Rolex Grand Slam of Show Jumping

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Mittendrin im Rolex Grand Slam: Meet the Next Gen und mehr!

Edouard Schmitz and Balenciana K (photo: Om'Photographe / Jump Mag) Edouard Schmitz and Balenciana K (photo: Om'Photographe / Jump Mag)

Meet the Next Gen mit:

Edouard Schmitz

 

Was sind Ihre Ziele für den Rest des Jahres und wie sehen Ihre Pläne, Träume und Ambitionen für 2022 aus?

In diesem Jahr darf ich erstmals bei einer Reihe von Weltcupturnieren starten, was natürlich sehr spannend ist. Ich werde in Madrid, London und Mechelen antreten. Ein gutes Ergebnis bei einem dieser Turniere wäre toll, um das Jahr 2021 perfekt ausklingen zu lassen. Ich bin auch beim CHI Genf mit dabei und möchte vor den heimischen Zuschauern natürlich besonders gut abschneiden.

In der zweiten Jahreshälfte konnte ich mich kontinuierlich steigern. Mein Ziel ist es, diese Entwicklung fortzusetzen. Ich möchte mich in der Rangliste weiter nach oben arbeiten und hoffentlich unter die Top 50 kommen. Das wäre für mich ein großer Erfolg und ich könnte damit auch in einigen größeren Prüfungen starten. Mein Traum ist zudem, einmal im Nations Cup anzutreten. Es ist für mich immer etwas Besonderes, das rote Jackett zu tragen. Es wäre also großartig, wenn sich diese Chance nächstes Jahr bieten würde.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Mein stolzester Moment ist schon einige Jahre her. Ich war sechzehn und für andere mag es vielleicht nach nichts Besonderem klingen, aber für mich war es der beste Moment in meiner Karriere. Ich war auf einem internationalen U25-Turnier in Chevenez und mein Trainer wollte, dass ich im Großen Preis der Junioren starte. Ich wollte dagegen lieber beim U25 Grand Prix antreten, da ich eine Wildcard dafür hatte. Außerdem hatte ich damit die Chance, mir die Teilnahme am CHI Genf zu sichern. Die ganze Woche habe ich dafür gekämpft, in der höheren Prüfung starten zu dürfen, doch mein Trainer hat immer wieder gesagt, er halte es für eine schlechte Idee und ich sollte nicht daran teilnehmen. Aber ich ließ einfach nicht locker, sodass er mich schließlich beim Grand Prix antreten ließ – und dann habe ich prompt gewonnen und mir damit die Wildcard für den CHI Genf gesichert! Ich habe damals Cortino 46 geritten und es war sicher einer der stolzesten Momente meiner Karriere, denn ich konnte mit diesem Sieg allen bewiesen, dass ich Recht hatte.

Sie waren (sind!) auch ein talentierter Nachwuchsskifahrer– warum haben Sie sich entschieden, sich auf das Springreiten zu konzentrieren?

Ich weiß nicht wirklich, warum ich mich für den einen anstatt den anderen Sport entschieden habe, da ich für beide eine echte Leidenschaft habe. Aber ich denke, letztendlich gefiel mir das Springreiten doch besser, und ich habe es nie bereut, es dem Skifahren vorzuziehen.

Gibt es etwas, das Sie im Rahmen Ihres Studiums gelernt haben, das Sie auf das Springreiten anwenden, und umgekehrt?

Ich denke, dass Sport im Allgemeinen eine gute Lebensschule ist. Beim Ingenieur- oder Mathematikstudium zum Beispiel lernt man systematisches Denken, was auch in verschiedenen Situationen im Springreiten nützlich sein kann. Beim Sport tendiert man manchmal dazu, sich von seinem Gefühl leiten zu lassen, anstatt von seinem Verstand – was nicht unbedingt schlecht ist. Aber das ist auch das Schöne am Sport: Ein bisschen systematisches Denken kann sicher nicht schaden.

In der Technik geht man ein Problem mit den Werkzeugen an, die einem zur Verfügung stehen, um es zu lösen. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach auch beim Springreiten von Vorteil. Sport und systematisches Denken lassen sich perfekt kombinieren, das hat mir mein Studium wirklich klar gemacht.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Turniere verfolgen Sie und welches ist Ihr Favorit und warum?

