Rolex Grand Slam of Show Jumping

News

Mittendrin im Rolex Grand Slam Legend Edition: Nick Skelton

Nick Skelton (GBR) and Big Star winners of the Rolex Grand Prix Photo: Rolex Grand Slam / Kit Houghton

Interview Mit Olympiasieger Und Springreitlegende Nick Skelton

 

Welches war das erste Major, an dem Du teilgenommen hast? Wie ist es gelaufen?

Ich habe den Grand Prix zum ersten Mal in Genf im Jahr 1978 gewonnen, noch bevor es ein Rolex Turnier war.

Wie hat es sich angefühlt, Ihr erstes Major zu gewinnen?

So, wie es sich bei jedem anfühlen würde. Unglaublich aufregend. Ich war sehr zufrieden und extrem froh, gewonnen zu haben. Damals hatte ich einige sehr gute Pferde. Apollo hat zwei Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen, und dann gewann ich 1982 den Aachen Grand Prix auf einem Pferd namens Everest if Ever. Schließlich hat im Jahr 2013 Big Star den Rolex Grand Prix in Aachen gewonnen, als der schon zum Rolex Grand Slam of Show Jumping gehörte, und so wurde ich zu einem Rolex Live Contender.

Fühlt es sich verglichen mit anderen Turnieren anders an, wenn Sie in den Parcours eines Majors des Rolex Grand Slam einreiten?

Der CHIO Aachen war immer ein tolles Turnier. Sogar damals in den 80er Jahren waren die Zuschauerränge immer vollgepackt und die Atmosphäre war einfach großartig. Den Rolex Grand Prix in Aachen zu gewinnen, ist für jeden Reiter eine unglaubliche Leistung. Er ist wahrscheinlich, neben Calgary, das mit am schwierigsten zu gewinnende Major.

Welchen Major sind Sie am liebsten geritten?

Ich glaube, alle Reiter würden mir zustimmen wenn ich sage, dass der CHIO Aachen das beste Major ist. Er ist wie das Wimbledon des Springsports oder das Masters im Golf – die Krönung des Sports. Ich denke, die meisten Reiter sehen das auch so.

Glauben Sie, man braucht eine ganz besondere und einzigartige Art von Pferd, um eins der Majors, aus denen der Rolex Grand Slam of Show Jumping besteht, zu gewinnen?

Selbstverständlich. Die Parcours sind hoch und lang und durch die davon angezogenen Zuschauermengen herrscht eine Menge Druck. Zusätzlich setzen sich die Reiter selbst auch noch unter Druck, weil sie die wichtigsten Grand Prix sind, die es zu gewinnen gilt.

Wie hat sich der Springsport im Laufe Ihrer Karriere verändert?

Er hat sich sehr verändert. Heutzutage fällt mir besonders die erlaubte Zeit auf. Man muss jetzt viel schneller durch den Parcours kommen als früher. Neulich habe ich mir ein Video angesehen, ich glaube aus dem Jahr 1987, als ich einen Grand Prix mit Apollo gewonnen hatte. Die erlaubte Zeit betrug 102 Sekunden. Heute reitet man auf dem gleichen Platz mit der gleichen Anzahl an Hindernissen, aber die erlaubte Zeit liegt jetzt zwischen 82 und 84 Sekunden. Man muss heute also etwa 20 Sekunden schneller sein als damals. Man kommt heutzutage auch schneller an die Sprünge. In einen modernen Parcours werden häufig mehr Sprünge eingebaut, obwohl die Plätze relativ klein sind. Selbst auf den kleinsten Platz quetschen sie jetzt etwa 13 Sprünge. Das erhöht den Druck auf die Pferde, die jetzt nicht nur schneller sein, sondern auch über mehr Hindernisse gehen müssen als damals.

Würden Sie sagen, dass es jetzt wichtiger ist, eine größere Auswahl an Pferden zu haben, anstatt eines absoluten Top-Pferdes?

Auf jeden Fall. Heute finden viel mehr Turniere statt. In Europa gibt es jede Woche irgendwo einen großen Grand Prix. Man braucht also schon viel mehr Pferde, und es ist schwierig, richtig gute Pferde zu finden. Deshalb sind sie auch so teuer.

Wie hat die Einführung des Rolex Grand Slam of Show Jumping das Springreiten bereichert?

Das Konzept ist sehr gut, und er ist unglaublich schwierig zu gewinnen. Ich glaube, früher hätte ich es schaffen können. Ich glaube, ich habe diese Grands Prix gewonnen, manche davon sogar im selben Jahr. Scott Brash ist der einzige Reiter, der das bisher geschafft hat. Es ist schon schwer, in einer Saison zwei davon zu gewinnen, geschweige denn drei oder vier. Das ist also eine fantastische Leistung. Ich denke, generell hat er den Sport ehrgeiziger werden lassen. Die Reiter wollen jetzt bei der Krönung des Springreitens dabei sein, beim Rolex Grand Slam.

Sie sind so viele Jahre bei Turnieren angetreten. Waren Sie am Ende vor großen Turnieren immer noch nervös?

