Vom 14.-17. März 2019 werden sich 65.000 Zuschauer in 's-Hertogenbosch zum 52. The Dutch Masters, der größten Reitsportveranstaltung der Niederlande, einfinden. Den Besuchern wird ein reichhaltiges Programm an Wettbewerben geboten, an denen die Elite der nationalen und internationalen Spring- und Dressurreiter teilnimmt. Der Höhepunkt der Veranstaltung wird der Rolex Grand Prix am Sonntagnachmittag sein, bei dem die besten Springreiter der Welt im Rolex Grand Slam of Show Jumping antreten.
Rolex Grand Slam of Show Jumping - Ein Blick auf die Reiter
An dem Turnier in den Brabanthallen in ‘s-Hertogenbosch, der legendären Veranstaltungshalle mit Platz für 14.500 Zuschauer, werden viele der besten internationalen Pferd-Reiter-Paare teilnehmen. Zahlreiche Athleten gehören in diesem Jahr zu den Favoriten um den Sieg im ersten Major dieses Kalenderjahres.
Als großer Favorit für den begehrten Titel gilt Marcus Ehning. Der Deutsche, der mit seinem Pferd Prêt à Tout nicht nur beim CHI Genf, sondern auch beim CHIO Aachen siegte, kann auf ein äußerst erfolgreiches Jahr zurückblicken. Sollte Marcus Ehning auch den Rolex Grand Prix des The Dutch Masters gewinnen, wären das drei Siege bei den letzten vier Rolex Grand Slam Majors. Diese hervorragende Leistung darf uns allerdings nicht vergessen lassen, dass Ehning diesen Monat in den Niederlanden mit einem anderen Pferd an den Start gehen wird. Mit viel Interesse wartet man darauf, zu sehen, welche Leistung dieses neue Paar erzielen wird. Sicher ist, dass Ehning sein Bestes geben wird, um das großzügige Preisgeld für den Gewinner zweier aufeinanderfolgender Majors einzuheimsen.
Die aktuelle Nr. 1 der Weltrangliste der Springreiter und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat strebt den Sieg im ersten Major des Jahres an und bringt dazu mehrere Spitzenpferde mit. Guerdat erreichte 2018 beim CHIO Aachen den fünften und dann beim CHI Genf den zweiten Platz und wird sich um einen Aufstieg bemühen, um das vierte Rolex Grand Slam Major zu gewinnen und der neue Titelanwärter zu werden.
Ein weiterer Reiter, der auch hier wieder seine Top-Form unter Beweis stellen möchte, ist Niels Bruynseels. Der Belgier konnte im letzten Jahr den Rolex Grand Prix des The Dutch Masters für sich entscheiden und möchte seine starke Leistung 2019 bei diesem Major wiederholen. Der 36-jährige ist derzeit die Nr. 15 der Weltrangliste und strebt in diesem Monat einen Platz unter den zehn Besten durch einen Sieg in den Niederlanden an.
Vor heimischer Kulisse gehen die Reiter Harrie Smolders und Jeroen Dubbeldam an den Start. Smolders erzielte 2018 gute Ergebnisse und war eine Zeit lang Erster der Weltrangliste der Springreiter. Auch wenn er derzeit nur den dritten Rang bekleidet, sieht er The Dutch Masters als Gelegenheit, die Spitzenposition zurückzuerobern. Dubbeldam hat als Springreiter bereits enorm viel erreicht und gilt als eine der wahren Legenden dieses Sports. Wer das Major gewinnen wird, steht noch in den Sternen. Sicher ist aber, dass die niederländischen Teilnehmer in den Brabanthallen von ‘s-Hertogenbosch auf die Unterstützung durch ein patriotisches Publikum zählen können, das ihnen beim Kampf um den Sieg in diesem renommierten Major eine wertvolle Hilfe sein wird.
Man kann nicht von den potenziellen Siegern des Rolex Grand Prix sprechen, ohne den legendären Reiter Scott Brash zu erwähnen. Der Schotte konnte als bisher einziger Reiter den namhaften Grand-Slam-Titel gewinnen, da er 2015 in drei Majors hintereinander siegte. Kein anderer Reiter konnte diese Leistung bisher erreichen, so dass der Name Brash zum Synonym für Erfolg in den Rolex Grand Slam Majors geworden ist.