Als Schweizer verfolgt man natürlich die Grand-Slam-Turniere im Tennis, besonders wenn man einen so großartigen Spieler wie Roger Federer hat. Er ist abseits des Platzes genau so eindrucksvoll wie auf dem Platz, denn er ist wirklich sympathisch und zeigt bei seinen Interviews einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Auch persönlich ist er weit gekommen. Anfangs war er noch der Bad Boy des Tennis, heute gilt er als Inbegriff von Fairness und Höflichkeit. Ich meine, dass jeder etwas aus seinem Weg lernen kann, und diesen Weg auf so hohem Niveau zu gehen, ist natürlich etwas ganz Außergewöhnliches.

Mein Lieblingsturnier ist entweder Wimbledon oder Roland-Garros. Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich wohl eher Roland-Garros wählen. Für mich ist es das interessantere Turnier, weil Federer nicht so gut auf Sand spielt und der Druck daher höher ist.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert? Haben Sie irgendwelche Idole unter den Reitern?

Ich mag das Wort Idol nicht – für mich bedeutet das, dass es an einer kritischen Betrachtung fehlt. Meiner Meinung nach kann es sehr schadhaft sein, wenn man zu jemandem aufschaut oder jemanden vergöttert, ohne sein Handeln in Frage zu stellen. Daher schaue ich mir lieber alle Reiterinnen und Reiter an und überlege, welchen Aspekt ich nachahmen möchte.

Als kleines Kind war ich jedes Jahr beim CHI Genf und habe die Reiter auf dem Trainingsplatz und beim Aufwärmen beobachtet. Ich habe mir das gemerkt, war mir am besten gefallen hat. Montags ging ich dann in den Stall und probierte es selbst aus. Mein Reitlehrer sagte immer: „Edouard, was machst du?“. Denn ich habe damals Pius Schwizer bewundert und der ritt immer mit ausgeklappten Ellbogen. Am Montag saß ich also auf meinem Pony, die Ellbogen nach außen, und jeder hat mich gefragt, was das sollte. Ich sehe mir also alle an und picke das heraus, was mir am besten gefällt, anstatt einen einzelnen Reiter zu vergöttern, denn für mich bedeutet das, dass man sich nicht mehr weiterentwickelt.

Meine Eltern haben mich schon immer sehr unterstützt und sind für mich eine große Inspiration. Sie haben sich von der Springreitwelt nicht mitreißen lassen, denn das ist manchmal ein Problem für mich – ich bin teilweise wie besessen, sodass es schwierig sein kann, aus einer Situation wieder herauszufinden. Meine Eltern haben das wirklich gut gemacht: Sie wissen immer, wann es zu viel ist, lassen mir aber gleichzeitig so viel Freiraum, dass ich mir meine Leidenschaft für den Sport bewahren kann.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Alles, was mit Pferden und Wettkampf zu tun hat! Schon als kleines Kind hat es mir Spaß gemacht, mich mit anderen zu messen – ich musste beim Laufen zum Auto der Erste sein, der es berührt, und auch in der Schule die besten Noten haben. Manche mögen das für negativ halten, aber ich bin einfach nur sehr leistungsorientiert und will immer noch mehr erreichen.

Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und ihren Charakter… Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Ich habe dieses Jahr die beste Auswahl an Pferden, die ich je hatte. Hier war in letzter Zeit viel in Bewegung. Eigentlich habe ich derzeit nicht wirklich viele junge Pferde – wir haben einige Siebenjährige aufgebaut, aber sie sind alle jetzt acht oder neun.

In den letzten Monaten habe ich Quno geritten. Er hat mit seinem Vorgänger bereits etwas Erfahrung beim Springen in größeren Prüfungen gesammelt und ich hoffe, dass ich seine Erfahrung optimal nutzen kann, um meine Erfahrung in den größeren Prüfungen aufzubauen.  Ich habe ein paar Pferde, die sich im Besitz von Herrn Arturo Fasana befinden. Eines davon ist Gamin Van't Naastveldhof und ich glaube, dass er echtes Talent hat. Leider lässt sich das an diesem Punkt immer schwer sagen, aber so wie es gerade läuft, sieht es sehr gut aus und wir sind alle wirklich gespannt auf dieses Pferd.

