(Photo: Rolex Grand Slam / Nick Skelton)
Was hat Ihnen der Sieg des allerersten Rolex Grand Slam of Show Jumping Major beim CHIO Aachen 2013 bedeutet?
Den ersten Major des Rolex Grand Slam beim CHIO Aachen 2013 zu gewinnen, war einfach unglaublich. Ich hatte zuvor zwar schon das Glück, diesen Grand Prix dreimal gewonnen zu haben, aber der erste Major-Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein, war wirklich etwas ganz Besonderes. Ich war in einer sehr guten Position für das nächste Major, das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’, aber leider hat sich Big Star damals verletzt, so dass wir nicht antreten konnten.
Können Sie sich an Ihre Emotionen erinnern und wie Sie sich in diesem Moment gefühlt haben?
Der Sieg in Aachen war wirklich fantastisch, es ist das beste Turnier der Welt. Von der Bedeutung her würde ich es auf eine Stufe mit dem The Masters im Golf und Wimbledon im Tennis stellen. Mit Big Star zu gewinnen war unglaublich, er ist einfach phänomenal gesprungen. Für mich war es auch ein wirklich unvergesslicher Moment, weil seine Besitzer und meine Familie dabei waren, wodurch alles für mich noch eine ganz andere Bedeutung bekomen hat als bei einem normalen Turnier oder einem anderen Grand Prix.
Können Sie uns etwas über Big Star erzählen und was ihn so besonders macht?
Big Star war ein unglaublich tolles Pferd – er hatte einfach alles. Ich würde ihm für alles 11 von 10 Sternen geben. Er war so springgewaltig, vorsichtig und unglaublich intelligent. Er hat sich immer sehr auf das Springen gefreut, er hat es einfach geliebt.
Ich habe Big Star 5-jährig gekauft. Laura [Kraut] hat ihn entdeckt, als sie 2008 bei einem Turnier in Holland war, wo das amerikanische Team im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking ein Trainingslager abgehalten hat. Sie war einen Tag früher auf dem Turnier, hat ihn springen gesehen und ihr war sofort klar, dass ich ihn haben musste.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert später im Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Wie stark hat er diesen Sport beeinflusst?
Der Rolex Grand Slam hat einen enormen Einfluss auf den Springsport – er ist unglaublich prestigeträchtig. Um den Rolex Grand Slam zu gewinnen, müssen die Reiter drei der vier Majors für sich entscheiden. Allein den Sieg eines einzelnen Majors zu holen ist schon äußerst schwer, und die Kombination dieser Turniere stellt daher wirklich die größte Challenge des Sports dar und ist etwas, das jeder einmal gewinnen möchte. Insgesamt, inklusive der Zeit bevor es den Rolex Grand Slam of Show Jumping gab, habe ich beim CHIO Aachen und beim CSIO Spruce Meadows 'Masters' jeweils viermal gewonnen, bei den The Dutch Masters zweimal und beim CHI Genf einmal – es wäre also schön gewesen, wenn es diese Initiative schon früher gegeben hätte.
Gibt es aus den letzten 10 Jahren einen persönlichen Lieblingsmoment von Ihnen?
Mein Lieblingsmoment aus den letzten 10 Jahren ist, als Scott Brash den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen hat. Alle standen hinter ihm und wollten, dass er beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ sein drittes Major gewinnt – ein Kunststück, das bis zu diesem Zeitpunkt noch keinem gelungen war. Das war ein wirklich großartiger Moment für unseren Sport. Ich hoffe, dass es wieder jemand schafft. Vielleicht schafft es McLain Ward dieses Jahr in Aachen, seine Stute ist bisher super gesprungen und ich bin sicher, dass er sein Bestes geben wird.
Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie eine Reihe von Höhen und Tiefen durchlebt. Wie haben Sie dafür gesorgt, immer weiter nach vorne zu schauen?
Ich habe immer versucht, junge Pferde zu kaufen und sie weiterzubringen. Es ist sehr wichtig, immer wieder jüngere Pferde nach oben zu bringen – so kann man fortwährend an der Spitze bleiben, denn wenn man sein bestes Pferd in Rente schickt, ist hoffentlich schon das nächste bereit einzuspringen. Bis auf Dollar Girl habe ich alle meine Pferde als Youngster gekauft, auch Arko III und Big Star. Es ist großartig, ein Pferd so weit zu bringen, dass es an einem Grand Prix oder Major Prix teilnimmt oder sogar gewinnt.
