Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof
Das zweite Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping in diesem Kalenderjahr ging mit einem weiteren sensationellen Rolex Grand Prix im voll besetzten Hauptstadion des CHIO Aachen zu Ende. Dieses Jahr feiert der legendäre Schauplatz des Reitsports zahlreiche bedeutsame Jubiläen, denn er blickt nicht nur auf 100 Jahre Turniergeschichte zurück, sondern auch auf 25 Jahre mit Rolex als Hauptsponsor.
40 der weltbesten Pferd- und Reiterpaare, die sich in den letzten Tagen für den Rolex Grand Prix qualifiziert hatten, nahmen es mit dem von Frank Rothenberger gestalteten Parcours auf. Sie alle hofften, in den begehrten Kreis derjenigen aufgenommen zu werden, die den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen bislang schon gewonnen haben – einer Veranstaltung, die oft als das Wimbledon des Reitsports bezeichnet wird. Interessanterweise sind sechs der letzten zehn Gewinner des Rolex Grand Prix Deutsche, und da über ein Viertel der Reiter aus dem Gastgeberland stammte, hoffte das Publikum natürlich auf einen weiteren Sieg für Deutschland.
Der Wettbewerb setzte sich aus zwei Umläufen sowie einem Stechen zusammen, falls mehrere Reiter dieselbe Anzahl an Strafpunkten haben sollten. Im Rolex Grand Prix zu bestehen, erfordert ein hohes Maß an Belastbarkeit, Sprungkraft und Talent sowie absolute Harmonie und Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.
Als dritter Starter legte der Argentinier José María Larocca mit einer schönen, fehlerfreien Runde schon früh die Richtzeit fest. Gleich der nächste Starter in dem meisterhaft gestalteten Parcours, der Deutsche und Titelverteidiger Marcus Ehning, zog zur Begeisterung des Heimpublikums nach. Der derzeitige Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Willem Greve, trat auf demselben Pferd an, mit dem er den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters gewonnen hatte, und hoffte zu erreichen, was bisher erst zwei Reitern gelungen ist: zwei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping in Folge zu gewinnen. Leider konnte er nicht an seinen Erfolg in den Niederlanden anknüpfen.
Die 18 besten Reiter aus dem ersten Umlauf zogen in die nächste Runde ein und diejenigen, die den Parcours mit maximal vier Fehlerpunkten schnell absolvierten, blieben weiterhin im Rennen um einen der begehrtesten Preise dieses Sports. Insgesamt gelang nur 9 Reitern eine fehlerfreie erste Runde, darunter der Italiener Lorenzo de Luca, der Rolex-Markenbotschafter und dreimalige Major-Gewinner Martin Fuchs sowie der Heimfavorit Richard Vogel, Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf im Dezember 2023.
In der zweiten Runde traten die Reiter entsprechend ihrer Ergebnisse aus der ersten Runde in umgekehrter Reihenfolge an und dem zehnten Starter, dem Amerikaner McLain Ward, gelangen als Erstem zwei fehlerfreie Durchläufe, womit er die restlichen acht Reiter mächtig unter Druck setzte. Von diesen Reitern konnten nur der Schweizer Martin Fuchs, der Deutsche André Thieme –Europameister im Einzel 2021 – sowie die Nummer zehn der Weltrangliste, Richard Vogel, neben dem Amerikaner ins Stechen einziehen.
Große Spannung lag in der Luft der Aachener Soers, als McLain Ward als erster Starter im Stechen in das voll besetzte Hauptstadion einritt. Der zweimalige Major-Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping flog in einer Zeit von 41,02 Sekunden förmlich über den verkürzten Parcours, ohne sich einen einzigen Fehler zu leisten. Fuchs unterbot den Amerikaner um beinahe zwei Sekunden, musste aber am vorletzten Hindernis einen Abwurf hinnehmen. Das Publikum brach in begeisterten Jubel aus, als Thieme anschließend mit einer Zeit von 39,77 Sekunden die Führung übernahm und nur noch ein Starter übrig war. Alles sah danach aus, als würde sich der letzte Starter, Vogel, seinen zweiten Major-Sieg holen, als er eine Sekunde schneller als sein Landsmann ins Ziel ritt, doch zu seiner großen Enttäuschung fiel der letzte Rolex-Steilsprung und so ging der Sieg an Thieme.