Dann habe ich Cortino 46, den ich reite, seitdem ich 15 bin. Mit ihm habe ich an fünf Jugend-Europameisterschaften teilgenommen. Er hat wirklich eine unglaubliche Leistung gezeigt. Ich habe mit ihm meine erste 5*-Prüfung gewonnen und einen Großteil meiner Erfahrung bei 1,45-m- bis 1,60-m-Prüfungen mit ihm gesammelt. Balenciana K ist ein weiteres sehr gutes Pferd, aber sie sehr sensibel und daher nicht immer einfach. Wenn man richtig mit ihr umgeht, tut sie aber alles für einen.

Dann ist da noch Babylone Des Erables, die ich ebenfalls für Herrn Arturo Fasana reite. Sie hat dieses Jahr auf 3*-Niveau teilgenommen und ist ein sehr gutes Pferd über 1,50 m. Und schließlich habe ich noch Illusion, der mit acht Jahren mein jüngstes Pferd ist. Auch er gehört Herrn Arturo Fasana und hat meiner Meinung nach ebenfalls echtes Potenzial.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Mein früherer Trainer hatte einen Lieblingssatz, den ich wirklich mag: „Man sollte nie glauben, dass man schlauer als die anderen ist.“ Wir waren oft gemeinsam unterwegs, um neue Pferde auszuprobieren, und manchmal hörte man andere Reiter sagen: „Ich glaube, ich könnte mit diesem Pferd mehr erreichen.“ Das kann manchmal etwas verletzend sein. Ich halte das also für ein gutes Lebensmotto.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie als jungen Reiter? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Für mich ist der Rolex Grand Slam die prestigeträchtigste Turnierserie, die man in unserem Sport gewinnen kann. Er vereint einige der legendärsten Turniere im Reitsport. Natürlich liebe ich Genf am meisten – aber alle vier Turniere verkörpern das Beste, was unser Sport zu bieten hat, und sie alle haben eine so lange Tradition. Bisher hat mit Scott Brash nur ein Reiter den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewonnen, das macht ihn zum exklusivsten Preis in diesem Sport.

Historisch betrachtet wurde jeder andere Titel bereits von mehreren Reitern gewonnen und im Laufe der Zeit werden noch mehrere hinzukommen. Wer also der exklusivsten Gruppe in unserem Sport angehören möchte, muss den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen. Ich möchte in diesem Sport in Erinnerung bleiben und der einfachste Weg, in die Geschichtsbücher einzugehen, ist ganz gewiss ein Gewinn des Rolex Grand Slam of Show Jumping.

Welche drei Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet wären?

Schwierige Frage! Wahrscheinlich ein Buch – obwohl ich nicht weiß, welches, dann meinen Laptop – aber es gäbe kein WLAN, und ein paar Bilder von meiner Familie und geliebten Menschen. 

Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof

Züchter im Gespräch:

Peter Charles

 

Was ist Ihre früheste Erinnerung ans Reiten?

Das war mit 10 Jahren: Ich erinnere mich, wie ich den Top-Reitern auf der London International Horse Show [ehemals Olympia] beim Kamelrennen zugesehen habe!

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Einer meiner stolzesten Momente war, als ich 1994 für Irland Einzelgold bei den Europameisterschaften gewonnen habe. Ich hatte damals wirklich etwas zu beweisen, denn ich hatte zwei Jahre zuvor das britische Team im Alter von 32 Jahren verlassen, weil ich an Meisterschaften teilnehmen wollte. Zwar hatte ich vorher schon zahlreiche tolle Turniere und Grands Prix gewonnen, aber dieser Sieg war ein wichtiger Moment in meiner Karriere, da ich dadurch viele meiner vorherigen Entscheidungen bestätigt gesehen habe. Er war der Beweis dafür, dass ich mit meiner Planung, meiner Einstellung und meiner Strategie richtig gelegen habe.

