Mittendrin im The Dutch Masters: Sonntag 13. Marz

(Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink) (Photo: The Dutch Masters / Remco Veurink)

Der Traum vom Rolex Grand Slam wurde für Daniel Deußer am letzten Tag der The Dutch Masters lebendig: Der Deutsche gewann nach dem CHIO Aachen 2021 den prestigeträchtigen Rolex Grand Prix in den Niederlanden und sicherte sich damit den Bonus für den Sieg einer zweiten Etappe innerhalb seines Grand Slam-Zyklus.

Auf dem von Louis Konickx designten Parcours konnte ein hochkarätiges Feld von zwölf Pferd-Reiter-Paaren im ersten Umlauf fehlerfrei bleiben und sich einen Platz im Stechen über neun Hindernisse sichern. Sehr zur Freude der Zuschauer in den ausverkauften Brabanthallen trat auch ein starkes Aufgebot von vier niederländischen Reitern in der zweiten Runde an, um sich den möglichen Heimsieg zu sichern.

Jubel schallte durch die Halle, als Harrie Smolders auf Monaco als Erster den Stechparcours fehlerfrei und in einer beeindruckenden Zeit von 38,03 Sekunden absolvierte. Damit sicherte sich der Niederländer früh die Pole-Position und erhöhte gleich zu Beginn den Druck auf seine Konkurrenten. Jack Ansems folgte seinem Beispiel, reichte aber nicht an die Spitzenzeit heran und landete nach der ersten Hälfte auf dem zweiten Platz. Smolders musste sich bis zum Schluss gedulden, denn ihm folgten weitere zehn talentierte Reiterpaare – darunter auch Daniel Deußer auf Scuderia 1918 Tobago Z, der sich zuletzt in Topform präsentiert hatte. Scheinbar mühelos schaffte es dieses beeindruckende Duo, die Zeit von Smolders um 0,13 Sekunden zu unterbieten und sich an die Spitze zu setzen. Die Zeit erwies sich bis zuletzt als unschlagbar, trotz der Bemühungen des Deutschen Marcus Ehning und des Briten Scott Brash, die zwar schneller waren, aber beide vier Fehlerpunkte am letzten Hindernis hinnehmen mussten.

Daniel Deußer, herzlichen Glückwunsch! Sie sahen beim Abreiten sehr zuversichtlich aus. Hat der Parcours Ihnen und Scuderia 1918 Tobago Z gelegen?

Ja, ich war zuversichtlich, denn Scuderia 1918 Tobago Z war in den vergangenen Wochen in einer sehr guter Form. Aber natürlich kommt es auf den Tag selbst an. Er ist im ersten Umlauf sehr gut gesprungen und fühlte sich wirklich gut an. Aber wir hatten viele Konkurrenten im Stechen, was es immer schwieriger macht und für ein bisschen mehr Druck sorgt. Ich habe also überlegt, für welche Taktik ich mich entscheiden sollte. Ich wusste, auch wenn ich das Stechen perfekt reite, kommen nach mir noch viele gute Reiter, die mich vielleicht noch schlagen könnten. Ich hatte das große Glück, dass die, die schneller waren, beim letzten Hindernis nicht fehlerfrei geblieben sind und ich bin überglücklich über dieses Ergebnis.

Haben Sie Ihre Taktik geändert, als Sie die hervorragende Zeit von Harrie Smolders gesehen haben?

Nein, daran habe ich beim Einreiten gar nicht gedacht. Ich war vorher den Parcours für das Stechen abgegangen und hatte mir meine Linie genau überlegt. Es lief alles nach Plan und genau so, wie ich es wollte und es ist ein gutes Gefühl, wenn alles klappt!

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Crossed-interivew mit:

Angelica Augustsson Zanotelli & Marlon Modolo Zanotelli

Wie fühlt es sich an, hier beim ersten Rolex Grand Slam Major des Jahres mit dabei zu sein?

Angelica: Es ist fantastisch, hier zu sein, es ist sehr aufregend. Für mich ist es das erste Mal, dass ich hier bin und die Tatsache, dass wir zusammen hier sein können, ist etwas ganz Besonderes. Es wird bestimmt ein tolles Wochenende – hoffe ich!

Marlon: Ich freue mich schon sehr darauf, letztes Jahr hatte ich hier ein tolles Turnier. Mein Pferd ist sehr gut drauf. Ich hoffe also, dass ich gut abschneiden werde. Es ist sehr schön, zusammen hier zu sein, aber was es noch spezieller und aufregender macht, sind die zwei Gewinnchancen, die wir haben!

Wie sehen Ihre Träume und Ziele für 2022 aus?

Angelica: Ich habe ein sehr aufregendes Jahr vor mir. Ich habe ein paar Chancen, die ich vorher nicht hatte, wie zum Beispiel dieses Wochenende. Hier bei einem Major des Rolex Grand Slam anzutreten, ist etwas komplett Neues für mich. Außerdem habe ich mich zum ersten Mal für das World Cup™-Finale qualifiziert, worauf ich mich schon sehr freue.

