiten. Es ist keine Garantie dafür, dass man eins der Majors gewinnt, aber ohne das Grundgerüst, das ein Team um einen herum aufbaut, hätte man überhaupt keine Chance, auf dem höchsten Niveau dieses Sports erfolgreich anzutreten.
Ein Großteil der Verantwortung lastet auf den Pflegern. Felicia ist meine Turnierpflegerin, die zu allen wichtigen Turnieren mitkommt. Sie wird von Wellington aus mit mir nach Deutschland fliegen. Wenn ich an einem Trainingsturnier teilnehme, ist sie nicht immer dabei, aber sie verpasst höchstens ein bis zwei Turniere im Jahr.
Zu Hause in Deutschland habe ich großartige und sehr zuverlässige Menschen in meinem Team. Hier in Wellington haben wir zurzeit eine neue Mitarbeiterin, Maggie, die noch nicht so viel Erfahrung hat, aber fantastische Arbeit leistet. Sie bleibt, wenn ich zu einem Turnier reise, immer zu Hause und kümmert sich um die Pferde, die in dieser Woche nicht antreten. Wir fahren viel hin und her. Wir sind nur zehn Minuten vom Veranstaltungsort entfernt, können also viel Zeit dort verbringen.
In Europa ist alles ein bisschen anders, weil die Turniere einige Stunden von zu Hause entfernt oder manchmal noch nicht einmal in Europa stattfinden, wie das CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier in Calgary. Darum müssen wir zu Hause ein gutes Team haben, das die Pferde kennt, sie gut reiten und mit ihnen springen kann und ein gutes Gespür für sie besitzt. Diese Menschen müssen in der Lage sein, winzige Stimmungsschwankungen der Pferde wahrzunehmen. Wir sind immer gern einen Schritt voraus. Wenn man Probleme erst bemerkt, wenn sie offensichtlich werden, ist die Behandlung des Pferdes oft schwieriger, als wenn man die Warnsignale frühzeitig erkennt. Genau das möchten wir und darum brauchen wir richtig gute Mitarbeiter. Wir möchten den Pferden die bestmögliche Pflege angedeihen lassen.
Wir arbeiten mit zwei sehr guten Hufschmieden zusammen. Einer namens Christian Götz, der sich um die älteren Pferde kümmert, und Manuel Black, der ebenfalls sehr gut ist und sich um die jüngeren Pferde kümmert. Wenn wir Schwierigkeiten mit einem Pferd haben, können wir uns zwei unabhängige Meinungen einholen. Aber die beiden respektieren sich gegenseitig sehr.
Unsere Tierärzte, Shane Fouhy und Ullie Laege, kümmern sich hervorragend um unsere Pferde. Sie haben dieselbe Philosophie wie wir: dafür zu sorgen, dass wir den Pferden immer einen Schritt voraus sind. Wir wollen nicht warten, bis ein Pferd lahmt, bevor wir reagieren. Wir wollen sicherstellen, dass es unseren Pferden immer so gut wie nur möglich geht. Ich glaube, das ist unglaublich wichtig, wenn man in der Spitzenklasse dieses Sports antreten will.
Die Pferde müssen mental in hervorragender Verfassung und so gut wie möglich vorbereitet sein. Darum finde ich auch, dass ein Großteil der Verantwortung bei den Pflegern liegt. Sie müssen wissen, wenn ein Pferd mehr gearbeitet werden muss, wann es mehr Zeit auf der Weide oder auch einen Ausritt durch den Wald braucht.
Wir sind überzeugt, dass das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit eines Pferdes eine große Rolle bei seiner Leistung spielen. Man muss an viele verschiedene Dinge denken und ich habe zum Glück ein großartiges Team, ohne das es unmöglich wäre, auf so hohem Niveau mitzumischen.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Man kann gar nicht an diesen Sport denken, ohne auch an den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu denken. Er ist neben den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften das absolut Höchste in unserem Sport. Die Reiter, die am The Dutch Masters, am CHIO Aachen, am CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier und am CHI Genf teilnehmen, sind die besten der Welt. Von den Top 30 der Weltrangliste treten immer mindestens 25 bei diesen Veranstaltungen an.
Die besten Reiter der Welt treten mit ihren besten Pferden an und jeder hat das Zeug dazu, die Prüfung zu gewinnen. Es ist ein harter Wettkampf, aber dadurch erreicht unser Sport ein ganz anderes Niveau. Meine Teilnahme an diesen Turnieren hat mich jedes Mal stärker gemacht und mir jede Menge neue Erfahrungen eingebracht. Es ist eine großartige Gelegenheit, die besten Reitern beim Aufwärmen ihrer Pferde oder bei der Parcoursbegehung zu beobachten. Manchmal sind es nur ganz kleine Details, aber jemand wie ich, der noch nicht so viel Erfahrung hat, kann viel daraus lernen.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Majors, wie der CHIO Aachen oder die Wimbledon Championships, für einen Sport?
Ich finde sie sehr wichtig. Ich bin kein so großer Tennis- oder Golf-Fan, aber ich kenne trotzdem die Majors und weiß, wann sie stattfinden. Viele Menschen sehen sich vielleicht nicht das ganze Turnier an, aber sie interessieren sich für die Ergebnisse. Ich glaube, diese Turniere vermitteln auch ein Verständnis dafür, dass jemand, der ein Major gewinnt, zu der Zeit einer der Besten in diesem Sport ist oder zumindest die Besten in diesem Sport für seinen Erfolg schlagen musste. Für jemanden, der sich nicht so sehr für diesen Sport interessiert, ist das ein guter Anhaltspunkt, um zu wissen, wer gerade zur Elite in diesem Sport zählt.
Welchem Beruf hätten Sie, wenn Sie kein Springreiter wären?
Dann wäre ich Landwirt in dem Betrieb meines Großvaters.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Ich glaube, der beste Rat, den ich erhalten habe, lautet, immer am Ball zu bleiben. Der Weg zum Erfolg ist mit vielen Niederlagen gepflastert, aber man sollte sie nutzen und daraus lernen. Es ist auch wichtig, keine Angst vor Niederlagen oder davor zu haben, zu verlieren. Wenn man eine Niederlage erleidet, dann lernt man daraus und versucht beim nächsten Mal, es besser zu machen.
Das habe ich mir auch gesagt, als ich beim CHI Genf ins Stechen geritten bin. Ich glaube, es war nicht unbedingt die sicherste fehlerfreie Runde, die ich jemals geritten bin, aber ich hatte meine Chance auf den Sieg gewittert. Wenn man etwas riskiert, zahlt es sich oft aus. Und wenn nicht, kann man aus seinem Fehler lernen.
The Dutch Masters – das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Kalenderjahres und das letzte Major im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Konzepts – findet vom 7. bis zum 10. März statt und heißt die besten Pferd- und Reiterpaare der Welt in ’s-Hertogenbosch willkommen. Insgesamt 44 Reiter aus 12 Nationen, darunter die Top 6 der Weltrangliste, treten in den internationalen Prüfungen im Springreiten an, deren krönenden Abschluss der heiß begehrte Rolex Grand Prix am Sonntagnachmittag bildet.
Der derzeitige Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Richard Vogel, ist erstmals bei dieser Veranstaltung dabei und wird alles daransetzen, seinen Traum vom Rolex Grand Slam am Leben zu erhalten. Der junge deutsche Reiter hatte zusammen mit seinem bemerkenswerten Hengst United Touch S beim CHI Genf den Sieg im Sturm erobert. Allerdings hat Vogel die taktische Entscheidung getroffen, in diesem Major mit dem 10-jährigen Cepano Baloubet anzutreten, mit dem er schon mehrere 5-Sterne-Siege verbuchen konnte.
Neben Vogel sind noch fünf weitere Deutsche mit dabei, darunter die dreimaligen Major-Gewinner Daniel Deußer und Marcus Ehning, die beide gute Chancen auf eine Spitzenplatzierung haben. Als weiterer namhafter deutscher Reiter tritt Christian Kukuk bei der Indoor Brabant Horse Show an und wird versuchen, an seinen beeindruckenden dritten Platz beim CHI Genf im vergangenen Dezember aufzuknüpfen.
An der Spitze der niederländischen Reiter, die auf einen Heimsieg aus sind, steht die Nummer 10 der Weltrangliste, Harrie Smolders, gefolgt von 13 weiteren Niederländern wie Leopoldo van Asten, ehemaliger Gewinner des hiesigen Grand Prix (aus der Zeit vor dem Rolex Grand Slam), sowie Lars Kersten, der seinem Sieg im letzten Qualifikationsturnier für den FEI Jumping World Cup™ in Göteborg letzte Woche noch eins draufsetzen wollen wird. Das leidenschaftliche und begeisterte niederländische Publikum wird sicherlich für eine sensationelle Atmosphäre sorgen, wenn die einheimischen Reiter in die Hauptarena der Brabanthallen einreiten.
Großbritannien wird von drei Reitern vertreten, darunter Scott Brash – der einzige Reiter, der je den renommierten Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Die Nummer 2 der Weltrangliste, Ben Maher, der bisher noch keinen Major-Sieg verbuchen konnte, reist mit einer ganzen Reihe beeindruckender Ergebnisse aus dem Winter Equestrian Festival in Florida an. Der erst 24-jährige Robert Murphy hingegen gibt sein Debüt im Rolex Grand Slam of Show Jumping. Als Mitglied der Rolex Young Rider Academy gehört Murphy auf jeden Fall zu den Reitern, die man in den nächsten Jahren unbedingt im Auge behalten sollte.
Die Nummer 1 der Weltrangliste, Henrik von Eckermann, der diese Spitzenprüfung 2019 gewann, ist immer ein heißer Anwärter auf eine Spitzenplatzierung und zählt auch dieses Jahr zu den Favoriten. Ein weiterer ehemaliger Gewinner, der sich den Titel erneut holen will, ist Max Kühner Das Mitglied des österreichischen Teams wird mit EIC Up Too Jacco Blue antreten, mit dem er vergangenes Jahr bei dieser Veranstaltung den Audi Preis mit nach Hause nehmen konnte. Der Franzose Julien Epaillard ist 2023 bei diesem Turnier nur haarscharf an seinem ersten Major-Sieg vorbeigeschrammt und wird darauf aus sein, seinen zweiten Platz von letztem Jahr zu überbieten. Epaillard gilt als einer der schnellsten Reiter der Welt und versetzt das Publikum jedes Mal in Begeisterung, wenn er ins Stechen schafft.
Steve Guerdat und Martin Fuchs sind die starken Schweizer Anwärter auf den Titel. Guerdat, der seit der Einführung des Rolex Grand Slam of Show Jumping bislang in jedem Major dieser Serie angetreten ist, blickt auf ein sensationelles Jahr 2023 zurück, dessen krönender Abschluss sein Sieg im Rolex IJRC Top 10 Finale beim CHI Genf bildete. Sowohl Guerdat als auch Fuchs, die zusammengenommen sechs Major-Siege verbuchen können, werden große Hoffnungen hegen, ihren ersten Titel beim Dutch Masters zu holen.
Zu den anderen erwähnenswerten Teilnehmern zählen der Rolex-Markenbotschafter Bertram Allen aus Irland, der beste Springreiter Belgiens, Gregory Wathelet, sowie der elegante italienische Reiter Lorenzo de Luca.
Die Geschichte hinter United Touch S
Der Mutterstamm von United Touch S basiert auf der unvergessenen Olympiasiegerin Classic Touch (Caletto II - Sevada x Landgraf I, Stamm 4025, Z.: Hans-Werner Ritters). Die von Ludger Beerbaum gerittene Caletto II-Tochter gewann 1992 in Barcelona eine Goldmedaille, was Beerbaum seine bisher einzige olympische Einzel-Goldmedaille einbrachte. Zwei Züchter spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte von United Touch S. Zum einen die Familie van der Vorn, die Touch of Class gezüchtet hat und im Besitz von Cantate Touch war. Zum anderen der Züchter von United Touch S, der die Kombination zwischen dem Halbbruder und der Schwester vornahm, die zu United Touch S führte.
Die Familie van der Vorm - De Margaretha Hoeve
Cantate Touch - das erste Fohlen von Classic Touch - wurde über Joop Aaldering an die Familie van der Vorm in die Niederlande verkauft, die seit 1990 einen Pferdebetrieb mit dem Namen Margaretha Hoeve betreiben. Annemiek van der Vorm sagt im Namen ihrer Familie: „Classic Touch hatte gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen und meine Familie hielt sie für ein großartiges Pferd. Wir hörten von Herrn Aaldering, dass sie eine Tochter von Capitol I hatte: Cantate Touch. Wir waren immer holsteinisch orientiert, mein Vater hat damals in gute Stuten investiert und sie dann gekauft. Sie war eine fantastische Stute. Im Laufe der Jahre wurden wir Besitzer von Lux Z, und meine Familie war der Meinung, dass sie perfekt zu Cantate Touch passte. Lux Z hatte viel Umfang, Länge, Kraft und war sehr flexibel. Sie waren der Meinung, dass dies der perfekte Hengst für eine super vorsichtige Stute wie Cantate Touch sei. Ich denke, wir, vor allem meine Eltern und Brüder, haben mit etwa 60 Fohlen pro Jahr einige gute Pferde für verschiedene Leute gezüchtet. Natürlich sind wir stolz auf United Touch S. „Cantate Touch sprang über 1,60 m mit Ben Schröder, der damals für die Familie van der Vorm ritt. Das Paar gewann Nationenpreise, zudem unter anderem den Großen Preis von Modena in Italien.“
Julius Peter Sinnack
Julius Peter Sinnack, der 2015 mit dem Preis für den Züchter des Jahres in Westfalen ausgezeichnet wurde, versuchte seit vielen Jahren, die Stute Cantate Touch zu kaufen, nachdem er ihre Erfolge im Parcours gesehen hatte.
Sinnack gab nicht auf und konnte 2003 ein Stutfohlen von Lux Z aus der Cantate erwerben. Dieses vielversprechende Stutfohlen taufte Sinnack auf den Namen Touch of Class. Sinnack erinnert sich: „Ich wollte immer etwas aus der Linie von Classic Touch haben. In den Neunzigern war Classic Touch DAS Pferd, das alle Herzen höherschlagen ließ. Ich habe sie nach ihrem Olympiasieg 1992 im Stall von Ludger Beerbaum gesehen. Sie hat mich sehr beeindruckt! Ich fragte meinen guten Freund Joop Aaldering, der viele Verbindungen hat, ob er mir helfen könnte, einen Nachkommen aus dieser Linie zu finden, denn er hatte Cantate Touch von Hans Werner Ritters gekauft und sie ursprünglich an die Familie van der Vorm verkauft. Cantate Touch war nach ihrer Sportkarriere als Zuchtstute aktiv. Ich habe versucht, Cantate Touch zu kaufen, aber sie war so teuer, dass ich sie erst einmal nicht gekauft habe. Im Jahr 2003 hatte sie ein Stutfohlen von Lux Z, für das ich mich interessierte und das ich schließlich kaufen konnte. Ich erinnere mich noch daran, als es hier auf meinem Hof ankam - ich bin ein ziemlich emotionaler Züchter - aber als sie aus dem Anhänger stieg, dachte ich, hier kommt Classic Touch, das war ein ziemlich emotionaler Moment. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht wissen, wie sie als Zuchtstute sein würde. Ich ließ sie als Jährling ein paar lockere Sprünge machen und das war überhaupt nicht gut, ich war ziemlich enttäuscht. Als Zweijährige habe ich sie gedeckt und einen Embryo gespült. Ich wollte nicht, dass sie in so jungem Alter ihr eigenes Fohlen austrägt. Aus diesem Embryo wurde ein Hengstfohlen von Diamant de Semilly, Deauville S, der sich später als ihr erster Nachkomme mit Siegen auf höchstem Niveau herausstellte - er hatte viele Spitzenplatzierungen mit Laura Kraut, sowohl in Nationenpreisen als auch in 1,60-Grand Prix wie in St. Moritz. Ich habe Diamant de Semilly eingesetzt, weil Touch of Class eine sehr blutgeprägte Stute und leicht bergab gebaut war, so dass ich wirklich dachte, dass es in Kombination mit Diamant de Semilly gut funktionieren könnte, und das tat es auch. Ich habe ihn später noch einmal für Touch of Class eingesetzt. Es dauert Wochen und manchmal Monate, bis ich die richtigen Kreuzungen für die Stuten gefunden habe. Nach Diamant de Semilly habe ich Canturo für Touch of Class eingesetzt. Aus diesem Stutfohlen wurde Zypria S, die mit Willem Greve über 1,70 m gesprungen ist. Sie waren Teil der niederländischen Olympiamannschaft in Tokio 2021 und Teil der siegreichen niederländischen Mannschaft für das Nationenpreisfinale 2019. Canturo gab Zypria S viele Eigenschaften, darunter auch eine gute Technik mit auf den Weg.
In dem Moment, als ich den Embryotransfer des Embryos, aus dem Deauville S wurde, abgeschlossen hatte, konnte ich Cantate Touch kaufen. Ich habe Cantate Touch dann mit dem von mir gezüchteten Hengst Con Cento S (Cento x Polydor) angepaart. Dieses Hengstfohlen, Con Touch S, wurde auf internationalem Niveau von Laura Kraut und Simone Blum vorgestellt und erreichte mit Blum 1,60 m. Nach Con Cento S habe ich den Sohn von Hors la Loi II, Untouchable, für Cantate Touch eingesetzt. Aus diesem Hengst wurde der Hengst Untouched - der Vater von United Touch S. Er war als junges Pferd ein spektakuläres Springpferd und wurde an einen Besitzer von Nick Skelton verkauft, der mit Untouched als erster internationale Erfolge feierte. Später trat Ben Maher mit ihm an, aber Untouched starb sehr früh. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Sport Unglaubliches geleistet hätte.“
United Touch S
Sinnack erinnert sich: „Das vierte Fohlen von Touch of Class war United Touch S von Untouched. Diese Anpaarung war ein großes Risiko, ein züchterischer Versuch, der völlig hätte schief gehen konnte. Aber es gab keinen Moment, in dem ich Zweifel hatte. United Touch S war als Fohlen sehr hübsch und konnte sich gut bewegen. Als United Touch S geboren wurde, habe ich gleich am ersten Tag gesagt, dass dieses Hengstfohlen das Stutfohlen, das am selben Tag geboren wurde, decken wird. So ist es dann auch gekommen. Ich hatte schon im Kopf, dass United Touch S ein gekörter Hengst werden könnte. United Touch S hätte als Holsteiner Pferd eingetragen werden können, aber der Holsteiner Verband hat seinen Vater nicht als Hengst anerkannt, sie haben ihn nicht anerkannt, als er vorgestellt wurde. So wurde United Touch S ein westfälisch eingetragenes Fohlen. Er ist eigentlich ein rein holsteinisch gezüchteter Hengst mit französischen Anteilen.
Damals setzte ich Untouched ein, da er als Sportpferd schon vielversprechende Dinge zeigte. Das hat mich auch ein Stück weit überzeugt, ihn einzusetzen, weil er seinen Körper so gut eingesetzt hat. Ich wollte diese Eigenschaften festigen. Ich wollte auch viel von Classic Touch zurück in die Linie bekommen. Es hätte aber auch ganz anders laufen können, wenn das Fohlen nicht gesund gewesen wäre oder negative Eigenschaften gehabt hätte. Inzucht ist dazu da, dass man bestimmte Eigenschaften festigt. Ich dachte wirklich, dass es zwischen Touch of Class und Untouched funktionieren könnte. Die Kombination sollte funktionieren, auch aufgrund des Exterieurs der beiden. Am Ende hat sich United Touch S als gut erwiesen. Aber ich bin mir bewusst, dass es ein Risiko war, diese Kreuzung zu machen.
Als junges Pferd hatte er eine gute Art zu springen. Ich habe immer positiv über ihn gedacht. Ich erinnere mich, dass wir, als er zwei Jahre alt war und mit anderen jungen Hengsten auf der Weide stand, dort einen Offenstall hatten und im Winter waren sie in diesem Stall. Ich habe so viele Abende damit verbracht, vor diesem Stall zu sitzen und ihn zu beobachten. Er hatte einfach etwas Besonderes und ich habe auch genau hingeschaut, weil er ingezüchtet war. Ich konnte nie etwas Negatives an ihm entdecken und ich habe ihn wirklich viele Stunden lang beobachtet. Als junges Pferd hatte er eine gute Art zu springen. Ich habe immer positiv über ihn gedacht. Ich erinnere mich, dass wir, als er zwei Jahre alt war und mit anderen jungen Hengsten auf der Weide war, dort einen Offenstall hatten und im Winter waren sie in diesem Stall. Ich habe so viele Abende damit verbracht, vor diesem Stall zu sitzen und ihn zu beobachten. Er hatte einfach etwas Besonderes und ich habe auch genau hingeschaut, weil er ingezüchtet war. Ich konnte nie etwas Negatives an ihm entdecken und ich habe ihn wirklich viele Stunden lang beobachtet.
Als Vierjähriger wurde er von Hendrik Dove geritten. Ich bringe viele meiner jungen Pferde zu ihm. Er war schon sehr begeistert von United Touch S - von seiner Rittigkeit und dem Umgang, er war ein sehr einfacher Hengst. In meinem Stall habe ich Hengste, Wallache und Stuten und das hat ihn nicht gestört. Als junges Pferd hatte er eine fantastische Springtechnik, allerdings war die Weite in dem Alter schwer zu beurteilen. Vier- und fünfjährig stand er auf dem Gestüt Schuld. Als fünfjähriges Springpferd war er Zweiter bei den Westfälischen Meisterschaften. Drei Wochen später wurde er erneut Zweiter, diesmal beim Bundeschampionat. Nach dem Bundeschampionat ging er zu Willem Greve, der ihm eine hervorragende Ausbildung zuteilwerden ließ. Ich wollte auch sicherstellen, dass er in den Niederlanden Stuten deckt, und deshalb wurde der Samen über Willems Vater, Jan Greve, verkauft.
Er hatte auch seine Halbschwester Zypria S in seinem Stall und war mit ihr in der Springreiter-Nationalmannschaft. Nach Willem Greve ging United Touch S zu Bart Bles. Er war eine schöne Kombination mit United Touch S, aber aufgrund gewisser Umstände konnte er ihn in vielen Prüfungen nicht wirklich einsetzen und am Ende musste ich ihn dort wieder wegholen. Auf einer Auktion bei Holger Hetzel habe ich Sophie Hinners kennengelernt und mit ihr über United Touch S gesprochen. Wir vereinbarten, dass ich mit ihm vorbeikommen würde, damit sie ihn ausprobieren konnte. Sophie meinte, er sei vielleicht zu stark für sie, aber Richard (Vogel) würde ihn gerne reiten. Das war zehn Tage vor den Bundeschampionaten. Richard rief mich an, um zu fragen, ob ich etwas dagegen hätte, dass United Touch S dort in der Klasse der achtjährigen und älteren Pferde startet. Ich war ein bisschen überrascht, denn jeder Züchter würde ihn sehr genau beobachten. Ich dachte, wenn das schief gehen würde, würden mich alle auslachen. Am ersten Tag hatte er zwei Abwürfe und sprang nicht besonders gut, aber am zweiten Tag gewannen sie die Prüfung.
Ich bin glücklich und auch ein bisschen stolz, dass es mit United Touch S am Ende so gut geklappt hat. In der Zucht muss man manchmal Dinge ausprobieren. Für mich kann das bedeuten, dass ich in der Zucht Fortschritte mache. Manchmal muss man auch Risiken eingehen. Züchten hat auch viel mit Glück zu tun. Und man muss Glück haben, dass die Pferde den richtigen Reiter finden. Außerdem hatte ich das Glück, dass ich mit einem tollen Mutterstamm züchten konnte. Wenn wir ein paar Generationen zurückgehen, können wir sehen, dass Feldtor schon eine Stute mit einer hervorragenden Arbeitsbereitschaft war. Jedes Mal, wenn ein Bauer einen Traktor kaufen wollte, wurde sie an den nächsten Bauern verkauft, weil alle sie haben wollten. Diese Eigenschaft ist auch heute noch in der Linie vorhanden, dass diese Pferde arbeiten wollen."
In der Geschichte des Pferdesports gibt es Reiterinnen und Reiter, deren Namen und Leistungen für immer in die Geschichte eingehen. Und darauf hofften auch die 40 Pferd-Reiter-Paare, die heute beim CHI Genf, dem letzten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Kalenderjahres um einen Sieg beim prestigeträchtigen Rolex Grand Prix kämpften.
Wieder einmal stellte der erfahrene Parcoursdesigner Gérard Lachat die Teilnehmer vor eine echte Herausforderung, in der Mut, Präzision und Ausdauer gefragt waren: Auf die 14 Hindernisse im ersten Umlauf sollte ein Stechen mit acht Hindernissen folgen für den Fall, dass zwei oder mehr Pferd-Reiter-Paare den ersten Umlauf fehlerfrei absolvierten.
Nach seinem Sieg im CPKC ‚International‘, presented by Rolex beim CSIO Spruce Meadows ´Masters‘ Turnier hoffte Martin Fuchs, der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, darauf, seine Jagd auf den ultimativen Titel im Springreitsport fortsetzen zu können. Der Schweizer ging als dritter Reiter in den Parcours, schied jedoch mit einem Fehler am vorletzten Hindernis schweren Herzens aus dem Rennen um den Sieg aus.
Der Parcours schien die Teilnehmer vor Probleme zu stellen, wobei besonders die Zeit knapp bemessen war. Insgesamt konnten vier Reiter die Runde zwar fehlerfrei absolvieren, wurden aber mit Zeitfehlern bestraft. Auch Favoriten wie der Einzel-Olympiasieger Ben Maher und der Weltranglisten-Achte Simon Delestre waren nicht in der Lage, den anspruchsvollen Parcours zu meistern.
Der junge Deutsche Richard Vogel, der der von Rolex unterstützten Young Riders Academy angehört, war es schließlich, der auf Startposition 15 die erste Nullrunde innerhalb der erlaubten Zeit schaffte. Das vollbesetzte Palexpo erwachte nur drei Pferde später zum Leben, als Steve Guerdat mit Dynamix de Belheme seine fabelhafte Form fortsetzte und dafür sorgte, dass es ein Stechen geben würde. Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington war einer der unglücklichen Reiter, die mit nur vier Fehlern ins Ziel kamen, ebenso wie der Ire Shane Sweetnam, der im letzten Jahr Dritter in dieser Prüfung geworden war.
Im weiteren Verlauf begannen die Reiter, die Tücken des Parcours besser zu verstehen. So konnten sich einige Teilnehmer ebenfalls fehlerfreie Runden sichern, darunter der Belgier Wilm Vermier, der Gewinner des FEI Nations Cup™ Finales 2023, der Deutsche Christian Kukuk, und die Team-Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Tokio Jessica Springsteen aus den USA. Henrik von Eckermann (SWE) schockte die Zuschauer, als er als Nummer 1 der Weltrangliste mit seinem Ausnahmepferd King Edward gleich acht Fehler kassierte.
Insgesamt traten sieben Pferd-Reiter-Paare beim Stechen gegeneinander an und starteten in derselben Reihenfolge wie im ersten Umlauf. Vogel und United Touch S mit seiner beeindruckenden Galoppade waren die Ersten und begeisterten das Publikum, indem sie mit einer Zeit von 37,14 Sekunden das Tempo vorgaben und fehlerfrei blieben. Die Hoffnungen der Schweizer auf einen Heimsieg wurden zunichte gemacht, als Guerdat, der schnell aussah, zu nah an das vorletzte Hindernis geriet und einen Abwurffehler kassierte. Christian Kukuk schaffte auch den zweiten Umlauf fehlerfrei, war aber nicht so schnell wie Vogel und überquerte die Ziellinie mit fast fünf Sekunden Rückstand. Der Ire Mark McAuley blieb ebenfalls ohne Fehler, konnte aber nicht mit dem vorgegebenen Tempo mithalten. Der einzige Reiter, der Vogel noch vom Sieg abhalten konnte, war Julien Epaillard, der oft als der schnellste Reiter im Springreitsport gilt. Der Franzose scheiterte jedoch bereits am zweiten Hindernis und Richard Vogel konnte sich somit seinen ersten Sieg bei einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping sichern und die Saison 2023 der prestigeträchtigen Turnierserie stilvoll abschließen.
Zu seiner Position als neuer Anwärter auf den Rolex Grand Slam meinte Vogel: „Ich fühle mich unglaublich. Hier beim CHI Genf zu gewinnen und beim Rolex Grand Slam dabei zu sein, ist für mich ein Traum, der wahr geworden ist. Die Stimmung war fantastisch und mein Pferd war einfach perfekt. Er hat einen so raumgreifenden Galopp, deshalb waren besonders im ersten Umlauf einige der Linienführungen sehr schwer für ihn, aber er hat sich für mich wirklich ins Zeug gelegt. Er hat mir alles gegeben und sich das Herz aus dem Leib gesprungen. Ich war noch nie beim The Dutch Masters, aber ich freue mich sehr darauf, im März dabei zu sein – wir werden uns einen Plan für die nächsten Monate zurechtlegen und versuchen, dort zu gewinnen!“
Der deutsche Springreiter weiter: „Ich bin sehr eng mit McLain Ward befreundet und habe mir gestern Abend das gesamte Stechen vom letzten Jahr angeschaut. Ich wusste, dass man hier schnell sein muss, um zu gewinnen, und obwohl ich als Erster an der Reihe war, habe ich mich entschlossen, alles zu geben.“
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns Ihre Aufgabe erläutern?
Mein Name ist Emma Uusi-Simola und ich begleite Steve Guerdat als Pferdepflegerin auf Turnieren.
Steve Guerdat und Venard de Cerisy haben am Freitag das Rolex IJRC Top 10 Finale gewonnen. Wie hat sich das angefühlt?
Venard [De Cerisy] ist mein Lieblingspferd, daher war dieser Sieg etwas ganz Besonderes für mich. Ich wusste, dass sie es schaffen können, aber in diesem Sport weiß man nie so recht, ob es auch wirklich klappt. Sie waren unglaublich. Nach ein paar Jahren, die nicht ganz so gut gelaufen sind, wie wir es uns gewünscht hätten, ist der Gewinn dieser prestigeträchtigen Prüfung als Abschluss eines unglaublichen Jahres einfach großartig.
Venard de Cerisy und Dynamix de Belheme sind einfach fantastische Pferde – können Sie uns etwas mehr über sie erzählen?
Venard ist ein sehr scheues Pferd. Er hat gerne vertraute Menschen um sich herum und ist daher manchmal etwas schwierig, aber er ist einfach ein unglaubliches Springtalent. Er ist mein Bester!
Dynamix hat ihre eigene Persönlichkeit! Sie ist ein Star in der Arena und sehr pflegeleicht, aber sie langweilt sich sehr schnell. Steve ändert ihre Reitroutine regelmäßig, um sie bei Laune zu halten – sie macht nicht gerne immer dasselbe, aber wenn sie auf einem Turnier ist, ist sie einfach phänomenal.
Wie sind die Bedingungen beim CHI Genf für Sie als Pferdepflegerin und für die Pferde?
Die Ställe hier beim CHI Genf sind großartig – dieses Jahr haben die Pferde richtig große Boxen, so dass sie viel Platz haben, um sich zwischen den Prüfungen zu entspannen.
Neulich gab es einen Brunch für die Pferdepfleger, das war ein toller Start in den Tag. Das Essen war wunderbar und es war eine wirklich nette Geste seitens der Organisatoren.
Hier ist alles so gut organisiert und durchdacht. Ich kann mich wirklich nicht beschweren!
Sie haben kürzlich den Cavalor FEI Best Groom Award gewonnen – wie viel bedeutet Ihnen diese Auszeichnung als beste Pferdepflegerin?
Es ist einfach großartig. Ich glaube, ich habe nicht die richtigen Worte, um meine Gefühle auszudrücken – aber es bedeutet mir sehr viel. Es gibt mir das Gefühl, dass alle anderen Pferdepfleger und die Menschen um mich herum meine Arbeit und die Art und Weise, wie ich sie ausübe, zu schätzen wissen. Deshalb fühlt es sich toll an, diesen Preis gewonnen zu haben.
