Photo Credits : Rolex Grand Slam / Helen Cruden
The Dutch Masters – das mit größter Spannung erwartete erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Kalenderjahres – fand heute Nachmittag seinen mitreißenden Abschluss mit dem Höhepunkt der Veranstaltung, dem Rolex Grand Prix, in dem 39 der hochrangigsten Pferd-und-Reiter-Paare der Welt antraten.
Die Atmosphäre in den Brabanthallen war energiegeladen, als die Fans gebannt darauf warteten mitzuerleben, ob dem amtierendem Anwärter auf den Rolex Grand Slam, Harrie Smolders, bei seiner Jagd auf den ultimativen Preis dieses Sports ein zweiter Major-Sieg in Folge gelingen würde. Doch der Weg zum Sieg sollte nicht einfach sein, denn die Konkurrenz bestand aus wirklich herausragenden Reiterinnen und Reitern, unter ihnen der amtierende Weltmeister Henrik von Eckermann, der dreimalige Olympiasieger Ben Maher sowie der formstarke Amerikaner Kent Farrington, die allesamt auf diesen prestigeträchtigen Rolex-Grand-Prix-Titel aus waren.
Der Parcours mit 14 Sprüngen von Louis Konickx war wie gewohnt anspruchsvoll und technisch und eine echte Herausforderung an Sprungkraft, Ausdauer und Athletik. Erst dem siebten Reiter, Yuri Mansur, gelang die erste fehlerfreie Runde, und dieses Ergebnis blieb auch unangefochten, bis das letzten Pferd der ersten Hälfte antrat. Und zwar ging diese so schwierige nächste fehlerfreie Runde an niemand Geringeren als den bisher einzigen Reiter, der je den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat, den Briten Scott Brash, der heute auf seiner braunen Stute Hello Chadora Lady antrat.
Der Franzose Simon Delestre, ehemals die Nummer eins der Weltrangliste und Bronzemedaillengewinner mit dem Team bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris vergangenen Sommer, stellte sein Talent unter Beweis und reihte sich in die Liste derer ein, die ins Stechen einziehen durften. Eine große Enttäuschung erwartete jedoch den Belgier Pieter Devos, der einen einzigen, aber kostspieligen Zeitfehler hinnehmen musste.
Nach 30 Pferden hatte das Heimatpublikum noch keinen fehlerfreien Durchgang für die Niederlande erlebt. Titelverteidiger Willem Greve ritt als nächster in die Arena ein, musste aber trotz der unglaublichen Sprungkraft von Grandorado TN N.O.P. einen Fehler am elften Hindernis, einem knifflig schmalen, braunen Rick, hinnehmen. Zur Enttäuschung der voll besetzten Arena sollte das Heimatland nicht im Stechen vertreten sein, da sowohl Harrie Smolders als auch Maikel van der Vleuten den schwierigen Parcours nicht fehlerfrei meistern konnten.
Der Belgier Gilles Thomas, der bis heute Nachmittag eine 100-%ige Null-Fehler-Bilanz für die ersten Runden der Majors vorweisen konnte, musste heute ebenfalls einen Abwurf hinnehmen, und auch den Top-Favoriten Kent Farrington, Lillie Keenan und Julien Epaillard erging es nicht besser.
Kein weiterer Starter konnte eine weitere erhoffte Nullrunde erzielen, sodass nur drei Teilnehmer ins Stechen einzogen. Die Reihenfolge war dieselbe wie in der ersten Runde, und so betrat der Brasilianer Yuri Mansur als Erster erneut die historische Arena. Mansur gab mit 43,08 Sekunden die Zeit vor, warf jedoch den letzten Rolex-Oxer ab und ließ den verbleibenden beiden Reitern damit das Feld offen. Brash beendete seine Runde ebenfalls mit vier Fehlerpunkten, allerdings in einer schnelleren Zeit, und übernahm damit vorläufig die Führung. Als letzter Starter lieferte Delestre auf Cayman Jolly Jumper die einzige fehlerfreie Runde des Stechens und sicherte sich damit nicht nur seinen ersten Major-Sieg im Rolex Grand Slam, sondern auch den ersten Erfolg für Frankreich.
