Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof
Die Welt hat erwartungsvoll zugesehen, als das letzte Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping 2021 – der Rolex Grand Prix – beim CHI Genf seinen Lauf nahm und 16 der aktuell 20 besten Reiter der Welt darum kämpften, sich in der Geschichte des Reitsports zu verewigen. Der Höhepunkt der viertägigen Spitzenreitsportveranstaltung, der Rolex Grand Prix, sollte über eine Runde plus Stechen ausgetragen werden, sofern mehr als ein Reiter fehlerfrei ins Ziel käme.
In dem internationalen Starterfeld aus 40 Pferd-Reiter-Kombinationen aus 15 Nationen waren auch die renommierten Sieger der vorangegangenen drei Majors des Jahres 2021 vertreten: Max Kühner aus Österreich (Gewinner des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters), der Schweizer Steve Guerdat (Gewinner des CP ‘International’, presented by Rolex beim CSIO Spruce Meadows ‘Masters’) sowie der Deutsche Daniel Deusser (Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen). Als amtierender Anwärter kam für Deusser nichts Geringeres als ein Sieg infrage, um seine Reise durch den Rolex Grand Slam fortzusetzen, während Kühner und Guerdat auf den „Zwei aus vier“-Bonus aus waren, auf den beide gute Chancen hatten.
Neben Deusser und Guerdat wurde Rolex in der Titelklasse beim CHI Genf durch weitere sechs der weltbesten Reiter vertreten, darunter Harry Charles (GBR), Bertram Allen (IRL), Martin Fuchs (SUI), Kent Farrington (USA), Kevin Staut (FRA), Rolex Grand Slam of Show Jumping Champion Scott Brash (GBR) sowie der am längsten amtierende Markenbotschafter des Schweizer Unternehmens, Rodrigo Pessoa (BRA).
Nach etwas über einer Stunde war es noch keinem der ersten 23 Paare gelungen, die 14 Hindernisse und 18 Sprünge fehlerfrei zu absolvieren, da die meisten Starter mit den kniffligen Kombinationen, vor allem mit dem Oxer bei 13a, zu kämpfen hatten. Doch das sollte sich kurz darauf ändern, als der Ire Darragh Kenny zur großen Freude des sachkundigen Publikums eine fehlerfreie Runde schaffte. Kennys Null-Fehler-Ritt wurde gleich darauf von dem Heimfavoriten und Schweizer Helden, Martin Fuchs, übertrumpft, der den letzten Steilsprung unter tosendem Applaus übersprang. Im Anschluss erwies sich der gemeinschaftlich von dem Schweizer Gérard Lachat und dem Niederländer Louis Konickx entworfene Parcours für gleich drei Spitzenreiter als zu tückisch, darunter der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam, Daniel Deusser, der amtierende Olympiasieger im Einzel, Ben Maher, sowie der dreimalige Gewinner des Rolex Grand Prix beim CHI Genf, Steve Guerdat. Der Sieger der Trophée de Genève am Eröffnungstag, der Amerikaner Kent Farrington, zeigte sich erneut in Topform und bewältigte den Parcours mit seiner 15-jährigen Stute Gazelle fehlerfrei, was ihm einen Platz im Stechen sicherte. Nachdem einer weiteren Hand voll Paare Fehler unterlaufen waren, gelang dem Major-Sieger des diesjährigen The Dutch Masters, Max Kühner, und seinem fantastischen 10-jährigen Wallach Elektric Blue P die nächste fehlerfreie Runde, womit er weiterhin im Rennen für den „Zwei aus vier“-Bonus blieb. Nur wenig später verdoppelte sich die Anzahl amerikanischer Teilnehmer am Stechen, als Laura Kraut auf Baloutine die Ziellinie ohne Fehlerpunkte erreichte. Kurz darauf beschloss Harrie Smolders die Runde als letzter fehlerfreier Reiter und somit bestand das schillernde Starterfeld für das Stechen nun aus sechs Teilnehmern.
