Mittendrin im The Dutch Masters: Sonntag, 10. März

AUF DER ÜBERHOLSPUR ZUM SIEG: WILLEM GREVE GEWINNT DEN ROLEX GRAND PRIX BEIM THE DUTCH MASTERS

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

The Dutch Masters – das erste Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping des Jahres – erreichte heute Nachmittag seinen Höhepunkt mit der Spitzenprüfung des Turniers, dem Rolex Grand Prix. Das Major war das letzte der vier Turniere des Rolex Grand Slam of Show Jumping im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Initiative. Dieses wurde am Samstagabend in einer Zeremonie mit einem Rückblick auf die Highlights der vergangenen zehn Jahre gebührend gefeiert.

In den Brabanthallen knisterte es förmlich vor Spannung, als die Fans aufgeregt mitfieberten, ob es dem aktuellen Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Richard Vogel, gelingen könnte, auf seiner Jagd nach der ultimativen Trophäe dieses Sports sein zweites Major in Folge zu gewinnen – keine einfache Jagd angesichts des sensationellen Starterfeldes, darunter die aktuellen Europa- und Weltmeister sowie Olympiasieger, die allesamt diesen prestigeträchtigen Grand Prix gewinnen wollten.

Der zweite Starter, Rolex-Markenbotschafter und Gewinner des CPKC ‚International‘ Grand Prix, presented by Rolex, beim CSIO Spruce Meadows `Masters´ Turnier, Martin Fuchs, war der erste, der den überragend designten Parcours von Louis Konickx fehlerfrei absolvierte. Sein Pferd Leone Jei kann damit bereits acht fehlerfreie Runden bei Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping verbuchen und damit mehr als jedes andere Pferd.

Das nächste Paar in der Hauptarena, die Nummer 1 der Weltrangliste, Henrik von Eckermann und King Edward, sorgte mit einer perfekt kalkulierten, fehlerfreien Runde dafür, dass es ein Stechen geben würde. Auch der fliegende Franzose, Julien Epaillard, meisterte die 14 Hindernisse des Parcours ohne Fehlerpunkte und konnte somit seine Hoffnungen schüren, als erster Franzose ein Major zu gewinnen. Nach der Hälfte hatten sich sieben Reiter aus sieben verschiedenen Nationen einen Platz im Stechen gesichert, darunter der niederländische ‚Reiter des Jahres‘, Harrie Smolders, der das Publikum in Begeisterung versetzte, sowie der deutsche Reiter Marcus Ehning. Von den noch übrigen Reitern schafften es nur noch zwei Paare in die zweite Runde, während einige der Favoriten des Turniers, wie Steve Guerdat und der derzeitige Anwärter, Richard Vogel, sich nicht der exklusiven Riege von Reitern anschließen konnten.

Begonnen wurde in derselben Reihenfolge wie in der ersten Runde und Fuchs gab mit einer fehlerfreien Runde in 35,11 Sekunden das Tempo vor. Doch schon kurz darauf wurde ihm die Führung durch von Eckermann und King Edward streitig gemacht, die mit einer Zeit von 33,74 Sekunden wieder einmal bewiesen, warum sie das beste Pferd-Reiterpaar der Welt sind. Das Publikum tobte, als Smolders eine hervorragende Runde gelang, doch die Enttäuschung war groß, als sich herausstellte, dass er 0,92 Sekunden langsamer gewesen war. Alles sah danach aus, als würde der Sieg an Schweden gehen, doch der letzte Starter, Willem Greve mit seinem braunen Hengst, Highway TN N.O.P., lieferte eine meisterhafte Runde ab und unterbot den Weltranglistenersten um knappe 0,04 Sekunden. Damit holte sich Greve nicht nur seinen ersten Sieg in einem Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping, sondern auch den ersten Major-Sieg für die Niederlande. Damit ist Greve nun im Juli beim CHIO Aachen der Anwärter auf den Rolex Grand Slam.

Seinen Sieg kommentierte der niederländische Reiter wie folgt: „Ich muss mich wirklich selbst kneifen – ich kann es noch nicht glauben. Mit Worten lässt sich nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Ich bin meinem Pferd so dankbar für seinen Mut und seine Mentalität. Es bedeutet mir enorm viel, vor meinem Heimatpublikum zu gewinnen. Das hier ist ein so geschichtsträchtiger Ort und es ist eine Ehre, meinen Namen der Siegerliste hinzuzufügen. Schon seit ich klein bin, komme ich zum The Dutch Masters, und hier zu gewinnen, ist ein wahr gewordener Traum.“

DIE NÄCHSTE GENERATION – INTERVIEW MIT LARS KERSTEN

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Wir sind hier beim The Dutch Masters, Ihrem Heimatturnier. Was ist für Sie das Besondere an diesem Veranstaltungsort?

Es ist etwas ganz Besonderes, hier beim The Dutch Masters zu sein. Ich bin vergangenes Jahr zum ersten Mal hier angetreten und habe beim Rolex Grand Prix eine gute Runde absolviert. Mein Pferd ist ausgezeichnet gesprungen und ich hoffe, das dieses Jahr wiederholen zu können. 