Sind Sie gerne bei den Majors – The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, Spruce Meadows 'Masters' und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Diese Majors sind die besten Turniere der Welt. Für mich unterscheiden sie sich vor allem von den anderen Veranstaltungen im Kalender, weil sie so gut organisiert sind. Man hat auch das Gefühl, dass die Pferde ebenso wie der Sport auf höchstem Niveau wirklich im Mittelpunkt stehen.
Was gefällt Ihnen besonders daran, Teil von Steves Teams zu sein?
Es ist etwas ganz Besonderes – ich liebe es, mit ihm und dem Team zu arbeiten. Er behandelt die Pferde sehr gut und ich mag seine Einstellung: Pferde sollten Pferde sein dürfen. Bei uns im Stall ist alles sehr einfach gehalten – es ist nicht übermäßig kompliziert. Wir versuchen einfach, die Pferde glücklich und erfolgreich zu machen. Er ist zudem ein großartiges Reittalent!
Als Turnierpflegerin sind Sie viel unterwegs. Wie wichtig ist Ihr Team zu Hause?
Es ist entscheidend für unseren Erfolg. Ich habe vollstes Vertrauen in unser Team. Wenn ich unterwegs bin, muss ich mir keine Sorgen um die Pferde zu Hause machen, denn ich weiß, dass sie perfekt versorgt werden. Das ist für mich und auch für Steve sehr wichtig.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Ich liebe es, zu reisen und auf Turnieren zu sein – ich bin nicht gerne zu Hause, daher passt dieser Job sehr gut zu mir! Außerdem mag ich es, einfach bei den Pferden zu sein und mich um sie zu kümmern. Jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit, das macht diese Arbeit sehr interessant.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Der beste Rat, den ich je erhalten habe, lautet: Ständig weiter dazu lernen. Ich denke, es ist unglaublich wichtig, anderen bei der Arbeit zuzusehen und von ihnen zu lernen. Schließlich kann man sich immer weiter verbessern.
Wie wichtig ist das Gemeinschaftsgefühl unter den Pferdepflegern?
Ich glaube nicht, dass viele der Pferdepfleger diese Arbeit ohne die unglaubliche Gemeinschaft, die wir haben, machen würden – sie ist eines der Dinge, die uns alle am Laufen halten. Wir unterstützen uns alle gegenseitig. Zum Beispiel haben wir uns am Freitagabend nach dem Rolex IJRC Top 10 Finale gegenseitig geholfen, damit wir alle die Ställe verlassen konnten. Ein Gemeinschaftsgefühl wie dieses ist einfach großartig.
Was macht den CHI Genf für Sie zu einer so besonderen Veranstaltung?
Die Atmosphäre beim CHI Genf ist einfach unglaublich. Alles findet unter einem Dach statt und ist hervorragend durchdacht. Beim The Dutch Masters ist es ähnlich. Die Wettbewerbe dort sind grandios, aber die Arena ist viel kleiner. Der CHI Genf ist für seine Größe und die Ausmaße seiner Hauptarena bekannt – sie ist eine der größten Hallen der Welt für Springreitturniere.
Was ist das Besondere daran, einen Parcours für die beste Hallenveranstaltung der Welt zu entwerfen?
Die besten Pferd-und-Reiterpaare der Welt treten beim CHI Genf an. Deswegen kann die Parcoursgestaltung eine schwierige Aufgabe sein und einen sehr unter Druck setzen. Die Hauptarena bei dieser Veranstaltung ist in ihrer Größe mit einigen Anlagen im Freien vergleichbar. Das ist außergewöhnlich und bietet mir die Chance, wirklich interessante Parcours zu entwerfen. Es gibt hier auch noch ein paar andere einzigartige Elemente, wie den See und den Brunnen, die wir bei der Gestaltung des Parcours berücksichtigen müssen – die Fans müssen schließlich den gesamten Parcours überblicken können. Deshalb ist die richtige Handhabung der Lagepläne sehr wichtig. Außerdem muss der Parcours die Reiter herausfordern, sie sind immerhin die Besten der Welt. Die richtige Balance zwischen diesen Elementen zu findenist also das A und O, wenn man für einen spannenden Wettkampf sorgen will.
Können Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag erzählen?
Ich finde, wir haben für Sonntag einen sehr klassischen Parcours gestaltet, in dem auch der doppelte Liverpool wieder vertreten sein wird. Diese beiden Gräben kamen schon beim CHIO Aachen und beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ zum Einsatz. Ich glaube, sie werden eine sehr knifflige Kombination für den Rolex Grand Prix am Sonntag ergeben, weil sie direkt neben dem See platziert sind. An der Stelle hat sich dieses Hindernis noch nie befunden, wir werden also sehen, wie es sich springen lässt. Ich glaube, erfahrenere Reiter wie diejenigen, die im Rolex IJRC Top 10 Finale angetreten sind, werden damit klarkommen, aber es wird dennoch ihr technisches Können auf die Probe stellen.
Wer wird Ihrer Meinung nach den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?
Der Rolex Grand Prix am Sonntag wird auf jeden Fall sehr interessant. Ich glaube wirklich, dass jeder ihn gewinnen könnte. Wir haben einige unfassbar talentierte Schweizer Reiter dabei, wie Martin Fuchs und Steve Guerdat. Außerdem treten eine Reihe von Spitzenreitern aus verschiedenen Ländern an. Ich glaube, es gibt etwa 10 oder 15 Paare, die dieses Jahr gewinnen könnten – es wird unglaublich spannend werden.
Wie sind Sie zum Parcoursdesign gekommen?
Ich habe auf nationaler Ebene mit dem Designen von Parcours begonnen und mir mit der Zeit einen Ruf erarbeitet, sodass ich schließlich Parcours auf nationalem Spitzenniveau wie für den Schweizer Grand Prix entwerfen durfte. Als ich angefangen habe, Parcours auf internationalem Niveau zu gestalten, war ich zu Beginn nur Assistent. Ich hatte das unglaublich große Glück, mit einigen ganz herausragenden Designern zusammenzuarbeiten, wie Rolf Lüdi, der zu der Zeit einer der besten Parcoursdesigner in Europa war.
Später in meiner Laufbahn begann ich dann, mit Frank Rothenberger und Louis Konickx zusammenzuarbeiten. Louis assistiert mir sogar hier diese Woche. Er hat eine große Rolle in meiner Karriere gespielt und ich bin ihm unglaublich dankbar für seine Hilfe. Es ist großartig, die Meinung von jemand anderem über die Parcours zu hören, denn das stärkt die eigenen Ideen und hilft dabei, sie zu verwirklichen.
Parcoursdesigner müssen bestimmte Prüfungen ablegen, um Top-Designer zu werden, aber ich finde, der wahre Lernprozess ist die Arbeit als Assistent bei einem etablierten Designer. Man nutzt das theoretische Wissen, das man sich angeeignet hat, und erlebt es aus erster Hand.
Es gibt eine ganze Reihe von jungen Parcoursdesignern, die beim CHI Genf helfen möchten, und wir suchen uns jedes Jahr einen bis zwei davon aus, die uns assistieren dürfen. So geben wir ihnen die Gelegenheit, bei einer der besten Veranstaltungen der Welt Erfahrungen zu sammeln. Ich habe in meiner Karriere auch solche Chancen bekommen und finde es deshalb so wichtig, anderen das Gleiche zu ermöglich. Dieses Jahr haben wir zwei junge und vielversprechende Designer aus der Schweiz dabei, die unsere Abläufe kennenlernen möchten. Ich bin dieses Jahr zum neunten Mal als Parcoursdesigner bei diesem Turnier und es ist großartig, ein paar jüngere Designer mit neuen Ideen zu haben, die mir helfen.
Auf welchen Parcours sind Sie besonders stolz?
Meiner Meinung nach war der Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2021 der beste Parcours, den ich je entworfen habe. Alle Reiter haben den Parcours gelobt und es war ein unglaublicher Wettkampf. Dieses Jahr habe ich mir diesen Parcours noch mal ganz genau angesehen und alle Aspekte genau unter die Lupe genommen, die ich mit einbauen wollte.
Was sind Ihre Leidenschaften abseits der Parcoursgestaltung?
Im Augenblick habe ich nicht viele Hobbys außer dem Parcoursdesign. Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit mit der Arbeit in dem Zuchtbetrieb, den meine Frau und ich betreiben. Daüber hinaus bin ich vergangene Woche bin ich zum ersten Mal Großvater geworden, was sehr aufregend ist und garantiert noch mehr von meiner Zeit beanspruchen wird.
Wie hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Springreitsport gefördert?
Ich glaube, der Sport hat sehr davon profitiert, dass der Rolex Grand Slam of Show Jumping ins Leben gerufen wurde. Er umfasst die besten Turniere der Welt und das Niveau der Prüfungen ist enorm hoch. Der Sport entwickelt sich fortlaufend weiter und der Rolex Grand Slam of Show Jumping motiviert die Reiter wirklich sehr dazu, Bestleistungen zu erbringen und ein Major zu gewinnen. Er öffnet den Reitern auch Türen und stellt sicher, dass die jüngeren Generationen Gelegenheit bekommen, bei einigen der besten Turniere der Welt anzutreten.
Spürbare Vorfreude lag in der Luft des Palexpo, als das leidenschaftliche und fachkundige Publikum beim CHI Genf der 22. Ausgabe des prestigeträchtigen Rolex IJRC Top 10 Finales entgegenfieberte. In der innovativen und weltweit angesehenen Prüfung, die oft mit dem Nitto ATP Finale im Tennis verglichen wird, traten die aktuellen Top 10 der Weltrangliste über zwei Runden gegeneinander an, um zum Champion der Champions gekrönt zu werden.
Es war wirklich ein sehr internationales Starterfeld, da die zehn Reiter aus acht verschiedenen Nationen stammen. Unter diesen Spitzenathleten befanden sich der letztjährige Gewinner dieser Prüfung und Weltranglistenerste, Henrik von Eckermann, der amtierende Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Martin Fuchs, sowie der Olympiasieger im Einzel, Ben Maher. Vor dem Wettkampf kam das Publikum in den Genuss der traditionellen Reiterparade, die die Aufregung und sensationelle Atmosphäre in der Hauptarena noch weiter schürte.
Da beide Runden gewertet und die Fehler addiert wurden, standen die Reiter von dem Augenblick an, in dem sie in den Parcours einritten, unter großem Druck. In der Eröffnungsrunde traten die Reiter in umgekehrter Reihenfolge der Rangliste an, sodass der Ire Shane Sweetnam, ein Newcomer in dieser Prüfung, es als Erster mit dem 1,60-Meter-Parcours aufnahm. Sweetnam gelang eine perfekte Runde, womit er die Richtzeit für die neun noch übrigen Reiter vorgab. Die nächsten Reiter bemühten sich vergebens, diese Vorlage zu toppen und selbst Favoriten wie Simon Delestre, Harrie Smolders und Max Kümussten Fehler hinnehmen – Delestre acht und Smolders sowie Kühner sogar je zwölf. Julien Epaillard gelang es mit einer für ihn typischen schnellen Runde mit nur einem Abwurf, sich im Rennen zu halten.
Nach ihm erwachte das Palexpo jedoch richtig zum Leben, als dem Schweizer Steve Guerdat mit Venard de Cerisy die zweite fehlerfreie Runde der Prüfung gelang – ein Ergebnis, das ihm seine Rolex-Markenbotschafterkollegen, Martin Fuchs und Kent Farrington, leider nicht nachmachen konnten. Ein weiterer Favorit, Ben Maher, scheiterte ebenfalls an dem Parcours, wohingegen der letzte Starter der ersten Runde, Henrik von Eckermann, sein ganzes Talent unter Beweis stellte, um seine Hoffnungen auf einen zweiten Folgesieg am Leben zu erhalten.
Nach dem Umbau des Parcours traten die Reiter in umgekehrter Reihenfolge aus der ersten Hälfte der Prüfung erneut an. Max Kühner absolvierte zum Auftakt eine fehlerfreie Runde, ebenso wie die vier folgenden Reiter, doch aufgrund der aus der ersten Runde übernommenen Fehler blieb ihnen ein Platz an der Spitze verwehrt. Kent Farrington gelang mit Greya nach den vier Punkten aus der ersten Runde ein fehlerfreier Ritt, während Julien Epaillard, oft als schnellster Reiter der Welt bezeichnet und der einzige andere Starter mit vier Fehlerpunkten, als Erster erneut Fehlerpunkte in diesem verkürzten Parcours hinnehmen musste.
Nun lagen aller Augen auf den letzten Drei, die mit null Fehlern aus der ersten Runde in die Arena einritten. Der erste der drei Fehlerfreien, Guerdat, hatte Glück bei der Doppelkombination, beendete die Runde jedoch fehlerfrei in einer Zeit von 48,13 Sekunden. Henrik von Eckermann startete als Nächster, doch das Glück war dem Weltmeister offenbar nicht hold, denn er ritt zu nah an Hindernis Nummer 13 heran und holte sich damit vier Fehlerpunkte. Der Einzige, der nun noch zwischen dem Heimfavoriten und seinem Sieg stand, war der Neuling Sweetnam, der sich allerdings zwei Abwürfe leistete. So konnte der Schweizer Reiter die Prüfung zum dritten Mal für sich entscheiden.
Seinen Sieg kommentierte Guerdat wie folgt: „Ich bin so aufgeregt. Es ist unfassbar, dass ich diese unglaubliche Prüfung zum dritten Mal gewonnen habe! Es ist wirklich ganz unbeschreiblich. Ich habe schon so viele Erfolge bei dieser fantastischen Veranstaltung gefeiert – aber ich werde immer wieder aufs Neue überrascht! Das Publikum war fantastisch und die Atmosphäre beim CHI Genf ist ganz außergewöhnlich. Dieser Augenblick bedeutet mir unglaublich viel.“
Der Schweizer Reiter fügte noch hinzu: „Venard war unglaublich. Er ist ein so tolles Pferd und ich bin so stolz auf ihn. Dieser Sieg wäre nicht möglich gewesen ohne mein Team – diese Menschen haben den Sieg ebenso sehr verdient wie ich!“
KENT FARRINGTON EROBERT ZUM SECHSTEN MAL DEN SPITZENPLATZ BEI DER TROPHÉE DE GENÈVE
Die wunderschöne Stadt Genf begrüßte wieder einmal die talentiertesten Pferd-und-Reiterpaare der Welt zu dem oft als beste Hallenreitsportveranstaltung der Welt bezeichneten Spitzenturnier, dem CHI Genf. Das Event, in dessen Rahmen das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping in diesem Kalenderjahr stattfindet, begann gestern, und heute wurden die ersten internationalen 5*-Prüfungen eingeläutet.
Insgesamt 48 Pferd-und-Reiterpaare traten in der Hauptprüfung des Tages an, im 1,60-Meter-Springen um die heiß begehrte Trophée de Genève. Die Prüfung war gleichzeitig die erste Chance für die Reiter, sich einen Platz in der Spitzenprüfung der Veranstaltung, dem Rolex Grand Prix, zu sichern. Wie beim CHI Genf so oft, war das Starterfeld das reinste Staraufgebot mit dem amtierenden Olympiasieger im Einzel, dem Weltmeister im Einzel und dem Europameister im Einzel, Ben Maher, Henrik von Eckermann und Steve Guerdat.
Als Erster galoppierte der Ire Shane Sweetnam auf seinem Fuchswallach Cjoxx Z in die legendäre Arena des Palexpo in Genf ein. Das Duo absolvierte eine fehlerfreie Runde, leistete sich jedoch einen ärgerlichen Zeitfehler. Dem vierten Starter, dem formstarken Vitor Bettendorf, der bereits zwei der heutigen Prüfungen gewonnen hatte, gelang die erste fehlerfreie Runde. Ihm folgte der Schweizer Pius Schwizer, der nach einer hervorragenden Leistung zur großen Freude seines Heimpublikums ins Stechen einzog. Als die Hälfte des Starterfelds angetreten war, gab es acht fehlerfreie Runden zu verzeichnen, denn der meisterhaft entworfene Parcours forderte viele Fehler.
Nach einer kurzen Pause kam das Publikum in den Genuss von weiteren sieben fehlerfreien Durchläufen und einigen Darbietungen von außergewöhnlicher Reitkunst, unter anderem von Kent Farrington, der diese Prüfung vor zwei Jahren gewann, von dem Deutschen Christian Kukuk sowie von dem Schweizer Elian Baumann. Zur großen Enttäuschung der Schweizer Zuschauer mussten jedoch die Lieblinge der Fans, Steve Guerdat und Martin Fuchs, der amtierende Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, einige Fehler hinnehmen, womit ihnen der Einzug in die zweite Runde verwehrt blieb.
Insgesamt 15 Reiter schafften es ins Stechen, nachdem sie den von Gérard Lachat entworfenen Parcours fehlerfrei absolviert hatten, und ritten in derselben Reihenfolge wie in der ersten Runde in die Arena ein. Gleich der erste Starter, der luxemburgische Reiter Bettendorf, gab mit einer fehlerfreien Runde in 38,63 Sekunden die Richtzeit vor, doch die Führung wechselte noch mehrmals in diesem außergewöhnlichen Stechen. Für den Weltranglistenersten in der U25, Harry Charles, sah es kurzzeitig so aus, als würde er sich mit einer Zeit von 37,08 Sekunden seinen ersten Sieg in der diesjährigen Ausgabe des CHI Genf holen, bevor Kent Farrington, ebenfalls ein Rolex-Markenbotschafter, die Ziellinie 2,31 Sekunden schneller als Charles erreichte und wahre Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste. Die noch übrigen fünf Pferde konnten das Tempo, das der Amerikaner mit seiner einzigartigen Stute, Toulayna, vorgelegt hatte, nicht überbieten, und so nahm Farrington zum zweiten Mal in drei Jahren die Trophée de Genève mit nach Hause.
Begeistert von der Leistung seiner neunjährigen braunen Stute, kommentierte Farrington: „Ich bin ganz begeistert von meinem Pferd. Ich habe diese Woche zwei Jungpferde mitgebracht, die sich wirklich gut entwickeln, und ich bin überwältigt von Toulaynas Leistung. Meine Taktik im Stechen war es, um den Sieg zu kämpfen – ich wollte meinem Pferd ermöglichen, gute Erfahrungen zu sammeln –, aber es ist eins der größten Turniere der Welt und ich bin hier, um mich mit den anderen zu messen.“
Im Hinblick auf den Rolex Grand Prix am Sonntag fuhr der Amerikaner fort: „Nach heute Abend bin ich ziemlich aufgeregt, aber morgen ist ein neuer Tag und es liegt noch ein weiter Weg vor mir – aber ich freue mich schon sehr darauf.“
Toulaynas Pflegerin Denise Moriarty fügte noch hinzu: „Ich bin so stolz. Sie macht immer alles mit – sie tut alles, was wir von ihr wollen, und zwar außergewöhnlich gut. Trotz ihrer erst neun Jahre ist sie ein unglaublich zuverlässiges Pferd und wir freuen uns schon sehr darauf, wie sie sich noch weiter entwickeln wird. Sie hat die Anreise von Amerika sehr gut überstanden. Sie ist generell sehr entspannt, außer, wenn sie in der Arena ist.“
Wie lief die Planung für die diesjährige Veranstaltung?
Alles ist prima gelaufen. Die Vorbereitungen für die Show begannen im Februar mit der Ausarbeitung des Zeitplans für das Sportprogramm und der Pläne für die Kommunikation. Wir sind hocherfreut darüber, dieses Jahr das zehnjährige Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu feiern, und haben ein großartiges Aufgebot an Reitern, die an der Veranstaltung teilnehmen. Und wir freuen uns sehr, unsere Fans erneut beim CHI Genf begrüßen zu können.
Gibt es in diesem Jahr etwas Neues beim CHI Genf? Werden Sie das zehnjährige Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping mit etwas Besonderem feiern?
Wir halten am Samstagabend um 21.00 Uhr in der Hauptarena eine Zeremonie zu Ehren von Steve Guerdat ab. Er hat an sämtlichen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping teilgenommen und diese unglaubliche Leistung wollten wir honorieren. Außerdem werden wir auch die Pfleger feiern – wir veranstalten zum ersten Mal einen Brunch für sie. Sie sind ein so wesentlicher Bestandteil dieses Sports und deshalb ist es uns wichtig, ihnen für all ihre harte Arbeit zu danken. Und zu guter Letzt haben wir noch einige kleinere Aktivitäten geplant, um das zehnjährige Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu feiern.
Wie wichtig sind die freiwilligen Helfer für den erfolgreichen Ablauf der Veranstaltung?
Sie sind das Herz und die Seele der Veranstaltung – sie machen sie zu etwas wirklich Einzigartigem. Sie sind mit so viel Leidenschaft dabei, die sie in die Veranstaltung mit einbringen. Sie sind einfach großartig und geben so viel – wir sind ihnen unbeschreiblich dankbar.
Der CHI Genf legt einen starken Fokus auf die Nachwuchsreiter. Warum ist das ein Punkt, den Sie jedes Jahr so hervorheben?
Das ist enorm wichtig für uns – sie sind die Stars von morgen. Wir möchten ihnen die Chance geben, in derselben Arena anzutreten wie die talentiertesten Reiter der Welt. Die Prüfungen für Nachwuchsreiter gehören zur Struktur der Veranstaltung und wir finden es enorm wichtig, jungen Reitern Chancen zu bieten.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Welche positiven Auswirkungen hatte die Initiative auf den CHI Genf als Veranstaltung?
Sie hatte gewaltige Auswirkungen – sie erhebt die vier Veranstaltungen, aus denen sie besteht, auf ein ganz neues Niveau. In unserem Sport einen Grand Slam zu haben, ist sehr wichtig, und der CHI Genf fühlt sich geehrt, ein Teil davon zu sein. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat unseren Sport für all jene präsenter und verständlicher gemacht, denen der Reitsport bisher fremd war. Das Springreiten kann für Menschen, die sich nicht damit auskennen, schwierig zu verstehen und sehr komplex sein, aber der Rolex Grand Slam macht alles ganz einfach – es gibt vier Majors und das sind die Turniere, die jeder gewinnen will.
Was war Ihr persönliches Highlight in den ersten 10 Jahren des Rolex Grand Slam of Show Jumping?
Es fällt mir sehr schwer, mich da auf eine Erinnerung festzulegen, weil es so viele unvergessliche Augenblicke gab – ich würde sagen, mein persönliches Highlight war Steves [Guerdat] Sieg 2013 hier beim CHI Genf. Es war das erste Major, das wir je organisiert hatten, und einen Schweizer Reiter gewinnen zu sehen, war einfach überwältigend.
Was raten Sie jemandem, der in die Sportveranstaltungsbranche einsteigen möchte?
Man muss den Sport, in dem man arbeiten möchte, wirklich begreifen. Ich fände es zum Beispiel schwieriger, eine Fußballveranstaltung zu organisieren als eine Reitsportveranstaltung, weil ich nicht viel vom Fußball verstehe. Wenn man ein Musikkonzert oder eine Sportveranstaltung organisiert, darf man keine Angst vor den vielen Arbeitsstunden haben.
Außerdem ist es auch wichtig, gute Beziehungen zu externen Einflussnehmern wie Politikern oder dem Staat zu haben. Beim CHI Genf ist es beispielsweise ganz entscheidend, eine gute Beziehung zum Kanton Genf zu haben. Man muss sich auch im Finanzwesen auskennen und multitaskingfähig und flexibel sein – man macht nämlich jeden einzelnen Tag etwas anderes. Und zu guter Letzt muss man mit Stress umgehen können. Manchmal steckt man in einer schwierigen Lage und dann muss man imstande sein, Ruhe zu bewahren.
Was sind für Sie ebenso wie für den CHI Genf die wichtigsten Komponenten, die eine erfolgreiche Sportveranstaltung oder ein Sport-Major ausmachen?
Insgesamt ist es eine Mischung aus den Fans, den Medien und den Sponsoren. Ich glaube, man muss eine Community schaffen, der sich die Fans und freiwilligen Helfer angehörig fühlen. Es ist wichtig, ein starkes Band zu den Menschen zu knüpfen, die einen lieben.
Natürlich muss man auch gute Beziehungen zu den Sponsoren unterhalten. Ohne sie kann man keine Veranstaltung organisieren. Eine sehr enge Beziehung zu ihnen zu haben und flexibel und anpassungsfähig zu sein, was ihre Wünsche angeht, ist ausgesprochen wichtig, wenn man eine erfolgreiche Veranstaltung auf die Beine stellen will. Man kann nicht in seinem „stillen Kämmerlein“ arbeiten, man muss vorgegebene Grenzen sprengen, um zusammen mit seinen Partnern Lösungen zu finden. Die Welt ändert sich jeden Tag und dessen muss man sich bewusst sein.
Man muss auch den Athleten sehr nahestehen, denn sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Veranstaltung. Es ist eine Mischung aus all dem – man muss für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen all diesen Elementen sorgen, um eine erfolgreiche Veranstaltung auszurichten.
Wenn wir uns die Tennislegenden Nadal, Federer und Djokovic ansehen, die die Tenniswelt und ihre Majors dominiert haben, wie wichtig ist es für den CHI Genf, dass die Weltbesten bei der Veranstaltung antreten?
Für die Sponsoren ist das sehr wichtig – sie wollen die Besten haben. Es ist auch wesentlich für unsere Kommunikation. Wenn man Tickets verkaufen will, muss man die besten Athleten der Welt in seiner Show haben, denn genau die wollen die Fans sehen. Es ist zwar keine Katastrophe, wenn man nicht die besten Reiter hat, aber für das Image der Veranstaltung ist es besser, wenn die Crème de la Crème vertreten ist. Das verleiht der Veranstaltung Glaubwürdigkeit. Außerdem lockt es Freiwillige an, die immer gern an einer Veranstaltung mitwirken, bei der die Besten dabei sind.
Der CHI Genf wird oft als die führende Hallenveranstaltungsstätte für Pferdesport angesehen. Wie stellen Sie sicher, dass Sie sich fortwährend weiterentwickeln und anpassen, um diesen Status aufrechtzuerhalten?
Das ist nicht einfach – es gibt sehr viele fantastische Veranstaltungen in aller Welt. Um den CHI Genf auf Spitzenniveau zu halten, werfen wir jedes Jahr einen Blick zurück und reflektieren, was uns gut gelungen ist und was wir hätten besser machen können. Jahr für Jahr organisieren wir eine Nachbesprechung mit den Partnern der Veranstaltung und dem gesamten Team, um einen kritischen Blick auf die Veranstaltung zu werfen und zu überlegen, wie wir noch besser werden können.
Eine Reihe Mitglieder unseres Organisationskomitees sind Freiwillige, die viel Leidenschaft mitbringen, und wenn man Leidenschaft besitzt, ist man auch motiviert. Unser Organisationskomitee ist sehr stolz auf unsere Veranstaltung. Wir hören uns an, was die Menschen zu sagen haben, und sind immer offen für Kritik. Wir wollen einfach das Bestmögliche liefern. Wir scheuen uns nicht, etwas zu verändern und uns anzupassen. Es fließt einfach viel Leidenschaft durch unsere Adern. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, weshalb der CHI Genf so erfolgreich ist.
Lassen Sie und die Organisatoren des CHI Genf sich von anderen großen Sportveranstaltungen inspirieren, z. B. im Tennis oder Golf?
Es ist sehr wichtig, sich andere Springreitveranstaltungen anzusehen, aber auch andere Sport-Events. Man muss das tun, was die anderen tun – ob es sich um ein Festival handelt, eine Fußballveranstaltung oder ein Konzert – man muss immer dazulernen.
Wenn man eine Veranstaltung besucht, bekommt man immer neue Ideen, die man auf seinen eigenen Sport übertragen kann. Ich versuche, auch andere Veranstaltungen zu besuchen. Es sind vielleicht nicht ganz so viele, wie ich gern möchte, aber wenn ich es mal zu einer schaffe, versuche ich immer, mit den Organisatoren zu sprechen und hinter die Bühne zu gelangen und mich auch mit vielen Menschen aus dem Team zu unterhalten, von den Ticketverkäufern bis hin zu den Kommunikationsmitarbeitern und der Security. Die Idee für unsere Security habe ich von einem Festival in der Schweiz übernommen, und unser Ticketverkaufssystem stammt von einer Musikveranstaltung, bei der ich war. Auch von Sportübertragungen im Fernsehen kann man sich Ideen holen.
Es ist wichtig, dass wir immer offen sind und darüber nachdenken, was für den CHI Genf am besten funktionieren würde. Manchmal funktioniert etwas bei einer Veranstaltung in Deutschland, aber nicht in der Schweiz, weil wir hier einfach eine andere Kultur haben. Es ist wichtig, dass man reist, beobachtet und Veränderungen gegenüber offen ist.
Können Sie sich kurz vorstellen und uns sagen, für wen Sie arbeiten und was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Lovisa Munter und arbeite seit drei Jahren als Travelling Groom für Bertram Allen.
Erzählen Sie uns ein wenig über Ihre Reise zum CHI Genf ...
Wir waren letzte Woche auf einem Turnier in La Coruña in Spanien. Auf dem Weg hierher haben wir einen Zwischenstopp in Frankreich eingelegt, um sowohl den Pferden als auch mir eine kleine Pause zu gönnen. Dienstagabend sind wir hier beim CHI Genf angekommen.
Was können Sie tun, um einem Pferd zu helfen, wenn es nicht gerne reist? Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde bequem reisen, damit sie weiterhin Höchstleistungen bringen können?
Bertrams Pferde sind beide sehr problemlos auf Reisen. Sie sind sehr erfahren, vor allem Pacino Amiro. Auf der Fahrt zum CHI Genf haben wir 12 Stunden Pause gemacht, in denen sie sich ausruhen konnten. Beim Reisen ist es sehr wichtig, die üblichen Fütterungszeiten der Pferde beizubehalten und zu versuchen, alles so „normal“ wie möglich zu gestalten. Deswegen halten wir den Transporter unterwegs immer wieder an, um ihnen ihr Mash und ihr Futter zu geben. Außerdem haben sie Heunetze und Wassereimer in ihrem Bereich des Transporters. Ich reise für gewöhnlich mit nur zwei Pferden in einem Transporter, damit sie viel Platz haben – so verkraften sie das Reisen sehr gut.
Wie wichtig ist das gesamte Team, z. B. Tierärzte, Hufschmiede etc. für den gemeinsamen Erfolg?
Sehr wichtig. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, weil wir ein so großartiges Team haben. Wir haben einen fantastischen Tierarzt. Ich rufe ihn jede Woche an, um mit ihm über die Pferde zu sprechen. Bertram hat auch einen großartigen Hufschmied. Ich hatte noch nie Probleme mit den Hufen irgendeines der Pferde.
Zu Hause haben wir eine Reiterin für die Flatwork, Nathalie, die auch die Hauptreiterin von Pacino [Amiro] und von Bertrams anderen guten Pferden ist. Sie leistet fantastische Arbeit. Kate, die Pflegerin zu Hause, ist sehr verlässlich. Sie ist diejenige, die ich jederzeit anrufen und um Rat fragen kann.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie mitgebracht haben, und über ihre Charaktere?
Pacino Amiro, Bertrams Spitzenpferd, ist einfach unglaublich! Wir haben so viel zusammen erlebt. Letzte Woche war ich auf meinem sage und schreibe 50. Turnier mit ihm. Er hat einen sehr lustigen Charakter. Er weiß, dass er im Stall der Boss ist. Er kann sehr fordernd und eigensinnig sein. Man kann ihm nichts befehlen, er tut, was er will.
Unser anderes Pferd hier ist Castigo de Amor. Er ist neu, wir haben ihn erst seit ein paar Monaten, aber er hat schon zwei Grands Prix gewonnen. Er ist ein Hengst, hat aber einen unglaublich goldigen Charakter – wir nennen ihn unser „kleines Einhorn“. Mit ihm habe ich nie Probleme.
Wie sind die Bedingungen beim CHI Genf für Sie als Pferdepfleger und für die Pferde?
Ich bin jetzt zum dritten Mal beim CHI Genf und es ist eine der besten Veranstaltungen der Welt. Das sagen alle und es stimmt. Wenn man hier ankommt, hilft einem das Team vom CHI Genf beim Entladen und Ausmisten. Die Boxen für die Pferde sind geräumig und ruhig – alles ist einfach großartig.