Seinen Sieg kommentierte der Deutsche wie folgt: „Jeder Reiter träumt davon, den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen zu gewinnen, und dass ich jetzt zur Liste der Sieger gehöre, besonders als Deutscher, ist unbeschreiblich. Vor zwei Jahren habe ich hier mit meinem Team den Mercedes-Benz Nationenpreis gewonnen, was schon ein Lebenstraum war, und jetzt das – ich glaube, ich sollte mich jetzt und hier beim CHIO Aachen aus dem Turniersport zurückziehen, denn besser kann es nicht mehr werden. Die Atmosphäre und das Publikum suchen ihresgleichen – da kann einfach kein anderes Turnier mithalten.“
Thieme erklärte auch seine Vorgehensweise im Stechen: „Ich habe mehr Galoppsprünge zwischen dem ersten und zweiten Hindernis eingebaut. Ich weiß, dass mein Pferd nicht die größte Galoppade hat, aber sie ist sehr schnell und so konnte ich eine sehr enge Kurve zum vorletzten Oxer reiten, und beim letzten Hindernis habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt. Mein Pferd [DPS Chakaria] ist einfach unglaublich!“
Photo credits : Rolex / Landry Basile
Der CHIO Aachen, Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping, findet jeden Sommer zehn Tage lang statt, er ist allerdings nicht der einzige Termin für actionreiche Aktivitäten an diesem besonderen Schauplatz. Das ganze Jahr über veranstaltet der CHIO Aachen CAMPUS hier in Partnerschaft mit Rolex Trainings- und Weiterbildungsangebote für Amateur- und Profireiter..
Der CHIO Aachen CAMPUS, auch bezeichnet als „Home of the Equestrian Sport“, konzentriert sich auf fünf verschiedene Themenbereiche, Training, Digital, Youth, Education und Excellence. Das Hauptziel in jedem dieser fünf Bereiche ist die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung des Reitsports. So soll durch praxisorientierte Wissensvermittlung, qualitativ hochwertiges und exklusives Training sowie eine hervorragende Infrastruktur aufgrund der zentralen Lage des CHIO Aachens als Trainingsgelände ein optimales und ganzheitliches Angebot ermöglicht werden.
Die unterschiedlichen Formate finden das ganze Jahr hindurch statt, beispielsweise das „Equestrian Stable Management“, – ein internationales Zertifikatsprogramm in Kooperation mit der RWTH Aachen International Academy. Im Rahmen des Programms werden durch die Einbindung von Pferdespezialisten von Weltrang und renommierten BWL-Professoren effiziente und innovative Arbeitsmethoden für die modernen Herausforderungen im Reitsportgeschäft entwickelt. Das Programm ist im April mit dem ersten Jahrgang gestartet und ist mit 20 Studenten aus elf Nationen international besetzt.
Darüber hinaus hat der CHIO Aachen CAMPUS das Ziel, durch sein Exzellenz-Programm die nächste Generation von Spitzenathleten im Reitsport auszubilden. Das Exzellenz-Programm ist ein herausragendes internationales Trainingsprogramm für junge, talentierte Reiter aus aller Welt. Ziel des CHIO Aachen CAMPUS ist es, ein spezialisiertes und ganzheitliches Trainingsprogramm anzubieten, das jungen und ambitionierten Reitsportathleten dabei hilft, sich ihren Weg an die Spitze des Sports zu bahnen. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf Dressur und Springreiten und die Coaches sind niemand Geringeres als Isabell Werth und Jos Lansink.