2008 habe ich dann erneut die Staatsbürgerschaft gewechselt, was vorher noch nie vorgekommen ist. Aber die damaligen Besitzer wollten unbedingt mit einem Pferd im britischen Team bei den Olympischen Spielen in London vertreten sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir gerade an drei Stellen die Wirbelsäule gebrochen und war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt jemals wieder im Sattel sitzen könnte. Es in den letzten Durchgang zu schaffen und schließlich die Goldmedaille für Großbritannien zu gewinnen, war dann einfach nur ein Traum.

Wie sind Sie auf den Zuchtaspekt dieses Sports gekommen?

Ein sehr guter Freund von mir, Kevin Cooper, der in der gleichen Straße wohnt, hat mich darauf gebracht. Er hat ständig vom Pferdezüchten gesprochen und hatte eine schöne irische Stute, die bei 1,40-m-Prüfungen echtes Talent gezeigt hat. Wir waren zusammen auf einem Turnier und er hat mich gefragt, was ich von dem Hengst Carnaval Drum halte. Ich habe gesagt: „Der ist gut, lass uns ihn nehmen.“ Ich habe den Nachkommen dann geritten, er hieß Carnavelly, und habe mit ihm die Weltmeisterschaft der Sechsjährigen, die German Masters, den Grand Prix von Berlin und das Weltcupspringen bei der London International Horse Show gewonnen. Es war toll, an der Zucht dieses Pferdes mitgewirkt zu haben, und das hat mich inspiriert, selbst zu züchten. Kevin hat seitdem ebenfalls viele gute Pferde hervorgebracht.

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei der Zucht eines Springpferdes besonders an?

Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn manchmal schaffen es Pferde an die Spitze dieses Sports, die keinen eindrucksvollen Stammbaum vorweisen können. Aber ich bin zu 110 % davon überzeugt, dass man mit einer wirklich guten Zuchtstute und zwei oder drei Generationen erstklassiger Zuchtlinien seine Chancen verbessert, ein Spitzenpferd zu züchten.

Ein Hengst kann immer nur das Potenzial der Stute verbessern. Man muss also mit einer sehr guten Stute anfangen – mit einer bewährten Abstammung, die mindestens zwei oder drei Generationen zurückreicht. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, verbessert man seine Chancen auf einen Erfolg – er ist nicht garantiert, aber man hat eine echte Chance.

Wurden Sie von Ihren Zuchtergebnissen auch hier und da mal überrascht?

Auf jeden Fall! Das perfekte Beispiel ist Liscalgot, die von Dermott Lennon geritten wurde. Gemeinsam haben sie 2002 die Einzel-Weltmeisterschaft in Jerez de la Frontera gewonnen. Liscalgots Mutter wurde von einem Züchter lediglich als „Rasenmäher“ für seinen Garten gekauft. Eines Tages beschloss er, sie decken zu lassen. Aber sie weigerte sich, den Transporter zu besteigen, also jagten sie sie eine Straße in Irland herunter zum nächsten Hengst, der zufällig Touchdown war. Diese Kombination brachte eines der besten Pferde aller Zeiten hervor.

Die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Ist das etwas, wonach Sie Ausschau halten, wenn Sie Ihre Pferde an neue Besitzer verkaufen?

Ja, das ist für mich sehr wichtig. Als ich Spirit T vor ein paar Jahren an Jessica Mendoza verkauft habe, konnte ich sofort sehen, dass die Partnerschaft erfolgreich sein wird. Ihr Vater, Paul Mendoza, ließ sich nicht ganz so leicht überzeugen, aber ich konnte sehen, wie gut Pferd und Reiter zueinander passten, beide haben eine außergewöhnliche Partnerschaft entwickelt.

Manchmal funktionieren Partnerschaften nicht, aber ich denke, mit genügend Zeit und einem geschickten Reiter, der nicht versucht, Zwang auszuüben, kann sich eine gute Partnerschaft entwickeln. Heute ist es aber häufig so, dass Käufer dem Pferd keine Zeit lassen oder keine Chance geben. Sie zahlen so viel Geld, dass sie sofortige Ergebnisse erwarten. So hat das aber noch nie funktioniert – schließlich weiß das Pferd ja nicht, wie viel es gekostet hat.

Wie ist Ihr Zuchtbetrieb aufgebaut?