Als junges Nachwuchstalent zählt Bertram Allen zu den Reitern, denen während des diesjährigen Turniers Beachtung geschenkt werden sollte. Der 23-jährige ist der jüngste Rolex-Markenbotschafter; er bekleidet derzeit den Spitzenplatz der FEI Jumping U25-Rangliste und strebt eine Top-Position auf der Haupt-Rangliste an. Der Ire wird mit Sicherheit alles daransetzen, sein erstes Major zu gewinnen.
Blick durchs Schlüsselloch: Ruth Krech, Besitzerin von Prêt à Tout
Ruth Krech und Pret a Tout (Photo: World of Show Jumping / Jenny Abrahamsson)
Wie sieht Ihr persönlicher Hintergrund aus?
Ich bin mit Pferden groß geworden, Pferde waren in meinem Leben immer wichtig. Obwohl ich das Reiten, Turniere und das Leben mit Pferden liebte, habe ich relativ früh damit aufgehört, um mich auf andere Aktivitäten zu konzentrieren. Ich wurde Geschäftsfrau und arbeitete mit meinem Ehemann zusammen, jedoch war und bin ich immer noch Pferdebesitzerin und Züchterin.
Warum haben Sie sich entschieden, Pferdebesitzerin zu werden?
Eigentlich habe ich nie entschieden, „Besitzerin zu werden“. Ich hatte schon immer eigene Pferde, die ich normalerweise auch selbst ritt. Prêt à Tout kam im Alter von sechs Jahren zu mir. Ich begann zwar, ihn selbst zu reiten, aber eigentlich habe ich ihn für meine Tochter gekauft. Ich hatte nie vor, ihn abzugeben. Meine Tochter beschloss jedoch, sich ihrem Studium zu widmen. Glücklicherweise fand ich ein Mädchen, das gleichzeitig mit meinem Pferd heranwuchs. Kaya Lüthi und Prêt à Tout nahmen gemeinsam erfolgreich an zwei Europameisterschaften für Junge Reiter teil, bevor Prêt à Tout 2015 zu Marcus ging.
Wie war Ihr erster Eindruck von Prêt à Tout?
Ich sah ihn in Frankreich, bei Freunden. Er sah mich an und ich verliebte mich sofort in ihn. Er hatte einen sehr ausdrucksstarken Blick, und ich verstand auf Anhieb, dass er ein besonderes Pferd war. Aber damals wusste ich natürlich noch nicht, was für ein tolles Pferd ich gefunden hatte.
Wie würden Sie die Persönlichkeit von Prêt à Tout beschreiben?
Er hat eine ganz unglaubliche Persönlichkeit. Toutou - so lautet sein Spitzname - gibt immer sein Bestes und schätzt eine enge Beziehung zu seinem Reiter. Marcus kann sich voll auf ihn verlassen, und seine Intelligenz macht ihre Partnerschaft so einfach. Er liebt seinen Reiter, seinen Pfleger ‒einfach alle Menschen, mit denen er zu tun hat. Er ist sehr freundlich und verfügt über eine großartige Persönlichkeit ‒ mitunter könnte man denken, das Pferd sei ein Mensch! Dieses Pferd vergisst man nicht, und es vergisst einen auch nicht. Es handelt sich wirklich um ein Pferd, das man nur einmal im Leben trifft! Wir können uns sehr glücklich schätzen, ihn zu haben.
Wie oft sehen Sie Prêt à Tout?
Nicht oft genug, da ich in der Schweiz lebe und er im Stall von Marcus. Wir sehen uns daher hauptsächlich bei Turnieren. Wenn er in den Ruhestand geht, wird er allerdings zurück auf unseren Hof in der Schweiz kommen, wo er auf unserer Weide leben und sich richtig verwöhnen lassen kann, wie ein normales Pferd!
Sind Sie nervös, wenn Sie Marcus und Prêt à Tout bei einem Turnier zusehen?
Ja, natürlich! Ich bin wirklich nervös, das gehört dazu.
Was schätzen Sie an Ihrer Rolle als Pferdebesitzerin am meisten?
Es ist eine tolle Erfahrung. Es macht viel Spaß, Leute zu treffen und einfach allgemein mit so einem wunderbaren Sport zu tun zu haben.
Wie viele Pferde haben Sie?