Marlon: Ich freue mich immer sehr auf die Rolex Grand Slam-Turniere. Natürlich möchte ich unbedingt eines der Majors gewinnen, das ist ein ganz großes Ziel für mich. Letztes Jahr war ich sehr nah dran und es ist definitiv einer meiner Träume als Reiter, mindestens einen, aber hoffentlich mehrere, hoffentlich drei hintereinander zu gewinnen! Dieses Jahr haben wir die World Equestrian Games™, worauf wir uns freuen können. Eine große Meisterschaft zu gewinnen, war schon immer ein reiterliches Ziel von mir. Also ja, auf jeden Fall liegt ein aufregendes Jahr vor uns – so hoffen wir!

Marlon – Sie haben in letzter Zeit einige fantastische Ergebnisse erzielt. Was hat zu Ihren jüngsten Erfolgen beigetragen?

Marlon: Meinen Erfolg verdanke ich definitiv meinem ganzen Team. Die Besitzer, mit denen ich zusammenarbeite, sind sehr hilfsbereit, unser ganzes Team zu Hause ist großartig. Ich war zwei Wochen lang auf Turnieren unterwegs, aber wir haben einige super Reiter und Pfleger zu Hause, die sich um die Pferde gekümmert haben. Angelica hat Grand Slam VDL für mich geritten, um ihn auf dieses Turnier vorzubereiten. Das ist also der Hauptgrund für meinen Erfolg – es sind die Menschen, die ich um mich habe und ich bin sehr dankbar, dass ein so starkes Team hinter mir steht.

Welche Pferde haben Sie dieses Wochenende dabei?

Marlon: Ich habe Grand Slam VDL dabei, der tatsächlich den perfekten Namen für dieses Turnier hat! Er ist jetzt 11 Jahre alt und hat sich im letzten Jahr sehr gut entwickelt. Letztes Jahr sprang er in der Samstagabend-Prüfung hier sehr gut, blieb zweimal fehlerfrei und belegte den 4. Platz. Ich habe sehr hohe Erwartungen an ihn in diesem Jahr. Er hat viel Erfahrung und ist im Moment wirklich gut drauf – wir hoffen also, dass es am Sonntag beim Rolex Grand Prix gut für uns laufen wird.

Angelica: Ich habe zwei Pferde mitgebracht, ein 12-jähriges namens Kalinka van de Nachtegaele, eine wunderbare Stute, die schon viel Erfahrung gesammelt und gute Ergebnisse erzielt hat. Sie ist mein Hauptpferd für dieses Jahr. Mein zweites Pferd ist eine 9-jährige Stute namens Danna RJ. Sie ist für diese Klasse vielleicht noch etwas unerfahren, was hauptsächlich an der Corona-Pandemie liegt. Sie konnte nicht so viel Erfahrung sammeln, wie wir gehofft haben. Aber sie hat viel Potential und ich bin schon sehr gespannt, wie sie sich hier schlagen wird.

Werden Sie manchmal gegenseitig zu Rivalen?

Marlon: Ich bin sehr ehrgeizig, nicht nur wenn es um Pferde geht, sondern auch wenn wir Karten oder andere Spiele spielen – ich will immer gewinnen! Ich versuche immer, Angelica so stark zu pushen wie es geht ...

Angelica: Ich lasse ihn immer gewinnen!

Marlon: Angelica ist auch im Parcours sehr ehrgeizig und wenn es drauf ankommt, erfüllt sie immer die Erwartungen und macht es irgendwie möglich. Ich glaube, wir sind beide sehr ehrgeizig, aber wir unterstützen uns immer gegenseitig und versuchen, den anderen besser zu machen.

Wie entscheiden Sie, wer welches Pferd reitet?

Marlon: Ich würde sagen, die Pferde suchen sich uns aus und nicht wir uns die Pferde, die uns gefallen würden. Wir versuchen herauszufinden, wer am besten zu den Pferden passt und schauen, wie es läuft. Manchmal wechseln wir auch im Laufe der Saison die Pferde, je nachdem, wo wir auf Turniere gehen.

Streiten Sie sich denn manchmal wegen der Pferde?

Angelica: Nein …

Marlon: Ja, natürlich … [lacht]. Als Angelica schwanger war, musste ich ihre Pferde reiten und sie war die schwierigste Besitzerin, mit der ich jemals zu tun hatte …

Teilen Sie Ihre Trainingspläne miteinander?

Marlon: Ja, das tun wir und das ist auch definitiv einer der Gründe, warum ich mich reiterlich so sehr verbessert habe. In den letzten fünf Jahren war Angelica für mich da und hat mir auf meinem Weg sehr geholfen. Wir haben im Leben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sie [Angelica] war zum Beispiel viele Jahre in Deutschland. Ich glaube, wir helfen uns wirklich und verbessern uns dadurch gegenseitig. Ich glaube, das ist es, was uns so stark macht.

Angelica: Wir haben wirklich Glück, dass wir das alles gemeinsam machen können. Wir trainieren jeden Tag zusammen, springen zusammen, tauschen Ideen aus – wir sind ein richtig gutes Team. Das ist eine Situation, die sich viele Reiter wünschen und wir können uns glücklich schätzen, in dieser Lage zu sein.