Was machen Sie jetzt, nachdem Sie sich aus dem Sport zurückgezogen haben? Vermissen Sie den Nervenkitzel der Turniere?
Ich vermisse die Turniere nicht mehr. Ich habe so viele Jahre auf der ganzen Welt geritten und 2016 meine Karriere an einem guten Punkt beendet. Zurzeit haben wir zahlreiche Schüler, die bei uns trainieren, aber auch junge Pferde, die wir ausbilden und an Besitzer oder Reiter verkaufen möchten.
Im Winter verbringen wir viel Zeit in Florida, um am Winter Equestrian Festival in Wellington teilzunehmen, was drei Monate harte Arbeit bedeutet. Danach kommen wir normalerweise nach Europa zurück, um die Europa-Tour zu verfolgen. Dieses Jahr sind wir beim CHIO Aachen dabei und wollen dort natürlich gewinnen.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Ich kann nicht sagen, was der beste Ratschlag ist, den ich erhalten habe, aber was ich meinen Schülern immer rate, ist, geduldig zu bleiben, konsequent zu trainieren und nicht aufzugeben. In diesem Sport muss man wirklich Geduld haben, besonders wenn man junge Pferde ausbildet.
(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)
Können Sie sich kurz vorstellen und uns sagen, für wen Sie arbeiten und was Ihre Aufgabe ist?
Ich heiße Denise Moriarty und ich bin seit elf Jahren als leitende Pferdepflegerin für Kent Farrington tätig. Wir haben ein tolles Verhältnis zueinander und sind miteinander sehr vertraut. Kent ist sehr gut darin, uns alle in jeden Schritt der Entwicklung eines Pferdes einzubeziehen – er möchte, dass wir verstehen, warum er etwas tut. Wenn er zum Beispiel eine neue Zäumung oder ein neues Gebiss ausprobiert, teilt er uns sein Empfinden als Reiter mit, damit wir es besser verstehen können. Wir tauschen uns umfassend aus und das Vertrauen ist groß.
Sie treten regelmäßig die lange Reise von Amerika nach Europa an. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Pferde bequem reisen, damit sie weiterhin Höchstleistungen bringen können?
Wir stellen sicher, dass sie extrem fit sind, damit sie gut mit dem Reisen klarkommen und sich danach schnell erholen. Vor dem CHI Genf fliegen wir zum Beispiel am Montag vor dem Turnier nach Europa. Die Pferde können dann am Dienstag zum Vet-Check und am Donnerstag zu ihrer ersten Prüfung antreten. Wir müssen während des Transports vor allem sicherstellen, dass sie ruhig bleiben und ausreichend fressen und trinken. Wir bemühen uns immer, die Reise für sie angenehm zu gestalten.
Ich fliege mit den Pferden und ehrlich gesagt ist es viel angenehmer als ein normaler Linienflug. Man muss nicht anstehen oder darauf warten, dass die Flugbegleiter mit Essen und Getränken vorbeikommen – man kann sich einfach selbst bedienen. Mit der Erlaubnis des Piloten können wir zudem herumlaufen und nach unseren Pferden sehen, was wirklich schön ist. Jedes Flugzeug, mit dem wir fliegen, ist anders. Qatar Airways zum Beispiel hat einen riesigen Bereich im Oberdeck für uns. Aber einige der Inlandsflüge sind viel kleiner und wir müssen mit den Klappsitzen vorliebnehmen – aber diese Flüge dauern nur ein paar Stunden, das ist also in Ordnung.
Was können Sie tun, um einem Pferd zu helfen, wenn es nicht gerne reist?
Wenn ein Pferd nicht gerne reist oder das Reisen für das Pferd neu ist, versuche ich, es mit einem reiseerfahreneren Pferd zusammenzustellen. So lernt es, aus der Kraft des erfahreneren Pferdes zu schöpfen. Das ängstliche Pferd beruhigt sich, wenn es sieht, dass das andere Pferd ruhig bleibt. Denn es versteht dann, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.
Ich achte auch darauf, dass alles richtig vorbereitet ist: dass die Rampe sicher und die Trennwand geöffnet ist. Sie sollen genau wissen, wo sie hinmüssen. Es ist wichtig, dass ihre ersten Reiseerfahrungen positiv sind. Manchmal setzen wir Ohrstöpsel ein, um sie etwas mehr abzuschotten und die Reise für sie angenehmer zu machen. Wenn sie die ersten paar Male gute Erfahrungen gemacht haben, werden sie auch in Zukunft kein Problem mit dem Reisen haben – diese Erfahrung habe ich gemacht.
Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, um die Sie sich derzeit kümmern? Welche Eigenschaften haben sie?
Wir haben eine Menge starker Charaktere bei uns im Stall! Aber wir mögen das und lassen ihnen die Möglichkeit, sie selbst zu sein – sie sind alle sehr unterschiedlich.
Creedance ist einfach glücklich über alles und freut sich auf jeden neuen Tag, auch wenn die meisten seiner Tage gleich ablaufen. Er liebt es, sein Halfter anzubekommen, auszureiten oder zu springen. Bei Landon ist es ganz ähnlich. Er freut sich auf seine Arbeit, aber er kann auch ein bisschen frech sein und auf Turnieren wie ein echter Hengst auftreten, obwohl er keiner ist! Im Großen und Ganzen sind es großartige Pferde. Natürlich haben sie ihre kleinen Macken, genau wie wir Menschen, aber sie sind wirklich lieb.
Sind Sie gerne bei den Majors – The Dutch Masters, dem CHIO Aachen, Spruce Meadows ‘Masters’ und dem CHI Genf? Wodurch unterscheiden sie sich Ihrer Meinung nach von den anderen Turnieren?
Ich glaube, es ist einfach das Prestige und der Respekt vor den Majors. Dort treten die besten Pferde und Reiter an und die Bedingungen für alle, auch für die Pfleger, sind einfach toll. Diese Turniere gehören wirklich zu den allerbesten. Sie finden an Orten statt, an denen jeder Besucher und Teilnehmer etwas von Pferden versteht und einen Bezug zu ihnen hat. Die Beteiligung der Zuschauer und der ganze Rummel und die Energie, die sie erzeugen, schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Das hat man bei anderen Veranstaltungen einfach nicht.
Ich hatte schon immer ein Faible für den CHI Genf – er ist einer der Höhepunkte unseres Jahres. Die Stimmung beim CHIO Aachen ist einfach unglaublich und die Größe der Hindernisse in Spruce Meadows macht dieses Turnier zu einem einzigartigen Wettbewerb. Und auch die Menschen beim The Dutch Masters verstehen so viel von Pferden und das Personal dort ist fantastisch. Jedes der vier Turniere hat also etwas Einzigartiges und Besonderes an sich.
Wie war es, Teil von Kents Team zu sein, als er beim CHIO Aachen und beim CHI Genf gewann?
Das waren beides ganz besondere Momente. Gazelle war beeindruckend: Sie hat immer weiter gekämpft und wollte unbedingt gewinnen. Wie ich bereits erwähnt habe, sind diese Turniere die besten der Welt. Zu sehen, wie der eigene Reiter und das Pferd, um das man sich jeden Tag kümmert, gewinnen – das kann man einfach nicht mit Worten beschreiben.
Haben Sie etwas anders gemacht?
Bei Gazelle versuchen wir ehrlich gesagt, alles immer gleich zu machen. Sie gibt Kent schon beim Aufsitzen zu verstehen, ob sie in Siegerlaune ist – das kann er spüren. Solange alles klappt, wird es normalerweise ein guter Tag.
Was war Ihr stolzester Moment als Pferdepflegerin?
Das lässt sich nur schwer auf einen Moment begrenzen. Wir haben Gazelle, seit sie sieben Jahre alt ist. Wir haben sie also aufgebaut und zu dem Pferd gemacht, das sie heute ist, haben sie wachsen sehen und ihre Höhen und Tiefen erlebt. Wenn ich an ihren Sieg beim CHIO Aachen zurückdenke und mich daran erinnere, wie sie drei der größten und anspruchsvollsten Umläufe in diesem Sport gesprungen ist, und wie sie immer noch kämpfte, um das letzte Hindernis zu überwinden und ins Ziel zu galoppieren, weil sie genauso sehr gewinnen wollte wie Kent es wollte – das war schon erstaunlich. Es war ein unglaubliches Gefühl – was diese Pferde für uns tun, ist einfach unfassbar. Dieser Sieg hat uns viel bedeutet.
Und auch der Gewinn der Silbermedaille im Team für Kent und Voyeur bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio war natürlich ein ganz besonderer Moment.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten und am wenigsten?
