Rolex Grand Slam of Show Jumping

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Mittendrin beim CHI Genf 2021: Donnerstag 9. Dezember

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Kent Farrington gewinnt die Trophée de Genève

 

49 Reiter aus 16 Nationen – darunter neun der aktuellen Top Ten der Weltrangliste – sind am Eröffnungstag der 60. Ausgabe des CHI Genf im Hauptspringen, der Trophée de Genève, angetreten. In der legendären Palexpo Arena in Genf brannten die aufgeregten und erwartungsvollen Fans förmlich darauf, internationales Springreiten der Spitzenklasse zu erleben, während sich die weltbesten Springreiter und ihre treuen Pferde für den mit 13 Hindernissen und 16 Sprüngen gespickten und 1,60 m hohen Parcours von Designer Gérard Lachat wappneten.

Als Achter ging der 56 Jahre alte französische Veteran Roger-Yves Bost an den Start und stellte seine Erfahrung unter Beweis, indem er auf seinem Hengst Cassius Clay VDV Z die erste fehlerfreie Runde der Prüfung absolvierte. Bost, dem Goldmedaillengewinner in der Teamwertung der Olympischen Spiele 2016 in Rio, schloss sich kurz darauf sein Landsmann Edward Levy mit einem ebenfalls fehlerfreien Durchgang mit seiner Stute Rebeca LS an. Nach der Hälfte der Starter hatte sich um die beiden Franzosen eine exklusive Gruppe für das Stechen geschart, nämlich Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington und sein langjähriger Sportpartner Creedance sowie zwei Reiter der nächsten Generation: der 22 Jahre junge Schweizer Edouard Schmitz mit seinem 12-jährigen Wallach Quno sowie die 24-jährige Griechin Ioli Mytilineou mit ihrem talentierten 10-jährigen Wallach L’Artiste de Toxandra, den sie liebevoll ihren „sanften Riesen“ nennt.

Nach der Pause gelang dem Rolex Grand Slam-Anwärter und Weltranglistenzweiten, Daniel Deußer, auf Scuderia 1918 Tobago Z ein müheloser Null-Fehler-Ritt. Nachfolgend schlossen sich weitere herausragende Reiter dem neu gekrönten Rolex-Markenbotschafter zu einem Stechen aus 14 Teilnehmern an, das ausgesprochen spannend zu werden versprach. Darunter die aktuelle Nummer drei der Weltrangliste Peder Fredricson (H&M Christian K), der österreichische Rolex Grand Slam Major-Sieger Max Kühner (Elektric Blue P), der Rolex-Markenbotschafter und Lokalmatador Martin Fuchs (Conner Jei), der Deutsche Christian Kukuk (Checker 47), Jérôme Guery aus Belgien (Quel Homme de Hus), Heimfavorit Bryan Balsiger (Dubai du Bois Pinchet) sowie der Franzose Nicolas Delmotte (Ilex v.).

Im Stechen erwies sich der Amerikaner Kent Farrington als zu stark für die anderen 13 Reiter und stellte beeindruckend zur Schau, wie sehr er das Springen beim CHI Genf liebt. Obwohl die Hälfte der Starter zwei fehlerfreie Runden absolvierte, konnten sich Farrington und sein Wallach, Creedance – der über eine außergewöhnliche Mischung aus Tempo und Präzision verfügt – behaupten und den Mannschafts-Olympiasieger von Tokio, den Schweden Peder Fredricson, mit einem Vorsprung von 0,47 Sekunden auf den zweiten Platz verbannen. Der Deutsche Daniel Deußer sicherte sich Platz drei.

Begeistert über seinen Sieg und seine erneute Teilnahme am CHI Genf kommentierte Farrington so: „Es ist toll, wieder beim CHI Genf zu sein. Die ganze Welt macht gerade eine sehr schwierige Zeit durch und darum freue ich mich sehr, dass die Organisatoren diese großartige Veranstaltung auf die Beine stellen konnten. Es ist ein fantastisches Gefühl, gegen diese Paare anzutreten – das sind die besten Reiter und Pferde der Welt. Beim Rolex Grand Prix am Sonntag werde ich wir mit Gazelle starten. Sie ist gut in Form und wir haben vor, sie morgen in einer kleinen Prüfung zu starten zu lassen und dann sehen wir weiter.“

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Meet the Next Gen mit:

Ioli Mytilineou

 

Was macht den CHI Genf zu einer so besonderen Veranstaltung?

