Rolex Grand Slam of Show Jumping

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Mittendrin im Rolex Grand Slam: Countdown to The Dutch Masters 2022

The Rolex Grand Prix Podium at CHI Geneva  From left to right: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) and Max Kühner (AUT).  Photo: www.scoopdyga.com The Rolex Grand Prix Podium at CHI Geneva From left to right: Harrie Smolders (NED), Martin Fuchs (SUI) and Max Kühner (AUT). Photo: www.scoopdyga.com

REITER-INTERVIEW MIT MARTIN FUCHS

 

Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

Mein wichtigstes Ziel in diesem Jahr ist es, bei allen Rolex-Majors und den anderen Rolex Grands Prix gut abzuschneiden. Darauf liegt mein Hauptfokus. Außerdem will ich bei den FEI World Equestrian ChampionshipsTM und beim FEI World Cup™ im Finale dabei sein. Ich habe ein paar unglaublich gute Pferde, die ich bei den größeren Turnieren und Meisterschaften einsetzen werde. Darüber hinaus habe ich noch ein paar fantastische Jungpferde und freue mich schon darauf, sie weiter aufzubauen.

Was ist es für ein Gefühl, zu wissen, dass Sie mit Ihren aufeinanderfolgenden Rolex Grand Prix-Siegen beim CHI Genf vor Ihrem Heimatpublikum Geschichte geschrieben haben?

Es ist immer unglaublich toll, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen, aber zweimal gleich nacheinander und noch dazu vor meinem Heimatpublikum, das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Außerdem ist Leone Jei ein so junges Pferd – das war ganz klar ein sehr großer Sieg für mich!

Glauben Sie, dass Leone Jei der nächste Clooney 51 werden könnte?

Ich vergleiche die beiden nicht miteinander. Clooney 51 war das erfolgreichste Pferd in der Geschichte des Schweizer Springsports. Ich kann also nicht erwarten, gleich im Anschluss schon den nächsten Clooney 51 in den Startlöchern stehen zu haben. Allerdings glaube ich, dass Leone Jei gezeigt hat, dass er alle erforderlichen Qualitäten besitzt, und ich glaube auch, dass er aktuell eins der besten Pferde der Welt ist.

Werfen wir einen Blick auf das bevorstehende The Dutch Masters. Mit welchen Pferden werden Sie antreten und welches haben Sie für den Rolex Grand Prix ausgewählt?

Ich werde Chaplin beim Rolex Grand Prix reiten. Er ist sehr gut in Form und ich glaube, das The Dutch Masters wird ihm liegen. Ich habe vor, Leone Jei auf den größeren Außenplätzen wie beim CHIO Aachen zu reiten, weil ich glaube, dass solche Plätze besser zu ihm passen.

Welche Pferd- und Reiterpaare haben Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, den Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zu gewinnen?

Ich glaube nicht, dass es da nur ein bestimmtes Paar gibt. Bei jedem Rolex Grand Slam Major sind die besten Pferd- und Reiterpaare vertreten und jedes davon hat Chancen auf den Sieg. Meiner Meinung nach macht genau das den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu etwas so Besonderem und Einzigartigem. Ich finde, unser Sport unterscheidet sich von den meisten anderen Sportarten. Es ist viel schwerer, regelmäßig oder mehrmals hintereinander zu gewinnen, weil wir mit Tieren arbeiten. Das macht diesen Sport so unvorhersehbar. Deswegen ist auch der Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping, wie er Scott Brash und Hello Sanctos gelungen ist, eine so unglaubliche Leistung.

Wie ist es zu Ihrer Partnerschaft mit dem Eigentümer einiger Ihrer Pferde, Adolfo Juri, gekommen?