Das Wohlergehen der Pferde ist ein weiteres wesentliches Element des CHIO Aachen, weshalb dieser gemeinsam mit dem CHIO Aachen CAMPUS wissenschaftliche Untersuchungen im CHIO Aachen Scientist Circle vorantreibt. In diesem Zusammenschluss untersuchen internationale Wissenschaftler und Reitsportexperten , wie es Sportpferden bei der internationalen Turnierveranstaltung in Aachen geht und wie sich vor Ort am besten für ihr Wohlbefinden sorgen lässt. Dies wird anhand von innovativen Methoden gemessen und soll neue Maßstäbe für das Wohlergehen der Pferde setzen.
Der CHIO Aachen CAMPUS bietet Kurse sowie Aktivitätstage für jede Alters- und Leistungsstufe an, von Kindern über lokale Reitclubs bis hin zu den Stars von morgen. Wenn Sie mehr über den CHIO Aachen CAMPUS erfahren möchten, klicken Sie hier oder folgen Sie seinem Instagram-Kanal.
Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns erläutern, was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Margo Thomas. Ich arbeite seit fünf Jahren als Pflegerin bei Laura Kraut.
Wie sind Sie dazu gekommen, eine berufliche Laufbahn im Bereich Pferde einzuschlagen?
Ich bin schon seit meiner Kindheit geritten, damals überwiegend Vielseitigkeit. Irgendwann habe ich mir gedacht, ich würde lieber Geld verdienen als es auszugeben, und Pflegerin zu werden, war der beste Weg für mich. Vor etwa neun Jahren bin ich als Pflegerin zum Springreiten gewechselt und seitdem hat es sich immer weiterentwickelt. Mir haben sich in all den Jahren so tolle Chancen geboten und die beste davon war es definitiv, bei Laura anzufangen.
Das ist diesen Herbst schon fünf Jahre her. Am Anfang bin ich nicht davon ausgegangen, direkt Lauras Pflegerin zu werden, sondern ich dachte, ich wäre nur Teil eines Teams. Aber als ich ankam, hieß es, wenn du in den ersten Tagen gut genug bist, reist du mit nach Saint-Tropez, und ab da folgte eine Veranstaltung nach der anderen.
Laura und ich liegen absolut auf derselben Wellenlänge. Die letzten fünf Jahre waren fantastisch – innerhalb der ersten sechs Monate gehörten wir zum Siegerteam beim Nations‘ Cup in Wellington. Und dann kam Covid. Danach folgte eine lange Vorbereitungsphase für Tokio, wohin ich Laura und Baloutine begleiten durfte, und letztes Jahr waren wir mit Dorado 212 bei den Panamerikanischen Spielen. Bis jetzt war es einfach großartig, Laura und ihren Pferden helfen zu dürfen. Ich genieße jede Sekunde, in der ich mich um diese unglaublichen Pferde kümmern und Teil dieses tollen Teams sein darf.
Was macht den CHIO Aachen für Sie zu so einem besonderen Event?
Er ist das beste Turnier der Welt. Hier herrscht eine so elektrisierende Atmosphäre und das enorme Fachwissen des Publikums über Pferde und den Reitsport sind einfach phänomenal. Die Zuschauer reiten den Parcours buchstäblich mit den Reitern mit. Sie haben Ahnung von der Parcourseinteilung und es ist toll, ein so fachkundiges Publikum zu haben. Das ist nicht immer so. Es ist eine so prestigeträchtige Veranstaltung und jede Prüfung ist so bedeutsam, dass man noch weiß, wer letztes Jahr gewonnen hat. Man ist von so viel Energie und Geschichte umgeben – es ist einfach fantastisch, dieses Jahr wieder hier zu sein.
Können Sie uns etwas über die Einrichtungen für Sie selbst und für die Pferde erzählen?