Sind Sie gerne bei den Majors – The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, Spruce Meadows ‚Masters‘ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Die vier Majors gelten als die besten Turniere der Welt. Als Kind habe ich immer davon geträumt, mal bei diesen Turnieren mitzureiten, aber es ist etwas ganz Besonderes für mich, als Pflegerin dabei zu sein. Die Einrichtungen für die Pferde sind perfekt und die Atmosphäre dort ist einzigartig.
Dieses Jahr war ich zum ersten Mal beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ und es war unbeschreiblich. Ich war auch schon beim CHIO Aachen – ein phänomenaler Austragungsort! Diese Majors sind die vier Turniere, von deren Sieg alle Reiter träumen.
Blicken Sie und Bertram mit Zuversicht in die kommende Woche?
Ja, wir sind zuversichtlich. Bertram ist sehr gut in Form. Er ist als Vorbereitung auf den CHI Genf letzte Woche in den 5*-Turnieren in La Coruña angetreten. Er war gut, aber nicht ganz perfekt, was ihm aber diese Woche hoffentlich gelingen wird. Er bringt bei den wichtigen Majors normalerweise Bestleistungen – unter Druck ist er sehr gut.
Was gefällt Ihnen besonders daran, Teil von Bertrams Teams zu sein?
Es ist unglaublich toll. Es ist ein wahr gewordener Traum, mit einem Reiter wie ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe Bertram schon immer gern reiten gesehen. Er ist einer der schnellsten Reiter der Welt und ein ausgezeichneter Pferdekenner. Ich bin wahnsinnig stolz darauf, mit ihm und seinen Pferden arbeiten zu dürfen.
Welche Eigenschaften haben Bertram Ihrer Meinung nach über einen so langen Zeitraum so erfolgreich gemacht?
Es ist verblüffend, wie Bertram jedes Pferd dazu bringen kann, für ihn zu kämpfen und zu springen. Er besitzt ein Talent, das nicht viele Reiter besitzen.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der in die Branche einsteigen möchte?
Als ich angefangen habe, arbeitete ich in der Schweiz und war nur bei den nationalen Turnieren. Die besten Lernerfahrungen habe ich in den Stephex Stables gesammelt. Ich war dort Teil eines größeren Teams und habe mit einer Reihe von erfahrenen Reitern und Pflegern gearbeitet. Es war eine großartige Gelegenheit, die anderen zu beobachten und von ihnen zu lernen. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg ist es, Geduld bei der Suche nach einer guten Stelle zu haben, sobald man die entsprechende Erfahrung gesammelt hat.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Es ist enorm wichtig, eine Gemeinschaft aus Pflegern und Freunden zu haben, die einander helfen. Viele meiner engsten Freunde sind diese Woche hier. Diese Unterstützung bedeutet, dass wir uns gegenseitig helfen. Während der langen Nachtfahrten rufen wir einander immer gern an und das ist toll. Für mich sind sie meine zweite Familie. Wir sehen uns öfter als unsere richtigen Familien.
Die Geschichte des KWPN-Wallachs Leone Jei (Baltic VDL - Dara x Corland) ist voller Emotionen. Sein Züchter Gijs van Mersbergen verstarb, bevor er den Erfolg von Leone Jei unter dem Sattel von Martin Fuchs erleben konnte. Sein Geburtsname Hay El Desta Ali wurde von seinem Züchter im Internet gefunden.
Es begann mit Pardous
Maartje van der Velden ist die Enkelin von Gijs van Mersbergen. Von klein auf war Maartje in den Zuchtbetrieb ihres Großvaters eingebunden. Sie erinnert sich: „Mein Großvater kaufte die Peter Pan-Tochter Pardous als junge Stute, sie wurde die Stammstute der Linie. Sie war immer eine besondere Stute – sie war eine sanfte, ruhige Stute, aber man konnte in bestimmten Situationen durchaus auch ihr Temperament erkennen. Mit uns war sie sehr sanft, als wir noch klein waren. Wir konnten uns mit ihren Fohlen anfreunden. Ich erinnere mich zum ersten Mal an Pardous, als ich sechs Jahre alt war, und sie starb, als ich 16 Jahre alt war, so dass ich im Grunde mit ihr [Pardous] aufgewachsen bin. Ich glaube, sie hat ihren Charakter an ihre Nachkommen weitergegeben – die meisten von ihnen waren unkompliziert und zeigten viel Leistungsbereitschaft. Die Mutter von Leone Jei, Dara, war ein bisschen anders. Sie hatte viel Charakter, nicht im schlechten Sinne, aber mein Großvater ließ sie uns als kleine Kinder nicht allein führen. Ich persönlich habe Pardous nie springen sehen, da sie bei uns auch nur als Zuchtstute eingesetzt wurde, so dass ich schwer sagen kann, was sie an ihre Nachkommen weitergegeben hat. Mein Großvater war ein großer Fan des Holsteiner Hengstes Cardento, er hat ihn sieben Mal für Pardous eingesetzt."
Cardento trat mit dem schwedischen Reiter Peter Eriksson in Springprüfungen bis hin zu 1,60 Meter an. Sie nahmen an den Weltreiterspielen 2022 in Jerez de la Frontera und an den Olympischen Spielen 2004 in Athen teil. Außerdem nahmen sie an zwei FEI-Europameisterschaften teil: Arnheim im Jahr 2001 und Donaueschingen im Jahr 2003. Er ist Vater mehrerer Spitzenpferde wie Catch Me Not S und Katanga vh Dingeshof.
Maartje van der Velden berichtet weiter über die Hengstwahl ihres Großvaters: „Meinem Großvater gefiel, wie Cardento und Corland im Sport auftraten. Er mochte die Art, wie sie sprangen. Die Kreuzung mit Pardous und Cardento funktionierte. Mein Großvater züchtete vier Pferde aus dieser Kreuzung, die 1,40 Meter und höher sprangen. Der Wallach Impossible Dream sprang unter dem Sattel von Kelly Arani 1,55 Meter hoch. Impossible Dream war als Fohlen sehr lieb, er wuchs mit den anderen Fohlen auf und war immer sehr neugierig, wenn wir auf die Weide kamen. Für meinen Großvater war es auch sehr wichtig, dass die Pferde einen guten Charakter hatten. Da wir als Kinder mit den Pferden zusammen sein durften, legte er großen Wert darauf, dass die Pferde einen guten Charakter hatten. Er wollte, dass man seinen Pferden vollkommen vertrauen kann. Aus der Kombination zwischen Pardous und Corland entstand die Stute Dara, die Mutter von Leone Jei. Dara ist die Ausnahme in dieser Geschichte, sie ist eine ziemlich heiße Stute. Wir durften nicht alleine mit Dara zusammen sein, er [mein Großvater] musste mit uns zusammen sein. Sie hat diese 'Schärfe' auch an ihre Nachkommen weitergegeben. Wir können mit Stolz sagen, dass sie mit Leone Jei ein wirklich außergewöhnliches Pferd hervorgebracht hat – sie ist wirklich die speziellste Stute in dieser Linie. Dara und ihre Mutter Pardous waren einige Jahre lang mit ihren Nachkommen zusammen. Mein Großvater züchtete etwa fünf oder sechs Fohlen pro Jahr. Eine Zeit lang züchtete er auch Dressurpferde, aber sein Herz gehörte dem Springsport. Das hat ihn viel mehr begeistert, und er fand es ganz besonders, dass die Pferde über die hohen Hindernisse springen konnten. Wir haben uns auch jedes große Turnier angesehen. Er mochte den Sport sehr. Leider bin ich nie mit meinem Großvater zum CHIO Aachen gefahren, aber der Plan ist, dass ich mit meiner Großmutter zu den Olympischen Spielen nach Paris fahre. Wir würden Leone Jei auch gerne bei einem anderen Rolex Grand Slam of Show Jumping Major sehen, das wäre etwas ganz Besonderes – dieses Jahr waren wir bei den Dutch Masters. Ich halte die ganze Familie darüber auf dem Laufenden, wo Leone Jei springen wird oder welche Ergebnisse er erzielt. Ich versuche, den Überblick über alle Pferde aus dieser Linie zu behalten, die mein Großvater gezüchtet hat. Ich habe auch eine Stute, deren Großmutter Pardous ist. Diese Stute, Chantal, sprang unter dem Sattel von Koen Leemans über 1,30 Meter. Pardous ist leider verstorben, deshalb haben wir beschlossen, Chantal für die Zucht zu verwenden.
Mein Großvater verkaufte Dara, so dass Chantal die einzige Stute war, die er noch hatte. Sie brachte 2019 ihr letztes Fohlen zur Welt. Leider verstarb mein Großvater, bevor das Fohlen geboren wurde. Ad van Hal hat uns in diesem Jahr sehr geholfen, er war der beste Freund meines Großvaters. Vielleicht fangen wir mit Chantal wieder an zu züchten, aber es fiel mir wirklich schwer, Chantals letztes Fohlen zu verkaufen, weil es das letzte Fohlen war, das mein Großvater gezüchtet hat. Chantal ist auch für mich etwas ganz Besonderes; sie war ihr ganzes Leben lang bei uns, außer als sie bei Koen Leemans war.“
Leone Jei
Maartje van der Velden erzählt weiter über Leone Jei: „Mein Großvater mochte Baltic VDL immer. Er war der Meinung, dass Cardento nicht gut zu Dara passte, deshalb entschied er sich für Baltic VDL. Züchten ist immer ein kleines Glücksspiel, aber es hat gut funktioniert. Leone Jei gefiel uns als Fohlen sehr gut, und wir setzten erneut Baltic VDL ein, aus dem dann die Stute Idara hervorging. Sie ist jetzt in den USA im Besitz von Dark Horse, Martin Fuchs ist mit ihr in den USA über 1,45 Meter gestartet. Sie wurde zuerst vom Team Fuchs gekauft, das sie an Dark Horse weiterverkaufte. Idara war nicht so heiß wie ihre Mutter und Leone Jei.“
„Wir mussten immer über den Geburtsnamen von Leone Jei lachen. Mein Großvater nannte ihn Hay El Desta Ali – wir sagten ihm, er solle sich einen normalen Namen aussuchen, es gäbe so viele schöne Namen mit einem 'H'. Mein Großvater suchte im Internet nach einem schönen Namen mit 'H' und kam mit 'Hay El Desta Ali' heraus. Schließlich fanden wir heraus, dass es so viel bedeutet wie 'es ist, was es ist'. Letztendlich war es also doch ein besonderer Name. Als Fohlen war er genauso heißblütig wie seine Mutter. Er hatte einen tollen Charakter, aber er zeigte auch viel Blut, besonders als er unter dem Sattel kam. Die ersten Versuche unter dem Sattel waren ein Abenteuer. Koen Leemans hatte anfangs Schwierigkeiten mit Leone Jei, aber sie haben eine Partnerschaft aufgebaut. Und jetzt weiß er [Leone Jei] wirklich, wie er die Energie, die er hat, einsetzen kann. Die Art und Weise, wie er seinen Schweif trägt, ist genau dieselbe, die er als junges Pferd hatte – das ist typisch für ihn. Aufgrund der Freundschaft zwischen meinem Großvater und Ad van Hal hat Ad Dara gekauft. Damals hatten wir noch Pardous und Chantal als Zuchtstuten – es gab nicht viele Stuten, die zur Zucht eingesetzt wurden. Ich weiß, dass ich hier eine ganz besondere Stute habe.“
„Diese Linie hat für mich und meine Familie einen hohen emotionalen Wert. Mein Großvater versuchte zu verfolgen, wohin seine Pferde gingen. Es ist etwas ganz Besonderes, die Entwicklung von Leone Jei mit Martin Fuchs zu sehen. Der Erfolg, den Leone Jei hat, ist etwas, wovon er immer geträumt hat. Er sagte immer, dass es nur ein einziges Pferd braucht, um alle Träume wahr werden zu lassen. Unser Großvater saß immer hinter seinem Computer und suchte alle Informationen über seine Pferde und sah sich alle Informationen über Hengste an. Er besuchte viele verschiedene Hengstpräsentationen, Hengstwettbewerbe usw. Wir hätten nie zu träumen gewagt, dass Leone Jei das Pferd werden würde, das er heute ist. Den ganzen Erfolg verdanken wir der Peter Pan-Tochter Pardous. Mein Großvater verstarb kurz nachdem Leone Jei an Martin Fuchs verkauft wurde.
Ad van Hal
Gijs van Mersbergen reiste häufig mit Ad van Hal. Eigentlich war geplant, die Mutter von Leone Jei, Dara, im Sport starten zu lassen, aber das erwies sich als zu teuer. Also verkaufte van Mersbergen Dara an Ad van Hal, nachdem sie Idara von Baltic VDL – die Vollschwester von Leone Jei – zur Welt gebracht hatte. Ad van Hal erinnert sich: „Wenn ich mit dem Fahrrad von der Arbeit kam, fuhr ich immer an dem Feld vorbei, auf dem Dara stand. Ich dachte, eines Tages würde sie mir gehören. Einmal fuhren wir zusammen zur KWPN-Hengstkörung in Den Bosch und ich fragte van Mersbergen, ob ich sie kaufen könne. Er nannte einen Preis, und der war so hoch, dass ich sagte: Bitte halten Sie an, das muss ich mir merken. Ich habe mehrere Male versucht, sie zu kaufen, und schließlich habe ich es geschafft. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu van Mersbergen. Ich bin immer noch sehr traurig, dass er verstorben ist. Ich bin mit ihm zu vielen Veranstaltungen gefahren. Leone Jei habe ich mehrmals als junges Pferd unter dem Sattel von Koen Leemans gesehen. Er war wirklich leidenschaftlich im Pferdesport.“
„Ich habe sieben Fohlen von Dara gezüchtet. Das erste Fohlen, das ich von Harley VDL gezüchtet habe, sollte eigentlich nur ein Fohlen sein, aber sie brachte Zwillinge zur Welt – zum Glück überlebten alle drei. Im Jahr darauf hatte Dara ein weiteres Stutfohlen von Harley VDL, das ich nach Belgien verkaufte, aber es starb, als es erst ein Jahr alt war. Sie hat einen vierjährigen Hengst von Colman und einen dreijährigen Hengst von El Barone 111 Z. Neben einer zweijährigen Stute von Verdi TN, die ich behalten möchte, hatte sie dieses Jahr einen Vollbruder von Leone Jei. Dara habe ich an Mares of Macha verkauft, sie wollten sie für ICSI verwenden. Ich habe eine Tochter von Dara, und sie boten mir eine Menge Geld für Dara, und ich konnte nicht widerstehen. Dara ist eine Stute, die recht lang ist und gut im Rahmen steht. Sie hat einen guten Charakter, aber sie ist auch sehr energiegeladen. Diese Kombination in ihrem Charakter hat mir gefallen. Sie war immer die erste in der Pferdeherde, sie hat viel Blut. Van Mersbergen hat bereits mehrere gute Springpferde aus dieser Linie gezüchtet. Das war auch einer der Gründe, warum ich sie gekauft habe. Sie hatte eine interessante Mutterlinie. Es war eigentlich eine sehr kurze Leistungslinie, es ist nicht viel über die Linie bekannt. Aber ich war bei der Stutenkörung mit van Mersbergen in Esbeek, als Pardous jung war. Sie mussten freispringen, und um den Freispringplatz war ein etwa zwei Meter hoher Zaun gebaut. Ich sagte zu van Mersbergen, pass auf, sie springt raus, und er dachte, ich sei verrückt. Und siehe da, sie sprang über die Leine und dann über den zwei Meter hohen Zaun, der die Pferde einsperren sollte. Sie hat ihn nicht einmal berührt.“
Ad van Hal denkt auch darüber nach, wie schwierig es ist, einen Stutenstamm zu beurteilen, der noch nicht viele Generationen im Sport hinter sich hat: „In der Zucht geht es heute nur noch um Pferde, die im Sport gewesen sind. Dieser Stamm hatte nicht viel Sport in der Mutterlinie, aber die, die es in den Sport geschafft haben, waren sehr gut. Heute wird ICSI immer beliebter, aber man weiß nicht, ob fünf Vollgeschwister im Sport gut abschneiden.“
Jeder Stutenstamm beginnt an einem bestimmten Punkt. Die Geschichte von Leone Jei begann mit der Stute Pardous. Der leidenschaftliche Züchter Gijs van Mersbergen hat mit großer Sorgfalt und Stolz die richtigen Kreuzungen für seine Stute gefunden.
Der Sieg in Spruce Meadows aus der Sicht der Züchterin
Maartje van der Velden sagt: „Ich habe den Sieg von Martin Fuchs und Leone Jei am Tag danach mit meiner Großmutter angesehen. Wir versuchen, jeden Wettbewerb live zu verfolgen, aber dieses Mal war es wegen der Zeitverschiebung etwas zu spät. Ich habe es mir zweimal angesehen, weil ich den Livestream verfolgt habe. Es war so aufregend, besonders als sie am ersten Hindernis eine Berührung hatten! Es war unfassbar, wie Martin beim Sprung über den letzten Sprung den Arm nach oben streckte. Ich war überwältigt von einem stolzen Gefühl. Es ist etwas ganz Besonderes, dass ein Pferd wie Leone Jei in den Ställen meines Großvaters geboren wurde. Ich tausche mich immer noch mit Leone Jeis ehemaligem Reiter Koen Leemans aus. Wir sind alle ein Teil dieser Geschichte."
INTERVIEW MIT JOANA SCHILDKNECHT
Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres und wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ambitionen für 2024 aus?
Für den Rest der Saison 2023 habe ich vor, in der U25-Prüfung beim CHI Genf anzutreten sowie an einigen 1,50m-Springen teilzunehmen, um mich für die Schweizer Meisterschaft im kommenden Jahr zu qualifizieren. Mein erstes Ziel für 2024 ist die Teilnahme an der U25-Prüfung in Basel. Im weiteren Verlauf des nächsten Jahres möchte ich gerne für die Schweizer Mannschaft in 3*-Prüfungen antreten. Hoffentlich gelingen mir bei einigen dieser Wettkämpfe ein paar tolle Ergebnisse.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Die bisher stolzesten Augenblicke meiner Karriere waren, als ich die Schweiz in den vergangenen Jahren beim Nations Cup vertreten durfte. Ich bin auch sehr stolz auf die Medaillen, die ich bei den Schweizer Meisterschaften gewonnen habe. Die Teilnahme an zahlreichen Junioren- und Nachwuchsreiter-Europameisterschaften waren ein Highlight für mich – auch wenn ich keine Medaillen gewonnen habe, bin ich stolz darauf, dass ich mich überhaupt qualifiziert habe und die Schweiz vertreten durfte.
Erzählen Sie uns ein bisschen über die aktuellen Pferde in Ihrem Stall und ihre Persönlichkeiten ...
Ich habe zurzeit vier erfahrene Pferde, die in den höheren Prüfungen antreten, und fünf jüngere Pferde im Alter von fünf bis sieben Jahren. Ich übernehme es immer selbst, sie von klein an zu trainieren und aufzubauen, bis sie hoffentlich so weit sind, in den höheren Klassen zu starten.
Eines meiner Spitzenpferde ist Catrina J, mit der ich an den letzten beiden Europameisterschaften für Nachwuchsreiter teilgenommen habe. Victor Nn und Napoleon C gehören auch zu meinen erfahreneren Pferde – mit ihnen habe ich dieses Jahr meine ersten Platzierungen in 1,50m-Prüfungen geschafft und bin in verschiedenen 2*-Grand-Prix und 3*-Turnieren angetreten.
An welchem Punkt haben Sie erkannt, dass Sie Profi-Springreiterin werden wollten?
Ich wusste schon als Kind, dass ich Profi-Springreiterin werden wollte. Meine Eltern hatten einen kleinen Stall und ich bin mit Pferden aufgewachsen. Daher stammt meine Liebe zu Pferden. Die Verbindung, die man mit einem Pferd eingehen kann, ist etwas unglaublich Besonderes. Das habe ich schon immer geliebt. Ich wusste, dass ich immer mit Pferden zu tun haben und Turniere reiten wollte.
Sie waren Mitglied der Rolex Young Riders Academy. Können Sie uns etwas über die Akademie erzählen und inwiefern sie Ihnen geholfen hat?
Teil der Rolex Young Riders Academy zu sein, war etwas ganz Besonderes und eine der besten Erfahrungen, die ich bisher in meiner Karriere machen durfte – ich hatte eine fantastische Zeit! Alles, was wir dort gelernt haben, war faszinierend, und wir haben tolle Kontakte geknüpft. Wir haben von Experten der Pferdewelt gelernt, wie z. B. Tierärzten, und hatten Seminare in Betriebsführung und Wirtschaft. Das hat mich enorm weitergebracht und mir viel Selbstvertrauen gegeben.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie, welches ist Ihr Favorit und warum?
Ich sehe mir unheimlich gern die Formel-1-Rennen an. Mein Favoriten-Team ist Red Bull, das in dieser Saison ganz vorn liegen.
Als Nachwuchsreiterin – welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?
Ich finde den Rolex Grand Slam of Show Jumping unglaublich toll. Er vereint die hochrangigsten Grand Prix der geschichtsträchtigsten Veranstaltungen. Jeder Reiter strebt danach, am Rolex Grand Slam of Show Jumping teilzunehmen. Das ist etwas ganz Besonderes!
Was bedeutet Ihnen als Schweizer Reiterin der CHI Genf und was ist das Besondere daran, dort anzutreten?
Der CHI Genf gilt als das wichtigste Hallenturnier der Schweiz und deshalb ist es etwas so Besonderes, dort anzutreten. Die Anlage und Einrichtungen beim CHI Genf sind unglaublich; alles ist so gut organisiert. Die Atmosphäre ist grandios – ich war noch nie bei einer Veranstaltung, die mit dem CHI Genf vergleichbar wäre. Ich bin überwältigt, die Chance zu haben, mit den besten Reitern der Welt dort zu reiten. Ich beobachte sie auch gerne auf den Abreiteplätzen – man kann so viel lernen, wenn man ihnen bei der Vorbereitung zusieht!
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert derzeit sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hatte bedeutenden Einfluss auf jeden in der Welt des Springreitens – von den Trainern über die Pferde bis hin zu den Reitern. Ich bin zu jung, um mir all der Veränderungen bewusst zu sein, aber in den letzten Jahren habe ich miterlebt, welchen positiven Einfluss die Initiative gehabt hat.
Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie Idole unter den Reitern?
Wer mich wirklich inspiriert, sind Steve Guerdat und Martin Fuchs, meine Schweizer Reiterkollegen. Ich trainiere bei Thomas Fuchs und manchmal darf ich mit Martin trainieren. Das ist immer etwas ganz Besonderes.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Der beste Rat, den ich je bekommen habe, war, dass man immer auf sein Pferd hören und ihm nicht zu viel abverlangen soll. Manche Pferde brauchen länger, um sich voll zu entfalten, und deshalb muss man Geduld haben und mit ihnen arbeiten, um das beste Resultat zu bekommen
ROLEX GRAND SLAM TALKS: DURCH DIE AUGEN DES PFLEGERS
Anfang diesen Jahres startete der Rolex Grand Slam of Show Jumping eine spannende neue Podcast-Reihe mit dem Titel „Rolex Grand Slam Talks: Durch die Augen des Pflegers“. Die Serie befasst sich eingehend mit der Welt hinter dem Pferd und seinem Reiter und rückt die oftmals übersehenen Helden in den Vordergrund – die passionierten Pfleger, die hinter den Kulissen des Spitzensports unermüdlich arbeiten.
Die Podcasts werden vierteljährlich kurz vor dem jeweiligen Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping veröffentlicht und sind kostenlos auf Spotify zu hören. Wie die Caddies beim Golf oder die Mechaniker bei der Formel Eins spielen die Pfleger eine wesentliche Rolle für den Erfolg ihrer Pferde und Reiter. Diese Podcast-Serie soll den Zuhörern vermitteln, wie wichtig diese Menschen für den Sport sind, den wir alle so lieben!
Bisher wurden zwei Podcasts veröffentlicht. Die Einführungsfolge drehte sich um Virgine Casterman und Lee McKeever, die für den amerikanischen Reiter McLain Ward arbeiten. Die beiden, die eine entscheidende Rolle bei Wards Siegen sowohl beim Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2021 als auch beim The Dutch Masters 2022 gespielt haben, sprachen nicht nur über ihre besondere Beziehung zu der sensationellen Stute HH Azur, sondern auch über ihre bisherigen beruflichen Laufbahnen. In der zweiten Ausgabe des Podcasts ging es um den Pfleger des Rolex-Markenbotschafters Daniel Deußer, Sean Lynch. Sean, der schon seit fast 10 Jahren für Deußer arbeitet, kann auf zahlreiche Erfolge mit dem ehemaligen Weltranglistenersten zurückblicken.
Deußer äußerte sich wie folgt zu der entscheidenden Rolle, die Lynch bei seinen Erfolgen gespielt hat: „Sean ist unglaublich – ich vertraue ihm zu 100 Prozent. Er verbringt mehr Zeit mit den Pferden als ich und es ist einfach fantastisch zu sehen, welche Beziehung er zu ihnen hat. Für ihn ist es nicht nur ein Job. Er lebt für den Sport und für die Pferde. Sean kam ursprünglich als freiberuflicher Pfleger zu uns und hatte eigentlich nur ein oder zwei Wochen eingeplant. Aber dann ist er bei uns geblieben. Die Beziehung zwischen Pfleger und Reiter ist ganz entscheidend, wenn man erfolgreich sein will, und ich schätze mich enorm glücklich, dass ich mit ihm zusammenarbeiten darf.
Sean Vard wird im Fokus der nächsten Ausgabe von „Rolex Grand Slam Talks: Durch die Augen des Pflegers“ stehen, die im Vorfeld des letzten Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors des Jahres, dem CHI Genf, erscheinen wird. Der Ire, der als Pfleger für den Schweizer Reiter Martin Fuchs arbeitet, kommt nach dessen Sieg beim CPKC ‚International‘, presented by Rolex, im Rahmen des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ diesen September, als Mitglied des Live-Contender-Teams zum CHI Genf. Dank seiner Siege im Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2019 und 2021 und einem haarscharf am Titel vorbeigeschrammten zweiten Platz 2022 ist Fuchs definitiv ein Favorit für den Gewinn des Rolex Grand Prix 2023. Vard wird über die fantastischen Pferde sprechen, um die er sich im Laufe der Jahre gekümmert hat, darunter Clooney 51 und Leone Jei, sowie über seine Karriere und darüber, wie er seine Pferde für die großen Wettkämpfe in Spitzenform bringt.
Folgen Sie @rolex_grand_slam auf Instagram für die neuesten Informationen sowie die Termine der Podcast-Veröffentlichungen und hören Sie sich die vorangegangenen Folgen an
INTERVIEW MIT GEORGIA ELLWOOD
Können Sie sich kurz vorstellen und uns sagen, für wen Sie arbeiten und was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Georgia Ellwood und arbeite als Turnierpflegerin für Harry Charles.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, um die Sie sich kümmern und über deren Charaktere?
Wir haben in Harrys Team etwa neun Pferde – alle in unterschiedlichem Alter und mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus. Romeo 88 und Balou du Reventon sind unsere älteren und erfahreneren Pferde. Balou du Reventon ist ein echtes Juwel – er ist zurzeit der Liebling des ganzen Hofs. Er ist ein Hengst, verhält sich aber überhaupt nicht so – er ist unheimlich lieb. Wir nennen ihn den alten Opa des Hofs.
Romeo 88 ist da schon etwas schwieriger als er [Balou du Reventon]. Er ist ziemlich launisch, kann aber gleichzeitig auch sehr anschmiegsam sein. Er will immer Aufmerksamkeit, und sobald er sie hat, überlegt er es sich anders.
Sherlock ist einer meiner Lieblinge unter den jüngeren Pferden. Er ist das liebenswerteste Pferdchen, dem man je begegnen könnte. Er ist vorwitzig und sehr lieb und gibt im Parcours einfach alles. Das ist unheimlich schön anzusehen. Harry würde mir garantiert zustimmen, dass er ein kleiner Streber ist.
Wir haben auch noch ein jüngeres Pferd, einen Achtjährigen namens Bandit, der etwas ganz Besonderes ist. Sein Turniername ist Dunroe Quality und ist unglaublich sprunggewaltig – wie eine Sprungfeder. Er ist sehr cool, stellt uns aber auch vor ein paar Herausforderungen. Am Boden testet er immer gerne meine Grenzen aus, aber wenn Harry ihn reitet, wird er zu einem anderen Pferd. Er ist eins der besten Nachwuchspferde, das ich je gesehen habe. Ich hoffe, dass er sich weiterhin so gut entwickelt und glaube wirklich, dass er im Springreitsport Großes erreichen kann.
Alle Pferde haben unterschiedliche Charaktere. Man muss auf jeden Fall persönlich Zeit mit ihnen verbringen, um sie kennenzulernen.
Was gefällt Ihnen besonders daran, Teil des Teams von Harry Charles zu sein?
Es ist wirklich aufregend, zum Team von Harry Charles zu gehören. Auf der Heathcroft Farm sind wir Teil der Familie und nicht bloß Pfleger. Peter [Charles] vertraut uns und das bedeutet uns viel. Er ist sehr in die Arbeit auf dem Hof involviert, lässt uns aber gleichzeitig auch gern unsere Unabhängigkeit. Es ist schön, zu diesem Hof dazuzugehören. Die Familie geht großartig mit uns um, was sehr dazu beiträgt, dass wir unsere Jobs lieben. Sie sind einfach unheimlich nette Menschen.
Ich bin jetzt seit vier Jahren bei Harry und habe einen deutlichen Unterschied in seinem Reitstil bemerkt. Er ist ein so gelassener Mensch. Gleichzeitig will er aber auch gut abschneiden, wenn er auf größeren Turnieren ist, und setzt sich manchmal selbst unter Druck. Ich versuche dann, ruhig zu bleiben und ihm zu helfen. Harry ist halt ein Perfektionist und nachdem ich hier arbeite, begreife ich, wie hart er selbst arbeitet. Er ist einer der am härtesten arbeitenden Reiter, die ich je gesehen habe. Er will es so sehr.
Sie wurden kürzlich zum „Pfleger des Jahres“ des britischen Verbands für Springreiten gekürt – was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Als ich in dem Sport angefangen habe, gab es noch eine Trennung zwischen den Reitern und den Pflegern. Wenn ein Reiter eine Prüfung gewann, lag das Scheinwerferlicht immer auf dem Reiter, dem Pferd und dem Besitzer, aber in jüngerer Zeit, in den letzten ein, zwei Jahren, haben auch die Pfleger immer mehr Anerkennung gefunden. Das ist toll und macht viel aus. Wir arbeiten so hart hinter den Kulissen – die Teams hinter jedem Reiter und seinen Pferden bestehen aus so vielen Menschen, den Trainern, Hufschmieden, Tierärzten und Geschäftsmanagern, und jeder einzelne davon spielt eine wichtige Rolle, denn wir arbeiten in einem Teamsport.
Den Preis als „Pfleger des Jahres“ zu gewinnen, war unglaublich. Diese Anerkennung zu bekommen, war einfach großartig – wir alle leisten so viel harte Arbeit und unsere Arbeitstage sind sehr lang, darum hat mir diese Anerkennung enorm viel bedeutet.
Wie sind Sie Pflegerin geworden und welchen Rat würden Sie jemandem geben, der in die Branche einsteigen möchte?
Ich habe mich schon immer für Pferde interessiert. Ich bin viel auf Ponys geritten und eine Zeit lang bei Springreitturnieren angetreten. Als ich älter wurde, habe ich allmählich erkannt, dass ich wohl nicht so gut wie einige der anderen Nachwuchsreiter war, also habe ich beschlossen, stattdessen Pflegerin zu werden und habe mit 15 Jahren meinen ersten Job bekommen – Ställe ausmisten. Von da an ging es für mich rasant weiter bis zu meinem ersten Vollzeitjob als Turnierpflegerin.
Es hat mir gefallen, dass ich noch immer Teil eines Teams war und reiten durfte. Im Umfeld eines Reiters zu sein, der bei Spitzenturnieren antritt, ist definitiv aufregend. Mein Rat an die jüngere Generation wäre, dass es harte und ermüdende Arbeit ist, Pfleger zu sein. Aber wenn alles zusammenfindet und genau richtig läuft – ist es ein unvorstellbares Gefühl. Man muss einfach weiter hart arbeiten, dann stellen sich die gewünschten Ergebnisse ein.
