Monaco N.O.P_credit_Tiffany Van Halle
Monaco N.O.P.
Der 16-jährige Holsteiner-Wallach Monaco N.O.P. (Cassini II – Ulla II x Contender, Stamm 429, Züchter: Ralf Lütje) bescherte seinem Reiter Harrie Smolders im Rolex Grand Prix beim CHI Genf – dem letzten Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2024 – einen ganz unglaublichen Sieg.
Schon während Monaco N.O.P.s gesamter Laufbahn kümmert sich Harrie Smolders hervorragend um ihn. Doch wie sieht die Geschichte von Monaco N.O.P. aus? Wo liegt der Ursprung seines Stutenstamms?
Familie Kahlke aus Rosengarten
1858 erwarb Jakob Kahlke die in Dithmarschen geborenen Stute Stern, die zur Stammstute des Stamms 429 wurde. Jakob Kahlke lebte in Rosengarten und sein Hof ist noch heute in Familienbesitz. Rosengarten liegt im Herzen der Holsteiner-Zucht, nur drei Kilometer von der Hengststation Haselau entfernt.
Der aktuelle Erfolg des Stamms 429 ist auf drei Töchter des Hengstes Heidelberg (Heimburg – Nachod x Nordmark, Stamm 884, Züchter: W. Schröder) zurückzuführen: die Vollschwestern Kreta und Marga sowie die Stute Insterburg, die aus einer anderen Linie stammte. Heidelberg stand 1944 als Deckhengst in Haselau.
Dr. Dietrich Rossow beschreibt ihn im Hengstbuch der Holsteiner Warmblutzucht: „Ein kompakter Hengst. Stabil, mit breitem, gut bemuskeltem Körper, besonders im Sattelbereich. Er war leicht überbaut mit starkem Fundament und geraden Hinterbeinen mit mäßiger Sprunggelenkswinkelung. Er besaß auch eine große Trittweite mit ausreichend Schub. Ein vorzüglicher Deckhengst, der hochqualitative Stuten hervorbringt. Führte zwei Jahre in Folge die Vererber-Rangliste an.“
Diese gesamte Abstammungslinie – vor allem der Stamm und der Zweig, aus dem Monaco N.O.P. hervorging – besitzt noch immer enge Verbindungen zur Hengststation Haselau. Die räumliche Nähe vereinfachte den Kontakt und die Station hatte ständig eine gute Auswahl von Hengsten im Angebot.
Marga wurde Zuchtstute für Franz Lage, der sie mit dem Trakehnerhengst Totilas (Pythagoras – Tontaube x Pilger) verpaarte. Aus dieser Verpaarung ging der Wallach Marbo hervor, der erfolgreich in 1,40-m-Wettkämpfen antrat. Margas Tochter, Silka (von Heidefreund I), wurde die Mutter von Tasso (von Totilas), einem internationalen Springpferd unter Hartwig Steenken.
Ralf Lütje
Die Zuchtlinie von Monaco N.O.P. liegt schon seit mehreren Generationen in der Familie von Ralf Lütje und geht zurück auf Marga, die Vollschwester der bereits erwähnten Kreta.