Das Stechen wurde vom Iren Darragh Kenny eröffnet, dem als erstem Reiter zwei Null-Fehler-Runden gelangen. Der nächste Starter, Martin Fuchs mit seinem 9-Jährigen Leone Jei, zog nach und verwies Kenny mit knapp zwei Sekunden Vorsprung und einer Zeit von 41,54 Sekunden auf Platz zwei. Kent Farrington schien zunächst das Trio vollmachen zu wollen, doch nach einer für ihn typischen rasanten Runde blieb ihm kurz vor Ende der Triumpf verwehrt, als das letzte Rolex-Hindernis fiel. Trotz zweier fehlerfreier Runden gelang es Max Kühner nicht, Martin Fuchs von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Der Österreicher beendete den Parcours mit einem Rückstand von 0,68 Sekunden. Nachdem Laura Kraut zwei Abwürfe hinnehmen musste, lag Fuchs‘ Schicksal nun in den Händen des letzten Starters, des 41-jährigen Harrie Smolders. Der Niederländer verfehlte jedoch die Bestzeit des Rolex Grand Prix Champions 2021 und neuen Anwärters auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, Martin Fuchs, haarscharf um 0,23 Sekunden.
Abgesehen davon, dass es Ihr Heimatturnier ist, was macht den CHI Genf so besonders für Sie?
Der CHI Genf ist nicht nur für mich etwas Besonderes, alle Reiter fühlen sich hier wirklich willkommen, aber als Landsmann genieße ich natürlich die enorme Unterstützung von meinem Heimatpublikum und den Fans.
Was macht für Sie ein großartiges Team aus?
Beim Springreiten und beim Reiten ganz allgemein muss man wirklich ein riesiges Team um sich haben, das einem mit allem hilft. Die Pflege der Pferde verlangt so viel Arbeit, Zeit und Leidenschaft. Ich habe großes Glück mit meiner Familie, weil sie mich so sehr unterstützt. Ich habe viele gute Leute um mich herum und ein gutes Team, das sich großartig um die Pferde zu Hause kümmert und dafür sorgt, dass es ihnen hervorragend geht. Das ermöglicht es mir, mich ganz und gar auf den Sport zu konzentrieren. Und wenn ich auf Turnieren bin muss ich mir keine Sorgen um Zuhause machen.
Was haben Sie für den Winter geplant?
Diesen Winter werde ich an ein paar Weltcup-Turnieren teilnehmen. Es stehen ein paar sehr schöne Weltcup-Veranstaltungen bevor, sehr aufregende und traditionelle Shows, zu denen ich gerne hin möchte. Mein Ziel ist es, ein paar meiner jüngeren Pferde aufzubauen und sie für die höheren Klassen vorzubereiten, sodass ich ein paar neue Pferde an das Grand-Prix-Niveau heranführen kann.
Haben Sie ein Nachwuchspferd, das Ihrer Meinung nach das Zeug dazu hat, ein Pferd für den Rolex Grand Prix zu werden?
Das ist immer schwer zu sagen, aber ich habe tatsächlich ein paar wirklich sehr gute Fünf-, Sechs- und Siebenjährige. Ich setze große Hoffnungen in sie alle und hoffentlich werden sich ein oder zwei von ihnen als Grand-Prix-Pferde entpuppen und zukünftig hier beim CHI Genf antreten.
Ebenso wie Tennis und Golf hat jetzt auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche anderen Sport-Majors sehen Sie sich gern an?
Ich sehe mir unheimlich gern Tennis an. Als Schweizer ist der Rolex-Markenbotschafter Roger Federer ein großes Sportvorbild für mich, deswegen verfolge ich diesen Sport sehr gerne. Alle vier Grand Slams im Tennis sind sehr spannend und für mich ist Wimbledon einfach das Größte.
Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie?
Für die Reiter ist der Rolex Grand Slam of Show Jumping die außergewöhnlichste und einzigartigste Serie überhaupt, weil sie die vier besten Wettkämpfe der Welt vereint sind. Alle Reiter arbeiten enorm hart darauf hin, eines Tages ein Major des Rolex Grand Slam zu gewinnen.
Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?
Ein Buch, Wasser und mein Handy.
Woher stammt Ihre Leidenschaft für Pferde und das Springreiten?
Das ist eine lange Geschichte … Ich habe schon von klein an Pferde gemocht und in der Nähe unserer Wohnung gab es ein Trainingscenter. Ich habe meinen Eltern ständig in den Ohren gelegen, ob wir nicht mal da hingehen könnten, aber das konnten wir uns nicht leisten. Irgendwann habe ich Pferde völlig vergessen. Ich habe angefangen zu arbeiten und mit 20 Jahren war ich einmal eine Woche im Tessin in Urlaub. Es hat dort nur geregnet und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es gab dort ein Reitzentrum und da kamen meine alten Erinnerungen wieder hoch und ich habe mich zu einem einwöchigen Kurs angemeldet. Ich wollte alles darüber lernen, aber der Trainer meinte, eine Woche würde nicht reichen, um alles zu lernen. Von da an habe ich angefangen, richtig hart zu trainieren. Leider war ich zu alt für eine vollständige Reitausbildung, aber ich wollte an Turnieren teilnehmen, und letztendlich habe ich dann an ein paar regionalen Wettkämpfen teilgenommen.
