Credits : Rolex Grand Slam - Tom Lovelock
Cayman Jolly Jumper (Hickstead – Riva de Pleville x Quaprice Bois Margot, Züchter: Nathalie Chevalier) ein 13-jähriger Selle-Français-Wallach, der für seine blitzschnellen Reflexe und seinen feurigen Charakter bekannt ist, holte sich einen unglaublichen Sieg im Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters, einem der vier Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping.
Von den lediglich drei Pferd-und-Reiterpaaren, die es ins Stechen schafften, traten Simon Delestre und Cayman Jolly Jumper als letztes Team an. Für den heißbegehrten Sieg war eine fehlerfreie Runde nötig, und die beiden lieferten ab. Cayman Jolly Jumper stammt aus derselben Anglo-Araber-Mutterlinie wie auch der berühmte Anglo-Araber-Hengst Nithard.
Cayman Jolly Jumper – ein Sensibelchen
Nathalie Chevalier erinnert sich noch lebhaft an den Augenblick, als sie seine Mutter zum ersten Mal sah, Riva de Pleville, eine Stute von Quaprice Bois Margot. Riva sollte später der Grundpfeiler für Chevaliers Zuchtprogramm werden. „Ich habe Riva de Pleville im Alter von drei Jahren von Rodolphe Bonnet (Haras du Bois Margot) gekauft, mit dem ich sehr gute Beziehungen pflege. Damals suchte ich speziell nach einer Tochter von Quaprice Bois Margot (Quincy). Als ich sie im Freispringen gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich sie kaufen musste. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Sie besaß unglaubliches Springvermögen, sogar noch mehr, als ich anfangs erwartet hatte. Deswegen beschloss ich, mit ihr einen Embryotransfer durchzuführen. Ich habe mir den Zuchtstättennamen „Jolly Jumper“ selbst ausgedacht und als Suffix unter meinem Namen, Nathalie Chevalier, eintragen lassen.
Für Hickstead MVD habe ich mich entschieden, weil ich ihn beim CSIO Jumping International La Baule über die Hindernisständer habe springen sehen und so bei mir dachte, dass er eine ganz außergewöhnliche Mentalität besitzen musste, um das zu bewerkstelligen.
Cayman Jolly Jumper wurde 2012 als erstes Fohlen aus einem Embryotransfer von Riva de Pleville und Hickstead geboren, und weil er sich als so gute Kombination erwiesen hat, habe ich noch einen zweiten Embryotransfer durchgeführt. Evora Jolly Jumper, das zweite Fohlen, wurde 2014 als Tochter von Riva de Pleville und Qlassic Bois Margot geboren. Sie schaffte vor dem Finale der Fünfjährigen in Fontainebleau zwei fehlerfreie Runden und einen geteilten ersten Platz, wurde aber vor dem Finale verkauft. Danach trat sie (unter dem Namen Evora BJX) mit Matthew Sampson erfolgreich in Spruce Meadows in Calgary an (1,40 m, 1,50 m), zog sich jedoch später eine Verletzung zu. 2016 gründete ich meine offizielle Pferdezucht und ließ das Prefix Jolly Jumper auf mein Unternehmen übertragen. Von da an wurden sämtliche Embryotransfers unter SARL Jolly Jumper durchgeführt.
Zu den anderen Fohlen, die durch Embryotransfers aus Riva de Pleville hervorgingen, gehören:
Riva de Pleville hat nie selbst ein Fohlen ausgetragen. Ich bin als Amateurreiterin mit ihr bis zu CSI1* (1,30-m-Wettkämpfe) angetreten, aber sie besaß das Potenzial, mindestens 1,50 m zu springen.“
Sie vererbt all ihren Fohlen ihre unbändige Energie, ihr unfassbares Sprungvermögen und – am allerwichtigsten – ihre herausragende Intelligenz. Sie denken allesamt gern eigenständig, weshalb es wichtig ist, sie auf die richtige Weise zu fordern und Geduld zu haben. Riva ist allerdings nicht besonders groß und ihre Nachkommen sind auch eher zierlich.
Cayman Jolly Jumper war ganz besonders sensibel, genau wie seine Mutter. Bis zum Alter von drei Jahren wuchs er ohne irgendwelche Probleme auf, doch beim Einreiten trat schließlich seine Sensibilität zutage. Anschließend wurde er von mehreren Reitern geritten, bis er schließlich bei dem Franzosen Simon Delestre landete.
