Photo credits : Rolex Grand Slam / Tom Lovelock
Der Rolex Grand Prix, eine der prestigeträchtigsten Prüfungen im Reitsportkalender, bildete einen atemberaubenden Abschluss des CHI Genf 2024. Als letztes Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres versammelte er die Weltelite der Reiter mit ihren herausragenden Pferden, die allesamt um den ultimativen Preis in diesem Sport wetteiferten.
In der legendären Palexpo-Arena fesselte der Rolex Grand Prix das Publikum wieder einmal mit einer Zurschaustellung von Athletik, Präzision und Können, die ihresgleichen sucht. Das wahrhaft sensationelle Staraufgebot aus 40 Reitern und Reiterinnen umfasste die gesamten Top 10 der Weltrangliste. Darunter auch Rolex-Markenbotschafter Martin Fuchs, der nach seinen herausragenden zweiten Sieg in Folge beim CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, auf dem CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ Turnier im September erneut als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping in dieser Prüfung antrat.
Gérard Lachats Parcours erwies sich zunächst als ausgesprochen knifflig und bescherte den frühen Favoriten, Rolex-Markenbotschafter Richard Vogel sowie dem Deutschen Marcus Ehning, nicht die erhoffte erste Runde. Doch dem sechsten Starter in der imposanten Arena, dem niederländischen Reiter Harrie Smolders, gelang ein fehlerfreier Durchlauf, ebenso wie dem nächsten Starter und Weltranglistenersten, Henrik von Eckermann, sodass ein Stechen gesichert war.
Der Jubel beim Publikum war groß, als Martin Fuchs auf Leone Jei mit einer selbstbewussten Runde seine Hoffnungen auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping aufrechterhalten konnten. Die erste Hälfte des Starterfelds tat sich weiterhin schwer mit dem Parcours und es gelang nur Lorenzo de Luca und Grégory Wathelet, sich der exklusiven Elite-Reiterliste für das Stechen anzuschließen. Eine schwere Enttäuschung musste jedoch der dreimalige Major-Gewinner Daniel Deußer mit Killer Queen VDM hinnehmen, der seine Runde zwar perfekt sprang, jedoch mit einem einzigen Zeitfehler ins Ziel ritt.
Der amtierende Olympiasieger im Einzel, Christian Kukuk, sowie Heimfavorit Steve Guerdat waren nur zwei der zahlreichen Top-Favoriten, die es nicht ins Stechen schafften. Die Italienerin Giulia Martinengo Marquet jedoch bescherte dem fachkundigen Publikum eine tadellose Runde, rasch gefolgt von ebenso fehlerfreien Durchläufen von Ben Maher und Gilles Thomas.
Der insgesamt sehr schwierige Parcours stellte viele Reiter vor Probleme, wobei die meisten Fehler – 11 an der Zahl – an der kniffligen Dreierkombination geschahen. Der ehemalige Major-Sieger Willem Greve sowie Simon Delestre gehörten zu denjenigen, die ihre Mühe mit dieser Kombination hatten. Den Abschluss der Runde bildeten die sehr stilvollen fehlerfreien Runden des Schweden Peder Fredricson und des Gewinners dieser Prüfung aus dem Jahr 2022, McLain Ward.
Insgesamt 10 Pferd-und-Reiter-Paare sicherten sich einen Platz im Stechen und traten in derselben Reihenfolge an wie in der ersten Runde, sodass Harrie Smolders als Erster an der Reihe war. Der Niederländer legte mit einer fehlerfreien Runde in 41,74 Sekunden eine beeindruckende Richtzeit fest, die weder Henrik von Eckermann noch Martin Fuchs unterbieten konnten.
Die sechste Starterin, Giulia Martinengo Marquet, schaffte als Nächste auch den zweiten fehlerfreien Durchlauf, konnte aber Smolders’ Zeit nicht schlagen. Als nur noch ein Pferd übrig war und Smolders noch immer in Führung lag, war McLain Ward der einzige Reiter, der ihm den Sieg noch hätte streitig machen können. Der Amerikaner flog in noch schnellerer Zeit förmlich durch die Arena, doch zu seiner maßlosen Enttäuschung fiel die letzte Stange.
Dieses Ergebnis bedeutete, dass Harrie Smolders, der in einem der anspruchsvollsten und berühmtesten Wettkämpfe der Welt perfekte Harmonie zwischen Pferd und Reiter demonstriert hatte, der neue Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping wurde und sich seinen ersten Sieg in einem Major holte.
Seinen Sieg kommentierte Smolders wie folgt: „Mir fehlen die Worte, um dieses Gefühl zu beschreiben! Ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen, ist ein wahr gewordener Traum, und beim The Dutch Masters jetzt Live Contender zu sein, ist einfach unfassbar. Mein Pferd, Monaco NOP, ist extrem clever. Wir haben eine so unglaubliche Verbindung, was es umso besonderer macht, diese Prüfung mit ihm gewonnen zu haben.“
Photo credits : Rolex Grand Slam / Sofya Khizhik
Sie sind zum ersten Mal hier beim CHI Genf. Können Sie uns erzählen, wie es sich anfühlt, als Nachwuchsreiter die Chance zu haben, hier anzutreten?
