(Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink)
Der Freitag war in der diesjährigen Ausgabe des The Dutch Masters der erste Tag der internationalen Springreitprüfungen und den Höhepunkt des Tages bildete der VDL Groep Preis. Im hellen Scheinwerferlicht der Brabanthallen versammelten sich die besten Pferd- und Reiterpaare der Welt, um es mit dem sehr technischen 1,55-m-Parcours von Louis Konickx aufzunehmen.
So war es sehr passend, dass gleich der erste der 42 Reiter, der die Arena betrat, niemand Geringeres als die schon lange amtierende Nummer 1 der Weltrangliste war, Henrik von Eckermann mit seinem sensationellen Wallach King Edward. Das amtierende FEI-Weltmeister-Duo konnte jedoch nicht ganz das gewünschte Ergebnis erzielen und musste vier Fehlerpunkte hinnehmen.
Insgesamt elf Reiter schafften es ins Stechen, wie der Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Richard Vogel, sowie die beiden Reiter der Rolex Young Rider Academy, Robert Murphy und Lars Kersten.
Nach einer kurzen Pause betraten die Reiter die Arena in umgekehrter Reihenfolge entsprechend ihrer Zeit aus der ersten Runde, wobei der Starter mit der schnellsten fehlerfreien Runde den Vorteil genoss, als letzter in den Parcours zu gehen. Als erster Starter legte Deußer mit einem fehlerfreien Durchgang in einer Zeit von 44,73 Sekunden das Tempo vor, aber das Glück war dem Deutschen nicht hold, denn Guerdat brauchte für seine geschmeidige, wendige Runde 2,08 Sekunden weniger. Nur ein Pferd später erwachte das Publikum richtig zum Leben, als Maikel van der Vleuten die Zeit des Schweizers um 0,61 Sekunden unterbot. Keiner der noch übrigen Reiter konnte es mit der Präzision, dem Geschick und der Genauigkeit van der Vleutens aufnehmen, sodass der Niederländer den VDL Groep Preis 2024 mit nach Hause nehmen durfte.
Zu seinem Sieg äußerte sich van der Vleuten wie folgt: „Mein Pferd [Beauville Z N.O.P.] war heute einfach unglaublich. Es war sein erstes Turnier seit zweieinhalb Monaten und ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Er ist im Stechen deutlich besser gesprungen, sodass ich richtig vorwärtsreiten und Steves [Guerdat] Zeit unterbieten konnte. Wir werden sehen, wie er sich in den nächsten Tagen fühlt, aber es ist vorgesehen, dass ich am Sonntag mit ihm beim Rolex Grand Prix antrete.“
Der Heimfavorit fügte noch hinzu: „Die besten Reiter der Welt sind nicht nur hier, um dabei zu sein, sondern um zu gewinnen. Für mich als Niederländer ist diese Veranstaltung etwas ganz Besonderes und das Publikum ist einfach fantastisch. Es hat mich heute Abend unglaublich unterstützt und deshalb ist es wirklich unbeschreiblich, vor den Augen dieser Menschen zu gewinnen.“
(Photo: Rolex Grand Slam / Thomas Lovelock)
Was macht das The Dutch Masters für Sie so besonders?
Es ist ein fantastisches Turnier und ich habe viele schöne Erinnerungen daran. Als ich am Dienstag hier angekommen bin, um mit meinem Team die Hindernisse aufzubauen, waren wir begeistert – die Arena ist so schön und das Shopping-Village ist toll. Meiner Meinung nach ist dieses Turnier wirklich einzigartig. Für Parcoursdesigner gibt es hier kaum Grenzen, daher können wir sehr kreativ sein. Jeder Veranstaltungsort hat ein Shopping-Village oder einen anderen netten Bereich, aber die Atmosphäre und die Energie hier sind einfach besonders.
Können Sie uns ein wenig über den Parcours für den Rolex Grand Prix am Sonntag erzählen?