Zu viele! Im nächsten Monat kommen zwei Fohlen auf die Welt, eines von Comme Il Faut und das andere von Kannan. Ich hoffe, dass alles gut gehen wird. Dann habe ich noch zwei Jungpferde, die hoffentlich eines Tages zu „großen Pferden“ heranwachsen werden. Eines ist von Kannan und das andere von Diamant de Semilly. Sie befinden sich derzeit zur Ausbildung im Stall von Susanne Behring und werden hoffentlich eines Tages von einem Elite-Reiter übernommen. Wer das sein wird, hängt vom Pferd ab, denn meiner Meinung nach ist es äußerst wichtig, dass Pferd und Reiter gut zusammenpassen. Wir werden sehen, was die Zeit bringt, aber es muss auf jeden Fall weiter gehen!
Reiten Sie selbst noch Turniere?
Nein, seit einer Verletzung reite ich selbst nicht mehr viel. Ich habe vor vielen Jahren an relativ hochrangigen Turnieren teilgenommen; allerdings bin ich nach wie vor im Reitsport engagiert. Während meiner langjährigen Arbeit mit Pferden habe ich sehr viel gelernt, und ich lerne immer noch jeden Tag dazu.
Warum ist Springreiten für Sie ein spannender Sport?
Es ist sehr spannend, bei einem Springen zuzuschauen, besonders weil sich das Ergebnis so schnell ändern kann, nur weil das Pferd eine Stange berührt. Für mich ist nicht nur der Springsport spannend, sondern der Reitsport und das Reiten allgemein. Das Spannendste ist es für mich, dass zwischen Pferd und Reiter eine ganz besondere Verbindung zustande kommt, dank derer sie Dinge erreichen können, von denen sie nie zu träumen wagten. Das Pferd lernt jeden Tag von seinem Reiter, genauso wie der Reiter von seinem Pferd lernt.
Wie werden Sie feiern, falls Marcus und Prêt à Tout den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen?
Da würde sicherlich auf beiden Seiten viel gefeiert, aber zuallererst würden wir gemeinsam ein Glas Champagner oder ein Bier trinken!
Wie lange reitet Marcus schon für Sie, und wodurch unterscheidet er sich von anderen Weltklasse-Reitern?
Marcus reitet Prêt à Tout seit Ende 2015. Die beiden bilden seitdem ein unglaubliches Paar. Marcus ist eindeutig ein hochtalentierter Reiter, aber was ich an ihm am meisten bewundere, ist seine Fähigkeit, zu erkennen, was ein Pferd fühlt. Er fordert von einem Pferd nie etwas, zu dem es noch nicht bereit ist, und er ist in der Lage, sein Reiten auf die Tagesform eines Pferdes auszurichten. Manchmal wird von Pferden zu viel verlangt, und das kann ihr Vertrauen beeinträchtigen. Marcus kennt dagegen ihre Grenzen und ist in der Lage, aus jedem Pferd das Beste herauszuholen. Er behandelt alle Pferde freundlich und höflich und es herrscht gegenseitiger Respekt. Marcus ist ein echter Pferdemensch!
Interview über den Rolex Grand Slam of Show Jumping mit Kim Emmen
Wie sieht Ihr persönlicher Hintergrund aus, wie sind Sie zum Springreiten gekommen?
Ich wurde am 21. März 1995 in Raamsdonk in den Niederlanden geboren, wo ich auch aufgewachsen bin. Meine Mutter war schon immer im Dressursport aktiv, wohingegen mein Vater nichts mit Pferden zu tun hat. Ich habe mit dem Springreiten angefangen, weil meine Mutter beim Dressurreiten immer besser war als ich. Beim Springen konnte sie mir wenigsten nicht mehr sagen, was ich tun sollte. Da ich mit Pferden groß geworden bin, habe ich schon sehr jung mit dem Reiten angefangen. Mit vier Jahren hatte ich bereits ein eigenes Pony.
Welche sind Ihre größten Herausforderungen?
Wettkämpfe sind grundsätzlich schwierig, weil man immer sein Bestes geben möchte, was leider nicht immer gelingt. Das kann manchmal schwer zu verkraften sein, aber ich bin davon überzeugt, dass man sich immer bemühen muss, sein Bestes zu geben und weiterzumachen, wenn man weit kommen will. Man muss ständig versuchen, sich zu verbessern.
Wer hat Sie in Ihrer Karriere am stärksten beeinflusst und warum?