Das The Dutch Masters ist eins der besten Hallenturniere der Welt. Ehrlich gesagt, sind alle Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping die Krone dieses Sports. Für mich als niederländischer Reiter ist es ein fantastisches Gefühl, bei einem Major in meinem Heimatland anzutreten. 

 

Können Sie uns etwas über die Pferde erzählen, die Sie dabeihaben und welche Eigenschaften sie so besonders machen?

Ich habe diese Woche ein sehr gutes Kontingent an Pferden dabei. Meine Schimmelstute, Hallilea, ist hier. Sie ist hervorragend in Form, nachdem sie erst vor ein paar Wochen in Göteborg die Qualifikation für den FEI World Cup™ gewonnen hat. Sie ist in der 1,45-m-Prüfung am Freitag sehr gut gesprungen und ich habe vor, sie am Sonntag beim Rolex Grand Prix zu reiten. 

Dann habe ich noch einen Hengst namens Funky Fred Marienshof Z dabei. Er hat beim VDL Groep Preis am Freitag mit zwei fehlerfreien Runden den fünften Platz belegt und gestern Abend bin ich mit ihm beim Audi Preis angetreten. Außerdem habe ich noch einen sehr talentierten Neunjährigen namens Chuck Marienshof Z dabei. 

 

Wie bereiten Sie sich und Ihre Pferde auf eine Veranstaltung wie das The Dutch Masters vor?

Ich versuche, alles so wie immer zu machen und ihre normale Routine beizubehalten. Sie waren in den letzten paar Wochen so gut in Form und wir versuchen, uns diese Dynamik zu bewahren. In Amsterdam und Göteborg sprühten sie nur so vor Elan und wir hoffen, weiterhin so gute Ergebnisse erzielen zu können. 

 

Sie haben der Rolex Young Riders Academy angehört. Was war das Besondere daran, ein Teil davon zu sein und was haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt?

Die Rolex Young Riders Academy ist eine unglaubliche Chance für Nachwuchsreiter. Das Programm gewährt einem fantastische Einblicke in den Sport, vor allem in verschiedene Bereiche, mit denen man normalerweise nicht in Berührung kommen würde. So haben wir zum Beispiel die Hauptgeschäftsstelle sowohl von Rolex als auch der FEI besucht. Uns wurde Zugang zu so vielen Experten aus den verschiedensten Bereichen unseres Sports ermöglicht und das war unglaublich.

Während meiner Zeit bei der Academy konnte ich einige großartige Reiter und Trainer kennenlernen, was von unschätzbarem Wert für meine Entwicklung als Reiter gewesen ist. Ein weiterer Vorteil an der Verbindung zur Academy ist, dass sie einem dabei hilft, an den besten Turnieren der Welt teilzunehmen, wie hier am The Dutch Masters. Das hatte gewaltigen Einfluss auf meine Karriere und ich fühle mich sehr geehrt, Teil des Programms gewesen zu sein. 

 

Haben Sie einen Mentor oder einen Reiter, zu dem Sie aufsehen? Und welchen Rat hat der- oder diejenige Ihnen für dieses Wochenende gegeben?

Ich würde sagen, den größten Einfluss auf meine Karriere hatte mein Vater. Mein Zuhause war den größten Teil meiner Laufbahn über meine Basis und mein Vater ist schon mein Leben lang mein Trainer. Er hat mir alle Grundlagen beigebracht und mich immer unglaublich unterstützt. 

Abgesehen von meinem Vater sehe ich auch zu Marcus Ehning auf. Er war schon immer mein Vorbild und ich halte ihn für einen großartigen Reiter. Ich habe eine Woche bei ihm verbringen dürfen und so viel von ihm gelernt, selbst in einer so kurzen Zeit. Früher habe ich auch bei Jos Lansink trainiert.

 

Das The Dutch Masters ist das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Initiative. Welchen besonderen Beitrag hat diese Serie Ihrer Meinung nach für den Sport geleistet?

Für mich sind die Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping die besten Turniere der Welt. Nehmen wir das The Dutch Masters oder den CHI Genf – das ist die Crème de la Crème des Sports. Ich war letztes Jahr zum ersten Mail beim CHI Genf. Zwar nicht als Teilnehmer, aber dieser Veranstaltungsort ist einfach unbeschreiblich. Ich glaube, diese Veranstaltungen stehen eine Stufe über allen anderen. Die Majors sind das ultimative Ziel und jeder Reiter träumt davon, sie zu gewinnen. 

INTERVIEW MIT MAIKEL VAN DER VLEUTENS PFERDEPFLEGERIN, ALIN SEIDLER

(Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Könnten Sie sich kurz vorstellen und uns erläutern, was Ihre Aufgabe ist?

Ich heiße Alin und arbeite jetzt seit fast einem Jahr für Maikel van der Vleuten. Ich habe meine Laufbahn vor zehn Jahren beim Holsteiner Verband in Deutschland begonnen.

