Mittendrin im Rolex Grand Slam : Sonntag, den 6.Juli 2025

ROLEX GRAND PRIX

Martin Fuchs (SUI) rides Leone Jei as he celebrates winning the Rolex Grand Prix Credit : Rolex Grand Slam - Ashley Neuhof

Uebersetzung bald verfügbar

INTERVIEW MIT DANIEL BLUMAN

Credits : Rolex Grand Slam - Ashley Neuhof Credits : Rolex Grand Slam - Ashley Neuhof

Wir sind hier beim CHIO Aachen, dem zweiten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie besonders ist es, hier anzutreten?

Der CHIO Aachen ist das renommierteste Turnier der Welt, und es ist immer ein Privileg, hier zu reiten. Die Rolex Grand Slam of Show Jumping Majors sind unglaublich wichtig für unseren Sport. Hier treten die besten der Besten an. Beim CHIO Aachen will man die richtigen Pferde dabeihaben, die in Topform sind. Ich hatte jetzt schon einige Male die Gelegenheit, hier zu reiten, und das Erlebnis ist immer noch überwältigend: anspruchsvolle, technische Parcours, die besten Reiter aus der ganzen Welt mit den besten Pferden. Das Turnier steht für das, was das Springreiten ausmacht.

 

Wer hatte den größten Einfluss auf Ihre bisherige Karriere, und was ist der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Das ist eine schwierige Frage, denn ich hatte das Glück, im Laufe meiner Karriere mit so vielen unglaublichen Reitern und Mentoren zusammenzuarbeiten. Jetzt habe ich das Glück, mit meinem Freund Hans Horn zusammenzuarbeiten, der nicht nur ein phänomenaler Reiter ist, sondern auch jemand, den ich sehr respektiere.

Wenn ich mich für einen Tipp entscheiden müsste, der mir wirklich in Erinnerung geblieben ist, dann wäre es, den täglichen Umgang mit den Pferden zu genießen. Diesen Lifestyle wirklich zu schätzen zu wissen, jeden Tag aufzuwachen, um an diesem Miteinander zu arbeiten. Das ist es, was ich zu leben versuche und was für mich die Essenz der Reitkunst ausmacht.

 

Wie bauen Sie eine Beziehung zu Ihren Pferden auf, und wie wichtig ist das, wenn Sie bei Prüfungen wie dem Rolex Grand Prix antreten?

Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, aber für mich ist die Entwicklung einer tiefen und bedeutungsvollen Beziehung zu meinen Pferden alles. Es gefällt mir nicht, wenn Pferde ständig aus meinen Ställen kommen und gehen. Ich versuche, sie von klein auf zu fördern und mit ihnen zusammenzuwachsen und Vertrauen und Zuversicht aufzubauen, damit wir, wenn wir eine Arena wie in Aachen betreten, wirklich ein Team sind.

 

Bei vielen Pferden, die heute die großen Preise gewinnen, sieht man, dass dies oft das Ergebnis einer jahrelangen Partnerschaft ist. Der Reiter muss sein Pferd in- und auswendig kennen, und das Pferd muss seinem Reiter vollkommen vertrauen. Diese Beziehung geht weit über den Sport hinaus. Es geht um gegenseitigen Respekt und Verständnis. Um ehrlich zu sein, finde ich diesen Aspekt mindestens genauso befriedigend wie den eigentlichen Wettbewerb.

 

Sie haben bereits die Bedeutung der Reitkunst erwähnt und dass das Pferd an erster Stelle steht. Wie kann der Sport Ihrer Meinung nach sicherstellen, dass auch die nächste Generation dem Wohlergehen der Pferde Priorität einräumt?

Ich denke, dass viele von uns, einschließlich der Reiter, Trainer und anderer in der Branche, sich bewusst darum bemühen, die jüngere Generation auszubilden und selbst weiter zu lernen. Wir alle sind dafür verantwortlich, den Standard kontinuierlich anzuheben.

 

Für mich ist die Reitkunst nicht nur ein Prinzip, sondern eine persönliche Mission. Ich versuche, bei allem, was ich mit den Pferden mache, so überlegt und präzise wie möglich vorzugehen. Ihr Wohlbefinden steht an erster Stelle, und ich glaube, dass sie auf diese Weise ihr wahres Potenzial erreichen – unabhängig vom Niveau oder der Disziplin.

Letztendlich ist das beste Pferd eines, das seinem Reiter Freude bereitet, egal auf welchem Niveau. Diese Einstellung – dass das Pferd an erster Stelle steht – sollte der Leitgedanke für jeden sein, der sich mit diesem Sport beschäftigt.

 

Wie wichtig ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping Ihrer Meinung nach für die Entwicklung dieses Sports? Was bedeutet er Ihnen als Reiter?