Wenn ich damit beginne, den Parcours für das The Dutch Masters zu gestalten, lasse ich jedes Jahr die Erinnerungen an die Vorjahre Revue passieren. Vor etwa einer Woche haben wir den geplanten Parcours mit den korrekten Abmessungen der Arena zu Papier gebracht. Wir hatten einen wunderschönen Parcours, aber wir haben schnell festgestellt, dass etwas nicht stimmte: Alle Kombinationen waren auf der rechten Seite der Arena und wir konnten das aus irgendeinem Grund nicht ändern, ohne den Parcours zu ruinieren. Wir haben jedoch schnell eine Lösung gefunden und ich denke, dass dies ein ganz besonderer Parcours ist. Er beinhaltet eine Kehrtwende, was man meines Wissens nach nicht in vielen Arenen sieht. Die Reiter überspringen eine zweifache Kombination und absolvieren dann eine enge Kurve, um so zu einer weiteren Kombination zu gelangen. Quintin [Maertens], der wesentlich genauer misst als ich, wollte prüfen, ob diese Kurve überhaupt machbar ist. Daher sind wir am Donnerstag in die Hauptarena gegangen und haben ausprobierten, ob es funktioniert. Ich war sehr erleichtert, als ich festgestellt habe, dass es geht.
Der erste Umlauf hat 14 Hindernisse, was ziemlich viel ist, aber es sind genauso viele wie beim CHI Genf. Es gibt zwei zweifache und eine dreifache Kombination. Die Bedingungen hier sind so unglaublich, die Pferde springen so gut, dass es nicht einfach ist, den perfekten Parcours zu gestalten. Derzeit haben wir haben noch zwei Varianten für das Stechen und müssen uns noch entscheiden, welche wir verwenden werden.
Ich denke, es ist für die Reiter eine große Ehre, hier zu sein, und sie werden begeistert sein, ihre Pferde auf die Probe zu stellen, um herauszufinden, ob sie die Besten der Besten sind.
Wie wichtig ist Ihr Team für die erfolgreiche Gestaltung eines Parcours?
Zu Beginn meiner Karriere habe ich meine eigenen Pläne gemacht und war unabhängiger. Aber heute ist mir mein Team sehr wichtig. Ich finde, ich habe das beste Team.
Quintin [Maertens] ist so intelligent und ein Mann mit vielen Talenten. Wenn ich eine verrückte Idee habe, sorgt er dafür, dass sie funktioniert. Dann ist da Gérard Lachat, mit dem ich hier und beim CHI Genf arbeite – er ist unser Gegengewicht und hervorragend darin, die perfekten Abstände festzulege. Paul Rooijmans ist der Organisator des Teams. Jeder hat seine Rolle und ohne diese Menschen würde das nicht funktionieren.
Außerdem haben wir 40 Freiwillige aus einem Verein einer örtlichen Reitschule. Sie helfen uns schon seit mehr als 15 Jahren und sind super. Wir haben einige sehr gute Fahrer, die die Hindernisse transportieren und uns dabei helfen, den Parcours bestmöglich zu präsentieren.
Auf welchen Parcours sind Sie besonders stolz?
Ich würde sagen, der Parcours, auf den ich am meisten stolz bin, ist der aus dem Jahr 2021 während der Coronapandemie. Da keine Fans zugelassen waren, war die Arena vier Meter breiter als üblich. So konnten wir Dinge tun, die vorher nicht möglich waren. Wir haben die Hindernisse in einer fantastischen S-Kurve in der Mitte der Arena platziert. Das Stechen in jenem Jahr war ebenfalls großartig. Marcus Ehning sagte mir, er habe noch nie ein solches Stechen gesehen. Erst vor zwei Monaten kamen ein paar Reiter zu mir, um über diesen Parcours zu sprechen.
Es ist interessant: Jede Nation hat andere Vorstellungen davon was „guten Sport“ ausmacht. In Holland beispielsweise mögen Sie den modernen Sport und die Art, wie Leute wie Harrie Smolders reiten. Außerdem mögen sie keine Verlierer. Letztes Jahr nahmen zum Beispiel 16 Pferde am Stechen teil. Ich dachte, das seien zu viele, aber sie liebten es. In Calgary dagegen sind sie der Meinung, die erste Runde sollte hart und spannend sein, und der CHI Geneva liegt irgendwo dazwischen.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Parcoursdesigner anstrebt?
Es gibt ja zwei Bereiche: Parcourschef und Parcoursdesigner. Parcourschef ist ein verpflichtender Schritt auf dem Weg zum Parcoursdesigner. Als Parcourschef muss man lernen, einen Parcours effizient zu gestalten, und auf jeder Ebene arbeiten. Als Parcoursdesigner dagegen kann man bei Turnieren wie dem The Dutch Masters arbeiten. Ich denke, es ist wichtig für junge Parcoursdesigner, diese Art von Veranstaltungen zu besuchen, um sich inspirieren und motivieren zu lassen. Als Parcoursdesigner muss man kreativ sein. Man muss die Linienführung und die Dekoration bedenken, aber auch ein Gefühl dafür haben und die Reiter und die Pferde verstehen. Ich denke, alle großartigen Parcoursdesigner sind sehr intelligent. Man muss auch darauf achten, nicht bei jedem Turnier den Parcours zu gestalten. Es ist wichtig, sich Veranstaltungsorte auszusuchen.