Was ist das Beste an Ihrem Job?
Das Gewinnen ist schon ein enorm großer Faktor. Ich habe auch Spaß daran, ein neues Pferd zu bekommen und es kennenzulernen oder mit einem Nachwuchspferd zu arbeiten und seine Entwicklung mitzuerleben. Wenn sie dann älter werden und bei ihrem ersten Grand Prix antreten – das ist ein wunderschönes Gefühl. Ich bin sehr stolz, daran teilzuhaben.
Sind Sie gern bei den Majors – dem The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, dem Spruce Meadows ‘Masters’ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sich diese Events Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Ich bin wirklich gerne bei den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping, weil sie so gut organisiert sind. Man denkt dort nicht nur an die Reiter, sondern auch an das Wohlbefinden der Pferde. Für uns als Pfleger ist das extrem wichtig. Die Pfleger werden genauso betrachtet und behandelt wie die Reiter, das ist einer der schönsten Aspekte. Die Atmosphäre bei den Majors ist unglaublich. Der CHIO Aachen gehört zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind eindeutig mit die besten Veranstaltungen der Welt.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert derzeit sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Ich bin noch nicht lange genug dabei, um diesen Wandel von Anfang an miterlebt zu haben, aber ich glaube, dass der Rolex Grand Slam of Show Jumping einen bedeutenden Einfluss auf den Sport hat. Er hat Nachwuchsreitern und Pflegern die Türen geöffnet und uns den Zugang zu den verschiedensten Veranstaltungsorten ermöglicht. Alle Majors sind fantastisch. Sie sind so hervorragend organisiert und finden an großartigen Austragungsorten statt. Sie haben das Niveau dieses Sports angehoben. Die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping hatten beträchtlichen Einfluss auf die Pfleger; wir haben echte Anerkennung gefunden und haben ein Mitspracherecht bekommen.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
Es gab so viele Momente in meiner Karriere, auf die ich stolz bin. Viele davon habe ich mit Harry erlebt. Besonders toll war es, als wir die Bronzemedaille in der Teamwertung bei der FEI-Weltmeisterschaft in Herning, Dänemark, gewonnen haben. Er [Harry] hat uns am letzten Tag mit einer unglaublichen fehlerfreien Runde die Medaille gesichert. Auch ein Highlight waren die Olympischen Spielen 2020 in Tokio, als Harry am ersten Tag eine fehlerfreie Runde hingelegt hat. Da war ich unglaublich stolz.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Wir Pfleger haben außerhalb der Wettkämpfe nicht sehr viel Zeit für gesellschaftlichen Umgang. Alle Pfleger stehen sich sehr nahe – wir sind eine große Gruppe von Freunden. Wir sehen uns Woche für Woche und so entstehen großartige Freundschaften. Es ist eine tolle Gemeinschaft.
Es herrscht auch eine sehr solidarische Atmosphäre – wenn man mal Hilfe braucht oder Probleme hat, ist immer jemand für einen da. Es gibt keinen einzigen schlechten Menschen in der Pflegergemeinschaft. Wir alle haben großes Glück, dass wir einander haben und uns gegenseitig unterstützen, denn ab und zu kann einem das Ganze schon mal ein bisschen zu viel werden.
DIE HIGHLIGHTS DES CHI GENF
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping kehrt zum letzten Major des Kalenderjahres, dem CHI Genf, in die malerische Stadt Genf zurück. Von Mittwoch, dem 6., bis Sonntag, dem 10. Dezember, bietet die Veranstaltung über 40.000 Zuschauern fünf Tage lang Sport und Entertainment von Weltklasse.
Die sportliche Action beginnt am Mittwochmorgen, dem 6. Dezember, mit den nationalen Springprüfungen. Diese erst letztes Jahr eingeführten Prüfungen bieten Amateurreitern die Chance, in einer der prestigeträchtigsten Springreitarenen der Welt anzutreten. Darüber hinaus können sich die Teilnehmer in diesen Prüfungen für den Credit Suisse Coupe de Jockey Club qualifizieren, der am Sonntag, dem 9. Dezember, vor vollem Haus ausgetragen wird.
Die internationalen 5*-Prüfungen beginnen am Donnerstag und das Highlight ist die Trophée de Genève. Hier bekommen die Reiter ihre erste Chance, einen der 40 verfügbaren Startplätze für den prestigeträchtigen Rolex Grand Prix zu ergattern. Am Donnerstag findet auch der erste von drei U25-Wettkämpfen statt. Der CHI Genf hat schon immer großen Wert darauf gelegt, jungen Reitern die Gelegenheit zu verschaffen, in der großartigen Atmosphäre dieser Arena anzutreten – einer Atmosphäre, wie sie nur bei wenigen Turnieren dieses Sports herrscht –, und in dieser Prüfung geht die nächste Generation von Spitzenspringreitern an den Start.
Am Freitag finden mehrere herausragende Prüfungen wie der Prix des Communes Genevoises über 1,55 Meter statt, die letzte Chance für die Pferd-und-Reiterpaare, sich für die Spitzenprüfung der Veranstaltung, den Rolex Grand Prix zu qualifizieren. Der Indoor Cross-Country, präsentiert von Tribune de Genève, findet ebenfalls am Freitag statt. Dazu kommen einige der besten Vielseitigkeitsreiter der Welt in der elektrisierenden Atmosphäre des Palexpo zusammen. Am Freitagabend steht die 22. Ausgabe des Rolex IJRC Top 10 Finales, das oft mit dem Nitto ATP Finale im Tennis verglichen wird, auf dem Programm. Bei diesem innovativen und weltbekannten Turnier kämpft die aktuelle Top 10 der Weltrangliste über zwei Runden um den Titel.
Dieses Jahr feiert der Rolex Grand Slam of Show Jumping sein zehnjähriges Bestehen – und im Rahmen der diesjährigen Feierlichkeiten veranstaltet der CHI Genf am Samstag, dem 9. Dezember, eine ganz besondere Zeremonie für Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat. Der jüngst zum FEI-Europameister im Einzel gekrönte Spitzenreiter hat an allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping teilgenommen, seit die Initiative 2013 beim CHIO Aachen ins Leben gerufen wurde. Diese beeindruckende Leistung bedeutet, dass der Schweizer in 34 Majors angetreten ist – und dabei nicht nur seine beständigen Spitzenleistungen in diesem Sport demonstriert hat, sondern auch seine Fähigkeit, wiederholt Pferde bis auf dieses Niveau zu bringen. Die Zeremonie soll all das würdigen, was Guerdat für sich und sein Land erreicht hat. Das Schweizer Publikum in der voll besetzten Hauptarena wird diesen Augenblick unvergesslich für den Reiter machen.
Der Sonntag bietet ein wahres Spektakel des Spitzenreitsports, wenn der Rolex Grand Prix, das letzte Rolex-Major des Jahres 2023, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Wieder einmal wird Gérard Lachat den Parcours für 40 der besten Pferd-und-Reiterpaare der Welt entwerfen. Alle Augen werden auf den Schweizer Reiter Martin Fuchs gerichtet sein, der nicht nur der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping ist, sondern auch als einziger Reiter jemals zwei aufeinanderfolgende Ausgaben des Rolex Grand Prix beim CHI Genf gewonnen hat (2019 & 2021). Wird Fuchs das Jahr mit einem weiteren Rekord abschließen und zum einzigen Gewinner von drei Rolex Grand Prix am selben Austragungsort werden oder wird sich ein anderer Reiter auf die Jagd nach dem Rolex Grand Slam of Show Jumping machen?
EIN BLICK AUF DIE REITER
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping kehrt vom 6. bis zum 10. Dezember mit einem actionreichen Programm aus Sport und Unterhaltung zum CHI Genf zurück. Die Veranstaltung wartet mit einer beeindruckenden Liste von Spitzenreitern auf, die fünf Tage lang fesselnde Action bieten werden, unter anderem bei der 22. Ausgabe des Rolex IJRC Top 10 Finales am Freitagabend und der Spitzenprüfung des Events, dem Rolex Grand Prix am Sonntagnachmittag.
Im imposanten Genfer Palexpo, der oft als beste Hallenarena des Springreitsports bezeichnet wird, wird es die Weltelite der Pferd- und Reiterpaare mit einigen der schwierigsten Parcours des Jahres aufnehmen. Die diesjährige Veranstaltung präsentiert ein bemerkenswertes Starterfeld, darunter 16 Reiter aus den Top 20 sowie 9 Rolex-Markenbotschafter.
Rolex Grand Slam of Show Jumping – Ein Blick auf die Reiter
Martin Fuchs wurde zum Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, nachdem er mit seinem imposanten Schimmelwallach Leone Jei im September den prestigeträchtigen CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘ Turnier gewonnen hat. Der Schweizer Reiter wird bestimmt voller Zuversicht zum CHI Genf kommen – Fuchs ist der erste Reiter überhaupt, der zwei aufeinanderfolgende Ausgaben des Rolex Grand Prix beim CHI Genf gewonnen hat (2019 und 2021),vergangenes Jahr wurde er nur haarscharf von dem Amerikaner McLain Ward geschlagen. Mitder Unterstützung seines Heimpublikums wird Fuchs es seiner Konkurrenz auch in diesem Jahr ganz sicher nicht leicht machen.
Fuchs’ Schweizer Teamkollege, Steve Guerdat, gehört ebenfalls zu den Favoriten für diesen historischen Preis. Diesen Sommer fügte Guerdat mit seiner enorm talentierten 10-jährigen Stute Dynamix de Belheme bei den FEI Europameisterschaften eine Goldmedaille im Einzel zu seinen vorherigen beiden Goldmedaillen aus der Teamwertung hinzu. Der Schweizer, der oft als absoluter Spitzenreiter bezeichnet wird, hat bereits drei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen, zwei davon im Palexpo. Neben Guerdat und Fuchs treten noch 15 weitere Schweizer an, darunter der talentierte Nachwuchsreiter Edouard Schmitz, der alles daransetzen wird, sich seinen ersten Major-Sieg zu holen.
Ein weiterer ehemaliger Gewinner dieser gefeierten Prüfung ist Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington. Nach seinen unglaublichen Erfolgen auf Gazelle, darunter die Rolex Grand Prix-Siege beim CHI Genf 2017 und beim CHIO Aachen 2019, hat Farrington sein Kontingent an Pferden in den letzten Jahren neu aufgebaut. Der Amerikaner hat in Landon, mit dem er kürzlich bei den Panamerikanischen Spielen die Goldmedaille in der Teamwertung und die Silbermedaille im Einzel geholt hat, vielleicht seinen nächsten Rolex Grand Slam of Show Jumping Major-Sieger gefunden. Seine Landsmännin und Rolex-Markenbotschafterin Jessica Springsteen tritt ebenfalls an. Springsteen blickt auf ein beeindruckendes Jahr mit zahlreichen bemerkenswerten Ergebnissen zurück, darunter ein 5*-Grand-Prix-Sieg in London im Sommer.
Der Weltranglistenzweite Ben Maher hat so gut wie jedes Turnier gewonnen, bei dem er angetreten ist, darunter Gold im Einzel bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und das Rolex IJRC Top10 Finale. Einen Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping konnte er jedoch noch nicht verbuchen. Der britische Reiter hat sich nach einer Verletzung zu Beginn der Saison mit einer Reihe beeindruckender Ergebnisse zurückgemeldet, wie dem Sieg des Rolex Grand Prix, presented by Audi, beim Brussels Stephex Masters und bei der Qualifikationsprüfung des FEI World Cup™ in Verona.
Neben Maher gehen zwei weitere bemerkenswerte britische Athleten an den Start, die Rolex-Markenbotschafter Scott Brash und Harry Charles. Brash ist aktuell noch immer der einzige Reiter, der jemals den Rolex Grand Slam of Show Jumping – die ultimative Herausforderung und den begehrtesten aller Preise – gewonnen hat. Charles hingegen kommt in der Hoffnung auf seinen allerersten Sieg in einem Major nach Genf. Der Weltranglistenerste der U25 wird nach einem sehr erfolgreichen Herbst und seinem Sieg beim German Masters im November voller Zuversicht antreten.
Der amtierende FEI-Weltmeister Henrik von Eckermann hält sich jetzt schon seit 15 Monaten an der Spitze der Weltrangliste. Der schwedische Reiter besitzt ein außerordentliches Kontingent an Pferden und wird mit Sicherheit zu den Favoriten zählen, wenn er in die imposante Hauptarena des Palexpo einreitet. Nach seinem Sieg im Rolex IJRC Top 10 Finale vergangenes Jahr wird Eckermann alles daransetzen, seinen beeindruckenden Ergebnissen auch noch den Silberpokal hinzuzufügen.
Frankreich ist mit einer Reihe von Reitern vertreten, die gute Chancen auf Spitzenplatzierungen haben, wie Julien Epaillard. Der Franzose blickt auf ein spektakuläres Jahr 2022 mit über 75 internationalen Siegen zurück und knüpfte auch 2023 an diese Form an. So gewann er dieses Jahr Bronze im Einzel bei der FEI-Europameisterschaft sowie Silber in der Teamwertung beim FEI Nations Cup™ Finale in Barcelona. Sein Teamkollege, Simon Delestre, ehemals die Nummer 1 der Weltrangliste, wird ebenfalls schwer zu schlagen sein. Er kam dieses Jahr beim Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters seinem ersten Major-Titel zum Greifen nah, bevor er am letzten Hindernis leider einen Abwurf hinnehmen musste.
Auch Deutschland ist mit einem beeindruckenden Aufgebot vertreten, darunter der dreimalige Major-Gewinner Daniel Deusser, der Bronzemedaillengewinner im Einzel bei der FEI-Europameisterschaft, Philipp Weishaupt sowie der Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen, Marcus Ehning.
Die Iren haben ebenfalls sehr gute Chancen, den prestigeträchtigen Titel mit nach Hause zu nehmen, wenn die 5 Reiter es mit dem Parcours von Gérard Lachat aufnehmen, darunter Bertram Allen, der zum Siegerteam beim BMO Nations Cup beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters‘ gehörte und sich auf derselben Veranstaltung den dritten Platz beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, sicherte.
INTERVIEW MIT TITELANWÄRTER MARTIN FUCHS
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam. Wie fühlen Sie sich kurz vor dem CHI Genf?
Ich fühle mich fantastisch. Wir hatten ein unglaubliches Jahr. Mit Leone Jei den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters‘ Turnier gewonnen zu haben, war definitiv ein Highlight. Ich bin schon unglaublich aufgeregt, als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zum Major in meinem Heimatland zu kommen – vor heimischen Publikum zu reiten und die ganze Unterstützung zu bekommen, ist einfach unbeschreiblich.
Wenn Sie an Ihren Sieg beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, auf dem CSIO Spruce Meadows `Masters‘ zurückdenken – wie besonders war dieser Triumph für Sie?
Das war etwas ganz Besonderes! Mein Vater hat den zweiten Platz bei diesem Grand Prix belegt und immer von diesem Veranstaltungsort gesprochen. Er sagte, das wäre der Grand Prix, den man unbedingt gewinnen müsse, und als mir das mit Leone Jei gelungen ist, war das unbeschreiblich.
Sie hatten beim CHI Genf so große Erfolge – Ihre Siege 2019 und 2021 und Ihr zweiter Platz letztes Jahr. Welche Bedeutung hat dieser Veranstaltungsort für Sie und was hat es Ihnen Ihrer Meinung nach ermöglicht, dort solche Erfolge zu feiern?
Beim CHI Genf anzutreten, ist etwas ganz Besonderes! Ich finde, dieses Turnier ist eines der besten der Welt – die Bedingungen sowohl für die Pferde als auch für die Reiter sind unglaublich. Als Schweizer Reiter liebe ich es, dort anzutreten. Die Fans sind fantastisch und stehen voll und ganz hinter jedem heimischen Reiter. Mein Team spielt eine enorm große Rolle für mich. Es unterstützt mich und ist entscheidend für meinen Erfolg.
Wie haben Sie sich und Ihre Pferde auf den CHI Genf vorbereitet?
Ich bin ein paar Turniere mit ihnen geritten, aber in den letzten beiden Wochen vor dem CHI Genf haben sie Pause, damit ich mich ganz auf ihr Training daheim konzentrieren und sicherstellen kann, dass sie vor der Veranstaltung in Bestform sind.
Der CHI Genf ist Ihr Heimat-Major. Haben Sie das Gefühl, dort einen Heimvorteil zu genießen oder erhöht das eher den Druck?
Das Publikum beim CHI Genf unterstützt mich dermaßen – das ist einfach unvergleichlich. Es ist so schön, meine Familie und Freunde dort bei mir zu haben, die mir zusehen und mich unterstützen. Das motiviert mich wirklich sehr dazu, mein Bestes zu geben und sie stolz zu machen.
Sie hatten in den letzten Jahren so viel Erfolg mit Leone Jei. Erzählen Sie uns von ihm und was ihn so erfolgreich macht?
Er ist ein unglaubliches Pferd mit ungeheuer viel Talent. Er hat einige der größten Grand Prix der Welt und zahlreiche Championats-Medaillen gewonnen. Leone Jei ist ein großartiger Partner – er kann überall antreten, er springt in der Halle genauso gut wie draußen und kann sich auf jede Arena und jeden Wettkampf einstellen. Er hat einen so liebenswerten Charakter. Er brennt geradezu immer darauf, anzutreten und zu springen. Das liebe ich so an ihm.
Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?
Mein weiteres Team spielt eine wesentliche Rolle bei meinem Erfolg – es geschieht so vieles hinter den Kulissen. Meine Eltern hatten einen grundlegenden Anteil daran, ein ganz besonderes Team um mich herum aufzubauen. So kann ich mich ganz auf mein Training und darauf konzentrieren, in der Arena mein Bestes zu geben. Ich brauche an nichts anderes zu denken als an mein Training und an die Prüfungen, weil sich mein Team um alles andere kümmert. Ich habe großartige Pfleger, die sich um unsere Pferde kümmern, und ohne meine Pfleger wäre ich nicht so erfolgreich. Ich habe das große Glück, eine so tolle Gruppe von Menschen um mich zu haben, die mich unterstützen, und Eltern, die mir bei allem helfen.
Wie Wimbledon im Tennis und das Masters im Golf ist der CHI Genf ein Major. Was ist das Besondere an den Majors im Sport und warum sind sie so wichtig?
Die Majors sind die wichtigsten Turniere im Kalender. Es sind die Turniere, die jeder Reiter gewinnen will und von denen er schon als Kind geträumt hat. Sie sind die Krone unseres Sports und all die großen Reiter haben an diesen Majors teilgenommen. Wenn man aufwächst und zusieht, wie seine Idole bei den Majors antreten und gewinnen – das motiviert einen so sehr und treibt einen an, in Wettkämpfen sein Bestes zu geben, damit man eines Tages zusammen mit ihnen an diesen Veranstaltungsorten antreten kann und vielleicht sogar das Glück haben wird, eins der Majors zu gewinnen.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping bietet zwei Nachwuchsreitern die Chance, in jedem Major anzutreten. Wie wichtig ist das für die Inspiration der nächsten Generation von Spitzenreitern?
Es ist enorm wichtig, dass der nächsten Generation diese Gelegenheit geboten wird, denn durch die Teilnahme an einem Major gewinnen diese Reiter unbezahlbare Erfahrungen. Wenn man zusammen mit den besten Reitern der Welt antritt, kann man sie beobachten und von ihnen lernen – was unglaublich wertvoll ist. Als ich jünger war, hatte ich das große Glück, bei den Schweizer 5*-Turnieren antreten zu dürfen. So bekam ich die Chance, als Nachwuchsreiter auf Spitzenniveau zu reiten, auch wenn ich selbst noch kein Spitzenniveau erreicht hatte. Ich habe bei diesen großartigen Gelegenheiten so viel gelernt. Wenn man nach einer Veranstaltung nach Hause kommt, bringt man so vieles mit, woran man arbeiten möchte, und auch viele neue Ziele – es ist wirklich sehr inspirierend.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hatte gewaltigen Einfluss auf den Sport und hat ihn auf eine ganz neue Ebene gebracht. Es ist eine einzigartige Serie, die vier der besten Turniere der Welt miteinander verbindet und Reitern ein enorm erstrebenswertes Ziel bietet. Er hat das Niveau des Sports wirklich verändert. Welchem Beruf hätten Sie, wenn Sie kein Springreiter wären?
Ich würde definitiv trotzdem mit Pferden arbeiten – ich genieße es wirklich sehr, sie um mich zu haben. Ich liebe den Trainingsaspekt ebenso wie die geschäftliche Seite. Also hätte ich vermutlich mit dem Verkauf von Pferden und dem Management von Reitern zu tun.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Ich trete wirklich gerne in Wettkämpfen und den besten Turnieren an. Und ich erlebe gerne die Entwicklung eines Nachwuchspferdes mit. Es ist ein enorm bereicherndes Erlebnis mitanzusehen, wie aus einem Pferd ein Spitzenpferd wird. Das ist ein sehr befriedigender Teil unseres Berufs. In unserem Sport kommt nie Langeweile auf. Jedes Pferd ist so einzigartig und deshalb ist kein Tag wie der andere. Man wird zu einem besseren Reiter und Pferdekenner, indem man versucht, das Beste aus jedem Pferd herauszuholen und ihnen das bestmögliche Leben zu bieten.
Wenn Sie mehr über Martin Fuchs’ Team von seinem Travelling Groom, Sean Vard, erfahren möchten, hören Sie sich unseren neuesten Podcast an: Rolex Grand Slam Talks: ‘Through the Groom's Eyes with Sean Vard' auf Spotify.
Interview mit Marie Barbey-Chappuis
Die Verwaltungsrätin des Departements für Sicherheit und Sport der Stadt Genf beantwortete unsere Fragen einige Wochen vor der Ausgabe des CHIG 2023
Als Verwaltungsrätin für Sport, kennen Sie die Veranstaltung gut. Welchen Stellenwert hat der CHI Genf im Terminkalender der großen Sportveranstaltungen in Genf?
Diese Veranstaltung ist ein sehr wichtiger Wettbewerb für Genf geworden, sie ist heute unverzichtbar. Der CHI Genf trägt zur Strahlkraft unserer Stadt bei und etabliert sie als einen bedeutenden Ort für den Pferdesport auf globaler Ebene. Solche Sportveranstaltungen fördern und begrüßen wir, da sie es dem Publikum ermöglichen, echte emotionale Momente zu erleben und Genf ins Rampenlicht zu rücken. Die Stadt Genf unterstützt diese Veranstaltung seit mehreren Jahren mit großer Freude. Der Wettbewerb generiert auch wirtschaftliche und touristische Auswirkungen..
Was sind konkret die positiven Auswirkungen des CHI Genf in der Stadt in Bezug auf Wirtschaft, Beschäftigungsmöglichkeiten und Unternehmensinvestitionen?
Es ist schwer, das genau zu beziffern. Ich denke, dass man das ganzheitlich analysieren muss. Die Belegungsrate der Hotels in Genf war im ersten Halbjahr außergewöhnlich hoch und die aktuelle Dynamik bleibt positiv. Der CHIG trägt zwangsläufig dazu bei. Die Medienpräsenz des Wettbewerbs hilft dabei, das Image von Genf international zu stärken und langfristige wirtschaftliche Auswirkungen zu haben. Der CHI Genf ist ein hochkarätiger Wettbewerb mit erstklassigen Reitern. Das steht im Einklang mit den Markenzeichen von 'Genf': eine Stadt, die weltweit für Präzision und Exzellenz steht, insbesondere durch ihre Uhrenindustrie.
Wie profitieren die Reitsportgemeinschaft in Genf und die Jugend von der Veranstaltung?
Dieser Aspekt ist wichtig. Die Verbindung zwischen Spitzensport und Amateurleistung ist grundlegend und ich stelle sie ins Zentrum der von mir in der Stadt Genf durchgeführten Sportpolitik. Der Zugang der Öffentlichkeit zu Pferden und Reitern trägt dazu bei, diese beiden Pole zu verbinden. Für Mitarbeiter und Reitbegeisterte ist es auch eine Gelegenheit, eine andere Seite ihres Sports zu entdecken. Alle Spitzensportreiter haben einmal klein angefangen. Der CHI Genf trägt auch dazu bei, Berufungen zu wecken und den Nachwuchs zu fördern.
Wie verläuft die Zusammenarbeit zwischen dem Organisationskomitee des CHI Genf und der Stadt Genf?
Die Stadt Genf steht in engem Kontakt mit dem Organisationskomitee, um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft. Dieser Wettbewerb wird als bester Pferdewettbewerb der Welt anerkannt und hat diesen Preis bereits 10-mal gewonnen, was die Hochklassigkeit dieses Events beweist. Auf städtischer Ebene erneuern wir jedes Jahr die finanzielle Unterstützung durch einen Vertrag. Wir möchten, dass die Zuschauer eine unvergessliche Erfahrung machen und dass ausländische Besucher die Gelegenheit nutzen, Genf zu besichtigen.
Wirkt sich der Rolex Grand Slam of Show Jumping, der Teil des CHI Genf ist, Ihrer Meinung nach positiv auf die weltweite Bekanntheit der Stadt aus?
Ich denke, dass dies tatsächlich zum Ruf der Stadt Genf beiträgt, die als ein Zentrum der Uhren bekannt ist. Der CHI Genf setzt diese Tradition fort. Allgemeiner gesagt ist diese Verbindung zwischen Wirtschaftsakteuren, Sportlern und der Zivilgesellschaft entscheidend für die Attraktivität der Stadt
Rolex engagiert sich sehr stark für den CHI Genf und den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Welchen Einfluss hat Rolex Ihrer Meinung nach auf Genf und den Weltsport?
Rolex ist ein sehr wichtiges Unternehmen für die Stadt und den Kanton. Darüber hinaus ist Rolex ein sehr engagierter Akteur in der Stadt und stark in das sportliche und kulturelle Leben eingebunden. Genf verdankt Rolex sehr viel. Wir dürfen nie vergessen, dass wir in Genf dank großer Unternehmen wie Rolex, die auf unserem Boden präsent sind,Einnahmen sowie Arbeitsplätze generieren. Diese Verbindung zwischen Rolex und Genf trägt zur wirtschaftlichen Dynamik, zum Wohlstand und zur Lebensqualität unserer Stadt bei. Genf verdankt Rolex sehr viel.
FUCHS FLIEGT FÖRMLICH ZUM SIEG IM CPKC ‚INTERNATIONAL‘, PRESENTED BY ROLEX
Der oft als eins der härtesten und prestigeträchtigsten Springreitturniere der Welt bezeichnete CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier war wieder einmal eine beeindruckende Zurschaustellung der Reitkunst der besten Springreiter der Welt. Insgesamt nahmen es 34 Pferd- und Reiterpaare aus 12 Nationen, darunter fünf aus den Top 10, mit dem wie üblich enorm anspruchsvollen Parcours von Leopoldo Palacios auf.
Das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier ist das dritte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Kalender und das zweite, bei dem das zehnjährige Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping gefeiert wird.
Die erste Runde bestand aus 17 Hindernissen und 12 Kombinationen und war eine echte Bewährungsprobe in Sachen Ausdauer, Talent und Mut, sowohl für die Pferde als auch für die Reiter. Als Dritter im Ring gelang Angelie von Essen der erste fehlerfreie Durchlauf der Prüfung auf ihrem Selle-Français-Wallach Alcapone des Carmille. Nach der Hälfte der Starter waren nur vier Reiter fehlerfrei durchgekommen, darunter Heimfavoritin Tiffany Foster, die mit einer perfekten Runde für Begeisterungsstürme im ‚International Ring‘ sorgte.
Eine Enttäuschung musste der frisch gekrönte FEI-Europameister und Sieger dieser Prüfung aus dem Jahr 2021, Steve Guerdat, hinnehmen, dem wie 9 weiteren Reitern ein Fehler am 12. Hindernis unterlief. Das Entsetzen war groß, als auch einigen anderen Favoriten in dieser Prüfung der Sprung in die zweite Runde nicht gelang, darunter die Nummer vier der Weltrangliste, Ben Maher, der Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping, Scott Brash, sowie der niederländische Reiter Harrie Smolders.
Die 12 besten Reiter aus der Eröffnungsrunde zogen in die nächste Runde ein, und diejenigen, die den Parcours mit maximal vier Fehlerpunkten schnell absolvierten, blieben weiterhin im Rennen um einen der begehrtesten Preise dieses Sports. Unter diesen Reitern waren die Kanadierin Erynn Ballard und der Ägypter Nayel Nassar. Insgesamt schafften fünf Reiter den technischen Parcours fehlerfrei, darunter Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs, der nach einem gewaltigen Sprung von Leone Jei über das Hindernis mit der kanadischen Flagge einen Teil der Strecke mit nur einem Steigbügel zurücklegte und die Zuschauer beeindruckte.
Nach einer kurzen Pause warte das Publikum in der ausverkauften, sonnendurchfluteten Arena mit angehaltenem Atem auf die Rückkehr dieser unglaublichen Pferd- und Reiterpaare. In umgekehrter Startreihenfolge aus der ersten Runde traten sie nun gegeneinander an und ein Punktegleichstand in dieser Runde bedeutete den Einzug ins Stechen. Nur ein Reiter mit vier Fehlerpunkten aus der ersten Runde setzte diejenigen mit einem fehlerfreien ersten Durchlauf mächtig unter Druck, nämlich der Mexikaner Andres Azcarraga, der unverwechselbare Klasse bewies und innerhalb des Zeitlimits von 77 Sekunden durch den Parcours fegte. Zur Freude und unter dem Jubel der Fans gelangen Tiffany Foster als Erster zwei fehlerfreie Runden, womit sie die Richtzeit für die drei noch übrigen Reiter festlegte. Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs, der schon zwei Major-Siege beim Rolex Grand Slam of Show Jumping verbuchen kann, stellte sicher, dass es ein Stechen geben würde, wohingegen der letzte Starter, Fuchs’ Markenbotschafterkollege Bertram Allen, einen niederschmetternden Fehler am CPKC-Triple hinnehmen musste, womit nur zwei Reiter für das Stechen übrig blieben.
Große Spannung lag in der Luft, denn nun hofften die kanadischen Fans auf einen ersten Heimsieg seit Captain Canadas [Ian Millar] Sieg 2014. Foster gelang eine respektable Runde mit nur einem Abwurf in einer Zeit von 44,45 Sekunden. Als der eindrucksvolle Grauschimmel, Leone Jei, durch den Uhrenturm einritt, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Der Schweizer Reiter flog förmlich durch den ‚International Ring‘, als der sprungstarke Grauschimmel sein großes Talent bewies, überquerte die Ziellinie mit null Fehlern in einer Zeit von 43,58 Sekunden und holte sich damit den Sieg in dieser prestigeträchtigen Prüfung.
Zu seinem Sieg äußerte sich Fuchs: „Es ist unglaublich, bei dieser historischen Veranstaltung zu gewinnen – ich habe diese Prüfung schon immer gewinnen wollen.
Mein Vater ist hier mehrmals angetreten und hat nie gewonnen. Er hat mir gesagt, dass ich für uns beide gewinnen müsste, und ich freue mich so, dass ich das geschafft habe!“
Weiterhin erklärte der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping: „Leone Jei ist unglaublich – er ist ein so fantastisches Pferd und besitzt so viel Talent! Er ist in der ersten Runde unfassbar gut gesprungen – so gut, dass er mich über der kanadischen Flagge aus dem Sattel gehoben hat und ich meinen linken Zügel und Steigbügel verloren habe. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, wieder in den Steigbügel zu kommen, musste aber drei oder vier Hindernisse nehmen, bis es mir endlich gelang. Nach der ersten Runde haben wir überlegt, ob wir sein Gebiss wechseln sollen, weil er so eifrig war, aber mein Vater meinte, das sollten wir sein lassen und ich sollte lieber besser reiten!“
Erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihre Position und was sie beinhaltet.
Mein Name ist Tommy Wheeldon Jr. und ich bin Cheftrainer und Geschäftsführer des Cavalry FC. Ich bin schon seit Gründung der Mannschaft dabei – wir wurden 2018 ins Leben gerufen. Meine erste Begegnung mit Linda [Southern-Heathcott] war beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ im September 2017, und ich stellte ihr die Idee von Profifußball in der ‚International Arena‘ während einer Parcourbegehung vor.