Am besten gefällt mir, einfach Zeit mit den Pferden zu verbringen. Als Pferdepfleger haben wir das große Glück, den ganzen Tag im Freien arbeiten zu können, wir sind immer auf den Beinen. Das hält uns aktiv und gesund, was toll ist. Wir dürfen an einige der schönsten Orte der Welt reisen und man hat immer mal wieder einen Moment Zeit, einfach mal tief durchzuatmen und seinen Job zu schätzen zu wissen. Für mich ist das Reisen der schwierigste Teil – die Tage sind oft sehr lang und es kann ziemlich anstrengend sein, aber das ist einfach Teil der Arbeit.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Pferdepfleger anstrebt?
Man kann durchs Zusehen bereits viel lernen – außerdem muss man eine Leidenschaft für Pferde haben und seine Arbeit lieben. Wem es keinen Spaß macht, der sollte es lieber sein lassen. Selbst jetzt sehe ich noch anderen Pferdepflegern zu und beobachte, wie sie verschiedene Dinge tun oder wie sie mit einem schwierigen Pferd umgehen – in diesem Beruf lernt man nie aus.
Ich arbeite sehr gerne in dieser Branche und habe auf der ganzen Welt Freunde fürs Leben gefunden. Man muss einfach offen sein für soziale Kontakte und alle Möglichkeiten nutzen, die sich einem bieten.
Wie sieht die Gemeinschaft der Pferdepfleger aus? Unterstützen sie einander?
Wir alle machen diesen Job aus dem gleichen Grund: Wir lieben Pferde. Wir alle teilen die gleiche Leidenschaft und arbeiten hart. Viele meiner Freunde, die Pferdepfleger sind, arbeiten schon sehr lange für ihre Reiter. Es ist also wie eine kleine Familie, die zusammen unterwegs ist. Es gibt immer jemanden, den man anrufen kann, um sich Rat zu holen. Neulich erst musste ich Sean anrufen, weil ich den Strom im Transporter nicht ans Laufen bekam! Irgendjemand ist immer bereit zu helfen – es ist eine tolle Community.
(Photo: Pexels / Harry Cunningham)
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping gibt mit großer Freude den Start einer neuen Podcast-Reihe bekannt, die eine der wichtigsten Gruppen – und die oftmals unbesungenen Helden des Sports – feiert: die Pfleger. Wie die Caddies beim Golf oder die Mechaniker bei der Formel Eins spielen die Pfleger eine wesentliche Rolle für den Erfolg ihrer Pferde und Reiter. Ab. Juni erscheint der Podcast vierteljährlich auf Spotify und Apple Podcasts, rechtzeitig vor dem jeweiligen Major der ultimativen Serie im Pferdesport.
Die einzelnen Folgen werden je nach Teilnehmern und deren individuellen Geschichten immer leicht variieren, legen aber den Hauptfokus auf die Pfleger und das gesamte Team hinter den Kulissen und beleuchten, welche entscheidende Rolle diese Menschen für den Erfolg eines Springreiters an der Weltspitze spielen. Außerdem bietet der Podcast einen Einblick in ihre Laufbahnen und ihre Beziehung zu den Pferden, die am Rolex Grand Slam of Show Jumping teilnehmen.
Der erste Beitrag dieser spannenden neuen Reihe beschäftigt sich mit den Pflegern des Weltranglisten-Dritten und aktuellen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, McLain Ward: Virginie Casterman und Lee McKeever. Das erfahrene Duo arbeitet schon seit vielen Jahren in der Branche und hat sowohl die Höhen als auch die Tiefen dieses Sports miterlebt. Casterman gehört seit Ende 2016 zum Team, eine vergleichsweise kurze Zeit angesichts der mehr als 30 Jahre, die McKeever schon für den us-amerikanischen Reiter arbeitet.
Als Team reisen sie zusammen mit Ward, der sie als „die Besten im ganzen Spiel“ bezeichnet, und seinen Pferden um die Welt. Sie wissen, wie man sich um die Spitzenpferde dieses Sports kümmern muss und was nötig ist, um beispielsweise die herausragende HH Azur – auch „Annie“ genannt, inzwischen 17 Jahre alt – fit, gesund und so gut in Form zu halten, dass sie auf dem höchsten Niveau dieses Sports Siege davontragen kann.
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