Es ist fantastisch – was für ein unglaublicher Veranstaltungsort! Die Arena, die Atmosphäre, die Anlagen – es ist ein Privileg, hier antreten und den besten Pferden und Reitern der Welt zusehen zu dürfen. Die Veranstaltung ist spektakulär und es ist einfach großartig, dieses Jahr ein Teil davon zu sein.
Wie sehr inspiriert es Sie, ehemalige Mitglieder der von Rolex unterstützten Young Riders Academy wie Richard Vogel und Harry Charles so erfolgreich bei den Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu erleben?
Das gibt mir auf jeden Fall Hoffnung! Auch nur halb so viel Erfolg zu haben wie diese Reiter, wäre fantastisch. Ich glaube, ohne die von Rolex unterstützte Young Riders Academy wäre es nicht leicht für sie gewesen, dorthin zu gelangen, wo sie jetzt sind.
Welche Lektionen haben Sie in der von Rolex unterstützten Young Riders Academy gelernt?
Jede Menge! Es ist ein ganz fantastisches Programm, nicht nur, weil man Gelegenheit bekommt, von einigen der größten Reiter und Trainer der Welt lernen zu können, sondern man wird auch mit veterinärmedizinischen, geschäftlichen und wirtschaftlichen Aspekten vertraut gemacht und schult seine kommunikativen Fähigkeiten. So erhalten wir Wissen, das in unserem Sport ganz entscheidend sein kann. Ich hatte ein tolles Jahr an der Akademie und habe unheimlich viel gelernt.
Was war bisher Ihr unvergesslichster Wettkampf und wieso ist er Ihnen in Erinnerung geblieben?
Bei der FEI-Nachwuchs-Europameisterschaft diesen Sommer eine Goldmedaille im Einzel zu gewinnen, war etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin mit meinem besten Pferd, Hello William, angetreten und hatte meine besten Freunde dabei. Das war also ein toller Moment.
Können Sie uns etwas über Ihr derzeitiges Kontingent an Pferden erzählen?
Ich habe das große Glück, zurzeit mehrere wirklich gute Pferde zu haben und bin den Besitzern und meinen Sponsoren sehr dankbar. Ich habe ein paar vielversprechende Pferde, von denen ich glaube, dass sie es weit nach oben schaffen können. Ich hoffe also auf ein erfolgreiches Jahr 2025.
Wer hat Sie als Springreiter am meisten inspiriert und inwiefern hat das Ihre Karriere beeinflusst?
Da muss ich meine Eltern nennen. Sie waren beide eine Inspiration für mich. Ich hatte auch das Glück, vor fünf oder sechs Jahren bei Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat zu trainieren. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an die Ratschläge denke, die er mir gegeben hat. Er ist Pferdemensch durch und durch.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping wird oft als Krone dieses Sports bezeichnet. Was bedeutet er für Sie als Reiter?
Er bedeutet einfach alles. Es gibt jede Woche große Turniere und wichtige Grands Prix, aber als Reiter weiß man: Wenn es sich um ein Major handelt, ist das etwas ganz anderes. Das kann man hier sehen. Reiter aus aller Welt sind mit ihren besten Pferden hierhergekommen, um beim Rolex Grand Prix anzutreten. Er ist einfach spektakulär und bedeutet uns sehr viel.
Wenn Sie ein beliebiges Pferd reiten könnten, egal ob aus der Vergangenheit oder Gegenwart, welches würden Sie wählen und warum?
Es gibt inzwischen so viele gute Pferde, dass ich das nur schwer beantworten kann. Aber ich würde mich für Scott Brashs Ursula XII entscheiden. Meine Mutter hat sie damals vorgestellt und beim Nations Cup in Calgary zwei fehlerfreie Runden mit ihr geritten, bevor Scott sie übernahm und mit ihr sehr erfolgreich war. Sie war so ein fabelhaftes Pferd. Wenn sie eine Arena betrat, besaß sie eine richtige Aura – sie war einfach prachtvoll.
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und uns Ihre Arbeit erläutern?
Ich heiße Sofie und arbeite seit etwa neun Jahren als Travelling Groom für Christian Kukuk.
Wie sind Sie zu dieser Branche gekommen?
Ich bin schon mein Leben lang geritten und hatte zu Hause immer Pferde. Während der Schulzeit bin ich auch Turniere auf nationaler Ebene geritten. Ich komme aus Schweden und habe irgendwann gemerkt, dass der Sport weiter südlich in Europa viel größer und etablierter ist. Es war schon immer mein Traum, ins Ausland zu gehen, also bin ich nach meinem Schulabschluss nach Holland gezogen und anderthalb Jahre dortgeblieben. Dann bin ich in die Ställe von Ludger Beerbaum gewechselt, in denen Christian seine Basis hatte, und seitdem bin ich dort.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde zu den wichtigen Terminen im Jahr in Bestform sind?