Wie viel wussten Sie vor Ihrem Beitritt zum Cavalry FC vom Springreitsport?
Interessant, ich war schon vor der Gründung des Teams mehrmals als Zuschauer in Spruce Meadows gewesen, um meiner Stieftochter, Tatum, zuzusehen, die hier angetreten ist. Sie ist eine leidenschaftliche Reitsportlerin, genauso wie meine Frau. Als ich meine Frau kennenlernte, trat meine Stieftochter regelmäßig bei Turnieren an, und so bin ich ursprünglich durch die beiden mit diesem Sport in Kontakt gekommen. Lustigerweise waren wir mal bei einer Veranstaltung der Calgary Flames Family Foundation und meine Stieftochter wurde eingeladen, auf dem heutigen ATCO Field mitzureiten. Ich weiß noch, was für eine große Sache das für sie war. Also ja, ich hatte schon ein bisschen Kontakt zu Pferden und es war Zufall, dass ein Freund mich 2017 einlud, ihn zum ‚The Masters‘ zu begleiten.
Haben Sie Ähnlichkeiten zwischen den beiden Sportarten feststellen können?
Es gibt ganz eindeutig Ähnlichkeiten zwischen den beiden Sportarten. Es sind zwei Sportarten, bei denen es sehr auf Details ankommt. Bei beiden geht es um Beziehungen. Nehmen wir Pferd und Reiter – sie müssen einander vertrauen, und im Fußball ist es ganz ähnlich, denn Ihre Spieler müssen der Taktik, der Strategie und dem Training vertrauen.
Der Reitsport erfordert einen verblüffend hohen Grad an Detailgenauigkeit – ein Fehler in einer 60-Sekunden-Runde kann einen den Sieg kosten. Beim Fußball ist es genauso. In einem 90-Minuten-Spiel kann ein Fehler das ganze Ergebnis beeinflussen. Bei beiden Sportarten gibt es kaum Spielraum für Fehler.
In beiden ist äußerste Professionalität nötig. Wenn man sich das Springreiten ansieht, ist es wirklich beeindruckend, wie viel Training und Pflege in die Pferde investiert wird. Das kann man auch auf den Fußball übertragen, darauf, wie sich um die Spieler gekümmert wird – von ihrer Ernährung bis hin zu der Art, wie sie trainieren. Es gibt viele Überschneidungen.
Im Reitsport gibt es die Majors, wie auch im Tennis und Golf. Was würden Sie als die vier Majors im Fußball bezeichnen?
Wembley Stadium muss weit oben auf der Liste stehen als eins der vier Majors im Fußball. Dann würde ich sagen, New Camp Stadium, obwohl ich noch nie dort war. Es wird zurzeit renoviert, wird also auf jeden Fall ein sehr besonderes Stadion werden. Auch das Estadio Azteca in Mexiko. Ich habe mir dort 1986 die Weltmeisterschaft angesehen und weiß noch, dass das Stadion gerammelt voll war. Als Letztes würde ich das San Siro Stadion in Mailand nennen. Dort habe ich mich während der Weltmeisterschaft 1990 in den Fußball verliebt. Ich hatte die Chance, im Stadion zu sein, und es war so wunderschön dort.
Sie kennen sowohl den Fußball als auch den Reitsport. Was können die beiden Sportarten Ihrer Meinung nach voneinander lernen?
Der Reitsport hat etwas so Königliches an sich, wie die Leute sich kleiden und benehmen – es hat schon seinen Grund, warum Rolex in den Sport involviert ist. Das ist beim Tennis auch so, beispielsweise bei den Wimbledon Championships.
Ich glaubte, was der Fußball beigesteuert hat, ist dieselbe Eleganz beim Betreten von Spruce Meadows, aber mit einem etwas anderen Fan-Erlebnis. Man hat also dieselbe Umgebung, aber unterschiedliche Erlebnisse, und das ist ziemlich einmalig, vor allem bei einer Location wie Spruce Meadows. Einerseits hat man die ‚International Arena‘, in der die Reiter um den Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping kämpfen und alles ziemlich still ist. Andererseits ist da das ATCO Field, wo das Publikum viel lauter ist, vom Anpfiff bis zum Schlusspfiff. Das ist wirklich einzigartig.
Was die Leistung angeht, tragen unsere Spieler jetzt diese GPS-Westen. Das verschafft uns Trainern einen Datenpunkt, sodass wir verfolgen können, wie hart die Spieler trainieren und wie schnell sie rennen. Ich unterhalte mich oft mit Ian Allison darüber und frage ihn, ob man auch die Pferde überwachen könnte, um zu sehen, ob sie zu viel oder zu wenig trainieren. Es ist immer ein sehr schmaler Grat. Der Einsatz von Technologie könnte ein interessantes Crossover sein. Mir ist bewusst, dass es Zeitschranken gibt, aber es wäre doch interessant, auch die Gesundheit der Pferde zu überwachen.
Ihr Sitz ist in Spruce Meadows, wo ständige Verbesserung und Innovation großgeschrieben werden. Inwiefern motiviert Sie und Ihr Team das, sich ebenfalls zu verbessern?
Ich finde, Mrs. Southern-Heathcott hat es am Treffendsten ausgedrückt: Es ist ein Ort der Vortrefflichkeit, an dem weit mehr getan wird, als nur seine Pflicht zu erfüllen. Ich glaube, das beschreibt Spruce Meadows am besten. Wenn man durch die Tore nach Spruce Meadows kommt, spürt man diese Vortrefflichkeit. Ich habe schon immer geglaubt, wenn man in Spitzenform ist, kann man das Spiel verändern. Ich glaube, die Familie Southern und das Leitungsteam von Spruce Meadows versuchen Woche für Woche und Jahr für Jahr, diese Vortrefflichkeit noch zu steigern. Es ist einfach unglaublich, Teil davon sein zu dürfen.
Im Fußball haben wir versucht, die Motivation aufrechtzuerhalten, immer danach zu streben, die Besten zu sein. Im Moment sind wir Spitzenreiter in unserer Liga. Ich glaube, wir haben die meisten regulären Saisonpunkten von allen Mannschaften gewonnen, und das ist die Atmosphäre, die wir geschaffen haben. Wir halten den höchsten Siegesrekord bei Heimspielen über fünf Jahre. Die Umgebung und Atmosphäre, in der das Team spielt, ist immer enorm wichtig für die Leistung. Und genau das hat Spruce Meadows geschaffen.
Haben Sie sich hier schon mal den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, angesehen und wie fanden Sie die Atmosphäre und das Niveau des Wettkampfs im Vergleich zu Ihren Spielen?
Ja! Ich war eingeladen, weil mein Freund Vizepräsident von Telus war, und er stellte mich Ian Allison und Linda Southern-Heathcott vor. Das Erste, das ich zu Linda sagte, war, wie fantastisch der Rasen ist! Fußball ist ein Spiel, das schon immer auf wunderschönem Rasen gespielt wird. Leider muss man in diesem Land sehr oft auf künstlichen Bodenbelägen spielen, aber in Spruce Meadows gibt es echtes Gras. Ganz ähnlich wie in Wimbledon und darauf sind wir sehr stolz.
Meine zweite Frage an Linda war, ob sie schon mal daran gedacht hätte, ein gesponsertes Match zu spielen. Mir waren all die Rolex-Uhren aufgefallen, die WestJet-Beschilderung – es waren zahlreiche angesehene Marken vertreten und auf mich wirkte es wie ein Fußballstadion. Linda fragte mich, wie schwer meine Athleten seien, woraufhin ich sagte, jeweils zwischen 50–90 kg. Und sie sagte: „Tja, unsere Pferde wiegen 1.200 Pfund, also glaube ich, dass wir problemlos 22 Spieler hier spielen lassen können.“
Zu der Zeit war das nur eine beiläufige Bemerkung, aber mein Freund hatte in der Woche darauf ein Meeting mit ihr und erwähnte, dass eine Profi-Fußballliga nach Kanada kommen würde. Linda wollte den Zweck wissen. Ihre Familie war schon immer sehr zweckorientiert und hier war es der Zweck, den Kanadiern zu helfen. Das traf bei ihr genau ins Schwarze, denn genau aus demselben Grund hatten Mr. und Mrs. Southern den Reitsport aufgebaut. Sie hatten beschlossen, den Kanadiern den Weg zu ebnen, als es noch keinen einzigen kanadischen Springreiter gab. Heutzutage tritt Kanada bei den Olympischen Spielen an, weil es Orte wie Spruce Meadows zu besuchen gibt, an denen alle nach Bestleistungen streben. Als es also wieder um diese Botschaft ging, den Kanadiern zu helfen, war die Familie sofort Feuer und Flamme dafür.
Als ich mir die Atmosphäre ansah, fiel mir als Erstes auf, wie glamourös alles ist. Es ist ganz klar ein erstklassiger Veranstaltungsort. Die Intensität war es, die mich so überrascht hat, weil ich erwartet hatte, dass die Zuschauer ganz höflich und nur leise klatschen würden. Die gespannte Erwartung hat mich wirklich überrascht – man hält für die Dauer der Runde den Atem an, und wenn es ein fehlerfreier Durchlauf war, seufzen alle erleichtert auf. Ich fand das ganz unglaublich, denn so etwas hatte ich noch nie erlebt, in keiner der Sportarten, die ich mir angesehen oder auch selbst gespielt habe.
Im Sommer richtet Spruce Meadows sowohl Fußball- als auch Reitsportveranstaltungen aus. Gibt es Menschen, die sich beides ansehen – sind Ihnen Überschneidungen bei den Fans aufgefallen?
Ich glaube, es gibt Überschneidungen bei den Fans. Man kommt zum selben Veranstaltungsort und erlebt etwas völlig anderes. Es gibt Menschen, die beim internationalen Weihnachtsmarkt in Spruce Meadows waren, aber noch nie beim ‚The Masters‘. Ebenso gibt es Fans, die sich ein Cavalry FC-Spiel angesehen haben, aber noch bei keiner Reitsportveranstaltung waren. Ich glaube, die Menschen betrachten Spruce Meadows inzwischen als ein Ausflugsziel. Ich glaube, jetzt kommen Menschen für den Tag hierher und bekommen etwas von dem Spitzenreitsport mit, bevor sie sich ein Fußballspiel ansehen. Es beginnt also, miteinander zu verschmelzen.
Spruce Meadows blickt auf eine lange Geschichte in Sachen Pferde zurück – der Cavalry FC ist jetzt fünf Jahre alt. Inwiefern haben Sie erlebt, dass der Sport hier gewachsen ist, und welches weitere Wachstum erhoffen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Ich glaube, wir sind dem ursprünglichen Zweck treu geblieben: den Kanadiern einen Weg zu ebnen, im Sport ein Spitzenniveau zu erreichen. In den fünf Jahren, in denen unser Club jetzt besteht, haben wir vier Spieler gehabt, die es in die kanadische Nationalmannschaft geschafft haben. Diese Chance hätten sie nie bekommen, wenn es den Club nicht gäbe. Ich glaube, unser nächstes Ziel wird es sein, ein einzigartiges Fußballerlebnis von Weltklasse zu erschaffen. Im Laufe der nächsten 10 Jahre und vor allem auch, weil die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada stattfinden wird, glaube ich, dass sich das Spiel sowohl im Hinblick auf die Teilnahme weiterentwickeln wird, aber auch im Hinblick auf das Interesse der Zuschauer, ein Spektakel zu erleben.
Wie im Reitsport, wo Pferd und Reiter antreten, sehen die Fans oft nur die Spieler auf dem Feld. Aber es geschieht so viel hinter den Kulissen, wodurch die Spieler erst das sind, was sie sind. Können Sie uns etwas über Ihr Team erzählen?
Das ist interessant, weil ich erst kürzlich in unserer Liga als Manager des Monats nominiert wurde. Meiner Meinung nach ist das ein Preis für all die Mitarbeiter und Spieler, die sich für unser Ziel aufopfern. Das beinhaltet, morgens pünktlich zum Mannschaftsfrühstück zu erscheinen, um das Kameradschaftsgefühl zu steigern, den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung unserer Technik zu legen, aber auch die Physiotherapeuten, die für die Gesundheit unserer Athleten sorgen, und die Sportwissenschaftler, die unsere Taktiken ausarbeiten. Es passiert so viel hinter den Kulissen, das uns letztendlich zum Erfolg führt. Unsere Unterstützer spielen auch eine Rolle. In dieser Saison hatten wir einen schweren Start mit fünf Unentschieden hintereinander, aber sie sind uns immer noch treu. Ich glaube, es ist ein Rekord, dass wir fünf Spiele lang nicht gewonnen haben. Aber wir haben auch nicht verloren. Es war ziemlich skurril.
Wenn die Mannschaft gut spielt, erhalten die Spieler die Auszeichnungen und das zu Recht. Aber wenn die Mannschaft nicht gut spielt, wird der Trainer hinterfragt. Das ist, glaube ich, das einzige Umfeld, in dem die Arbeit, die man während der ganzen Woche leistet, am Ausgang eines 90-minütigen Spiels gemessen wird. Die ganze Arbeit, die hinter verschlossenen Türen erfolgt, geschieht in Vorbereitung dessen, was die Fans am Wochenende sehen.
Können Sie uns Ihre offizielle Rolle erläutern und was sie beinhaltet?
Ich bin der Parcoursdesigner hier in Spruce Meadows und arbeite schon seit mehr als 25 Jahren hier. Um ein guter Parcoursdesigner zu sein, benötigt man viel Erfahrung in dem Sport und muss in der Lage sein, durch die Parcours, die man erstellt, für einen atemberaubenden Wettkampf zu sorgen. Ich habe ein fantastisches Team, das mir hilft und sicherstellt, dass wir den bestmöglichen Parcours auf die Beine stellen.
Wenn man gewährleisten will, dass sich der Sport fortlaufend weiterentwickelt, ist es entscheidend, dass auf die Pferde Rücksicht genommen wird. Es ist also ein schmaler Grat zwischen dem, was für die Pferde und Reiter machbar ist, und dem, was den Sport voranbringt.
Was ist das Besondere am CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier?
Für mich ist Spruce Meadows mein Zuhause und ich betrachte die Familie Southern als meine Familie. Ich arbeite jetzt seit über 25 Jahren hier und meiner Meinung nach gibt es keinen zweiten Ort wie diesen. Das Team ist wirklich etwas Besonderes und der Grad an Detail und Planung, der in die Veranstaltung einfließt, ist unglaublich beeindruckend.
Als Parcoursdesigner kann der Druck ziemlich hoch sein, einen großartigen Parcours zu bauen, der den Ansprüchen von Spruce Meadows gerecht wird, aber das Team hier hat sowohl fachliches als auch persönliches Vertrauen in meine Arbeit.
Der CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier wird oft als einer der schwierigsten Parcours der Welt bezeichnet. Was macht ihn so einzigartig?
Als Parcoursdesigner muss man eine Reihe von Faktoren berücksichtigen, wie Höhe und Weite der Hindernisse, die Zeitvorgabe, das Layout des Parcours, das Design der Hindernisse und das Gefälle des Rings. Es ist wichtig, dass wir uns auf alle Aspekte konzentrieren und für Ausgewogenheit sorgen – das macht einen guten Grand Prix aus. Genau dieses Gleichgewicht haben wir, wie ich finde, hier in Spruce Meadows erreicht.
Man kann uns [Parcoursdesigner] mit Choreografen vergleichen – wir wollen gewährleisten, dass die Prüfung ein echtes Spektakel für die Zuschauer wird. Wir versuchen, die richtige Balance für alle Beteiligten zu finden, von den Pferden über die Reiter bis hin zu den Fans.
In der Vergangenheit habe ich schon Parcours für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney und die Olympischen Spiele 2008 in Beijing designt. Meiner Meinung nach ist der Parcours für den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, hier in Spruce Meadows größer und schwieriger als die olympischen Parcours.
Können Sie uns einen kleinen Einblick in den Parcours geben?
Es ist ein sehr anspruchsvoller Parcours. Die erste Runde besteht aus 13 Hindernissen mit einem Dreifach- und einem Doppelsprung, und die zweite Runde besteht aus 12 Hindernissen, auch wieder mit einem Dreifach- und einem Doppelsprung – also jede Menge Sprünge. Außerdem sind die Hindernisse sehr weit und hoch! Hier in Spruce Meadows haben wir eine ganze Sammlung von Hindernissen aus sämtlichen Olympischen Spielen und den wichtigsten Meisterschaften seit 1974, deshalb sieht der Parcours immer fantastisch aus.
Im CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, hier beim Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier verwende ich Hindernisse, die nicht in den vorherigen Prüfungen vorkamen, zum Beispiel der doppelte Liverpool, der trockene Graben und der Wassergraben.
Der Grand Prix ist ein anderer Typ von Parcours als der Nations Cup, der etwas klassischer aussieht. Meiner Meinung nach ist der CPKC ‚International‘ anspruchsvoller für die Pferde und die Reiter, und der Zweck dieser Prüfung ist es, die beeindruckenden Fähigkeiten der Pferd- und Reiterpaare herauszustellen und den Fans ein großartiges Sporterlebnis zu bieten.
Wie wichtig ist es, dass die besten Reiter hier in Spruce Meadows antreten?
In der diesjährigen Ausgabe des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turniers sind sechs der 10 besten Reiter der Welt dabei. Die Veranstaltung lockt die Weltelite an und das gestattet es mir als Parcoursdesigner, besonders kreativ zu sein, um das Niveau von Pferd und Reiter auf die Probe zu stellen. Der Parcours muss eine Herausforderung sein, vor allem die zweite Runde. In der zweiten Runde treten die 12 besten Reiter aus der ersten Runde gegeneinander an. Sie sind wirklich die Crème de la Crème des Sports und bei einem solchen Talentniveau kann ich sie mit meinem Parcours richtig auf die Probe stellen.
Die Gerade mit dem doppelten Liverpool wird sehr knifflig sein – es handelt sich um eine besondere Kombination für den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, hier in Spruce. Ich benutze diese Kombination zwar jedes Jahr gern, variiere sie aber jedes Mal leicht. Es ist meine Aufgabe, mir jedes Jahr neue und innovative Ideen für den Parcours auszudenken – und das ist nicht leicht!
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Wie positiv sehen Sie ihn?
Ich habe im Laufe der letzten 10 Jahre ganz eindeutig eine Veränderung gesehen. Rolex hat dem Sport exponentiell geholfen – all die besten Reiter der Welt wollen in diesen Majors antreten. Es ist wirklich bemerkenswert, dass die besten Reiter der Welt um diese Majors wetteifern.
In Spruce Meadows hatten wir das Privileg, Scott Brash 2015 als ersten und einzigen Reiter zu erleben, der den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Das war ein so denkwürdiger und unfassbarer Tag – und etwas, das ich nie vergessen werde.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat den Sport ganz eindeutig um eine neue Ebene bereichert. Meiner Meinung nach gibt es in diesem Sport nichts Wichtigeres als den Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Gibt es ein Highlight in Ihrer Karriere?
Ich habe in meiner Karriere schon so einige ganz besondere Augenblicke erlebt, aber der eine, der heraussticht, ist Scott Brashs Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2015 hier in Spruce Meadows. Das war einfach unglaublich – alle Zuschauer und Reiter haben mit ihm mitgefiebert und ihm den Sieg gewünscht. Eine Atmosphäre wie an diesem Tag hatte ich bis dahin noch nie erlebt!
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Parcoursdesigner in diesem Sport anstrebt?
Mein Rat wäre, dass man Pferde lieben muss und das, was man tut, wirklich mit Leidenschaft tut. Man sollte sich immer bemühen dazulernen, was die Reitkunst angeht, denn das hilft einem, in dem Sport voranzukommen. Ich beobachte die Emotionen der Pferde, analysiere Statistiken und verfolge, was während des Turniers passiert. Man sollte nicht in diese Branche einsteigen in der Hoffnung, reich und erfolgreich zu werden, sondern aus Liebe zu diesem Sport. Es war meine Leidenschaft für den Sport, die mich da hingebracht hat, wo ich heute bin.
Am zweiten Tag des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier 2023 nahmen es 42 der weltbesten Pferd- und Reiterpaare mit dem atemberaubenden Parcours von Leopoldo Palacios auf in der Hoffnung, sich einen Platz in der Spitzenprüfung der Veranstaltung zu sichern, dem CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex.
Die legendäre International Arena, in der dieser Sport schon zahlreiche historische Momente wie Scott Brashs unglaublichen Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Jahr 2015 feiern durfte, erstrahlte im wunderschönen Licht der Spätsommersonne. Als Erstes betrat den Ring der Ire Conor Swail, der diese Prüfung im vergangenen Jahr gewonnen hatte und auch diesmal mit einer perfekten, fehlerfreien Runde die Richtzeit für die restlichen Reiter festlegte. Nur fünf Pferde später stellte der frisch gekrönte FEI Europameister und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat sicher, dass es ein Stechen geben würde, indem er den technischen Parcours auf dem imposanten Wallach Albführen’s Maddox mit links meisterte.
Das Weltklasse-Starterfeld beeindruckte das fachkundige kanadische Publikum mit insgesamt 15 Reitern, die den aus 12 Hindernissen bestehenden 1,55-m-Parcours fehlerfrei absolvierten. Auf der Liste der Elitereiter standen unter anderem der Sieger des ATCO Cups, der zuvor an diesem Tag stattgefunden hatte, Martin Fuchs, sowie der Brite Matthew Sampson, der hier schon wiederholt gewonnen hatte. Das Publikum freute sich besonders, als die kanadischen Reiter Mario Deslauriers und Erynn Ballard die erste Runde ohne Fehler zurücklegten.
Drei Paare entschieden sich dafür, nicht am Stechen teilzunehmen, sodass 12 Paare in die zweite Runde einzogen. Bei gleicher Startreihenfolge wie in der ersten Runde gelang es dem zweiten Starter, dem Schweizer Steve Guerdat, sich mit einer Zeit von 44,27 Sekunden als Erster den zweiten fehlerfreien Durchlauf zu sichern und die Messlatte für die folgenden Reiter ziemlich hoch zu legen. Doch der vierte Starter, Richard Vogel mit seinem weit ausgreifenden Hengst, United Touch S, unterbot Guerdats Führung mit einer Zeit von 43,07 Sekunden. Jetzt war der Druck auf die restlichen Teilnehmer groß, denn sie mussten die Zeit des jungen deutschen Reiters unterbieten. Der Amerikanerin Natalie Dean gelang es um ein Haar, Vogel den Titel abzuringen, sie ritt aber schließlich mit einer Zeit von 43,63 Sekunden ins Ziel ein und landete damit auf dem zweiten Platz.
Auf die Frage zu seinem Sieg sagte Vogel: „Ich fühle mich fantastisch! Mein Pferd ist einfach unglaublich gut gesprungen – ich glaube, er mag die Arena hier sehr. Er ist in der ersten Runde überragend gesprungen und hat mir im Stechen ein sehr gutes Gefühl vermittelt. Die Größe der Arena hier gefällt ihm sehr gut, er hat so viel Sprungkraft und einen so raumgreifenden Schritt, dass ich Schritte weglassen kann, ohne ihn hetzen zu müssen. Wir haben unser Bestes gegeben und es hat zum Glück für den Sieg gereicht.“
Die Frage nach seinem Plan für den CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, kommentierte Vogel wie folgt: „Ich hatte vor, ihn in der Prüfung morgen antreten zu lassen, um ihn an den Platz zu gewöhnen, weil er zum ersten Mal in Spruce Meadows ist. Die Arena hier ist so einzigartig – man bekommt nicht sehr oft Gelegenheit, in so einer Arena zu reiten! Aber er war so souverän und ist so gut gesprungen, dass ich jetzt entscheiden muss, ob ich ihm bis Sonntag Ruhe gönne oder ob ich an meinem ursprünglichen Plan festhalte.“
Wie lief die Planung für die diesjährige Veranstaltung?
Die Planung für das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier lief ausgesprochen gut. Wir hatten uns mehrere sehr wichtige Projekte vorgenommen, die jetzt alle abgeschlossen sind. Der Veranstaltungsort sieht wunderschön aus und wir sind bereit, die Welt bei uns zu empfangen.
Gibt es in diesem Jahr etwas Neues beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier? Werden Sie das zehnjährige Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping mit etwas Besonderem feiern?
Wir haben eine neue Bestuhlung für unsere Gäste und neue Sitzplätze an der Ostseite. Derzeit bauen wir ein Restaurant, das allerdings nicht vor 2025 fertiggestellt sein wird. Wir haben die westliche Haupttribüne mit neuen Tischen und Sitzplätzen versehen, den Boden überarbeitet und dem Aufwärmring für die internationalen Pferde einen neuen Boden verpasst. Außerdem haben wir einen neuen Tunnel und wir haben ein Drainagesystem in den Boden im Aufwärmring eingebaut. Es ist vieles geschehen und es hat sich viel verändert!
Das Hauptgeschäft von Spruce Meadows sind die Pferde und unsere Springreitveranstaltungen, aber unsere Veranstaltungsorte sind auf Vielseitigkeit ausgelegt. Wir richten Business-Events sowie Geschäftsratstreffen, Führungen und einen großen Weihnachtsmarkt aus. Unser internationaler Weihnachtsmarkt ist der viertbeliebteste weltweit. Es gibt hier Hallenturniere sowie im Sommer eine große Hundeausstellung mit 3.000 Hunden. Zu Weihnachten haben wir eine wunderschöne Drive-Through-Lichtshow, bei der man über die Anlage fahren und die herrliche Weihnachtsbeleuchtung genießen kann.
Beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier werden wir am Sonntag die Pferde und den Rolex Grand Slam of Show Jumping ehren und gleichzeitig das CPKC ‚International‘, presented by Rolex, einläuten.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Welche positiven Auswirkungen hatte die Initiative auf die Veranstaltung in Spruce Meadows?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat uns enorm beeinflusst, einerseits durch die Zusammenarbeit mit einem so wunderbaren Partner wie Rolex, aber auch durch die Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltungsorten. Er hat uns angespornt, uns fortwährend zu verbessern und neue Chancen zu schaffen. Als Organisatoren der vier Majors ziehen wir alle am selben Strang, was die Sicherheitsprotokolle sowie den Umgang mit den Pferden und ihr Wohlergehen angeht. Wir haben alle ein ESG-Programm und erstellen ESG-Berichte. Insgesamt, finde ich, waren wir schon vorher führend in diesem Bereich, aber durch die Partnerschaft sind wir jetzt noch stärker, weil wir alle zusammenarbeiten.
Was war Ihr persönliches Highlight in den ersten 10 Jahren des Rolex Grand Slam of Show Jumping?
Mein persönliches Highlight, das mir wirklich lieb und teuer ist, war, als Scott Brashs den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat, weil es in Spruce Meadows geschah. Am meisten ist mir im Gedächtnis geblieben, als er die letzte Gerade hinabkam, den doppelten Wassergraben neben dem Ausgangstor, und alle Reiter draußen gestanden, zugesehen und ihn angefeuert haben. Das war ein wirklich ganz besonderer Augenblick, denn es ist nicht immer so, dass die Reiter sich gegenseitig anfeuern, da es ja nach wie vor ein Wettkampf ist. In dem Fall allerdings haben sie ihm alle von Herzen den Sieg gewünscht.
Was raten Sie jemandem, der in die Sportveranstaltungsbranche einsteigen möchte?
Mein bester Rat lautet, dass Geduld das A und O ist. Nichts lässt sich in ein oder zwei Jahren aufbauen, man muss am Ball bleiben. Geduld ist das A und O, wenn man auf Spitzenleistungen hinarbeitet, denn das lässt sich eben nicht in ein paar Jahren erreichen. Man muss die Geduld haben, sich fortlaufend verbessern zu wollen, dann gelangt man irgendwann zum Erfolg. Ich würde also sagen, das Zauberwort lautet Geduld.
Was sind für Sie ebenso wie für das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier die wichtigsten Komponenten, die eine erfolgreiche Sportveranstaltung oder ein Sport-Major ausmachen?
Teamwork. Man muss ein starkes Team hinter sich und um sich herum haben. Man muss seine Vision erfolgreich kommunizieren können, aber es ist die Teamarbeit, die einem zum Erfolg verhilft.
Hier in Spruce Meadows haben wir 95 Vollzeitmitarbeiter. Während der COVID-19-Pandemie haben wir unsere gesamte Bürobelegschaft verloren, aber wir sind inzwischen wieder voll besetzt und die Leute leisten fantastische Arbeit.
Wenn wir uns die Tennislegenden Nadal, Federer und Djokovic ansehen, die die Tenniswelt und ihre Majors dominiert haben, wie wichtig ist es für das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier, dass die Weltbesten bei der Veranstaltung antreten?
Natürlich ist es am allerwichtigsten, dass die besten Pferde und Reiter hier antreten. Die Herausforderung, der sich Spruce Meadows immer gegenübersieht, ist der Kalender. Dieses Jahr hat sich zum Beispiel der Flugtermin der Pferde aus Europa mit der FEI Europameisterschaft überschnitten. Das bedeutet leider, dass einige dieser Pferde nicht antreten können. Trotzdem sind dieses Jahr die Top 10 der Weltrangliste dabei. Ich glaube, wenn wir es schaffen, weiterhin das Beste zu bieten, werden auch weiterhin die Besten zu uns kommen.
Das CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turnier wird oft als die führende Veranstaltungsstätte für Pferdesport in Nordamerika angesehen. Wie stellen Sie sicher, dass Sie sich fortwährend weiterentwickeln und anpassen, um diesen Status aufrechtzuerhalten?
Wir sehen uns unsere vier Interessengruppen an und versuchen, jedes Jahr das Erlebnis für mindestens eine davon zu verbessern. Unsere Interessengruppen sind die Sponsoren, die Medien, die Athleten und die Fans. Was die Verbesserungen anbelangt, so kann das zum Beispiel die Neugestaltung der Stadionlogen für die Sponsoren sein, die Umgestaltung des Bodens für die Athleten oder den Fans einzigartige Erlebnisse zu bieten. Wenn wir weiterhin Spitzenreiter anlocken, werden die Medien auch weiterhin über sie schreiben und berichten, was ebenfalls sehr wichtig ist.
Lassen Sie und die Organisatoren des CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘-Turniers sich von anderen großen Sportveranstaltungen inspirieren, z. B. im Tennis oder Golf?
Wir lassen uns definitiv von anderen großen Wettkämpfen inspirieren. Es ist etwas anders hier in Nordamerika als vergleichsweise in Europa oder England, weil wir darauf aus sind, auf die Titelseite zu kommen. Es ist also wichtig, dass wir immer wissen, wer gerade auf der Titelseite ist, Football oder die US Open? Darum wetteifern wir und deshalb müssen wir immer wieder großartige Geschichten erschaffen, über die die Medien berichten können.
Außerdem reisen wir um die Welt, nicht nur zu Springreitturnieren, sondern auch zu Tennis-, Golf- und Formel 1-Veranstaltungen, um zu beobachten, was dort fortlaufend unternommen wird, um das Erlebnis für die Fans zu steigern. Das ist uns sehr wichtig, und wir nehmen uns jedes Jahr eine Gruppe vor und versuchen, das Erlebnis für sie zu bereichern.
INTERVIEW MIT KERRY FINCH, TRAVELLING GROOM VON JOHN WHITAKER
Können Sie sich kurz vorstellen und uns sagen, für wen Sie arbeiten und was Ihre Aufgabe ist?
Mein Name ist Kerry Finch und ich unterstütze seit fünf Jahren John Whitaker auf Reisen als Pferdepflegerin.
Erzählen Sie uns, wen Sie zum CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ mitgebracht haben?
Nach der Teilnahme an den Brussels Stephex Masters in Belgien sind wir nach Calgary geflogen. Bevor wir nach Kanada weiterreisten, verbrachten wir nach Stephex noch fünf Tage bei Helena Stormanns in Eschweiler. Die Fahrt zum Flughafen dauerte nur eine Stunde, was toll war. Ich kam um drei Uhr morgens an, um vor dem Abflug nach den Pferden zu sehen. Danach reiste ich von Brüssel nach Paris, um unseren Flug nach Calgary zu erreichen. Wir kamen zweieinhalb Stunden vor der Landung der Pferde an und konnten uns so vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Was können Sie tun, um einem Pferd zu helfen, wenn es nicht gerne reist? Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde bequem reisen, damit sie weiterhin Höchstleistungen bringen können?