Ich glaube, dass der Rolex Grand Slam of Show Jumping unseren Sport deutlich aufgewertet hat. Heute gibt es viele Fünf-Sterne-Veranstaltungen, aber es war von entscheidender Bedeutung, eine Initiative zu schaffen, bei der sich die besten Pferde und Reiter auf einem konstanten Weltklasseniveau treffen.

Da der aktuelle Kalender so voll ist, sind die Spitzenreiter oft über die ganze Welt verteilt, und wir treten nicht immer bei denselben Turnieren an. Der Rolex Grand Slam of Show Jumping schafft diese Momente, bei denen die Elite des Sports in einer Arena zusammenkommt, und das ist etwas ganz Besonderes.

Von sowas habe ich als Kind geträumt. Das sind die Arenen von denen man als junger Reiter träumt. Jetzt hier zu sein und gegen Reiter anzutreten, zu denen ich mein ganzes Leben lang aufgeschaut habe, ist eine große Ehre. Allein dabei zu sein, bedeutet, dass man etwas Bedeutendes erreicht hat.

INTERVIEW MIT ROBIN PARSKY

Robin Parsky, horse owner, poses for a photo Robin Parsky, horse owner Credit : Rolex Grand Slam - Helen Cruden

Sie sind jetzt seit über einem Jahr Vorsitzende des Jumping Owners Club. Auf welche Erfolge sind Sie besonders stolz, seit Sie diesen Posten übernommen haben?

Ich bin sehr stolz darauf, dass wir die Mitgliederzahlen erhöhen konnten. Das war mein Ziel. Wir möchten eine internationale Organisation mit Besitzern aus der ganzen Welt werden. Wir haben schon Besitzer aus aller Welt wie Brasilien, Mexiko, den USA, Schweden, der Schweiz und Deutschland. Das ist unglaublich aufregend, denn so können wir wichtige Informationen untereinander austauschen. Wir sind die wichtigsten Fürsprecher der Pferde, wodurch ich bereits Teil wichtiger Meetings der FEI war. Die waren sehr informativ und interessant, nicht nur für mich, sondern auch für andere Mitglieder, mit denen ich dieses Wissen teilen kann.

 

Unser anderes Ziel ist es, die Besitzer dahingehend zu schulen, was sie tun sollen, wenn sie zu einer Pferdeveranstaltung kommen. Man sollte meinen, das wäre einfach, aber oft ist es das nicht! Wir stehen den Besitzern zur Seite, um ihre Akkreditierung zu bekommen, ihre Sitzplätze zu finden, und erläutern ihnen, wo sie Zugang haben und was sie sehen werden. Wir versuchen, die Besitzer anzuleiten und zu ermutigen, sich ihre Pferde anzusehen.

 

Mir war es schon immer wichtig zu betonen, dass die Besitzer bei den Pferdeveranstaltungen willkommen sind und dass sie ihre Pferde begleiten und ansehen sollen. Denn da gehören sie hin, immerhin sie die größten Fans der Pferde!

 

Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie Sie selbst Besitzerin geworden sind?

Eine solche Reise beginnt, wenn die eigenen Pferde aufzusteigen beginnen, vor allem, wenn sie erstmals in Fünf-Sterne-Turnieren antreten. Dann wird einem bewusst, dass es ein Spiel mit hohem Einsatz und ein Spitzensport ist. Auf dem höchsten Niveau ist es ein faszinierender Sport, der viel mit Strategie zu tun hat, auch was die Zucht dieser Pferde betrifft. Das war für mich das Interessanteste und das, was mich gereizt hat, selbst Besitzerin zu werden.  Außerdem muss man als Besitzer in der Lage sein einzugreifen, wenn es nötig wird – ob es nun um das Wohlergehen des Pferdes geht, das Reisen oder darum, welche Veranstaltungen man für seine Pferde am geeignetsten hält.

 

Angesichts Ihres persönlichen Hintergrunds als Besitzerin, was macht Ihrer Meinung nach eine erfolgreiche Beziehung zwischen Reiter und Besitzer aus?

Das A und O ist die Kommunikation. Man muss seine Reiter dazu bewegen, mit einem zu reden. Man darf nicht vergessen, dass die simplen Fragen nicht die sind, die die Reiter von einem hören wollen. Als Besitzer können wir die Startreihenfolge selbst in Erfahrung bringen. Wir sollten den Reitern also lieber tiefergehende Fragen stellen. Ich finde es auch wichtig, dass man eine Beziehung aufbaut und Zeit sowohl mit dem Pferd als auch mit dem Reiter verbringt. Ich bin gern in den Ställen und gebe den Pferden Möhren oder gehe mit dem Reiter essen. Sich zu bemühen, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Beziehung. Ich versuche immer, die Reiter auf persönlicher Ebene kennenzulernen und ihre Ziele zu verstehen. Im Wesentlichen muss man zu einem Einvernehmen bezüglich der Ziele und Ambitionen, die man hat, kommen, bevor man eine Partnerschaft mit einem Reiter eingeht.