Ich glaube nicht, dass ich nervös war. Alle Reiter sind vor einem wichtigen Ritt angespannt, weil man ja erfolgreich sein möchte. Wenn jemand sagt, er spüre nichts, würde ich sagen, dass er lügt. Reiter fühlen Emotionen, weil sie gut sein wollen. Es ist aber mehr der Adrenalinschub als Nervosität würde ich sagen. Ich kann nur von mir selbst reden, aber sobald man mit dem Ritt begonnen hat, habe ich nie irgendetwas davon mitgekriegt, was um mich herum passiert ist. Ich denke, das ist bei anderen Athleten genauso. Ich kann mir vorstellen, dass auch Tennisspieler, die in Wimbledon spielen, sich auf ihr Spiel konzentrieren und die Zuschauer gar nicht wahrnehmen. Mir ging es auch so.

In Ihrer Karriere mussten sie einige schwierige Momente meistern – was hat sie zum Weitermachen motiviert?

Ich hatte immer ein paar junge Pferde bei mir. Während ich verletzt war, freute ich mich also darauf, diese Jungpferde aufzubauen und weiterzubringen, und dadurch wollte auch ich stärker in den Sport zurückkehren. Ich hatte erst Arko und dann Big Star. Es kamen also immer ein paar gute junge Pferde zu mir, von denen ich dachte, dass sie mal gut genug werden würden, und das hat mich zur Rückkehr motiviert. Aber mir war klar, dass ich nach Big Star kein annähernd so gutes Pferd mehr finden würde. Außerdem wurde ich ja auch älter, und in Anbetracht dessen, was ich bis zu diesem Punkt alles gewonnen hatte, wusste ich, dass dies der richtige Zeitpunkt war, um meine Karriere zu beenden. Auch weil mein Rücken Probleme machte und Big Star nicht mehr so fit war wie früher. Die Zeit war einfach gekommen.

Ich glaube, wir kennen die Antwort auf diese Frage schon, aber welches Pferd war das Pferd Ihres Lebens?

Big Star, ganz klar. Ich hatte sehr viel Glück. Ich hatte einige wirklich sehr gute Pferde. Es ist schwierig, zu entscheiden, welches von ihnen wirklich besser war. Aber er war einfach außergewöhnlich. Meine Karriere wurde von einigen unglaublich guten Pferden begleitet, wie zum Beispiel Dollar Girl, St James, Apollo, Tinka’s boy, Top Gun, Carlo – zu der Zeit einige der besten Pferde der Welt. Aber Big Star war ein wirklich besonderes Pferd, und ich bin sehr sehr dankbar, dass ich ihn reiten durfte.

Als Sie anfingen, Big Star zu reiten, war Ihnen da schon bewusst, dass er etwas Besonderes war?

Mir war klar, dass er anders war. Als ich ihn das erste Mal ritt, war da etwas, dass mich spüren ließ, dass er anders war. Dass er außergewöhnlich war.

Was macht Big Star jetzt? Springen Sie zuhause noch mit ihm?

Er steht zur Zucht auf einem Gestüt, und wenn er nach Hause kommt, versuchen wir, ihn so gut es geht fit zu halten. Wir springen ein bisschen und gehen ins Gelände. Er wird sehr verwöhnt und genießt seinen Ruhestand.

Was vermissen Sie am Turnierreiten am meisten bzw. überhaupt nicht?

Gewinnen ist das, was ich am meisten vermisse! Was ich überhaupt nicht vermisse ist das Reisen, obwohl ich immer noch mit unseren Schülern und Laura recht viel unterwegs bin. Ich vermisse das Mitreiten. Manchmal schaue ich zu und denke mir: „Das ist ein großer Grand Prix, wäre es nicht schön, jetzt da draußen auf dem Platz zu sein und mitzumachen.“ Aber, ich war und bin zufrieden mit dem, was ich im Laufe meiner Karriere erreicht habe. Ich bin nicht von der Sorte Mensch, die zurückblickt und irgendetwas bereut.

Was würden Sie den Nachwuchs-Springreitern raten, die nun in den ranglisten nach oben klettern, wie z. B. Peter Charles Sohn Harry?

Der Trick ist, die richtigen Pferde auszuwählen. Die, die dich bis ganz nach oben bringen können. Man muss sie zwar auch reiten können, aber die besten Pferde zu finden, ist das Allerwichtigste.

Welcher Reiter hat sie am meisten inspiriert?

Da gibt es viele, ehemalige aber auch heute noch aktive. Ich würde sagen, im Moment Scott Brash, Steve Guerdat und die Brüder Philippaerts, aber es gibt so viele gute Reiter heutzutage, die alle inspirierend sind.

Wie haben Sie die Pferde während des Lockdowns im Training gehalten?

Wir haben sie einfach zuhaue trainiert. Wir haben dort ein paar Parcours für unsere Schüler aufgebaut, und einmal in der Woche wählen wir einen aus und üben dann. Das war wirklich unterhaltsam und es hat Spaß gemacht, weil ich noch nie so viel Zeit zuhause verbracht habe. Der Lockdown war für mich also kein allzu großes Problem.

Diese Webseite benutzt Cookies für Statistiken, zur Seitenoptimierung und für zielgerichtetes Marketing. Mit der weiteren Benutzung dieser Seite akzeptieren Sie den Einsatz von Cookies zu diesen Zwecken. Lesen Sie hier mehr.