Adolfo hat schon meinem Onkel Markus [Fuchs] über zwanzig Jahre lang Pferde zur Verfügung gestellt. Als Markus mit dem Reiten aufgehört hat, hat Adolfo mit seinen Pferden einige Jahre lang zu einem anderen Reiter gewechselt. Danach kam er mit seinen Pferden zu mir – eine sehr nette Geste – und wir arbeiten gut zusammen. Er hat mich in meiner Karriere bislang enorm unterstützt und ich habe großes Glück, dass er Teil meines Teams ist. Er und der andere Eigentümer meiner Pferde [Luigi Baleri] verstehen sich ausgezeichnet und unterstützen einander sehr.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Leone Jei ist natürlich ein spektakuläres Pferd. Er besitzt eine unglaubliche Mentalität und ist sehr ehrgeizig – er will immer sein Bestes geben. Manchmal macht ihn das ein bisschen schwieriger zu reiten, weil er so engagiert und so eifrig ist. Ich muss immer versuchen, ihn so ruhig und entspannt wie nur möglich zu halten. Chaplin hat schon so viele Grands Prix gewonnen und besitzt einen unglaublich tollen Charakter. Er ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Conner Jei ist sehr talentiert, aber manchmal etwas schwieriger als die anderen Pferde. Er hat letztes Jahr den Rolex Grand Prix in Dinard gewonnen und ich habe vor, es dieses Jahr mit ihm ins Finale des FEI World Cup™ zu schaffen. Diese drei Pferde haben schon viele 5-Sterne-Grands-Prix gewonnen und ich kann mich glücklich schätzen, sie reiten zu dürfen.

Dann habe ich noch vier tolle Nachwuchspferde. Commissar Pezi ist neun Jahre alt und aktuell reite ich ihn zum ersten Mal bei der Sunshine Tour. Er ist sehr vielversprechend, hat sehr viel Sprungkraft und eine tolle Mentalität – allerdings ist er noch sehr unerfahren für sein Alter, aber ich bin trotzdem sehr begeistert von ihm. Viper Z und Diva Van Het Cauterhof Z sind beide acht Jahre alt und ebenfalls mit mir bei der Sunshine Tour am Start. Beide haben bisher wirklich gute Leistung gezeigt; Diva [Van Het Cauterhof Z] hat in 15 Runden keinen einzigen Hindernisfehler gemacht. Pina Van De Moerhoeve, eine Siebenjährige, ist schon in vielen Nachwuchsklassen gesprungen. Ich habe viel Spaß auf der Tour. Ich nehme aktuell nicht an den größten Turnieren teil, sondern genieße es, die jungen Pferde langsam aufzubauen. Bei allen Nachwuchspferden habe ich ein sehr gutes Gefühl, aber es ist immer schwierig vorherzusagen, ob eines von ihnen mein nächstes Spitzenpferd für die 5-Sterne-Turniere wird. Nichtsdestotrotz besitzen sie alle großes Potenzial und haben schon viele fehlerfreie Runden absolviert – ich glaube also, die Zukunft sieht vielversprechend aus.

Wie planen Sie, in welchen Turnieren Sie mit welchen Pferden antreten?

Ich plane meine Turniere rund um die Majors, diese Turniere haben oberste Priorität. Mit welchem Pferd ich bei welchem Turnier starte, entscheide ich anhand ihrer Form und ihrer Stärken. Und wenn gerade keine großen Wettkämpfe anstehen, trete ich gern mit meinen Nachwuchspferden an, um sie auf kleineren Turnieren Erfahrungen sammeln zu lassen.

Wie geht es Clooney 51?

Ihm geht es sehr gut. Er wird täglich geritten, weil es gut für seine Schulter ist, wenn er aktiv bleibt. Er darf Ausritte machen und auf die Weide – ich glaube, ihm gefällt der Ruhestand! Wir sind sehr froh, dass er zu Hause und so gut in Form ist.

Beim CHI Genf hatten Sie jemanden dabei, der vor ihren Ställen Crêpes zubereitet hat. Können Sie uns mehr darüber verraten?

Das war ein Freund aus Frankreich. Er kommt immer gern zu den Turnieren und kümmert sich um mich und meine Pfleger. Sämtliche Reiter schauen dann zwischen den Wettkämpfen immer gerne auf einen Snack vorbei!

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Für mich ist die besondere Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter sehr spannend und motivierend. Jedes Pferd ist jeden Tag anders und es macht mir unheimlichen Spaß, das Beste aus jedem einzelnen herauszukitzeln. Wenn man täglich mit einem Pferd arbeitet, um besser zu werden, und sich all die Arbeit dann bei einem großen Turnier auszahlt, ist das einfach das Größte.

Spencer Smith riding at the Palexpo for the CHI Geneva 2019 (Photo: Jenny Abrahamsson / WoSJ) Spencer Smith riding at the Palexpo for the CHI Geneva 2019 (Photo: Jenny Abrahamsson / WoSJ)

DIE NÄCHSTE GENERATION:

INTERVIEW MIT SPENCER SMITH

 

Wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ziele für 2022 aus?