Der Franzose äußerte sich dazu wie folgt: „Das ist ein fantastisches Ergebnis! Den prestigeträchtigen Rolex Grand Prix hier auf Cayman Jolly Jumper zu gewinnen, dem großartigsten Pferd, das ich je geritten habe, ist einfach unglaublich. Vor zwei Jahren ist uns im Stechen das letzte Hindernis gefallen und das war damals unser bestes Ergebnis in dieser Prüfung. Und jetzt gewonnen zu haben, ist überwältigend. Er hat es sich wirklich verdient und ich bin unheimlich stolz auf ihn. Der heutige Parcours war wirklich schwer, aber er hat sein ganzes Talent unter Beweis gestellt, und das ist ein großartiges Gefühl!“
Photo Credits : Rolex Grand Slam
Wir sind hier beim The Dutch Masters, Ihrem Heimat-Major. Was ist für Sie das Besondere an diesem Veranstaltungsort?
Es ist sehr cool, hier zu sein. Das hier ist eine der größten Veranstaltungen nicht nur in Holland, sondern auch in unserem Kalender. Es ist eine fantastische Gelegenheit, hier bei diesem Fünf-Sterne-Event anzutreten. Als Kind bin ich auf Ponys hier geritten, aber es ist das erste Mal für mich auf diesem Spitzenniveau.
Die Atmosphäre hier ist unglaublich und das Publikum sensationell. Ich bin zwar immer motiviert, aber das Heimpublikum spornt mich noch ein bisschen mehr an, weil ich mich vor ihm in Bestform präsentieren möchte.
Wie bereiten Sie sich und Ihre Pferde auf eine Veranstaltung wie das The Dutch Masters vor?
Es gehört zwar Vieles dazu, aber es ist auch nicht so kompliziert, wie die Leute vielleicht glauben. Das Wichtigste ist, die Routine der Pferde beizubehalten. Immerhin kennt man seine Pferde am besten! Eins meiner Pferde ist vergangene Woche bei einem Turnier angetreten, um in Spitzenform hier anzureisen, während ein anderes eine etwas ruhigere Woche zu Hause hatte. Jedes Pferd ist anders, deshalb muss man einen Zeitplan erarbeiten, der für jedes einzelne am besten funktioniert. Wir versuchen, nicht allzu viel zu verändern.
Sie haben zu der von Rolex unterstützten Young Riders Academy gehört. Was war das Besondere an dieser Erfahrung und was haben Sie daraus gelernt?
Die Academy hat mich unglaublich unterstützt. Dort sind alle sehr nahbar und ich kann sie immer um Rat fragen. Sie haben mir die Chance gegeben, hier anzutreten, und mir geholfen, alles zu managen, von meinen Pferden bis hin zu meinem Social-Media-Account. Sie stehen einem immer hilfreich zur Seite!
Sie kommen aus einer Springreiterdynastie. Was ist es für ein Gefühl, mit Ihren Geschwistern auf Spitzenniveau anzutreten?
Wir alle sind diesen Lebensstil gewohnt und meine beiden Geschwister und ich haben diesen Weg freiwillig eingeschlagen. Wir wurden nie dazu gedrängt. Jeder von uns hat eigene Pläne und Karrieren und unsere Pferde sind sehr unterschiedlich.
Ich würde sagen, dass ich meinem Bruder am ähnlichsten bin. Wir sind auf demselben Niveau und treten in derselben Art von Turnieren an. Wir arbeiten zusammen, fragen einander um Rat und versuchen, uns gegenseitig zu helfen, so gut wir können.
Wer sind außer Ihrer Familie noch Ihre Vorbilder?
Ich habe nicht ein bestimmtes Vorbild, sondern ich bewundere viele verschiedene Reiterinnen und Reiter, denn sie haben alle ihren ganz eigenen Stil. Ich versuche, von ihnen zu lernen, mir kleine Dinge von Spitzenreitern abzuschauen und sie in meinen eigenen Stil zu integrieren. Ich finde, man sollte niemanden kopieren, sondern seinen eigenen, ganz individuellen Stil finden.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als junge Reiterin?