Die Stallanlagen hier sind großartig! Diese Woche war es hier ziemlich kalt, aber in den Ställen war es angenehm warm. Das ist perfekt für so kühles Wetter. Es ist schön, die großen Grasflächen zu haben, auf denen die Reiter die Pferde bewegen und wir sie grasen lassen können. Es gibt sehr viel Platz für die Pferde außerhalb der Ställe. Bei vielen anderen Veranstaltungen kann man die Pferde außerhalb der Arenen nirgends nach draußen lassen oder bewegen.
Mir gefällt natürlich die Pfleger-Lounge in den Stallanlagen, wo wir fast rund um die Uhr etwas zu essen bekommen. Das ist wirklich viel wert, wenn man wegen der Prüfungen so eingespannt ist.
Als Turnierpflegerin reist man durch die ganze Welt. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Pferde zufrieden und bereit für den Wettkampf sind?
Man muss auf die individuellen Charaktere eingehen. Ich glaube, es gibt keine Standardroutine für jedes Pferd, aber wenn man zum Beispiel sieht, dass ein Pferd nicht genug Wasser getrunken hat, muss man ein bisschen Mash ins Wasser geben, um es zum Trinken zu animieren. Wenn man seine Pferde gut kennt, weiß man, welche auf Reisen entspannter sind als andere.
In Europa machen wir bei langen Reisen öfter Pause, in Amerika ist das aber eher unüblich. Darum versuchen wir, sie dort immer in Boxen zu transportieren, damit sie sich bewegen können. Normalerweise bin ich immer dabei, wohin die Pferde auch reisen, ob im Flugzeug oder in meiner Hängematte hinten im LKW. Die Pflege der Pferde muss ganz individuell auf ihre jeweiligen Charaktere abgestimmt sein. Man muss darauf achten, jedes Pferd im Auge zu haben und zu sehen, wie sie sich während der Reise verhalten.
Welche Eigenschaften besitzt Laura, die sie zu einer so erfolgreichen Reiterin machen?
Laura kann gut kommunizieren, was die Pferde brauchen, aber vor allem ist sie wirklich gut darin, uns als Team und unserer Kommunikation untereinander zu vertrauen. Sie weiß, dass wir hier sind, um sie und die Pferde zu unterstützen. Sie ist jemand, der hilft und anleitet, aber sie sieht mir nicht ständig über die Schulter, weil sie mir vertraut. Es ist großartig, für so jemanden zu arbeiten.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als Pflegerin?
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping ist so prestigeträchtig und ich war schon bei allen vier Majors, was ich als riesiges Privileg empfinde. Ich liebe die Majors..
Meine Aufgabe ist es, so gut ich nur kann die Bedürfnisse von Laura und den Pferden zu erfüllen. Der Weg zu den Arenen ist natürlich ziemlich nervenaufreibend, aber wenn das Pferd erst mal drin ist, kann ich nichts mehr tun. Dann bleibt mir nur noch zu hoffen, dass ich meinen Job gut gemacht habe, um die Pferde und Laura zu unterstützen. Ich versuche, mir meine Nervosität bei der Arbeit nicht anmerken zu lassen, denn die Pferde spüren so etwas. Ich hole tief Luft und sehe mir an, was ich tun kann, um dafür zu sorgen, dass sie so erfolgreich wie nur möglich sind.
Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken, welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Ich glaube, das Wichtigste für einen Pfleger ist es, das Pferd immer an die erste Stelle zu setzen. Man darf nicht vergessen, dass Pferde Tiere sind und eigene Instinkte besitzen. Wir verlangen von ihnen, eine Stunde am Tag für uns zu arbeiten, aber den Rest der Zeit sollten sie Pferde sein und ein behagliches Leben führen dürfen. Wir haben es zu einem wichtigen Schwerpunkt in unserem Tagesprogramm gemacht, die Pferde oft auf die Weide zu lassen und ihnen bei Veranstaltungen oft Freilauf am Halfter zu ermöglichen. Ihr Wohlbefinden sollte immer unsere Priorität sein, ganz egal, ob man zu Hause oder bei einem Turnier ist.
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