Ich hoffe, dass 2022 mein bisher bestes Jahr werden wird. Mein Ziel ist es, zusammen mit dem amerikanischen Team an ein paar FEI Nations Cup™-Turnieren und diesen Sommer hoffentlich an der FEI-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Außerdem wäre ich unheimlich gern bei allen Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping dabei. Das ist eins meiner großen Ziele und definitiv etwas, das ich dieses Jahr unbedingt schaffen möchte.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Einer meiner stolzesten Augenblicke war meine Teilnahme am Rolex Grand Prix beim CHI Genf 2018. Ich bin auch 2019 dort angetreten und das war ein Riesenschritt für meine Karriere. Vergangenes Jahr habe ich meinen ersten 5-Sterne-Grand-Prix gewonnen – ein unglaublicher Moment in meiner Karriere.

Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?

Jeder in meiner Familie hat mit Pferden zu tun, meine Eltern haben ein großes Trainingscenter in Amerika und verkaufen auch Pferde. Sie sind eine große Inspiration für mich und Pferde gehören schon von klein auf zu meinem Leben. Als ich fünfzehn war, habe ich angefangen, bei Eric Lamaze zu trainieren und zu arbeiten. Ich blieb fünf Jahre bei Eric und er wurde wirklich zu meinem Mentor in diesem Sport. Wir haben gemeinsam die Welt bereist und er war derjenige, der mich das erste Mal in Europa antreten ließ. Ich habe so viel von ihm gelernt und bin unendlich dankbar für die Chancen, die er mir eröffnet hat. Ich hege auch große Bewunderung für Daniel Deußer und liebe seine Art zu reiten –ich versuche beim Reiten, seinen Stil nachzuahmen.

Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Springreiter Ihrer Meinung nach?

Ich glaube, man muss ehrgeizig sein, aber auch mit Niederlagen umgehen können. Im Springreiten verliert man öfter, als man gewinnt, und muss die Höhen und Tiefen des Sports verkraften können. Wenn es mal nicht gut läuft, ist man immer schnell versucht, alles komplett zu ändern, aber man muss einfach wieder einen Schritt zurück machen und dafür sorgen, dass man die Grundlagen beherrscht und richtig umsetzt. Ich glaube, um der Beste zu sein und die größten Turniere zu gewinnen, braucht man ein gutes Gleichgewicht zwischen Geduld und Ehrgeiz.

Erzählen Sie uns ein bisschen über die Pferde in Ihrem Stall auf welche freuen Sie sich am meisten?

Ich habe großes Glück – ich habe ein paar hervorragende Pferde und genieße unglaubliche Unterstützung von Georgina Bloomberg. Mein Hauptpferd ist Theodore Manciais, den ich jetzt schon sehr lange habe. Er ist schon zweimal beim Rolex Grand Prix beim CHI Genf angetreten und hat letztes Jahr ein 5-Sterne-Turnier gewonnen. Ein anderes meiner Spitzenpferde ist Quibelle, die Georgina Bloomberg gehört. Sie hat beim CSIO5* FEI Nations Cup™-Finale in Barcelona einen fehlerfreien Durchlauf für das US-amerikanische Team geholt. Wir haben schon ein paar tolle Ergebnisse erzielt und ich glaube, sie wird mein Spitzenpferd für die großen Teamwettkämpfe. Sie begeistert mich wirklich sehr. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, so von Georgina und ihrem Team unterstützt zu werden. Jimmy Doyle, ihr Trainer, hilft auch mir jetzt. Es ist eine tolle Beziehung, wir starten meistens auf denselben Turnieren und ich bekomme viele Ratschläge und Tipps von Georgina und Jimmy.

Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, der Eigentümer?

Sie alle sind unverzichtbar – sie sorgen dafür, dass alles rundläuft. Ich habe ein großartiges Team aus Pflegern und Managern und dazu einen hervorragenden Tierarzt und Hufschmied. Wenn auch nur einer von ihnen nicht wäre, würde das Ganze nicht funktionieren. Wenn ich ein großes Turnier oder einen Grand Prix gewinne, ist das toll, aber es ist das Team hinter mir, das so etwas überhaupt erst ermöglicht. Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Das Team ist entscheidend für den Erfolg des Reiters. Wenn es nicht gut läuft, ist das echt schlimm, weil man das Gefühl hat, das Team zu enttäuschen, das so hart für deinen Erfolg arbeitet.