In einem Buch las ich das folgende Zitat: „Lerne die Regeln wie ein Profi, damit du sie wie ein Künstler brechen kannst.“ Ich denke, das trifft auch auf das Parcoursdesign zu. Man muss unabhängig sein und auf seine Weise arbeiten. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln und eine Leidenschaft.
Den Rolex Grand Slam of Show Jumping gibt es seit 2013 und das The Dutch Masters wird das letzte Major zur Feier des zehnjährigen Bestehens sein. Haben Sie ein persönliches Highlight des Rolex Grand Slam?
Ich finde, letztes Jahr war besonders. Das Stechen hat ein unglaubliches Gefühl in mir ausgelöst. Im Jahr 2021 war die Veranstaltung ebenfalls großartig, nur war leider niemand da, um sie zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, warte ich noch auf meinen tollsten Moment. Dieser wird kommen, wenn ein niederländischer Reiter ein Rolex Grand Slam of Show Jumping Major gewinnt!
Wie liefen die Planungen für das diesjährige The Dutch Masters?
Es ist alles sehr gut gelaufen. Wir konnten dieses Jahr etwas früher mit dem Aufbau beginnen – mit der Hauptarena haben wir vor etwa vier Wochen angefangen. Wir haben schon gutes Feedback zur Arena bekommen und freuen uns sehr auf die Veranstaltung 2024. Auch die Ticketverkäufe sind sehr gut gelaufen. Wir sind ab heute Abend [Freitag] das ganze Wochenende ausverkauft. Wir freuen uns sehr, unsere Fans willkommen zu heißen.
2024 ist ein wichtiges Jahr für The Dutch Masters. Es ist nicht nur das letzte Major zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Rolex Grand Slam of Show Jumping, sondern 2024 Rolex ist zugleich seit zehn Jahren der Hauptsponsor des Turniers.
Der Rolex Grand Slam of Show Jumping war entscheidend für die Entwicklung des The Dutch Masters. Meiner Meinung nach bieten wir bereits seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1967 eine großartige Show. Doch seit wir Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping sind, hat sich einiges verändert. Jetzt können wir uns wirklich auf die Qualität des Events konzentrieren. Wir konnten die Hauptarena und das Shopping-Village weiterentwickeln und somit die Qualität des Turniers verbessern. Hier treten jetzt die Besten der Besten an – in der Regel nehmen 20 der 30 besten Reiter an den Wettbewerben teil, was einfach großartig ist. Diese Verbesserungen verdanken wir dem Rolex Grand Slam of Show Jumping, der das Ganze auf ein neues Niveau gehoben hat.
Alle vier Majors arbeiten zusammen. Wir geben uns gegenseitig Tipps und äußern Lob, üben aber auch konstruktive Kritik, damit wir alle weltweit die Besten sein können. Wir versuchen, uns zu inspirieren und sind sehr offen miteinander. Wir teilen Ideen und neue Initiativen. So wird jedes Major noch besser.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was möchten Sie und das The Dutch Masters in den nächsten zehn Jahren erreichen?
Unser generelles Ziel ist, jedes Jahr besser zu werden. Wir möchten uns darauf konzentrieren, ein attraktives Event für alle zu werden – für Familien, Kinder, Sponsoren, Reiter, Pferdepfleger und die Medien. Und wir wollen nicht nur für wohlhabende Fans, sondern für jeden zugänglich sein. Die Tickets für die Arena 2 und das Shopping-Village sind günstiger und auch sehr beliebt.
Für die Zukunft möchten wir erreichen, dass alle Veranstaltungen des Turniers ausverkauft sind. Wir planen, unser Programm am ersten Tag neu zu gestalten, um das zu erreichen. Darauf werden wir uns in der Zukunft konzentrieren.
Sie organisieren auch ein ATP- und WTA-Tennisturnier. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen den beiden Sportarten und was können sie möglicherweise voneinander lernen?