Ralf Lütje erklärt: „Mein Vater erwarb die 1979 geborene Stute Rikona (Ladykiller xx – Konnie x Fasolt, Züchter: Dr. Gerd Möller) schon als Fohlen. Seitdem haben wir mit ihr gezüchtet. Ladykiller xx (Sailing Light xx – Lone Beech xx x Loaningdale xx) war Deckhengst in Haselau, wohin Dr. Gerd Möller seine Stute brachte. Mein Vater kreuzte Rikona zweimal mit Capitano und nannte die zweite Tochter aus dieser Verpaarung Wirtin II in Anspielung auf einen weiteren unserer erfolgreichen Familienzweige, Stamm 2666. Die Erblinie von Monaco N.O.P. ist ein echtes Produkt aus dem Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein.“
Capitano (Corporal – Retina x Ramzes AA, Stamm 104A, Züchter: Rheder Thormählen) wurde aufgrund seiner bemerkenswerten Abstammung ausgewählt. Ralf erläutert weiterhin: „Capitano ist der Sohn der Stute Retina, einem unglaublichen Springpferd, das von Fritz Thiedemann geritten wurde. Er war ein Sportpferd und unser Ziel ist schon immer die Zucht von Sportpferden gewesen. Sowohl mein Vater als auch mein Großvater haben Sportpferde gezüchtet. Aus der Zucht meines Vaters ging Albrant hervor, der mit Herbert Blöcker sehr erfolgreich in der Vielseitigkeit war, nachdem mein Großvater diese Linie bereits aufgebaut hatte.“
Wirtin II wurde zweimal mit dem Holsteiner Grand-Prix-Dressurhengst Loutano (Landgraf I – Troja x Calypso I, Stamm 4093, Züchterin: Marlis Jürgens) verpaart, der unter Margit Otto-Crepin große Erfolge feierte. Aus dieser Verpaarung ging Hirtin III als erstes Fohlen hervor. Lütje erinnert sich: „Loutano war einer der wenigen Hengste, die nicht in Haselau standen. Wir mussten nach Groß Buchwald fahren, denn damals gab es noch kein Frisch- oder Gefriersperma, sondern nur den Natursprung. Das zweite Fohlen aus dieser Verpaarung war Leopold W, der als Wallach mit Antje Kim-Wilkens auf Grand-Prix-Niveau antrat. Ausgebildet wurde er von Detlef Nesemann.
Ralf Lütje erzählt weiter: „Wir haben Loutano auch wegen seiner Bewegungen ausgewählt. Pferde brauchen Elastizität in ihren Bewegungen, eine Eigenschaft, die alle Pferde aus unserer Zucht besitzen. Hirtin III brachte Pur Lady (von Carthago) zur Welt, die unter Thomas Voss in 1,50-m-Prüfungen antrat und von meinem verstorbenen Bruder gezüchtet worden war. Wir haben in der Zucht eng zusammengearbeitet. Hirtin III ist auch die Mutter von Conelli 3 (von Con Air), der in 1,40-m-Prüfungen antrat, und von Clivia (von Calato), die in der gleichen Klasse geritten wurde.“
Er führt weiterhin aus: „Anfangs haben wir Hirtin III dreimal mit dem Vollblut Heraldik xx (Caramel xx – Heraldika xx x Cale xx) verpaart. Sie vererbte ihren hervorragenden Körperbau drei Töchtern, die die höchste Stutenauszeichnung des Landes erhielten: Nixe XIV, O-Lady und Pur Lady. Nixe XIV wurde Vize-Champion des Kreises Pinneberg. Sie war nicht sehr groß, besaß aber einen ausgezeichneten Körperbau, hervorragende Bewegungen und war sehr temperamentvoll. Sogar Harrie Smolders sagte einmal, er könne kaum glauben, dass Monaco N.O.P. von Cassini II (Capitol I – Wisma x Caletto II, Stamm 3389, Züchter: Johann Hermann Claussen) abstammt, weil er [Monaco N.O.P.] so viel Temperament zeigt.“ Aus O-Lady, einer Vollschwester von Nixe XIV, züchtete Lütje den Hengst Cassinio (von Cassini I), der unter Constanza Abdala in 1,60-m-Turnieren antrat, sowie den Wallach MK San Cero, der von Mark Todd in CCI3*-Vielseitigkeitsprüfungen geritten wurde.
Lütje fügt hinzu: „Wir haben Nixe XIV auch mit Contender (Calypso II – Gofine x Ramiro, Stamm 2472, Züchter: Niko Detlef) verpaart, der in Haselau stand. Als Züchter versucht man immer, den besten Hengst für seine Stute auszuwählen. Wir hatten beträchtlichen Erfolg mit Contender und dieser Linie. Zum Beispiel erhielt Tina III (von Contender, aus Elisa und Wirtin II) die höchste Stutenauszeichnung des Landes und wurde in Elmshorn zum Champion gekürt. Leider hatten wir in der Zucht mit ihr weniger Glück, aber beim Züchten geht es nicht immer nur um Erfolgsgeschichten. So wird beispielsweise die Mutterstute von Monaco N.O.P., Ulla II, nicht mehr trächtig. Wir möchten bei ihr aber weder auf ICSI noch auf einen Embryotransfer zurückgreifen, denn sie hat schon genug für uns getan. Monaco N.O.P. hat zwei Vollbrüder, einer davon ist Erroll Gobey, der von Bruce O. Davidson Jr. erfolgreich in der CCI4*-Vielseitigkeit geritten wird.