Was gefällt Ihnen am Springreiten am besten? Der Wettkampf, die Kameradschaft mit den anderen Reitern, das Reisen um die ganze Welt …

Ich liebe es, mit den Pferden zu arbeiten. Eine Partnerschaft mit deinem Pferd aufbauen und der Beziehung alles abverlangen zu können, um Dinge zu erreichen, die du nie für möglich gehalten hast, ist einfach das Größte. Die Kameradschaft mit all den anderen Reitern auf den Turnieren ist toll, denn wir sind alle aus demselben Grund dort. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, gegen so viele talentierte Reiter anzutreten. Wir versuchen alle, einander zu helfen, und auch wenn man nicht gewinnt, freut man sich trotzdem für die anderen.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Ich habe dieses Jahr einen tollen Tipp von Denis Lynch bekommen: sich immer weiter anzutreiben und zu versuchen, nicht gleich alles zu ändern, wenn es mal nicht gut läuft. Man sollte an seinem Plan festhalten. Das hat schon in der Vergangenheit funktioniert und wird es auch in der Zukunft tun.

Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer hat gesagt, dass er Sie für einen zukünftigen Star hält. Wie stark hat er Ihre Karriere bisher beeinflusst und welche anderen Reiter sind Ihre Vorbilder?

Ich habe Daniel kennengelernt, als ich fünfzehn war, und bewundere ihn sehr, sowohl als Mensch als auch als Reiter. Ich war schon immer fasziniert von seiner Reitweise und seiner Art, die Dinge anzugehen. Wir haben einen ähnlichen Körperbau, darum habe ich ihn immer genau beobachtet. Im Laufe der Jahre sind wir uns immer nähergekommen und inzwischen ist er einer meiner besten Freunde in diesem Sport. Ich trainiere den Sommer über im Stephex-Stall und werde dort behandelt, als würde ich zur Familie gehören. Ich versuche, so oft wie möglich in Daniels Nähe zu reiten, damit ich beobachten kann, was er macht. Ich will so viel wie nur möglich von ihm lernen.

Es gibt so viele Reiter, die ich bewundere, und wir haben ein paar wirklich tolle Reiter in den USA, wie McLain [Ward], Jessica Springsteen, Beezie [Madden], Kent [Farrington] und Laura [Kraut], die einfach unglaublich sind. Sie sind so talentiert und immer hilfsbereit, wenn ich mal Rat brauche.

Haben Sie als Nachwuchsreiter das Gefühl, dass es in diesem Sport genug Gelegenheiten für junge, neue Talente gibt?

Ich finde, es gibt viele Möglichkeiten, es an die Spitze zu schaffen, und viele verschiedene Wege in diesem Sport. Sich mit guten Menschen zu umgeben und jede Gelegenheit bestmöglich zu nutzen, ist entscheidend.

Ich habe großes Glück, weil meine Eltern sehr bekannt in diesem Sport sind und mir dadurch sehr bei meiner Karriere helfen konnten. Ich konnte mit einigen der Spitzenreiter unseres Sports trainieren und das war eine großartige Chance für mich.  Ich habe das große Glück, die richtigen Menschen hinter mir zu haben, denn das hat mir ermöglicht, einige meiner vielen Ziele zu erreichen.

Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Er ist wirklich der Höhepunkt in diesem Sport. Wenn man den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnt, geht das über den reinen Sport an sich hinaus und man hat etwas erreicht, von dem die Menschen noch viele Generationen lang erzählen werden. Ich finde, er verändert die Geschichte und der nächste Reiter oder die nächste Reiterin, der bzw. die ihn gewinnt, wird für immer in Erinnerung bleiben. Mit diesem Ziel vor Augen wache ich jeden Morgen auf. Im Moment glaube ich wirklich, dass Daniel Deußer kurz davorsteht, und habe das Gefühl, dass er der Nächste sein wird, dem es gelingt. Er hat ein großartiges Team aus Pferden und Menschen um sich herum und bewahrt in entscheidenden Augenblicken immer einen kühlen Kopf.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?

Ich sehe mir unheimlich gern Tennis und Golf an. Golf spiele ich nicht so oft, aber dafür Tennis, wenn auch nicht besonders erfolgreich! Ich weiß, welche Anstrengungen und Opfer in jedem Sport nötig sind, um es an die Spitze zu schaffen.

Stephan Conter (right) at the retirement ceremony for Cornet D'Amour (Photo: Stephex Masters / Jeroen Willems) Stephan Conter (right) at the retirement ceremony for Cornet D'Amour (Photo: Stephex Masters / Jeroen Willems)

IN DER EIGENTÜMER-LOUNGE MIT

STEPHAN CONTER

 

Wie sind Sie dazu gekommen, sich als Eigentümer in diesem Sport zu betätigen?