Es ist schwierig, denn Equine America Unick du Francport hat eigentlich kein Problem mit dem Reisen, ist aber schnell gestresst. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass alles glatt läuft. Zum Glück war er mit Sharid unterwegs, der ihm vertraut ist und das Reisen gut verträgt. Er hat sich auf dem Flug also schnell beruhigt. Ich bin noch nie mit ihm geflogen, deshalb kann ich nur schwer beurteilen, wie er mit dem Reisen zurecht gekommen ist.
Green Grass, der Hengst, den wir von Paul Barker geliehen haben, ist tatsächlich noch nie geflogen. Er ist ein kleiner Rabauke und wir mussten darauf Rücksicht nehmen, also haben wir ihm für den Flug ein Halfter verpasst. Es ist wichtig zu wissen, was den Pferden gefällt und worauf man achten muss, wenn sie unruhig sind. Green Grass hat die Reise sehr gut überstanden, er war gestern beim Longieren frisch und ausgeruht. Er frisst einfach gerne. Man muss ihm nur Futter geben, dann ist er zufrieden und bleibt ruhig!
Wie wichtig ist das gesamte Team, z. B. Tierärzte und Hufschmiede, für den gemeinsamen Erfolg?
Es ist extrem wichtig – es gibt definitiv einen starken Teamaspekt, denn wenn nicht alle an einem Strang ziehen und ihre Arbeit machen, wären wir nicht erfolgreich. Eine ständige Abstimmung zwischen allen Teammitgliedern ist wichtig, damit alle auf dem Laufenden bleiben. Jeder spielt eine entscheidende Rolle, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde zu gewährleisten. Das gilt nicht nur für diejenigen, die mit zu den Turnieren reisen, sondern auch für das Personal zu Hause.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie mitgebracht haben, und über ihre Charaktere?
Wir haben drei Pferde zum CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ mitgebracht: Equine America Unick du Francport, Sharid und Green Grass.
Unick du Francport hat eine ganz besondere Art und ist sehr ruhig. Man darf in seiner Nähe nicht schroff werden, sondern muss ruhig bleiben, da er in dieser Hinsicht ein sehr empfindliches Pferd ist. Gleichzeitig weiß er aber, was er will – und tut auch, was er will. Wenn man ihn an der Hand grasen lässt und er sieht ein paar Grashalme, die lecker aussehen, dann zieht er dich dorthin und bewegt sich nicht vom Fleck, bis er seinen Willen bekommt. Ansonsten ist er aber ein sehr pflegeleichtes Pferd.
Dann ist da noch Sharid, der mit ihm [Equine America Unick du Francport] reist – sie sind jetzt schon seit fast dreieinhalb Jahren immer zusammen unterwegs. Sie kennen sich sehr gut und haben die Angewohnheit, nacheinander zu rufen, aber sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn einer von ihnen den Stall verlässt. Sharid ist ebenfalls ein sehr liebenswertes Pferd. Er schläft gerne. Wenn er sich nach dem Frühstück nicht wieder zurückzieht und auf dem Boden schläft, dann weiß man, dass etwas nicht stimmt! Ihm gebührt definitiv die Goldmedaille, wenn es ums Schlafen geht. Er kann ein bisschen empfindlich sein, wenn John aufsteigt, also habe ich Leckerlis dabei, um ihn zu beruhigen. Er hat sich so an diese Routine gewöhnt, dass er nur noch da steht und mich ansieht, während er auf ein Leckerli wartet. Pferde lernen sehr schnell.
Und dann ist da noch Green Grass, er liebt es zu fressen und sich zu wälzen! Alle Pferde sind sehr lieb. Jedes hat seine eigene Persönlichkeit. Sie sind eigentlich ganz schön verwöhnt!
Wie sind die Bedingungen beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ für Sie als Pferdepfleger und für die Pferde?
Es gibt kein anderes Turnier auf der Welt, das mit dem CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ vergleichbar ist. Der CHIO Aachen ist ein eindrucksvolles Turnier und die Teilnahme fantastisch. Aber Spruce Meadows ist ein ganz anderes Kaliber. Es gibt so viel Platz in den Ställen und auf den Koppeln, wo wir die Pferde rauslassen können – alles ist unglaublich sauber und ordentlich. Sie bieten auch einen Shuttleservice für die Pferdepfleger an, was das Ganze einfacher macht. Die Organisatoren haben Flächen zur Verfügung gestellt, in denen wir die Pferde an der Hand führen können, und wir sind nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt. Die Einrichtungen hier in Spruce Meadows sind schlichtweg Weltklasse.
Es gibt kein anderes Turnier auf der Welt, das das Angebot hier übertrifft. Ich war schon einmal hier, als es schneite, und das Personal begann sofort damit, den Schnee von Hand zu räumen. Ich war auch 2005 hier, als es zwei Wochen lang ununterbrochen regnete – so etwas habe ich noch nie erlebt. Das Wasser musste aus den Hauptarenen abgepumpt werden. Der Boden hielt so gut, dass wir sogar noch springen konnten. Wenn man ein Problem hat, wird es gelöst – es ist wirklich eines meiner Lieblingsturniere!
Sind Sie gerne bei den Majors – The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, Spruce Meadows ‚Masters‘ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Ich mache diesen Job nun schon seit fast 30 Jahren und war noch nie bei den Dutch Masters, aber der CHI Genf ist ein wunderschönes Hallenturnier und der CHIO Aachen ist einfach klasse! Alle Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping bieten etwas ganz Besonderes. Sie richten Bereiche ein, in denen die Pferdepfleger Kaffee und ähnliche Dinge bekommen können, und wenn es ein Problem gibt, tun sie alles, um zu helfen.
Was gefällt Ihnen besonders daran, Teil des Teams von John Whitaker zu sein?
Ursprünglich war ich als freie Mitarbeiterin im Team von John Whitaker angestellt. Ich sollte eigentlich nur einen Monat für ihn arbeiten, bin aber nie gegangen. Bevor ich zu John kam, arbeitete ich 13 Jahre für Michael [Whitaker]. Auch mit Billy Twomey habe ich sechs Jahre lang zusammengearbeitet. Die Arbeit für John ist wirklich angenehm, alles ist sehr traditionell und simpel. Wenn man eine Zäumung findet, die bei einem Pferd funktioniert, dann bleibt man dabei. Mein Pferd hat seit dreieinhalb Jahren dasselbe Zaumzeug. So ist das eben. Die Dinge sind einfach und wenn es ein Problem gibt, kümmern wir uns darum. Hier läuft noch alles nach der alten Schule. Wir wollen nicht, dass die Pferde alle sechs Wochen behandelt werden, aber wenn sie eine Behandlung brauchen, dann bekommen sie sie.
John ist jetzt 68 Jahre alt und seine Arbeit hört nicht auf, wenn er nach Hause kommt. Morgens steht er auf, sattelt und reitet seine eigenen Pferde. Dann kümmert er sich um die Kühe und das Heu auf dem Hof oder um alles, was auf dem Hof repariert oder instand gesetzt werden muss.
Er ist sehr bescheiden, nichts steigt ihm zu Kopf. Wenn ihn jemand um ein Autogramm bittet, bleibt er immer stehen und unterhält sich fünf Minuten mit ihm. Es ist ihm nie zu viel.
Welche Eigenschaften haben John Ihrer Meinung nach über einen langen Zeitraum so erfolgreich machen?
John gibt nicht auf, er macht einfach immer weiter. Es geht ihm nicht darum, irgendjemanden oder irgendetwas zu übertreffen. So ist er einfach. Er ist jemand, der Sachen angeht und immer weitermacht. Ich glaube, der Tag, an dem er aufhört, wird der Tag sein, an dem er nicht mehr von dieser Welt ist. Er definiert sich nicht über sein Alter!
Vor fünf Jahren kaufte John Equine America Unick Du Francport und der war nicht einfach. Wenn ihn etwas störte, blieb er stehen und drehte sich im Kreis. John hatte damals kein Grand Prix-Pferd, Argento war am Ende seiner Karriere, also nahmen wir nicht an den großen Turnieren teil. Es folgten zwei Jahre harter Arbeit, in denen wir an allen Turnierserien und Bezirksveranstaltungen teilnahmen, damit Equine America Unick Du Francport sich an diese gewöhnen konnte. John war entschlossen und machte weiter, bis der Groschen fiel. Wenn man sie jetzt betrachtet, sind sie unaufhaltsam. In den letzten Jahren ist eine echte Partnerschaft entstanden.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der in die Branche einsteigen möchte?
Viele Leute kommen wegen des Geldes in die Branche, aber es ist wichtig, dass man mit Leidenschaft bei der Sache ist und nicht nur seine Stunden abarbeitet. Mann muss für die Pferde da sein, so schwierig das klingt. Es ist eine Lebenseinstellung, nicht einfach ein Job. Man muss mit Herz und Seele dabei sein, um es richtig zu machen. Das ist nicht einfach!
Man darf sich nicht für etwas Besseres halten. Das Mantra sollte lauten: Wenn man es nicht weiß, sollte man um Hilfe bitten. Viele der jüngeren Pferdepfleger, die heute kommen, wollen keine Ratschläge von den älteren Kolleginnen und Kollegen – dabei sollten sie wie ein Schwamm alles aufsaugen und von allen um sie herum lernen. Genau so habe ich gelernt. Als ich zum ersten Mal nach Spruce Meadows flog, war ich noch nie mit Pferden geflogen – ich war erst 20 Jahre alt und lernte von all den anderen Pferdepflegern um mich herum.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Ja, es geht recht solidarisch zu. In diesem Jahr sind wir 16 Pferdepfleger aus Europa beim Spruce Meadows. Wir verabreden gemeinsam, wann wir mit dem Shuttle fahren, wenn wir nachts nach den Pferden sehen. Manche sind mit nur einem Pferd hier und immer gerne bereit, denen zu helfen, die sich um mehrere Pferde kümmern müssen! Es sind die einfachen Dinge, die zählen. Zum Beispiel habe ich jemanden um Hilfe bei der Parade im Rahmen des Nationenpreises gebeten. Alle sind sehr hilfsbereit. Das ist in der Gemeinschaft der Pferdepfleger sehr wichtig.
HIGHLIGHTS DES CSIO SPRUCE MEADOWS 'MASTERS'
Beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ werden von 6. bis 10. September 2023 wieder die weltbesten Pferd- und Reiterpaare in Calgary, Kanada, begrüßt. Dort finden fünf Tage lang diverse spannende Springprüfungen statt. Spruce Meadows in den Ausläufern der Rocky Mountains gilt als eine der führenden Veranstaltungsstätten für Pferdesport in Nordamerika. Die Zuschauer erwarten nicht nur eine spektakuläre Landschaft, sondern auch spannende Wettkämpfe, attraktive Einkaufsmöglichkeiten und mitreißende Unterhaltungsangebote. Das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ ist das zweite Major-Turnier zur Feier des zehnjährigen Jubiläums des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Das erste war der CHIO Aachen im Sommer, exakt zehn Jahre nach dem ersten Major. In diesem Rahmen bildet die Hauptveranstaltung des CSIO Spruce Meadows ‘Masters’, das CPKC ‘International’, presented by Rolex – das dritte Rolex Grand Slam of Show Jumping Major des Jahres 2023 – einen passenden Abschluss dieses herausragenden fünftägigen Events.
Neben den erstklassigen Springprüfungen bietet das Spruce Meadows ‘Masters’ dem Publikum Aktivitäten für jeden Geschmack. Der allseits beliebte MARKT findet wieder statt und gibt Gelegenheit, alles von Kunst bis zu Pferdeprodukten zu erwerben. An den Ständen der 150 Anbieter gibt es viel Spannendes und Faszinierendes zu sehen.
Die ganze Woche über findet die Weltmeisterschaft der Hufschmiede in der Behind Equi-Plex-Arena statt. Die täglichen Wettbewerbe sind eine exzellente Chance, die außergewöhnlichen Fertigkeiten sowie die Präzision und Genauigkeit zu beobachten, die beim Schmieden und Beschlagen von Pferden nötig sind. Daneben gibt es jeden Tag Vorführungen und Live-Unterhaltung rund ums Pferd, zum Beispiel ein Live-Tutorial mit Jonathan Field zum Thema Reitkunst, Grand Prix-Dressur-Vorführungen der Kanadierin Pia Fortmuller sowie Voltigier-Vorführungen des Diamond Willow Vaulting Club. Die Zuschauer werden begeistert sein und viel Neues lernen!
Im Laufe der Woche wird außerdem Gelegenheit bestehen, Mitglieder der Lord Strathcona’s Horse (Royal Canadians) Mounted Troop zu besuchen, nämlich den Musical Ride des Household Cavalry Mounted Regiments und die King’s Troop Royal Horse Artillery, die auf der Ost- bzw. Westwiese angesiedelt sind.
Am Mittwoch beginnen mit dem Cardel Homes Cup und dem TELUS Cup die 5-Sterne-Springprüfungen im spektakulären International Ring. Die zweite Prüfung ist die erste Chance für die Reiter, sich für das am Sonntag stattfindende CPKC ‘International’, presented by Rolex, zu qualifizieren.
Am Freitag findet eine beim Publikum besonders beliebte Veranstaltung statt: der WESTJET Evening of the Horse. Dazu gehören spektakuläre Auftritte der Lord Strathcona’s Horse (Royal Canadians) Mounted Troop und der Musical Ride des Household Cavalry Mounted Regiments sowie die erstklassigen internationalen Springprüfungen Tourmaline Oil Cup und ATCO Electric Six Bar. Als Höhepunkt wird zum Abschluss der Himmel über Calgary durch Live-Musik und Feuerwerk in Klänge und Farben getaucht.
Am Samstag, dem 9. September, zählen beim BMO Nations’ Cup vor allem Leidenschaft und Teamarbeit. Bei diesem Teamwettkampf vertreten die weltbesten Springreiter ihre Länder. Dabei treten acht Nationen in maximal zwei Runden gegeneinander an.
Sonntag, der 10. September, steht ganz im Zeichen des CPKC ‘International’, presented by Rolex. Dieses Turnier gilt als eine der schwersten Prüfungen im Springreiten, denn sie erfordert von Pferd und Reiter ein Höchstmaß an Präzision, Harmonie und Mut. Parcoursdesigner Leopoldo Palacios hat sich mit Sicherheit großartige Herausforderungen ausgedacht, die die Veranstaltung für das Publikum mitreißend und spannend machen werden. Mit gleich mehreren ehemaligen Major-Siegern des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Starterfeld, wie dem Vorjahressieger und Rolex-Markenbotschafter Daniel Deusser, darf mit einer starken Konkurrenz gerechnet werden.
INTERVIEW MIT DANIEL DEUSSER
Herzlichen Glückwunsch zu einem weiteren tollen Ergebnis beim CHIO Aachen – wie zufrieden waren Sie mit der Leistung von Killer Queen VDM?
Ich war unglaublich zufrieden mit der Leistung von Killer Queen VDM. Der Rolex Grand Prix des CHIO Aachen ist eines der größten Prüfungen der Welt. Über viele Jahre hinweg hat mir Killer Queen schon gezeigt, dass sie bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping sehr gut sein kann, insbesondere in Aachen. Vor zwei Jahren war sie Siegerin in Aachen (2021), letztes Jahr wurde sie dort Vierte (2022) und dieses Jahr wieder Zweite – mehr hätte ich mir nicht wünschen können! Natürlich hätte ich in diesem Jahr etwas schneller reiten können, um zu gewinnen, aber ich glaube, wir haben im Stechen trotzdem viel Druck auf die anderen Reiter ausgeübt, und Killer Queen hat an diesem Tag ihr absolut Bestes gegeben.
Wie fühlt es sich für Sie an, als Vorjahressieger wieder beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' Turnier anzutreten?
Ich freue mich darauf. Vor 2022 war ich schon ein paar Jahre nicht mehr beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' am Start, weil ich dachte, ich hätte nicht das richtige Pferd dafür. Selbstverständlich wollte ich im vergangenen Jahr gut abschneiden, aber ich bin nicht mit der Erwartung nach Spruce Meadows gefahren, den CPKC 'International', presented by Rolex, zu gewinnen. Aber Killer Queen war auf dem Platz wirklich gut drauf, sie mag den großen Grasplatz und sprang gut genug, um den Sieg zu holen. In diesem Jahr reise ich also hoffnungsvoll und mit einer Portion Zuversicht nach Spruce Meadows, zumal sie dieses Jahr in Aachen schon sehr gut gesprungen ist. Aber natürlich kann ich mich nicht darauf verlassen oder erwarten, dass es gut läuft, nur weil das die letzten paar Jahre so war, aber zumindest mag Killer Queen den Platz in Calgary, und sie war schon einmal dort. Ich glaube, sie ist im Moment in guter Form, und ich freue mich sehr darauf, wieder in Spruce Meadows mit dabei zu sein.
Könnten Sie uns vielleicht ein wenig darüber erzählen, wie die Reise von den Pferden zu internationalen Turnieren wie Spruce Meadows abläuft? Wie stellen Sie sicher, dass die Pferde in bestmöglichem Zustand ankommen und bereit für den Wettkampf sind?
Die meisten Pferde fliegen zu solchen Veranstaltungen und werden dabei in "Containern" transportiert. Dabei handelt es sich im Prinzip um doppelte Boxenställe, also eine ähnliche Umgebung, wie sie die Pferde gewohnt sind, wenn sie hier in Europa per LKW von Turnier zu Turnier reisen. Auch wenn die Reise im Vergleich zu den näher gelegenen Turnieren etwas länger ist, hatten wir im Flugzeug noch nie ein Problem mit den Pferden. Es ist ruhiger und die Pferde können sich in der größeren Stallbox besser entspannen, entweder im Stehen oder im Liegen, und so ist die Reise für sie keine große Sache. Der Transport in der Luft ist für die Pferde zudem ein bisschen sanfter als der Transport per LKW.
Außerdem lasse ich meinen Pferdepfleger Sean Lynch* jedes Mal mit den Pferden mitreisen. Er kennt die Pferde in- und auswendig – er verbringt mehr Zeit mit ihnen als ich, und daher mache ich mir eigentlich wegen der Reise nach Spruce Meadows überhaupt keine Sorgen. Ich weiß, dass Sean alles unter Kontrolle hat und die Fluggesellschaft kümmert sich wirklich gut um die Pferde.
Der Parcours dort wird oft als einer der schwierigsten in diesem Sport angesehen. Wie bereiten Sie sich und Ihr Pferd auf die Aufgabe vor?
Ganz ehrlich, man kann niemals zu 100 Prozent vorbereitet sein. Spruce Meadows ist anders, weil die Sprünge etwas altmodisch sind, in dem Sinne, dass wir in Europa eher schmale Sprünge springen, die maximal drei Meter breit sind, während in Spruce Meadows viele der Hindernisse fünf oder sechs Meter breit sind. Das bedeutet, dass das Pferd beim Anreiten eines Sprungs durch die Kombination aus der Höhe der Hindernisse und der Breite der Fangständer einen völlig anderen Eindruck erhält.
Viele der Turniere in Europa finden auf kleineren Sandplätzen statt, während Spruce Meadows ein großer Grasplatz ist, was für die Pferde eine gänzlich andere Situation darstellt. In den letzten Jahren hat Spruce Meadows zwar ein oder zwei neue Sprünge gekauft, aber die Hindernisse sind schon etwas alt, denn manche der Hindernisse, die auch heute noch gesprungen werden, stehen schon seit 20 Jahren dort. Das sind sehr imposante Sprünge. Der Parcoursdesigner von Spruce Meadows, Leopoldo Palacios, kennt den Platz wie seine Westentasche. Er weiß genau, was die Pferde ablenken kann und was schwierig zu springen ist. Er hat auch ein paar Natursprünge eingebaut, die man auch nicht mehr bei vielen Turnieren sieht, wie zum Beispiel einen doppelten Wassergraben. Das macht das Gesamtpaket von Spruce Meadows zu etwas ganz Besonderem, denn so etwas gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.
Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?
Im Hinblick auf Erfolg ist meiner Meinung nach das gesamte Team genauso wichtig wie der Reiter oder das Pferd. Natürlich muss man ein sehr guter Reiter sein und eine ausgezeichnete Beziehung zu einem Qualitätspferd haben. Aber genauso wichtig ist es, ein starkes Team hinter sich zu haben – ein Team, das sich zu Hause um die Pferde kümmert, einen Pferdepfleger, der die Pferde ganz genau kennt, so dass er schon bei den kleinsten Anzeichen von ungewöhnlichem Verhalten weiß, wo das Problem liegen könnte. Alles zusammen betrachtet, finde ich es sehr schwierig zu sagen, wer denn nun am wichtigsten ist. Aber ein starkes Team zu haben, zu dem Pferdepfleger, Tierärzte, Physiotherapeuten gehören, aber auch jemand, der die Pferde reitet und sie trainiert, wenn ich auf Turnieren unterwegs bin. Das ist immens wichtig. Um erfolgreich zu sein, braucht man also das komplette Paket, und ich habe da Glück, weil mein Team wirklich super ist.
Was sind Ihrer Meinung nach die Eigenschaften, die ein Pferd und ein Reiter mitbringen müssen, um ein Major zu gewinnen?
Zunächst einmal muss ein Pferd in der Lage sein, über die hohen Sprünge zu springen. Wir haben viele Turniere während des Jahres, bei den meisten finden die Prüfungen bis 1,60 m an einem Sonntag gegen Ende der Veranstaltung statt. Die vier Majors sind allerdings die hochkarätigsten Prüfungen der Welt, so dass die Hindernisse oft ein Loch höher und somit eine Höhe von 1,65 m haben, und die Sprünge sind auch etwas tiefer als bei allen anderen Turnieren. Um ein Major zu gewinnen, muss man selbst und auch das Pferd ein gewisses Level an Erfahrung haben. Ich fände es sehr ungewöhnlich, wenn ein Reiter mit einem neuen oder sehr jungen Pferd eines der Majors gewinnen würde. Außer der Erfahrung braucht man noch ein Pferd mit viel Kraft, denn die Majors bestehen immer aus zwei oder drei Umläufen und im Stechen muss man dann noch einmal mehr Gas geben können. Die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter muss sehr gut eingespielt sein, was im Laufe der Zeit mit der Erfahrung kommt.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein 10-jähriges Bestehen. Welchen Einfluss hat diese Initiative in den letzten 10 Jahren auf den Sport gehabt?
Meiner Meinung nach hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Sport völlig verändert. Dies ist eine Turnierserie, auf die sich alle freuen, und eine Serie, die Reiter bei ihrer Jahresplanung in den Fokus stellen, damit sie an den vier Majors teilnehmen können. Durch den extra Bonus, den man gewinnen kann, wird er zur prestigeträchtigsten Serie des Jahres. Die Tatsache, dass in den letzten 10 Jahren nur ein einziger Reiter den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat, durch Siege bei drei Majors in Folge, beweist, wie schwer diese Aufgabe ist. Das gibt den anderen Reitern viel Motivation, ebenfalls zu versuchen, sich den Sieg zu holen.
Der Reitsportkalender ist sehr voll! Wie entscheiden Sie, an welchen Veranstaltungen Sie teilnehmen und mit welchen Pferden Sie dort starten?
Das kommt mit der Erfahrung und hängt von den Zielen ab, die man verfolgt. Dieses Jahr zum Beispiel findet eine Woche vor Spruce Meadows die Europameisterschaft statt. Ich habe mich entschieden, nach Spruce Meadows zu reisen, weil es ein großes Ziel von mir ist, noch einmal in Calgary zu gewinnen und auch zu versuchen, den Rolex Grand Slam of Show Jumping für mich zu entscheiden. Ein paar Mal war ich schon kurz davor, ihn zu gewinnen, denn ich habe schon zwei Majors in Folge gewonnen, aber bisher fehlten einfach noch ein paar kleine Puzzleteile. Zum Beispiel als ich im Stechen bei der Startfolge zu früh dran oder zu langsam war, aber ich bin hochmotiviert, mir den Sieg beim Rolex Grand Slam of Show Jumping zu holen, vor allem mit Pferden wie Killer Queen VDM oder Scuderia 1918 Tobago Z. Schon am Anfang des Jahres war klar, dass ich dieses Jahr meine Energie auf Spruce Meadows richten möchte.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping bietet in einem jeden Major immer zwei jungen Reitern die Chance, anzutreten. Wie wichtig ist das für die Inspiration der nächsten Generation von Spitzenreitern?
Sehr wichtig. Die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping stellen die Höhepunkte unseres Sports dar, und selbst wenn man nicht gleich ein Major gewinnt, kann man eine Menge Erfahrung sammeln und auch viel von den anderen Teilnehmern lernen. Ich konnte als junger Reiter nicht an diesen Wettbewerben teilnehmen. Daher kann ich nur von meiner Erfahrung sprechen, und die ist: je älter wir werden, desto mehr lernen wir über Pferde. Je älter wir werden, desto mehr lernen wir über den Sport und darüber, wie man ein Pferd aufbauen und zu einem besseren Athleten machen kann. Ich finde es in dieser Hinsicht daher wichtig, so oft wie möglich an diesen Turnieren teilzunehmen – ich habe jedenfalls eine Menge davon gelernt.
Springreiten ist eine der wenigen Sportarten weltweit, bei denen Männer und Frauen gegeneinander antreten. Wie besonders ist das?
Ich finde, der Sport wird dadurch noch interessanter, denn als Springreiter hat man durch das Geschlecht weder einen Vorteil noch einen Nachteil. Jeder Springreiter kann eine Bindung zu seinem Pferd aufbauen und es trainieren. Ein echter Vorteil lässt sich nur durch Erfahrung erlangen, aber es kommt nicht darauf an, ob der Reiter eine Frau oder ein Mann ist – es ist ein gleichberechtigtes Spiel, und die Tatsache, dass wir alle gemeinsam daran teilnehmen können, ist etwas ganz Besonderes. Es ist ein wirklich schöner Sport.
Wie Wimbledon im Tennis und das Masters im Golf ist Spruce Meadows ein Major. Was ist das Besondere an den Majors im Sport und warum sind sie so wichtig? Können Sie die Ähnlichkeiten zwischen den Majors im Tennis und Golf und den Majors im Springreiten beschreiben?
Ich war noch nie bei einem der Golf Majors, aber in den letzten zwei Jahren war ich bei den French Open. Die Atmosphäre bei den French Open lässt sich nur schwer beschreiben, wenn man noch nie dort war, aber es bringt einen dazu, über die Unterschiede zwischen Springreiten und Tennis nachzudenken und wie man die beiden Sportarten vergleichen kann. Natürlich gibt es Unterschiede, denn bei einem Tennisspiel geht es immer um zwei oder vier Spieler und das Publikum unterstützt entweder den einen oder den anderen. Beim Springreiten hingegen treten viele Teilnehmer an, bei einem Major normalerweise etwa 40. Jedem davon steht nur eine kurze Zeit auf dem Platz zur Verfügung, vielleicht zweieinhalb oder drei Minuten. Im Gegensatz dazu hat ein Tennisspieler vielleicht zwei oder drei Stunden Zeit, um ein Match noch herumzureißen. Beim Springreiten ist es aber so, dass wenn man es in den ersten 20 Sekunden vermasselt, ist es gelaufen und man kann nicht mehr gewinnen.
Aber egal ob es sich um Tennis, Golf oder Springreiten handelt, ich glaube, das Besondere an den Grand Slams und Majors ist die Geschichte, die dahinter steht. Ich bin stolz darauf, einer Generation anzugehören, die Teil der Grand Slams ist. Die Geschichte und die Personen, zu denen man aufschaut, die vielleicht vor 20 Jahren die Grand Slams gewonnen haben, spornen dazu an, es auch zu versuchen und sich den Sieg zu holen, und jetzt kann man tatsächlich selbst antreten und vielleicht auch gewinnen. Schon als Junge war ich ein großer Fan des Springreitens, vor allem in Aachen und Spruce Meadows. Ich habe mir das immer im Fernsehen angeschaut und die Sieger bewundert. Die Tatsache, dass man jetzt ihren Platz einnehmen und selbst eines der Majors gewinnen kann, ist eine richtig große Sache, und das macht es sehr, sehr bedeutsam.
*Weitere Informationen über Sean Lynch finden Sie in unserem letzten Podcast, Rolex Grand Slam Talks – Through the Groom Eyes.
EIN BLICK AUF DIE REITER
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping kehrt von 6. bis 10. September 2023 zum CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ zurück, wobei das CPKC ‘International’, presented by Rolex, am Sonntag einen passenden Abschluss der fünf spannenden Tage mit herausragenden Springprüfungen bildet. Bei diesem Turnier in den Ausläufern der Rocky Mountains in Calgary, Alberta, nehmen einige der weltbesten Pferd- und Reiterpaare an einem Ort teil, der oft als die führende Veranstaltungsstätte für Pferdesport in Nordamerika angesehen wird.
Für das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ wird in diesem Jahr ein erstklassiges Starterfeld erwartet, wobei alle Reiter vor allem das CPKC ‘International’, presented by Rolex, im Blick haben – das dritte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres 2023.
Einer der Favoriten ist Titelverteidiger Daniel Deusser, der beim CHIO Aachen, einem weiteren Major des Rolex Grand Slam, vor ein paar Wochen mit Killer Queen VDM den ersten Platz nur um 0,61 Sekunden verpasste. Deusser hat dieses Jahr bereits in Nordamerika gewonnen. Im Rahmen des Winter Equestrian Festival im Wellington International, Florida, hatte er bei verschiedenen CSI 5*-Turnieren einen erfolgreichen Lauf.
Deusser ist einer von sechs Rolex-Markenbotschaftern, die beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' antreten, wobei der aktuelle Weltranglisten-Vierte Martin Fuchs die Richtung vorgibt. Der Schweizer zeigt seit vielen Jahren seine Klasse. Zu seinen Erfolgen gehören der zweimalige Gewinn des Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2019 und 2021, der Gewinn des FEI World Cup™ Finales im Jahr 2022 sowie vor kurzem zwei Null-Fehler-Runden, die dem Schweizer Team den Sieg beim Mercedes-Benz Nationenpreis des CHIO Aachen sicherten.
Fuchs‘ Teamkollege und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat reist ebenfalls nach Kanada. Dort möchte er seine Leistung von 2021 wiederholen, als er das prestigeträchtige CPKC ‘International’, presented by Rolex, gewinnen konnte. In den zehn Jahren, die es den Rolex Grand Slam of Show Jumping jetzt bereits gibt, hat Guerdat jeweils an allen vier Majors teilgenommen. Kent Farrington wurde 2021 beim CPKC ‘International’, presented by Rolex, Zweiter hinter Guerdat und möchte sich in diesem Jahr um einen Platz verbessern. Farrington und seine Pferde treten regelmäßig in Calgary an und kennen daher die Arena. Und der US-Amerikaner weiß, wie er dort gewinnen kann, denn er hat diesen Sommer bereits drei CSI 5*-Turniere in Spruce Meadows für sich entschieden.
Der britische Reiter Scott Brash hat sicher gute Erinnerungen an diesen Ort, denn hier hat er Geschichte geschrieben: Er gewann 2015 als erster und bisher einziger Reiter den Rolex Grand Slam of Show Jumping, nachdem er mit dem CPKC ‘International’, presented by Rolex, das dritte Major in Folge als bester Reiter abgeschlossen hatte. Dieses Turnier gewann er 2016 gleich noch einmal. Neben Brash tritt auch sein Olympia-Teamkollege von 2012 (London) und 2020 (Tokio), Ben Maher, an. Maher, der in Tokio die Goldmedaille im Einzel gewonnen hatte, erlitt zu Beginn des Jahres eine Schulterverletzung, von der er sich aber überraschend schnell erholen konnte. Bei seinem ersten großen Turnier nach seiner Rückkehr, dem Rolex Grand Prix bei der Royal Windsor Horse Show, wurde er Zweiter. Die Saison 2023 verlief für ihn bisher hervorragend. Sein jüngster Erfolg ist sein Beitrag zum Gewinn des FEI Nations’ Cup™ Teamwettbewerbs in Hickstead im Juli. Ein weiteres Teammitglied, das wie Brash und Maher nach Calgary reist, ist John Whitaker, einer der erfolgreichsten britischen Reiter. Er hat während seiner langen und beeindruckenden Karriere bereits an 39 Welt- und Europameisterschaften teilgenommen und war in sechs Olympiamannschaften.