Das Organisieren von Sportveranstaltungen läuft immer ähnlich, denn man hat es mit Sportlern zu tun – obwohl es natürlich Unterschiede zwischen Reitern und Tennisspielern gibt. Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass Tennisspieler mit einem ganzen Team an einem Turnier teilnehmen, das sich um sie kümmert, während sich hier beim The Dutch Masters das ganze Team um das Pferd kümmert.
Aber im Kern ist es das Gleiche: Man tut sein Bestes, sich um sie zu kümmern, damit sie sich wohlfühlen und Höchstleistungen erbringen. Als Organisatoren versuchen wir, das bestmögliche Umfeld zu schaffen, damit die Athleten erfolgreich sein können. Beim The Dutch Masters ist das natürlich etwas komplizierter in Bezug auf die Anreise mit den Pferdetransportern, den Pferden und den Stallungen.
Auch im Umgang mit den Medien, Sponsoren und Fans gibt es Ähnlichkeiten. Wir haben aus der Organisation jeder Veranstaltung viel gelernt. Wir haben im Pferdesport Dinge beobachtet, die wir interessant finden und von denen wir glauben, dass sie im Tennis gut funktionieren könnten und umgekehrt. Eine Sache, die wir aus der Organisation von Tennisturnieren gelernt haben, ist, dass die Pferde außerhalb der Arenen beim The Dutch Masters zu wenig sichtbar waren. Daher war dies eines der ersten Dinge, die wir geändert haben. Bei einem Tennisturnier sieht man die Spieler überall, denn es gibt verschiedene Trainingsplätze, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Das Pferd ist ein wesentlicher Bestandteil des The Dutch Masters, daher möchten wir sicherstellen, dass man überall auf dem Veranstaltungsgelände Pferde sehen kann.
Was sind Ihrer Meinung nach dieses Jahr die sportlichen und sonstigen Highlights des Turniers?
Ich finde, das Shopping-Village ist fantastisch, denn es bietet für jeden etwas. Daher haben wir dafür gesorgt, dass es in den Tickets für die Arena 2 inbegriffen ist. Dort gibt es alles – von einer 40-Meter-Jacht über Rolex-Uhren und Autos von Audi bis zur Reitsportausrüstung. Die Geschäfte sind sehr vielfältig, wodurch das Angebot interessant bleibt. Die Atmosphäre des Turniers ist unbeschreiblich. Wir haben versucht, eine Energie zu schaffen, die alle spüren können – die Reiter, die Pferdepfleger und die Fans. Ich finde, das ist definitiv eines der Highlights.
Das sportliche Highlight ist natürlich der Rolex Grand Prix am Sonntag. Er ist immer großartig und sämtliche Plätze sind ausverkauft. Die Zuschauer sind dann immmer ganz still und fühlen die Atmosphäre. Sie verstehen, wie wichtig und prestigeträchtig diese Prüfung ist. Die besten Reiter der Welt konkurrieren hier um den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Das Niveau am Sonntag ist wirklich beeindruckend, insbesondere wenn man es mit dem von vor zehn Jahren vergleicht.
Wer wird Ihrer Meinung nach den Rolex Grand Prix am Sonntag gewinnen?
Wir sind in den Niederlanden und Harrie Smolders ist einer der besten Reiter der Welt. Er hat noch nie ein Major des Rolex Grand Slams gewonnen und es wäre toll für ihn, das beim The Dutch Masters zum ersten Mal zu schaffen. Auf der anderen Seite haben wir Richard Vogel, den Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Es wäre großartig, wenn er ihn hier gewinnen würde – wie schon McLain Ward im vergangenen Jahr, der ebenfalls zweimal hintereinander siegen konnte.
Können Sie uns etwas mehr über die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Rolex Grand Slam of Show Jumping erzählen, die am Samstag stattfinden?
Am Samstagabend gibt es vor dem Audi Preis eine Zeremonie zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wir zeigen ein Video der Highlights, das von einem Team von Spruce Meadows gedreht wurde. Alle Gewinner eines Majors, die vor Ort sind, ziehen zu Live-Musik in die Arena ein. Danach folgt ein kurzes Interview mit dem bisher einzigen Gewinner des Rolex Grand Slam of Show Jumping, Scott Brash.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an diese zehn Jahre RGS?
Unser schönster Moment war 2018, als The Dutch Masters Teil des Rolex Grand Slam of Show Jumping wurde. Wir sind so unglaublich stolz darauf. Es gibt unzählige großartige Turniere auf der ganzen Welt, die alle als viertes Major ausgewählt werden wollten. Als wir als letztes Turnier hinzugekommen sind, war das einfach unglaublich.
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