Ich habe mich vor zehn Jahren dazu entschlossen, Pferde für Daniel Deußer zu kaufen. Davor hatte ich mehr als zwanzig Jahre lang Pferde für andere Reiter gekauft, aber ich wollte unbedingt in die Weltspitze dieses Sports. Also habe ich beschlossen, mir einen Spitzenreiter zu suchen, und meine Entscheidung fiel auf Daniel. Dieser Entscheidung habe ich mich ganz und gar verschrieben und mich richtig reingekniet. Wenn man einmal damit anfängt, Grands Prix zu gewinnen und eine ernstzunehmende Größe wird, bekommt das Ganze einen richtigen Suchtfaktor und man will diesen Erfolg aufrechterhalten, indem man sich die besten Pferde und Reiter sichert.

Ich habe inzwischen mehrere Reiter, darunter auch meine beiden Töchter [Emilie und Zoé], und ihre Erfolge auf meinen Pferden mitzuerleben, ist eine große Motivation für mich. Ich bin auch immer sehr stolz, wenn ich Pferde, die ich gezüchtet oder verkauft habe, gute Leistungen erbringen sehe. Wir haben kürzlich ein Pferd an Cian O'Connor verkauft und die beiden entwickeln sich zu einem großartigen Team – es bereitet mir wirklich Freude, das zu sehen. Wir verkaufen viele Pferde. Beim Rolex Grand Prix in Wellington letzte Woche hatten wir zwei meiner Pferde im Stechen sowie ein paar andere, die mal mir gehört haben, und ihren Erfolg mitanzusehen, gibt mir einen richtigen Kick.

Wie entscheiden Sie, welche Pferde Sie für Ihr Zuchtprogramm behalten und welche Sie verkaufen?

Ich sage normalerweise immer, jedes Pferd steht zum Verkauf. Wenn ein Pferd sehr gute Ergebnisse gebracht hat, steigt natürlich sein Preis. Ich behalte nicht alle meine besten Pferde, denn wenn man sich all die Pferde ansieht, die wir verkauft haben, sind darunter wirklich viele, die unglaubliche Ergebnisse erreicht haben. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die Olympischen Spiele. Wir hatten dort sieben Pferde im Springreiten, von denen nur eins aktuell noch mir gehört. Das beweist die Qualität der Pferde, die wir verkaufen.

Wenn ein Pferd wirklich gut zu einem meiner Reiter passt, warte ich eine Saison, bevor wir darüber nachdenken, es zu verkaufen. Davidoff De Lassus passt hervorragend zu Zoé, deswegen werden wir ihn noch ein Jahr behalten, es sei denn, wir bekommen ein unwiderstehliches Angebot.

Wenn eine Ihrer Töchter eine besondere Bindung mit einem Pferd eingeht, ändert das Ihre Meinung über den Verkauf dieses Pferdes?

Ja, absolut! Emilie fällt das Verkaufen leichter als ihrer Schwester. Wenn ein gutes Angebot eingeht, ist sie immer bereit, das Pferd abzugeben. Zoé würde am liebsten jedes Pferd behalten, aber ich glaube, sie fängt langsam an zu begreifen, dass auch wir nur gewöhnliche Menschen sind und unseren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen müssen, um unsere wunderschöne Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können.

Sie haben eine faszinierende Gruppe von Reitern im Team von Stephex Stables, darunter Rolex-Markenbotschafter Daniel Deußer und Ihre beiden Töchter Zoé und Emilie. Wie wählen Sie die Pferde für die jeweiligen Reiter aus?

Ich bin in erster Linie Geschäftsmann und wickle die Dinge immer gerne zügig ab. Darum kaufe ich hauptsächlich sechs- bis achtjährige Pferde, betreibe aber auch noch ein Zuchtprogramm. Diese Pferde sind in etwa 24 Monaten verkaufsfertig und so arbeite ich am liebsten. Ich bin bereit, jedes Pferd zu verkaufen, ansonsten hätte ich Tausende von Pferden. Ich habe kein Problem damit, so viele Pferde zu besitzen – das Problem ist, dass es zu kompliziert ist, so viele Pferde zu trainieren. Um ein Pferd auf das Niveau zu bringen, auf dem es ein Grand-Prix-Gewinner werden könnte, muss man die höchster Sorgfalt und Qualität in seine Ausbildung stecken. Deswegen verkaufen wir viele Pferde aus unserer eigenen Zucht ungeritten.