Wir haben auch eine Tochter von Catch (Colman – Pia LH x Calido I, Stamm 890, Züchter: H.P. Loeding-Hasenkamp) aus Ulla II. Sie wurde mit der höchsten Stutenauszeichnung des Landes prämiert und legte ihre Leistungsprüfung mit einem überragenden Gesamtergebnis von 8,75 ab. Diese Linie ist dafür bekannt, Pferde mit ausgezeichneten Grundganarten hervorzubringen. Bei der Auswahl der Hengste für unsere Stuten war für uns immer der Körperbau ausschlaggebend.“
Lütje merkt an, dass sie ihre Fohlen bis zum Alter von drei oder vier Jahren behalten und sich durch Röntgenaufnahmen erst ein Bild von ihrem Gesundheitszustand machen, bevor über ihre Zukunft entschieden wird. „Früher haben wir jährlich etwa sechs Fohlen gezüchtet, aber in den letzten Jahren haben wir das auf ein bis zwei Fohlen pro Jahr reduziert. Aus dieser Linie haben wir auch zugelassene Holsteiner-Hengste wie Caplan (von Carolus I), der an Arnaud Dobber verkauft wurde.“
Abschließend erklärt Ralf Lütje: „Monaco N.O.P. ist das Ergebnis einer sorgfältigen Zucht, in der nur Hengste ausgewählt wurden, die unsere Stuten perfekt ergänzt haben. Ich möchte auch betonen, dass Harrie Smolders derjenige war, der Monaco N.O.P. so weit gebracht hat. Er hat das Feintuning an diesem Pferd vorgenommen. Alessandro Mingoli entdeckte Monaco N.O.P., als er drei Jahre alt war. Davor hatten wir Roland Metzler seine frühe Ausbildung anvertraut. Mit vier Jahren wurde Monaco N.O.P. an Mingoli verkauft.“
Er erinnert sich an einen entscheidenden Augenblick in den frühen Jahren von Monaco N.O.P.: „Mit anderthalb Jahren kam Monaco N.O.P. einmal mit einer extrem stark laufenden Nase von der Weide. Ich rief den Tierarzt an, der ihm eine Spritze gab. Er meinte, wenn innerhalb von 14 Tagen keine Besserung eintreten würde, müssten wir weitere Untersuchungen anstellen. Leider besserte sich sein Zustand nicht und der Tierarzt schlug vor, Monaco N.O.P. in die Klinik zu bringen. Dort bohrte man ihm ein Loch in die Stirnhöhle, um sie auszuspülen. Sechs Wochen lang wurde er in der Klinik behandelt. Schließlich rief uns der Tierarzt uns an und sagte: ‚Dem Pferd geht es immer noch nicht besser.‘ Der Tierarzt hatte die Hoffnung aufgegeben.“
Aber Lütje wollte noch nicht aufgeben: „Wir holten Monaco N.O.P. wieder nach Hause, obwohl sein Nasenausfluss den ganzen Winter über nicht nachließ. Er durfte auf die Weide und im Laufe der Zeit begann sich sein Zustand zu bessern. Allmählich verschwanden die Symptome völlig.“
Dreizehneinhalb Jahre später, im letzten Monat seines fünfzehnten Lebensjahres, errang Monaco N.O.P. den Sieg im Rolex Grand Prix beim CHI Genf – eine außerordentliche Wende für ein Pferd, das im zarten Alter von nur anderthalb Jahren bereits aufgegeben worden war. Seine bemerkenswerte Partnerschaft mit Harrie Smolders war der Schlüssel zu seinem Erfolg.
Interessanterweise gewann Marcus Ehning 2023 mit Stargold den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen. Stargolds Urgroßmutter wurde nur vier Kilometer von dem Ort entfernt geboren, an dem Monaco N.O.P. zur Welt kam. Beide Mütterlinien sind eng mit dem Gestüt Haselau verbunden, das eine bedeutsame Rolle in der Zucht von internationalen Springpferden spielt. Mit Monaco N.O.P. und Stargold hat diese Region jetzt bereits zwei Rolex-Grand-Prix-Sieger hervorgebracht.
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