Wir haben neun Stuten, die alle recht jung sind. Ich habe aus dem Rennsport gelernt, dass jüngere Stuten bessere Nachkommen hervorbringen, also richte ich mich danach. Ich versuche immer, mit Pferden zu züchten, die einen guten Stammbaum vorweisen können. Auch die Zuchtstuten selbst müssen gut springen können und ein gutes Gebäude haben. Wir haben keine Stuten, die älter sind als 16 Jahre. Embryonen werden von ihnen erstmals im Alter von etwa 8 bis 10 Jahren entnommen.

Wie lange behalten Sie ein Fohlen normalerweise, bevor es an den neuen Besitzer geht oder mit der Ausbildung begonnen wird?

Ich bin nicht sehr gewinnorientiert. Ich behalte die Fohlen lieber und bilde sie selbst aus. Jedes Jahr züchten wir sechs bis neun Fohlen. Ich warte gerne, bis sie im Frühjahr ihres vierten Lebensjahres sind. Dann sind sie stark genug, um mir ihren Charakter und ihr Potenzial zu zeigen. So vermeide ich, dass ich einen falschen Eindruck erhalte und das Pferd eventuell noch nicht bereit oder stark genug ist, um ausgebildet zu werden. Wir lassen unsere Pferde nie freispringen. Sie absolvieren ein paar kleinere Sprünge mit einem Reiter, wenn sie mit der Ausbildung beginnen, das gibt uns einen guten Überblick über ihr Talent. Freispringen kann häufig einen falschen Eindruck vermitteln. Man sollte ein Pferd beim Kauf nicht nach dem Freispringen beurteilen, da das einfach unzuverlässig ist.

Warum tun Sie, was Sie tun? Welches Ziel verfolgen Sie?

Ich liebe einfach das, was ich tue. Ich liebe es, bei der Geburt der Fohlen zuzusehen und sie aufzuziehen. Zu Beginn meiner Karriere als Züchter habe ich ein Pferd zu früh verkauft und habe daraus gelernt. Damals habe ich Clear Round and Party im Alter von zwei Jahren für 1500 GBP verkauft, weil ich das Pferd zu früh nach seinem Verhalten im Freispringen beurteilt hatte. Er wurde am Ende Zweiter im Grand Prix bei der London International Horse Show. Das hat mich gelehrt, nie ungeduldig zu sein. Wenn man ein Pferd nach jedem Sprung und jeder Leistung beurteilt, wird man nur enttäuscht.

Auf welches selbst gezogene Pferd sind Sie besonders stolz?

Clear Round and Party – er war das erste Pferd, das hier geboren wurde.

Welche Bedeutung hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping für Sie? Welchen positiven Beitrag leistet der Rolex Grand Slam Ihrer Meinung nach für den Springsport?

Für mich hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping den Sport auf ein neues Niveau gebracht – Springreiten ist jetzt auf Augenhöhe mit allen anderen sportlichen Majors, wie etwa im Tennis oder Golf. Rolex hat die vier besten Veranstaltungsorte der Welt ausgewählt. Sie alle sind sehr traditionsreich und ihre Geschichte benötigt keine Erläuterung. Das Spitzenniveau in diesen Arenen, der Wettbewerb und die Geschichte haben die Aufmerksamkeit sicherlich verdient.

Der CHIO Aachen ist wunderschön, sehr gepflegt und die Liebe zum Detail ist unübertroffen. Auch der CHI Genf hat ein völlig neues Niveau erreicht und überragt damit weltweit jedes andere Hallenturnier. Spruce Meadows ist natürlich kein Katzensprung, aber wenn man nach dem langen Flug dort ankommt, ist es jede Sekunde wert. Das Publikum ist phänomenal und die Veranstalter haben dort die beste Springreitarena in Nordamerika geschaffen. The Dutch Masters sind großartig und blicken ebenfalls auf eine lange Tradition zurück.

Als nächstes Major findet der CHI Genf statt. Mit Prüfungen wie dem Finale der Rolex IJRC Top 10 und dem Grand Prix und seinem Preisgeld bringt er die gesamte Reitsportwelt an einem Ort zusammen. Er ist ohne Zweifel der Höhepunkt der gesamten Hallensaison.