Er besaß schon immer herausragendes Sprungtalent und ich habe immer an ihn geglaubt. Viele glauben, Cayman hätte all seine Vorzüge Hickstead zu verdanken, aber meiner Meinung nach kommt er zu 75 Prozent nach seiner Mutter – ihr Körperbau, ihre Energie und ihr Charakter kommen in ihm deutlich zum Vorschein. Die Zeit wird es zeigen, aber ich bin überzeugt davon, dass alle Nachkommen von Riva de Pleville diese Eigenschaften haben werden. Ich baue Riva de Plevilles Blutlinie auf und glaube, dass man in der Zukunft noch davon reden wird. Wir Züchter werden oft vergessen, wenn ein Pferd Spitzenniveau erreicht.“
Die Liebe zu Jus de Pomme
Valérie Allix, die Züchterin von Riva de Pleville, der Mutter von Cayman Jolly Jumper, erinnert sich: „Ich habe Orientale DB, die Mutter von Cayman Jolly Jumpers Vater, 2001 von Guido Bruyninx gekauft und die Arbeit mit ihr hat mir sehr viel Freude bereitet. Sie war zum Zeitpunkt des Kaufs mit Riva von Kannan trächtig. 2004 wurde die Stute bei der Fences-Auktion verkauft. Ich liebte Jus de Pomme und die Verpaarung mit Riva und Quaprice Bois Margot erschien mir wie die perfekte Kombination. Riva de Pleville kam durch einen Embryotransfer zur Welt, ebenso wie R de Pleville von Orlando 2005.
Riva wurde von Bruno Garez geritten, war aber eine kleine Stute mit großer Leidenschaft. Später wurde sie verkauft und kam als Zuchtstute zum Einsatz. Aus ihr ging der unglaubliche Cayman Jolly Jumper von Hickstead hervor, einem Hengst, den ich zu der Zeit präsentierte.“
Kannan
Orientale DB bekam bei Valérie Allix ein Fohlen von Kannan, was Guido Bruyninx arrangiert hatte. Bruyninx spielte eine entscheidende Rolle in der Erfolgsgeschichte von Kannan, auch wenn er sich nicht mehr groß an das Pferd erinnert. Irgendwie passt das perfekt zu dieser Geschichte. „Ich habe Kannan gegen Ende seines vierten Lebensjahres auf den Tipp eines Niederländers hin gekauft. Kannan war zu der Zeit ein sehr teures Pferd. Ursprünglich hatte ich ihn nur zur Hälfte gekauft, eine Entscheidung, die meiner Frau Sorgen bereitete. Als ich schließlich auch die zweite Hälfte gekauft hatte, wuchsen die Sorgen meiner Frau. Ich bin Kannan ein Jahr lang selbst geritten und habe ihn dann zur Hälfte an François Mathy Sr. verkauft. Wir behielten ihn, bis ich die belgische Meisterschaft der Siebenjährigen mit ihm gewonnen hatte. Danach ging er mit François Mathy Sr. auf die Sunshine Tour, während der ich ihn an Alexandrine Hécart von Haras de la Roque in Frankreich verkaufte. In Frankreich machte er sowohl als Sportpferd wie auch als Zuchthengst Karriere. Er war acht Jahre lang einer der Spitzendeckhengste der Welt. Kannan war wirklich ein ganz besonderes Pferd. Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin. Ich habe 30 Jahre lang versucht, einen würdigen Nachfolger für Kannan zu finden, was mir aber nie gelungen ist.
Es gehört immer eine Prise Glück dazu. Niemand hätte voraussehen können, wie sich mit Kannan alles entwickeln würde. Es ist schade, dass ich mich kaum mehr an Orientale DB erinnere. Damals habe ich viele Pferde an Valérie Allix verkauft. Cayman Jolly Jumper hat schon immer phänomenales Sprungtalent gezeigt. Es ist schon ein starkes Stück, zu so einem Pferd beigetragen zu haben, ohne sich daran zu erinnern.“
Anglo-Araber-Stutlinie
Orientale DB wurde von Haras du Hazoy gezüchtet. Nicole Bouilliart blickt zurück, auch wenn sie sich nicht mehr speziell an Orientale DB erinnert: „Zu der Zeit hatte ich gerade La Bise du Thil von ihrem Züchter, Jacques Pennet, für Wettkämpfe gekauft, aber später haben wir sie in der Zucht eingesetzt. Ich war zusammen mit Nelson Pessoa Mitbesitzerin des Hengstes Feinschnitt van de Richter, der vor fast 50 Jahren zum Grundstock meines Zuchtprogramms wurde! Ich habe Anglo-Araber- und Vollblutstuten eingesetzt mit dem Ziel, blütige Pferde zu züchten, weil ich Schnelligkeit für einen wesentlichen Erfolgsfaktor bei Wettkämpfen hielt.
La Bise du Thil brachte auch eine Tochter von Feinschnitt van de Richter hervor. Sie war eine ganz herausragende Stute. Ihre Enkel treten inzwischen sehr erfolgreich im internationalen Springreiten an.“
Es ist ernüchternd und gleichzeitig faszinierend, dass man zur Zucht eines Pferdes wie Cayman Jolly Jumper beigetragen hat, sich aber nicht einmal mehr daran erinnert. Vielleicht ist das die wahre Magie des Züchtens: Man sieht nicht immer das Ergebnis, aber der Einfluss, den man hatte, lebt weiter.
Photo credit : Private collection
Bleiben Sie über alle Informationen zum Rolex Grand Slam auf dem Laufenden