Das heimische Publikum wird sich freuen, eine Reihe kanadischer Reiter begrüßen zu dürfen. Die Hoffnungen, beim CPKC ‘International’, presented by Rolex, den Sieg zu holen, ruhen vor allem auf der besten kanadischen Reiterin, Tiffany Foster. Sie hat in diesem Sommer in Spruce Meadows bereits zwei CSI 5*-Turniere gewonnen und weiß, was nötig ist, um hier einen Sieg davonzutragen. Weitere kanadische Teilnehmer sind Amy Millar, deren Vater Ian 2014 als letzter Kanadier das Spruce Meadows Major auf Dixson gewonnen hat, sowie Erynn Ballard und Mario Deslauriers.
Europa wird unter anderem vom Weltranglisten-Dritten Harrie Smolders vertreten, der sich dieses Jahr bereits in vielen Wettbewerben einen Podiumsplatz gesichert hat. Der Gewinn des CSI 5*-Springens Nab Bliksembeveiliging bei seinem Heimat-Major, dem The Dutch Masters, im März war ein guter Start. Beim FEI World CupTM Finale 2022 und 2023 wurde Smolders jeweils Zweiter und zeigte damit, dass er zu den größten Talenten zählt. Ebenfalls im Blick haben sollte man Pieter Devos, Gewinner des Spruce Meadows ‘Masters’ von 2013. Devos wurde 2020 zum Reiter des Jahres in Belgien ernannt und war Teil des Teams, das bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille gewonnen hat. Er weiß also, wie es ist, unter Druck zu stehen.
Die irische Flagge halten Darragh Kenny und Connor Swail sowie Rolex-Markenbotschafter Bertram Allen hoch. Swail, der zu den Top 10 der Welt gehört, war erst im Juli beim Jumping International de Dinard erfolgreich, wo er sowohl den Prix du Conseil Departemental d’Ille & Vilaine als auch den Prix L’Eperon – Charles de Cazanove gewonnen hat. Auch Allen hat bisher eine erfolgreiche Saison. Nach dem Gewinn von zwei CSI 5*-Turnieren bei der Dublin Horse Show Anfang des Monats wird er mit viel Selbstvertrauen nach Calgary reisen.
Parcoursdesigner Leopoldo Palacios wird die Pferd- und Reiterpaare, die dieses Jahr beim CPKC ‘International’, presented by Rolex, gegeneinander antreten, mit Sicherheit vor einige Herausforderungen stellen. Das Starterfeld wird einige der besten Paare umfassen und der Wettkampf um den Titel des nächsten Rolex Grand Slam of Show Jumping-Anwärters wird auf alle Fälle spektakulär.
Der Oldenburger Hengst Stargold (Stakkato Gold - Charme x Lord Weingard, gezogen von der Gestüt Sprehe GmbH) lieferte in den beiden wichtigsten Prüfungen beim CHIO Aachen vier von fünf Nullrunden. Im ersten Umlauf des Mercedes-Benz Nationenpreises kassierten er und Marcus Ehning acht Fehlerpunkte, im zweiten Umlauf blieben sie fehlerfrei. Im prestigeträchtigen Rolex Grand Prix schafften sie beeindruckende drei Nullrunden und holten sich als letzter Reiter im Stechen mit der schnellsten Zeit den Sieg in dem historischen Major. Was ist die Geschichte hinter Stargold?
Holsteiner Wurzeln
Der Stammbaum von Stargold führt uns nach Schleswig-Holstein, genauer gesagt nach Haselau und Hetlingen. In Haselau standen die meisten der Hengste, die die ersten Generationen der Mutterlinie von Stargold bildeten. Der Stamm wurde von dem Züchter Hans Hatje aus Hetlingen aufgebaut und bringt seit über 40 Jahren Spitzenpferde hervor. Im Jahr 1980 wurde Canaris 17 (Calando I - Ditlena x Ladykiller, Züchter: Hans Hatje) geboren. Dieser Wallach hatte mehr als 140 Platzierungen über 1,40 Meter und sprang über 1,55 Meter, alles unter der Reiterin Holle Nann.
Nach dem Tod von Hans Hatje vor etwa 15 Jahren übernahm die Familie Lienau die Hengststation des Holsteiner Verbandes in Haselau, da Hatje keine Kinder hatte, die seine Zuchtarbeit fortführen konnten. Otto Lienau ist mit all den Züchtern in seiner Umgebung aufgewachsen, die ihre Stuten zu den Hengsten auf dem Gestüt brachten. Rückblickend erinnert sich Lienau: „Ich erinnere mich sehr gut an die Stute Ditlena von Ladykiller xx (geboren 1967). Sie war eine sehr imposante und schöne Stute. Sie wurde von der Holsteiner Vereinigung ausgewählt, um die Holsteiner Stuten auf der DLG-Schau in München zu vertreten. Ihre Großmutter, Edelia von Loretto, war ebenfalls eine wichtige Stute für diese Linie. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Hans Hatje gezwungen, seine Stuten an die deutsche Wehrmacht abzugeben. Er durfte sich ein Stutfohlen von einem anderen Hof hier in unserer Gegend aussuchen. Wenn man sich seine Linie anschaut, sieht man, dass von der Stute Norwegen von Farnese, geboren 1976, bis mindestens Erle von Omar, geboren 1908, alle „made in Haselau“ waren. Auch Contender spielte in unserem Gestüt eine wichtige Rolle. Er ist in der dritten Generation von Stargold. Es ist ein gutes Gefühl, die Genetik, die ich so gut kenne, in einem der besten Springpferde von heute zu sehen.“
Charmonie
Andre Emke erklärt die Geschichte der Stute Charmonie von Contender, der Großmutter von Stargold: „Meine Eltern fanden die Contender-Stute zufällig bei einem Pferdehändler in Südoldenburg. Die Contender-Stute war zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Ernährungszustand und hatte ein Fohlen bei Fuß. Als meine Eltern die Stute mit dem Fohlen sahen, hatten sie Mitleid mit den beiden und nahmen sie mit nach Hause. Nachdem die Stute bei uns zu Hause gepflegt und aufgepäppelt worden war, verbesserte sich ihr Ernährungszustand. Meine Eltern beschlossen dann, die Stute von dem Hengst Lord Weingard besamen zu lassen. Die Entscheidung, die Stute mit diesem Hengst zu besamen, basierte auf der Tatsache, dass wir das Landadel-Blut sehr hoch einschätzen. Außerdem war die Schwester der Mutter (Lady Weingard) ein hochtalentiertes Springpferd unter Markus Beerbaum, was uns sehr überzeugte. Dieses Fohlen war ein Stutfohlen, Charme, und ist die Mutter von Stargold. Aus dieser Linie haben wir derzeit eine direkte Tochter von Charmonie, eine Stute von Stakkato (Stakko`s Girl), mit einem Stutfohlen von Conthargos bei Fuß. Stakko`s Girl ist eine Halbschwester zur Mutter von Stargold. Sie hat bereits ihren ersten erfolgreichen S-Nachkommen (Quid Primaire-H) sowie mehrere Auktionsfohlen hervorgebracht. Wir haben auch zwei Töchter von Stakkato (Enkelinnen von Charmonie) in unserem Betrieb. Eine zweijährige Stute von Quidam de Revel und eine siebenjährige Stute von Quasimodo van de Molendreef (Quantica), die derzeit ein Prämienfohlen von Diamant de Semilly trägt. Charmonie ist auch die Mutter des hannoverschen gekörten Hengstes Statis Conti (Stakkato), der mit Bronislav Chudyba über 1,45 Meter antritt. Ihr Sohn, Contenders XC (Concetto I), sprang mit drei verschiedenen Reitern über 1,50 Meter."
Gestüt Sprehe
Stargold wurde dreijährig gekört und wurde Siegerhengst bei den Springhengsten auf der Hengstkörung in München-Riem. Seinen 30-Tage-Test absolvierte der Sprehe-Hengst dann mit der Springpferdenote 8,7. Jan Sprehe erinnert sich: „Wir hatten großes Glück mit der Mutter Charme. Wir haben sie von Klatte auf der EOS-Fohlenauktion gekauft, weil sie eine gute Abstammung hatte und eine sehr gute Stute wurde. Auch mit Stargold hatten wir Glück. Er war Sieger der Springhengste bei der Hengstkörung in München-Riem. Wir haben mit ihm unter dem Sattel angefangen. Ich bin ihn eine Zeit lang geritten. Vanessa Meyer hat bei mir als Pflegerin angefangen, aber sie hat seine ganze Ausbildung im Sport gemacht. Ich hatte immer ein gutes Gefühl bei ihm. Ich habe ihn von Vanessa übernommen, als er sechsjährig war, und habe ihn dann bis hin zum Bundeschampionat und zu Youngsterprüfungen geritten. Er war immer ein Spitzenpferd, er ist immer fehlerfrei gesprungen und war immer erfolgreich. Auch Tobias Meyer hat ihn sehr erfolgreich geritten – die beiden haben mehrere Springpferdeprüfungen und das Bundeschampionat der Siebenjährigen gewonnen. Dann wurde Marcus Ehning auf ihn aufmerksam und rief mich an. So kamen wir in Kontakt. Marcus ist natürlich ein Weltklasse-Reiter. Ich habe ihm Stargold zum Testen gebracht und der Rest ist Geschichte. Sein Vater, Stakkato Gold, war lange Zeit die Nummer eins im Zuchtregister, letztlich verdanken wir Stakkato Gold sehr viel. Er hat sein unglaubliches Springvermögen an seine Nachkommen weitergegeben. Neun von zehn seiner Nachkommen können wirklich springen. Er hat jetzt mehrere Nachkommen auf höchstem Niveau! Wir haben uns bei Stargold immer auf den Sport konzentriert, weil Sport und Zucht sehr anspruchsvoll sind, aber wir haben noch Gefriersperma von ihm.“
Sprehe weiter: „Stargolds Vollschwester So Charme hat ebenfalls viel Qualität und ist mit Tobias Meyer in den Youngster-Klassen gut unterwegs. Die Kombination von Stakkato Gold und Charme hat sich als gut erwiesen und bereits zwei hervorragende Pferde hervorgebracht. Es war ein gewisses Gefühl, das wir bei dieser Kreuzung hatten und man braucht auch viel Glück bei der Zucht und Ausbildung dieser Pferde.“
Vanessa Meyer, die maßgeblich an der Ausbildung von Stargold beteiligt war, erzählt: „Ich bekam Stargold zu Beginn seines vierten Jahres. Er hatte von Anfang an eine großartige Einstellung zum Sport, war immer übermäßig enthusiastisch. Stargold gewann fast jedes Springen, an dem wir teilgenommen haben, und ich wusste nach zwei oder drei Wettbewerben, dass man ihm nach dem letzten Sprung zur Belohnung immer auf den Hals klopfen würde. Von da an bockte er immer nach dem letzten Sprung – und das tut er heute noch. Ich war sicher kein Profi und habe oft Fehler gemacht, aber er hat mich immer gerettet. Wir ritten unser erstes internationales Turnier in Italien und brachten innerhalb von drei Wochen drei Siege in 1,40-Meter-Springen nach Hause. Stargold ist für mich immer ein ganz besonderes Pferd gewesen. Tobi hat ihn zu Beginn seines siebten Lebensjahres übernommen und es gab kaum ein Turnier, bei dem Stargold nicht eine Siegerschleife mit nach Hause brachte. Tobias Meyer reitet immer noch seine Vollschwester, die jetzt sieben Jahre alt ist.“
Die letzten Worte sind für Jan Sprehe: „Über Stargolds Qualitäten braucht man nicht zu reden, er ist unter Marcus eines der besten Pferde der Welt. Wir sind sehr stolz auf ihn und freuen uns über jeden Erfolg! Wir sind auch sehr glücklich, dass es so gut geklappt hat!“
Neben dem prestigeträchtigen Rolex Grand Slam of Show Jumping ist Rolex auch Titelpartner einer Reihe beliebter Grand Prix-Veranstaltungen während der Sommersaison. Im Verlauf von vier Monaten – von Mai bis August – treten die weltbesten Pferd- und Reiterpaare bei einigen der bekanntesten Turniere in Europa und Nordamerika in hochkarätigen Wettbewerben gegeneinander an.
Bei der Royal Windsor Horse Show fand der erste Rolex Grand Prix der Sommersaison statt. Das in zauberhaftes Nachmittagslicht getauchte Windsor Castle bildete die passende Kulisse für dieses renommierte Turnier. Insgesamt neun Paare schafften es ins Stechen und boten den zahlreichen Zuschauern erstklassige Unterhaltung. Besonders begeistert waren die Massen jedoch von dem Kampf zwischen dem Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs und dem Olympiasieger im Einzel von 2020, Ben Maher. Die spektakuläre Wende vor dem vorletzten Hindernis sicherte dem Schweizer Reiter den Sieg auf Conner Jei mit einem Vorsprung von 0,40 Sekunden. Ben Maher und Explosion W mussten sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Ebenfalls auf das Siegerpodest kam der Ire Bertram Allen auf Pacino Amiro.
Von 25. bis 28. Mai fand in der Ewigen Stadt zum 90. Mal der CSIO Roma Piazza di Siena in den herrlichen Gärten der Villa Borghese statt. Auf dem von dem italienischen Designer Uliano Vezzani gestalteten Parcours erreichten 11 von 50 Pferd- und Reiterpaaren das Stechen. Der 5* Rolex Gran Premio Roma wurde schon von einigen der besten Athleten des Springreitsports gewonnen. Dieses Jahr ging der Preis an André Thieme, der bei den FEI-Europameisterschaften im Einzel Gold und im Teamwettbewerb die Silbermedaille gewonnen hat. Der Schwede Jens Fredricson wurde mit Markan Cosmopolit Zweiter, vor dem Brasilianer Stephen de Freitas Barcha auf Primavera Imperio Egipcio.
Beim Jumping International de La Baule an der atemberaubenden Atlantikküste Westfrankreichs finden bereits seit mehr als 60 Jahren Springreitturniere auf Spitzenniveau statt. Die Veranstaltung gilt vielen als die malerischste des gesamten Reitsportkalenders. Morgens sind häufig Weltklasse-Pferde und ihre Reiter an den wunderschönen Stränden zu sehen. Die herrliche Landschaft war der ideale Austragungsort für den harten Wettkampf am letzten Tag. Dem Belgier Nicola Philippaerts gelangen auf seiner ehrgeizigen Stute Katanga v/h Dingeshof zwei fehlerfreie und schnelle Runden, was ihnen den ersten gemeinsamen Sieg bei einem 5-Sterne-Turnier eintrug. Jens Fredricson absolvierte das Stechen als Letzter und war nur 0,32 Sekunden langsamer. Damit kam er erneut auf den zweiten Platz, während die Nummer 1 der Weltrangliste, Henrik von Eckermann, Dritter wurde.
Auf der anderen Seite des Atlantiks fand die von Rolex präsentierte Spruce Meadows Summer Series statt. Die vier Turniere im Juni und Juli boten den Pferd- und Reiterpaaren, die am CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ – einem Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping – teilnehmen wollten, Gelegenheit, an diesem eindrucksvollen Veranstaltungsort anzutreten. In den fünf Wochen gab es drei von Rolex präsentierte Grand Prix-Turniere: den ‘Continental’ Grand Prix presented by Rolex, den der Kanadier Mario Deslauriers gewann, den RBC Grand Prix of Canada presented by Rolex, aus dem der Brasilianer Santiago Lambre als Sieger hervorging, und den Pan American Cup presented by Rolex, den David Blake aus Irland für sich entschied.
Der Rolex Grand Prix Ville de Dinard fand am Sonntag, den 30. Juli, beim Jumping International de Dinard statt. Dabei traten 40 der besten Pferd- und Reiterpaare, darunter Vorjahressieger Martin Fuchs, in der berühmten Arena gegeneinander an. Nach der ersten Runde gelangten 15 Paare ins Stechen. Dieses versprach, spannungsgeladen zu werden. Daher war es äußerst passend, dass Max Kühner auf dem beständige Leistungen zeigenden 12-jährigen Elektric Blue P dieses prestigeträchtige Turnier gewann. Fuchs konnte seinen Sieg von 2022 nicht wiederholen, erreichte aber auf dem beeindruckenden Schimmel Leone Jei den dritten Platz. Zweiter wurde der Ire Shane Sweetnam auf James Kann Cruz.
Das Brussels Stephex Masters von 23. bis 27. August bildet das Ende der Sommersaison. Die Veranstaltung findet in der Nähe des Atomiums, einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Belgiens, statt. Hier wird Reitsport auf höchstem Niveau geboten. Im Jahr 2022 gelang Peder Fredricson am letzten Tag beim Rolex Grand Prix ein fulminanter Sieg. Das Turnier wird sicher auch 2023 wieder ein passender Abschluss für die Rolex-Sommersaison sein.
Interview mit Mel Obst
Mel Obst, groom to Marcus Ehning (Photo: Jenny Abrahamsson / World of Show Jumping )
Können Sie sich kurz vorstellen und uns sagen, für wen Sie arbeiten und was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Melina, aber die meisten Leute nennen mich Mel. Ich arbeite seit sieben Jahren als Pferdepflegerin für Marcus Ehning – sowohl bei Turnieren als auch zu Hause – und kümmere mich einfach um alles!
Wie ist es, für ihn zu arbeiten?
Toll! Er ist sehr unkompliziert und vertraut mir. Alle im Stall sind wie eine Familie. Die Schwester von Marcus leitet mittlerweile den Stall. Davor war sie auch Pferdepflegerin. Mit Marcus zu arbeiten, ist großartig. Er ist hilfsbereit, kommt nie zu spät … Oft kommt er sogar zu früh! Wenn man Hilfe braucht, nimmt er sich immer Zeit. Beim Aufwärmen ist er streng, womit er ja auch recht hat, aber insgesamt ist er zu allen freundlich, auch zu den Pferdepflegern.
Können Sie Ihre Rolle als Pferdepflegerin bei der Koordination des Teams aus Tierärzten, Physiotherapeuten usw. erläutern?
Wir haben einen Zeitplan für die nächsten sechs Monate, der die Turniere beinhaltet, an denen wir teilnehmen möchten. Vier bis sechs Wochen vorher entscheiden wir im Team, welche Pferde wir wohin schicken, und besprechen die Organisation von Physiotherapie, tierärztlichen Untersuchungen und allem anderen. Marcus lassen wir in der Regel außen vor, damit er sich auf das Reiten konzentrieren kann. Mit Unterstützung des heimischen Managementteams organisieren wir die ganzen Gesundheitsbescheinigungen, Stallungen, das Packen des Transporters usw. Marcus braucht nur zu wissen, welche Pferde wir wohin mitnehmen!
Wie war es, Teil von Marcus‘ Team zu sein, als er beim CHIO Aachen gewann?
Ich kann es immer noch nicht so ganz glauben, damit hatte niemand gerechnet. Stargold hat in Aachen einfach eine großartige Leistung gezeigt! Er hatte in diesem Jahr schon so viele gute Ergebnisse, aber beim Rolex Grand Prix in Aachen trat er zum ersten Mal an. Dieses Jahr passte einfach alles und es war toll. In der Zeit, die ich bei Marcus als Pferdepflegerin arbeite, hat er nun schon zum zweiten Mal in Aachen den Rolex Grand Prix gewonnen. Der Tag war fantastisch!
Was ist das Besondere an Stargold und warum ist er so erfolgreich?
Er ist ganz einfach im Umgang. Er ist ein Hengst, verhält sich aber nicht so. Es ist überhaupt nicht schwer, mit ihm zu arbeiten, und er ist sehr leicht zu verstehen. Er liebt es, zu fressen und draußen zu sein, aber er lässt sich nicht gern führen. Er bevorzugt verrückte Sachen! Wenn ich mit ihm auf einem Turnier bin, sattle ich ihn morgens oft und reite mit ihm aus. Manchmal nehme ich auch noch andere Pferde mit.
Als Pferdepflegerin sind Sie mit Ihren Pferden häufig unterwegs. Wie sorgen Sie dafür, dass es ihnen unterwegs gut geht?
Wenn man jeden Tag mit den Pferden arbeitet, kennt man sie ziemlich gut. Ich sehe, wenn sie nicht gut trinken oder wenn sie unglücklich sind. Dann versuche ich, etwas zu ändern. Ich weiß, wann ich ihnen Futterbrei oder Wasser geben muss und wann ich beobachten sollte, ob sie genug fressen und zufrieden sind.
Jedes Pferd ist anders. Bei manchen klappt das Fressen und Trinken super, andere rühren nichts an. Manche möchten, dass der Futtereimer auf dem Boden steht, für andere muss man ihn aufhängen. Manche lieben Heu, andere mögen das gar nicht … Sie sind alle verschieden. Aber weil ich sie so gut kenne, weiß ich, was sie mögen und was nicht.
Man kann das Reisen mit Pferden auch üben oder bei einem neuen Pferd die vorherigen Pfleger fragen, was sie auf Reisen gemacht haben, um das Ganze zu erleichtern.
Manche Pferde sind ganz aufgeregt, wenn sie den Transporter verlassen, andere möchten einfach nur schlafen. Jedes hat seinen eigenen Charakter, weswegen die Arbeit so viel Spaß macht!
Sind Sie gern bei den Majors – dem The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Die vier Majors sind ganz unterschiedlich. Ich war schon bei allen und hatte das Glück, bei zwei davon zu gewinnen – dem CHI Genf und dem CHIO Aachen. Die Stadien sind verschieden, aber die Atmosphäre ist immer toll. Die Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors sind anders als andere Turniere. Die Kombination dieser vier Majors ist einfach einzigartig. Bei den Majors hat man immer tolle Wettbewerbe und die besten Reiter treten gegeneinander an.
Für Marcus ist die Atmosphäre in Aachen etwas ganz Besonderes. Er liebt es. Da er Deutscher ist und Aachen sein Heimatturnier, nimmt er dort besonders gern teil. Es gibt nie Diskussionen, ob wir nach Aachen fahren oder nicht!
Anderen Reitern geht es genauso. Für Martin Fuchs ist es Genf, weil er dort vor heimischem Publikum antritt. Für niederländische Reiter wie Harry Smolders ist es das The Dutch Masters und für Reiter wie Eric Lamaze Spruce Meadows.
Reitern bietet der Rolex Grand Slam of Show Jumping nicht nur die Chance, viel Geld zu verdienen, sondern auch einen Titel zu gewinnen, der ihnen für immer bleibt. Der Sieg von Scott Brash beim Rolex Grand Slam of Show Jumping wird beispielsweise für uns alle auf ewig unvergesslich bleiben – seine drei ersten Plätze bei drei verschiedenen Majors, die alle einzigartig sind, waren einfach beeindruckend.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Wie hat die Initiative Ihrer Meinung nach den Sport im letzten Jahrzehnt verändert?
Der Rolex Grand Slam hat dafür gesorgt, dass mehr Geld in den Sport fließt, was die Reiter motiviert. Auch Menschen, die sich nicht so sehr für Pferde interessieren, betrachten den Gewinn des Rolex Grand Slam als etwas Großartiges. Ich habe Freunde, die nichts über Pferde wissen, aber den Rolex Grand Slam kennen.
Was war Ihr stolzester Moment als Pferdepflegerin?
Da gab es einige! Ich war so stolz auf Misanto Pret A Tout, als er nach einer Verletzung 2019 den FEI Jumping World CupTM in Madrid gewann. Auch die Deutsche Meisterschaft in diesem Jahr war toll. Marcus hatte zuletzt vor 21 Jahren den Titel geholt und als er dieses Jahr erneut gewann, dachte ich: „Wow, ich habe es mit ihm geschafft!“
Außerdem hatte ich das Glück, einige der Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors mit Marcus zu gewinnen. Gemeinsam haben wir Aachen und Genf gewonnen, worauf ich echt stolz bin.
Auch für andere Dinge wie Nominierungen für FEI-Meisterschaften arbeiten wir wirklich hart und es macht mich stolz, wenn wir ausgewählt werden. Ich bin auch immer wahnsinnig stolz, wenn Pferde in den Ruhestand gehen. Natürlich macht mich das gleichzeitig glücklich und traurig, aber ich bin stolz auf das, was sie geschafft haben, und neugierig auf die nächste Generation.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten und am wenigsten?
Ich liebe es, zu reisen. Es gibt wahrscheinlich nicht viele Pferdepfleger, die das von sich sagen! Ob mit dem Transporter oder mit dem Flugzeug – ganz egal! Ich reise um die ganze Welt und mag es, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Es fühlt sich für mich nicht wie Arbeit an, sondern als hätte ich mein Hobby zum Beruf gemacht, den ich auch nach 20 Jahren noch gern mache. Ich kann mir nicht vorstellen aufzuhören. Auf Reisen treffe ich Freunde, unbekannte Menschen, sehe neue Turniere und all das.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Pferdepfleger anstrebt?
Der Beruf des Pferdepflegers ist nicht einfach, das ist harte Arbeit. Aber wenn man Pferde und das Reisen zu Turnieren wirklich liebt, wird es einem gefallen. Man muss seine eigenen Ansprüche gelegentlich zurückstellen, denn das ist kein 8-Stunden-Job, sondern manchmal eher ein 24-Stunden-Job! Aber aus der Arbeit als Pferdepfleger kann man auch ganz viel Positives ziehen und man erlebt einige fantastische Dinge.
Jeder Job hat Vor- und Nachteile. Manche Menschen können um 17:00 Uhr Feierabend machen, aber für Pferdepfleger gilt das nicht! Man denkt ständig an die Pferde. Man hat die Chance, viele Menschen, Pferde und ihre Besitzer zu treffen, und das ist faszinierend.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Ich habe einige wunderbare Freunde und bei Turnieren versuchen wir, zusammen zu grillen oder gemeinsam etwas zu trinken. Ich habe Freunde in allen Teilen der Welt. Manchmal unternehmen wir auch etwas, das nichts mit Pferden zu tun hat, und besuchen zum Beispiel ein Festival oder Konzert. Das stärkt unsere Freundschaft.
Dann gibt es natürlich auch Situationen, in denen man Hilfe braucht, und es ist toll zu wissen, dass man auf dem Turniergelände Freunde hat, die man um Hilfe bitten kann. Ich hing zum Beispiel einmal am Flughafen fest, weil etwas mit meinem Visum nicht stimmte. Ich kam zwei Tage zu spät zum Turnier, aber meine Freunde kümmerten sich um die Pferde, ohne dass ich sie überhaupt darum bitten musste. Wenn etwas schiefgeht, helfen mir meine Freunde, weil sie wissen, dass ich das auch für sie tun würde!
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping hat ein neues, spannendes Videospiel entwickeln lassen. Das Spiel im Retro-Stil wurde passenderweise beim CHIO Aachen vorgestellt – dem ersten Rolex Grand Slam of Show Jumping Major, bei dem der 10. Jahrestag der Initiative gefeiert wurde.
Das Spiel stieß bei Fans des Springreitens und Weltklasse-Reitern wie Gerrit Nieberg, dem letztjährigen Gewinner des CHIO Aachen Rolex Grand Prix, gleichermaßen auf Begeisterung. Es erwies sich als beliebte Attraktion am Rolex Grand Slam of Show Jumping Experience-Stand, wo die Zuschauer auch Erinnerungsstücke wie die Rolex Grand Slam-Trophäe aus der Nähe betrachten konnten. Außerdem gibt es dort exklusive Merchandising-Artikel für das jeweilige Major. Darüber hinaus gibt es an diesem Stand ein spektakuläres neues VR-Erlebnis. Damit können Sie einen virtuellen Rundgang über den Hof des FEI-Weltranglistenersten der U25, Harry Charles, unternehmen und bei einem Blick hinter die Kulissen die Einrichtungen und Pferde kennenlernen.
Das Videospiel wird auch beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ im September wieder angeboten. Dabei können mehrere Spieler an den legendären Veranstaltungsorten der Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors gegeneinander antreten. Sie haben die Wahl zwischen vielen verschiedenen Pferden und müssen nicht nur darauf achten, alle Hindernisse fehlerfrei zu überspringen, sondern auch sämtliche Äpfel einzusammeln, um mit der schnellsten Zeit und den meisten Punkten ins Ziel zu kommen.
Derzeit ist das Spiel nur bei den Majors verfügbar. Fans werden sich jedoch freuen zu hören, dass das Spiel im Herbst weltweit online verfügbar sein wird.Jede Etappe des Spiels wird entsprechend dem Zeitplan des Rolex Grand Slam spielbar sein.Weitere Informationen zu den Veröffentlichungsterminen finden Sie auf den Social-Media-Kanälen des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
MARCUS EHNING GEWINNT DEN ROLEX GRAND PRIX BEIM CHIO AACHEN
Am Sonntagmorgen war die Spannung auf dem Turniergelände der Aachener Soers fast schon greifbar. Mehr als 40.000 Zuschauer bereiteten sich voller Vorfreude auf die wichtigste Prüfung des Weltfests des Pferdesports vor, den Rolex Grand Prix. Zur gespannten Erwartung trug unter anderem der Amerikaner McLain Ward bei, der nach seinen Siegen beim CHI Genf im vergangenen Dezember und dem The Dutch Masters im März Hoffnungen machen konnte, den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen. Dies ist bisher erst einem Reiter gelungen.
Vierzig der weltbesten Pferd- und Reiterpaare, die sich in den letzten Tagen für den Rolex Grand Prix qualifiziert hatten, sollten es mit dem von Frank Rothenberger gestalteten Parcours aufnehmen – in der Hoffnung, in den exklusiven und illustren Kreis derjenigen aufgenommen zu werden, die den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen schon gewonnen haben. Die Veranstaltung wird oft als das Wimbledon des Reitsports bezeichnet.
Der Wettbewerb besteht aus zwei Umläufen sowie einem Stechen, falls mehrere Reiter dieselbe Anzahl an Strafpunkten haben. Hier zu bestehen, erfordert ein hohes Maß an Belastbarkeit, Sprungkraft und Talent sowie absolute Harmonie und Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.
Da nur 18 Reiter in den zweiten Umlauf kommen würden, war der Druck groß, die erste Runde fehlerfrei oder aber mit maximal vier Fehlerpunkten schnell zu absolvieren. Der erste Reiter, Olivier Perreau aus Frankreich, legte mit einem perfekten, fehlerfreien Durchgang die Latte für die restlichen Teilnehmenden hoch. Nach ihm gelang es elf weiteren Reitern, den ersten Umlauf fehlerfrei zu bestehen, darunter die Rolex-Markenbotschafter Rodrigo Pessoa, Steve Guerdat und Daniel Deusser sowie der Gewinner des letztjährigen Rolex Grand Prix, Gerrit Nieberg. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als der aktuelle Anwärter auf den Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping, McLain Ward, auf seiner treuen Partnerin HH Azur in die Arena ritt. Das Publikum wurde jedoch enttäuscht, da der Amerikaner bereits früh nach zwei Abwürfen aufgab und somit die Hoffnung auf einen neuen Rolex Grand Slam-Gewinner zunichtemachte.
Im zweiten Umlauf starteten die Reiter gemäß den Ergebnissen des ersten in umgekehrter Reihenfolge. Eugenio Garza Perez aus Mexiko gelang es auf seinem edlen Schimmel Contago als Erstem, auch hier fehlerfrei durchzukommen. Der achtmalige Major-Gewinner Rodrigo Pessoa zeigte kurz darauf seine Klasse und sorgte dafür, dass es zu einem Stechen kommen würde. Drei weitere Pferd- und Reiterpaare, alle unter deutscher Flagge, gelangten ebenfalls ins Stechen um einen der prestigeträchtigsten Titel im Springreiten. Für Nicola Philippaerts aus Belgien, der nur einen einzigen Zeitfehler hatte, reichte es leider nicht.