 

Wie sind Sie dazu gekommen, eine berufliche Laufbahn im Bereich des Pferdesports einzuschlagen?

Als Kind habe ich angefangen, zusammen mit meinem Vater zu reiten – das war unsere Vater-Tochter-Zeit. Ich hatte damals ein Pferd, mit dem ich Turniere geritten bin, aber in Deutschland gibt es so viele gute Reiter und ich dachte nicht, dass ich das Zeug dazu hätte, es in diesem Sport bis an die Spitze zu schaffen. Ich habe mir in dieser Hinsicht nichts vorgemacht, sondern mir überlegt, wie ich trotzdem mit Pferden um die Welt reisen könnte. Und so wurde mir klar, dass ich als Pflegerin genau das tun könnte. So könnte ich weiter mit Pferden zusammen sein, reiten und die Welt sehen – es war die perfekte Lösung.

 

Was macht das The Dutch Masters für Sie so besonders?

Die Atmosphäre hier ist einfach unfassbar. Dieses Gefühl in der Hauptarena ist der Wahnsinn – das Publikum unterstützt einen dermaßen.

 

Außerdem ist es eine der schönsten Veranstaltungen. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Das Essen ist toll und alles ist so nah, dass wir nicht weit laufen müssen. Die Pferde haben hier fantastische Stallungen und sind glücklich. Und solange sie das sind, sind wir es auch.

 

Können Sie uns ein wenig über die Pferde erzählen, die Sie dabeihaben?

Beauville Z N.O.P. ist mit uns hier. Ich bezeichne ihn als den „Hauptdarsteller“. Er hat seine ganz eigene Persönlichkeit, er ist einfach einzigartig und ein Pferd, wie man es nur einmal im Leben hat. Dann haben wir noch eine 12-jährige Stute, Elwikke, und Kentucky TMS Z, unseren Nachwuchshengst dabei. Er ist sehr gut, braucht aber noch Zeit, um sich noch ein bisschen weiterzuentwickeln.

 

Als Turnierpflegerin reist man durch die ganze Welt. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Pferde zufrieden und bereit für den Wettkampf sind?

Ich versuche, die normale Routine beizubehalten, ganz egal, wohin wir reisen. Wir achten darauf, dass die Pferde nie in Stress geraten. Wir lassen uns Zeit und wenn wir mal drei Stunden zu spät kommen, dann ist das eben so – für uns stehen die Pferde immer an erster Stelle. Ich sorge dafür, dass sie es gemütlich haben. Wenn ein Pferd mehr Platz braucht, dann geben wir ihm den, oder wenn sich eins neben einem Wallach wohlerfühlt, dann stellen wir sie eben so nebeneinander. Man muss seine Pferde kennen und wissen, wie man gewährleisten kann, dass sie rundum zufrieden sind.

 

Welche Eigenschaften besitzt Maikel, die ihn zu einem so erfolgreichen Reiter machen?

Er ist ein echter Pferdemensch. Er versteht die Pferde, wenn er sie reitet. Er weiß, ob sie sich wohlfühlen oder ob sie irgendetwas sie stört. Wir besprechen jedes Problem und überlegen uns dann einen Plan, wie wir es beheben können. Das kann simpel sein, wie zum Beispiel einfach das Futter umzustellen, oder wir reden mit dem Tierarzt oder Physiotherapeuten. Es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam einen Plan überlegen und sicherstellen, dass wir das Problem auf bestmögliche Weise lösen.

 

Können Sie uns etwas über das weitere Team erzählen?

Wir haben zu Hause ein fantastisches Team. Ohne diese Menschen wären wir nicht dort, wo wir sind. Unser ganzer Erfolg beginnt zu Hause. Die Reisen und die Turniere fallen in meine Verantwortung, aber wenn die Pferde zu Hause glücklich sind, können wir auch dafür sorgen, dass sie auf einem Turnier glücklich sind. Das Team zu Hause sorgt dafür, dass die Pferde gesund bleiben und reitet sie, wenn wir nicht dort sind. Diese Menschen sind unglaublich wichtig.

 

Der Rolex Grand Slam of Show Jumping feiert sein zehnjähriges Bestehen. Wie wichtig ist diese Initiative für den Sport?

Ich bin bislang bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping außer beim CSIO Spruce Meadows `Masters‘-Turnier schon dabei gewesen. Ich finde, dass die Initiative enorm bedeutsam für den Sport war und noch ist. Dank ihr treten die besten Reiter der Welt gegeneinander an und haben immer ihre besten Pferde dabei. Dieses Kaliber findet man bei Wettkämpfen normalerweise nicht. Das macht es meiner Meinung nach so großartig für die Fans, weil sie die Elite des Sports erleben können.

 

Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken, welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?

Ich würde ihr sagen, dass sie alles ganz genauso machen soll. Ich würde ihr sagen: Tu das, was du liebst und sorge dafür, dass deine Träume wahr werden.