Was würden Sie sagen, sind die größten Stärken des jeweils anderen?

Angelica: Ich könnte bei Marlon viele Stärken nennen. Er ist extrem talentiert und hat ein unglaubliches Gefühl und Verständnis für ein Pferd, wenn er reitet. Er hat eine erstaunliche Fähigkeit, das Pferd dazu zu bringen, mit ihm zusammenzuarbeiten und schafft es, eine ganz besondere Harmonie mit den Pferden herzustellen. Er ist auch sehr ehrgeizig. Es ist ganz egal, auf welches Pferd er steigt, er will immer gewinnen und schafft das auch meistens. Es ist so wichtig, die Pferde zu verstehen und zu wissen, wie man mit ihnen arbeitet und Marlon hat eine ganz besondere Gabe, das so gut zu können.

Marlon: Angelica hat auch eine große Begabung, Pferde zu verstehen. Sie ist sehr geduldig und hört dem Pferd zu, was manchmal wirklich sehr schwierig ist. Man kann sehen, wie sehr sich ihre Pferde verbessern, wenn sie mit ihnen zu arbeiten beginnt. Sie nimmt sich sehr viel Zeit für die Pferde und ist sowohl in der Dressurarbeit als auch im Springen sehr gut und weiß, wie man die Pferde zu Hause ausbildet. Sie ist eine begnadete Reiterin und da ich so viel mit ihr zusammen bin, lerne ich wirklich viel von ihr.

(Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder) (Photo: Rolex Grand Slam / Peggy Schröder)

Meet the Next Gen mit:

Jack Ryan

Sie haben dieses Jahr einen großartigen Start hingelegt. Wie sehen Ihre Hoffnungen und Ziele für 2022 aus?

Ich würde das Jahr gerne genauso fortsetzen, wie es angefangen hat! Hoffentlich kann ich noch an ein paar weiteren Nations Cup™-Turnieren und Majors des Rolex Grand Slam teilnehmen.

Welche Pferde haben Sie dieses Wochenende dabei?

Ich habe nur BBS McGregor dabei. Er ist tatsächlich im Moment mein einziges Pferd, also hoffe ich, dass er dieses Wochenende gute Leistungen bringen wird.

Wie ist er so? Können Sie uns etwas über seine Persönlichkeit erzählen?

Er hat eine tolle Persönlichkeit. Manchmal kann er ein bisschen aufdringlich sein, weil er einem ständig gegen den Arm stupst, aber er ist ein sehr freundliches Pferd und es ist schön, ihn auf dem Hof zu haben.

Was ist es für ein Gefühl, hier beim The Dutch Masters zu sein?

Ein ganz fantastisches Gefühl! Ich möchte gerne der Rolex Young Riders Academy und jedem danken, der mir dabei geholfen hat, hier teilnehmen zu können. Alle in der Rolex Young Riders Academy haben mir so sehr geholfen. Frank Kemperman, Eleonora Ottaviani, Emile Hendrix und das gesamte Team – sie alle waren einfach unglaublich!

Wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am meisten inspiriert?

Marcus Ehning – er ist einer der besten Reiter der Welt und es ist so faszinierend, ihm zuzusehen. Bei seinem Grand-Prix-Sieg in Doha letzte Woche ließ er seinen Ritt so aussehen wie eine Trainingsrunde – er ist einfach unglaublich.

Wie sieht ein typischer Tag zu Hause für Sie aus?

Ich bin kürzlich in den Stall von Jos Lansink umgezogen, um dort zu trainieren. Die Gelegenheit kam durch die Rolex Young Riders Academy zustande. Normalerweise beginne ich morgens um 7:30 Uhr und trainiere mit BBS McGregor. Den restlichen Tag über reite ich dann Jos‘ Pferde. Ich bin erst seit einer Woche dort, aber ich reite so viele verschiedene Pferde und es ist toll und wirklich schön, das ganze Team kennenzulernen.

Von welchen Reitern haben Sie am meisten gelernt?

Ich war zwei Jahre lang bei Shane Breen und habe sehr viel von ihm gelernt. Ich durfte ein paar ganz großartige Pferde reiten und an einigen fantastischen Turnieren teilnehmen. Tatsächlich bin ich durch seine Hilfe in die Rolex Young Riders Academy gelangt – ich habe ihm wirklich viel zu verdanken. Und jetzt bin ich erst seit einer Woche auf dem Hof von Jos und habe schon in dieser kurzen Zeit so viel gelernt. Es ist eine sehr aufregende Gelegenheit.

Wie stark konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Follower in den sozialen Medien auszubauen?

Ich bin nicht besonders gut mit den sozialen Medien – ich muss da noch ein bisschen besser werden, weil das in unserem Sport wichtig ist!

Wie bringen Sie Ihre Arbeit und ihr Privatleben miteinander in Einklang?

Die Pferde haben für mich oberste Priorität – sie kommen an erster Stelle. Aber ich gehe ab und zu auch sehr gerne auswärts essen.