Dann habe ich Thomas Fuchs kennengelernt. Er war nämlich mein Bankier. Als Autohändler hatte ich oft mit meiner Bank zu tun und während unserer vielen Gespräche wurden wir schließlich Freunde. Wir haben uns ein bisschen aus den Augen verloren, als ich nach Freiburg gegangen bin, um bei Beat Grandjean zu trainieren. Dort bin ich 15 Jahre geblieben. Nach meiner Rückkehr nach Zürich habe ich dann ein Pferd von Thomas Fuchs gekauft. Ich habe auch weiterhin nebenher geritten, hatte aber auch noch meine Arbeit. Bei Thomas ist das so: Wenn man ein Pferd von ihm kauft, trainiert man auch bei ihm.
So haben Sie dann Martin Fuchs kennengelernt?
Genau! Eines Tages trainierte ich gerade mit Thomas und er wollte, dass ich fünf Galoppsprünge zwischen zwei Hindernissen reite. Ich bekam es nicht hin und er meinte, sogar ein Kind würde das schaffen. Ich habe ihm nicht geglaubt, also holte er ein Kind, um es mir zu beweisen. Natürlich ist es dem Jungen gelungen und ich habe sagte: „Das war vielleicht nur Glück.“ Also hat er es noch mal probiert und hat es fantastisch gemeistert. Dann meinte er zu mir: „Ich kann das auch 10-mal machen, wenn du willst.“ Und dieser Junge war Martin Fuchs. In genau diesem Augenblick wusste ich, dass ich kein Pferd für mich kaufen musste, sondern für ihn.
Ein paar Tage später brach Martin mit einem meiner Pferde zu den Olympischen Jugendspielen in Griechenland auf. Bei seiner Rückkehr hat er zu mir gesagt: „Es war fantastisch, aber du musst ein leistungsfähigeres Pferd kaufen, wenn wir eine Chance haben wollen.“ Ab da haben wir angefangen, viele Wettkämpfe zusammen zu besuchen. Ein Turnier folgte dem anderen, und ein Pferdekauf folgte dem anderen. Ich habe noch eins gekauft, dann noch eins und so weiter. Das war der Beginn meiner Zusammenarbeit mit Martin.
Wie läuft dieser Prozess zwischen Ihnen und der Familie Fuchs ab?
Die Familie Fuchs trifft alle Entscheidungen rund um das Pferd. Manchmal kommt Martin zu mir und sagt: „Da ist dieses Turnier, findest du, wir sollten hinfahren?“ Aber er muss die Entscheidung selbst treffen, denn ich vertraue ihm mit den Pferden mehr als jedem anderen. Ich mag diesen Ablauf sehr, denn ich kann mich auf die Familie Fuchs verlassen, weil sie die besten in ihrem Metier sind.
Was ist Ihr stolzester Augenblick als Besitzer?
Da gibt es keinen speziellen. Ich habe das große Glück, in beinahe allen Meisterschaften und Majors eine Medaille gewonnen zu haben. Da kann ich mich unmöglich auf einen Moment festlegen. Ich sage immer gern, dass der letzte Sieg immer der beste ist, weil er einen dazu anspornt, es noch mal zu versuchen. Ich bin immer stolz, Martin gewinnen zu sehen. Von Regionalmeisterschaften bis hin zu den Spitzenturnieren unseres Sports. Wenn ich mich unbedingt entscheiden müsste, würde ich sagen, dass der Sieg 2019 im Rolex Grand Prix beim CHI Genf ein ganz besonderer Augenblick gewesen ist, und zwar wegen der Art und Weise, wie es dazu kam: vor den besten Reitern der Welt und dann natürlich, weil es ein Heimsieg war.
Für mich repräsentiert der Rolex Grand Slam of Show Jumping die ultimative Herausforderung für ein Pferd. Besser als das geht es nicht. Ich muss dabei an die Formel Eins denken, bei der eine ganz besondere Art von Spannung herrscht. Der Rolex Grand Slam verlangt Vorbereitung und Fokus und man muss detailorientiert sein – all das spiegelt auch die Werte von Rolex als Unternehmen wider.
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