Am stärksten werde in in meiner Karriere von meinem eigenen Charakter beeinflusst, weil ich nie aufgebe, egal wie schwer es manchmal ist. Mit 17 Jahren begann ich, in einem Reitstall zu arbeiten. Ich ging nur einen Tag pro Woche zur Schule, die anderen sechs Tage ritt ich. Ich verbrachte drei Jahre nur damit, Pferde zu reiten und zu trainieren. Dann wechselte ich in den Stall von Niels Bruynseels, wo ich viel lernte. Da ich dort aber leider nicht an vielen Turnieren teilnehmen konnte, entsprach diese Stelle nicht unbedingt meinen Vorstellungen.
Letztendlich bekam ich Gelegenheit, bei The Margaretha Hoeve zu arbeiten, wo ich jetzt seit dreieinhalb Jahren bin. Meine Mutter beeinflusste meine Karriere, da sie sich ausschließlich für Dressur interessierte, was mich dazu brachte, mich dem Springen zuzuwenden. Eric Berkhof habe ich auch viel zu verdanken; er hat mir unglaubliche Chancen geboten und mich immer unterstützt.
Gab es in Ihrer Karriere einen Augenblick, in dem Sie Angst hatten? Wie haben Sie diese überwunden?
Nicht wirklich. Ich bin eine entschlossene Reiterin, was mir meiner Meinung nach hilft, im Wettkampf mein Bestes zu geben. Ich bin beim Reiten nie nervös. Gespräche und Interviews sind für mich größerer Stress, als einen Parcours zu reiten! Auf dem Reitplatz bin ich zu Hause und fühle mich wohl.
Was motiviert Sie, weiter zu machen?
Meine Motivation besteht darin, immer besser zu werden. Gute Ergebnisse ermutigen mich, mir noch mehr Mühe zu geben und weiter zu machen.
Mit welchen Pferden kommen Sie voraussichtlich zu The Dutch Masters?
Ich habe mehrere Pferde eingeplant: Delvaux, ein elfjähriger KWPN-Hengst, und wahrscheinlich Teavanta II C Z, eine 14-jährige Zangersheider Stute, die zuvor von Ruben Romp und David Will geritten wurde. Dann bringe ich noch ein junges Pferd mit, das erst zehn Jahre alt ist und noch Erfahrung sammeln muss.
Worauf freuen Sie sich bei The Dutch Masters am meisten?
The Dutch Masters findet ganz in der Nähe von meinem Geburtsort statt, deshalb ist es für mich ein besonderes Turnier. Ich hoffe, dass ich ein paar gute Leistungen zeigen und noch bessere Ergebnisse erzielen kann.
Wen sehen Sie im Rolex Grand Prix als Ihre größten Konkurrenten und wer könnte Ihrer Meinung nach gewinnen?
In dieser Klasse sind alle Teilnehmer für mich große Konkurrenten, denn ganz ehrlich kann jeder gewinnen. Ich denke, dass es schwierig wird. Natürlich gibt es Favoriten unter den Reitern. Ich habe gerade die Liste der Reiter gesehen. Niels Bruynseels, Harrie Smolders und Marcus Ehning sind eindeutig Favoriten für den Sieg – Marcus, weil er den Rolex Grand Prix in Genf gewonnen hat.
Was denken Sie über den Rolex Grand Slam of Show Jumping?
Es ist das erste Mal, dass ich an einem Major des Rolex Grand Slam der of Show Jumping teilnehme. Ich war letztes Jahr schon bei diesem Turnier, bin aber nicht im Rolex Grand Prix angetreten, so dass ich mich dieses Jahr besonders darauf freue. Für mich handelt es sich um einen tollen Wettkampf, der vier der größten und schönsten Springturniere umfasst: The Dutch Masters, den CHIO Aachen, das CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ und den CHI Genf. Sie sind wirklich spannend anzusehen, besonders da der Rolex Grand Prix immer noch etwas anspruchsvoller gebaut ist als die anderen Springprüfungen der Turniere, aber auch weil der Wettbewerbsdruck hier besonders stark ist und die Reiter an ihre Grenzen treibt.
Welche Hoffnungen und Träume haben Sie für Ihre Zukunft?
Ich habe letzte Woche an meinem ersten Turnier in diesem Jahr teilgenommen. Obwohl die Ergebnisse nicht so toll waren, war es wirklich eine gute Erfahrung. Ich hoffe daher auf eine gute Saison in diesem Jahr und wünsche mir, an einigen Nationenpreis-Turnieren teilzunehmen.