Schwer zu sagen, aber ich habe im Laufe der Jahre, in denen ich schon in dieser Branche arbeite, gemerkt, dass weniger mehr ist. Man hat viel Arbeit zu erledigen, aber ich glaube, die Pferde sind meistens am glücklichsten, wenn alles schön einfach ist. Wir versuchen immer, dafür zu sorgen, dass um sie herum nicht allzu viel los ist, damit sie einfach nur Pferd sein können. Das hilft ihnen dabei, für den Wettkampf gut in Form zu sein.
Außerdem spüren die Pferde es, wenn der Reiter sich gut fühlt und dieses Gefühl überträgt sich auf sie. Sie reagieren auch auf die Energie der Menschen um sie herum. Erfolg nährt Erfolg. Wenn ein Pferd anfängt, Erfolg zu haben, verbessern sich die anderen Pferde manchmal auch.
Haben Sie irgendeinen Aberglauben oder eine bestimmte Routine, die Sie bei einem wichtigen Wettkampf befolgen?
Ehrlich gesagt, versuche ich, so etwas möglichst zu vermeiden, weil es mich sonst verrückt machen würde! Wenn ich beispielsweise damit anfangen würde, zu glauben, dass uns ein bestimmtes Kleidungsstück zum Sieg verhilft, wäre ich jedes Mal enttäuscht, wenn wir nicht gut abschneiden.
Welche Eigenschaften besitzt Christian, die ihn Ihrer Meinung nach zu einem so erfolgreichen Reiter machen?
Er arbeitet seit so vielen Jahren unglaublich hart und hat sich völlig seinen Pferden verschrieben. Sie sind, abgesehen vom FC Bayern München, seine einzige Leidenschaft! Er ist extrem fokussiert und engagiert, was seine Karriere angeht. Er durfte bei Ludger Beerbaum lernen und dessen Ratschläge lassen sich nicht mit Gold aufwiegen. Allerdings glaube ich, dass er auch so erfolgreich geworden wäre.
Sind Sie gern bei den Majors – dem The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, dem Spruce Meadows `Masters‘ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Die Majors sind unglaublich. Die Veranstalter gehen immer noch einen Schritt weiter und geben sich besonders große Mühe, damit es den Pflegern, Reitern und Pferden an nichts fehlt. Es sind die Turniere mit der weitreichendsten Geschichte und den längsten Traditionen. Alle Organisatoren sorgen bis ins kleinste Detail dafür, dass alles so ideal wie möglich für uns und die Pferde ist und das macht einen gewaltigen Unterschied.
Für Christian als Deutschen ist der CHIO Aachen natürlich etwas ganz Besonderes. Es fühlt sich generell anders an, wenn wir zu diesen Turnieren fahren. Es ist ein wirklich einzigartiges Gefühl, in und an diesen Arenen zu sein.
Was für ein Gefühl ist es, hier beim CHI Genf zu sein? Wie sind die Anlagen und Einrichtungen für Sie selbst und für die Pferde?
Wir haben nicht viel zu bemängeln! Für die Pferde und die Pfleger ist es hier sehr gut. Die Leute hier sind alle sehr freundlich und wenn man die riesige Arena betritt, bekommt man auf jeden Fall eine Gänsehaut!
Können Sie uns ein bisschen über Ihr Kontingent an Pferden erzählen?
Unser Sieg mit Chageorge beim Prix des Communes Genevoises am Freitag war sehr aufregend. Er ist ein sehr talentiertes Pferd mit einer hoffentlich vielversprechenden Zukunft.
Checker 47 hatte ein unglaubliches Jahr mit so vielen Siegen. Es ist verblüffend, wie viel er erreicht hat. Er besitzt eine sehr starke Persönlichkeit und mag es nicht, wenn es um ihn herum zu voll wird. Dann geht er in seine Ecke und versteckt sich. Er vertraut nur ein oder zwei Menschen.
Wir waren auch sehr zufrieden mit Just Be Gentle im Rolex IJRC Top 10 Finale. Sie kann sehr schreckhaft sein, aber sie hat einfach die Arena betreten und sich großartig geschlagen. Sie besitzt einen unglaublich starken Charakter und ist sehr unabhängig. Sie lebt so sehr in ihrer eigenen Welt, dass sie die Menschen nicht wirklich dort hineinlässt.
Wenn Sie einem angehenden Pfleger etwas mit auf den Weg geben könnten, was wäre das?
Stets beobachten und lernen! Ich lerne noch immer tagtäglich von den anderen Pflegern um mich herum. Es ist ein harter Job, aber man darf Dinge erleben, die nur wenigen Menschen vergönnt sind. Ich weiß noch, wie ich früher bei Pferdeveranstaltungen im Publikum gesessen habe. Damals hätte ich mir nie vorgestellt, dass ich mal ein Teil von so etwas sein würde.
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