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Ich liebte es, Hugo Simon zu beobachten, der einfach einen unglaublichen Glauben an sich selbst hatte. Ich sah ihm zu, beobachtete ihn beim Aufwärmen und dabei, wie er zu Beginn eines Turniers einritt. Er war der Einzige, der an allen Prüfungen eines Turniers teilnahm, und er versuchte stets, jede Prüfung mit seinen besten Pferden zu gewinnen. Seine Pferde mussten gewinnen und der Glaube an den Sieg, den er seinen Pferden gab, war einfach etwas Einzigartiges. Ich hatte diese Intensität so noch nie erlebt. Einige Reiter wollen zwar die besten Prüfungen bei einem Turnier gewinnen, aber sie konzentrieren sich normalerweise hauptsächlich auf den Grand Prix. Doch Hugo wollte immer gewinnen, vom ersten Tag bis zum letzten Grand Prix. Seine mentale Vorbereitung war erstaunlich und er bereitete seine Pferde optimal auf den Sieg vor. Sie wussten, was sie von ihm als Reiter erwarten konnten, sie waren bereit und sein Glaube an sich und seine Pferde war außergewöhnlich.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Paul Schockemöhle gab mir 1994 diesen Rat, als ich mit einem Siebenjährigen mein erstes Weltcupspringen in Brüssel gewann. Nach meinem Durchgang bot er an, das Pferd zu kaufen. Aber ich war in diesem Alter ziemlich naiv und sagte, es täte mir leid, aber es stehe nicht zum Verkauf. Er sagte, das könne er verstehen, aber ich sollte mich um ihn kümmern, denn er sei ein großartiges Pferd, aber das würde nicht immer so bleiben. Er sagte, es kommt nicht sehr oft vor, dass man ein so gutes Pferd hat und dass sie es nicht für immer bleiben. Das ist der beste Rat, den ich je erhalten habe: Wenn man ein gutes Pferd hat, muss man sich darum kümmern, denn es wird nicht ewig so gut sein.

Wenn Sie einem Neuling im Pferdesport einen Rat geben könnten, wie würde er lauten?

Man sollte sich ausschließlich auf seine Reitkarriere konzentrieren und nicht versuchen, zu viele Dinge auf einmal zu machen. Es ist sehr schwierig, sich in der Branche zu etablieren. Als Reiter muss man vor allem hart arbeiten, gut ausgebildet sein und Einsatz zeigen. Ich würde mir nicht allzu viele Gedanken um die Zucht machen, bis man etwas Erfahrung gesammelt hat. Es braucht viel Zeit und viel Know-how – ich würde mich als junger Reiter nicht an allem versuchen, weil es einfach zu viel ist. Heutzutage braucht man eine ganze Menge, um als Reiter an der Spitze mitzumischen: ein wirklich gutes Team um sich herum, tolle Besitzer, gutes Personal, einen guten Standort und so weiter. Wenn man noch die Zucht hinzunimmt, wird es zu kompliziert – man sollte in seiner Karriere definitiv einen Schritt nach dem anderen angehen.

Kent Farrington (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof) Kent Farrington (Photo: Rolex Grand Slam / Ashley Neuhof)

Ausblick auf den CHI Genf

 

Der CHI Genf ist nach einjähriger Pause zurück und Reitsportfans können sich jetzt Tickets für das beliebte Turnier sichern. Nach der Absage im vergangenen Jahr sollte man sich dieses Event nicht entgehen lassen! Nicht nur feiert der CHI Genf in diesem Jahr seine 60. Ausgabe, zugleich findet dort auch zum 20. Mal das Finale der Rolex IJRC Top 10 statt.

Die Zuschauer können sich erneut auf einige der weltweit besten Reiter-Pferd-Paare freuen, die in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten: ob bei der Vielseitigkeitsprüfung in der Halle, beim Fahren oder beim Springreiten. Ihren Höhepunkt findet die traditionsreiche Veranstaltung dann im Rolex Grand Prix am Sonntag.

Der aktuelle Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping, der Deutsche Daniel Deußer, dürfte den nächsten Sieg fest im Blick haben. Auch Martin Fuchs und Steve Guerdat sind vor ihrem Schweizer Heimpublikum mit dabei und möchten in diesem erstklassigen Wettkampf ihr Können unter Beweis stellen.

Tickets sind hier erhältlich

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