Er repräsentiert das höchste Niveau unseres Sports. Jeder Reiter träumt davon, in den Majors anzutreten. Hier, bei einem dieser Events, antreten zu dürfen, ist eine unglaublich große Chance für mich. Es ist ein Meilenstein in der Karriere eines Reiters. Bei einem der vier Majors des Rolex Grand Slam anzutreten, spiegelt das Niveau wieder, das man in diesem Sport erreicht hat.
Wie wichtig ist das Team, das hinter Ihnen steht, für Ihren Erfolg?
Sehr wichtig! Diese Menschen sind die Puzzleteilchen, die zusammenfinden, damit das große Ganze funktioniert. Der Erfolg eines Pferdes gründet sich auf so viel mehr als nur den Reiter. Das gesamte Team ist absolut entscheidend, ganz besonders die Pfleger.
Mein Pfleger kennt mein Pferd in- und auswendig und bemerkt sogar winzigste Veränderungen. Wir Reiter können unsere Pferde fühlen, aber die Pfleger können sie lesen. Alles spielt zusammen, um den Erfolg möglich zu machen.
Welche Eigenschaften müssen Pferd und Reiter besitzen, um ein Rolex Grand Slam Major zu gewinnen?
Gegenseitiges Vertrauen ist das Allerwichtigste. Ein Pferd muss Sprungkraft besitzen, einen wachen Verstand haben und die Fähigkeit, eigenständig zu denken. Man braucht auch ein Pferd, das Spaß an dem „Spiel“ hat, das dem nächsten Hindernis entgegenfiebert und von Natur aus schnell im Stechen ist.
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und uns Ihre Arbeit erläutern?
Ich heiße Madelene und arbeite als Turnierpflegerin für Peder Fredricson. Ich komme aus Schweden und finde es schön, wieder für einen schwedischen Reiter zu arbeiten. Zuvor habe ich sechs Jahre in Deutschland bei Marco Kutscher gearbeitet.
Wie sind Sie zu dieser Branche gekommen?
Ich reite schon, seitdem ich klein war. Meine Mutter hat mich dazu gebracht. In Schweden gibt es eine große Reitsportkultur mit vielen Reitern und Pferden. Nicht immer auf Spitzenniveau, aber immer mehr von uns erreichen dieses Level. Ich habe auch viel Fußball gespielt und mit beiden Sportarten jongliert. Während der letzten drei Jahre meiner Schulzeit habe ich mich auf das Studium des Reitsports konzentriert.
Marcos Bruder, Frank, wohnte damals in Schweden und hat mir geholfen, einen Einstieg in diese Branche zu finden, indem er mich zu Veranstaltungen mitgenommen hat. So habe ich schließlich den Job bei Marco bekommen, was eine tolle Erfahrung für mich gewesen ist. Aber im Grunde genommen haben Pferde schon zu meinem Leben dazugehört, solange ich mich zurückerinnern kann.
Wie finden Sie Zugang zu Ihren Pferden und bauen eine Verbindung zu ihnen auf?
Das ist schwer zu erklären, aber letztendlich geht es darum, in unterschiedlichen Situationen mit ihnen zusammen zu sein und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das hilft einem dabei zu verstehen, wie sie reagieren und wie man sich am besten auf sie einstellt.
Wir sind für die Pferde da und es ist unsere Aufgabe zu lernen, wie sie sich verhalten – was ihnen gefällt und was nicht. Das erreicht man nur, indem man viel Zeit mit ihnen verbringt.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde zu den wichtigsten Terminen im Jahr in Bestform sind?
Ich versuche, ihre Routinen beizubehalten – dafür zu sorgen, dass alles möglichst genauso ist wie das, woran sie zu Hause gewöhnt sind. Natürlich müssen bei Veranstaltungen einige Dinge aufgrund des Prüfungszeitplans etwas angepasst werden, aber vertraute Routinen wie die Fütterungszeiten beizubehalten, ist sehr wichtig. Es ist auch ganz entscheidend, sie außerhalb ihrer Ställe zu bewegen, ihnen aber ebenfalls genug Ruhephasen zu gönnen.
Ich habe schon mit vielen erfahrenen Menschen zusammengearbeitet und so viel von ihnen gelernt. Pferde lieben Routine, und wenn man zu vieles verändert, kann alles schieflaufen. Je mehr Zeit man mit seinem Pferd verbringt, desto leichter fällt es einem, es zu lesen und die kleinen, aber alles entscheidenden Details zu bemerken.