 

Was unterscheidet die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping aus Sicht eines Besitzers von anderen Veranstaltungen in diesem Sport?

Ich finde es enorm wichtig hervorzuheben, dass die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping das sind, was alle anstreben sollten. Wenn ein Besitzer ein Pferd kaufen und seine Qualität einschätzen möchte, sollte er sich fragen, ob dieses Pferd eines Tages bei einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping antreten könnte.

 

Ich finde, dass Rolex die Besitzer ganz hervorragend mit einbindet, und hatte das Glück, den Rolex Grand Prix beim CHI Genf und beim CHI Aachen zu gewinnen – beide Male mit Gazelle. Ich habe also als Besitzerin des Siegers zwei große Silberteller zu Hause. Die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind die Turniere, die man zu gewinnen versuchen sollte. Sie sind der ultimative Preis in unserem Sport.

 

Wie arbeiten Sie mit Ihren Reitern zusammen, um die richtigen Pferde auszuwählen, oder kommen die Reiter mit einem Pferd zu Ihnen? Können Sie uns verraten, wie das abläuft?

Ich finde, der Besitzer und der Reiter müssen dabei zusammenarbeiten. Zuerst muss man verstehen, welches Ziel der Reiter verfolgt – will er auf höherem Niveau antreten oder ist er noch dabei, seine Karriere aufzubauen? Manchmal unterstütze ich Nachwuchsreiter und helfe ihnen, sich bei Drei- und Vier-Sterne-Turnieren nach oben zu arbeiten.

 

Wenn man als Besitzer einen Reiter aus den Top 20 hat, braucht man ein entsprechend starkes Pferd für ihn. Man muss sich überlegen, welche Eigenschaften ein Spitzenpferd haben muss, und wie man so etwas findet. Ich verbringe gern Zeit mit den Züchtern und den Trainern, um herauszufinden, wonach sie suchen und was ihnen an unterschiedlichen Pferden gefällt. Ich hatte das Glück, schon neben einigen der größten Profis in diesem Sport zu sitzen und ihnen neugierige Fragen stellen zu dürfen. Man lernt so viel von ihnen und ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das tun konnte.

 

Sie haben als Besitzerin schon unglaubliche Erfolge gehabt. Was ist Ihre schönste Erinnerung?

Das ist für mich das Zusammensein mit den Pferden. Als mein Pferd Blue Angel zum ersten Mal beim CHIO Aachen angetreten ist, war ich völlig aus dem Häuschen. Ich war, als ich jung war, schon mal zur FEI Weltmeisterschaft 1986 in Aachen und habe mich wahnsinnig gefreut, Jahre später mit Blue Angel dort zu sein. Und als Gazelle das erste Mal beim CHIO Aachen angetreten ist, war das auch ein unglaublich stolzer Augenblick für mich. Selbst heute gehe ich noch zur Siegertafel am Eingang der Hauptarena, um mir Gazelles Namen dort anzusehen. Das war ein so besonderer Augenblick.

 

Es macht mir so viel Spaß, meinen Pferden zuzusehen, vor allem meinem jungen Hengst Minute Man, der von Henrik von Eckermann geritten wird und ein wirklich aufregendes Nachwuchstalent ist. Er hat erst kürzlich eine fehlerfreie Runde im Rolex Grand Prix beim CSIO Jumping International de la Baule absolviert, der auch zur Rolex-Serie gehört. Darüber habe ich mich unheimlich gefreut. Es begeistert mich jedes Mal, wenn meine Pferde vorankommen oder ich sie dort sehe, wo sie meiner Meinung nach verdientermaßen hingehören. Es ist ein fantastischer Sport und ich verbringe viel Zeit mit meinen tollen Pflegern und Reitern.

Ich habe schon in jungen Jahren Pferde besessen, aber erst, als ein Freund sah, mit welcher Leidenschaft ich Besitzerin war, und mir vorschlug, das doch hauptberuflich zu machen, habe ich beschlossen, es wirklich ernsthaft zu betreiben. Ich glaube, manche Besitzer tun sich manchmal etwas schwer, die Pferde mit ihrem Leben zu vereinbaren, aber wenn man sich ein paar Jahre lang richtig reinkniet, kann das einen großen Unterschied machen. Bei mir war es auf jeden Fall so.