Ich glaube, er ist für jeden Reiter etwas ganz Besonderes. Als ich zum ersten Mal hierherkam, war ich netterweise von Steve Guerdat eingeladen worden, weil wir zu der Zeit die Besitzer eines seiner Pferde – Bianca [Albführen‘s Bianca] – waren. Seitdem war der CHI Genf etwas ganz Besonderes für mich, weil ich zum allerersten Mal zusammen mit den ganz Großen starten durfte. Ich dachte mir: „Ich muss hierherkommen und abliefern, sonst enttäusche ich Steve!“ Jetzt, nachdem mir die Qualifikation durch meine eigenen Erfolge bei den diesjährigen Europameisterschaften gelungen ist, wird einfach ein Traum für mich wahr. Es ist ein unglaublicher Veranstaltungsort mit einer riesigen Arena und einer fantastischen Atmosphäre – ich fühle mich hier wie zu Hause und ich liebe es.

Wenn mir die Qualifikation dafür gelingt, wäre am Sonntag mein erster Rolex Grand Prix überhaupt. Ich reite in der Qualifikationsprüfung heute Abend übrigens nicht mein Hauptpferd, sondern gebe meinem zweiten Pferd, in das ich großes Vertrauen setze, eine Chance. Hoffentlich sind wir dann im Grand Prix am Sonntag dabei, der garantiert schwer und knifflig sein wird. Ich freue mich, es zu wagen, und werde einfach sehen, was passiert.

Mit welchen Pferden treten Sie diese Woche an? Und können Sie uns etwas über ihre Charaktere erzählen?

Ich habe diese Woche zwei Pferde dabei. Einen Wallach namens L‘artiste De Toxandra. Er ist ein großes, langes, starkes Pferd, aber gleichzeitig ein sanfter Riese. So würde ich ihn beschreiben. Die vielen Geräusche machen ihn ein bisschen nervös, er ist etwas schreckhaft und wenn er losrennen will, dann ist er weg! Dann habe ich noch einen Hengst namens Levis De Muze, der charakterlich einfach alles verkörpert, was man sich von einem Pferd nur wünschen kann. Er ist intelligent, unheimlich frech, aber gleichzeitig sehr sanft. Es macht einfach rundum Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Und so geht es nicht nur mir. Er ist auch meinem Pfleger und meinem Bereiter gegenüber so – wir empfinden alle dasselbe für ihn, genauso wie die Zuschauer. Die beiden sind relativ unerfahren für ihre zehn Jahre und ziemlich neu auf diesem Niveau. Deshalb ist es für uns drei ein Erlebnis, hier dabei zu sein.

Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Im Augenblick habe ich nur ein Nachwuchspferd, einen Siebenjährigen namens Sevenoaks. Mit „nur eins“ meine ich, dass er tatsächlich ein sehr gutes Nachwuchspferd ist und ich ehrlich daran glaube, dass er später mal hier antreten kann. Er hat die richtigen Grundlagen, er ist zum Beispiel athletisch und clever, aber er ist erst sieben und vor ihm liegt noch jede Menge Arbeit. Ich glaube aber wirklich, dass er alles hat, was man braucht.

Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2022 aus?

Eins meiner großen Ziele für das kommende Jahr sind die Weltreiterspiele, von denen bestimmt viele der Reiter hier träumen, da bin ich sicher. Es gibt so viele Springturniere in diesem Sport und ich möchte mir auch ein bisschen Abstand lassen und mit klarem Blick entscheiden, an welchen ich wirklich gern teilnehmen möchte. Denn ich glaube, manchmal lässt man sich mitreißen und nimmt einfach alles mit, was nur geht.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Die Europameisterschaften in Riesenbeck in diesem Jahr, ganz eindeutig. Ich war stolz darauf, wie mein Pferd mit der gesamten Veranstaltung umgegangen ist. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie an so etwas teilgenommen und ich hatte ihn noch so gut wie nie an drei Tagen bei einer Veranstaltung starten lassen. Dort anzutreten und so viele Runden unter solchem Druck zu springen – er hat das gemeistert wie ein echter Veteran. Ich war so stolz, dort zu sein und die Liebe zu spüren, die ihm und uns beiden als Team von allen Seiten entgegengebracht wurde. Ich hatte das Gefühl, als wollte jeder dort sehen, dass ich mich gut schlage und als würden alle uns anfeuern. Es hat mich stolz gemacht, dass ich so viele Herzen berühren konnte.

Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?

Für mich sind Geduld und der Glaube daran, dass man das Richtige tut, sehr wichtige Eigenschaften. Und dass man den besten Plan für sich selbst entwirft. Es ist sehr einfach, zu beobachten, was andere tun, und ständig Dinge zu verändern, aber an sich selbst und sein Pferd zu glauben, ist eine große Sache. Einen starken Willen zu haben, spielt auch eine große Rolle. Man kann die nötigen Fähigkeiten besitzen, aber ohne die mentale Stärke, mit all dem umzugehen, hat man es sehr viel schwerer.

Wie wichtig ist das Team, das hinter Ihnen steht?

Sehr wichtig. Ich halte sehr viel davon, wenn jeder seine Rolle kennt – ich bin der Reiter, der Pfleger ist der Pfleger, der Tierarzt ist der Tierarzt, der Hufschmied ist der Hufschmied und so weiter. Ich hege wirklich große Bewunderung für jeden Menschen, mit dem ich arbeite, weil alle so gut in ihrem jeweiligen Metier sind und wir gleichzeitig als Team funktionieren.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?

Er bedeutet mir einfach alles. Einfach nur hier bei einem der Majors zu sein, ist unbeschreiblich. Die vier Majors zusammen ergeben die prestigeträchtigste Serie, die man überhaupt gewinnen kann. Auch schon an einem davon teilnehmen zu dürfen, ist einfach fantastisch. Ich hoffe, diese Chance erneut zu bekommen – ich wäre liebend gern bei allen Rolex Grand Prix dabei, wenn ich könnte. Es ist einfach eine sehr schlau durchdachte Idee und ich würde sagen, dass mir die meisten da zustimmen würden.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie, welches ist Ihr Favorit und warum?

Ich würde sagen, Tennis, weil mein Vater ein riesiger Tennisfan ist. Er spielt schon ewig und so haben auch meine Schwester und ich in unserer Kindheit und Jugend viel Tennis gespielt. Für mich ist das eine der interessantesten Sportarten für Zuschauer. Ich war vor ein paar Jahren mal bei den French Open und es war eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe einen jungen griechischen Tennisspieler [Stefanos Tsitsipas] gesehen, der momentan sehr weit oben in der Weltrangliste steht. Wir sind also zu seinem Spiel gegangen und da waren so viele Menschen, die seinen Namen gerufen haben. Ich glaube, er war erst so um die 20, und ich dachte mir: „Wow, ich wäre auch gern jung und würde gern erleben, wie die Leute meinen Namen singen.“ Golf sehe ich mir nicht so oft an, aber mein Trainer Sean Crooks spielt viel Golf und redet ständig davon. Und so ist sein Training immer mit vielen Golf-Analogien gespickt.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Ich würde mein Pferd Porky mitnehmen, weil ich gern mit ihm zusammen bin. Und mein Handy. Und einen Sattel, damit ich auf Porky reiten könnte!

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Interview mit:

Sophie Mottu Morel, Turnierleiterin

 

Sie müssen froh sein, dass die diesjährige Ausgabe des CH Genf stattfindet, nachdem sie im letzten Jahr wegen COVID-19 abgesagt wurde.

Ja, wir sind sehr froh, hier sein zu können. Letztes Jahr war es sehr schwierig für uns, weil wir das Turnier einen Monat vor dem geplanten Beginn absagen mussten. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass das Turnier in diesem Jahr stattfinden kann, auch wenn die Organisation eine Herausforderung gewesen ist. Aber es ist so toll, die Reiter und Fans wieder begrüßen und Freunde treffen zu können, die wir lange nicht gesehen haben – wir sind also wirklich sehr glücklich.

Letztes Jahr gab es beim CHI Genf eine tägliche Fernsehsendung, die ein großer Erfolg gewesen ist. Sie müssen begeistert sein, dass Fans, Ehrenamtliche und die Medien dieses Jahr wieder live auf dem Turnier dabei sein können …