Das Zuchtniveau in Belgien ist extrem hoch – ich glaube, es ist das weltweit beste. Das bedeutet, dass die Pferde nicht billig sind, aber es bedeutet auch, dass man die Chance hat, das beste Pferd für seinen Reiter zu finden. Ich treffe meine Entscheidungen, welches Pferd ich für welchen Reiter kaufe, aus dem Bauch heraus. Ich kann nicht erklären, wieso ich mich manchmal für ein bestimmtes Pferd entscheide, aber ich vertraue auf mein Gefühl. Bisher lag ich mit meinem Bauchgefühl auch immer goldrichtig. 

Wie wichtig ist es, ein ausgewogenes Verhältnis von erfahrenen Reitern und Nachwuchstalenten in Ihrem Team zu haben?

Das ist sehr wichtig. Vor ein paar Monaten hatten wir zwei Reiter in den Top 10. Man braucht also viele Pferde, um sicherzustellen, dass sie sich auch so weit oben in den Ranglisten halten können. Es ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren, als sich die Reiter in der Wintersaison freinehmen konnten. Heutzutage finden an jedem Wochenende Turniere statt. Ich glaube, das Ranglistensystem ist eine Art Sucht für die Reiter - und das ist ein Problem. Um in diesem Sport an der Spitze zu bleiben, müssen die Reiter fast jedes Wochenende antreten, um Ranking-Punkte zu sammeln. Deswegen brauchen wir viele jüngere Reiter, um die Pferde zu Hause zu trainieren, wenn unsere Spitzenreiter auf Wettkämpfen unterwegs sind.

Wir haben zurzeit jede Menge junge, talentierte Reiter in unserem Sport. Ich glaube, dass man nicht einfach morgen losziehen und den nächsten Spitzenreiter entdecken kann. Man muss einige Jahre lang mit ihnen arbeiten und dafür sorgen, dass sie richtig trainiert werden. Einige der aktuell besten Reiter der Welt gehörten im Alter von 18 Jahren noch nicht zu den Besten, aber sie besaßen eine ausgezeichnete Arbeitsmoral und haben sich dem Sport mit Haut und Haaren verschrieben. Es ist schön zu sehen, dass man mit harter Arbeit die Ergebnisse erzielen kann, die man verdient.

Wie viele Pferde besitzen Sie aktuell und von welchem glauben Sie, dass es dieses Jahr die besten Ergebnisse erzielen wird?

Mit Daniel sind wir in einer sehr komfortablen Position – wir haben ein wirklich starkes Team aus Pferden. So ist es nicht immer und deswegen können wir uns im Augenblick so glücklich schätzen. Zum Beispiel ist Scuderia 1918 Tobago Z im 5-Sterne-Grand-Prix auf dem Winter Equestrian Festival letztes Wochenende unglaublich gut gesprungen. Er sah aus wie ein Achtjähriger in einem 1,30-m-Springen. Killer Queen VDM springt auch sehr gut und so glaube ich, dass uns ein sehr spannendes Jahr bevorsteht.

Können Sie uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Beziehung zwischen Eigentümer und Reiter geben?

Ich rede mit meinen Reitern über alles. Wir suchen gemeinsam die Turniere für die einzelnen Pferde aus, aber ich habe eine starke Meinung dazu, welchen Wettkämpfen wir Vorrang geben sollten – nämlich den Rolex Grand Prix Majors und den anderen Rolex-Turnieren. Alle Reiter sind da mit mir einer Meinung, denn diese Turniere sind einfach die besten der Welt. Hoffentlich wird man eines Tages dasselbe über die Stephex Masters in Brüssel sagen. Es ist sehr aufregend, dass der CSIO Rom und jetzt auch La Baule ebenfalls von Rolex gesponsert werden. Meiner Meinung nach haben die von Rolex gesponserten Wettkämpfe ein ganz anderes Niveau als all‘ die anderen Turniere, und alle meine Reiter lieben es, dort anzutreten.

Auf welche Pferde aus den Stephex Stables – ehemalige und aktuelle – sind Sie besonders stolz?

Ich bin auf so viele stolz. Wir haben schon so viele großartige Pferde verkauft, dass es den vielen Besitzern bestimmt nicht gefallen würde, wenn ich jetzt nur einige davon aufzählen würde. Aber ich kann sagen, dass bei jedem Grand Prix mindestens fünf Pferde dabei sind, die wir verkauft haben, und das macht mich sehr stolz.

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