Insgesamt traten fünf Paare zum Stechen an, darunter vier ehemalige Gewinner des Rolex Grand Prix von Aachen. Unter ohrenbetäubendem Applaus des heimischen Publikums stellte Philipp Weishaupt, der als Dritter ins Stechen ging, sicher, dass es einen deutschen Gewinner geben würde. Er war bis dahin der schnellste der drei Reiter, die mit vier Fehlerpunkten ins Ziel gekommen waren. Daniel Deusser, der Gewinner von 2021, wusste als vorletzter Reiter, was nötig ist, um zu gewinnen, und bewältigte als Erster das technisch anspruchsvolle Stechen fehlerfrei. Nur sein Landsmann und Teamkollege Marcus Ehning konnte ihm den Sieg jetzt noch streitig machen. Der Sieger von 2018 tat genau das und kam nach einer gewohnt flüssigen und effizienten Runde 0,61 Sekunden schneller ins Ziel. Der 49-Jährige ist damit vor dem CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ im September der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Über seinen Sieg sagte der glückliche Ehning: „Es ist einfach großartig. Mein Pferd ist ein Superstar und ich glaube wirklich an ihn. Ich war der letzte Starter im Stechen und er war unglaublich. Ich konnte die Pferde vor mir nicht genau sehen, aber ich weiß, dass er sehr schnell ist. Ich wollte nicht zu viele Risiken eingehen und am Ende hat es wunderbar funktioniert!“
Weiter sagte der deutsche Team-Olympiasieger von 2000: „Das Publikum hat mich toll unterstützt; ich konnte die Energie förmlich spüren und wollte etwas zurückgeben. Ich war mir sicher, dass es mein Pferd schaffen würde, wenn ich nur gut reite. Im zweiten Umlauf war etwas Glück dabei, aber ohne Glück kann man nicht gewinnen. Heute war einfach unser Tag.“
Zu seiner Position als neuer Anwärter auf den Rolex Grand Slam meinte er: „Zunächst einmal werde ich diesen Moment genießen. In ein paar Tagen werde ich mir dann Gedanken über Spruce Meadows machen. Stargold ist fantastisch. Nicht viele haben an ihn geglaubt, aber letztes Jahr bei der FEI-Weltmeisterschaft hat er gezeigt, was in ihm steckt. Er ist ein sehr intelligentes Pferd. Ich bin so stolz auf ihn und seinen Besitzern sehr dankbar.“
INTERVIEW MIT LAURA KRAUT
Was macht den CHIO Aachen zu so einem besonderen Turnier?
Der CHIO Aachen ist quasi das Wimbledon des Springreitens. Für jeden, der diesen Sport betreibt, ist ein Sieg bei dieser Veranstaltung die Erfüllung eines Traums. Das Publikum und das schöne Turniergelände – all das macht den CHIO Aachen zu etwas ganz Besonderem.
Können Sie uns etwas über die Pferde sagen, mit denen Sie diese Woche starten, und deren Charakter?
Ich habe diese Woche Baloutinue mitgebracht, er ist bereits im Mercedes-Benz Nationenpreis gesprungen. Ein weiteres Pferd, Dorado 212, setze ich zum ersten Mal auf diesem hohen Niveau ein. Er hat am Mittwoch am Turkish Airlines-Preis von Europa und am Freitag am RWE-Preis von Nordrhein-Westfalen teilgenommen. Außerdem habe ich noch die siebenjährige Una Mariposa und ein Pferd namens Haley dabei, das am Mittwoch in seinerersten Speed-Prüfung den zweiten Platz gemacht hat.
Welche Eigenschaften brauchen Ihrer Meinung nach Pferd und Reiter, um ein Major zu gewinnen?
Um ein Major wie Aachen zu gewinnen, braucht man auf alle Fälle ein absolut fantastisches Pferd. Es muss vorsichtig, mutig, , reitbar und schnell für das Stechen sein. Nur das beste Pferd gewinnt dieses Turnier. Ich würde sagen, 95 Prozent der Teilnehmer sind in der Lage, den Rolex Grand Prix zu gewinnen. Die Reiter sind bereit, Höchstleistungen zu bringen, und wenn die Pferde ebenfalls bereit sind, wird es ein großartiger Wettkampf werden.
Sie und Ihr Partner, Nick Skelton, haben eine lange Beziehung zum Rolex Grand Prix hier beim CHIO Aachen. Könnten Sie diese bitte beschreiben?
Ich bin sehr konzentriert und würde diese Prüfungsehr gern eines Tages gewinnen. Ich habe mich sehr von meinem Partner Nick Skelton inspirieren lassen, der hier schon vier Mal gewonnen hat, unter anderem beim allerersten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Jahr 2013. Vor zwei Jahren bin ich hier mit Baloutinue gesprungen. Er absolvierte die ersten beiden Runden des Rolex Grand Prix ohne Fehler, hatte dann aber im Stechen einen Abwurf. Ich würde es gern noch einmal probieren, um zu sehen, ob ich gewinnen kann.
Was unterscheidet die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping von anderen Turnieren?
Ich finde, es sind einfach einzigartige, fantastische Reitturniere. Diese Wettkämpfe sind einige der wenigen, bei denen es noch wirklich um den Sport geht und nicht so sehr um das Drumherum oder darum, wie viel Geld damit verdient werden kann. Im Mittelpunkt steht wirklich das Springreiten. Es wird sichergestellt, dass die besten Reiter der Welt daran teilnehmen. Meiner Meinung nach trifft sich hier die Elite unseres Sports.
Springreiten ist eine der wenigen Sportarten weltweit, bei denen Männer und Frauen auf demselben Niveau gegeneinander antreten. Wie besonders ist das für Sie?
Diese Frage wird mir andauernd gestellt. Ich selbst denke darüber gar nicht nach, da ich mit dem Reiten und Wettbewerben gegen Jungen und später gegen Männer aufgewachsen bin. Aber ich weiß, dass es für den Rest der Welt etwas ganz Besonderes ist, und ich denke, wir Sportlerinnen und Sportler haben Glück, denn Männer haben ihre ganz eigenen Qualitäten und Stärken und Frauen ebenfalls. Das gleicht sich alles irgendwie aus.
Welchen Beitrag hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach für den Sport geleistet? Wie hat er ihn verändert?
Ich denke, diese Initiative hat uns allen etwas gegeben, wonach wir streben können und was wir erreichen möchten. Vor Jahren gab es den Pulsar Triple Crown, einen sehr wichtigen und spannenden Wettbewerb. Der Rolex Grand Slam ist dessen Neuauflage im 21. Jahrhundert, aber noch besser! Ich denke, angesichts des hohen Preisgeldes, das man beim Rolex Grand Slam gewinnen kann ist das für alle Reiter sehr attraktiv.
Können Sie uns sagen, wie wichtig das Team hinter den Kulissen für Ihren Erfolg ist?
Ohne dieses Team hätten wir keinen Erfolg. Von den Pflegern, die sich um die Pferde kümmern, als wären sie ihre Kinder, über die Hufschmiede, die Tierärzte, die Physiotherapeuten und die Leute, die uns bei der ganzen Logistik helfen – an dem, was wir tun, hängt so viel dran. Das Team macht es den Reitern einfach, aufs Pferd zu steigen und hoffentlich das zu tun, was wir am besten können: Leistung abliefern. Ohne das Team hinter den Kulissen wären wir nicht da, wo wir sind.
INTERVIEW MIT FRANCK ROTHENBERGER
Was macht den CHIO Aachen für Sie zu so einem besonderen Turnier?
Der CHIO Aachen ist das größte und wichtigste Turnier des Jahres. Ich wurde vor 20 Jahren eingeladen, den Parcours zu gestalten, und ich freue mich wie immer auf eine der prestigeträchtigste Prüfungen hier, den Rolex Grand Prix. Letztes Jahr war er einfach großartig und das Stechen war unglaublich schnell. Ich kann es kaum erwarten.
Wie besonders ist es für Sie, der Designer des Parcours bei Ihrem Heimatturnier, dem CHIO Aachen, zu sein?
Es ist etwas ganz Besonderes. Wir bereiten sämtliche Springen Monate im Voraus vor, da die Gestaltung der Parcours in dieser großen Arena viel Zeit und Planung erfordert. In den letzten Tagen haben wir eine Reihe anspruchsvoller und spannender Prüfungen mit schnellen Stechen gesehen. Der CHIO Aachen bietet hervorragende Bedingungen: Von den Ställen über die Anlage bis zu den Parcours und der gesamten Organisation ist einfach alles perfekt. Aus diesem Grund kommen die Spitzenreiter immer hierher.
Können Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag erzählen?
Aber klar. Der Rolex Grand Prix besteht aus zwei Umläufen und einem Stechen. Es gibt auf alle Fälle einen Wassergraben und in der Regel mehrere Zwei- und Dreifache-Kombinationen. Die Gestaltung des Parcours ist manchmal schwierig, weil die Arena so groß ist. Wir müssen darauf achten, einige technische Kombinationen und Linienführungen zu bieten und nicht nur bestimmte Distanzen. Ich denke, die besten Parcours sind eine Mischung aus verschiedenen modernen Elementen.
Wie sind Sie zum Parcoursdesign gekommen?
Ganz einfach. Vor 40 Jahren, als junger Reiter, hatte ich zu Hause keine Hindernisse zum Üben. Also habe ich mir selbst welche gebaut. Kurze Zeit später kamen andere Reiter, um bei mir zu trainieren, weil ich verschiedene Arten von Hindernissen hatte, zum Beispiel Wassergräben, Bänke und Hecken. Ich begann, Parcours für sie zu gestalten, und sie kamen regelmäßig, um bei mir zu trainieren. Als ich 22 Jahre alt war, hörte ich mit dem Reiten auf und gründete ein Unternehmen, das Hindernisse herstellt. So kam ich schließlich zum Parcoursdesign.
Welcher war der erste Parcours, den Sie entworfen haben, und wo war Ihr erstes Turnier?
Mit 21 Jahren habe ich meinen ersten Parcours für ein Turnier gestaltet. Das ist jetzt 44 Jahre her. Mittlerweile lasse ich es etwas ruhiger angehen. Ich möchte nicht mehr jedes Wochenende bei Turnieren im Einsatz sein, daher gestalte ich bei etwa 12 bis 14 Turnieren pro Jahr den Parcours und suche mir dafür qualitativ hochwertige Veranstaltungen wie den CHIO Aachen aus.
Haben Sie noch andere Leidenschaften abseits der Parcoursgestaltung?
Natürlich! Zum einen meine Familie und dann noch das Segeln. Ich bin Skipper und war erst letzte Woche mit einem gemieteten Katamaran in Italien unterwegs. Im September und November geht es wieder los. Außerdem fahre ich schon mein ganzes Leben lang begeistert Ski.
Wenn Sie eine Prognose wagen: Wer, glauben Sie, gewinnt den Rolex Grand Prix am Sonntag?
Das ist sehr schwierig. Das Niveau ist derzeit so hoch und die Unterschiede zwischen den Spitzenreitern sind marginal. Da ist es einfach nicht möglich, einen Gewinner vorherzusagen.
Das erste Major des Rolex Grand Slam fand vor zehn Jahren hier beim CHIO Aachen statt. Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten zehn Jahren verändert? Welche Auswirkungen hatte diese Initiative?
Der Sport wird immer bekannter. Viele Menschen reden jetzt über den Rolex Grand Slam, der vier der besten Springreitturniere der Welt umfasst: Calgary, ‘s-Hertogenbosch, Genf und Aachen. Ich glaube, es wird diese Woche in Aachen äußerst interessant, denn McLain Ward kommt, der zwei Rolex Grand Prix-Turniere nacheinander – Genf und The Dutch Masters – gewonnen hat. Er hofft sicher, am Sonntag den Rolex Grand Prix und damit die prestigeträchtigste Trophäe im Springreiten, den Rolex Grand Slam, zu gewinnen.
Gibt es einen Moment in den letzten zehn Jahren beim Rolex Grand Slam, der Ihnen besonders gut in Erinnerung ist?
Ich sehe mir alle Rolex Grand Prix-Turniere an, einschließlich der anderen drei Rolex Grand Slam-Wettkämpfe. Das letzte Major war in ‘s-Hertogenbosch und es war sehr spannend. Es gab viele fehlerfreie Runden, wodurch das Stechen einfach fantastisch war. Für mich ist es eine große Ehre, einer der Parcoursdesigner für den Rolex Grand Prix bei einem der weltweit besten Springreiten zu sein.
CHIO AACHEN 2023
EIN BLICK AUF DIE REITER
Auch in diesem Jahr können wir uns erneut auf den CHIO Aachen freuen, der vom 23. Juni bis zum 2. Juli stattfindet, und mit ihm das zweite Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2023. Nachdem 2013 dort das allererste Major ausgerichtet wurde, feiert der CHIO Aachen dieses Jahr das 10-jährige Jubiläum des Rolex Grand Slam of Show Jumping, der höchstdotierten Serie im Springsport. Den Höhepunkt des 10-tägigen Turniers bildet der Rolex Grand Prix, bei dem einige der weltbesten Pferd-Reiter-Paare aus 16 verschiedenen Nationen, darunter sieben Rolex-Testimonials, in dem meisterhaft gestalteten Parcours von Frank Rothenberger gegeneinander antreten.
Rolex Grand Slam of Show Jumping – Ein Blick auf die Reiter
Die Augen werden vor allem auf einen Reiter gerichtet sein: den Amerikaner McLain Ward, der versuchen wird, als zweiter Reiter in der Geschichte den Rolex Grand Slam of Show Jumping für sich zu entscheiden. Als Nummer 3 der Weltrangliste hat er auf der 17-jährigen Stute HH Azur bereits die Majors beim CHI Genf und bei den The Dutch Masters gewonnen und liebäugelt nun damit, seinen Namen in die Geschichtsbücher zu schreiben. Ward war bereits in der Vergangenheit auf dem Turnier in Aachen erfolgreich: Im vergangenen Jahr holte er sich den Sieg sowohl im Turkish Airlines-Preis von Europa als auch im RWE-Preis von Nordrhein-Westfalen und wurde Fünfter im Rolex Grand Prix. Als starker Konkurrent, der weiß, wie man im einzigartigen Hauptstadion gewinnt, wird er einer sein, den man im Blick behalten muss. Ward wird gemeinsam mit vier Landsleuten die lange Reise über den Atlantik zu dem berühmten Austragungsort antreten, darunter auch seine Kollegin aus dem Olympia-Team von Tokio 2020, Laura Kraut.
Im Teilnehmerfeld wird er sich jedoch gegen die Besten der Welt durchsetzen müssen, wie zum Beispiel den Vorjahressieger Gerrit Nieberg. Der Deutsche, der vor kurzem den CSI5* Grand Prix in Hamburg gewonnen hat, wird versuchen, seine Form beizubehalten, um als erster Reiter diese prestigeträchtige Prüfung zum zweiten Mal in Folge zu gewinnen. Insgesamt 18 deutsche Reiter werden beim diesjährigen Weltfest des Pferdesports im Springen antreten, darunter mit Daniel Deußer und Marcus Ehning auch zwei ehemalige Sieger dieser namhaften Prüfung.
Mit Blick auf das diesjährige Turnier sagte Nieberg: „Ich kann es kaum erwarten, wieder beim CHIO Aachen dabei zu sein und zu versuchen, meinen Titel zu verteidigen. Den Rolex Grand Prix vor meinem Heimpublikum zu gewinnen, war für mich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, und ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde."
Der Schweizer Martin Fuchs, zweifacher Major-Sieger beim CHI Genf, kommt nach seinem beeindruckenden Sieg beim Rolex Grand Prix bei der CHI Royal Windsor Horse Show mit Conner Jei zum CHIO Aachen, wo er zum ersten Mal den Rolex Grand Prix für sich entscheiden möchte. Sein Landsmann Steve Guerdat ist ebenfalls einer der starken Teilnehmer, der diesen begehrten Titel noch nie gewonnen hat. Guerdat, der für seine reiterlichen Fähigkeiten bekannt ist, wird vier Pferde mit nach Aachen bringen, darunter Dynamix de Belheme und Venard de Cerisy, das Pferd, mit dem er 2021 den CP ‘International’, presented by Rolex gewann.
Auch der Belgier Nicola Philippaerts ist in glänzender Form wieder beim CHIO Aachen mit dabei, nachdem er Anfang des Monats den Rolex Grand Prix beim CSIO Jumping International de la Baule mit der brillanten Stute Katanga V/h Dingeshof gewonnen hat, mit der er auch beim CHIO Aachen antreten wird. Philippaerts wird von seinem Zwillingsbruder Olivier begleitet, der nach seinem Sieg beim CSI5* in Stockholm vergangene Woche mit H&M Miro ebenfalls voller Zuversicht an den Start gehen wird. Die beiden werden von ihren belgischen Teamkollegen Gregory Wathelet, Wilm Vermeir und Vereecke Koen begleitet.
Der Brite Scott Brash hofft auf dem Weg zum Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping, seinen zweiten Platz beim Rolex Grand Prix aus dem letzten Jahr zu verbessern und seinen Titel aus dem Jahr 2015 zurückzuerobern. Sein Teamkollege, der Einzel-Olympiasieger Ben Maher, wird nach seiner Verletzung im Februar bei seinem ersten Major in diesem Jahr an den Start gehen. Er wird seinen FEI World Championship™ Partner Faltic HB mitbringen, sowie zwei weniger erfahrene Pferde, Dallas Vegas Batilly und Enjeu de Grisien. Harry Charles, der jüngste unter den Rolex-Testimonials, bringt den erfahrenen Hengst Balou du Reventon mit und ist ein weiterer Kandidat, der am letzten Tag des Weltfests des Pferdesports mit einem guten Ergebnis nach Hause fahren könnte.
Zu den weiteren beachtenswerten Teilnehmern gehören die Springreiterlegende Rodrigo Pessoa, der mit einer neuen Reihe von Pferden an die Spitze des Sports zurückgekehrt ist, der irische Weltranglistenzwölfte Shane Sweetnam und der stets ehrgeizige Franzose Simon Delestre, die derzeitige Nummer 7 der Weltrangliste.
INTERVIEW MIT:
MCLAIN WARD
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich kurz vor dem CHIO Aachen?
Ich fühle mich gut, aber ich bin immer verhalten optimistisch. Wir haben uns bemüht, dafür zu sorgen, dass die Pferde bestmöglich in Form sind. Wir lassen HH Azur wegen ihres Alters nur auf wenigen ausgewählten Turnieren starten, hauptsächlich bei den großen Wettkämpfen. Man muss an sein Programm glauben und darauf vertrauen, dass man alles richtig macht, vor allem, wenn man nicht regelmäßig antritt. Aber sie ist in einer guten Verfassung. Wir konzentrieren uns sehr auf den CHIO Aachen – wir betrachten Aachen als Meisterschaft. Für uns ist es die größte und prestigeträchtigste Veranstaltung der Welt. Ich versuche, am Boden zu bleiben und mich nicht von anderen Möglichkeiten verlocken zu lassen – ich glaube, davon kann man sich leicht ablenken lassen.
Was war es für ein Gefühl, beim The Dutch Masters zu gewinnen?
Ein unglaubliches Gefühl. Das war eine Prüfung, in die ich nicht so optimistisch gestartet bin, weil schon so viele Reiter fehlerfrei durchgekommen waren. The Dutch Masters findet in einer kleinen Halle statt und mein Pferd hat eine so große Sprungweite, dass ich dachte, es könnte schwierig werden, schnell genug zu sein. Ich hatte geplant, alles nur Mögliche zu versuchen, um zu gewinnen, aber ich hatte nicht wirklich mit einem Sieg gerechnet. Als es dann doch dazu kam, war das unglaublich aufregend und befriedigend. Damit war ich neben Scott Brash der einzige, der je zwei Majors hintereinander gewonnen hat. Das ist eine enorme Leistung, auf die ich sehr stolz bin.
Wie haben Sie sich vorbereitet und mit welchem Pferd wollen Sie beim Rolex Grand Prix antreten?
Ich habe das Glück, eine ganze Reihe von großartigen Pferden zu haben und auch ein paar sehr vielversprechende Nachwuchspferde. Ich bringe Callas, Contagious und HH Azur mit nach Aachen. Die drei haben im Frühjahr und Frühsommer bisher sehr gute Leistungen erbracht. HH Azur ist nur bei einem kleinen nationalen Turnier gestartet. Wir wollten nur sehen, ob sie fit ist, und sie wieder mit der Wettkampfatmosphäre vertraut machen. Was ihre Vorbereitung angeht, haben wir dasselbe getan wie für alle Majors – sie fit gehalten und auf das Turnier hingearbeitet.
Der CHIO Aachen ist eins der größten Turniere im Reitsport. Wie fühlt es sich an, dort zu starten?
Für mich ist es das allergrößte Turnier. Ich finde, es ist das Mekka unseres Sports und die Veranstaltung, bei der ein Sieg den größten Stellenwert für die Reiter hat. Bisher ist mir der Rolex Grand Prix verwehrt geblieben, aber ich war schon einige Male ganz nah dran. Es ist der eine Grand Prix auf der ganzen Welt, den ich unbedingt gewinnen will, und die Tatsache, dass er Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping ist, macht es noch viel spannender. Aachen ist einfach unvergleichbar; die Atmosphäre, die Zuschauer, die Arenen, die Geschichte, das Niveau des Sports – da kann nichts anderes mithalten. Ich glaube, dort läuft jeder zur Bestform auf – es ist ein ganz besonderer Ort.
Die letzten beiden Majors waren Hallenturniere. Ändern Sie Ihre Taktik für das Hauptstadion beim CHIO Aachen?
Bei Außenturnieren muss man ein größeres Augenmerk auf die Fitness legen, weil der Parcours länger ist und man länger galoppieren muss. Auf dem Papier passt eine große Arena gut zu HH Azur, weil sie so raumgreifend galoppiert, aber sie hat sich auch bei Hallenturnieren außergewöhnlich gut geschlagen. Es zeigt wirklich, wie großartig sie ist, dass sie unter so unterschiedlichen Bedingungen so erfolgreich ist.
Sie hat auch in Aachen schon großartige Leistungen erbracht. Ich glaube, sie war schon zwei- oder dreimal im Stechen um den Rolex Grand Prix und hat außerdem schon mindestens zwei- oder dreimal jeweils zwei fehlerfreie Umläufe im Nationenpreis absolviert. Ich muss sicherstellen, dass ich konzentriert bleibe und einen kühlen Kopf bewahre, damit wir unser bestmögliches Ergebnis abliefern können.
Welche Eigenschaften müssen Pferd und Reiter Ihrer Meinung nach besitzen, um ein Major gewinnen zu können?
Man braucht ein Pferd mit dem nötigen Talent und den nötigen körperlichen Voraussetzungen, um diese Parcours springen zu können, aber es muss auch intelligent genug sein zu verstehen, was von ihm verlangt wird. Es erfordert jahrelanges Training und jahrelangen Feinschliff dieser Fähigkeiten, damit alles zum richtigen Zeitpunkt zusammenfindet. Es gibt nur vier Majors pro Jahr und darum in der Regel auch nur drei oder vier Gewinner. Also gibt es nicht sehr viele Pferd-und-Reiter-Kombinationen, denen diese Leistung bislang gelungen ist.
Was würde der Sieg des Rolex Grand Slam of Show Jumping beim CHIO Aachen Ihnen und Ihrem Team bedeuten?
Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass man das in Worte fassen kann. Mich verbindet eine lange Geschichte mit Aachen, gute wie auch schlechte Erinnerungen. Seit ich klein war, habe ich davon geträumt, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Ich habe es immer mit dem einen Mädchen verglichen, mit dem man einfach noch nie ein Date bekommen konnte. Es wird das letzte Mal für HH Azur in Aachen sein. Dort den Rolex Grand Prix zu gewinnen und damit gleichzeitig auch den Rolex Grand Slam of Show Jumping – das wäre wirklich ganz unbeschreiblich für mich.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Ich glaube, der größte Einfluss besteht darin, dass er das Niveau des Sports über das aller anderen Wettbewerbe auf der ganzen Welt angehoben hat. Das ist so wichtig und genau das haben wir in diesem Sport gebraucht. Es ist nötig, dass sich die Majors des Rolex Grand Slam von den anderen 5-Sterne-Turnieren abheben, weil es die Reiter anspornt, über sich hinauszuwachsen und eine ganz neue Ebene zu erreichen. Ich glaube, die Reiter haben erkannt, dass das die besten Veranstaltungen der Welt sind, und arbeiten jetzt darauf hin – so wie die US Open oder die Masters in Augusta oder die French Open, sind das die begehrtesten Wettkämpfe unseres Sports.
Der Reitsportkalender ist sehr voll! Wie entscheiden Sie, an welchen Veranstaltungen Sie teilnehmen und mit welchen Pferden Sie dort starten?
Es ist wirklich ein straffes Programm. Wie in den meisten Sportarten findet jede Woche ein Wettkampf statt, an dem man teilnehmen könnte, wenn man wollte. Ich habe zu meinem großen Glück ein tolles Team sowie fantastische Unterstützer und Besitzer. Deshalb habe ich ein starkes Kontingent an Pferden aller Alters- und Leistungsstufen. Mein Team sorgt dafür, dass alles wie ein Uhrwerk funktioniert, und stellt sicher, dass die Pferde gesund und fit sind. Ehrlich gesagt, starte ich nicht übermäßig oft. Wenn man sich die FEI-Weltrangliste ansieht, zeigt sich, dass ich normalerweise weniger Wettkämpfe bestreite als die meisten meiner Kollegen. Ich verbringe ganz gern Zeit zu Hause, um mich auf ein Turnier vorzubereiten.
Wir setzen uns einen Zeitplan von sechs bis zwölf Monaten, wenn wir zum Beispiel auf die Olympischen Spiele oder einen wichtigen Grand Prix hinarbeiten. Und von diesem Datum aus arbeiten wir rückwärts. Der langfristigere Plan ist etwas lockerer und der kurzfristigere etwas straffer. Ich trete gern in Europa an, um mich mit den Besten des Sports zu messen. Das Niveau in den USA ist in den letzten Jahren auch um einiges gestiegen und wir haben hier jetzt auch viele tolle Veranstaltungen.
Beim Tennis hat Novak Djokovic das Spiel beherrscht und inzwischen 23 Grand Slams gewonnen. Glauben Sie, dass es eine solche Überlegenheit je im Springreiten geben wird?
In gewisser Hinsicht schon. Es gibt eine Gruppe von Reitern, die sich schon über einen langen Zeitraum immer weit oben in der FEI-Weltrangliste halten. Der wichtigste Faktor, der unseren Sport von anderen unterschiedet, ist das Pferd. Während ein menschlicher Athlet über einen gewissen Zeitraum in Bestform sein kann, kann sich das Pferd verletzen oder sich mal nicht wohlfühlen. Genau das ist diese Variable, das Mensch-Pferd-Team, die unseren Sport so anders macht.
Ich glaube nicht, dass sich ein Reiter jemals ein Jahrzehnt lang an der Spitze der FEI-Weltrangliste halten kann. Aber Henrik [von Eckermann] ist jetzt zum Beispiel schon seit fast 12 Monaten die Nummer 1 der Weltrangliste, eine Zeit, in der er mit dem wohl besten Pferd [King Edward] unterwegs ist. Und er ist ein genialer Reiter. Wenn dieses Pferd in den Ruhestand geht, wird sich Henrik wahrscheinlich weiter in den oberen Rängen halten, aber den Sport vermutlich nicht mehr auf die Weise dominieren, wie er es im Augenblick tut.
Wenn man sich die Geschichte des Sports ansieht, ob nun Baloubet du Rouet, Milton, Shutterfly oder Hello Sanctos, waren all diese Pferde und ihre Reiter ein kleines bisschen besser als die anderen und haben deswegen den Sport so beherrscht. Ich finde es schwer vorstellbar, dass ein einzelner Reiter mehr als ein paar Jahre an der Spitze bleibt – zwei oder drei Jahre bestenfalls. Ich glaube jedoch, wenn man sich die letzten zehn oder auch 15 Jahre ansieht, stößt man auf dieselben Namen, die sich beständig weit oben auf der Rangliste gehalten haben.
DIE HIGHLIGHTS DES CHIO AACHEN
Vom 23. Juni bis zum 2. Juli heißt der CHIO Aachen wieder einmal die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt auf dem traditionsreichen Turniergelände der Aachener Soers willkommen. Der oft als „Wimbledon des Reitsports“ titulierte CHIO Aachen ist eine ausgesprochen geschichts- und prestigeträchtige Veranstaltung von Weltruhm. Im Verlauf des Events bietet das Weltfest des Pferdesports fünf Reitsportdisziplinen und begrüßt über 350.000 Zuschauer, die allesamt schon darauf brennen, die einzigartige und elektrisierende Atmosphäre des CHIO Aachen zu erleben. Außerdem bildet der CHIO Aachen den Auftakt zu den Feierlichkeiten des 10-jährigen Jubiläums des Rolex Grand Slam of Show Jumping, der ultimativen Herausforderung des Reitsports.
Eröffnet wird Veranstaltung mit royalem Glanz, da anlässig der diesjährigen Partnerschaft der Veranstaltung mit Großbritannien Her Royal Highness The Princess Royal, Prinzessin Anne der legendären Eröffnungsfeier am Dienstag, dem 27. Juni, beiwohnen wird. HRH Prinzessin Anne verbindet schöne Erinnerungen mit dem Turniergelände in der Aachener Soers, auf dort im Jahr 2006 ihre Tochter Zara Tindall die Goldmedaille in der Einzelwertung bei den FEI World Equestrian GamesTM gewonnen hat. Das Thema des Abends lautet „All You Need is Love“, angelehnt an den legendären Beatles-Song. Mit dabei sind unter anderem die Household Cavalry mit ihrem legendären Musical Ride sowie die Grand National Shetlandponys“.
Das 5-Sterne-Springreiten beginnt am Mittwoch, dem 28. Juni, mit dem Turkish Airlines-Preis von Europa. Das Turnier, das bei Flutlicht im Hauptstadion stattfindet, bietet den Reitern die erste Gelegenheit, sich für die Hauptprüfung der Veranstaltung, den Rolex Grand Prix, zu qualifizieren. Am Donnerstagabend findet der Mercedes-Benz Nationenpreis statt, ein Mannschaftsspringen mit zwei Umläufen. Im Hinblick auf die später in diesem Sommer stattfindende FEI-Europameisterschaft werden die Reiter alles daransetzen, die Equipechefs zu beeindrucken. Der Höhepunkt der Veranstaltung, der Rolex Grand Prix, findet am Sonntagnachmittag vor 40.000 fachkundigen und leidenschaftlichen Fans statt. Ganz wie das Masters Tournament im Golf, ist dies der Wettbewerb, den alle Reiter unbedingt gewinnen wollen. Dieses Jahr könnte erneut Geschichte geschrieben werden, denn der US-Amerikaner McLain Ward könnte nach seinen vorherigen Siegen beim CHI Genf 2022 und dem The Dutch Masters im Frühjahr diesen Jahres der zweite Reiter werden, der jemals den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat.
Das Dressurreiten wird im Deutsche Bank Stadion für Aufmerksamkeit sorgen. Das Highlight für die Zuschauer wird der Deutsche Bank Preis sein, bei dem in einer Grand Prix Kür Harmonie und Präzision zwischen Pferd und Reiter präsentiert werden. Dressurfans werden erfreut sein zu erfahren, dass die FEI-Weltmeisterin im Einzel, Charlotte Fry, im Rahmen des Konzerts „Pferd & Sinfonie“ am 23. und 24. Juni auftreten wird. Für die musikalische Untermalung sorgt das Sinfonieorchester Aachen unter anderem mit einer Reihe britischer Klassiker.
Am letzten Freitag und Samstag der Veranstaltung heißt der SAP-Cup die weltbesten Vielseitigkeitsreiter willkommen. Die drei Disziplinen, die oft als das Reitsportäquivalent des Triathlons bezeichnet werden, stellen den Mut, die Athletik und die Genauigkeit der Pferde auf die Probe. Vielseitigkeitslegende und vielfacher Medaillengewinner SAP Hal Bob OLD, das Pferd von Ingrid Klimke, wird sich am Samstag, dem 1. Juli, vor seinem Heimpublikum in den Ruhestand verabschieden.
Abseits der sportlichen Action erwartet Karteninhaber das großzügige CHIO Aachen-Village sowie eine Vielzahl von Imbiss- und Getränkeständen.