Ja, auf jeden Fall. Letztes Jahr haben wir ein Fernsehprogramm gemacht, weil wir den Kontakt mit der Öffentlichkeit aufrechterhalten und während der ursprünglichen Programmpunkte des Turniers auch einfach etwas machen wollten. Das war ein großer Erfolg. Aber dieses Jahr freuen wir uns so sehr, alle wieder dabei zu haben. Die Fans sind so wichtig für uns, sie geben uns so viel positive Energie, die uns anspornt, weiterzumachen. Die Ehrenamtlichen sind der Geist und die Seele des Turniers, sie stecken so voller Leidenschaft und sind Teil unserer CHI-Genf-Familie. Ohne sie wäre das Turnier nicht so ein Erfolg. Deswegen haben wir es in diesem Jahr den Ehrenamtlichen gewidmet – es ist uns sehr wichtig, ihre harte Arbeit und ihr Engagement zu würdigen. Einige der Ehrenamtlichen arbeiten hinter den Kulissen und man sieht sie so gut wie nie. Deshalb wird am Samstagabend eine Feier für sie stattfinden. Es ist uns sehr wichtig, ihnen ihren ganz eigenen großen Augenblick zu bereiten.

Auch die Medien sind für den Erfolg des Turniers unverzichtbar, denn sie vermitteln die Spannung und den Spitzensport, die beim CHI Genf gezeigt werden. Wir sind so froh, dass unser Pressezentrum wieder voll ist und wir sind sehr dankbar, dass Menschen aus der ganzen Welt hierher gekommen sind, obwohl es sehr schwierig ist, in die Schweiz einzureisen. Auch die Publikumsränge werden wieder voll besetzt sein. Die Vorschrift, Masken tragen und die Corona-Nachweise beim Einlass kontrollieren zu müssen, sind für uns nur ein kleiner Preis, den wir gerne bezahlen, um unsere Fans zurückzubekommen. Alles ändert sich in dieser Zeit so schnell, also drücken wir die Daumen, dass alles so bleibt, wie es ist.

Können Sie uns etwas über die Herausforderungen erzählen, die Sie überwinden mussten, um sicherzustellen, dass die diesjährige Ausgabe des CHI Genf tatsächlich stattfinden kann?

Die größte Herausforderung war, dass sich alles ständig geändert hat. Wir mussten uns ständig an neue Veränderungen anpassen und uns neue Ideen einfallen lassen, wie wir darauf reagieren können. Anfangs mussten wir sehr reaktiv sein und jeden Tag neue Ideen umsetzen. Wir waren alle ziemlich angespannt, weil wir nicht wussten, was der nächste Tag bringen würde. Das war für mich persönlich die größte Herausforderung. Natürlich hat diese Zeit für viele Menschen, auch für unsere Fans und unsere Sponsoren, finanzielle Probleme mit sich gebracht. Wir mussten unsere Partner immer wieder beruhigen und ihnen das Vertrauen geben, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten ein schönes Turnier zustande bringen werden. Es war sehr anstrengend, aber auch bereichernd, denn wir mussten so kreativ und anpassungsfähig sein, dass es meiner Meinung nach für das Turnier von Vorteil gewesen ist.

Wie viel harte Arbeit mussten Sie und Ihr Team leisten, um die diesjährige Ausgabe des CHI Genf erfolgreich auf die Beine zu stellen?

Dieses Jahr haben wir ein neues Team, was alles ein bisschen schwieriger gestaltet hat, denn viele hatten noch nie zuvor ein Turnier organisiert. Aufgrund der Unsicherheiten rund um das Turnier war zudem schwierig, das Team und das Organisationskomitee zu motivieren. Die Mehrheit des Organisationskomitees besteht aus Ehrenamtlichen, es war also wirklich nicht einfach, sie zu motivieren und ihnen zu versichern, dass das Turnier 2021 wieder stattfinden würde – und das sogar noch besser als zuvor. Für manche war es nicht leicht, aber wir alle lieben dieses Turnier und wollten unbedingt, dass es wieder stattfindet. Mein Team macht diese Arbeit entgeltlich, also war es etwas einfacher zu motivieren – aber wir alle lieben unsere Arbeit, auch wenn es harte Arbeit ist.

Welche positiven Erfahrungen ziehen Sie aus den vergangenen 18 Monaten?

Die Kreativität, die wir aufbringen mussten, war für mich und das Turnier auf jeden Fall positiv. Sie hat uns die Möglichkeit gegeben, über Änderungen nachzudenken, die wir am Turnier vornehmen wollen. Für mich ist einer der größten positiven Aspekte, dass die Menschen und Beziehungen enger und stärker geworden sind – in diesen schwierigen Zeiten mussten wir zusammenkommen und als Team arbeiten. Mein Team ist eine große Familie und möchte all seine positive Energie in das Turnier einfließen lassen.

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