Können Sie uns ein bisschen über Ihr Kontingent an Pferden bei dieser Veranstaltung erzählen?
Diese Woche haben wir Hansson WL und Catch Me Not S mit dabei. Catch Me Not S ist 19 Jahre alt und Hansson WL ist 17, diese Woche ist also sozusagen die „alte Gang“ am Start. Aber sie sind beide sehr fit und es macht viel Spaß, mit ihnen zu reiten, weil sie so viel Persönlichkeit besitzen und die Veranstaltungen so gut kennen. Sobald sie sehen, dass der Transporter vorbereitet wird, und einsteigen, wissen sie genau, was vor sich geht.
Catch Me Not S ist nicht ganz einfach bei Veranstaltungen. Er kann ziemlich empfindlich und aufgedreht sein, aber er fährt wirklich gern zu Turnieren. Hansson WI ist ein bisschen entspannter und gelassener.
Ihre Persönlichkeiten lassen sich nicht leicht beschreiben, weil wir dadurch, dass wir die ganze Zeit mit ihnen zusammen sind, eine andere Seite von ihnen sehen als die Menschen, die sie beim Turnier in der Arena sehen. Aber letztendlich sind es sehr liebe und liebenswerte Pferde.
Welche Eigenschaften besitzt Peder, die ihn Ihrer Meinung nach zu einem so erfolgreichen Reiter machen?
Er will sich immer verbessern und weiterentwickeln. Er sucht ständig nach kleinen Details, mit denen er seine Leistung steigern kann, und ist immer offen dafür, Neues auszuprobieren. Seine Mentalität ist eine seiner größten Stärken. Er denkt sich nie „Das lief gut, also sollten wir nichts verändern“, sondern sucht immer nach Möglichkeiten, noch besser zu werden.
Im Training macht er viel Bodenarbeit wie Handling und Longieren und das macht einen großen Unterschied. Diese Einstellung ist der Grund, weshalb er sich schon so lange an der Spitze hält. Er strebt immer nach Verbesserung und sucht neue Möglichkeiten, auf dem höchsten Niveau zu bleiben.
Was für ein Gefühl ist es, hier beim The Dutch Masters zu sein? Wie sind die Bedingungen für Sie selbst und für die Pferde?
Es ist toll hier, weil es viel Platz sowohl für uns als auch für die Pferde gibt. Wir können uns ausreichend bewegen. Die Arenen sind groß und gut gepflegt und alles ist ganz in der Nähe, sodass wir umherlaufen, uns die Geschäfte ansehen und die Veranstaltung genießen können.
Es ist ein sehr wichtiges Event, eins der größten in unserem Kalender. Schon bevor man eintrifft, laufen jede Menge organisatorische Dinge ab, damit alles in erstklassigem Zustand ist, wenn man ankommt.
Was unterscheidet die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping von anderen Turnieren?
Sie sind immer unglaublich gut organisiert und es wird ständig daran gearbeitet, sie zu verbessern und zu optimieren. Der größte Unterschied besteht darin, dass sämtliche Spitzenreiterinnen und -reiter dabei sein wollen – und zwar nicht nur, um teilzunehmen, sondern um zu gewinnen.
Diese Veranstaltungen haben immer etwas ganz Besonderes an sich. Die Atmosphäre am Tag des Grand Prix ist unglaublich intensiv und das macht es so aufregend, weil man spürt, wie wichtig diese Prüfung ist. Alles muss perfekt sein, um in einem Major zu gewinnen.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der Pfleger auf diesem Niveau werden möchte?
Ich würde sagen: Pack’s an! Hab keine Angst davor, Fehler zu machen, sondern lerne von denen, die mehr Erfahrung haben. Jeder macht Fehler. Das gehört zum Lernprozess dazu. Jüngeren Pflegern würde ich raten, es einfach immer weiter zu versuchen. Es wird nicht immer perfekt laufen, aber die Mühe und Entschlossenheit werden letztendlich zeigen, dass man es wirklich will.
Es braucht Zeit. Ich arbeite schon seit vielen Jahren in diesem Beruf. Aber solange man die Pferde liebt und seine Arbeit mit Leidenschaft ausübt, wird man auch Erfolg haben.
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